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helena

Bewertungen

Insgesamt 18 Bewertungen
12
Bewertung vom 19.02.2025
The Favourites
Fargo, Layne

The Favourites


sehr gut

Ein fesselnder und berührender Schmöker

In diesem Roman steht das talentierte Eistanzpaar Katarina Shaw und Heath Rocha im Mittelpunkt. Beide stammen aus prekären Elternhäusern, mit Verlust- und Gewalterfahrung schon in der Kindheit. Schon früh, ohne elterliche Unterstützung, waren sie auf sich selbst gestellt. Finanzielle Sorgen begleiten sie, da das Geld für ärztliche Versorgung, Trainer*innen und Kostüme verdient werden muss. Doch die Leidenschaft für den Eistanz sowie der Ehrgeiz, an die Spitze zu kommen und nicht zuletzt die Leidenschaft zueinander, treibt sie unermüdlich an. Ihr Ziel ist olympisches Gold. Doch als Außenseiter ist dies schwierig...

Der Aufbau des Romans hat mir sehr gut gefallen. Der Lebens- und Trainigsweg, der mit vielerlei Herausforderungen auf privater und sportlicher Ebene gepflastert ist, wird erzählerisch eingerahmt durch eine Fernsehshow. In dieser Fernsehshow kommen Journalisten, Trainer, Kokurrenten u.a. zu Wort , die ihre eigene Sicht der Geschehnisse darstellen und Hintergrundinformationen liefern.

Der Roman ist sehr flüssig geschrieben und ich war so gefesselt, dass ich ihn fast in einen Rutsch las. Gleichzeitig wird das Tempo immer wieder angetrieben, durch die Vorwegnahmen, dass es immer noch schlimmer komme. Gegen Ende wird es gar zu einem Krimi. Ich fieberte sehr mit, wobei ich gegen Ende doch auch etwas genervt war, da ich das fehlende professionelle Verhalten während der olympischen Spiele nicht mehr so ganz nachvollziehen konnte, wobei man die fehlende emotionale Kontrolle auch mit den nie aufgearbeiteten Kindheitstraumata begründen kann.

Die Figuren wurden teilweise vielschichtig und psychologisch interessant gezeichnet und ich konnte gut mitfühlen. Die Unermüdlichkeit und Zielstrebigkeit der Eistänzer imponierte mir sehr. Das Leben als Leistungssportler fand ich sehr realistisch nachgezeichnet, so dass man sich als Sportler gut wiederfinden kann. Die Liebes- und Beziehungsgeschichte zwischen Katarina und Heath berührte mich und auch hier imponierte mir die Beharrlichkeit und feste Bindung zueinander.

Thematisch beeindruckend fand ich die Darstellung, wie schwer es im Spitzensport ohne Geld und ohne gute Beziehungen ist. Die Chancen sind, auch im Sport, nicht unbedingt sozial gerecht verteilt. Zugleich wird gezeigt, wie sehr Konkurrenz, Neid, Rivalität im Leistungssport zu finden sind und es wird die Frage gestellt, wie Freundschaften und Fairness dort Platz haben. Zudem wird die Macht der Medien, auch insbesondere der sozialen Medien, thematisiert.

Besonders gefiel mir, dass sich die Autorin von der Wirklichkeit inspirieren liess, so dass man viele Geschehnisse auf tasächliche Begebenheiten innerhalb des Eiskunstlaufens/ des Eistanz zurückführen kann.

Fazit: Ein fesselnder Schmöker zum Abtauchen und Versinken, mit einem interessanten Aufbau, der den Eistanz als Leistungssport, teils durchaus kritisch, unter die Lupe nimmt und eine berührende Liebesgeschichte erzählt.

Bewertung vom 18.02.2025
Im Schnee (MP3-Download)
Goerz, Tommie

Im Schnee (MP3-Download)


sehr gut

Idylle oder Rattenhaus

Ich habe das Hörbuch gehört, das von Thomas Loibl absolut hervorragend gelesen wurde – seine klare, angenehme Stimme mit stets angemessenem Tempo und Betonung trägt maßgeblich zur gelungenen Atmosphäre bei.

