Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Nerwen_1205

Bewertungen

Insgesamt 16 Bewertungen
12
Bewertung vom 19.09.2023
Meine Männer
Kielland, Victoria

Meine Männer


weniger gut

Konnte mich nicht abholen

Die 17-jährige Brynhild lebt als Magd auf einem Hof und lässt sich auf den Hoferben ein. Nach einem traumatischen Ereignis flieht sie zu ihrer Schwester in die USA, ändert ihren Namen und versucht sich ein neues Leben aufzubauen - und wird zur Serienmörderin.

Ich habe von der Geschichte etwas anderes erwartet. Es geht überwiegend um Brynhilds Gefühlswelt. Dennoch konnte ich die Beweggründe, warum sie zur Mörderin wird, nicht wirklich nachvollziehen. Alles bleibt meiner Meinung nach zu vage und verworren. Obwohl es fast die ganze Zeit um Gefühle geht, blieb ich sehr distanziert zur Handlung. Zudem hätte ich erwartet, dass zumindest einige Eckdaten der realen Ereignisse einen gewissen Rahmen geben. Die Geschichte springt allerdings in Brynhilds Gedankenwelt hin und her - durch verschiedene Zeiten, entlang von Gedankenfetzen.

Die Sprache ist für meinen Geschmack zu viel und zu gewollt. Ich habe nichts gegen einen poetischen und bildgewaltigen Sprachstil. Hier war es mir aber leider einfach zu übertrieben und hat mir das Lesen erschwert. Ich habe mich mehrfach dabei ertappt, dass ich gedanklich nicht wirklich dabei war.

Ich glaube, dass die Autorin genau diesen Schreibstil und dieses Unbestimmte wollte, dass es vielleicht zum Ausdruck bringen soll, dass Brynhilds Gedanken und Gefühle überbersten. Mich hat es aber leider nicht abgeholt.

Bewertung vom 25.02.2023
Morgen, morgen und wieder morgen
Zevin, Gabrielle

Morgen, morgen und wieder morgen


ausgezeichnet

Berührend und begeisternd

Sadie und Sam kennen sich seit Kindesbeinen an. Sie lernen sich im Krankenhaus kennen. Sadies Schwester ist an Krebs erkrankt und Sam erholt sich selbst nach einem schweren Autounfall. Sie verbindet die Liebe zu Videospielen. Nachdem einige Jahre Funkstille zwischen den beiden herrscht, treffen sie sich in den 1990er Jahren an der Uni wieder und beginnen selbst Videospiele zu designen und zu programmieren.

"Morgen, morgen und wieder morgen" hat mich richtig begeistert. Das Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und berührt. Gabrielle Zevin schafft es, eine komplexe Geschichte, die sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt, mit einer gewissen Leichtigkeit zu erzählen. Dabei webt sie auch immer wieder ernstere und gesellschaftskritische Themen ein, ohne dass es zu viel wird oder aufgezwungen wirkt.

Im Mittelfeld der Geschichte stehen Sadie und Sam und ihre Freundschaft. Auch wenn die beiden immer mal wieder ihre schlechteren Seiten zeigen, finde ich die beiden liebenswert und authentisch dargestellt. Insbesondere Sam macht eine bemerkenswerte Entwicklung durch.
Hervorheben möchte ich auch Marx, der zunächst Sams Mitbewohner an der Uni ist, sich dann mit beiden anfreundet und eine wichtige Stütze für Sam und Sadie ist.

Ich bin regelrecht mit auf die Achterbahnfahrt gegangen, die das Verhältnis der drei zueinander über die Jahre ausmacht. Spannend fand ich die kreativen Prozesse rund um die Spieleentwicklungen. Ich bin keine große Gamerin, aber nach dem Roman hätte ich Lust, das ein oder andere Spiel von Sadie und Sam auszuprobieren. Das Buch hat mir einen anderen Blick auf Videospiele ermöglicht und mir gezeigt, dass darin sogar eine gewisse Poesie stecken kann.

Der Schreibstil von Gabrielle Zevin ist toll und kreativ. Sie wechselt zwischen den verschiedenen Zeitebenen und Perspektiven, ohne dass ich den Faden verloren habe.

