Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
odile

Bewertungen

Insgesamt 32 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2025
Blut und Blümchen - Mord hat immer Saison (eBook, ePUB)
Humberg, Christian

Blut und Blümchen - Mord hat immer Saison (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Mörder ist immer der Gärtner?

Christian Humberg entführt uns in "Blut und Blümchen - Mord hat immer Saison" in die spezielle Welt der Schrebergärtner, einen Mikrokosmos voller kauziger Charaktere, unerwarteter Ereignisse und skurriler Situationskomik. Der ungewöhnliche Schauplatz hat sofort mein Interesse an diesem Cosy Crime geweckt.

Das Cover passt hervorragend zu einem Gartenkrimi. Ein schmuckes Holzhäuschen vor malerischer Kulisse, im Hintergrund ein Badesee. Utensilien wie Schlauch und Gießkanne, inmitten von gepflegten Beeten, verweisen auf einen Schrebergarten.

Die junge Nele Blum plant einen Neubeginn im verschlafenen Dorf Schönrath im Bergischen Land. Mit der örtlichen Kleingartenanlage „Hortensia“ verbindet sie schöne Erinnerungen. Während ihrer Kindheit und Jugend haben ihre Großeltern „Stiefmütterchens Rast“, das kleine Vereinslokal geführt. Doch seit deren Tod vor zwei Jahren ist die Gaststätte verwaist. Das will Nele jetzt ändern. Bei der Besichtigung der Räumlichkeiten finden die „Hortensia“-Präsidentin Uschi Gabinsky, Nele und das Gärtner-Urgestein Karl Paschulke eine Leiche im Obergeschoss des Lokals. Wer ist der Tote?

Nele ist eine sympathische junge Frau, die sich mit der Wiedereröffnung von „Stiefmütterchens Rast“ einen Traum erfüllt. Auch die übrigen Charaktere wirken stimmig. Ob Uschi, die tüchtige Präsidentin, die langjährigen Hobbygärtner Bohnen-Karl, Kartoffel-Paul und Tehzett, die darin wetteifern, das schmackhafteste Gemüse zu züchten oder Erik Gertner, der gutaussehende, aber überforderte Polizist. Der locker-leichte Schreibstil überzeugt und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Die Spannung ist, wie in Cosy Crime üblich, gut auszuhalten, aber durchaus vorhanden.

Mein Fazit

Der launige Gartenkrimi ist sehr leicht zu lesen und ermöglicht kurzweilige Pausen vom Alltag.

Die Atmosphäre in der Kleingartenanlage und im beschaulichen Dorf fand ich sehr gut eingefangen. Der harte Kern der Vereinsmitglieder wirkt sympathisch und glaubwürdig. Da ich in meiner Kindheit öfters in einer Kleingartenanlage zu Besuch war, habe ich so manches gleich wieder erkannt. Allerdings haben mich Nele und Eric als Ermittlerteam noch nicht überzeugt. Natürlich hat die junge Wirtin ein großes Interesse daran, den Fall schnell aufzuklären und ihr Lokal zu eröffnen. Es erscheint mir aber unglaubwürdig, dass ein bodenständiger Polizist einer ihm fast Unbekannten das Verhör von Verdächtigen weitgehend überlässt. Hier hat der Krimi noch Entwicklungspotenzial. Die Aufklärung des Falls erfolgte für mich etwas abrupt, was der Kürze des Cosy Crime geschuldet ist. Ein paar Seiten mehr hätten der Geschichte gutgetan und mehr Raum für Erklärungen und Verwicklungen geboten. Naturgemäß bleiben beim Auftaktband einer Buchreihe zunächst Fragen offen, wie bspw. Neles Beweggründe für einen radikalen Neubeginn. Dies wird sich im Verlauf der Reihe sicher ändern.

Insgesamt hat mir die Geschichte aber gut gefallen. Speziell der Schauplatz „Hortensia“ und die schrulligen Kleingärtner mit den lustigen Namen waren mir sofort sympathisch. Auf die weiteren Fälle bin ich schon gespannt. Ich vergebe gute 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung für alle Fans von kurzweiligem Cosy Crime.

Bewertung vom 07.01.2025
Das Buch der verbotenen Träume / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.5
Garner, Mary E.

Das Buch der verbotenen Träume / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.5


ausgezeichnet

Ein Muss für jede Leseratte mit Fantasie
Dawn Walker lebt seit drei Jahren in tiefer Trauer. Damals verunglückte ihr geliebter Partner Henry tödlich. Seit diesem traumatischen Erlebnis hat sie keine Seite mehr gelesen, obwohl sie im Winter in der örtlichen Bücherei arbeitet. Eines Tages beobachtet Dawn, wie ihr Lieblingsnutzer der Bibliothek, Flicken-Joseph, ein geheimnisvolles lilafarbenes Buch auf der Straße verliert. Sie nimmt es mit, um es ihm zurückzugeben. Dawn glaubt, Joseph habe es absichtlich verloren, damit sie es findet und ihre Blockade überwindet. Sie beginnt tatsächlich in dem geheimnisvollen Fund zu lesen und löst damit eine Kette unvorhersehbarer Ereignisse aus, die nicht nur ihre Welt bis in die Grundmauern erschüttern.

„Das Buch der verbotenen Träume“ ist der fünfte Band der Bücherwelt-Reihe von Mary E. Garner. Ich finde, er kann auch von Neueinsteigern gut gelesen werden. Allerdings erhöht die Kenntnis der Vorbände den Lesegenuss. Warum? Das erkläre ich noch.

