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odile

Bewertungen

Insgesamt 41 Bewertungen
Bewertung vom 15.02.2025
Nacht der Ruinen
Rademacher, Cay

Nacht der Ruinen


ausgezeichnet

Wer frei von Schuld ist ...

März 1945. Köln ist eine geteilte Stadt. Der Rhein bildet die Front, nachdem alle Brücken gesprengt wurden. Während die US Army ihren Teil der Stadt besetzt, geht jenseits des Flusses der Krieg unverändert weiter. Lieutenant Joe Salmon wird nach Köln abkommandiert, wo er vor 24 Jahren als Joseph Salomon geboren wurde. Colonel Patterson erteilt ihm einen Geheimauftrag. Joe soll herausfinden, wer den vor einer Woche mit einem Fallschirm abgesprungenen Bomberpiloten Rohrer ermordet hat. Ein nahezu aussichtsloses und gefährliches Unterfangen. Doch der Lieutenant folgt insgeheim seiner eigenen Agenda.

Cay Rademacher hat neben seiner erfolgreichen Provence-Reihe mit Capitaine Roger Blanc als Ermittler, bereits mehrere historische Kriminalromane geschrieben. Nach Méjean, Hamburg und dem Ozeanliner Champollion ist dieses Mal Köln der Schauplatz der Ermittlungen.

Wie viele andere junge Emigranten aus Deutschland und Österreich (insgesamt ca. 9000), hat Lieutenant Salmon eine Spezialausbildung in Camp Ritchie, Maryland, absolviert, die ihn auf den Einsatz in Europa vorbereitet hat. Wir begleiten Joe, der meist mit dem englischen Kriegsreporter Eric Arthur Blair, später berühmt als George Orwell, unterwegs ist und sehen die zerstörte Stadt durch seine Augen.Obwohl er wütend auf die „Jerrys“ ist, die das Vermögen seines Vaters gestohlen und so viel Leid über ihn und die Seinen gebracht haben, kann er sich dem herrschenden Elend nicht ganz entziehen. Von Köln und seiner Bevölkerung ist nur wenig übrig. Zweieinhalb Wochen wird seine Suche dauern, die ihn nachhaltig verändern wird.

Cay Rademacher schreibt flüssig und bildhaft. Er lässt vor den Augen seiner Leser das zerstörte Köln wieder erstehen. Die düstere bedrückende Atmosphäre, die der damaligen Zeit angepasste Sprache und die Beobachtungen des Lieutenants schaffen ein Ambiente, das fesselt. Die umfangreiche Recherchearbeit des Autors ist in jedem Kapitel spürbar. Auftritte bekannter Zeitgenossen wie Hans Habe, ebenso ein „Ritchie Boy“ wie Joe Salmon, Konrad Adenauer, der vor und nach dem Tausendjährigen Reich, Kölns Oberbürgermeister war oder die Schriftstellerin Irmgard Keun, lassen den Roman noch authentischer wirken. Eine besondere Rolle kommt George Orwell zu, der, obwohl seit dem Spanischen Bürgerkrieg gesundheitlich schwer angeschlagen, seine Tätigkeit als Kriegsreporter nicht aufgeben will. „Kriege sind eine Aneinanderreihung schäbiger Kompromisse“ resümiert er seine Beobachtungen.

Rademachers Charaktere sind glaubwürdig und spannend. Ob Joe, der zwischen Vergangenheit und Gegenwart gefangen, erfahren muss, dass nicht alles entweder Schwarz oder Weiß ist, Hilda, die kühle Schönheit, schwer durchschaubar nicht nur für Joe, Jakub, der vielseitig begabt, einmal zu oft auf seine „Chuzpe“ vertraut hat oder Irmgard Keun, eine unangepasste Überlebenskünstlerin, die scheinbar allen Widrigkeiten trotzt.

Das Erzähltempo ist eher gemächlich, die Spannung baut sich allmählich auf, aber gegen Ende des Romans, mochte ich nicht mehr mit dem Lesen aufhören.

Ich habe diesen Roman gern gelesen.Er hat mir diese Zeit näher gebracht, vor allem das Leben der Zivilbevölkerung, das mich besonders interessiert hat. Ihre Hoffnungen, Erfahrungen, Ängste, ihre pragmatischen Lösungen (Treibstoffbeschaffung), der alles bezwingende Überlebenswille.

Einiges war mir neu, wie die Ritchie Boys oder der Tunnel unter dem Rhein. Ich durfte den Fotografen Hermann Claasen kennenlernen und habe, neben anderen, auch sein historisches Foto der Madonna von St. Kolumba gefunden, die eine Rolle im Roman spielt.

Historische Ereignisse, raffiniert in eine fiktive spannende Ermittlung verpackt, dieses Konzept ist Cay Rademacher mit diesem Roman vortrefflich gelungen. Einmal mehr fand ich meine Meinung bestätigt, dass gut recherchierte Romane über die Kriegszeiten, zur besten Friedenspropaganda gehören.

Meine Leseempfehlung geht an alle, im Besonderen an die, die sich für Geschichte interessieren.

Bewertung vom 12.02.2025
Ostsee, Klönschnack und ein Mord (eBook, ePUB)
Schneider, Inga

Ostsee, Klönschnack und ein Mord (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mit einer Petuhtante auf Mördersuche

Anni Gade ist eine sympathische, etwas verpeilte junge Frau, die noch nicht richtig weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Inzwischen hält sie sich mit Stadtführungen über Wasser. Während sie einer Gruppe Touristen Flensburgs Sehenswürdigkeiten zeigt, beobachtet sie zufällig einen heftigen Streit zwischen zwei angesehenen Unternehmern der Stadt. Am nächsten Tag sind beide Streithähne spurlos verschwunden. Wurden sie gekidnappt?