Ich weiß, dass meine Rezension einer Lobeshymne gleicht. Ich finde "Morgen, morgen und wieder morgen" hat das einfach verdient. Für mich jetzt schon ein Jahreshighlight!

Bewertung vom 25.01.2023
Not exactly love. Wer braucht schon ein Happy End?
Brook, Kate

Not exactly love. Wer braucht schon ein Happy End?


sehr gut

Kein klassischer Liebesroman

Hazel und Alfie leben in einer WG und landen zusammen im Bett. Die beiden möchten nicht, dass es kompliziert wird, aber irgendwie mögen sie sich schon sehr gern. Gleichzeitig versuchen Hazels Schwester Emily und ihre Frau Daria ein Kind zu bekommen und suchen nach einem geeigneten Samenspender.

In "Not exactly love" stehen die Beziehungen dieser vier Personen untereinander im Vordergrund und welche Rolle Kommunikation bzw. mangelnde Kommunikation spielen kann.

Wer einen klassischen Liebesroman erwartet, ist hier an der falschen Adresse. Der Titel des Buchs und der Klappentext trügen aus meiner Sicht. Es fängt locker-flockig an. Die Geschichte schlägt aber im weiteren Verlauf auch ernste Töne an. Mir hat das gut gefallen. Ich fand die Darstellung der Lebenssituation der Protagonist:innen, die alle zwischen Ende 20 und Mitte 30 sind, realistisch. Die Geschichte handelt von ihren (Liebes-)Beziehungen, aber auch von ihren Sorgen und Ängsten und der gesamtgesellschaftlichen Situation. Stellenweise war es mir ein wenig zu negativ, sodass ich einen Punkt in der Bewertung abgezogen habe.

Hazel, Alfie, Emily und Daria waren mir sehr sympathisch und ich habe mit ihnen mitgefiebert und war gespannt, wie sich ihre Situationen entwickeln. Der Schreibstil ist direkt und es gibt immer wieder witzige Monente, die einen zum Schmunzeln bringen , aber eben auch ernste Töne. Für mich war das eine gute Mischung.

Alles in allem war ich positiv vom Buch überrascht und kann es denjenigen empfehlen, die keine klassische Liebesgeschichte suchen.

Bewertung vom 18.01.2023
Taupunkt
Hansen, Thore D.

Taupunkt


sehr gut

Die Menschheit am Scheidepunkt

In Deutschland (Europa und vielen anderen Regionen auf der Welt) herrscht Hitze, ein Temperaturrekord jagt den nächsten. Hinzu kommen starke Dürren und Brände im gesamten Bundesgebiet. Die Kluft zwischen Umweltaktivist:innen und Klimawandelleugner:innen könnte größer nicht sein. Die politischen Entscheidungsträger sind von Lobbyinteressen getrieben und bringen die notwendigen Veränderungen nicht voran, um die Erderwärmung einzudämmen.

In dieser Situation entscheidet sich der Klimawissenschaftler Tom Beyer ein Programm vorzustellen, das starke Eingriffe in das gewohnte Leben der Menschen beschreibt. Alles mit dem Ziel, die Menschen weltweit auf den Klimawandel vorzubereiten und Maßnahmen für einen strukturellen Wandel, angepasst an die Konsequenzen der Erderwärmung, voranzubringen.

In "Taupunkt" geht es um die Entwicklungen rund um die Veröffentlichung dieses Programms. Tom wird Opfer einer medialen Hetzjagd. Die Agressionen in Richtung von Wissenschaftler:innen und Klimaaktivist:innen nehmen immer weiter zu. Es gibt deutliche Parallelen zu dem, was wir bereits jetzt in der Realität spüren.

In einem weiteren Handlungsstrang wird dieser Konflikt auch innerhalb von Toms Familie beleuchtet. Sein älterer Bruder Robert ist Landwirt. Die zunehmenden Dürren bringen ihn in Existenznot und lassen ihn zur Flasche greifen. Trotz der Konsequenzen, die er jeden Tag auf seinen Feldern sieht, hängt er Verschwörungstheorien nach und ist der klassische Typ "Klimawandelleugner". Seine Tochter Janne ist aktiv im Klimaschutz. Toms Tochter Mareike kann das alles nicht mehr hören. Sie hat genug von dem Einfluss, den Toms Arbeit auf ihr eigenes Leben hat.
Die Abbildung des Konfliktes auf der großen Ebene im familiären Kleinen hat mir gut gefallen.

