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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Deidree C.
Wohnort: 
Oberösterreich
Über mich: 
Lesesüchtig ;-)

Bewertungen

Insgesamt 125 Bewertungen
Bewertung vom 29.01.2025
Der Besuch der alten Dame
Dürrenmatt, Friedrich

Der Besuch der alten Dame


sehr gut

Versuchung siegt über Moral

Ich hatte Respekt vor einem Buch von Friedrich Dürrenmatt und lies es zu Unrecht lange liegen. Doch „Der Besuch der alten Dame“ hat es mir dann doch leicht gemacht. Gewöhnungsbedürftig war anfangs natürlich der Aufbau als Drehbuch für ein Theaterstück. Aber erstaunlicherweise kam ich sehr gut in die Geschichte und ich konnte das Buch flüssig durchlesen.
Die Moral der Geschichte ist, dass die Versuchung über die Moral siegt. Traurig aber nicht nur damals, sondern auch heutzutage immer wieder zu beobachten. Und da bedarf es eines viel kleineren Anreizes als einer Milliarde von Claire Zachanassian.
Ich fand die Entwicklung der Dorfbewohner sehr gut beschrieben. Erst die Entrüstung und die Ablehnung, nach und nach der Geschmack des Geldes bis hin zur eigenen Auslegung von Gerechtigkeit. Aber auch Ill geht eine spürbare Wandlung durch. Er sieht seine Verfehlung, akzeptiert, dass er dafür die Konsequenz tragen muss. Wie immer auch das Urteil lauten mag.
Ein Stück, das in jedes Zeitalter passt. Ich habe das Büchlein gerne gelesen.

Bewertung vom 25.01.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


gut

Es bewegt sich, manchmal, leider nur der Zug.

Die Reise geht von Wien nach München und ich wollte gerne mitfahren, da mir die Bücher von Daniel Glattauer in der Vergangenheit sehr gut gefallen haben. Aber leider wurde diese Reise nicht so kurzweilig wie ich erhofft hatte.
Seitenweise hatte ich das Gefühl neben den beiden „In einem Zug“ zu sitzen, ein Buch lesen zu wollen, aber ihre Stimmen zwingen mich zuzuhören. Nicht weil das Gespräch so interessant wäre, sondern weil die Stimmen permanent zu hören sind. Mit jeder Station wird diese Situation für mich ärgerlicher.
Am Ende gibt es noch eine nicht ganz unvorhergesehene Wendung, die das Ganze aber nicht mehr auffangen kann. Der Schreibstil ist flüssig und unkompliziert zu lesen, auch wenn es nur wenige Kapitel auf Basis der verschiedenen Haltestellen gibt.
Einige Stellen habe ich gerne gelesen. Mir hat auch sein Lebensmodel gut gefallen. Doch diese Szenen waren mir einfach zu wenig. Ich habe mich nicht durch die Seiten quälen müssen, aber ein zweitesmal würde ich das Buch nicht zur Hand nehmen.

Bewertung vom 21.01.2025
Versaute Eheschlampen - heiß, leidenschaftlich und verdorben   8 geile erotische Geschichten
Stevens, Hannah

Versaute Eheschlampen - heiß, leidenschaftlich und verdorben 8 geile erotische Geschichten


ausgezeichnet

Sehr unterschiedlich; Frauen die wissen, was sie wollen

Das Buch enthält insgesamt acht Geschichten und eine Zusatzgeschichte die man sich online mit einem Code herunterladen kann. In jeder dieser Geschichten treffen wir selbstbewusste Frauen, die ihr Sexleben genießen. Und alle haben eines gemeinsam. Sie sind verheiratet, genießen aber die außerehelichen Freuden ohne Reue oder Schuldgefühle. Ob dies in Ordnung ist, werde ich hier nicht kommentieren, das muss jeder für sich entscheiden. Doch der Titel „Versaute Eheschlampen“ weist schon die Richtung und so weiß jeder Leser worauf er sich einlässt.
Das Cover gibt ebenfalls etwas die Richtung vor, indem es eine junge, attraktive Frau mit eher weniger als mehr an Kleidung zeigt. Es ist in meinen Augen wieder edel und stimulierend gemacht.
Hannah Stevens lässt ihre Figuren selbst erzählen, sie fest im Leben stehen. Sie sind jung, dynamisch, attraktiv und offen für Neues. Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt flüssig und hocherotisch.
Die einzelnen Geschichten handeln von unterschiedlichen Begegnungen, sei es regelmäßiger Sex mit dem Chef, oder gar ein Gangbang mit mehreren Chefs, sei es ein geheimes Treffen in einem Schloss, oder ein paar Stunden mit einem Callboy, auf jeden Fall kommen die Frauen auf ihre Kosten. Genauso wie der Leser, dessen Kopfkino schnell Bilder produziert.
Ich habe von diesen acht Geschichten alle gerne gelesen, nur eine konnte mich persönlich nicht erreichen. Doch das lag an dem jungen Mann und sein Naheverhältnis zur Frau, nicht an der Erotik der Geschichte.
Dieses Buch kann ich jedem Freund der erotischen Geschichten uneingeschränkt empfehlen, soferne eine gewisse Lockerheit im Umgang mit der ehelichen Zweisamkeit gegeben ist.