"Ostsee, Klönschnack und ein Mord - Anni Gade und die Fördemorde" ist der Auftakt einer neuen Cosy Crime-Reihe von Inga Schneider, die an der Flensburger Förde spielt. Es ist mein erstes Buch der Autorin.

Das farbenfrohe Cover und der Handlungsort Flensburg haben meine Aufmerksamkeit geweckt. Dass ich eine „Süßwassermakrele“ bin, hat sich schnell gezeigt. Den Begriff "Petuhtanten" musste ich gleich nachschlagen, obwohl ich zunächst von einem Druckfehler ausging - ist aber keiner. Insgesamt kam ich aber gut zurecht und habe das norddeutsche Flair sehr genossen. Ein bisschen fühlte es sich wie Urlaub an, mit Anni durch Flensburg zu flanieren. Über die Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten dieser Stadt wurde ich gut informiert.

Die Hauptcharaktere haben mich überzeugt. Anni war mir auf Anhieb sympathisch. Ihre Grübeleien und Selbstgespräche konnte ich gut nachvollziehen. Die junge Frau ist klug, neugierig und unternehmungslustig. Schade, dass ihre Akademikereltern das anders sehen, ihrer Jüngsten das abgebrochene Studium nachtragen und der Vater die perfekte ältere Tochter eindeutig vorzieht. Es spricht für Anni, dass sie trotzdem tapfer zum wöchentlichen Familienessen geht. Kommissar Jan Christiansen ist ganz anders gestrickt. Er wirkt anfangs ziemlich arrogant und überheblich, wie er den Provinzlern zeigen will, was ein Kommissar aus der Großstadt Hamburg ihnen alles voraus hat. Teilweise hat das wohl familiäre Gründe, weil er seine Scheidung noch nicht verdaut hat und um seine Tochter öfters sehen zu können, ins ungeliebte Flensburg ziehen musste. Auch Tipps zu bekommen, verträgt er schlecht, selbst wenn seine Ermittlungen davon profitieren. Gegen Ende des Krimis hatte ich aber den Eindruck, dass er doch lernfähig ist. Die anderen Charaktere bleiben noch etwas blass, aber das ist für einen Auftaktband nachvollziehbar. Ob Annis lebhafte Freundin Nele, Jans gemütlicher Kollege Boysen oder Mutter Gade, die das Familienessen für Kochexperimente nutzt, sie alle haben Potenzial. Inga Schneider schreibt klar und bildhaft und schafft eine glaubhafte Atmosphäre. Wie für Cosy Crime üblich ist das Erzähltempo gemächlich und der Kriminalfall nicht zu gruselig.

"Ostsee, Klönschnack und ein Mord - Anni Gade und die Fördemorde" war kurzweilig zu lesen und hat mich gut unterhalten. Ich freue mich schon auf Band zwei. Weil mir ein klein wenig die Verwicklungen fehlten, vergebe ich 4,5 von 5 Sternen.

Eine Leseempfehlung geht an alle, die Cosy Crime mit Lokalkolorit schätzen.

Bewertung vom 10.02.2025
Berauscht der Sinne beraubt
Kirakosian, Racha

Berauscht der Sinne beraubt


sehr gut

Ekstase: Rausch oder Bewusstseinserweiterung?

Das psychedelisch anmutende Cover erregte zunächst meine Aufmerksamkeit. Mit dem Klappentext und der Leseprobe hatte sie mich dann endgültig am Haken. Sie, das ist Racha Kirakosian, Professorin für Mediävistik an der Alberts-Ludwig-Universität in Freiburg. Ihr Buch. „Berauscht der Sinne beraubt“ bietet einen Überblick über die Geschichte der Ekstase von der Antike bis heute.

In der Einleitung, erläutert die Autorin ihren Hintergrund, die Annäherung ans Thema und die zugrunde liegende Methodik. Diese werden auch mittels der Einschübe, „Diskursiv“ und „Exkursiv“ im Text hervorgehoben.

Das Buch ist in fünf Kapitel eingeteilt, die sich jeweils mit einer Erscheinungsform der Ekstase befassen. Die Annäherung an das Phänomen erfolgt aus verschiedenen Richtungen.

Kapitel eins – Über den Wolken – Visionen und Flow

befasst sich mit der Assoziation dieser Begriffe mit Ekstase.
Die Autorin erläutert, dass in der Spätantike dem sinnentrückten Zustand ein besonderes Potenzial zur Gotteskommunikation attestiert wurde. In diesem Zusammenhang untersucht sie die visionäre Sicht einer Hildegard von Bingen ebenso, wie das Bekehrungserlebnis von Paulus, das Orakel von Delphi und modernes leistungsförderndes Flow-Coaching. Die Wirkung bewusstseinserweiternder Substanzen als Auslöser ekstatischer Zustände wie Ergotamin oder Ayahuasca werden in diesem Kapitel ebenfalls beleuchtet.

