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Katja S.

Bewertungen

Insgesamt 8 Bewertungen
Bewertung vom 07.02.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


sehr gut

Ein Geschichtenerzähler, gefangen in seiner eigenen Geschichte

Was für eine seltsame Geschichte - ein bisschen irrwitzig, ein bisschen unglaublich, ein bisschen zu viel von allem.
Heinz Labensky erhält einen Brief von der Tochter seiner früheren allerbesten Freundin oder wohl eher seiner großen Jugendliebe. Obwohl er sich in seinem fortgeschrittenen Alter kaum noch herauswagt, tritt er eine Reise an, die ihn bis nach Warnemünde führt. Diese lange Reise ist gleichzeitig eine Erinnerungstour in seine tiefste Vergangenheit.
Seine wechselnden Reisebegleiter lauschen fasziniert den manchmal sehr kuriosen Geschichten, von denen Heinz selber nicht mehr so genau weiß, ob sie der Wirklichkeit entsprechen oder seiner Fantasie entsprungen sind.
Teilweise musste ich schon sehr schmunzeln. Als ehemalige DDR-Bürgerin kannte ich viele historische Ereignisse mindestens vom Hörensagen. Witzig, dass unser Heinz hier versehentlich so viele Geschicke gewendet haben soll.
Tsokos & Tsokos haben einen sehr angenehmen Schreibstil. Nicht mainstream, nicht zu kompliziert oder zu einfach, sondern irgendwie besonders. Immer wieder sind mir außergewöhnliche Sätze oder Wörter aufgefallen.
Allerdings war mir der Anfang (ungefähr das erste Viertel) tatsächlich zu DDR-lastig, obwohl ich das eigentlich gerne lese. Ich kann mir vorstellen, dass vor allem Menschen, die mit diesen Begriffen überhaupt nicht aufgewachsen sind, schnell überfordert oder verwirrt sein könnten. Mal einen Begriff einzustreuen finde ich toll, aber hier war's gerade anfangs einfach zu viel. So, als ob man unbedingt ALLES an Ostkuriositäten mit unterbringen wollte.
Aber mit jedem Kilometer, den Labensky weiter zurückgelegt hatte und mich als Leserin tiefer mit ins Buch hinein nahm, wurde das "Mischverhältnis" besser und etwa ab der Hälfte wollte ich doch unbedingt wissen, wie es weitergeht.
Weil die Geschichte, der Schreibstil und der feine Humor mich sehr überzeugt haben und ich nur durch die anfängliche zu starke Ostalgiewelle aus dem Lesefluss gebracht wurde, gibt es von mir sehr satte 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 07.06.2023
Sturzwasser
Ewald, karina

Sturzwasser


ausgezeichnet

Spannend und unterhaltsam – ein wirklich guter Regionalkrimi
Das Schöne an den Romanen von Karina Ewald ist, dass sie so erzählt werden, als sei man direkt dabei. Die Geschichte beginnt mit dem ersten Satz. Kein langes Vorgeplänkel, langweilige Beschreibungen oder etwas in der Art. Nein, hier ist man direkt mit der sympathischen Hauptfigur Carolin Halbach unterwegs und entdeckt mit ihr zusammen die schönen und nicht so schönen Aus- und Einsichten auf der Wiesneralm. Wie schön das Salzburger Land sein muss, erfährt man auf viel geschicktere Art und Weise immer wieder im Verlauf der Geschichte.
Der Schreibstil, den ich schon von anderen Projekten der Autorin kenne und schätze, ist erfrischend, klar und sympathisch. Bei der Krimiserie, die in Bad Gastein spielt, ist Carolin Halbach, die Hauptfigur, nicht etwa die Kommissarin, die mit dem Fall betraut wurde, sondern die Leiterin der hiesigen Stadtbibliothek. Es ist nicht so, dass sie nicht genug zu tun hätte mit all den anderen Dingen, die in Bad Gastein so passieren, aber der Zufall lässt sie als Erste am Fundort der Leiche sein. Ihre Neugier und weitere Zufälle sorgen auch diesmal dafür, dass sie ihrem Spitznamen „Miss Marple“ alle Ehre macht. Sie führt die richtigen Fäden zusammen und löst letztendlich den Fall. Als Leserin ist man immer ganz nah dabei, wenn Carolin neue Hinweise entdeckt oder ihr Tipps zugespielt werden.
Auch wenn hier nicht die Polizeiarbeit im Fokus steht, spürt man, dass die Autorin genau recherchiert hat, und zwar sowohl bei den kriminaltechnischen Details als auch bei der Zeichnung des Lokalkolorits. Überaus sympathisch übrigens. Ein wirklich unterhaltsamer und spannender Krimi!
Auch das Cover und die Aufmachung des Buches gefallen mir sehr gut. Lavendelfarben bedruckte Kanten, aber trotzdem nicht kitschig – ein echter Hingucker.

