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Bewertungen
Insgesamt 9 BewertungenBewertung vom 18.11.2024 | ||
Der Krimi von Lilli Pabst beginnt zunächst durchaus komisch, da die sich ständig selbst reflektierende, achtsame, psychologisch versierte Ich-Erzählerin Sophie Stach ihren Klienten Nils Bergmann einerseits mit den Augen der Psychotherapeutin, die weiß, was sie zu denken hat, andererseits als Sophie voller Abscheu betrachtet. Der erste Satz lautet: ‚Nils Bergmann ist eine fette Qualle.‘ Das ist ein fulminanter Auftakt und sicherlich nicht das, was sich Menschen wünschen, die eine Therapeutin aufsuchen. |
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Bewertung vom 17.09.2024 | ||
Medusa / Mythen der Monster Bd.1 Ein Roman für ältere Kinder (ab 12 Jahre), der spannende Einblicke in die griechische Mythologie bietet. Hier wird diese auf den Kopf gestellt, da es um die Frauen geht, die nur allzu oft eine untergeordnete Rolle inne und wenig zu sagen haben. Katherine Marsh hat mit Ava und ihren Freundinnen Fia und Layla Protagonistinnen erschaffen, die stets auf die Rollen der weiblichen Gestalten Wert legen und sich dann durch ihre eigenständigen Aktionen in große Gefahr bringen. |
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Bewertung vom 28.08.2024 | ||
Ein lange von dieser Erde verschwundenes Tier, die Stellersche Seekuh, bildet das Leitmotiv des außerordentlich lesenswerten Romans von Iida Turpeinen. Das Schicksal dieser Tierart steht für unzählige, deren Knochen wir heute in wenigen Museen finden können – und die nur selten unsere Aufmerksamkeit erhalten. |
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Bewertung vom 25.08.2024 | ||
Mord in der Charing Cross Road Das ist naturgemäß ein altmodischer Krimi, das Original stammt aus dem Jahr 1956. Umgangsformen, Nachwirkungen des Krieges, Geschlechterrollen, Kleidung – in allem fließt dieser Umstand mit ein. Das hat zunächst durchaus seinen Reiz. Miss Sally Merton, also ledig, arbeitet in einer antiquarischen Buchhandlung. Die handelnden Personen kommen nach und nach an ihr vorbei, um Feierabend zu machen, und sie werden vor allem dadurch charakterisiert, wie sie sich ihr gegenüber verhalten. Der Senior Chef ist ein Gentleman der alten Schule, auch die anderen sind zumeist auf ihre Art liebenswert. |
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Bewertung vom 22.07.2024 | ||
Unser größter Schatz: Der Boden Ein Buch für alle wachen Naturschützer und Menschen, die glaubwürdig umweltbewusst leben wollen. Schon bei der Produktion wurde darauf geachtet: Es ist auf Recyclingpapier gedruckt, kommt ohne Plastik und Mineralöle aus. Dennoch sind die Farben klar und kräftig, die Bilder zeigen nicht nur das Beschriebene, sondern bilden die bunte Vielfalt unseres Lebens auf der Erde ab – es gibt verschiedene Hautfarben und ein Kind im Rollstuhl. Das ist immerhin ein Anfang. Schön ist auch, dass Braun- und Grüntöne passend zum Thema dominieren. |
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Bewertung vom 22.07.2024 | ||
Ein sehr spannender, verstörender Roman. Die Leser/innen folgen der Perspektive der 28-jährigen Sam, die mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester in prekären Verhältnissen im Staat Washington lebt. Sie kann nirgends mithalten, verkauft Snacks auf einer Fähre, fühlt sich ungesehen, während um sie herum die Menschen über Dinge reden, die sie sich nicht leisten kann: „Wie Aschenputtel /…/ verrichtete Sam eine unbedeutende Arbeit, doch kein Prinz würde sie je davon erlösen“ (S.11). Die Welt der Märchen zieht sich durch den Roman und zeigt Sams inneren Stillstand auf der Ebene der Kindheit. Die Mutter der beiden Schwestern ist seit Jahren arbeitsunfähig, sie hat in einem Nagelstudio gearbeitet, ebendiesen Leuten die Nägel lackiert und ist an den Dämpfen und Chemikalien erkrankt. Ihre Arzt- und Krankenhauskosten verschlingen das Geld, das die Schwestern verdienen. Sie lieben sie sehr und erinnern sich an die wundervolle, schöne Mutter, die sie war. Die Pflege obliegt weitestgehend Elena, die sich um alles kümmert – Pflege, Haushalt, Finanzen. Samantha bleibt passiv und überlässt alles ihrer großen Schwester, ohne zu sehen, dass diese unter der Last fast zusammenbricht. Sams ersehnte Erlösung liegt in einer Zukunft mit Elena. |
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Bewertung vom 15.04.2024 | ||