Kapitel zwei – Der Moment des Aufpralls. Freude im Schmerz

widmet sich der Ekstase infolge von Schmerzen. Im religiös spirituellen Rahmen dient Christina von Hanes Ekstase infolge eines dreistufigen Leidenskonzeptes, das u.a. Selbstverletzung und strenge Askese beinhaltet als Beispiel. Auch Elsbeth von Oye, Heinrich von Suse und andere propagieren ein ähnliches Konzept. Die Verbindung von Schmerz und Ekstase beschränkt sich aber nicht auf den christlichen Rahmen, wie der Sufismus, der in der islamischen Tradition wurzelt, beweist. Nicht religiöse Vertreter der Leidensekstase werden mit den Beispielen de Sade, Sacher-Masoch und der modernen BDSM-Szene belegt.

Kapitel 3 – Hinab ins Erdreich. Frauen und Ekstase

Das ekstasesüchtige Weib, von der Gefahr ausgeht, steht hier im Mittelpunkt. Frauen, die in Zusammenhang mit Ekstase gebracht wurden, befanden sich lange Zeit in Gefahr. Wie die Autorin einräumt, berührt das Thema Hexerei die Geschichte der Ekstase zwar nur peripher. Trotzdem hängt beides zusammen. Dies wird durch einen Abriss der Geschichte der Hexenverfolgung ausgehend vom Deutschland der Frühen Neuzeit, über Salem 1692/93 bis hin zu heutigen Staaten wie Ghana oder Sambia, verdeutlicht.
Die zeitgenössische Bewertung religiöser Stigmata wie die der Anna Katharina Emmerick, einer ekstatischen Mystikerin, Meister Eckharts Sicht der Ekstase und eine kurze Geschichte der Hysterie komplettieren dieses Kapitel.

Kapitel 4 – Vom Aufsteigen. Der Tanz in die Lüfte.

Eine Unterscheidung wischen säkularer und religiöser Tanzekstase ist laut der Autorin nicht möglich. Sowohl im Sufismus wie beim marokkanischen Gnawa-Kult wird entrückte Ekstase durch rituellen Tanz erreicht. Von christlichen Gemeinschaften wird Ähnliches berichtet. So beschrieben 1827 Menschen, die zum Methodismus konvertierten, ihr Bekehrungserlebnis als religiöse Ekstase. Säkulare Beispiele von Tanz und Ekstase sind z. B. die apulische Tarantella oder Tanz-Events der Techno-Szene.

Kapitel 5 – Aufgehen im Ganzen. Einheitserfahrungen in der Masse

Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit Ekstase in der Masse, z. B. als gemeinsames euphorisches Erlebnis eines Sportereignisses. Ekstase und Gewalt in Gestalt des ekstatischen Soldaten, bspw. Kamikaze-Fliegern.
Ekstase als Massenphänomen von der Boston Tea Party 1773 bis hin zu Goebbels von der Masse umjubelten Aufruf zum totalen Krieg am 18.2.1943. Ekstase als wesentliches Merkmal des Massenwahns. Als Mittel zur Kontrolle oder als Werkzeug der Macht durch Manipulation.

Der Epilog über die Ambivalenz der Ekstase, die teilweise kommentierten Anmerkungen im Anhang (stolze 65 Seiten) und ein Personenregister runden das Sachbuch ab,

Racha Kirakosian hat ein beeindruckendes Werk zum Thema Ekstase geschrieben. Trotz der vielen Informationen und Beispiele kann ich jetzt ihre Aussage besser verstehen, dass das Phänomen schwer zu fassen ist. Für meinen Geschmack liegt der Fokus etwas zu stark auf der religiösen Ekstase, was die Erwähnung der christlichen Mystikerin Christina von Hane in vier von fünf Kapiteln belegt.Ich habe viel gelernt und meine Neugier nicht bereut, obwohl sich das Buch zu Beginn etwas spröde liest. Wer sich für die Geschichte der Ekstase interessiert, trifft mit diesem Sachbuch eine gute Wahl.

Bewertung vom 06.02.2025
Vino, Mord und Bella Italia! Folge 6: Der süße Klang von Rache (eBook, ePUB)
Homma, Christian; Frank, Elisabeth

Vino, Mord und Bella Italia! Folge 6: Der süße Klang von Rache (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mord und Dolce Vita

Anna genießt mit Loris, Tameo und Hündchen Peppo einen schönen Tag am Meer. Die Musik eines Strandsängers, der dort fehl am Platz zu sein scheint, fasziniert sie. Als Anna den Musiker später im Promenadencafé wieder trifft, lädt sie ihn spontan zu einem Auftritt im Restaurant ihrer Freundin Giovanna ein. Sie ahnt freilich nicht, wen sie einlädt und was da auf Fontenaia zukommt ...

„Der süße Klang von Rache“ ist bereits der sechste Teil der Reihe „Vino, Mord und Bella Italia!“ von Christian Homma und Elisabeth Frank. Auch Neueinsteiger können problemlos mit diesem Band starten. Ich habe es seinerzeit so gemacht und nicht bereut.

Der Musiker entpuppt sich als Mauro Moschella, ein vor Jahren sehr populärer Sänger in Italien. Das Konzert wird ein voller Erfolg und Giovannas Restaurant besuchen so viele Gäste wie schon lange nicht mehr. Leider kommt es nach dem musikalischen Event zu einem schweren Unfall mit Todesfolge. War es Mord?