Schorsch ist gestorben. Wir begleiten nun seinen Freund Max, den der plötzliche Tod sehr getroffen hat. Wir begleiten ihn 3 Tage. Eine Nacht lang wird Totenwacht gehalten, zuerst die Männer, dann die Frauen. Max bleibt die gesamte Wacht.

Die Geschichte wird ruhig erzählt, was dem 80-jährigen Max zugeschrieben werden kann, dessen Perspektive wir folgen. Obwohl ruhig erzählt, teilweise auch ganz erdend und besinnlich, sind seine erinnerten Erzählungen sehr bewegend und teilweise schockierend. Man erhält tiefe Einblicke in das dörfliche Leben der vergangenen 100 Jahre, in denen sich vieles im Verlauf der Zeit eklatant verändert hat. Es wird vom harten Bauernleben berichtet, aber auch vom Leben ganz nah an der Natur. Von einengenden Regeln und Konventionen, die manche traurige Realität schufen. Es werden Themen wie der Umgang mit Menschen mit Behinderung oder psychischen Erkrankungen, zerrüttete Familien, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit besprochen.

Philosophisch sinnierend über die stetigen Veränderungen und poetisch Bilder beschreibend, entsteht insgesamt eine sehr spezielle Atmosphäre – traurig, aber auch tröstend, besinnlich und im Kreislauf des Lebens. Alles wird stets mit viel Respekt und Wertschätzung erzählt.
Besonders berührend fand ich die Darstellung der Freundschaft bzw. Liebe zu Schorsch, die mir das Herz erwärmte.

Ein Kritikpunkt bleibt jedoch: Ich fand am Ende die Gestalt des Fotografen etwas unnütz. Hier hatte ich den Eindruck, dass der Autor sicherstellen wollte, und es im Dialog mit dem Fotografen aussprechen liess, dass die Lesenden wirklich das verstanden, was er aufzeigen wollte. Das fand ich schade, da er es doch im Verlauf schon wunderbar schaffte, die Thematiken und Fragen herauszuarbeiten, so dass der Lesende durchaus angeregt wurde, über die Veränderlichkeit der Zeit, über das dörfliche und auch städtische Leben, mit all seinen Widersprüchen, Vor- und Nachteilen nachzudenken. Bezüglich des Endes bin ich daher etwas zwiegespalten.

Ansonsten aber: große Hörempfehlung mit Nachhalleffekt! Es hat mir zudem so gut gefallen, dass ich es definitiv noch einmal hören werde.

Bewertung vom 18.02.2025
Irrfahrt
Heijmans, Toine

Irrfahrt


ausgezeichnet

Tragisch, spannend, interessante Vaterfigur

Donald hat sich eine Auszeit genommen und segelt für einige Zeit. Die letzten zwei Tage vor seiner Heimkehr möchte er gemeinsam mit seiner 7-jährigen Tochter Maria über die Nordsee – von Dänemark in die Niederlande – segeln. Seine Frau Hagar ist zunächst wenig begeistert, gibt dann aber doch nach. Anfangs verläuft alles reibungslos, bis plötzlich ein Sturm aufzieht.

Neben einer spannenden und abenteuerlichen Seglerfahrt handelt es sich hier auch um eine psychologische Erzählung, in der die Rollen von Vätern, Müttern und des kindlichen Seins in den Fokus rücken. Dies gefiel mir ausgesprochen gut, da hier einige interessante und tiefgründige Beobachtungen und Gedanken vermittelt werden.

Donald ist ein Vater, der nie wirklich erwachsen geworden ist, sich aber stets bemüht, ein guter Vater zu sein. Er liebt seine Tochter sehr, verbreitet jedoch gleichzeitig immer wieder Unruhe. Die Figur Donald hat mich nachhaltig beschäftigt – sein Vorname könnte evtl. auf den Segler Donald Crowhurst und dessen tragische Gestalt verweisen.

Als Ich-Erzähler entpuppt sich Donald bald als unzuverlässiger Erzähler – ein Stilmittel, das ich grundsätzlich sehr schätze. An einigen Stellen gibt es Einschübe aus Hagars Perspektive, wodurch auch ihre Sichtweise berücksichtigt wird. Die Erzählung ist äußerst spannend und an manchen Stellen sehr bedrohlich; teilweise war es für meine (mütterlichen) Nerven etwas zu intensiv. Eine emotionale Achterbahnfahrt, die ich jedoch durchaus genoss.