Zunächst erlebt Dawn durch ihre wieder gewonnene Lesefreude einige ungewöhnliche Situationen. Sie träumt so realistisch von Henry, dass sie ihn zu berühren glaubt. Dann wird ihr beinahe das lila Buch von einer mysteriösen jungen Frau gestohlen und Flicken-Joseph sucht verzweifelt, was er verloren hat. Doch da kann sich Dawn schon nicht mehr von der lila Schrift trennen. Ihr bizarrstes Erlebnis ist das Zusammentreffen mit Bambi, der Figur des Autors Felix Salten in dessen Buchwelt. Kurz danach kommt ein attraktiver Fremder in die Keswicker Bücherei und überbringt Dawn die Einladung einer literarischen Vereinigung in London. Dort in Mrs. Gateway's Fine Books befindet sich das einzig bekannte Portal zur Bücherwelt. Dawn erfährt, dass sie als eine Walker, die Fähigkeit hat, dorthin zu reisen. Und es gelingt. Im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen ist Dawn von ihrer neu entdeckten Fähigkeit nicht nur angetan. Zu sehr haben sie die Jahre der Trauer gezeichnet. Sie will sich nicht auf Neues einlassen, sondern in ihrem Kummer verharren. Erst ein Hilferuf ihrer Schwiegermutter und Freundin Elisabeth ändert ihre Meinung. Sie nimmt ihr Talent an und damit beginnt das neue Abenteuer ...

Mary E. Garner gelingt es mühelos, ihre Leser von Beginn an zu fesseln. Mit ihrem authentischen, präzisen Schreibstil, der manchmal fast poetisch anmutet, baut sie auf wenigen Seiten einen Spannungsbogen auf, der bis zum Ende des Buches hält. Überraschende Wendungen und Verwicklungen halten den Lesespaß hoch, ebenso das Zusammentreffen mit bekannten und neuen Charakteren, ob Mensch oder Buchfigur. Auch dieses Mal droht der Bücherwelt Gefahr, aber auch wir Menschen, die in der sogenannten Zwillingswelt leben, sind bedroht.

Mrs. Gateway's Fine Books in London zu betreten, fühlt sich für mich stets wie eine Heimkehr an. Mary E. Garner hat mit der Bücherwelt-Reihe ein ganz eigenes, magisches Universum geschaffen. Träumt nicht jeder begeisterte Leser insgeheim davon, seinen Lieblingen in der Bücherwelt zu begegnen? Die Autorin macht das möglich und webt damit einen fantasievollen Zauber, dem eine passionierte Leseratte kaum widerstehen kann. Im „Buch der verbotenen Träume“ lernen wir neue Charaktere kennen wie Dawn, Jo March aus Little Women oder den Zauberer Merlin. Die Kenner der Reihe begegnen liebgewonnenen bekannten Protagonisten wieder wie Gwen, Rufus, M oder Haushund. Erneut macht eine große Bedrohung eine riskante Mission des Bundes erforderlich. Doch dieses Mal ist die Gefahr größer als jemals zuvor.

Für mich ist das „Buch der verbotenen Träume“ das bisher beste der Reihe. Niemals zuvor war die Bücherwelt gefährlicher und düsterer. Wir lernen gruselige, gemeine Bösewichte näher kennen, gleichzeitig sind die Verteidiger entschlossener und mutiger als zu erwarten war. Einige Charaktere erleben erstaunliche Entwicklungen, sowohl Menschen wie Buchfiguren, und wachsen über sich hinaus. Gleichzeitig erleben wir deutlich mehr Emotionen als in den früheren Bänden. Erneut bricht die Autorin eine Lanze für Toleranz, Diversität, Loyalität und Zusammenhalt, Eigenschaften, die auch angesichts größter Gefahren zum Sieg verhelfen können. Das Buch endet mir einem atemberaubenden Showdown und lässt keine Wünsche oder Fragen offen.

Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band der Reihe und bin zuversichtlich, dass dieser erscheinen wird. Schließlich wurde die Geschichte der Grabber noch nicht erzählt.

Bewertung vom 04.01.2025
Das geheimnisvolle Testament
Farago, Sophia

Das geheimnisvolle Testament


ausgezeichnet

Ein schwieriges Erbe

Graf Heinrich Ferdinand von Kirchhoff-Aisterthal hat sein Leben an der Seite von Ehefrau und Söhnen gründlich satt. Die Gesellschaft seiner jungen Geliebten Stanzi zieht er eindeutig vor. Doch wie kann er sein Leben diesen Wünschen anpassen, ohne gesellschaftlichen Selbstmord zu begehen? Der Graf entwickelt einen perfiden Plan, der darin gipfelt, dass sich seine bedauernswerte Gemahlin und die beiden Söhne Emil und Helmuth mittellos am Gemüsemarkt von Mayfair wiederfinden. Wie soll es nun für sie weitergehen?

„Das geheimnisvolle Testament“ ist ein Spin-Off der Regency-Heroes-Reihe von Sophia Farago. Der Roman kann gut für sich allein gelesen werden und deshalb wählte ich ihn für meinen Ausflug in ein für mich neues Genre aus.

Das Regency umfasst die Zeit von 1810 bis 1820 in Großbritannien und Irland. In dieser Zeit starker sozialer, politischer und industrieller Umbrüche spielt die Geschichte von Emil und Harriet. Durch einen verantwortungslosen Vater gerät der junge Adelige samt Bruder und Mutter unverschuldet in eine prekäre Lage. Mittellos in einem fremden Land gelingt es ihm und seinen Angehörigen nur mit Mühen zu überleben. Dank ihrer Eigeninitiative und durch ihr gewinnendes Wesen, gelingt es den Dreien, Freunde und deren Unterstützung zu gewinnen. Auch vor der ungewohnt harten Arbeit auf einem Gemüsemarkt schrecken die Jungen nicht zurück. Auf diese Weise bekommen sie allmählich ihr Leben wieder in den Griff. Doch lange Zeit wissen sie nicht, wem sie ihre missliche Lage zu verdanken haben und wie ihre Zukunft aussehen wird.