Zahlreiche Verdächtige, überraschende Wendungen und ein motiviertes Ermittlerteam sorgen für Spannung. Sogar den gefürchteten Bürgermeister Fontenaias Massimo Franco kann Commissario Vico mit einem strategischen Kniff für die Ermittlung einspannen. Trotz gemächlichen Tempos und Dolce Vita ist die Tätersuche spannend, denn die Autoren haben sich ein paar clevere Finten ausgedacht.

Mir gefällt die klare, bildhafte Sprache des Autorenteams. Ich war sofort wieder mittendrin in der Geschichte. Die Atmosphäre, das Ambiente, Land und Leute, alles passt. Die Charaktere wirken glaubwürdig, allen voran die sympathische, patente Anna und das liebenswürdige Gespann Tameo und Peppo. Mir gefällt, dass sich die Charaktere weiter entwickeln. Hat uns Annas Journalistenkollege Adriano Rossi beim letzten Fall positiv überrascht hat, so toppt ihn Commissario Vico dieses Mal. Mit einer längst überfälligen Gardinenpredigt hat ihn seine Schwester, Giuliana, dazu verdonnert, die Stärken seines Teams zu fördern, statt seine Untergebenen immer nur zu kritisieren. Vico beschließt, sich diesen Rat zu Herzen zu nehmen und verunsichert damit sein Team gewaltig. Erst allmählich gewöhnen sich Flavia, Marco und Anna an den „neuen“ Commissario. Doch das Team arbeitet jetzt noch effizienter, was dem aktuellen kniffligen Fall zugutekommt.

Mein Fazit

Jeder, der Cosy Crime schätzt, ist hier richtig. Dolce Vita in der Toskana, gewürzt mit einem Kriminalfall, das liest sich sehr vergnüglich. Dabei kommt die Spannung nicht zu kurz. Fontenaia ist weiterhin ein gemütliches italienisches Dorf, in dem der abenteuerlichste Klatsch gedeiht und Veränderungen nur langsam Fuß fassen. Immerhin wird Annas Pool endlich fertig.
Der „neue“ Commissario gefällt mir ausgezeichnet. Nun wird eine Romanze zwischen ihm und Anna wesentlich wahrscheinlicher. Zumal Vico sich allmählich in Fontenaia heimisch fühlt. Oder macht doch der fesche Loris das Rennen, der gerade seine künstlerische Seite offenbart hat? Es bleibt spannend. Ich warte schon auf die Fortsetzung.

Ich habe den Ausflug in die Toskana sehr genossen und vergebe 5 Sterne mit einer Leseempfehlung an alle Fans von Dolce Vita und Cosy Crime.

Bewertung vom 04.02.2025
Das verfluchte Medaillon / Die magische Bibliothek der Buks Bd.2
George, Nina;Kramer, Jens J.

Das verfluchte Medaillon / Die magische Bibliothek der Buks Bd.2


ausgezeichnet

Das Abenteuer geht weiter ...
.
"Die magische Bibliothek der Buks – Das verfluchte Medaillon" ist der zweite Band der Reihe von Nina George und Jens J. Kramer. Er schließt nahtlos an Band eins an. Da auf einen Rückblick verzichtet wird, empfehle ich dringend, mit Band eins „Das verrückte Orakel“ zu beginnen. Nur so kann man das zweite Abenteuer mit den Buks, kleinen Buchschutzgeistern, in vollem Umfang genießen.

Die Ausgangssituation ist folgende: Nola befindet sich im Buch „Die abenteuerliche Reise des Quentin Tauros“, um Geraldine zu suchen, die versehentlich in dieser Geschichte gelandet ist. Finn wiederum ist seiner Zwillingsschwester gefolgt, sodass sich jetzt alle drei im selben Buch, aber getrennt voneinander, befinden. Ihre Freunde Mira und Thommy wiederum sind in ihr Zuhause zurückgekehrt, um sich dort schwierigen Befragungen zu stellen. Sie verschweigen die Wahrheit und halten ihr Versprechen, die Existenz der Geheimen Bibliothek und der Buks nicht zu verraten. Inzwischen spitzt sich die Lage zu. Immer mehr Bücher werden von der schrecklichen Bleichkrankheit befallen und der Buchmeister, Geraldines Vater, der ein Heilmittel sucht, bleibt verschollen. Um die Bücher zu retten, sehen sich die Buks zu einem unvorstellbaren Schritt gezwungen: Sie schicken Attila, Sherlokko und Rebella Buk ins Draußen!

Immer wieder werden, glücklicherweise, Geschichten geschrieben, die mit überschäumender Fantasie, großer Kreativität und überraschenden Wendungen ihre Leser fesseln. Wir finden uns hier in einer Welt wieder, in der Bücher unbekannt sind, Fantasie abgelehnt wird und Träumen als suspekt gilt. Alle befolgen starre Regeln und werden ständig überwacht, da das Mitführen von Handys für Kinder Pflicht ist. Was als praktisch und der Sicherheit dienend verkauft wird, dient tatsächlich der totalen Kontrolle des Ministeriums über die Menschen.

Das Autorenteam schreibt bildhaft und versteht es, eine magische Atmosphäre zu schaffen. In der Geschichte stecken viele Weisheiten, die ganz ohne belehrenden Ton daherkommen. Immer wieder werden andere Bücher und Autoren erwähnt oder zitiert. Das hat mir gut gefallen. Auch der Humor kommt nicht zu kurz: Ich sage nur Hugo Viktor. Die Protagonisten sind durchweg glaubhaft gezeichnet, ob der freche Finn, der nachdenkliche Thommy, die empathische Mira oder Thommys freundliche Großeltern. Die einzelnen Buks sind jeder für sich liebenswert und in ihrer Vielfalt und Diversität beeindruckend.Ich liebe ihre Diskussionen untereinander.

