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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Barbara
Wohnort: 
Remscheid

Bewertungen

Insgesamt 157 Bewertungen
Bewertung vom 11.07.2024
Alte Eltern
Kitz, Volker

Alte Eltern


ausgezeichnet

Volker Kitz beschreibt das Leben seines Vaters mit zunehmender Demenz so, wie er es aus seiner Sicht als Sohn erlebt. Er versucht zu ergründen, wann es angefangen hat, wann die ersten Symptome aufgetreten sind, wann der genaue Zeitpunkt, die Wende kam. Er hofft darauf, damit besser mit dem Verlust der Persönlichkeit seines Vaters umgehen zu könne, diesem Abschied auf Raten. Seine Beschreibungen sind zutiefst berührend, spiegeln seine Liebe zum Vater und seine Hilflosigkeit der Krankheit gegenüber wieder.
Noch mehr als der erste Teil dieses Buches, in dem es um die Verschlechterung des Zustandes seines Vaters geht, hat mich der zweite Teil berührt. Hier geht es um die Verarbeitung nach dem Tod des Vaters, der trotz allem so plötzlich kam. Viele Gedankengänge sind nachvollziehbar, namenhafte Autoren und Wissenschaftler, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben, kommen auch hier zu Wort.
Das Buch ist zwar ein Sachbuch, liest sich aber trotz der vielen Zitate fast wie ein Roman.
Spätestens seit Arno Geigers Buch "Der alte König in seinem Exil" sind zahlreiche Bücher bekannt geworden zum Thema Alzheimer und Demenz. "Alte Eltern" ist ebenfalls eine berührende Aufarbeitung des Sohnes zum geistigen und körperlichem Abbau des Vaters. Es ist eine Geschichte voller Trauer, manchmal auch Ungeduld, Verdrängung und Scham. Aber sie hat auch tröstliche Aspekte und erzählt nicht nur über den Tod und das Abschiednehmen, sondern auch über das Leben.
Sehr zu empfehlen für Menschen, die noch mit (alten) Eltern gesegnet sind.

Bewertung vom 01.07.2024
Nach uns der Sturm
Chan, Vanessa

Nach uns der Sturm


sehr gut

Vanessa Chan erzählt die Geschichte Malayas, wie Malaysia früher genannt wurde, am Beispiel einer Familie zwischen 1935 und 1945.
Cecily und Gordon leben 1945 mit ihren Kindern Jujube, Abel und Jasmin in Kuala Lumpur, Malaya ist von den Japanern besetzt. Hunger und Armut bestimmt ihr Leben, die japanischen Machthaber herrschen mit Gewalt und großer Brutalität. Jasmin wird vor den Soldaten im Keller des Hauses versteckt und Jujube arbeitet als Teemädchen, als eines Tages der Sohn Abel an seinem 15 Geburtstag von den Japanern in ein Arbeitslager verschleppt wird. Cecily gibt sich die Schuld am spurlosen Verschwinden ihres Sohnes und dem Unglück, das ihnen widerfährt, da sie früher als Spionin für die Japaner gearbeitet hat.
In Rückblicken zwischen 1935 und 1945 erzählt Cecily, wie ihr Leben unter der britischen Besatzung als Kolonialsubjekt der oberen Mittelschicht aussah und wie sie als Spionin angeworben wurde. Von der Verachtung, die ihnen von den Briten entgegenschlug, ihrer Unzufriedenheit und der Sehnsucht nach ihrem japanischen Führungsoffizier. Doch auch die Kinder erzählen aus ihrer Sicht, wobei Abels Berichte aus dem Arbeitslager an der burmesisch-thailändischen Grenze besonders grausam sind. Aber auch Jujubes Leben, in dem sie versucht in der Familie alles zusammen zu halten und schließlich kläglich scheitert, ist zutiefst berührend. Dann die Sicht der kleinen Jasmin, die als Kind so viel durchmachen muss und sich zum Schluß als Bindeglied zwischen Cecilys altem und neuem Leben erweist.
Dieses Stück Zeitgeschichte über die Kolonialmächte England und Japan ist eine fremde Welt, in die man mit diesem Roman eintaucht. Einfühlsam und berührend schreibt die Autorin über die Kriegstraumata einer Familie und eine Frau, die eine Entscheidung in ihrem Leben zutiefst bereut. Sehr authentisch erzählt Vanessa Chan hier von ihren eigenen Wurzeln und erklärt im Vorwort, wie es zu diesem Roman kam.
Keine ganz einfache Lektüre, aber hochinteressant und intensiv.