Harriet dagegen gerät durch das für Frauen perfide damalige Erbrecht in eine scheinbar unerträgliche Situation. Da sie nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters, eines Earls, nicht erbberechtigt ist, wird ein weit entfernter Verwandter neuer Earl, Nutznießer des Vermögens und ihr Vormund. Als dieser will er sie schnellstmöglich an den Meistbietenden verschachern.

Sophia Farago versteht es, ihre Leser ins Regency zu versetzen und das Schicksal der beiden Jugendlichen hautnah miterleben zu lassen. Mit ihrem authentischen Schreibstil und den glaubwürdig gezeichneten Charakteren gelingt es ihr, einen Spannungsbogen aufzubauen und das Interesse an der Geschichte des jungen Paares zu wecken. Geschickt bindet sie die Helden ihrer erfolgreichen Regency-Heroes-Reihe in das Geschehen ein. Die Einblicke in die Gesellschaft und die Umstände der damaligen Zeit fand ich sehr aufschlussreich. Man spürt die gründliche Recherche der Autorin. Das Personenverzeichnis am Buchende erleichtert es dem Leser, sich zurechtzufinden. 

Gern hätte ich mehr über das weitere Schicksal der großherzigen Wirtin erfahren, die der ausländischen Grafenfamilie hilft, ganz im Gegensatz zu einigen Mitgliedern deren eigener Gesellschaftsschicht. Ohne die uneigennützige Hilfe dieser Frau wäre es Emil und den Seinen noch sehr viel schlechter ergangen.

Ich vergebe 4,5 von 5 Punkten und eine Leseempfehlung an alle Fans von Regency Romance.

Bewertung vom 02.01.2025
Verloren: Schneewittchen und das MC Biest
Coen, Katlyn S.

Verloren: Schneewittchen und das MC Biest


ausgezeichnet

Ein spannender Auftakt ...

Die Erzählung beginnt mit einer Panikattacke der jungen Annika auf dem Supermarktparkplatz nach Einbruch der Nacht. Ausgelöst wird die Angststörung vom Biker Ronny, der das Objekt seines Interesses mit dem Motorrad einkreist, ohne zu ahnen, was er damit auslöst. Dies bleibt nicht die einzige Begegnung der beiden. Und mit jedem Zusammentreffen kommen sich die alleinerziehende junge Mutter und der raue Chef der Motorradgang Sons of Ragnarök ein bisschen näher …
„Verloren: Schneewittchen und das MC Biest“ ist der erste Band der neuen Reihe „MC Sons of Ragnarök“ von Katlyn S. Coen. Bisher habe ich noch kein Buch der Autorin gelesen. Die Leseprobe hat mein Interesse geweckt. Und da ich mich immer wieder mal in fremde Genres wage, habe ich einfach angefangen zu lesen. Dark Romance, warum nicht?

Die Charaktere sind stimmig und authentisch. Annika hat als Heimkind ohne Familie schon einiges durchgemacht. Nachdem sie geglaubt hatte, mit dem etwas älteren Nico, ihr Glück gefunden zu haben, kam Corona. Ihr Partner konnte den Verlust seiner beruflichen Existenz während der Pandemie nicht ertragen und wählte den Suizid. Die schwangere Annika blieb mittellos und verstört zurück. Ronny Reinhard, der Chef des Motorradclubs Sons of Ragnarök, ist dagegen ein undurchsichtiger Charakter. Einerseits scheint er die Gesellschaft von Annika und ihrem zweijährigen Söhnchen Finn zu suchen und zu genießen, andrerseits setzt er seine Schutzgeldforderungen brutal durch und behandelt die Prostituierten in den Laufhäusern des Clubs wie Abschaum. 
Der Perspektivenwechsel zwischen den Hauptfiguren erweist sich als kluger Schachzug der Autorin. Die kurzen Kapitel, mit einem jeweils passenden Song als Einleitung, halten die Spannung hoch. Katlyn S. Coen schreibt locker und direkt. Ihrer Geschichte merkt man an, dass die Hintergründe gut recherchiert sind, was das Bikermilieu, aber auch Elifs Familienproblematik betrifft. 

Mein Fazit:
Die Geschichte hat mich gut unterhalten, einige Szenen fand ich zwar abstoßend, aber für die Authentizität der Erzählung wichtig. Die offensichtlich gute Recherche fällt positiv auf. Von der aufkeimenden Romanze zwischen Annika und Ronny können wir noch einiges erwarten. Die Beschreibung der erotischen Träume der beiden hatte es jedenfalls in sich. Der Bikerchef scheint nicht so einschichtig zu sein, wie es auf den ersten Blick aussieht. Freiwillig hat er seinen Posten nicht übernommen. Der Vater war offensichtlich ein widerlicher Charakter, der den Sohn schon als Vierzehnjährigen ins Bikermilieu zwang. Ein halbwegs konventionelles Familienleben scheint Ronny nicht zu kennen. 
Da es sich um den Auftaktband einer Serie handelt, bleiben naturgemäß einige Fragen offen. Wir werden sicher noch mehr über Ronnys Hintergrund und Werdegang erfahren, ebenso die Ursache für Annikas Panikattacken. Gern würde ich Elif näher kennenlernen, die einen schweren Weg vor sich hat und natürlich Mechthild, die großherzige Retterin Annikas. Sie scheint eine Frau ganz nach meinem Geschmack zu sein. Es bleibt also spannend und da ist ja auch noch der fiese Cliffhänger am Ende …
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen, da mir Annikas Sabbern zeitweilig doch too much war, und eine Leseempfehlung an alle Fans von Dark Romance.