"Taupunkt" behandelt ein ernstes Thema und die größte Krise unserer Zeit. Daher ist es auch kein Wohlfühlbuch und lässt einen nicht voller Optimusmus zurück. Einfache Lösungen gibt es nicht und die Menschheit befindet sich definitiv an einem Scheidepunkt. Ich hätte mir dennoch gewünscht, dass das Ende nicht vergleichsweise schnell abgehandelt wird und noch ein paar Seiten mehr der Vision einer veränderten, nachhaltigen Zukunft gewidmet werden, die zum Schluss anklingt. Ich glaube wir brauchen mehr solcher Bilder, um die Hoffnung nicht zu verlieren.

Alles in allem finde ich, dass "Taupunkt" zur richtigen Zeit kommt. Trotz des ernsten Themas liest es sich gut und regt zum Nachdenken an.

Bewertung vom 03.11.2022
This Charming Man / The Stranger Times Bd.2
McDonnell, C. K.

This Charming Man / The Stranger Times Bd.2


ausgezeichnet

Spannend und witzig - eine gelungene Fortsetzung

Ein Todesfall in Manchester ruft die Redaktion der Stranger Times auf den Plan. Einiges deutet darauf hin, dass es sich bei dem Toten um einen Vampir handelt. Aber die gibt es eigentlich überhaupt nicht. Oder vielleicht doch?

Der zweite Band der Stranger Times Reihe hat mich direkt wieder in seinen Bann gezogen. Es war so, als ob nicht schon ein Jahr vergangen ist, seitdem ich den ersten Teil gelesen habe.

In der Redaktion geht es - wie immer - hoch her und es droht mal wieder eine Eskalation dank Banecroft. Der alte Stinkstiefel hat sich überhaupt nicht verändert und treibt alle anderen und insbesondere Grace zur Weißglut. Es kommen im Laufe der Geschichte auch weitere Protagonist:innen hinzu. Vor allem Cogs, der ausschließlich die Wahrheit sagen kann, und der Hund Zeke haben mir gut gefallen und haben für einige erheiternde Momente gesorgt haben.
Alte Bekannte fehlen natürlich nicht, wie Dr. Carter oder DI Sturgess.

Auch der zweite Teil überzeugt durch Spannung, einen humorvollen Schreibstil und jeder Menge Kuriosem und Mysteriösem. Mir gefällt, dass wir tiefer in die Welt rund um Altvolk, Begründer und alte Magie eintauchen, die im Verborgenen liegt.

Die Geschichte ist aber noch nicht auserzählt und birgt aus meiner Sicht noch eine Menge Potential. Ich freue mich daher schon auf den nächsten Band, der laut Nachwort in 2023 erscheinen wird.

Bewertung vom 12.10.2022
Unsre verschwundenen Herzen
Ng, Celeste

Unsre verschwundenen Herzen


sehr gut

Ruhig erzählte Geschichte über Unterdrückung und Ungerrechtigkeit

Die Geschichte beschreibt die USA in einer nicht so fernen Zukunft. Nach einer großen Krise soll ein patriotisches Gesetz für Ordnung sorgen. Es herrscht aber vielmehr ein tiefgreifender Rassismus, insbesondere gegenüber Asiaten und im speziellen chinesisch-stämmigen Menschen gegenüber, die als Sündenbock für die große Krise herhalten müssen. Das Gesetz geht so weit, dass Kinder aus ihren Familien gerissen und in Pflegefamilien übergeben werden, die als patriotisch gelten.

Der zwölfjährige Bird lebt alleine mit seinem Vater. Seine Mutter Margaret hat die Familie einige Jahre vorher verlassen. Margaret gilt als unpatriotisch und als Aufständische. Als Bird einen Brief seiner Mutter erhält, macht er sich auf die Suche nach ihr.