Bewertung vom 01.07.2024
In den Farben des Dunkels
Whitaker, Chris

In den Farben des Dunkels


ausgezeichnet

Als der 13jährige Patch entführt wird ist seine Freundin Saint untröstlich. Als er schließlich mit ihrer Hilfe gefunden wird ist er besessen davon, dass mit ihm die junge Grace gefangen gehalten wurde. Patch verschreibt sein Leben der Suche nach dieser Frau und Saint schlägt aus Liebe zu ihm den gleichen Weg ein.
Über Jahrzehnte begleiten die Leser*innen Saint und Patch, deren Leben durch die grausame Tat in der Jugend bestimmt wird. Patch verliert sich völlig in der Suche nach Grace, opfert sein Leben, seine Liebe, sein Talent und sein Geld für Hinweise nach dem Täter und seiner Mitgefangenen. Saints Lebensinhalt ist das Wohlergehen ihres Freundes und so wird sie Polizistin, um Patch so gut wie möglich bei seiner nicht enden wollenden Suche zu unterstützen. Dabei bleibt ihr eines Leben fast auf der Strecke, ihr Schicksal ist fest mit dem von Patch verknüpft.
Chris Whitaker gelingt es, einen eindringlichen und mitreissenden Roman über zwei Außenseiter zu schreiben, die sich nicht beirren lassen. Der Anfang ist spannend und löst ein tiefes Mitgefühl für diese beiden Kinder aus, die es nicht leicht haben in ihrem Leben in einer amerikanischen Kleinstadt. Der mittlere Teil nimmt etwas Fahrt raus, die zermürbende Suche und die Veränderung der Protagonisten geht allmählich von statten. Das letzte Drittel dieses Romans lässt mich atemlos staunen über die Entwicklung und man kann dieses Buch kaum noch aus der Hand legen. Ich leide vor allem mit Saint, bewundere ihre bedingungslose Liebe und die Opfer, die sie bereit ist, dafür zu bringen, ihre Stärke und Unbeirrbarkeit.
Doch auch die Nebencharaktere lösen starke Emotionen aus: Saints liebevolle Großmutter Norma, die ihre Enkelin mit starken Hand und festem Glauben aufzieht, wunderbar grantig und dekadent Patchs Freund Sammy, der großherzige und verständnisvolle Sergeant Nix, um nur ein paar zu nennen.
Der Autor schafft es mit seinem warmen und intensiven Schreibstil eine erschütternde Geschichte über mehrere Jahrzehnte quer durch die USA zu schreiben, die zugleich tragisch, liebevoll, traurig und schön zugleich ist. Bis zu diesem Buch habe auch ich nicht gewusst, dass Dunkelheit so schön sein kann.
Eine unbedingte Leseempfehlung für jedes Alter.

Bewertung vom 17.06.2024
Krähentage
Cors, Benjamin

Krähentage


sehr gut

Jakob Krogh und Mila Weiss sind die Chefs der neu gegründeten Gruppe 4 der Polizei. Sie untersuchen die Taten eines Serienkillers, der an seinen Tatorten Krähen hinterlässt und sie lange völlig im Dunkeln tappen lässt. Mit Hilfe ihres bunt gemischten Teams sind die Ermittler bereit, bis an ihre Grenzen zu gehen. Doch der Täter verlangt ihnen trotzdem alles ab und hält sie immer wieder zum Narren.

Es sind interessante Charaktere, die Benjamin Cors in seinem Thriller "Krähentage" einen brutalen Serienkiller jagen lässt. Jakob kehrt nach einer längeren Auszeit wieder zur Polizei zurück. Man spürt, dass diesen beliebten Kollegen trotz aller Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft etwas Dunkles umgibt. Seine Kollegin Mila ist ein ganz anderer Typ, aufbrausend, barsch, ruppig und wenig einfühlsam bildet sie einen guten Kontrast zu ihrem Kollegen, doch sie ist eine beharrliche und gründliche Ermittlerin. Sie hütet ein großes Geheimnis, das ihr Leben beherrscht und ihren letzten Fall betrifft, das sie jedoch auf keinen Fall preisgeben möchte. Auch die übrigen Mitglieder des Teams sind ein bunt gemischter Haufen, doch sie raufen sich zusammen und werden sicher noch so manchen Fall gemeinsam aufklären. Der brutale Serienkiller fasziniert durch seine Fähigkeit, in die Körper seiner Opfer zu schlüpfen und ihr Leben zu übernehmen..