Bewertung vom 19.12.2024
Traxl und der tote Lebemann
Oppler, Wolfgang

Traxl und der tote Lebemann


ausgezeichnet

Frauenpower Nord-Süd

Während einer feuchtfröhlichen Party in einem großen Münchner Mietshaus wird der Hausbesitzer erstochen. Die Kripo muss aus über hundert Feiernden die Tatverdächtigen herausfiltern. Wer profitiert vom Tod des schwerreichen Steuerberaters? Da die Mordkommission chronisch überlastet ist, muss das neue Dreamteam Draxl-Schammach bald allein ermitteln …

„Traxl und der tote Lebemann“ ist der Auftakt einer neuen Krimiserie von Wolfgang Oppler mit der taffen Kriminalhauptkommissarin Pia Traxl in der Titelrolle. Es ist mein erstes Buch des Autors, der als einer der Münchner Turmschreiber mein Interesse geweckt hat.

Kommissarin Pia Traxl zeigt schon auf den ersten Seiten des Buches, was in ihr steckt. Wie schon das Cover mit dem Boxhandschuh andeutet, handelt es sich beim Hauptcharakter um eine wehrhafte, im Wortsinn schlagfertige Frau. Im Prolog wird sie während einer Undercover - Aktion von einem ihr unbekannten LKA-Kommissar festgenommen und an Streifenbeamte übergeben. Diese fahren mit ihr in den Perlacher Forst, um sie einzuschüchtern. Es hat mir sehr gut gefallen, wie Pia ihnen zeigt, wo der Hammer hängt, ohne sich als Polizistin zu outen. Sie war mir von Beginn an sehr sympathisch, mit ihren Kanten und Eigenheiten. Dies gilt auch für ihre neue Kollegin Bentje, die, völlig überraschend für Pia, ein Team mit ihr bildet. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten entwickelt sich die bayrisch-friesische Zusammenarbeit vielversprechend.

Opplers Charaktere in Haupt- und Nebenrollen überzeugen, ebenso wie sein anschaulicher, klarer Schreibstil. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Köstlich ist etwa zu lesen, wie Pia einen lästigen Verehrer abschreckt. Das Verbrechen erweist sich als vielschichtiger als zuerst angenommen. Dank überraschender Wendungen bleibt der Spannungsbogen hoch und die Neugier auf den Fortgang des Krimis hält an.

Als Leser findet man schnell ins Geschehen hinein. Der Fall lässt sich nicht so schnell aufklären wie gewünscht und die Abteilung ächzt unter der Arbeitsbelastung als bald ein zweiter Fall dazu kommt. Druck und Einmischung von oben sowie Unstimmigkeiten unter den Kollegen erschweren die Ermittlungen. Die Vorgänge und Schwierigkeiten werden nachvollziehbar dargestellt. Während sich Pia fragt, woher sie den toten Steuerberater bloß kennt, tauchen immer neue Verdächtige auf. Das Mordopfer scheint ordentlich Dreck am Stecken gehabt zu haben und bald wird die Abteilung für Wirtschaftskriminalität Teil des Ermittlerteams. Ist Gier das Mordmotiv oder steckt etwas Anderes hinter der Gewalttat?

Mein Fazit

Ich habe den Krimi sehr gern gelesen. Die gelungene Mischung aus glaubwürdigen Protagonisten, sympathischen Ermittlerinnen, spannendem Kriminalfall und reichlich Lokalkolorit ist genau mein Ding. Da ich selbst vor Jahren in München gelebt habe, konnte ich mich von der Ortskenntnis des Autors überzeugen. Es hat Spaß gemacht, in Münchens Straßen und Kneipen zu ermitteln. Der trockene Humor der Pia Traxl, ihre manchmal spröde Art, hat mich genauso angesprochen wie Bentjes Tatkraft und Unbekümmertheit. Zu sehen, wie die beiden als Team zusammenwachsen, sich ergänzen und anfreunden, hat mir gut gefallen. Amüsant sind die sprachlichen Missverständnisse, vor die der bayrische Dialekt die norddeutsche Kommissarin immer mal wieder stellt.

Letztlich wird der Fall, der sich als wesentlich komplexer entpuppt als anfänglich vermutet, zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst. Fragen werden beantwortet und Beweggründe aufgezeigt. Pia erzielt noch tiefer gehende Ermittlungsergebnisse, doch sie kann mit der offiziellen Lösung des Falls leben.

Münchens Unterwelt muss sich warm anziehen. Das neue bayrische – friesische Dreamteam aus Meisterschützin und schlagkräftiger Boxerin hat es in sich. Ich vergebe die volle Punktzahl und werde beim nächsten Fall gern wieder mit ermitteln. Sehr reizvoll wäre es, Pia und Bentje auf ihrem geplanten Trip nach Tönning zu begleiten.

Die beiden Frauen haben mich rundum überzeugt – bloß meinen Wurstsalat werde ich auch künftig ohne Sauerrahm zubereiten.

Bewertung vom 14.12.2024
Kom.Ba. / Kommissar Bambus (eBook, ePUB)
Gun, Ben B.