Die Geschichte baut sich langsam auf und wird leise erzählt. Zunächst erfahren wir das Geschehen nur aus Birds Perspektive, später kommen weitere hinzu.

Die Sprache im Buch habe ich als sehr bildhaft und poetisch empfunden, was mir sehr gefallen hat. Durch die ruhige Erzählweise konnte mich das Buch aber nicht immer fesseln.

Das Buch handelt nicht nur von der Liebe zwischen einer Mutter und ihrem Sohn. Es geht um Rassismus, Unterdrückung, Ungerechtigleit und auch Protest. Kunst in Worten und Taten spielt eine große Rolle.
Es ist eine dystopische Erzählung, in der zwar immer wieder Hoffnung aufkeimt, aber das System erscheint zu übermächtig. Am Ende möchte ich aber glauben, dass sich die Welt verbessern lässt - auch in der Realität.

Bewertung vom 26.07.2022
Das Kaufhaus der Träume
Lee, Miye

Das Kaufhaus der Träume


sehr gut

Penny lebt in einer im wahrsten Sinne des Wortes traumhaften Welt. Sie kann nur erreicht werden, wenn man schläft. Menschen und Tiere kommen dort hin, um sich ihre Träume auszusuchen. Einer der bedeutendsten Orte ist das Kaufhaus der Träume von Dallergut. Es ist nicht nur unglaublich begehrt, hier zu arbeiten. Die wichtigsten Produzent*innen bieten hier auch ihre Träume zum Verkauf an. Penny bewirbt sich um einen Job im Kaufhaus der Träume und wird von Dallergut eingestellt. Als Leser*in begleiten wir Penny an ihrem ersten Tag als sie alle Abteilungen des Kaufhauses durchläuft und schließlich bei ihrer Arbeit in den folgenden Monaten an der Rezeption.

Ich bin anfangs mit der Erwartungshaltung eingestiegen, dass Penny im Zentrum der Geschichte steht und sich die Ereignisse um sie herum aufbauen. „Das Kaufhaus der Träume“ folgt allerdings keinem roten Handlungsfaden, sondern ist episodenhaft aufgebaut. Die unterschiedlichen Arten von Träumen stehen im Fokus der Geschichte. Über Pennys Arbeit erfährt man zudem einiges über die Abläufe im Kaufhaus, wie beispielsweise zur Bezahlung der Träume. Darauf musste ich mich zunächst einlassen. Nachdem ich meine Erwartungen angepasst hatte, habe ich die Geschichte gerne gelesen.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen und ist flüssig, manchmal allerdings auch etwas naiv. Ich mochte die Hintergründe zu den einzelnen Träumen, welchen Zweck sie erfüllen und was Menschen und Tiere daraus mitnehmen können. So kann ein Albtraum nicht nur etwas sein, das einen gruselt, sondern auch eine Möglichkeit sich mit eigenen Ängsten zu konfrontieren und sie zu überwinden. Einem lieben Verstorbenen im Traum zu begegnen kann Frieden bringen. Und manchmal hilft der Traum einfach beim Abschalten oder für einen Perspektivwechsel. Als jemand, der sich selbst selten an die eigenen Träume erinnern kann, hat das eine interessante Perspektive auf das Thema geboten.

Mit den unterschiedlichen Traum-Produzent*innen und Dallergut hat die Autorin interessante Figuren erschaffen, über deren Hintergründe ich gerne noch mehr erfahren hätte – ebenso über die Welt, in der sie leben. Penny selbst ist leider etwas blass geblieben.

Soweit ich es verstanden habe, hat die Autorin einen zweiten Brand in Südkorea veröffentlicht. Sofern er ins Deutsche übersetzt wird, würde ich ihn lesen, da mir die Grundidee gut gefällt und ich „Das Kaufhaus der Träume“ gerne gelesen habe. Außerdem glaube ich, dass die Figuren noch ein großes Potential für weitere Geschichten haben.

