Fürchtet euch

gut

„Fürchtet Euch“ ist das preisgekrönte Debüt von Wiley Cash und beginnt mit der rückblickenden Erzählung von Adelaide, die über den Moment des „Sündenfalls“ der Gemeinde und damit den Beginn der Geschichte nachdenkt.
Bereits durch den Klappentext erfährt man, dass ein Kind, Christopher, während eines Gottesdienstes von seiner Sprachlosigkeit geheilt werden soll. Der Versuch scheitert und Christopher stirbt.
Die Gemeinde schweigt, nur Adelaide, die der Gemeinde vor Jahren den Rücken gekehrt hat und bei der Zeremonie nicht anwesend war, berichtet über die Entwicklung der Gemeinde und der Menschen in dem kleinen Ort Marshall, North Carolina. Weitere Informationen bekommt der Leser durch den neunjährigen Bruder Christophers und durch den Sheriff.

Das Buch ist ambitioniert und zeigt einen bedingungslosen Glauben an Gott oder besser an sein Bodenpersonal und die Verblendung von Menschen. Leider bleibt es in den Anfängen stecken. Es berichtet in manchmal zusammenhanglosen Episoden vom Handeln der Familie und der Gemeinde, meist aus der Sicht von Jess, dem neunjährigen Bruder. Erklärung für bestimmte Verhaltensweisen oder gar Ansätze zu einer Lösung gibt es nicht. Mir hat sich der Eindruck einer Zwangsläufigkeit vermittelt. Handlungen erfolgen ohne Nachdenken oder Reflektion. Nach Ende der Lektüre ist zwar eine Geschichte erzählt, aber welche Lehren die Menschen gezogen haben oder ziehen sollten, bleibt im Dunkeln. Viele lose Fäden einer guten Idee, aber eine dem Thema leider nicht angemessene Umsetzung.
Die Sprache ist atmosphärisch dicht und manchmal sogar poetisch. Das Cover besticht durch seine warme Farbe und das sanfte Bild und macht neugierig auf das Buch.

Fazit: Es ist ein viel versprechendes Debüt. Idee und Sprache haben mir sehr gefallen. Nur die Umsetzung ist für mich nicht preiswürdig. Ich bin auf weitere Bücher und die Entwicklung des Autors gespannt.