Kom.Ba. / Kommissar Bambus (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Kommissar namens Bambus

Nach einem schweren terroristischen Anschlag der Hamburger Unterwelt auf die Polizei überlebt Kommissar Gabriel Landgraf nur knapp. Einige seiner Kollegen sterben oder werden schwer verletzt. Physisch wie psychisch massiv angeschlagen, muss Gabriel erkennen, dass er nicht mehr so weitermachen kann wie bisher ...

„Kom.Ba. / Kommissar Bambus: Band 1 Phönix“ ist der Auftakt einer Trilogie um Hauptkommissar Landgraf, den sein Schicksal von Hamburg zurück nach Niederbayern führt. Zuerst hat das ungewöhnliche Cover meine Neugier geweckt. Die hübsche Zeichnung zeigt den Donaustrand bei Deggendorf. Da ich auch (woanders) an der Donau lebe, war mein Interesse geweckt.

Gabriel Landgraf ist ein echter Workaholic, ja fast ein Adrenalin – Junkie. Einen ersten gesundheitlichen Warnschuss ignoriert er, ebenso begreift er nicht, dass sich seine Frau Jahre später unter anderem deshalb von ihm trennt, um ihn wachzurütteln. Obwohl der Kommissar die Scheidung sehr bedauert, macht er stur weiter wie vorher. Erst der Terroranschlag zwingt ihn zum Innehalten und Nachdenken. In der Reha findet er Leidensgenossen, denen er sich mit der Zeit öffnen kann. Seiner hochgeschätzten Therapeutin verspricht er, etwas zu ändern. Und nach einem kurzen Rückfall zieht er diese Entscheidung tatsächlich durch. Mit seiner neu gewonnen Entschlossenheit hat mich der Hauptcharakter sehr beeindruckt. Auch als es an der neuen Arbeitsstätte zunächst überhaupt nicht klappt, gibt er nicht auf und holt sich sogar Hilfe. Er findet wieder Kraft und Energie für seinen Beruf und sich selbst. Nach Überwindung seiner Startschwierigkeiten erzielt er erste Erfolge am neuen Wirkungsort ...

Auch die anderen Charaktere in den Haupt- und Nebenrollen sind gut getroffen. Ob das originelle Sprayer-Trio, Tante Erika und ihre Damenriege oder Marlene, die Möchtegern-Miss Marple. Sie alle überzeugen und veranschaulichen, wie wichtig Gabriel inzwischen sein persönliches Umfeld, über die Familie hinaus, geworden ist. Die Kollegen bleiben außer seinem Chef Wiegand Brandl noch etwas blass, doch das wird sich in Band 2 sicher ändern.

Nach anfänglicher Routinearbeit beschäftigen den Kommissar ein Cold Case mit drei ungelösten Morden sowie gefährliche Anschläge auf das Personal der Onkologie des städtischen Krankenhauses. Für Spannung ist also gesorgt. Den Täter, der seine Bekannte, die junge Gabrijela, mit Manipulationen an ihrem Rad beinah umbringt, kann er trickreich schnell ermitteln.

Mein Fazit.

Mich hat Kommissar Bambus, den Spitznamen erwirbt er sich in Deggendorf, bestens unterhalten. Ich habe ihn mit Interesse und Anteilnahme in sein neues Leben begleitet, mit ihm ermittelt und neue Erkenntnisse gewonnen. Das nach einem furiosen Beginn eher gemächliche Tempo hat mir ebenso gut gefallen wie der sorgfältige Schreibstil und die gute Recherche. Im Mittelpunkt des Geschehens steht Gabriel Landgraf, als Kommissar, aber auch als Privatmensch. Verschiedene Themen wie Krankheit, Alternativmedizin, Esoterik oder die Verquickung von Politik und Lobbyismus beschäftigen ihn und sprengen oder dehnen zumindest die gewohnten Grenzen eines traditionellen Kriminalromans. Eine weitere Besonderheit des Buches sind die zum aktuellen Stand der Geschichte passenden Gedichte, die jedes Kapitel einleiten.

Am Ende finden die Handlungsstränge zusammen und Kommissar Bambus kann seine Fälle nachvollziehbar lösen. Dass die eine oder andere Frage, noch, offen bleibt, versteht sich beim Auftaktband einer Trilogie von selbst. Ebenso verbleibt einigen der Protagonisten noch Entwicklungspotenzial. Es bleibt also interessant am Donaustrand von Deggendorf. Ich freue mich auf die Fortsetzung und vergebe 4,5 von 5 Sternen und eine Empfehlung an alle, die einen guten, etwas anderen Krimi schätzen.

Bewertung vom 10.12.2024
Not your Darling
Blake, Katherine

Not your Darling


ausgezeichnet

Hollywood is calling!

Die zwanzigjährige Margaret geht in Liverpool an Bord eines Passagierdampfers, um ihn als Loretta in New York wieder zu verlassen. Der Erfüllung ihres Lebenstraums ist sie mit dieser Fahrt ein beachtliches Stück näher gekommen, aber die größten Schwierigkeiten stehen ihr noch bevor ...

Das gelungene Cover zeigt uns, wen wir hier begleiten. Eine kesse junge Dame, die weiß, was sie will. Noch trägt sie nicht die angesagte Audrey-Hepburn-Frisur, aber als das Chamäleon, das sie auch ist, wird sie sich schnellstens an den aktuell gefragtesten Look anpassen.

Katherine Blake hat mit „Not Your Darling“ eine spannende Geschichte geschrieben, die einen frechen Frauenroman mit historischen Fakten verbindet. Falls das wirklich ihr Debüt als Autorin ist, bin ich beeindruckt.