Bewertung vom 18.01.2025
Wer zu spät kommt, den belohnt das Leben
Günak, Kristina

Wer zu spät kommt, den belohnt das Leben


sehr gut

Ella reduziert sich, findet dabei sich selbst und die Liebe

Ein Jahr lang in einem Tiny House zu leben, sich zu reduzieren, den Konsum weitgehend einzuschränken und darüber eine Reportage zu schreiben, so war das Projekt von Ella gedacht. Dass sie dabei mehr als einmal an ihre Grenzen stößt und so nebenbei nicht nur sich selbst, sondern auch die Liebe findet, das wiederum war nicht geplant.
Ella wird als selbstbewusste Frau dargestellt. Sie hat in ihrem Leben einiges gesehen und erreicht. Ihre Handlungen, Gedanken und Gefühle sind weitgehend nachvollziehbar. Jede der Figuren hat ihre Macken und eigene Geheimnisse. Diese kommen im Laufe des Buches nach und nach ans Tageslicht. Das gefällt mir, denn so hatte ich das Gefühl langsam in die Gemeinschaft einzutauchen.
Generell interessant finde ich die Lebensform dieser Tiny House Siedlung. In meinen Augen hat Kristina Günak den Alltag, die Probleme, aber auch die Freiheiten sehr schön auf den Punkt gebracht. Rundum darf sich auch eine Liebesgeschichte entwickeln.
Gegen Ende kommt es zu einem sehr spannend aufgebauten Szenario. Menschlich fand ich auch diesen Teil wunderbar gelungen. Einzig die Logik konnte mir hier nicht ganz glaubwürdige Erklärungen liefern, ebenfalls zu glatt lief mir zum Beispiel die Beschneidung der Apfelbäume. Doch das sind auch schon die gravierendsten Punkte, die mir bei „Wer zu spät kommt, den belohnt das Leben“ eher weniger zugesagt haben.
Dieser Wohlfühlroman, der so nebenbei auch noch von einer unbekannten, aber interessanten und vielleicht sogar erstrebenswerten Wohnform erzählt, ist durchaus empfehlenswert. Ich mochte die Geschichte und die Entwicklung der Figuren genauso, wie die Beschreibung des Lebens in dieser Gemeinschaft.

Bewertung vom 13.01.2025
Blut und Blümchen - Mord hat immer Saison (eBook, ePUB)
Humberg, Christian

Blut und Blümchen - Mord hat immer Saison (eBook, ePUB)


gut

Mit Witz und Humor, etwas zu konstruiert

Die Kleingartensiedlung Hortensia mit ihren teilweise schrulligen, aber einzigartigen Figuren ist witzig aufgebaut. Man kann sich die Gemeinschaft wirklich gut vorstellen. Aber ob ich dort leben wollen würde, wage ich zu bezweifeln. Jeder kennt jeden, jeder weiß über jeden Bescheid – angeblich.
Nele schlägt dort zeitgleich mit der Leiche von Marvin Bär auf. Natürlich möchte sie so schnell wie möglich ihr Vereinslokal eröffnen, doch dazu muss erst der Mord aufgeklärt werden. In ihren Augen ist der Dorfpolizist Erik Gertner genau damit aber überfordert. Also, selbst ist die Frau.
Bis hierher hat mir die Geschichte „Blut und Blümchen - Mord hat immer Saison“ wirklich gut gefallen. Doch die Ermittlungen von Nele an der Seite von Erik erweisen sich in meinen Augen als etwas überzogen und unrealistisch. Sie stellt die Fragen, er lässt es geschehen. Schon die Tatsache, dass er Nele zu Befragungen mitnimmt habe ich eigenartig empfunden, aber dass er ihr, einer Zivilperson, so sehr die Führung überlässt, klingt zu gewollt, zu konstruiert. Es macht mir Nele auch nicht unbedingt sympathisch. Und so bedürftig scheint Gertner nicht zu sein.
Witz und Humor finden durchaus seinen Platz, das gefällt mir. Auch Motiv und Täter sind nicht auf den ersten Blick erkennbar und benötigen Zeit um erkannt zu werden. Das wiegt meine Schwierigkeit mit Nele etwas auf, leider nicht so sehr, wie ich es gerne gehabt hätte.
Abschließend ist zu sagen, dass der Schreibstil von Christian Humberg sehr gut und flüssig zu lesen ist. Das Cover zeigt ein idyllisches Bild, das durchaus in der Hortensia spielen könnte. Für mich ist es ein wirklich sehr leichter Cosy-Krimi für Zwischendurch und möglicherweise stiehlt sich Nele in den weiteren Bänden noch in mein Herz.