Die Autorin nimmt in ihrem ambitionierten Roman die unterschiedlichen Opfergruppen des Vietnamkrieges in den Blick: Da ist beispielsweise der Amerasier, der im eigenen Land aufgrund seiner Hautfarbe diskriminiert wird und der von einem besseren Leben in Amerika träumt, da der amerikanische Veteran, ehemals Hubschrauberpilot, der an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet und mit seiner Schuld leben muss, die jungen Mädchen, die, um der Armut zu entkommen, zu Prostituierten werden. Und man bekommt einen Einblick, wie die Korruption innerhalb der Gesellschaft die Ausbeutung, die von Kolonialmächten begonnen wurde, fortsetzt. Die Zeitebenen sind die Zeit des Krieges, einige Jahre später und das Jahr 2016. Diese Aspekte geben einen recht detaillierten Einblick in die Schrecken und Grausamkeiten, die ein Krieg für alle Beteiligten mit sich bringt. Es ist der Autorin gelungen, diese in den Fokus zu rücken und ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Nicht gelungen ist bedauerlicherweise die literarische Umsetzung. Die Figurenperspektiven sind oft unglaubwürdig gestaltet, die Sprache wird den Menschen nicht gerecht, sie bleiben Typen statt zu Charakteren gestaltet zu werden. ‚Du bist das Beste, was mir je passiert ist‘ – eine solche hohle Phrase, heute leider oft gehört, wird einer Nonne in den Mund gelegt, die ein Waisenkind großzieht. Und kommt ein weiteres Mal im Roman vor. Die Liebesszenen sind entweder verkitscht (Sein Atem duftete nach Honig und fühlte sich so frisch an wie Morgensonne auf ihrer Haut) oder derb formuliert. Der Amerikaner Dan, der mit seiner Frau zurückkommt, damit er an seinem Trauma arbeiten kann, formuliert in Gedanken, die junge Geliebte habe ihm ‚die Augen dafür geöffnet, dass die Vietnamesen genauso Menschen waren wie die Amerikaner.‘ Eine solche Erkenntnis sollte in einem Roman durch die Gestaltung deutlich werden, hier jedoch wird alles ausformuliert und plattgeredet. Das, was Literatur sein soll, wird zum Traktat. Vertraut die Autorin der Intelligenz der Leser/innen nicht oder hat sie kein Zutrauen zur eigenen Leistung? Es erscheint überflüssig zu erwähnen, dass sehr viele Zufälle zusammenkommen müssen, damit am Ende alle Erzählfäden zusammenlaufen. – Schade! |
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Bewertung vom 03.04.2024 | ||
Der Sommer, in dem alles begann Ein Roman, in dessen Mittelpunkt drei Frauenschicksale stehen, die miteinander auf eine Art verwoben sind, die erst nach und nach enthüllt wird. Der Roman beginnt 20 Jahre nach der Beerdigung von zwei Personen, dem Vater und der Lehrerin der Protagonistin Hélène. Nun kehrt Hélène in die Bretagne zurück, die sie damals verlassen hat, um nach Paris zu gehen. Eine Bretagne, wie sie wenigen bekannt ist: ein abgelegenes Dorf im Landesinnern, nicht die touristische Region am Meer. Hier ist das Klima rau, jeder kennt jeden, das Leben verläuft in den vorherbestimmten Bahnen. Paris ist einerseits der Ort, dessen Einwohner um ihr Leben beneidet werden, andererseits wird die Regierung dort von einigen als Unterdrücker des bretonischen Volkes gesehen. Die Lehrerin aus Paris brachte das Gefüge ins Wanken, sie ist die Tote. Es wird offenbar, dass die Geschehnisse weiter zurückreichen, in das Jahr 1940, in dem für die junge Odette die behütete Kindheit beendet ist. 1944 muss sie nach dem Tod ihrer Eltern das Dorf verlassen und nach Paris gehen. Als sie später zurückkehrt, ahnt niemand, dass sie ein Geheimnis hütet, das sie niemandem anvertrauen kann. Ihr Schmerz und ihre Ablehnung alles dessen, was aus Paris kommt, setzen die Katastrophe in Gang. Die Autorin zeigt die bretonische Heimat der Frauen – von der eine nur spürt, dass hier ihre Wurzeln liegen – und die Schicksale, die damit verknüpft sind. Sie zeigt jedoch auch die zerstörerische Kraft, die entsteht, wenn eine Versöhnung nicht möglich scheint. Hélène jedoch weiß, dass ihre Wurzeln ihr die Stärke geben, die sie zum Leben befähigt. |
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Bewertung vom 13.02.2024 | ||
Ein bedrückender Roman. Anlässlich eines Erbschaftsstreits um zwei Ferienhütten auf der Insel Hvaler entfaltet die Erzählerin nach und nach eine Lebensgeschichte, die geprägt ist von einem fast pathologischen Graben in der eigenen Kindheit, von einem Leid, das zum Bruch mit der Familie geführt hat – und doch ist da die uneingestandene Sehnsucht, zu denen zu gehören, von denen sie sich bewusst entfernt hat. Die Hütten auf Hvaler würden ihr die Zugehörigkeit sichern, sind jedoch den Schwestern überschrieben worden. Deren Verhalten und das der Mutter empfindet sie als Verrat, als Nicht-Anerkennung ihrer Geschichte. Immer wieder werden die ‚Hütten auf Hvaler‘ erwähnt, sie stehen symbolisch für das Ausgegrenztsein und die subjektiv empfundene Ungerechtigkeit. |
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