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rainbowhead

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 12.08.2022
Du für meine Seele
Bell, Jasmine

Du für meine Seele


ausgezeichnet

Kurzmeinung: Ein Strudel aus Spannung und Romanze, dessen Auflösung mich in Schockstarre versetzt hat. Puh, ich bin noch immer viel zu geschockt, um einen klaren Gedanken zu fassen - und das, obwohl ich jetzt eine Nacht darüber schlafen konnte.

Vorweg: Ich habe lange gezögert, mir das Buch zu holen, da ich mich andere Werke der Autorin leider nicht so wirklich überzeugen konnten. Aber irgendwann kam der Tag des Lesebeginns (gestern), der schließlich gleichzeitig auch der des Leseendes wurde, weil ich das Buch im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr weglegen konnte. Zu Beginn gesellte sich zu meiner allgemeinen Skepsis auch noch die gegenüber des Schreibstils, über den ich an manchen Stellen ein wenig gestolpert bin, aber als die Story in Schwung kam, hat sich das völlig gegeben.

Die Autorin wusste genau, zu welchen Zeitpunkten sie den Leser:innen welche und wie große Infohappen hinwerfen muss, um die Spannung aufrechtzuerhalten, aber nicht zu viel auf einmal aufzulösen. Die Handlung hat so ziemlich alles gemacht, aber nicht vor sich hingeplätschert. Ab der zweiten Hälfte war der Frust mein treuer Begleiter, weil ich immer das Gefühl hatte, den Täter doch DIREKT vor Augen haben zu müssen, ihn aber trotzdem nicht zu erkennen. Diese unsichtbare Gefahr, die in der Luft hängt und (vermeintlich) ihre Finger nach Arian ausstreckt, hat mir den Rest gegeben. Ganz, ganz große Klasse.

Der Plottwist bzgl. Arians verdrängtem Trauma hat mich vollkommen kalt erwischt, fast schon ein wenig ZU kalt, aber letztendlich war es eine passende, in diesem Kontext auch realistische Kehrtwende, die der Handlung schlagartig eine neue Richtung gegeben hat.

Die Grundthematik des Buchs ist keine leichte Kost, die ausdrückliche Triggerwarnung unfassbar wichtig. Es wird sensibel damit umgegangen, jedoch ohne die harte Realität abzuschwächen oder zu verharmlosen.

Von der Liebesgeschichte war ich begeistert. Ich hatte befürchtet, dass Arian und Caspar gleich nach dem ersten Kennenlernen im Bett landen (wie es leider bei etlichen Büchern dieses Genres ist) und sich die Emotionen zwischen den beiden holprig/oberflächlich anfühlen, aber dem war nicht so. Es war ein langsames, zu Beginn zögerliches Annähern - authentisch und realistisch, vor allem in Hinblick auf Arians persönliches Päckchen, das er aus seiner Vergangenheit mitbringt.

Arians Erfahrungen mit Homophobie an seinem alten Arbeitsplatz und seiner Angst davor liefern zusätzlich einen ordentlichen Geschmack der unschönen, gesellschaftlichen Realität.

Eventuell hätte ich mir von den Nebencharakteren noch spezifischere Charakterzüge gewünscht, z.B. von einigen der Kollegen, um einen Wiedererkennungswert bzw. überhaupt eine persönliche Vorstellung zu haben, aber das ist nichts, wofür ich einen Stern abziehen würde.

Fazit: Diese Mixtur aus Krimi/Thriller und Romanze hat mich in einem wirren Mischmasch aus Schock, Horror und Begeisterung zurückgelassen. Es ist stellenweise nichts für schwache Nerven und die Triggerwarnung hat absolut ihre Daseinsberechtigung, aber von meiner Seite geht eine klare Leseempfehlung raus.