Bewertung vom 30.12.2024
Nachtflut
Westerkamp, Stina

Nachtflut


sehr gut

Flottes Tempo, spannend und überraschend

Eine Naturkatastrophe mitzuerleben muss traumatisierend sein, noch viel mehr, wenn schon vorher eine psychische Schwachstelle vorhanden war. So wie bei Elisa, die nach dem Tod ihrer Schwester Lizzy unter Angstzuständen leidet und mehr Tabletten schluckt, als ein Arzt verschreiben würde.
Extrem gut hat Stina Westerkamp die Stimmung während der Sturmflut eingefangen. Der Leser fühlt sich beinahe mittendrinn. Der Orkan, die Wassermassen, der starke Regen sind genauso fühlbar wie die Beklemmung mit Menschen in einem Haus gefangen zu sein, denen man nicht vertrauen kann. Dazu die recht gut beschriebene Verzweiflung von Elisa bei ihrer Suche nach irgendwelchen Tabletten.
Die Figuren sind in ihren Handlungen authentisch, ihre Gedanken und Gefühle meist nachvollziehbar und verständlich. Abwechselnd wird eine der Figuren in den Vordergrund gerückt, und aus ihrer Sicht erzählt, sodass der Leser aus verschiedenen Blickwinkeln auf das Szenario blicken kann.
Schnell ist klar, dass jede Person ein mehr oder weniger großes Geheimnis mit sich trägt. Dies zu ergründen macht Spaß, vor allem, da es nicht immer das ist, woran man zuerst denkt (zumindest bei mir war es so). Bis zum Ende sind dann die meisten Fragen auch geklärt.
Der Titel „Nachtflut“ war für mich jetzt nicht ganz erklärbar, nur weil auch nachts die Sturmflut wütet? Aber dafür gefällt mir aber das Cover umsomehr.
Grundsätzlich habe ich den Thriller spannend, überraschend, emotional packend, sehr bildhaft beschrieben, flott im Tempo und sprachlich überzeugend empfunden. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 28.12.2024
Carmilla
Le Fanu, Sheridan

Carmilla


sehr gut

Zuerst war die Frau… ist mir neu, aber interessant zu lesen

Mir ist nicht bekannt gewesen, dass „Carmilla“ der erste weibliche Vampir-Roman gewesen war. Man lernt nie aus. Der irische Autor Joseph Sheridan Le Fanu siedelt die Geschichte in der Steiermark an. Auch das war für mich überraschend.
Erzählt wird der relativ kurze Zeitraum, in dem Carmilla am Schloss Karnstein zu Besuch war, aus der Sicht von Laura. Sie ist die Tochter des Schlossherrn. Aus anfänglicher Freundschaft der jungen Damen wird beinahe Besessenheit, bis sich Laura immer schwächer fühlt und von Albträumen geplagt wird.
Durch die Sprache, die dem damaligen Adel entsprechen dürfte, wird der Leser leicht in die Zeit um 1872 versetzt. Geschickt versteht der Autor auch mit erotischen, lesbischen Andeutungen zusätzlich Spannung aufzubauen.
Laura ist zwar die Erzählerin, bleibt aber im Vergleich zu Carmilla eher eine Nebenfigur. Der Roman ist fließend zu lesen. Die Neuübersetzung von Eike Schönfeld ist in meinen Augen sehr gut gelungen, sodass die Geschichte fesselnd, alt und gruselig auf den Leser wirkt.
Ich habe das relativ dünne Büchlein gerne gelesen.