Bewertung vom 25.05.2023
Komplizin
Li, Winnie M

Komplizin


sehr gut

Zwischen Wut und Schuldgefühlen
Für „Komplizin“, einen Roman, der die #MeToo-Bewegung der amerikanischen Filmindustrie aufgreift, habe ich relativ lange gebraucht.
Ich gebe zu, dass er mich ein wenig ernüchtert zurücklässt. Natürlich hätte ich mir bei diesem Thema nicht mehr Opfer, nicht mehr Gewalt gewünscht, aber das so wichtige Thema #MeToo wurde doch nur oberflächlich angekratzt. Und leider verrät der Klappentext eigentlich schon die ganze Geschichte.
Dennoch war es spannend – und erschreckend – zu lesen, wie Hollywood funktioniert. Sarah Lai, die als Produktionsassistentin eingestellt wurde und dann den ganzen Indie-Film beinahe im Alleingang koordinieren musste, weil ihre Chefin eine dringende familiäre Angelegenheit zu regeln hatte, wird behandelt wie eine Praktikantin. Der extrem raue Umgangston allein ist schon verstörend, doch dann kommen noch die Machenschaften dieses Geldgebers Hugo North dazu, der mit seinem dicken Portemonnaie einfach mal alle wie Marionetten tanzen lässt. Vor allem die vielen jungen Frauen am Set, deren Träume wie Seifenblasen platzen, werden von ihm wie Spielzeug behandelt. Grausam.
Sarah, die selbst zum Opfer wurde, dies aber jahrelang mit sich ganz allein ausmacht, fühlt sich als Komplizin, weil sie das Gefühl hat, andere Frauen nicht genug gewarnt zu haben. Schlimm, dass eines der Opfer Schuldgefühle haben muss, während die Täter das einfach weglächeln oder – wie Hugo North - wegkoksen. Dieses Schuldgefühl auch sich selbst gegenüber ist leider die Realität überall dort, wo Opfer von Belästigungen und (häuslicher) Gewalt zurückgelassen werden.
Ich denke, das Buch hätte inhaltlich noch tiefer gehen können. Zwischenzeitlich war mir Sarah einfach viel zu entfernt, was ich schade fand.
Dennoch: Das Thema ist wichtig und muss eindringlich besprochen werden. Die Autorin Winnie M Li – selbst Opfer - engagiert sich in mehreren Projekten, um die Geschichte hinter den Filmgeschichten ans Licht zu bringen. Dafür hat sie meinen höchsten Respekt.

Bewertung vom 02.05.2023
Mit dem Mut zur Liebe
Lind, Hera

Mit dem Mut zur Liebe


ausgezeichnet

Was für eine Lebensgeschichte!