Blakes Protagonisten überzeugen. Loretta, die ihre Geheimnisse für sich behält und lernen musste, sich nur auf sich selbst zu verlassen. Eliot, der um seine Frau trauert und sich wohltuend vom gängigen Männertyp Hollywoods unterscheidet. Sally, die ihre Angst vor dem Alter und dem beruflichen Abstellgleis mit Alkohol und herrischem Auftreten kaschiert. Der Blender Raphael, der alles für eine Rolle opfert, aber nicht die hellste Kerze auf der Torte ist. Der undurchsichtige Petraś, der es geschafft hat, eine Legende zu werden, ohne seine Wurzeln zu vergessen. Grace, die bildhübsche Schauspielerin, die von allen unterschätzt wird und sich nicht verschaukeln lässt. Die Prostituierte Primrose, die Loretta ihren Start erleichtert und ihr eine treue Freundin wird.

Mir gefällt Katherine Blakes flotter, direkter Schreibstil. Mit Witz und Humor beschreibt sie das Lebensgefühl der 50er, ohne die Schattenseiten zu beschönigen. Die kurzen Kapitel ermöglichen ein gutes Lesetempo. Auf den zahlreichen Karten, die Loretta an ihre Schwester Enid schickt, beschreibt sie scheinbar ihre Erlebnisse und Eindrücke, die sie mit Anmerkungen in Klammern für den Leser kommentiert. Ein guter Kniff, der mir ihre Denkweise näher brachte. Mit den Karten hat es eine Bewandtnis, die erst spät klar wird.

Mein Fazit

Ich hatte einen frechen Frauenroman erwartet und wurde nicht enttäuscht. Zunächst zeigt sich Margaret als ziemlich unverfrorene junge Frau, die ihren Verehrer Jimmie manipuliert, ausnützt und zuletzt auch noch bestiehlt. Der Zweck scheint bei ihr die Mittel zu heiligen. Alles, was ihrem Plan als Visagistin in Hollywood Karriere zu machen dient, wird getan. Mit ihrem Namen scheint sie ihre Vergangenheit und frühere Identität abzulegen. Als Loretta Darling marschiert sie forsch und zielorientiert voran. Erst als sich eine Party als Orgie erweist und sie beinahe vergewaltigt wird, zeigen sich erste Risse in ihrer Rüstung. Es erweist sich, dass sie doch nicht alles ihrer Karriere opfern will. Sexuelle Übergriffe, die im von Männern dominierten oder eigentlich diktatorisch beherrschten Hollywood, alltäglich und allenfalls ein Kavaliersdelikt sind, kommen für sie nicht infrage. Hier zieht sie die Grenze und versucht auch andere zu schützen. Bald muss sie erkennen, dass sie als Einzelkämpferin untergehen wird. Sie schließt Freundschaften und gewinnt Verbündete. Doch warten noch weitere Herausforderungen auf sie.

Katherine Blakes historischer Roman bietet Einblicke ins Hollywood der Fünfziger Jahre. Wir treffen Stars und Sternchen. Produzenten und Regisseure erweisen sich als herrschende Kaste, erst danach kommen die Schauspieler. Die Dominanz des männlichen weißen Geschlechts und dessen „Bedürfnissen“ werden nicht hinterfragt. Schwangerschaftsabbrüche mitunter von den Studios bezahlt. Alkohol und Drogen sind in diesen Kreisen nichts Ungewöhnliches. Der Blick hinter die klapprigen Kulissen der schillernden Metropole desillusioniert. Die Autorin beschreibt eine Atmosphäre, die gleichzeitig fasziniert und verstört. Gern hätte ich noch mehr davon gespürt.

Obwohl es mir ein wenig an Spannung gefehlt hat, wurde ich von „Not Your Darling“ gut unterhalten und habe es in flottem Tempo gelesen. Loretta hat mich mit einigen ihrer Handlungen überrascht. Manche waren im besten Fall fragwürdig und doch nachvollziehbar. Gerade diese Widersprüchlichkeit hat sie mir nähergebracht.

Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen. Meine Leseempfehlung geht nicht nur an Frauen, sondern auch an die Männer, die sich für Frauen ernsthaft interessieren.

Bewertung vom 06.12.2024
Tödlicher Winter / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.2
Werrelmann, Lioba

Tödlicher Winter / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Mörderisches Siebenbürgen?

Siebenbürgen und Rumänien überhaupt waren bisher noch weiße Flecken in meiner Krimiwelt. Außer Grusel-Ikone Dracula landete bisher nichts aus diesem Genre in meinem Regal. „Tödlicher Winter“ von Lioba Werrelmann sollte diese Lücke schließen.

Der Journalist Paul, ein Siebenbürger Sachse, hat als 14-jähriger Rumänien für immer verlassen. Er ist ein typischer „Heruntergekommener“, so werden in Siebenbürgen Auswanderer, die zu Besuch zurückkommen, genannt. Nach seinem ereignisreichen Aufenthalt vor sechs Monaten und 13 Tagen kommt er wieder nach Transsylvanien. Doch der Empfang dort verläuft völlig anders als erwartet. Die angebetete Maja, die auf Paul warten sollte, ist inzwischen verheiratet, sein Freund Sorin unglücklich. Gemeinsam besaufen sich die beiden Freunde, was die Lage nicht verbessert. Am nächsten Morgen wird Paul wegen Mordverdachts verhaftet. Ohne Haftbefehl, ohne die Möglichkeit, einen Anwalt zu kontaktieren. Während eines heftigen Sturms wird er ins zugige Ehegefängnis der Kirchenburg gesperrt. Derweil werden immer wieder Tote im Wald gefunden. Nicht nur Majas Ehemann Petre, sondern auch mehrere Waldarbeiter sollen Unfällen zum Opfer gefallen sein. Obwohl ihn seine Gefühle für Maia beinahe überwältigen, erwacht die journalistische Neugier in Paul. Er beginnt zu recherchieren, ohne zu ahnen, dass er sich dadurch in Lebensgefahr begibt …

"Tödlicher Winter" ist das erste Buch von Lioba Werrelmann, das ich lese. Da mir Siebenbürgen bisher völlig unbekannt war, hat dieser Kriminalroman mein Interesse geweckt.

