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Bewertung vom 17.11.2008
Essen in Frankreich. Essdolmetscher Frankreich. Restaurantdolmetscher
Redeker-Sosnizka, Ute (Autorin) Sosnizka, P. (Umschlaggestaltung, Fotos) Redeker-Elliger, G. (Illustrationen)

Essen in Frankreich. Essdolmetscher Frankreich. Restaurantdolmetscher


weniger gut

Ich war von dem Buch enttäuscht und finde, dass es seinen Preis nicht wert ist.
Der Hauptteil besteht aus einem alphabetischen Wörterbuch, das ausschließlich aus Begriffen besteht, die mit Essen zu tun haben. Hier war also jemand sehr fleißig und hat einfach alle Essensvokabeln aus dem Wörterbuch herausgeschrieben. Dumm nur, dass Langenscheidt und Larousse viel kleiner und handlicher sind. Im Urlaub wird man allein schon aus Platzgründen lieber das gute alte Wörterbuch einstecken und das unhandlich große Buch zuhause lassen.
Leider ist es auch nicht präziser als der Langenscheidt. Denn pro Eintrag steht da meist genau eine deutsche Vokabel. Bei manchen Begriffen ist das zu wenig, weil man sich mehr Erklärungen gewünscht hätte. Bei anderen ist der gewählte Begriff schlichtweg falsch. Ein Beispiel: Für „Tee“ nur die Übersetzung „thé“ anzubieten, ist irreführend, weil das deutsche Wort Tee nicht nur Schwarztee („thé“), sondern auch Kräutertee („infusion“) bezeichnet. Wenn man also mit dem Buch im Lokal einen Kräutertee bestellen möchte, findet man erst eine falsche Übersetzung und muss dann jede Teesorte einzeln nachschlagen. Beim artverwandten Kaffee muss man Kaffee unter K, Cappuccino unter C und koffeinfreien Kaffee unter E wie entkoffeiniert zusammensuchen. Übirgens bestellt kein normaler Franzose einen „décaféiné“, sondern einfach einen déca. Die angebotenen Fachbegriffe sind also akademisch und nicht für den Alltag geeignet. Statt der alphabetischen Ordnung wäre eine Gliederung nach Themenbereichen sinnvoll gewesen; wie „Kochen“, „Einkaufen“, „Restaurant“ und darin wiederum nach der Speisekarte. Dann wäre das Buch wenigstens für den praktischen Einsatz vor Ort geeignet.
Außerdem hätte ich mir eine ausführlichere Abhandlung zu landestypischen Spezialitäten gewünscht. Die ist im Buch gerade drei Seiten lang und beschränkt sich auf aneinandergereihte Begriffe; zum Beispiel unter dem Stichwort „Normandie“: „Äpfel, Hummer, Krustentiere, Calvados, Cidre, Kuttelwurst, Camembert“. Das war´s. Dabei stehen weder die französischen Begriffe noch ein Foto, so dass man die Spezialitäten auf dem Markt oder auf einer Speisekarte nicht wieder erkennt. Von Zubereitungsmethoden, saisonaler Verfügbarkeit oder zu welcher Gelegenheit ein Einheimischer was bestellt, davon erfährt man auch nichts. Noch ein sachlicher Fehler im ohnehin schon knappen Landeskundeteil: das Cavaillon, aus dem die Melonen kommen (s.v. melon charentais), liegt nicht in der Charente, sondern in der Provence. Und wenn bei den Landesspezialitäten der Calvados erwähnt wird, gehört zur Provence auf jeden Fall der Pastis. Die Auswahl erscheint daher willkürlich.
Irreführend auch das Cover mit Abbildungen von Kochgeräten. Zwar ist das eine feine und wirklich nützliche Idee. Leider beschränkt sie sich aber auf das Cover und zwei weitere Doppelseiten im Buch, auf denen dieselben Begriffe wiederholt werden. Die Abbildungen verraten überdeutlich, dass die Autoren einfach den Inhalt ihres Küchenschranks abfotografiert haben. Dabei sind auch einige Plastikscheußlichkeiten ins Bild geraten. Eine repräsentativere Auswahl der Bildmotive wäre durchaus kein überflüssiger Luxus gewesen. Denn, um ein Beispiel zu nennen, eine Tajine besteht nun einmal aus Keramik und sieht in der Plastikversion geradezu unkenntlich aus, etwa wie der Einfüllstutzen meiner Spülmaschine.
Dann haben wir noch ein Spezialwörterbuch für Kochrezepte, auch dieses - völlig absurd! - alphabetisch geordnet,und zwar nach den Verben. Dann noch ein extra Verzeichnis für Käse, eins für Kräuter, eins für Fleisch. All diese kleinen Sonderseiten sind unnütz und überflüssig, weil es kein Inhaltsverzeichnis dafür gibt und man sie daher bei Bedarf gar nicht findet.
Fazit: Das Buch ist weder sinnvoll strukturiertes Wörterbuch noch kulinarischer Reiseführer und für den Einsatz vor Ort nicht geeignet. Für den Kenner ist es zu oberflächlich, für den Laien zu speziell, zu knapp und außerdem oft falsch. Mit 18 € zu teuer.
Annette Böhm aus Haltern

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