Das bezaubernde Cover und die liebevolle Ausstattung mit Lesebändchen, den hübschen in den Text eingestreuten kleinen Zeichnungen und Porträts der Buks auf den Innenseiten des Einbands lassen das Buch hochwertig wirken.

Ich habe dieses neue Abenteuer mit den Buks sehr genossen. Das rundum stimmige Ende und der Ausblick aufs „Danach“ haben mir sehr gut gefallen. Für mich scheint die Geschichte damit abgeschlossen, aber vielleicht haben die Autoren doch noch eine magische Idee für eine Fortsetzung? Ich wäre sofort dabei oder wie Reimling Buk vielleicht sagen würde: Großes Freuen mit neuen Abenteuern?

Ich vergebe die volle Punktzahl und eine Leseempfehlung an alle Buchliebhaber mit Fantasie von 10 bis 100

Bewertung vom 29.01.2025
Snehild - Der Ruf der Unterwelt (eBook, ePUB)
Vedsø Olesen, Anne-Marie

Snehild - Der Ruf der Unterwelt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nordic Fantasy - Snehild Grauwolfs Reise geht weiter

Die junge Seherin Snehild lebt wieder am Königshof von Himlinge. Sie genießt die Gunst Aslaks, der seit einem halben Jahr über Sialand herrscht. Doch den jungen König plagen böse Träume, die ihn beeinträchtigen. Von dem jungen Prinzen, dessen Scharfsinn und Klugheit sie einst faszinierte, ist nur noch wenig übrig. Er verliert allmählich den Verstand und wird zur größten Bedrohung seines Reiches, dessen Bewohner er terrorisiert. Snehild erkennt, dass sie eingreifen muss, doch dazu kommt es vorerst nicht. Eine alte Feindin verflucht die junge Seherin. Um ihr Leben zu retten, muss Snehild an Midgards gefürchtetsten Ort reisen: Helheim.

„Snehild - Der Ruf der Unterwelt“ ist der zweite Band der Reihe von Anne-Marie Vedsø Olesen. Ich rate, mit dem ersten Band anzufangen. Dadurch wird das Verständnis erleichtert und der Lesespaß vergrößert.

Als Snehild geheilt und mächtiger denn je, zurückkehrt, muss sie sich der Realität stellen. Sie hat einen großen Fehler begangen. Ihren Favoriten Aslak hat seine Macht ängstlich und bösartig gemacht. Er erweist sich als unfähiger, ja gemeingefährlicher König. Den wesentlich geeigneteren Roald hat Snehild damals unterschätzt. Jetzt will sie diese Entscheidung korrigieren – um jeden Preis. Wer Ungeheuer bekämpft, sollte darauf achten, nicht selbst eines zu werden. Diesen weisen Ratschlag gibt der alte Gode Faxe Snehild als Warnung mit auf ihren Weg als er sie in der Runenmagie unterweist. Nicht von ungefähr. Inzwischen hat sie nicht nur den Tod Arns, sondern auch die Opfer Aslaks zumindest teilweise auf dem Gewissen. Dies ist ihr bewusst und macht ihr zu schaffen.Trotzdem zögert sie nicht.

Anne-Marie Vedsø Olesen erzählt bildhaft und atmosphärisch. Die Beschreibung Helheims samt seiner Ungeheuer hat mich beeindruckt. Besonders Hel war ganz anders als ich sie mir vorgestellt hatte. Durch die verschiedenen Handlungsstränge und die dadurch bedingten Orts- und Perspektivenwechsel weiß der Leser stets, was wo aktuell passiert. Das hat mir gut gefallen und erhält die Spannung. Band Zwei endet an der dafür perfekten Stelle. Die Weichen für Band Drei sind gestellt, obwohl die Autorin auf einen richtigen Cliffhanger verzichtet hat.

Mich hat Snehild erneut gut unterhalten. Ihre Entwicklung geht weiter. Aber manche ihrer Handlungen konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Warum betrinkt sie sich, bspw. gemeinsam mit ihrer Erzfeindin? Aber das ist wohl ihrer Jugend geschuldet. Dagegen fand ich ihren Mut in und vor Helheim sehr beeindruckend. Berührend war Hjalmars Ende. Wie er sein Schicksal noch wenden konnte, obwohl das unmöglich schien, war sehr emotional.

Die starke Fokussierung auf Gewalt und Missbrauch wäre in diesem Maß nicht erforderlich. Schnell begreift der Leser die Bedrohung und dass, das Leben in Midgard nicht einfach ist.
Schmerzlich vermisst habe ich ein Glossar und eine Übersichtskarte. Die wären angesichts der zahlreichen Namen und Orte eine echte Hilfe.

Es bleibt spannend. Wie wird Ragnfried ihr Wissen nutzen? Was wird aus Aslaks ungeborenem Kind und dessen ehrgeiziger Mutter? Was bedeuten Snehilds Begegnungen mit Loki? Und wann wird Berghilds „Entdeckung“ bekannt?

4,5 von 5 Sternen von mir und eine Empfehlung an alle Fantasy-Fans, die mit der Darstellung von Gewalt klarkommen.