Paul Schwartzmüller ist ein spannender Charakter, mit dem ich so meine Schwierigkeiten hatte. Grundsätzlich sympathisch, hat mir seine mangelnde Empathie zu schaffen gemacht. Scheinbar agiert er stets unüberlegt, ohne Rücksicht auf andere (große Ausnahme: Maia), um sich in der Rückschau dann Vorwürfe zu machen und sich schuldig zu fühlen. Erst im Laufe der Geschichte konnte ich erkennen, dass Paul offensichtlich nicht gedankenlos handelt, sondern Schwierigkeiten hat, sich in andere hineinzuversetzen. Also nicht gleichgültig, rücksichtslos ist. Der zweite spannende Charakter ist Pušomori. Sie agiert meist im Verborgenen, hilft Paul aber in schwierigen Situationen. Ihre Fähigkeiten sind beachtlich. Dank ihrer Intelligenz kann sie hervorragend kombinieren. Sie ist eine gewiefte Hackerin, die sich diese Fertigkeit selbst angeeignet hat. Noch beeindruckender ist, dass sie sich nahezu unsichtbar machen kann und über eine exzellente Beobachtungsgabe verfügt. Auch die übrigen Protagonisten, ob in Haupt- oder Nebenrollen, überzeugen.

Der Autorin gelingt es, ihre Leser schnell in die Geschichte hineinzuziehen. Sie schreibt sehr bildhaft und mit viel Lokalkolorit. Man spürt ihre Leidenschaft für diese Region und ihre Bewohner. Dadurch schafft sie die entsprechende Atmosphäre, die es dem Leser ermöglicht, sich in diese fremdartig anmutende Landschaft einzufinden und sich den ungewohnten Protagonisten zu nähern.

Mein Fazit

Lioba Werrelmann hat mich mit ihrem Kriminalroman "Tödlicher Winter" sehr gut unterhalten. Die Erzählung ist fesselnd und die Auflösung stimmig. Ein spannender Krimi mit sehr viel Atmosphäre und Lokalkolorit in einem mir bis dahin unbekannten Ambiente. Land und Leute werden so beschrieben, dass man Lust bekommt, diese Region näher zu entdecken, ganz abseits von Dracula und anderen Vampirgeschichten. Transsylvanien hat offensichtlich viel mehr zu bieten. Diese Erkenntnis verdanke ich der Autorin, die mir diesen Landstrich und seine Bevölkerung sehr viel näher gebracht hat.

Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung an alle Krimiliebhaber, die einmal in einer Region ermitteln möchten abseits der gewohnten Schauplätze des Genres.

Bewertung vom 04.12.2024
Vino, Mord und Bella Italia! Folge 5: Der Tote im Pool (eBook, ePUB)
Homma, Christian; Frank, Elisabeth

Vino, Mord und Bella Italia! Folge 5: Der Tote im Pool (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wer ruht da unterm Swimmingpool?

Anna und Loris wollen den alten Pool auf dem Anwesen von Annas Großeltern inspizieren, der jahrelang abgedeckt war. Tameo freut sich schon auf den Sprung ins kühle Nass. Doch daraus wird vorerst nichts. Denn Hündchen Peppo macht einen Fund, der dieses Unterfangen torpediert und Fontenaia das nächste Mordopfer beschert.

„Der Tote im Pool“ ist bereits der fünfte Teil der Reihe „Vino, Mord und Bella Italia!“ von Christian Homma und Elisabeth Frank. Auch Neueinsteiger können problemlos mit diesem Band starten. Ich habe es so gemacht und nicht bereut.

Anna hat sich vorgenommen, das renovierungsbedürftige Anwesen ihrer Großeltern zu sanieren. Da sie über wenig Geld verfügt, ist sie auf die Hilfsbereitschaft und Unterstützung ihrer Freunde und Nachbarn angewiesen. Peppos Leichenfund bringt die Bauarbeiten zunächst zum Stillstand, da der baufällige Pool jetzt als Tatort behandelt wird. Commissario Vico Martinelli suspendiert Anna sofort. Zwar kann er sie dieses Mal nicht der Tat bezichtigen, da das Gewaltverbrechen schätzungsweise 20 Jahren zurückliegt. Aber was ist mit Annas Großeltern? Ein Interessenkonflikt! Während Anna ihrer Nonna so eine Gewalttat niemals zutraut, ist sie sich bei ihrem Nonno nicht sicher. Er war Jäger und im Dorf wegen seiner Streitlust unbeliebt. Die Ermittlungen kommen nur schleppend voran. Wer ist der Tote? Und warum wurde er erschossen?
Weiteres Ungemach droht aus Deutschland. Paola stellt Anna vor vollendete Tatsachen. Sie teilt ihrer Tochter mit dürren Worten mit, dass das Haus verkauft ist und sie innerhalb von 14 Tagen ausziehen muss. Anna hat sich noch nicht von diesem doppelten Schock erholt, als ihre Mutter auch schon vor der Tür steht. Wie geht es jetzt weiter?