Interessant ist, dass man von Anfang an weiß, wer der Täter ist und durch einen Perspektivwechsel in der Erzählung dieser auch häufig aus seiner Sicht erzählt. Dieser Thriller ist ausgesprochen spannend, kann mich jedoch trotz eines gelungenen Twists mit dem Ende nicht vollends überzeugen. Zu viele Fragen bleiben offen und dies ist meiner Meinung nach einer Fortsetzung geschuldet.

Bewertung vom 13.06.2024
Auf die Tatzen, fertig, los / Olympiade der Tiere Bd.1
Schilp, Tina

Auf die Tatzen, fertig, los / Olympiade der Tiere Bd.1


ausgezeichnet

Der kleine Löwe Lenni soll seinen verletzten Vater bei der Olympiade der Tiere vertreten. Mit großer Angst vor der Herausforderung reist er alleine zur Olympischen Insel. Doch dort lernt er viele neue Freunde kennen und auch, was der olympische Gedanke bedeutet.
Die erste Geschichte um den Löwen Lenni ist sehr aktuell vor dem Beginn der Olympiade in Paris. Sehr liebevoll von Patrick Fix illustriert verfolgt man die Verwandlung des ängstlichen und zurückhaltenden Löwenjungen in einen begeisterten Läufer mit Kampfgeist. Mit viel Spannung erzählt Tina Schilp eine Geschichte über Freundschaft, Gemeinsamkeit, Mut und Fairness. Auch das Ende spiegelt den sozialen Gedanken sehr schön wieder und macht richtig Spaß.
Schon die erste und letzte Seite im Einband sind witzig anzuschauen, dazu entdeckt man überall nette Kleinigkeiten wie zum Beispiel eine Schlange als Handtuchhalter oder den blinden Maulwurf mit den Zielflaggen.
Das Buch ist tatsächlich für geduldige 5 - 6jährige zum Vorlesen geeignet, der Text ist kindgerecht und spannend geschrieben. Ich bin gespannt auf die weiteren Geschichten dieser Reihe.

Bewertung vom 13.06.2024
Solito
Zamora, Javier

Solito


ausgezeichnet

Javier ist 9 Jahre alt und lebt mit seinen Großeltern in El Salvador, seitdem seine Eltern vor dem Bürgerkrieg in die USA geflohen sind. Um ihren Sohn nachzuholen schicken sie ihn mit Schleusern auf den langen Weg der illegalen Einreise, eine Odyssee mit fremden Menschen, ständigen Gefahren und lebensgefährlichen Bedrohungen.
Es ist eine wahre Geschichte, die Javier Zamora hier erzählt, und zwar seine eigene. Erst Jahre nach seiner großen Reise ist er in der Lage, über diese Zeit zu schreiben. Dieses Buch ist dadurch sehr berührend, als Leser*in erleben wir mit dem 9Jährigen Situationen, die sich eher wie aus einer Abenteuergeschichte lesen und durchleben viele verschiedene emotionale Hoch- und Tiefzeiten. Die Phase der Freude, endlich seine Eltern wieder sehen zu können, bedeutet gleichzeitig, von seinen Großeltern, Tanten, Onkeln und Freunden in El Salvador Abschied zu nehmen. Die Schwierigkeit, fremden Menschen vertrauen zu müssen, ihnen ausgeliefert zu sein und ihnen geheime Ängste und auch Peinlichkeiten anvertrauen zu müssen, sind für den Jungen extrem belastend. Die große Angst geschnappt zu werden, die Brutalität der Grenzer, die Erfahrung, wie ein Stück Vieh behandelt zu werden, das alles muss für ein Kind kaum zu ertragen sein. Dazu die körperliche Strapaze aus Laufen, Klettern, Rucksack schleppen, Hungern, Durst, extremer Hitze, eiskalten Wüstennächten und immer wieder zermürbendem Warten. Doch es ist auch viel Zuneigung und Nächstenliebe, die Javier auf seinem langen Weg in die USA erfährt und die ihn durchhalten lassen.
Zamora schreibt diese Geschichte aus seiner Sicht als Junge und bedient sich dabei einer Sprache, die zu einem Kind passt. Er benutzt hauptsächlich kurze Sätze und einfache Formulierungen, wodurch der Text aber sehr authentisch wirkt. Viele Begriffe und auch Sätze werden in Spanisch verwendet, dazu befindet sich am Ende des Buches ein Glossar. Da ich kein Spanisch spreche, muss ich oft meinen Lesefluss unterbrechen, um die Begriffe nachzuschlagen. Da hätte ich mir häufiger die deutsche Übersetzung gewünscht.
Eine intensive Geschichte über eine Flucht, die tagtäglich in vielen Teilen auf der Welt so erlebt wird und hier durch das Schicksal eines 9Jährigen zutiefst berührt. Ich bewundere den Autor, dass er den Mut gefunden hat, sich diesem Erlebnis mit Hilfe eines Buches zu stellen.

