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Lesefreundin
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Düsseldorf

Bewertungen

Insgesamt 23 Bewertungen
Bewertung vom 23.06.2024
Das erste Licht des Sommers
Raimondi, Daniela

Das erste Licht des Sommers


ausgezeichnet

Ein Herzensbuch

Sie hat es wieder geschafft! Schon mit dem Vorgängerroman "An den Ufern von Stellata" hat Daniela Raimondi mich wahrlich verzaubert und auch mit "Das erste Licht des Sommers" habe ich ein neues Herzensbuch für mich entdeckt.

Die Geschichte der Familie Casadio geht hier mit der Lebensgeschichte von Norma weiter. Wir erleben ihren Weg in London, ihre Ehe und die Beziehung zu ihrer Mutter. Daniela Raimondi schreibt unglaublich gefühlvoll, tiefgründig und ich habe mich der Protagonistin, aber auch den Nebencharakteren sehr nah gefühlt. Die Elemente des magischen Realismus wurden auf so wunderschöne Weise eingebunden, dass ich unglaublich berührt davon war. Ebenso hat die Autorin besonders feinfühlig das belastete Verhältnis von Norma zu ihrer Mutter gezeichnet. Hier gibt es Sätze, die mich innehalten ließen und aus denen ich sehr viel für mich persönlich mitnehme.

Ich habe das Buch mit Tränen in den Augen beendet. Für mich ist es ein ganz besonderes Herzensbuch.

Bewertung vom 21.06.2024
Das Fenster zur Welt
Winman, Sarah

Das Fenster zur Welt


weniger gut

Leider nicht meins

Bei diesem wunderschönen Cover war mein Interesse an "Das Fenster zur Welt" von Sarah Winman natürlich schnell geweckt und auch der Klappentext las sich nach einem vielversprechenden Roman. Leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Ich empfand das Buch und seinen Schreibstil als so zäh, dass ich das Buch nach etwa der Hälfte zur Seite gelegt habe. Die Sätze waren mir teilweise zu sperrig und ich habe immer wieder den Faden verloren bei den vielen Charakteren. Die Story kam aus meiner Sicht einfach nicht vorwärts.

Gerade zu Beginn fand ich die Kunsthistorikerin Evelyn und ihre etwas schrullige Freundin recht interessant, doch schon bald habe ich das Interesse an den Charakteren verloren. So kam für mich Evelyns und Ulysses erste Begegnung wie aus dem nichts und ihre ersten Gespräche erschien mit doch recht unrealistisch, wo es sich um ein erstes Gespräch von Fremden handelt. Auch weitere Szenen/Dialoge empfand ich als unnötig und unglaubhaft.

Für mich war der Roman leider nichts. Ich konnte den besonderen Zauber, den andere Leser:innen verspürt haben, leider nicht erkennen.

Bewertung vom 15.06.2024
Cascadia
Phillips, Julia

Cascadia


sehr gut

Perfekt für Lesekreise

Ein außergewöhnlicher Roman über zwei in Armut lebende Schwestern, der vom Märchen "Schneeweißchen und Rosenrot" inspiriert ist. Es ist sicherlich kein Roman für Leser:innen, die in ihren Büchern alles ausführlich erklärt und auserzählt haben möchten. Vielmehr gibt der Roman viel Raum für eigene Interpretationen und Deutungen, sodass ich ihn insbesondere für das gemeinsame Lesen und Diskutieren in Lesekreisen empfehle.

Ich habe den Roman sehr gerne gelesen. Es ist ausgesprochen atmosphärisch erzählt, sprachlich überzeugend und hatte eine gewisse Sogwirkung auf mich. Denn ich wollte unbedingt wissen, wie diese außergewöhnliche Geschichte rund um die Schwestern und den Bären zu Ende geht.

An der ein oder anderen Stelle hätte der Roman etwas kürzer gehalten werden können, aber das tut meinem positiven Leseerlebnis keinen Abbruch.

Bewertung vom 27.05.2024
Kleines Pony, großer Traum - lesen lernen mit dem Leseraben - Erstlesebuch - Kinderbuch ab 6 Jahren - Lesenlernen 1. Klasse Jungen und Mädchen (Leserabe 1. Klasse)
Becker, Susanne

Kleines Pony, großer Traum - lesen lernen mit dem Leseraben - Erstlesebuch - Kinderbuch ab 6 Jahren - Lesenlernen 1. Klasse Jungen und Mädchen (Leserabe 1. Klasse)


sehr gut

"Kleines Pony, großer Traum" ist eine kurze Geschichte für Leseranfänger:innen der bekannten Leseraben-Reihe, die sich rund um die kleine Reiterin Klara und das Pony Pingo dreht. Zielgruppe des Buches sind junge Erstleser:innen (Lesestufe 1), die hier ein kurzes und leichtes Ponyabenteuer entdecken dürfen.