Mir gefällt die klare, bildhafte Sprache der Autoren. Als Leser ist man gleich mittendrin in der Geschichte. Land und Leute werden trefflich beschrieben, die Atmosphäre und das Ambiente stimmen. Die sympathischen Charaktere, allen voran Anna, wirken glaubwürdig. Sogar der Commissario weist inzwischen menschliche Züge auf und kann sogar Empathie für Anna entwickeln, natürlich ohne sich etwas anmerken zu lassen. Auch Paola und Rossi überraschen. Fontenaia und seine Bewohner beweisen erneut Charme und Lebensart.

Mein Fazit

Wer Cosy Crime liebt, ist hier richtig. Das Leben in der Toskana, gewürzt mit einem Kriminalfall, liest sich angenehm. Dank einiger überraschender Wendungen kommt auch die Spannung nicht zu kurz. Grundsätzlich geht es in „Der Tote im Pool“ aber eher gemütlich und nicht sehr blutig zu. Was für dieses Genre genau richtig ist. Kein Psychothriller mit einem irren Kettensägemörder, sondern feinste Cosy Crime mit Ratespaß. In diesem Sinn wurde ich bestens unterhalten und bin durchaus gewillt, beim nächsten Fall in Fontenaia wieder mit dabei zu sein. Die Wartezeit bis dahin kann ich mir ja mit Band 1 bis vier verkürzen.

Ich habe die Sonne der Toskana jedenfalls sehr genossen, während hier Regen und Nebel dominieren und vergebe 4,5 von 5 Sternen mit einer Leseempfehlung an alle Fans des Genres Cosy Crime.

Bewertung vom 02.12.2024
May Morrigans mysteriöse Morde
Black, Katherine

May Morrigans mysteriöse Morde


sehr gut

Alter schützt vorm Morden nicht

Das leicht altmodische Cover zeigt eine weißhaarige ältere Dame, mit adretter Dauerwelle, gehüllt in Seidenschal und Cardigan, die ein großes Messer in ihrer Strickjacke verbirgt – ein großes Messer?

Katherine Blacks erster Kriminalroman führt uns in die Nähe von Englands Hauptstadt. May Morrigan hat sich von ihrem Erbe eine Buchhandlung vor den Toren Londons gekauft. Im beschaulichen Blackheath Village genießt die ältere Dame ihren Ruhestand. Sie lebt mit ihrem Studienfreund Fletcher, einem emeritierten Professor für Kunstgeschichte, in Greenway, dem gregorianischen Stammsitz ihrer Familie. Die beiden Zwergdackel Bess und George vervollständigen das Idyll. Nicht so ganz ins Bild passen dagegen einige beunruhigende Fakten, die der Lesende nebenbei erhält. Woher weiß May, dass ihre geliebte Kelly-Handtasche genügend Platz für einen „sorgfältig eingewickelten Menschenkopf“ bietet? Wozu benötigt sie die schmale Klinge, die sie stets in der Geheimtasche ihres Cardigan-Ärmels verbirgt?

In einem zweiten Erzählstrang begegnen wir Danny, Fox, einem jungen Lokalreporter, der gerade einen Artikel über Detective Inspector Theo Clegg, den örtlichen Kriminalbeamten schreibt. Er erhält die Nachricht, dass erneut ein sechzehnjähriges Mädchen verschwunden ist. Diese Story will er unbedingt haben ...

Die Autorin versteht es meisterlich, ihre Leser zu ködern. Die Geschichte beginnt ganz harmlos, nimmt aber schnell an Fahrt auf. Subtile Hinweise bezüglich Mays „Hobby“ lassen den Leser bald nach potenziellen Opfern Ausschau halten. Blacks klare Sprache und ihre Liebe zum Detail sorgen für hohen Lesegenuss. Das sorgfältig gezeichnete Ambiente, die kernigen, teils unkonventionellen Charaktere, allen voran Fletcher und Bastian, und der schwarze Humor machen Laune. Die Wechsel in der Sprache, von elegant zu derb und wieder retour, sind ebenso erfrischend wie die überraschenden Wendungen.

Mein Fazit:

Eine sympathische Serienmörderin? May kommt diesem Bild verdächtig nahe. Ich könnte mir gut vorstellen, mit ihr befreundet zu sein. Wäre da nicht der abgründige Teil ihres Charakters.
Katherine Black hat meine Schwäche für schwarzen Humor voll getroffen. Sie macht uns mit einer netten älteren Dame bekannt, die ein moralisch äußerst verwerfliches Hobby hat. Aber halt! Wir befinden uns in einer Geschichte und May ist ein Buch-Charakter. Ein ziemlich vielschichtiger sogar. Manchmal erinnert sie mich an Abby und Martha aus „Arsen und Spitzenhäubchen“. Einerseits gut in die Gemeinschaft integriert, beliebt und sehr angesehen. Diese Rolle wurde ihr wohl vom verschwundenen Ehemann James aufgenötigt, der sehr auf seine Reputation bedacht war. Andrerseits ist sie kühn und exzentrisch. Nach einem Jahr als Single findet sie allmählich zum „alten, früheren“ Ich zurück.

Auch wenn die Spannung für meinen Geschmack etwas zu kurz kam und am Ende nicht alles abschließend aufgelöst wurde, hat mir „May Morrigans mysteriöse Morde“ gut gefallen. Antworten auf meine offenen Fragen, zuallererst „Was ist mit James?“ erwarte ich im Folgeband. Diesen werde ich mir nicht entgehen lassen.

Mays Geschichte hat Potenzial. Ich vergebe 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung an alle, die schwarzen Humor schätzen und sich von stellenweise salopper Sprache nicht schrecken lassen.