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Mienieus

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 14.07.2023
Das Haus am Meeresufer
Nicolas, Joséphine

Das Haus am Meeresufer


ausgezeichnet

Das Haus am Meeresufer ist ein rundum tolles Buch. Zuerst hat mich die Illustration auf dem Titel eingefangen, dann der Inhalt auf dem Klappentext und beim ersten Lesen war ich sofort gefesselt von der Erzählart. Mich haben einige Stellen direkt an Oscar Wilde erinnert, ich lasse eine Passage aus dem Buch für sich selbst sprechen (S. 51):
"Einige Räume des Appartements wurden von einem Schimmer des Gartens durchflutet, als wohnte das Außen im Inneren. Ich schritt allein durch die abgestandene Luft des Erdgeschosses. Sah die beiden geometrisch gewebten Wollteppiche an der Wand hängen, die Natalie vor Jahren bei mir gekauft hatte; erste abstrakte Versuche, Anklänge des Kubismus in einem subtilen Spiel von Linien und Flächen wiederzugeben. Fremdlinge zwischen Dutzenden blinden Spiegeln, orientalisch gemusterten Samtkissen wie auch einem Piano, das sich entlang der Schrägkante warf und von Vergangenem kündete, der verlorenen Zeit. Im Esszimmer ließ ich mir von einem livrierten Butler ein Glas Chablis einschenken, trank einen großen Schluck, ihn kühl die Kehle hinunterringen zu spüren tat gut. Auf dem Tisch in der Mitte des Raumes fraß eine mit Strass besetzte Schildkröte inmitten von Bergen glasierten Schokoladenkuchens an einem Gurkensandwich. Gedankenverloren beobachtete ich den ledrigen Kiefer, das stete Auf und Ab vor dreieckig Geschnittenem. Hörte Dolly Wilde, die Nichte Oscars, mit gerümpfter Nase monologisieren: ... "

Ich musste wirklich schmunzeln, als der Name fiel, der mir bei diesen grafischen Szenenbeschreibungen direkt ins Gedächtnis sprang. So ist das gesamte Buch ein Geschmackserlebnis, man wird eingefangen und taucht mit den Buchfiguren ab in eine Welt voller Design und Ästhetik. Ich liebe es!

Bewertung vom 12.02.2023
Der Skalde, der nicht singen konnte
Augstein, U. T.

Der Skalde, der nicht singen konnte


ausgezeichnet

In "Der Skalde, der nicht singen konnte" von U.T. Augstein werden wir direkt mit einer spannenden und grafischen Darstellung einer Kriegsszene in eine magische Welt hineingeworfen. Sie wird immer vielseitiger, magischer und tiefgründiger, je weiter man in das Buch hineindringt. Nach und nach begleitet man die sagenhaften Figuren und lernt sie von ihrer mal besseren, mal schlechteren Seite kennen. Der Schreibstil ist dabei gut lesbar und bringt hier und da ein Schmunzeln beim Lesen hervor.

Wer gerne in eine große und zauberhafte Welt eintauchen möchte, deren Geschichten nicht in einem einzigen Buch zu Ende erzählt werden können, ist hier genau richtig. Damit bin ich auch schon beim einzigen Punkt, der mich zeitweise etwas irritiert hat: Es gibt viele Figuren mit speziellen Namen, die zwar durch ein Namensregister am Anfang beschrieben werden, mich bei unkonzentrierterem Lesen jedoch hin und wieder aus der Geschichte gerissen haben. Aufmerksame Leser:innen werden aber belohnt und können zwischen den Zeilen das ein oder andere Geheimnis, das vielleicht noch auf uns wartet, bereits jetzt enthüllen...

Bewertung vom 12.12.2022
Selbstmordhunde
Scherzer, Florian

Selbstmordhunde


ausgezeichnet

Selbstmordhunde ist ein Kriminalroman der ganz besonderen Sorte für mich. Wie das Cover schon verrät dreht sich das Buch um die Zeit der Kasetten und Hörspiele in den 70ern. Hauptperson ist Heinrich, ein griesgrämiger Synchronsprechert. Er spricht für die Detektivhörspielreihe "Die drei Schnüffler" den sympathischen Jeff, im realen Leben ist er aber genau das Gegenteil: Hasst seinen Job, seine Kollegen und eigentlich alles andere auch und braucht morgens ein bis drei Bier, um in den Tag starten zu können. Das ändert sich schnell, als Renate zu den Synchronsprechern hinzustößt. Heinrich und Renate verstehen sich schnell sehr gut, so gut sogar, dass Heinrich ihr seine dunkle Familiengeschichte erzählt. Kurz darauf verschwindet Renate urplötzlich und unabgemeldet. Die Synchronsprecher der drei Schnüffler geraten in einen echten Kriminalfall und zögern wie ihre Rollen nicht, es mit ihm aufzunehmen.