Bewertung vom 24.05.2024
Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2
Stern, Anne

Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2


sehr gut

Auch in diesem Band verfolgen wir das Leben von Elise Jacobi, die gefangen in einer lieblosen Ehe zwar ihre Leidenschaft zur Musik ausleben darf, aber ansonsten eher pflichtbewusst und standesgemäß ihre Aufgaben als Ehefrau und Mutter der Adoptivtochter Netty erfüllt. Ihre große Liebe zu dem Kulissenmaler Christian steht unter keinem guten Stern und beider Wunsch auf eine gemeinsame Zukunft lässt sich nicht erfüllen.
Anne Stern hat die Fortsetzung ihres Romans vor dem Hintergrund der Mairevolution 1849 in Dresden erzählt. Sehr intensiv erlebt man als Leser*in die Stimmung unter der Bevölkerung in der damaligen Zeit, der brodelnde Unmut und die drohenden blutigen Aufstände. Dabei begleitet man viele bekannte Namen wie Wagner und Semper, aber auch Louise Otto, die die deutsche Frauenbewegung maßgeblich mitbegründet hat. Denn neben den politischen Unruhen ist auch das Thema Rechte der Frauen und Emanzipation ein wichtiger Bestandteil in Anne Sterns Roman. Die Zerrissenheit der Frauen wird an Elises Beispiel deutlich: sie ist stark abhängig von ihrem Ehemann Adam, ist pflichtbewußt und fast immer loyal ihm gegenüber. Aber innerlich würde sie gerne ausbrechen, Erfolge mit ihren Kompositionen erfahren, die jedoch in der höheren Gesellschaft keine Chance haben, wenn sie von einer Frau verfasst wurden. Die Liebe zu Christian ist nicht standesgemäß und gegen alle Konventionen, darunter müssen beide leiden - sie traut sich nicht, den Schritt zu wagen, er möchte sie nicht dem gutbürgerlichen Leben entreißen, das sie gewohnt ist. Außerdem möchte Elise den Freiheitsdrang und das ungestüme und unkonventionelle Verhalten ihrer geliebten Netty fördern, eckt aber damit bei ihrem konservativen Ehemann und der Umgebung an.
Ein Roman, der geschickt eine Liebesgeschichte mit historischen Fakten aus Geschichte und Politik verbindet. Dabei ist die Liebe zur Musik und ganz besonders zur Oper - hier natürlich die Semper-Oper - ein roter Faden, der sich durch die gesamte Geschichte zieht.

Bewertung vom 18.05.2024
In den Augen meiner Mutter
Leevers, Jo

In den Augen meiner Mutter


ausgezeichnet

Dan und Georgie wurden als Kind von ihrer Mutter Nancy verlassen und wachsen mit dem Gefühl auf, sie wären nicht liebenswert und Schuld an ihrem Verschwinden. Als Georgie hochschwanger einen Hinweis auf den Verbleib von Nancy erhält macht sie sich spontan mit Dan zusammen auf die Suche. Diese Reise zwingt die Geschwister, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen, mit Schuld und Scham und ihren unterschiedlichen Erinnerungen. Doch auch die Geschichte der vermeintlich lieblosen und unverantwortlichen Nancy wird in Rückblicken erzählt und es ist erschreckend zu erfahren, wie es zu ihrem Verschwinden kam.

In diesem Buch von Jo Leevers ist nichts so, wie es am Anfang zu sein scheint. Es ergeben sich viele interessante Wendungen und die Charaktere entwickeln sich im Laufe der Geschichte, so dass man sie mit ganz anderen Augen betrachtet. Viele interessante Themen werden angesprochen und immer wieder wird deutlich, wie wichtig es ist, ehrlich miteinander zu sein und das Gespräch zur Klärung zu suchen. Einige kleine Schwächen im Bereich unrealistische Zufälle seien verziehen, insgesamt bietet dieser Roman sehr gute Unterhaltung. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und die Story hat mich so gefesselt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Da im Fokus die Geschichten von Georgie und Nancy stehen, würde ich dieses Buch vor allem Frauen mit einem Faible für Familiengeschichten empfehlen.

