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Benutzername: 
Alohomorus
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Münsterland

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Bewertung vom 03.05.2023
Noch wach? (eBook, ePUB)
Stuckrad-Barre, Benjamin von

Noch wach? (eBook, ePUB)


schlecht

Habe für die Lektüre dieses aktuellen Werkes Heinrich Manns "Untertan" unterbrochen, erbitte hiermit inständigst Vergebung für diese rechte Todsünde! Nach 200 der gut 800 Seiten meines eBooks habe ich nur noch Stichproben alle paar Dutzend Seiten entnommen, um halbwegs sicher zu gehen, dass sich offenbar nichts, aber auch GAR NICHTS an dem schwachen Werk ändert: mal ganz abgesehen von den durchgehend furchtbar nervenden GROSSBUCHSTABEN, um auch nur ja nicht auch der letzten etwas unaufmerksamen Leserin den gewiss satirisch gemeinten Bezug zum selten erwähnten, aber doch ständig gemeinten und bei allem krampfhaft-spaßigen Verhöhnen doch, sei ehrlich, Benjamin, im Grunde deiner Seele vergötterten Medienkonzern entgehen zu lassen, es hat selbstverständlich sprachliche Virtuosität, ja, die Sequenz mit der Musik, die die Midlife-Crisis-geplagten Möchtegern-Alpha-Männchen passend zu ihrem jeweiligen Trennungsstatus laut aus ihrem Penis-Ersatz-KFZ erschallen lassen, hat gar durchaus einen Sonderpreis für die Zeitungsglosse der Woche verdient, aber mehr kommt nicht...und kommt nicht...und kommt immer noch nicht. Abrechnungen mit Herrn Döpfner und seinem Konzern sowie den leitenden Macht-Missbrauchern daselbst lese ich mit diebischer Freude in den Glossen und intelligenten Feuilleton-Beiträgen der taz oder notfalls der ZEIT, aber ein Roman, der nicht wirklich über das Niveau der selbstverliebten Schreibversuche eines Schauspielers hinausgeht (siehe Steve Martins "Object of Beauty", es gibt erschütternde Parallelen!), muss wahrhaftig nicht sein.
Fazit: für den schnellen Skandal-Konsum greift lieber zur Zeitung oder Twitter etc., für alles, was hier im Stile des Stream of Consciousness versucht wird, lest lieber 20 mal Ulysses, bringt jedes Mal ein Vielfaches, und zur literarisch hochwertigen und sprachlich wie analytisch bewundernswerten Diagnose menschlich-männlicher Großmanns-Sucht kann man super zu Heinrich Manns "Untertan" greifen, was ich nun umgehend wieder zu tun gedenke. Mea culpa, Heinrich!

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