Mehr als einmal war ich zu Tränen gerührt, als ich die Geschichte des Star-Artisten Dieto Kretzschmar gelesen habe. Es ist unfassbar, wieviel ein Mensch ertragen kann. Dieto hat als kleiner Junge die Bombardierung seiner Heimatstadt Dresden aus allernächster Nähe miterlebt, die Flucht aus der überall brennenden Stadt mit nur einem Fetzen Kleidung auf der Haut überstanden. Er hat die Fratze des Krieges in allen erdenklichen Formen mit ansehen müssen. Und doch hat er Freundschaften geschlossen, hat gespielt, hat immer nach vorne geschaut, genau wie seine Mama ihm das vorgelebt hat.
In der jungen DDR hat er eine Ausbildung gemacht, die Liebe seines Lebens kennengelernt, für seinen Wunsch, Artist wie sein Vater zu werden, gekämpft. Er hat nie stillgestanden, nie aufgegeben, sich selbst von den Zwängen des Staates nicht einschüchtern lassen. Dann diese atemberaubende Flucht mit seiner Johanna! Ich bin noch immer völlig außer Atem, dabei habe ich das Buch nur gelesen.
Hera Lind hat es mit ihrer spürbaren Empathie und ihrem Talent, lebendig zu schreiben, geschafft, Tempo und Stimmung der Geschichte genau einzufangen. In jedem Kapitel wurde die Entwicklung des heranwachsenden Dieto deutlich. Die Figuren seiner Familie und Freunde waren sehr liebevoll gezeichnet. Die Personen, die es nicht gut mit ihm und seinen Lieben gemeint haben, wurden ohne Groll dargestellt.
Dieses Buch ist eine Hommage an die Liebe und das Leben, es zeugt von Bescheidenheit, Respekt und Freundschaft und hat mich lächelnd, mit Tränen in den Augen, zurückgelassen.

Bewertung vom 21.04.2023
Erinnere dich!
Reiter, Max

Erinnere dich!


ausgezeichnet

Soll er sich erinnern oder besser nicht?
Ein extrem spannender Thriller aus der Perspektive der Figur Arno Seitz, der einen hautnah an seinen tiefsten Gedanken und Erinnerungen teilhaben lässt.
Alles beginnt mit einem Abiturtreffen, zu dem Arno eigentlich gar nicht hingehen will. Der Grund ist verständlich, seine damalige Freundin und erste große Liebe, Maja, wird nicht dabei sein. Denn sie ist vor zwanzig Jahren verschwunden. Nach einer Wanderung, die sie zu viert unternommen haben. Das mutmaßliche Verbrechen konnte nie aufgeklärt, kein Mörder und auch keine Leiche gefunden werden.
Arno, der damals selbst ins Visier der Ermittlungen geraden war, ist inzwischen weit weg von daheim, hat alle Kontakte in seine Heimat einschlafen lassen. Er lebt in Berlin relativ zurückgezogen, hat Probleme damit, Vertrauen aufzubauen und längere Beziehungen zu führen, was sicher auch mit seinem Elternhaus zu tun hat.
Eines Tages findet er ein Handy im Briefkasten, über das er die Nachricht erhält: „Erinnere dich!“ Irgendjemand will, dass er sich an die letzten Stunden mit Maja erinnert. Etwas in ihm erwacht, nicht zuletzt der Hauch einer Hoffnung, Maja könne noch am Leben sein.
Er ist schnell an einem Punkt, an dem er nicht mehr zurück kann, denn die Erinnerungen kehren nach und nach zurück. Der Absender der Nachrichten gräbt immer tiefer. Und Arnos Erinnerungen werden deutlicher.
Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, obwohl das Tempo eher gemäßigt war. Doch genau das gefiel mir hier besonders gut. Bücher, die mir Herzrasen und Atemnot bereiten, finde ich anstrengend zu lesen. Hier lag der Fokus eher darauf, was in Arnos Kopf passiert. Sind das wirklich alles reale Erinnerungen?
Durch die gewählte Perspektive war ich ständig in Arnos Gedankenwelt, konnte das Meiste gut nachvollziehen, hatte aber dennoch einen differenzierten Blick als er und geriet ab und zu in Zweifel. Das war die Absicht des Autors und er hat es sehr geschickt gelöst. Max Reiter hat verschiedene Spuren gelegt, authentische Figuren gezeichnet und nicht zuletzt die Stimmungen sehr gut eingefangen. Sein ruhiger Schreibstil gefällt mir gut.
Für mich 5 von 5 Sternen, auch wenn Thriller nicht zu meiner Lieblingsgattung gehören. Aber dieser hier hat mich gepackt. Und zwar schon mit Klappentext und Cover. Das Buch hätte ich auf jeden Fall in die Hände genommen und sicher auch gekauft.