Ich bin selber Mutter einer Erstklässlerin und halte das Buch mit Blick auf die Zielgruppe für sehr gelungen. Die Texte sind sehr kurz und leicht zu lesen und die Illustrationen sind wirklich niedlich gestaltet.
Meine Tochter hatte beim Lesen große Freude daran, dass es nach jedem gelesenen Kapitel einen Aufkleber gibt, der als Belohnung ins Buch geklebt werden darf. Auch die verschiedenen Rätsel sind eine tolle Ergänzung. Die kurzen Texte, die Rätsel und die Aufkleber bieten schnelle Erfolgserlebnisse und motivieren Kinder zum Lesen.

Die Geschichte selber ist nett, war aber für meine Tochter jetzt auch kein großes Highlight. Für Zwischendurch und zum Selberlesen aber dennoch ein sehr schönes Buch, das wir gerne weiterempfehlen.

Bewertung vom 06.05.2024
So bist du - Wähle das, was zu dir passt
Hart, Marisa

So bist du - Wähle das, was zu dir passt


ausgezeichnet

Regt zum Erzählen an

Das Pappbilderbuch "So bist du" von Marisa Hart und illustriert von Anne Stettner regt wunderbar zum Erzählen an. Gezeigt werden kindliche Alltagssituationen, in denen sich die fünf Tiere und das Fantasietier Knut befinden. Auf jeder Seite werden dann die Kinder gefragt: Was ist eure Lieblingsspielzeug? Welches Getränk würdet ihr auswählen? Würdet ihr lieber in den Wald oder auf den Spielplatz gehen?

Meine dreijährige Tochter hatte großen Spaß daran sich die Texte anzuhören und sich die fröhlichen Bilder anzuschauen. Bei den Fragen fing sie dann gleich zu erzählen an. Wir werden das Buch an den Kindergarten verschenken, weil es sich sicherlich auch zur pädagogischen Arbeit mit Kindergartengruppen eignet.

Besonders gefiel mir übrigens das große, quadratische Format sowie die in Pastellfarben gehaltenen Illustrationen. Gerade bei Kinderbüchern für jüngere Kinder muss es aus meiner Sicht nämlich nicht immer knallbunt sein.

Ich habe nach dem Lesen meine Tochter gefragt, wie ihr das Buch gefällt. Ihr Fazit: "Das Buch ist super!". Damit dürfte alles gesagt sein. :)

Bewertung vom 06.05.2024
Windstärke 17
Wahl, Caroline

Windstärke 17


sehr gut

Wut, Trauer, Neubeginn

Es gibt sie tatsächlich, die Menschen, die bei „22 Bahnen“ von Caroline Wahl nicht in Jubelstürmen ausgebrochen sind. Eine dieser Leserinnen bin ich, was u.a. insbesondere daran lag, dass ich Idas Entwicklung als völlig unglaubwürdig und blass empfand.

Dennoch habe ich zu dem Nachfolgeroman „Windstärke 17“ gegriffen, denn manchmal kommt ein Roman einfach zur falschen Zeit und der Klappentext zum neuen Roman las sich so interessant, dass ich es ein weiteres Mal mit einem Werk von Caroline Wahl versuchen wollte.

Ich kann sagen, dass mich Windstärke 17 definitiv mehr überzeugt hat als der Vorgängerroman. Idas Weg nach Rügen zu begleiten, ihre Gedanken, ihre Wut und Trauer zu erleben, haben mich sehr nah an unsere Protagonistin geführt. Ihre Geschichte zeigt, wie sehr es Kinder prägt, wenn sie mit einem alkoholabhängigen Elternteil aufwachsen und wie sie noch als (junge) Erwachsene mit ihren schweren Erfahrungen konfrontiert sind. Es war ergreifend zu lesen, wie sie in Marianne und Knut eine Art neue Familie findet und sich immer mehr öffnet, gleichzeitig haben mich der Twist um Marianne und Idas Verlustängste sehr bewegt.

So sehr ich auch Idas Weg gerne verfolgt habe, so ist der Schreibstil der Autorin einfach nicht meins. Es stört mich, dass direkte Rede mal ohne und mal mit Anführungszeichen gekennzeichnet ist und dass Sätze komplett wiederholt werden, wenn der Satz zunächst in Idas Gedanken ist und sie ihn direkt daran ausspricht. Das stört schlichtweg meinen Lesefluss. Auch die Dialoge empfand ich manches Mal als ausgesprochen hölzern.