Bewertung vom 14.05.2024
So bist du - Wähle das, was zu dir passt
Hart, Marisa

So bist du - Wähle das, was zu dir passt


ausgezeichnet

Hier gibt es viel zu entdecken und mitzumachen, was besonders die Kleinen so alles beschäftigt. Egal ob es um Spielzeug, Luftballons, Ausflüge, Getränke oder Essen geht: auf jeder Seite kann das Kind auswählen, welches der eigene Favorit ist. Aber es geht nicht nur um Sachentscheidungen, sondern es werden auch Gefühle, Freundschaften und Grimassen angesprochen. Dazu kommen sehr schöne Illustrationen von Tieren und einem Fantasiewesen mit lustigen Namen. Gut gefällt mir, dass vorne alle Figuren benannt werden und am Ende auf einer Seite die Dinge aufgelistet sind, für die sich die Tiere selber entschieden haben.
Der Sinn ist, spielerisch zu erkennen, dass jedes Kind andere Vorlieben hat, anders aussieht und unterschiedliche Gefühle haben kann. Und dabei gibt es kein richtig und falsch sondern alles ist möglich, Vielfalt ist normal und gewünscht. Ein frühes Lernen von Toleranz in unserer Gesellschaft.
Das Buch hat ein angenehmes Format, es gibt Platz genug für schöne Bilder auf der einen Seite und den Text auf der gegenüberliegenden Seite. Die Seiten sind stabil und halten einiges aus, was für die Kleinen immer sinnvoll ist.
Einziger Kritikpunkt von mir ist das angegebene Alter, das ich zu jung finde für die vielen Interaktionsmöglichkeiten. Mein Enkelkind ist 2 Jahr alt und noch grenzwertig mit der Geduld für den längeren Text. Aber sie liebt die Figuren und die vielen bekannten Dinge, die es zu suchen und zeigen gibt.
"So bist du" ist auf jeden Fall eine Bereicherung für den Bücherschrank im Kinderzimmer.

Bewertung vom 14.05.2024
Das Licht in den Birken
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


sehr gut

Drei Schicksale vereinen sich auf einem alten Bauernhof in der Lüneburger Heide in einem heißen Sommer zwischen dem Licht der Birken. Dort wohnt Benno, versorgt gerettete Tiere, begegnet Menschen sehr unwirsch und steht kurz vor dem Ruin. Er vermietet eine Wohnung an Thea, die aus Portugal mit zwei Ziegen zurück in ihre Heimat zieht um Frieden mit sich und ihrer Vergangenheit zu schließen. Die beiden nehmen die junge Juli auf, die verletzt im Wald unterwegs ist und sich eigentlich bei einer langen Wanderung von ihrer Mutter lösen möchte.
Es ist kurzweilig zu lesen, wie die drei Charaktere sich langsam entwickeln. Benno muss lernen, sich nicht allen Menschen gegenüber zu verschließen und erkennen, dass es ohne Hilfe nicht gelingen wird, den Hof und seine geliebten Tiere zu retten. Der alte Grantler eckt immer wieder an, muss aber feststellen, dass seine ersehnte Ruhe ihn auch einsam gemacht hat.
Thea dagegen hat ein überschäumendes Temperament, sie verströmt mit ihrem südländischen Flair viel Energie und manchmal auch Chaos. Die Geschichten aus der Vergangenheit lassen sie nicht los und quälen sie, mit Bennos Wesen prallen geradezu Welten aufeinander.
Juli als Jüngste wirkt dagegen häufig wie eine Vermittlerin der beiden, sie ist oft die Vernünftige und Abgeklärteste.
Alle von ihnen brauchen Hilfe und tun sich schwer damit, sie von anderen Menschen anzunehmen. Gemeinsam eine Stärke zu entwickeln und auch die eigenen Schwächen und Ängste zuzulassen ist eine der Kernaussagen in diesem Buch.
Leider wirken mir einige Stellen ein bisschen klischeehaft, im Großen und Ganzen ist der Inhalt der Geschichte sehr vorhersehbar. Dieses Buch von Romy Fölck kommt bei Weitem nicht an "Die Rückkehr der Kraniche" heran, ist aber unterhaltsam und besticht außerdem in seinen Beschreibungen durch eine große Liebe zur Natur und der Tierwelt.