Bewertung vom 14.04.2023
Lavendel-Zorn / Lavendel-Morde Bd.5
Bernard, Carine

Lavendel-Zorn / Lavendel-Morde Bd.5


ausgezeichnet

Endlich wieder Lavendelduft!
Es fühlt sich beinahe an wie das Treffen mit einer alten Freundin, wenn ein neuer Band der Lavendelkrimis von Carine Bernard eintrudelt.
Ich habe mich sehr auf das Wiederlesen mit Lilou Braque gefreut und wurde nicht enttäuscht. Inzwischen ist sie zur Commissaire ernannt worden und wohnt noch immer Tür an Tür mit ihrem Freund Simon, dem Koch und Restaurantbesitzer. Also manchmal möchte ich schon mit Lilou tauschen, zumindest was alle die leckeren Gerichte angeht, die sie im Laufe eines Falles vorgesetzt bekommt.
Die Autorin schreibt und beschreibt mit Liebe zum Detail, dabei aber keineswegs kitschig oder oberflächlich. Man erkennt außerdem sehr gut, wie gut sie die kriminaltechnischen Hintergründe zu diesem fiktiven Fall recherchiert hat. Das finde ich sehr beeindruckend und positiv, denn es steigert die Qualität des Romans noch mehr und wirkt vor allem glaubwürdig. Ich war ab dem ersten Wort an Lilous Seite, habe hautnah miterlebt, wie sie ihren neuen Fall mit Hartnäckigkeit, logischem Denken und gutem Appetit gelöst hat.
Der Krimi war sehr spannend und gut konstruiert. Für mich genau richtig – nicht blutrünstig oder düster, sondern authentisch, mit vielen kleinen Puzzlestücken versetzt, die am Ende die Lösung ergeben, mit dem wundervollen Setting in der Provence und mit Figuren, die greifbar sind. Die Charaktere sind alle sehr glaubwürdig dargestellt. Spannend auch, wie manche Mitmenschen andere manipulieren können – das wurde hier sehr gut gezeigt. Als Betroffene kann ich das nur bestätigen. Ab dem letzten Drittel konnte ich das Buch jedenfalls nicht mehr aus der Hand legen.
Und jetzt bin ich traurig, dass der Kurzurlaub in der Provence schon wieder vorbei ist. Die Vorstellung über den Duft all der Leckereien und der weiten Lavendelfelder wird mir hoffentlich noch ein Weilchen vorgaukeln, ich sei wirklich dort gewesen. Das gelungene Cover ist dabei sehr hilfreich.

