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Benutzername: 
Anne Katrin Kuelz
Wohnort: 
Freiburg

Bewertungen

Bewertung vom 27.10.2011
Erfolgreich gegen Zwangsstörungen, m. CD-ROM
Moritz, Steffen; Hauschildt, Marit

Erfolgreich gegen Zwangsstörungen, m. CD-ROM


ausgezeichnet

Wer therapeutisch mit Menschen arbeitet, die unter Zwängen leiden, weiß, dass Expositionstraining hilfreich, aber nicht alles ist. Nahrung erhält der Zwang nicht zuletzt auch durch ungünstige Denkgewohnheiten wie bspw. Perfektionismus, übermäßiges Verantwortungserleben oder andere Komplizen, die ihm im Alltag immer wieder Macht verleihen.
Dieses Selbsthilfebuch lädt auf lebendige und anschauliche Weise dazu ein, typische Denkverzerrungen zu identifizieren, genauer unter die Lupe zu nehmen, in kleinen Experimenten auf spielerische Art zu überprüfen und durch hilfreichere Einstellungen zu ersetzen oder auch an anderer Stelle weiterführend zu bearbeiten. Dabei wird es dem Leser nicht zuletzt durch den humorvollen und gleichzeitig einfühlsamen Stil immer wieder leicht gemacht, neugierig im Zuschauerraum des menschlichen Gedankentheaters Platz zu nehmen und erhellende Einsichten über das Schauspiel der eigenen geistigen Prozesse zu gewinnen. Um die wesentlichen Erkenntnisse dingfest zu machen, bleibt die Anleitung nie abstrakt, sondern orientiert sich immer unter Einsatz altbewährter (z.B. Schuldkuchen") und neuer (z.B. Assoziationsspaltung) Techniken an konkreten Situationen des Alltags.
Gleichzeitig stellt das Buch einen wunderbaren Beweis dafür dar, dass es gut möglich ist, einen wissenschaftlich fundierten, an den neuesten psychologischen Kenntnissen orientierten und gleichermaßen unterhaltsamen, leicht verständlichen Ratgeber zu verfassen.

Insbesondere die anschaulichen Metaphern und Vergleiche machen das Buch auch für Therapeuten zu einer Quelle der Inspiration für die eigene Arbeit. Persönlich mag ich beispielsweise gerne das Bild der unerwünschten Gedanken als tuschelnde, bzw. Popcorn holende Kinobesucher, die dennoch nicht vom Filmgenuss abhalten müssen.

Schließlich mag das Buch auch für Außenstehende interessant sein, da es genau das vermittelt, was viele Menschen im Umgang mit Gedanken als hilfreich erleben: eine freundlich-neugierige, offene, experimentierfreudige Einstellung, die dem Geschehen im Kopf die nötige Aufmerksamkeit schenkt, ohne es überzubewerten.

Alles in allem eine reichhaltige Schatzkiste voller Anregungen, nicht nur für Betroffene.