Der kurze Roman ist dicht geschrieben, besticht durch eine hohe Spannungskurve und eine feine psychologische Beobachtungsgabe. Er ist tieftraurig, dramatisch und tragisch – allerdings auf einer Ebene, die überraschend anders ist, als man zunächst vermuten könnte.

Bewertung vom 18.02.2025
Russische Spezialitäten
Kapitelman, Dmitrij

Russische Spezialitäten


ausgezeichnet

Sehr berührend und bewegend

Die Familie der Hauptfigur eröffnet in Leipzig ein Geschäft für russische Spezialitäten. Die Eltern, in Russland aufgewachsen, lebten später eine Zeitlang in Kyjiw, wo dann ihr Sohn geboren wurde. Schließlich wanderten sie nach Deutschland aus. Der erste Teil des Buches spielt in Leipzig, während der zweite Teil den Sohn zurück nach Kyjiw führt. Dort möchte er sich ein eigenes Bild von der Kriegssituation machen und alte Freunde wiedersehen. Der Buchtitel trägt dabei eine tiefere, mehrschichtige Bedeutung.

Dieser feinfühlige Roman erzählt zum einen eine bewegende Familiengeschichte und setzt sich eindrucksvoll mit den Themen Sprache, Identität, Identitätssuche und Zugehörigkeit auseinander. Besonders im Fokus steht der Konflikt zwischen dem Sohn und seiner Mutter, die sich – für ihn völlig unverständlich – auf die Seite Russlands stellt und der dortigen Propaganda Glauben schenkt. Auch die Beziehung zum Vater ist kompliziert, da dieser an Demenz erkrankt ist. Ein weiteres, sehr bewegendes Thema wird geschickt und aufrüttelnd in den Roman eingeflochten – mehr möchte ich dazu jedoch nicht verraten.

Zum anderen ist dieser Roman vor allem ein eindringlicher Anti-Kriegsroman. Er verdeutlicht die Absurdität des Krieges, die Zerstörung von Menschlichkeit und die tiefen Gräben, die er zwischen Familien und Freunden reißt. Zugleich erhält man viele aufschlussreiche Einblicke in die Ukraine und Russland und die enge, historische Verbundenheit zwischen den beiden Schwesterländern wird ersichtlich.

Die Handlung ist in die aktuelle deutsche Gegenwart eingebettet und thematisiert die wachsende Bedrohung durch den Aufstieg rechtsextremer Parteien. Es wird spürbar, wie fragil das Gefühl von Sicherheit dadurch wird.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive der Hauptfigur erzählt, wodurch man seine Gedanken und Gefühle unmittelbar miterlebt. Der Schreibstil ist flüssig und ansprechend, auch wenn ich anfangs etwas Eingewöhnungszeit brauchte. Die Figuren sind lebendig und zugänglich, und man begegnet im Verlauf der Handlung humorvollen, schrägen sowie liebenswerten Charakteren.

Fazit: Ein hochaktueller und tiefgründiger Roman, der Hintergründe beleuchtet, aufrüttelt und zum Nachdenken anregt. Dabei ist er zugleich humorvoll, berührend und sensibel erzählt. Ein absolutes Lesehighlight mit einer klaren Empfehlung!

Bewertung vom 17.02.2025
52 wilde Fermente
Goertz, Alexis;Grube, Jonas

52 wilde Fermente


weniger gut

Recht enttäuscht

Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, da ich einerseits seit Jahren verschiedene Gemüse fermentiere, andererseits regelmäßig Wildkräuter für Tees oder Salate sammele. Ich hatte daher gehofft, interessante Rezepte für die Fermentation von Wildkräutern zu finden. Die fand ich zwar auch, aber für meinen Geschmack viel zu wenig.

Die ersten 70 Seiten referieren über Kulturgeschichte, über Mikroben und das Mikrobiom, über gesunde Ernährung und Ökologie. Das hätte ich überhaupt nicht gebraucht, da mir das alles bekannt ist. Auch fand ich den Schreibstil ermüdend, da er wenig auf den Punkt kommt und mir etwas zu viel unwichtige Dinge erwähnt werden.