Bewertung vom 08.04.2023
Ich, ein Sachse
Meffire, Samuel;Kittstein, Lothar

Ich, ein Sachse


sehr gut

Wie viele Erlebnisse passen in eine Geschichte?
Das habe ich mich oft gefragt, während ich kopfschüttelnd das Buch von Samuel Meffire gelesen habe.
Ich gebe zu, dass es nicht immer leicht war, all den dicht aneinander gereihten Erlebnissen zu folgen, doch spannend war es auf jeder Seite, in jeder Zeile. Irgendwo stand, dass seine Erfahrungen für zwei Leben reichen würden. Absolut. Wenn nicht sogar für drei.
Mir gefällt Meffires Schreibstil. Er ist locker, ungezwungen, unkonventionell, natürlich, sympathisch. In einigen seiner Lebensabschnitte gab es Zeiten, in denen er nichts tun konnte außer zu schreiben. Und das merkt man. Er kann es einfach.
Meffire erzählt im Buch zunächst seinen beiden neugierigen Kindern, wo und wie er großgeworden ist und nimmt uns LeserInnen mit in seine Vergangenheit, in seine ostdeutsche Kindheit, die alles andere als einfach für ihn war. Auf seinem Lebensweg sind so viele Dinge kaputtgegangen und auch er wäre beinahe daran zerbrochen. Bewundernswert, wie er es geschafft hat, all den Höllenschlunden immer wieder zu entkommen.
Die Kapitelbeginne, die in der Gegenwart spielen, waren für mich als Leserin erholsam, bevor es wieder weiter ging mit den schonungslosen Berichten über seine Vergangenheit.
In diesem Buch liegt der Focus auf dem Osten Deutschlands in der Zeit nach der Wende. Hier wird deutlich, wie perspektivlos plötzlich viele Menschen waren. Und wie hilflos, denn ihnen wurde alles genommen, was ihr Leben bis dahin bestimmt hatte. Die neue Freiheit brachte vor allem Fremdenhass, Arbeitslosigkeit, Verarmung und neue Drogen und für viele war es schwer, sich diesem Sumpf zu entziehen.
Meffire stolperte aus eben diesen Gründen von einem Loch zum nächsten, geriet an falsche Freunde und musste dafür büßen. Hart büßen. Dass er heute der ist, der er ist und das tut, was er kann, finde ich bewundernswert.
Von mir bekommt „Ich, ein Sachse“ 4,5 von 5 Sternen. Den halben Punkt Abzug gibt es, weil es für mich oft einfach zu viel an Information war und weil die Sprünge zwischen den vielen Erlebnissen nicht immer einfach nachzuvollziehen waren.

Bewertung vom 22.03.2023
Morgen und für immer
Meta, Ermal

Morgen und für immer


ausgezeichnet

Ergreifend und sprachgewaltig
Noch immer bin ich bewegt von diesem schicksalhaften Roman, der mich gepackt hat wie lange kein anderes Buch. Bis jetzt ist "Morgen und für immer" mein Lese-Highlight des Jahres. Was der albanische Junge Kajan zwischen 1943 und 1991 erlebt, reicht wohl für mehrere Leben und wäre selbst dann an der Grenze des Zumutbaren.
Eines der Zitate des Romans lautet: "Er hatte Liebe gesucht und Verlust gefunden, er hatte Frieden gesucht und Schmerz gefunden, er hatte Erlösung gesucht und Vernichtung gefunden." Und zwischen all den Verlusten, dem Schmerz und der Vernichtung schafft es Kajan immer wieder, sich aufzurappeln, sich dem immer Neuen zu stellen, neue Freunde und Liebe zu finden - und sie wieder zu verlieren - und seine tiefe Liebe zur Musik festzuhalten. Sogar im dunkelsten Kerker, den das albanische Regime für ihn bereithält.
So grausam viele Passagen des Romans sind, der Autor versteht es, eine Sprache zu finden, die fesselnd und zugleich ruhig ist und sehr poetisch. Selten habe ich solche wunderbaren Vergleiche für all die Empfindungen des Protagonisten gelesen. Und obwohl Ermal Meta für sein Erstlingswerk den auktorialen Erzähler gewählt hat, war für mich als Leserin alles spürbar, als wäre ich ganz dicht dabei. Ich bin sogar froh, dass er nicht den personalen oder gar den Ich-Erzähler für diese Geschichte gewählt hat, denn das wäre vermutlich kaum auszuhalten gewesen.
Ich habe oft schlucken müssen, habe vor Freude und Trauer geweint, war ergriffen und geschockt, vor allem von der Grausamkeit und Willkür des albanischen Regimes. Ein Roman, der noch lange nachklingen wird, auch weil der geschichtliche Hintergrund (die kommunistischen Machenschaften) mich an meine Vergangenheit erinnert und zutiefst berührt. Vielleicht sollte das Buch Einzug in den Geschichtsunterricht finden, damit dieser noch junge Teil der europäischen Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät.
"Morgen und für immer" ist weder Thriller noch Liebesroman, weder Krimi noch Geschichtsbuch, und doch vereint dieses Drama alles in sich. Das Cover finde ich mehr als gelungen: Süße Früchte an dornigen Ranken - ein besseres Gleichnis kann ich mir nicht vorstellen.