Das besondere an dem Roman ist, dass das Hörspiel, das die Synchronsprecher im Laufe des Romans aufnehmen, als Kasette oder per QR Code angehört werden kann. Da kommen echte "Drei Fragezeichen" - Gefühle auf, die mich sofort nostalgisch werden ließen! 

Das Buch ist definitiv eines meiner Favoriten des Jahres. Ich habe mit jeder Seite mitgefiebert und werde es auf jeden Fall weiterempfehlen!

Bewertung vom 19.11.2022
In 80 Büchern um die Welt

In 80 Büchern um die Welt


sehr gut

In 80 Büchern um die Welt ist eine Sammlung erstaunlicher literarischer Werke, die uns durch ihre Autor:innen, Inhalte oder auch die Geschichte der Geschichte um die ganze Welt führen. Jedes Werk wird von Literaturexpert:innen eingehend diskutiert. Ich habe viele Bücher entdeckt, die ich bereits kannte, hier war es interessant, sich mit der Meinung der jeweiligen Autor:in auseinanderzusetzen. Viele Bücher waren mir allerdings auch noch ganz unbekannt oder hatte ich einfach noch nicht gelesen. Hier haben mich die Kapitel neugierig werden lassen. Es handelt sich bei dem Buch um eine Art Inhaltsverzeichnis für Lesebegeisterte, welche Bücher es sich zu lesen lohnt und was dahinter steckt. Ich hatte mir vorher tatsächlich etwas anderes vorgestellt, ich dachte es wird mehr Illustrationen geben, die sich mit dem jeweiligen Ort des Geschehens auseinandersetzen. So blieb das dem eigenen Vorstellungsvermögen überlassen, was natürlich auch seine Vorteile hat.

Bewertung vom 22.10.2022
Logbuch der Leidenschaft
Bielefeld, Marc

Logbuch der Leidenschaft


ausgezeichnet

In Logbuch der Leidenschaft sammelt Marc Bielefeld Geschichten von Seglern und Seglerinnen rund um die Welt, von Pionieren über historische Berühmtheiten bis hin zu modernen Aussteigern. Jede Geschichte hat ihre ganz eigene Besonderheit und verführt nur so dazu, von eigenen Segelabenteuern zu träumen, ein eigenes Segelboot bauen zu wollen oder wenigstens den nächsten Meerbesuch zu planen.
Besonders gefallen hat mir die Vielschichtigkeit der Geschichten. Übermenschliche Leistungen mit modernster und feinster Technik stehen neben den ersten großen Segelabenteuern der Menschheit. Neben vielen Männern werden auch Frauen berücksichtigt, die ihren Teil zur Segelgeschichte beigetragen haben.

Mich hat durch dieses Buch das Segelfieber gepackt und ich kann es kaum erwarten, bis der Sommer beginnt und ich meinen Segelschein machen kann!

Bewertung vom 30.09.2022
Teen Couple Have Fun Outdoors
Jayan, Aravind

Teen Couple Have Fun Outdoors


sehr gut

"Teen Couple Have Fun Outdoors" handelt von einer Familie aus Südindien. Die Eltern, Appa und Amma, tun alles dafür, von der Gesellschaft nicht nur akzeptiert zu werden, sondern möglichst gut vor ihr dazustehen. Diesem Vorhaben kommt ein Sexvideo in die Quere, das ihren ältesten Sohn mit seiner Freundin in der Öffentlichkeit zeigt.

Beschrieben wird der Roman aus Sicht des kleinen Bruders des Betroffenen, was mich leider an einigen Stellen zu sehr außen vor ließ. Der Erzähler versucht, die Familie zusammenzuhalten, das wird schnell klar. Die eigentlichen Hauptakteure werden aber dadurch immer nur oberflächlich angeschnitten, selten bekommt man die wahren Emotionen des Betroffenen (Sreenath) zu Gesicht, dem mit dem Hochladen des Videos durch eine unbekannte Person ein Unrecht zuteil wurde, das man niemandem auf der Welt wünscht. Am Ende stehe ich noch immer vor vielen Fragen, die mich das Buch mit einem starken Anfang aufwerfen ließ, durch ein schwächeres Ende aber leider nicht mehr auflösen konnte.

Alles in allem mag ich den Erzählstil von Aravind Jayan allerdings sehr gerne und habe das Buch insgesamt sehr genossen.