Bewertung vom 12.07.2022
Die versteckte Apotheke
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke


sehr gut

Gift und Rache im London des 18. Jahrhunderts

London, 18. Jahrhundert: Nach dem Tod ihrer Mutter führt Nella deren Apotheke weiter. Genauso wie ihre Mutter hilft Nella ausschließlich Frauen. Allerdings mixt sie nicht nur Mittel, die Beschwerden lindern und heilen sollen. In einem versteckten Raum ihrer Apotheke stellt sie tödliche Mixturen her, mit denen Frauen ihre Männer, Väter, Söhne und Brüder umbringen. Als Nella die junge Dienstmagd Eliza kennenlernt, beginnt sich ihr Schicksal zu wenden.

London, Gegenwart: Caroline reist aus den Staaten nach London. Eigentlich sollte sie die Reise mit ihrem Mann anlässlich ihres zehnten Hochzeitstages antreten. Allerdings hat Caroline erst vor Kurzem von einem Verrat ihres Mannes erfahren. Am Ufer der Themse findet sie ein kleines Fläschchen, das auf eine Apotheke hindeutet. Ihre Recherche beginnt.

Die Idee hinter diesem Buch hat mir unglaublich gut gefallen. Eine versteckte Apotheke und eine Frau, die aufgrund schmerzhafter Erfahrungen und aus Rache zu einer Mordkomplizin wird, indem sie Gifte anmischt. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen und es war spannend und zum Teil auch emotional die Geheimnisse der Frauen zu entdecken und insbesondere Nella und Eliza in der Vergangenheit zu begleiten.

Auch Carolines Erzählstrang hat mich angesprochen. Ich mag es grundsätzlich, wenn Geschichten auf zwei zeitlichen Ebenen erzählt werden und sich dadurch Stück für Stück zusammensetzen. Caroline Recherche verlief mir allerdings ein wenig zu glatt. Innerhalb kürzester Zeit fügte sie die Puzzleteile der 200 Jahre alten, bisher unentdeckten Geschichte zusammen. Das erscheint mir nicht sonderlich realistisch.

Darüber kann ich aber ein stückweit hinwegsehen, weil mich die Geschichte gefesselt hat. Das Schreibstil war flüssig und hat mir gut gefallen. Gut fand ich auch, dass es nicht nur um Rache ging, sondern auch um Neuanfänge und die Reflexion des eigenen Lebenswegs.

Auch wenn sie nicht zum Nachmachen empfohlen sind, waren die Giftbeschreibungen am Ende des Buches interessant. Sie geben ein paar Hintergrundinfos mehr zu den in der Geschichte verwendeten Giften.

Bewertung vom 15.04.2022
Klartext Klima!
Schurmann, Sara

Klartext Klima!


ausgezeichnet

Wir müssen handeln. Sofort.

Sara Schurmann liefert uns in "Klartext Klima" nicht nur die notwendigen Informationen, um die Klimakrise zu begreifen und Zusammenhänge sowie Lösungsansätze zu verstehen. Sie macht uns auch die Dringlichkeit einer sofortigen, strukturellen Transformation deutlich und warum eine Limitierung der Erderwärmung auf 1,5 Grad zwar ein (immer unrealistischer werdendes) Best-Case Szenario, aber alles andere als gut ist.

Die Journalistin nimmt uns zudem mit auf ihre persönliche Reise. Die Klimakrise ist nicht irgendetwas Abstraktes oder Diffuses in ferner Zukunft, sondern betrifft uns bereits jetzt und wird unser Leben (und das unserer Kinder und nachfolgender Generationen) in den kommenden Jahrzehnten immer schwerer und unsicherer machen. Ich konnte mich in einigen ihrer Schilderungen selbst erkennen. Auch in mir ist die Erkenntnis, mit welch existenzieller Krise wir es zu tun haben erst nach und nach gereift.
Viele Fakten - die auch in diesem Buch verarbeitet wurden - kannte ich schon eine zeitlang und es war ein Prozess zu erkennen, dass all das nicht irgendwann passiert, sondern gerade jetzt und uns verdammt wenig Zeit bleibt. Toll fand ich daher auch, dass sich Sara Schurmann in ihrem Buch auch den psychologischen Aspekten dieser Krise widmet.

