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Benutzername: 
Novi1313
Wohnort: 
Ruhrgebiet

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 25.10.2023
Rauch und Schall
Lewinsky, Charles

Rauch und Schall


ausgezeichnet

Wie soll man über ein Buch schreiben, welches mir so viel Spaß bereitet hat, es zu lesen? Gelangte ich ans Ende einer Seite, so war ich bereits auf die nächste gespannt. Im Grund konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Charles Lewinsky Goethe und die damalige Zeit ein „wenig auf die Schippe nimmt“ und versuchte so viele Infos wie möglich über Goethe ganz nebenbei unterzubringen.
Wie soll ich über ein Buch schreiben, welches mit Hämorrhoiden beginnt und mit diesen endet? Selbstverständlich haben sich diese am Ende des Buches gebessert.
Die Handlung ist schnell erzählt. Die Reise in die Schweiz brachte Goethe nicht die nötige Inspiration. Die Rückfahrt nach Weimar ist aufgrund seiner Hämorrhoiden anstrengend und in Weimar hält seine Schreibblockade weiter an. Sein Schwager, den er als Lohnschreiber verachtet, hilft ihm letztendlich.
Nicht nur seine Schreibblockade ist Thema des Buches. Ganz beiläufig werden seine Ämter beschrieben, seine Liebesbeziehung zu Christiane Vulpius oder seine bekannten Redewindungen ins Spiel gebracht. Sein riesiger Wortschatz wird hier ebenfalls nicht vernachlässigt.
Der Blick auf sein Leben und seine Gedanken führten mehrmals dazu, dass ich zwischendurch immer wieder laut lachen musste. So ganz ernst sollte man diese nicht nehmen.

Obwohl ich mir die Kapitel sehr gut eingeteilt habe, ist das schönste Buch irgendwann zu Ende gelesen. Wehmut überkam mich. Wer unterhält mich nun auf so intelligente Art und Weise? Wer macht mir nun Lust darauf Geschichten und Orte zu recherchieren?

Die Aussage des Verlags bringt es auf den Punkt.: Beruhend auf historischen Fakten, versetzt mit fantasievollen Lügen.
Wer ein intelligent geschriebenes, humorvolles Buch lesen möchte, wird hier bestens bedient. Und das Cover von Andy Warhol ist eine Wucht.

Bewertung vom 05.10.2023
Meine Männer
Kielland, Victoria

Meine Männer


weniger gut

„Meine Männer ist eine literarische Fantasie, frei inspiriert von tatsächlichen Ereignissen“.
Liest man den Namen Belle Gunness und den Begriff Serienkillerin, so erliegt man schnell dem Trugschluss, dass es sich hier um einen Krimi oder eine Biografie handeln könnte. Dem ist bei weitem nicht so.
Erzählt wird die Geschichte der jungen Magd Brynhild, die eine gewaltvolle Affäre mit einem Hoferben eingeht. Als sie ihm von ihrer Fehlgeburt erzählt, erleidet sie, aufgrund seiner Prügel, eine Fehlgeburt. Und verliert ihr Vertrauen in Männer.
Anschließend wandert sie zu ihrer Schwester nach Amerika aus. Dort heiratet sie und tötet ihre Ehemänner und Anwärter, um mit dem Geld ihre Kinder zu ernähren.
Ja, Belle Gunness war die erste Serienkillerin Amerikas und ich glaubte darüber und über ihre Motivation in diesem Buch zu lesen.
Stattdessen wird die Handlung um Brynhild, die sich später Belle nennt, sehr verworren erzählt. So gut wie nichts wird im Detail beschrieben. Es wird angedeutet, dabei lange Schachtelsätze verwendet, die es schwer machen dem Inhalt zu folgen. Dadurch ist Belles einsetzender Irrsinn erkennbar, aber nicht nachvollziehbar. Vieles bleibt schwammig. Nicht nur die Personen.
Wer nun glaubt, die 184 Seiten lassen sich schnell lesen, der irrt. Die gewaltige und bildhafte Sprache, die jeden Satz prägt, erfordert ihren Tribut. Man genießt sie, oder verzweifelt daran. Dies in Verbindungen mit den Andeutungen, machte es mir schwer die Person Belle zu fassen. Ich wurde nicht warm mit ihr und blieb distanziert. Dadurch kam mir das Buch auch an Seiten umfangreicher vor als es tatsächlich war.
Ja, der Schreibstil ist besonders. Mir war er auf Dauer zu anstrengend.