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Benutzername: 
Lady Vengeance
Wohnort: 
Niedersachsen

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 23.10.2023
Atalanta
Saint, Jennifer

Atalanta


sehr gut

Endlich auch auf Deutsch! Der neue Roman der studierten Altphilologin Jennifer Saint entführt uns auf die ereignisreiche Reise der jungen Atalanta, die von ihrem Vater König Iasos von Arkadien ausgesetzt wird. Unter dem Schutz der Göttin der Jagd Artemis reift Atalanta zu einer jungen starken Frau heran. Diese hat nämlich eine Bärin zu ihrer Aufzucht im Wald geschickt. Bald bekannt in ganz Griechenland für ihre Amazonen-haften Fähigkeiten und ihre Schnelligkeit begibt sich Atalanta auf die Fahrt mit den Argonauten, als einzige weibliche Person. Auf dieser Reise stehlen sie mithilfe von Medea das goldene Vlies des Chrysomeles.
Gerade für jüngere Leser: innen ist die Reise der Protagonistin hin zu sich selbst durchaus ansprechend. Eine junge Frau die entgegen aller Normen und Warnungen (vorallem der von Artemis) zu sich selbst steht und ihren Weg geht.
Ich hätte mir allerdings gerne mehr zu dem Charakter der Medea gewünscht, da ich sie unfassbar interessant fand.
Alles in allem eine tolle Leseerfahrung die einen Sog entwickelt aus dem man nicht so schnell wieder herauskommt.

Bewertung vom 09.10.2023
Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23
Bernard, Caroline

Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23


sehr gut

In ihrem neuen Roman "Ich bin Frida" aus der Reihe Mutige Frauen schildert uns Caroline Bernard die emotionale Emanzipationsreise von Frida Kahlo von Mexiko über die USA nach Europa und weg von dem Einfluss ihres Ehemanns Diego Rivera.
Hierbei lernt Frida neue Liebhaber: innen kennen, was eine weitere Dynamik in das bereits bestehende Liebesdreieck zwischen ihrem Ehemann Diego und dem amerikanischen Starfotograf Nick bringt. Bernards Portrait von Frida liest sich flüssig und einfach, allerdings haben sich ein paar Groß-und Kleinschreibungs, sowie Interpunktionsfehler (S.60,S.119,S.131,S.332 um ein paar zu nennen) eingeschlichen.
Eine neue Facette von Frida die nicht unbedingt so spannend ist wie ihre Kunst, wird in Dialogform ausschraffiert (was hierbei leider etwas nervig ist) die Dialoge zwischen Frida und anderen Frauen sind stets über Männer. Den Bechdel Test würde dieses Buch definitv nicht bestehen.
Alles in allem hatte ich trotzdem eine angenehme und kurzweilige Leseerfahrung.

Bewertung vom 12.09.2023
Idol in Flammen
Usami, Rin

Idol in Flammen


ausgezeichnet

Was für ein grandioses Debüt Idol in Flammen doch geworden ist!
Sprachlich sehr lakonisch und zurückhaltend beschreibt Rin Usami die Innenschau einer fanatischen Idol-Anhängerin. Besonders eindrücklich wird es wenn der Lebensinhalt der Protagonistin nur noch aus Fantum besteht und alles droht zusammenzubrechen. Wie wird Asaki ihr Leben weitergestalten, wenn sie ihrer parasozialen Beziehung zum Idol Masaki nicht mehr nachgehen kann? Der jungen Frau kommt durch ihre Leidenschaft jeglicher Lebenswille abhanden. Kleinigkeiten im Alltag und die Schule fallen ihr sichtlich schwerer.
Die Autorin Rin Usami schafft es auf nur schmalen 120 Seiten ein aktuelles Porträt zu zeichnen über die eiskalte Marketingmaschinere der asiatischen Popindustrie und die psychischen Folgen des übertriebenen Fankults für ihre jungen Fans.

Bewertung vom 12.09.2023
The Magic Border
Parks, Arlo

The Magic Border


sehr gut

Es ist ein Genuss die Welt durch Arlo Parks Augen zu sehen. Die erst im Jahr 2000 in London geborene Singer Songer Writerin singt sich seit 2019 in die Herzen der Menschen und wagt nun ihr Debüt in der Schreibwelt mit “The Magic Border”. Hier gewährt uns die Britin mit französischen Wurzeln intime Einblicke und Details, die von vielen in ihrem alltäglichen Trubel übersehen werden. Mit einer persönlichen Linse durch die das Leben schimmert, beleuchtet Parks die Innenwelten von sich und ihren Mitmenschen. Wie auch in ihrer Musik, ist Parks offen und ehrlich mit ihren Gefühlen, was sie auch so unendlich fragil macht.

Ihre Lyrik ist zugänglich aber auch durchweg gespickt mit popkulturellen Referenzen. Die Gewinnerin des beliebten Mercury Prizes lässt sich dabei von den ganz großen inspirieren, bedankt sich bei Annie Ernaux, Spike Lee und nickt noch ein Dankeschön Richtung Wong Kar Wai, bevor sie in einem Stream of Consciouness die Gefühle aufs Papier ergießen lässt. Die einzelnen Gedichte und Emotionsflüsse werden gelegentlich von Fotografien abgegrenzt. Diese sind entweder lichtverspielte, verträumte Porträts ihrer Freunde und sich selbst, die die jeweilige emotionale Stimmung der Lyrik umsäumen sollen. Oder es sind Naturaufnahmen in verschiedenen Einstellungen, mal mit mal ohne Fokus. Eine große Bereicherung sind diese nicht unbedingt, aber sie ergeben im Ganzen durchaus ein dichteres Gesamtkonzept. Erst kommen die Texte, dann die Musik, verriet die junge Künstlerin einst. Diese sind wie gewohnt, sanft melancholisch und reflektiert. Jedoch bleibt ein großes Nachhallen aus. Aus dem Gedichtband sind einige Werke hängenblieben, die eine emotionale Resonanz beim Leser erzeugen. Allerdings wäre diese Resonanz mit Arlo Parks klarer Stimme und schöner Instrumentierung um einiges höher. Über ihre beiden Alben Collapsed in Sunbeams, sowie My soft Machine denke ich heute noch nach, da sich hinter der Eingängigkeit der Melodien eine Dunkelheit und Echtheit verbirgt, die wir in dieser Zeit nicht oft zu Gesicht bekommen. Für Genießer:innen guter Songtexte empfehle ich The Magic Border ohne Bedenken.