Die Autorin schafft es Informationen zur Klimakrise in leicht verständlichen Worten in einen großen Zusammenhang zu bringen und vor allem auch immer wieder den Bezug zur eigenen Realität herzustellen. Für mein Empfinden trifft Sara Schurmann dabei den absolut richtigen Ton. Sie schreibt nicht aus einer moralischen Überlegenheit, sondern eindringlich, (selbst-)reflektiert, sachlich und fundiert. Sie nennt Ross und Reiter und analysiert die Ursachen entlang der Fakten. Große strukturelle Veränderungen sind notwendig, um den Kurs zu ändern. Am Ende gibt sie konkrete Tipps, wie man selbst ins Handeln kommt und den Wandel mit anstoßen kann.

Ich wünsche mir, dass "Klartext Klima" viele Leser:innen findet und seinen Teil dazu beiträgt, die notwendigen Veränderungen umzusetzen.

Bewertung vom 11.04.2022
A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia / Das Reich von Sonande Bd.1
Brown, Roseanne A.

A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia / Das Reich von Sonande Bd.1


gut

Komplexe, magische Welt

Das Buch führt uns in das fantastische Königreich Sonande und insbesondere die Stadt Ziran, Heimatstadt der Sultansfamilie. Dort findet seit vielen Jahren wieder das Solstasia-Turnier statt, ein Wettstreit von Champions. Malik und seine Schwestern kommen aus diesem Grund nach Ziran. Sie gehören einer geächteten Bevölkerungsgruppe an und reisen unter fremder Identität. Sie hoffen wegen Solstasia Arbeit in der Stadt zu finden als Maliks jüngere Schwester von einem magischen Wesen gefangen genommen wird. Sie kann nur gerettet werden, wenn Malik Karina umbringt, die Tochter der Sultanin.

Karina fühlt sich in ihrem königlichen Leben nicht wohl. Sie kann sich nicht vorstellen eines Tages Sultanin zu sein. Dann wird ihre Mutter ermordet und sie muss von jetzt auf gleich deren Platz einnehmen. Sie stößt auf ein Ritual, das Tote zum Leben erwecken soll. Dafür wird das Herz eines Königs benötigt. Kurzerhand schmiedet sie einen Plan und bietet dem Champion, der Solstasia gewinnt, ihre Hand als Preis an.

Die Geschichte baut sich langsam auf und es dauert einige Kapitel bis die geschilderte Ausgangssituation eintritt. Erst dann nimmt die Geschichte etwas an Fahrt auf. Die Spannung, die immer wieder aufgebaut wird, wird aber leider nicht durchgängig gehalten. Das Geschehen wird abwechselnd aus der Perspektive von Malik und Karina erzählt, wobei ich Karinas Erzählstrang etwas interessanter fand. Die Kapitel hätten insgesamt gerne etwas kürzer sein können.

Die Welt, die aufgebaut wird, ist - im positiven Sinn - anders und ich mochte den Einfluss, den die afrikanischen Kulturen darauf ganz offensichtlich genommen haben. Es ist eine Welt voller Magie, die sehr komplex ist. Mir fiel es teilweise schwer, mich darin zurechtzufinden. Sie bietet aber auch einiges an Potential.

Hervorheben möchte ich die wunderschöne Gestaltung des Buchs. Insbesondere der Farbschnitt hat mir richtig gut gefallen und macht das Buch zu einem Blickfang.

Am Anfang gab es eine Triggerwarnung von der Autorin. Sie schreibt, dass sie sich um einen sensiblen Umgang mit Themen wie Angstzuständen, Tod von Familienmitgliedern oder selbstverletzendem Verhalten bemüht hat. Ich finde das ist ihr sehr gut gelungen.

Alles in allem ist "A Song of Wraiths and Ruin" ein schöner Einstieg in eine interessante, neue Welt. Ich hoffe, dass in einem weiteren Teil das Eintauchen besser funktioniert bzw. ich mit der Komplexität besser zurechtkomme. Potential hat die Geschichte aus meiner Sicht nämlich, sodass ich weiterlesen werde - auch wenn mich der Einstieg nicht rundum überzeugen konnte.

12