Bewertung vom 27.01.2025
Keilsberg
Mense, Sebastian

Keilsberg


ausgezeichnet

Jeder geht, aber von jedem muss etwas bleiben

Dieser Satz, den eine fremde Frau auf einem Friedhof zu ihm sagt, bleibt Paul im Gedächtnis. Dabei hat er gerade ganz andere Sorgen. Seine Freundin Julie hat ihn vor Monaten ohne Vorwarnung verlassen und ist seither spurlos verschwunden. Auch Michael, ihr Bruder und sein Chef, hat angeblich nichts von seiner Schwester gehört. Paul lässt sich gehen, seine Gedanken kreisen ausschließlich um die verlorene Geliebte, er bringt für nichts mehr Interesse auf. In dieser Situation stößt er bei einem Spaziergang zufällig auf einen englischen Soldatenfriedhof und lernt das ältere Ehepaar Ochs kennen. Diese Begegnung wird weitreichende Folgen für Paul haben ...

„Keilsberg“ ist das Romandebüt von Sebastian Mense. Eine wichtige Rolle in diesem Buch spielt seine Heimatstadt Kassel, bzw. der nahegelegene, wenig bekannte Soldatenfriedhof. Dort sind britische und russische Opfer des Kriegsgefangenenlagers Keilsberg aus dem 1. Weltkrieg bestattet.

Einer dieser Gefangenen war der englische Soldat Thomas Barley. Durch Lieselotte Ochs gerät der Briefwechsel zwischen Tom und seiner Mutter in Pauls Hände. Sie bittet ihn als studierten Anglisten, um die Übersetzung ins Deutsche. Toms Briefe gewähren verstörende Einblicke in das Lagerleben der Kriegsgefangenen. Seine Mutter Madelaine wiederum berichtet über die Lage im England des Jahres 1915. Paul beginnt über Thomas Barley zu recherchieren. Warum passen die Briefe inhaltlich oft nicht richtig zusammen? Was geschah mit Thomas Barley?

Sebastian Mense schreibt flüssig und bildhaft. Seine Charaktere wirken glaubwürdig und haben Tiefe. Die einfühlsame Beschreibung der Situation der Gefangenen, der Schrecken und Entbehrungen, die sie erdulden mussten, berührt. Die Lage der Bevölkerung in Deutschland und England, ihre Gefühle, Ängste wie Hoffnungen, sind anschaulich beschrieben. Man spürt die gründliche Recherche des Autors. Der laufende Wechsel der Perspektiven und der zwei Zeitebenen sorgt für anhaltende Spannung.

Besonders interessant fand ich die Entwicklung Pauls. Zunächst verharrt er im Selbstmitleid und seine Gedanken kreisen ausschließlich um Julie. Doch allmählich findet er in sein Leben zurück. Er schafft es, endlich loszulassen, sein Schicksal wieder selbst in die Hände zu nehmen und eine überfällige Entscheidung zu treffen. Als er endlich ein Lebenszeichen seiner Ex-Freundin sieht, kappt er mühelos die letzte Verbindung zu ihr. Zeitgleich mit seinem „Cold Case“ löst er auch seine eigenen Probleme.

Vielleicht treffen wir Paul ja wieder? Mich hat der Roman sehr gut unterhalten und ich habe Neues über den 1. Weltkrieg erfahren, obwohl ich schon einiges zu diesem Thema gelesen habe. Vielleicht recherchiert Paul auch künftig zu (anderen) historischen Themen? Ein Wiedersehen würde mich freuen, obwohl ich das nach den ersten Kapiteln nicht gedacht hätte.

Ich vergebe die volle Punktzahl und eine Leseempfehlung an alle historisch Interessierten. Aber nicht nur an diese.

Bewertung vom 27.01.2025
Die verlorenen Chroniken von Eristria (eBook, ePUB)
Hackel, Mario

Die verlorenen Chroniken von Eristria (eBook, ePUB)


sehr gut

Wie alles begann

Die fantastische Welt von Eristria hat sich als ein ideales Reiseziel, für mich entpuppt. Bereits zweimal habe ich mich dorthin aufgemacht und konnte spannende Abenteuer erleben. Wie nicht anders zu erwarten war, blieben nach meinen Ausflügen in eine neue magische Welt einige Fragen offen.

Mit "Eristria: Die verlorenen Chroniken" hat Autor Mario Hackel nun die Vorgeschichte zu seiner Palineas-Trilogie zu Papier gebracht. Sie beantwortet viele offene Fragen, die beim Lesen von Palis Abenteuer aufkommen. Auch zum besseren Verständnis der Kämpfe zwischen Zimeria und Eristria in „Chroniken der Magie“ erweist sich dieses neue Buch als sehr nützlich.

Aufgeteilt in zwei Teile, wird die Entstehung der Welt von Eristria erzählt. Im ersten Abschnitt „Drachen und Völker“ lernen wir die verschiedenen Drachengötter kennen, von denen jeder einen Aspekt der Schöpfung spiegelt. Es folgt die Geschichte der verschiedenen Völker, die Eristria bewohnen: Menschen, Elfen, Zwerge, Trolle und Blutmenschen. Sie sollten die neue Welt mit Leben erfüllen.

Dann übernimmt der Chronist Erydon, ein Drache, der jetzt als Magier durch die Welt wandert und ihr Gedächtnis bewahrt. In Form der Chroniken, einer Sammlung von Geschichten, die er kommentiert und in Zusammenhang bringt.
Ergänzende Illustrationen, ein Namensverzeichnis und eine Karte runden das Nachschlagewerk ab.