Die nächsten 30 Seiten beschäftigen sich mit dem Sammeln von Wildkräutern (10 Seiten) sowie dann endlich mit Fermentationstechniken (20 Seiten). Es werden verschiedene Techniken vorgestellt, zur Herstellung von fermentiertem Gemüse/ Kraut, Essig, Kombucha, Wildbräu, Fassbrause, Sauerteig, Wasser- und Milchkefir. Diese 20 Seiten waren dann tatsächlich für mich interessant, aber insgesamt einfach viel zu wenig. Hier hätte ich mir mehr gewünscht!

Danach folgen die Rezepte auf den letzten 100 Seiten. Hier wurde ich ein weiteres Mal enttäuscht. Für einen Großteil der Rezepte müssen Starterkulturen hinzugegeben werden. Es muss also erst fermentiert werden, bevor dann die weitere Fermentation mit den Wildkräutern angefangen werden kann. Zudem handelt es sich oft um die Herstellung von Sirup, Honig, Alkohol, was ich in der Menge so nicht erwartet habe und für mich auch nicht wirklich interessant war. Ein Rezept (Brombeerblätter) habe ich leider gar nicht verstanden. Die Rezepte fand ich zum Teil etwas unglücklich gestaltet. Die jeweiligen Wildkräuter werden im Anhang bildhaft dargestellt, warum nicht gleich bei der Rezeptbeschreibung? Auch fand ich die Bilder zu den Rezepten oft zu wenig aussagekräftig.
Dennoch gibt es, leider nur eine Handvoll, Rezepte, die ich auf jeden Fall ausprobieren werde und auf die ich sehr gespannt bin.

Es ist mir nicht genau klar, wer die Zielgruppe sein soll. Für wirkliche Anfänger eignete es sich nur bedingt, hier gibt es sicherlich bessere Bücher. Für Fortgeschrittene eignet es sich schon eher, hier hätte allerdings die ganze Einführung von 70 Seiten nicht sein müssen.

Bewertung vom 08.02.2025
Leuchtfeuer (MP3-Download)
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer (MP3-Download)


sehr gut

Wir sind nur so krank wie unsere Geheimnisse

Ich hörte das Hörbuch – gesprochen von Julian Horeyseck – und fand, dass er angenehm langsam, sehr nuanciert, vielfältig und eindringlich spricht. Seine Sprechmelodie wirkte allerdings mitunter etwas anstrengend, da ein gewisser Pathos mitschwang, der mir nicht immer passend erschien. Insgesamt hörte ich aber sehr gern zu.

Im Mittelpunkt stehen zwei unglückliche Familien, die in der gleichen Strasse leben.

Die Geschwister Theo und Sarah verursachen als Jugendliche einen Autounfall mit schwerwiegenden Folgen; auch ihr Vater, ein Arzt, trägt Mitschuld. Innerhalb der Familie wird nie über das Geschehene gesprochen. Klar und eindringlich werden die Lebenswege aufgezeigt, in denen insbesondere Sarah und Theo an der Schuld sowie dem damit verbundenen Geheimnis bzw. Tabuthema ein Stück weit zerbrechen und in ihrer persönlichen Entwicklung stark behindert werden. So trinkt Sarah, während sich Theo auf keinerlei Beziehungen einlassen kann.

Die zweite Geschichte dreht sich um einen Jungen, der sich im Autismus-Spektrum befindet und von seinem Vater nicht so unterstützt und geliebt wird, wie er es benötigt.

Thematisch stehen Familiendynamiken, Verlusterlebnisse und Schuld im Fokus. Psychologisch fein beobachtet werden die Figuren gut beleuchtet, und ich konnte mich sehr gut hineinversetzen bzw. über sie nachdenken.

Es gibt verschiedene Perspektivwechsel sowie Zeitsprünge, die immer wieder auch mit Vorwegnahmen ergänzt werden. Der Aufbau hat mich jedoch nicht in Gänze überzeugt und fand die Geschichte nicht ganz rund erzählt. Anfangs wusste ich nicht so recht, wohin die Reise geht. Ebenso gegen Ende, wo die Corona Thematik miteinfloss und damit ein weiteres Thema einbrachte, was nicht unbedingt hätte sein müssen, zerfaserte die Geschichte etwas. Inhaltlich stolperte ich zudem über die spirituellen Einflüsse, die es eigentlich auch nicht nötig gehabt hätten. Allerdings liess ich mich darauf ein und denke, dass es doch ein wichtiger Trost in solch schwierigen Verlustmomenten sein kann.