Wen dieser Schreibstil nicht stört, wird sicherlich seine Lesefreude habe. Denn Windstärke 17 ist ein Roman voller Emotionen und ich bin mir sicher, dass er wieder vielen Leser:innen sehr gefallen wird.

Bewertung vom 19.04.2024
James
Everett, Percival

James


ausgezeichnet

Gänsehaut!

Ich bin ohne große Erwartungen an den Roman "James" von Percival Everett herangegangen. Ich habe "Die Abenteuer des Huckleberry Finn" von Mark Twain nie gelesen und kannte die ursprüngliche Geschichte daher nur grob. Außerdem bin ich eher skeptisch, wenn es um Neuerzählungen von Klassikern geht. Dennoch hat mich der Roman neugierig gemacht - zum Glück! Denn: "James" ist ein Highlight sowie ein absolutes Meisterwerk!

Zwar habe ich Anfangs etwas gebraucht, um in die Geschichte und insbesondere in die "Sklavensprache" zu finden (hier ein großes Lob an den Übersetzer Nikolaus Stingl!), aber dann traf mich die Geschichte mit voller Wucht.

Im Klappentext heißt es, dass die Geschichte u.a. "komisch" sei. Sprechen wir hier von dem selben Roman? Ich habe unsagbar viele Emotionen während des Lesens gespürt, aber nichts hatte nur annähend etwas mit Humor zu tun. James' Geschichte ist fesselnd, sie erschüttert und ich war während der gut 300 Seiten regelrecht angespannt, weil ich auf ein gutes Ende für James und seine Familie gehofft habe. Die US-amerikanische Zeit der Sklaverei aus dem direkten Blickwinkel eines Sklaven zu lesen, hat mich tief berührt. Everett hat es geschafft, dass ich durchweg James' Angst, Wut und Verzweiflung spüren konnte und ich zum Ende eine Gänsehaut hatte.

Der Roman wird mich noch lange bewegen und mich fragen lassen, was Menschen anderen Menschen antun können.

Bewertung vom 15.04.2024
Der Wind kennt meinen Namen
Allende, Isabel

Der Wind kennt meinen Namen


sehr gut

Emotional und berührend

Isabel Allende ist für mich eine der ganz großen Autorinnen, die es immer wieder schafft eine enorme Sogwirkung in ihren Romanen zu schaffen. So ist es auch in ihrem neusten Werk, wenngleich ich auch Kritik an "Der Wind kennt meinen Namen" üben muss.

Meine größte Kritik liegt darin, dass Allende die Entwicklungen und Geschehnisse rund um die Protagonist:innen erzählt, statt sie wirklich zu zeigen. Dies sorgt zum einen für ein schnelles Tempo in der Geschichte (insbesondere in dem Erzählstrang rund um Samuel), auf der anderen Seite bleibt für mich stets eine gewisse Distanz zu den verschiedenen Charakteren. Außerdem hat sie sich mit der Geschichte rund um Selena und Frank einem Handlungsstrang gewidmet, den ich zum einen völlig uninteressant und zum anderen für das große Thema des Romans - dem Lebensweg der Kinder - absolut irrelevant finde.
Mit zu vielen Zufällen war mir dann auch die Reise der Sozialarbeiterin und des Anwalts nach Lateinamerika gespickt. Hier empfand ich den Roman doch sehr konstruiert.

Trotz meiner Kritik: Der Roman ist absolut lesenswert! Denn wie eingangs bereits geschrieben, haben alle Bücher von Isabel Allende diese einzigartige Sogwirkung, die mich ihre Bücher nicht aus der Hand nehmen lassen.

Ich habe zu dem Großteil der Protagonist:innen eine gewisse Distanz gespürt, mit einer großen Ausnahme: Die kleine Anita.
Hier lässt Isabel Allende das geflüchtete Mädchen aus der Ich-Perspektive ihre Gedanken und Ängste teilen, was mich emotional unglaublich berührt hat. Als Leserin habe ich mir immer wieder gewünscht, dass diese Geschehnisse der reinen Fiktion von Allende entspringen mögen, aber die Realität sieht anders aus. So mag Anita ein fiktiver Charakter sein, aber ihre Geschichte steht stellvertretend für das Schicksal dieser vielen Kinder, die an die US-amerikanische Grenzen flüchten und von ihren Eltern getrennt werden. Das Thema wird mich sicherlich noch lange beschäftigten.

