Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Walter
Wohnort: 
Deelsen

Bewertungen

Bewertung vom 07.04.2022
Glücksumwege
Tempel, Alexander

Glücksumwege


ausgezeichnet

Der Autor begibt sich auf die Suche nach dem Lebensglück und findet es für sich und den Leser.
Die Suche wird auf zweierlei Weise eingegrenzt. Zum einen geographisch, zum anderen auf solche Personen, die ihrem Lebenspfad eine Wende gegeben haben. Geographisch ist die Suche auf den Alpenraum begrenzt, dem zum einen die Vorliebe des Autors für die Bergwelt zugrunde liegt, zum anderen sicher auch der rationale Grund, seine Recherche in überschaubarer Zeit machbar werden zu lassen. Die andere Abgrenzung klingt nicht ganz so deutlich an, hält sich im Hintergrund, ist aber durchaus mal mehr, mal weniger durchscheinend. Der Autor sieht in der profitorientierten Arbeitswelt unserer Gesellschaft die Ursache für das Nicht-Glück seiner Protagonisten und damit auch deren Motivation, ihren Lebensweg zu ändern. Und so ist allen Personen, denen sich der Autor widmet, gemein, dass sie sich von dem Gedanken lösen, ihr Einkommen maximieren zu müssen. Das geschieht auf unterschiedliche Weise. Der eine ändert sein Leben radikal, der andere findet eine neue Einstellung zu seiner Arbeit und organisiert sich neu, der Dritte findet eine neue, zufriedenstellende Profession für sich, nur einer fällt aus dem Rahmen, er hat das Glück, dass andere für ihn arbeiten und er sich mit dem Profit seines Geschäfts die besonders gewählte Lebensart ermöglichen kann.
Es sind insgesamt 15 Begegnungen mit 15 Lebens-Umwegen. Die jeweiligen Abschnitte teilen sich in hoch einfühlsame, stimmungsgeladene Bilder des Autors, dessen meisterhafte Gründung in diesem Metier den Betrachter in kontemplative Versenkung versetzt, und in Texte, die den jeweiligen Lebens-Umweg mit dem Vorher, dem Nachher und dem Wendepunkt der Protagonisten zum Inhalt haben. Sie schwelgen beim Nachher in Worten des Glücksgefühls und sparen nicht an schmückenden Adjektiven.
Bilder und Texte ergänzen sich anschaulich zu einem Ganzen, wobei die Bilder einen besonderen Eindruck der Stimmung von sich geben, dem die Texte folgen.
Die Darstellung der Suche nach dem Glück mit der Beschränkung auf eine Region bei gleichzeitiger Vielfalt der unterschiedlichen Protagonisten vermitteln dem Leser die Zuversicht, dass er den Weg zum Glück des Lebens auch für sich finden wird, wenn er sich auf den Weg macht. Als Leser habe ich mich gerne der Suche des Autors angeschlossen und die verschiedenen Lebens-Umwege mit Neugier und Interesse verfolgt. Vermisst habe ich lediglich bei der einen oder anderen Schilderung den Hinweis darauf, wie die Neuausrichtung des Lebens finanziert wurde.