Insgesamt ist das Hörbuch spannend und fesselnd. An einigen Stellen wurde ich tief berührt. Es lädt zum Nachdenken ein und macht deutlich, wie wichtig es ist, miteinander über Probleme zu sprechen und welch destruktive Kraft Geheimnisse und Tabus besitzen. Nicht zuletzt bietet es Trost in verschiedenen Lebenslagen und gibt Mut in entsprechenden Situiationen anders zu handeln, als die Protagonist*innen.
3,5

Bewertung vom 02.02.2025
Josch der Frosch: Abenteuer im Regenwald
Rufledt, Hubertus

Josch der Frosch: Abenteuer im Regenwald


gut

Hat uns nicht in Gänze überzeugt

Dieses Kinderbuch verbindet ein spannendes Abenteuer mit Einblicken in den tropischen Regenwald und dem Thema Zusammenhalt.

Josch, der Rotaugenlaubfrosch, und Daggi, die Stabschrecke, leben gemeinsam in einem Terrarium in der Biosphäre Potsdam. Eines Tages erscheint ein Pelikan, der sie um Hilfe bittet, da ein riesiges Tier den (indonesischen) Regenwald bedroht. Sie fliegen nun gemeinsam in den Regenwald und treffen auf verschiedene Tiere wie einen Komodowaran, einen Orang-Utan, einen Wasserbüffel und viele andere. Schnell wird klar, dass es sich bei der Bedrohung um Waldarbeiter mit Baggern handelt, die die Bäume fällen. Als es zu einer Konfrontation kommt, bricht auch noch ein Feuer aus...

Die Geschichte ist humorvoll und abenteuerlich gestaltet. Sie wechselt zwischen Fließtext und Sprechblasen, wodurch sie abwechslungsreich bleibt. Die großflächigen, farbenfrohen Illustrationen sind sehr eindrücklich und zeigen auch weniger bekannte Tiere. Nicht immer waren mir die Bilder sympathisch, so fand ich die Menschen nicht ganz gelungen und man musste das Buch auch immer abwechselnd nah und fern halten, da die Größenverhältnisse auf den Seiten unterschiedlich waren.

Am Ende des Buches gibt es eine informative Seite, die kurz auf den tropischen Regenwald, die Abholzung und Schutzmöglichkeiten eingeht. Besonders gelungen ist die Vorstellung des Komodowarans, wobei ich es schön gefunden hätte, wenn auch die anderen Tiere näher beschrieben worden wären.

Für meine fast siebenjährigen Kinder war die Geschichte etwas zu kurz und wirkte an einigen Stellen zu oberflächlich und wenig überzeugend, was irritierte und Fragen aufwarf. Ich denke, das Buch eignet sich gut für Kinder im Alter von 3 bis 5 Jahren, um erste Eindrücke vom Regenwald und seinen tierischen Bewohnern zu gewinnen. Die Informationsseite am Ende richtet sich jedoch eher an ältere Kinder oder Erwachsene.

Das Buch hat einen klaren Bezug zur Biosphäre Potsdam, was mir besonders gefallen hat, da meine Kinder die Biosphäre sehr schätzen. Allerdings war für mich nicht ganz ersichtlich, wie stark der Fokus auf einem werblichen Charakter lag.

Bewertung vom 02.02.2025
Halbe Leben
Gregor, Susanne

Halbe Leben


ausgezeichnet

Sehr lesenswert!

In diesem Roman werden zwei berufstätige Mütter betrachtet. Sie haben Ähnlichkeiten in ihren Lebensumständen, aber auch erhebliche Unterschiede, welche vor allem in ihrer sozialen und kulturellen Herkunft liegen.