"Eristria: Die verlorenen Chroniken" ist gut verständlich und leicht zu lesen. Die Geschichten wirken authentisch und stimmig. Besonders hervorheben möchte ich Matts Bericht und die Aufzeichnungen von Erzmagier Malvaren Schattenwacht.
Bei den Protagonisten hat mir gefallen, dass sie häufig facettenreich sind. Also weder nur gut noch ausschließlich böse, wie z. B. Ogoran.
Bereits das Vorwort hat meine Neugier in einer Hinsicht gestillt: Was veranlasst jemanden dazu, eine derart komplexe Welt zu erfinden und zu gestalten?

Mein Fazit

Besonders für die Palineas Trilogie finde ich dieses Buch zur Erläuterung der Zusammenhänge außerordentlich wichtig und erhellend. Die komplexe Welt von Eristria wird dadurch verständlicher, mit ihren diversen Protagonisten und deren durchaus unterschiedlicher Motivation. Die Illustrationen finde ich sehr gelungen und schön anzusehen. Meine offenen Fragen wurden größtenteils beantwortet. Da erst ein Band der Palineas-Trilogie erschienen ist, war mehr auch nicht zu erwarten. Die Geschichte ist schließlich noch lange nicht zu Ende erzählt.

Gern hätte ich noch mehr über die Beweggründe der einzelnen Charaktere erfahren, speziell der Bösewichte. Was lässt sie zur leichten Beute der Dunkelheit werden? Ihre unstillbare Gier nach Macht oder ist da noch mehr?

Ich empfehle allen Reisenden nach Eristria dieses Nachschlagewerk als begleitende Lektüre.

Bewertung vom 20.01.2025
The Favourites
Fargo, Layne

The Favourites


ausgezeichnet

Siegen um jeden Preis?

Layne Fargo erzählt uns die mitreißende Geschichte eines jungen Eistanz- und Liebespaares, vom steinigen Aufstieg in höchste Höhen, die Sportler erreichen können, bis hin zum ernüchternden tiefen Fall und dem folgenden kräftezehrenden Comeback. Werden Kat und Heath den ersehnten Olympiasieg doch noch schaffen?

Das glamouröse, vorwiegend in Gold gehaltene Cover zieht die Blicke auf sich. Nur die Frau des Eistanzpaares ist zu sehen. Vom männlichen Part sieht man hauptsächlich die Hand, die ihre Taille umfängt und stützt. Damit wird die Botschaft des Buches bereits übermittelt. Obwohl wir scheinbar die Geschichte eines Eistanzpaares vor uns haben, geht es tatsächlich im Wesentlichen um sie, Katharina Shaw.

Schon als Vierjährige entdeckt sie ihre Leidenschaft für den Eistanz. Als sie Heath kennenlernt, der aus ähnlich bescheidenen Verhältnissen wie sie selbst stammt und bei Pflegeeltern aufwächst, sieht sie eine Möglichkeit, ihren Traum zu realisieren. Sie überredet Heath, statt Eishockey Eistanz zu betreiben. Obwohl sie kein Geld haben, finden die beiden eine Trainerin. Als Heath zu anderen Pflegeeltern soll, überredet Kat ihren Vater, die Vormundschaft für ihn zu übernehmen. So können sie weiter trainieren. Dann kommt der nächste Schlag, Katharinas Vater stirbt. Da sie noch zu jung ist, um ihr Erbe anzutreten, muss sie bei ihrem Bruder leben, der Alkohol- und Drogenprobleme hat. Er hasst Heath und macht Kat das Leben zur Hölle. Trotzdem trainieren die beiden unbeirrbar weiter und schaffen es tatsächlich, zu den nationalen Meisterschaften zu kommen. Ihre Karriere nimmt an Fahrt auf und Kats Idol, die Doppelolympiasiegerin im Eistanz, Sheila Lin wird auf sie aufmerksam. Nach vielen Aufs und Abs erreichen sie ihr großes Ziel, die Olympiateilnahme in Sotschi …

Die Geschichte zieht den Leser schnell in ihren Bann. Layne Fargo schreibt flott und bildhaft. Ihre Charaktere wirken in Haupt- und Nebenrollen weitgehend lebendig und glaubwürdig. Selten wurde die Welt des Hochleistungssports in der Spitzengruppe in ihrer Dramatik, Härte und mit ihren Skandalen, so packend beschrieben. Der ständig vorhandene Druck unter dem die Sportler stehen, die umfassende Beobachtung und Verfolgung durch Presse und Paparazzi und die allgegenwärtigen Intrigen. Ständige Forderungen von Trainern, Verbänden, Fans und Sponsoren an die Athleten. Es wundert nicht, dass sich immer wieder Dramen in dieser Blase abspielen. Dazu kommt noch, dass Kat und Heath seit ihrer Jugend eine sogenannte „Amour Fou“ verbindet. Ihre Leidenschaft verschafft ihnen für ihren sportlichen Werdegang Vor-, aber auch Nachteile.

Der Roman ist aus der Perspektive von Kat geschrieben. Der Wechsel zwischen Interviews/Kommentaren diverser Eistanzgrößen und erzählenden Abschnitten erweist sich als kluger Coup und schafft zusätzliche Spannung. Es hat mich nicht überrascht, dass die Autorin vor ihrer Schriftstellerkarriere u.a. als Dramaturgin tätig war. Die Kommentare zwischen den Kapiteln lassen die Erzählung noch authentischer wirken.