Ich hoffe, dass dieser Roman viele Leser:innen findet!

Bewertung vom 24.03.2024
Die Hoffnung der Chani Kaufman
Harris, Eve

Die Hoffnung der Chani Kaufman


sehr gut

Fehlende Selbstbestimmung

"Die Hoffnung der Chani Kaufman" erlaubt den Leser:innen Einblicke in die Lebenswelt einer ultraorthodoxen, jüdischen Gemeinde.
Im Mittelpunkt steht die frisch verheiratete Chani Kaufman, die gemäß den Erwartungen der Gemeinde versucht, schwanger zu werden. Dies gelingt allerdings nicht, was jedoch nicht an einer grundlegenden Unfruchtbarkeit Chanis liegt, sondern an den strengen ultraorthodoxen Regeln, die den Beischlaf nur zu bestimmten Zeiten erlauben. Zu diesen Zeiten hat Chani allerdings keinen Eisprung.

Ich habe den Roman sehr gerne gelesen, der einen intensiven Einblick in die vielen strengen Regeln und Traditionen der jüdisch-orthodoxen Gemeinde ermöglicht. Es ist erschreckend, wie sehr die Rabbiner die Menschen und insbesondere die Frauen mit ihren Regeln in ihrer Selbstbestimmtheit begrenzen. Chani entwickelt im Laufe des Romans eine innere Kritik an der Macht der Rabbiner und fängt an, die Gesetze zu hinterfragen, die sie daran hindern ein Kind zu bekommen. Das hat mir grundsätzlich sehr gut gefallen, allerdings hätte ich mir hier noch etwas mehr Tiefe bei der Charakterentwicklung gewünscht. Am Ende ging es mir mit Chanis Geschichte etwas zu schnell.

Besonders gerne habe ich den Handlungsstrang um Rivka und ihre Familie gelesen. Rivka hat den Schritt gewagt und die Gemeinde verlassen. Als Leser:innen begleiten wir sie in ihrem neuen und zum Teil sehr einsamen Leben in London. Das Buch zeigt, wie schwer es Aussteiger:innen haben, wie sie ihre Kinder aufgeben, ihr Leben neu beginnen müssen. Das hat mich wirklich sehr berührt und mir gleichzeitig auch verdeutlicht, wie erbarmungslos diese ultraorthodoxen Gemeinden handeln.

Der Roman ist ausgesprochen informativ und gleichzeitig sehr einfühlsam und berührend geschrieben. Ich empfand auch die Einbindung der vielen jiddischen Begriffe als sehr gelungen. So wirkten die Dialoge noch einmal mehr authentischer.

Bewertung vom 17.03.2024
Issa
Mahn, Mirrianne

Issa


ausgezeichnet

Ein lehrreicher Roman!

"Issa" - von Aktivistin und Theatermacherin Mirrianne Mahn hat mich tief bewegt. Ein Highlight!

Die Autorin schafft es wunderbar unterschiedliche Atmosphären zwischen der Ich-Perspektive Issas in der Gegenwart und den vergangenen Geschichten der Familie zu kreieren. Issas Erzählungen sind frisch, mit einer gewissen Leichtigkeit und zeitgleichem Tiefgang erzählt und zuweilen humorvoll. Die Erlebnisse von Issas Vorfahrinnen, insbesondere die Lebensgeschichte von Urgroßmutter Marijoh, schaffen wiederum eine ganz andere Atmosphäre. Man spürt als Leserin, dass es sich um eine vergangene Geschichte handelt, aber fühlt gleichzeitig sehr eng mit den Frauen mit. Es hat mich tief bewegt von dem harten Leben der Urgroßmutter zu lesen, die in jungen Jahren von fehlender Selbstbestimmung, Zwangsheirat, Gewalt, etc. geprägt war. Ich rechne es der Autorin übrigens sehr an, dass sie auf detaillierte Schilderungen von körperlichen und sexuellen Missbrauch in der Ehe verzichtet hat! Der Verzicht darauf hat der Intensität des Roman definitiv keinen Abbruch getan.

Der Roman hat mir gezeigt, wie wenig ich doch über die deutsche Kolonialgeschichte in Afrika weiß. Mit dieser literarischen Reise nach Kamerun habe ich ein mir unbekanntes Land und seine Traditionen kennengelernt, über Frauenschicksale gelesen und mit Issa die Gefühlswelt einer jungen, werdenden Mutter erlebt, die sich in ihrer Identitätsfindung zwischen Deutschland und Kamerun befindet.