Klara lebt mit ihrem Mann Jakob, ihrer 10jährigen Tochter sowie ihrer dementen Mutter in einem eigenen Haus in Österreich. Sie arbeitet als Architektin. Zur Pflege ihrer Mutter engagiert sie Paulina. Die alleinerziehende Paulina lebt in der Slowakei, mit ihren zwei Söhnen. Sie ist Krankenschwester. Zwei Wochen wird sie sich fortan um Klaras Mutter kümmern und zwei Wochen zu Hause sein. In ihrer Abwesenheit wird sich ihre Ex-Schwiegermutter um die Kinder kümmern. Paulina eigene Mutter ist schon verstorben. Sie selbst hat sie gepflegt und ist dabei sehr an ihre Grenzen gekommen. Paulina benötigt das Geld, um mit ihren Kindern in eine größere und schönere Wohnung zu ziehen.

Klara und Paulina tragen die Hauptverantwortung für die Familie. Die Väter sind eher abwesend oder/ und nicht erwachsen geworden. Beide zerreißen sich zwischen Arbeit und Familie, wenngleich auch aus einer unterschiedlichen Motivation heraus. Beide wollen allem gerecht werden und geraten in Erschöpfungszustände. Beide haben Schwierigkeiten in der Beziehung zu ihren Kindern. Beide benötigen die Großmütter, um ihre Abwesenheiten in der Beziehung zu ihren Kindern abzufedern. Doch das funktioniert nur bedingt und Paulina gerät immer mehr unter Druck...

Dieser fein und psychologisch gezeichnete Roman liest sich spannend und fesselnd. Da das Unglück gleich vorweg genommen wird, wird die Stimmung immer bedrückender, trauriger und steigert sich bis zur Katastrophe.

Ich konnte mit beiden Frauen gut mitfühlen. Beide Frauen sind facettenreich dargestellt, wirkten in ihren Handlungen und Überlegungen überzeugend und in gewissem Maße nachvollziehbar. In den Alltagssituationen konnte ich mich gut wiederfinden. Ich fand es zudem sehr bereichernd, zu sehen, wie beide Frauen mit ihren Herausforderungen und Konflikten umgegangen sind, welche Entscheidungen sie getroffen und welche Prioritäten sie gesetzt haben. Dies regte mich an, auch mein eigenes Leben zu überdenken und Dinge anders zu gewichten.

Der Roman stellt eindringlich und nachdenkenswert wichtige (zeitgenössische) Themen dar: Funktionalität von Familiensystemen, Mehrfachbelastung von Müttern, Rolle der Väter, Beziehung zu den Kindern sowie die Pflegesituation der eigenen Eltern. Es geht zudem um ökonomische Not und soziale Ungleichheit, um Selbstverwirklichung und nicht zuletzt um Schuld und Verantwortung.

Fazit: Ein fesselnder, psychologisch spannender, emotional bewegender und zum Nachdenken anregender Roman. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 31.01.2025
Die Gabe
Suzuki, Suzumi

Die Gabe


ausgezeichnet

Berührende und Fragen aufwerfende Mutter-Tochter-Beziehung in Japans Hostess-Welt

Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, die sich in Tokyo in Clubs als Hostess verdingt. Sie hat nur wenige und lockere Freundinnen, von denen eine weggezogen ist und eine andere sich unlängst das Leben genommen hat. Gleichzeitig ist ihre Mutter, eine eher unbekanntere Dichterin, schwer an Krebs erkrankt. Sie liegt im Sterben und möchte noch ein letztes Gedicht zu Papier bringen. Die junge Frau kümmert sich um ihre Mutter, erst bei sich zu Hause, dann im Krankenhaus. Zugleich lässt sie uns teilhaben an ihren Gedanken, die sich vor allem um ihre Beziehung zu ihrer Mutter und ihr Alltagsgeschehen drehen.

Die Mutter hatte ihre eigenen Herausforderungen, als Alleinerziehende. Die Tochter spürte nie die Liebe ihrer Mutter, fühlte sich ungeliebt und gehasst. Es gab eine traumatisierende Situation zwischen ihnen, die nie wirklich aufgearbeitet wurde. Letztlich tut die Tochter genau das, was ihre Mutter für sich selbst nie wollte- sich und ihren Körper verkaufen.