Bewertung vom 23.12.2024
Mordscoach
Pabst, Lilli

Mordscoach


gut

Nüchtern, spannungslos, zu viele Zufälle

Die Erkenntnis, dass ihr Mann Jakob eine Affäre hat, lässt bei Sophie ein altes Trauma aufbrechen. Plötzlich ist sie eine Mörderin, oder gar Serienmörderin, oder war alles ein Unfall und der Rest hat sich eben so ergeben müssen um aus der Sache rauszukommen?
Sophie erzählt aus ihrer Sicht was sie erlebt. Warum sie welche Handlungen setzen muss und der Leser erfährt, mit welchen Argumenten sie ihre Taten vor sich selbst rechtfertigt. Ja, sogar schön redet.
Der Schreibstil von Lilli Pabst ist leicht zu lesen, dafür hat die Geschichte zum Ende hin, ein paar Längen. „Mordscoach“ habe ich mit Freude zur Hand genommen. Die Kurzbeschreibung versprach mir ein interessantes Buch. Leider konnte sich meine Begeisterung nicht lange halten. In meinen Augen gab es mit der Zeit einfach zu viele Zufälle, am Ende auch noch einen inkompetenten Kommissar und zur Krönung scheint die Geschichte einfach mittendrinn zu enden. Irgendwie ist das nicht einmal ein offenes Ende. So als würde man sagen, es ist genug und legt den Stift zur Seite.
Für all dies muss ich Punkte abziehen. Positiv finde ich den flüssigen Schreibstil, die Idee dahinter hat mir ebenfalls gut gefallen, genauso wie das Cover. Das jedenfalls passt zum Inhalt des Buches.

Bewertung vom 17.12.2024
Wackelkontakt
Haas, Wolf

Wackelkontakt


ausgezeichnet

spannend verwoben, ungewöhnlich aufgebaut, hat mich sofort gefangen

Das Cover verursacht beim Ansehen fast einen „Wackelkontakt“ der Augen. Und genau das hat mich das Buch näher betrachten lassen. Die Kurzbeschreibung hört sich witzig, mit einer interessanten Grundidee an. Und ich muss sagen, dass das Buch der Kurzbeschreibung nicht nachsteht.
Die beiden Leben von Franz Escher und Elio Russo beginnen gemächlich und scheinen eher lau zu sein. Doch die Verquickung der beiden durch die Bücher macht das Lesen zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Ohne Kapitel, ohne größere Ankündigung als ein paar Worte, dass jetzt die aktuelle Figur im Buch weiterlesen will, wechselt Wolf Haas die Stränge von Franz Eschers Gegenwart zu Elio Russos und umgekehrt. Trotzdem bleibt der Leser klar und kann problemlos der jeweiligen Lebensgeschichte folgen.
Je weiter sich die Geschichten entwickeln, desto spannender und verwobener werden die Figuren und ihre Wege. Bis die Stränge in einem nicht vorhersehbaren Höhepunkt enden und sich alle Geheimnisse auflösen erleben die Protagonisten eine Achterbahn der Gefühle, fesselnde Entwicklungen und emotionale Momente.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, es hat mich von den ersten Seiten an gefangen genommen, sodass ich es innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe. Von mir gibt es aus all diesen Gründen eine volle Leseempfehlung.

Bewertung vom 11.12.2024
Akikos stilles Glück
Sendker, Jan-Philipp

Akikos stilles Glück


sehr gut

Gemeinsam einsam oder doch zufrieden bis glücklich

Akiko wird von Kento gefragt ob sie den Moment kenne, an dem ihre Geschichte begonnen hat. Das ist eine der Fragen, die Akiko zum Überdenken ihres Lebensweges bewegt. Die Geschichte der beiden Protagonisten Akiko und Kento laufen parallel, sie berühren sich immer wieder, sie sind sich teilweise Stütze und Hilfe. Einerseits leben beide in einer gewissen Einsamkeit, und doch scheint zumindest Akiko zufrieden oder sogar glücklich zu sein. Doch gerade der Hikikomori Kento schafft es, dass sie sich wichtige Fragen stellt und versucht Antworten zu finden, sodass sich „Akikos stilles Glück“ mehr und mehr entfalten kann.
Mit diesem Roman bringt Jan-Philipp Sendker den Leser, oder zumindest mich, in eine Rolle des neugierigen Beobachters. Einerseits will ich wissen, wie das Leben von Akiko weitergeht, welche Fragen sie sich beantworten kann und welche nicht. Andererseits läuft die Geschichte völlig ruhig ab, fast schon zu ruhig. Ich fand keinen wirklichen Höhepunkt und doch passt es zu dieser Art von Geschichte, obwohl ich das sonst nicht mag. Genauso wie das offene Ende.
An beiden Figuren kann man eine Entwicklung feststellen. Für mich sind noch viele Fragen offen geblieben, auch wenn sich eine Richtung abzeichnet.
Sehr gut gefallen hat mir das Glossar am Ende des Buches. Da immer wieder japanische Wörter verwendet werden, kann der Leser dort schnell eine Erklärung finden.