Mein Fazit

„The Favourites“ liest sich spannend und hat mich gut unterhalten. Die Einblicke in die Welt des Spitzensports sind faszinierend und verstörend zugleich. Man spürt die gute Recherche der Autorin, die uns hinter die Fassade des Glamours blicken lässt und die Schmerzen und Emotionen beschreibt, die im Rampenlicht einfach weggelächelt werden. Gegen Ende nimmt der Roman nochmals richtig an Fahrt auf und lässt Intrigen und Manipulationen eskalieren ...

Am meisten imponiert hat mir die Entwicklung Kats von der zielorientierten Eiskönigin zu einer einfühlsamen Frau, die ihren Weg im Leben und in ihrer Partnerschaft letztendlich gefunden hat.

Manchen Passagen am Anfang und im Mittelteil hätten ein paar Seiten weniger gutgetan, der eine oder andere Nebencharakter könnte etwas mehr Tiefe haben, speziell die Konkurrenten neben den Lins. Aber wer sich für Leistungsport und Leidenschaft interessiert, kommt an diesem Buch nicht vorbei.

„Der Roman, über den 2025 alle reden werden“, mit diesem Satz wird der Roman vorab gehypt. Ob das zutreffen wird? Ich bin gespannt, wie die Leserschaft entscheiden wird.
Von mir bekommen „The Favourites“ 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 13.01.2025
Blut und Blümchen - Mord hat immer Saison (eBook, ePUB)
Humberg, Christian

Blut und Blümchen - Mord hat immer Saison (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Mörder ist immer der Gärtner?

Christian Humberg entführt uns in "Blut und Blümchen - Mord hat immer Saison" in die spezielle Welt der Schrebergärtner, einen Mikrokosmos voller kauziger Charaktere, unerwarteter Ereignisse und skurriler Situationskomik. Der ungewöhnliche Schauplatz hat sofort mein Interesse an diesem Cosy Crime geweckt.

Das Cover passt hervorragend zu einem Gartenkrimi. Ein schmuckes Holzhäuschen vor malerischer Kulisse, im Hintergrund ein Badesee. Utensilien wie Schlauch und Gießkanne, inmitten von gepflegten Beeten, verweisen auf einen Schrebergarten.

Die junge Nele Blum plant einen Neubeginn im verschlafenen Dorf Schönrath im Bergischen Land. Mit der örtlichen Kleingartenanlage „Hortensia“ verbindet sie schöne Erinnerungen. Während ihrer Kindheit und Jugend haben ihre Großeltern „Stiefmütterchens Rast“, das kleine Vereinslokal geführt. Doch seit deren Tod vor zwei Jahren ist die Gaststätte verwaist. Das will Nele jetzt ändern. Bei der Besichtigung der Räumlichkeiten finden die „Hortensia“-Präsidentin Uschi Gabinsky, Nele und das Gärtner-Urgestein Karl Paschulke eine Leiche im Obergeschoss des Lokals. Wer ist der Tote?

Nele ist eine sympathische junge Frau, die sich mit der Wiedereröffnung von „Stiefmütterchens Rast“ einen Traum erfüllt. Auch die übrigen Charaktere wirken stimmig. Ob Uschi, die tüchtige Präsidentin, die langjährigen Hobbygärtner Bohnen-Karl, Kartoffel-Paul und Tehzett, die darin wetteifern, das schmackhafteste Gemüse zu züchten oder Erik Gertner, der gutaussehende, aber überforderte Polizist. Der locker-leichte Schreibstil überzeugt und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Die Spannung ist, wie in Cosy Crime üblich, gut auszuhalten, aber durchaus vorhanden.

Mein Fazit

Der launige Gartenkrimi ist sehr leicht zu lesen und ermöglicht kurzweilige Pausen vom Alltag.

Die Atmosphäre in der Kleingartenanlage und im beschaulichen Dorf fand ich sehr gut eingefangen. Der harte Kern der Vereinsmitglieder wirkt sympathisch und glaubwürdig. Da ich in meiner Kindheit öfters in einer Kleingartenanlage zu Besuch war, habe ich so manches gleich wieder erkannt. Allerdings haben mich Nele und Eric als Ermittlerteam noch nicht überzeugt. Natürlich hat die junge Wirtin ein großes Interesse daran, den Fall schnell aufzuklären und ihr Lokal zu eröffnen. Es erscheint mir aber unglaubwürdig, dass ein bodenständiger Polizist einer ihm fast Unbekannten das Verhör von Verdächtigen weitgehend überlässt. Hier hat der Krimi noch Entwicklungspotenzial. Die Aufklärung des Falls erfolgte für mich etwas abrupt, was der Kürze des Cosy Crime geschuldet ist. Ein paar Seiten mehr hätten der Geschichte gutgetan und mehr Raum für Erklärungen und Verwicklungen geboten. Naturgemäß bleiben beim Auftaktband einer Buchreihe zunächst Fragen offen, wie bspw. Neles Beweggründe für einen radikalen Neubeginn. Dies wird sich im Verlauf der Reihe sicher ändern.

Insgesamt hat mir die Geschichte aber gut gefallen. Speziell der Schauplatz „Hortensia“ und die schrulligen Kleingärtner mit den lustigen Namen waren mir sofort sympathisch. Auf die weiteren Fälle bin ich schon gespannt. Ich vergebe gute 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung für alle Fans von kurzweiligem Cosy Crime.