Das Buch liest sich fesselnd und berührend. Das Setting und die Personen sind interessant gezeichnet. Man erfährt alles aus der Ich Perspektive der Tochter. Doch war ich der jungen Frau selten richtig nah, da sie sowohl zu sich als auch zum Leben Distanz wahrt. Die Themen werden umkreist, so dass ich sie erstmal nicht so recht zum Fassen bekam. Warum war die Beziehung zu ihrer Mutter so wie sie war? Warum handelte die Mutter so, wie sie handelte ? Warum sprachen sie so wenig miteinander? Warum waren sie so beziehungslos? Warum förderte sie ihre Tochter nicht, warum setzte sie kaum Grenzen? Wo sind die Trennlinien zu den eigenen Kindern? Inwiefern gehören sie den Eltern? Wieviel Wert bzw. welchen Preis hat ein Körper? Welche Rolle spielt die Schöhnheit von Frauen?

Am Ende war ich voller Emotionen und aufgerüttelt, auch aufgrund meiner vielen Fragen und las daher den kurzen Roman ein zweites Mal, diesmal aufmerksamer und zielgerichteter. Dadurch konnte ich tiefer einsteigen und Antworten erhalten. Da mir bislang die Szene der Hostess und Host Clubs in Japan fremd waren, wurde ich zudem angeregt, hierüber zu recherchieren, um das Setting besser zu verstehen.

Fazit: Ein kurzer, schön erzählter, durchaus auch herausfordernder Roman, den man aufmerksam lesen sollte, der aufrüttelt, berührt, beeindruckt und nachhallt. Das Buch würde sich zudem gut für einen Buchclub, zum Lesen mit Austausch, eignen, da es Fragen, Interpretations- sowie Diskussionsmöglichkeiten aufwirft.

Bewertung vom 24.01.2025
21 Dinge über deine Finanzen, die du wissen solltest
Kowalski, Matthias

21 Dinge über deine Finanzen, die du wissen solltest


ausgezeichnet

Vertrauenswürdig und praxisorientiert

Die unabhängige Stiftung Warentest bietet in diesem Buch einen kompakten und dennoch umfassenden Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten, Vermögen durch Sparen und Anlegen zu vermehren. Es werden unterschiedliche Kontenmodelle wie Giro-, Tagesgeld- und Festgeldkonten sowie Investitionen in Aktien und Fonds (aktiv und passiv) detailliert vorgestellt. Dabei werden jeweils die Vorteile, Nachteile und Risiken anschaulich erläutert. Zudem wird der Mechanismus von Zins und Zinseszins verständlich erklärt. Ergänzt wird dies durch praktische Beispielrechnungen, Hinweise auf vertrauenswürdige Informationsquellen, Tipps zur Vermeidung von Schulden, zum Aufspüren von sogenannten „Geldfressern“ sowie zur Führung von Haushaltsbüchern. Das Buch beleuchtet außerdem die Entstehung der gesetzlichen Rente und widmet sich verschiedenen Strategien zur Sicherung der Rente.

Die Hauptzielgruppe sind junge Erwachsene, doch auch ich, obwohl ich kein Neuling in Finanzdingen bin, fand hier und da nützliche Tipps und Ideen. Die Kapitel sind gut gegliedert und am Ende gibt es eine Kurzzusammenfassung der wichtigsten Punkte. Der Schreibstil ist klar, leicht verständlich und kommt auf den Punkt. Es liest sich überhaupt nicht trocken, sondern leicht und aufgelockert.

Mir gefiel besonders, dass Ergebnisse aus den jahrelangen Analysen der Stiftung Warentest sowie internationale Studien und wissenschaftliche Theorien in das Werk eingeflossen sind. Dadurch gewinnt der Überblick an Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit. Das Buch bietet so fundierte, vertrauenswürdige und praxisnahe Empfehlungen.

Immer wieder wird auch auf weiterführende externe Informationsquellen verwiesen, die im E-Book durch direkte Verlinkungen schnell zugänglich sind. Außerdem finden sich Hinweise auf ergänzende Testergebnisse der Stiftung Warentest, die bei Bedarf kostenpflichtig abgerufen werden können.

Sehr gut fand ich auch, dass abschließend nicht nur auf die Vermehrung von Geld hingewiesen wird, sondern auch die Wichtigkeit von Bildung und Lebensglück betont wird, welche nicht unbedingt von Reichtum abhängig sind.

Fazit: Überzeugender, fundierter Finanzratgeber, der praxisorientiert und seriös Inhalte vermittelt. Besonders, aber nicht nur, für junge Menschen geeignet.

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