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Schwerelos1990
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Hamburg

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Bewertung vom 04.11.2012
Das Anti-Glücksbuch
Römpp, Georg

Das Anti-Glücksbuch


ausgezeichnet

Das ist eines der Bücher, auf die man erst gestoßen werden muss (Danke an Erika). Der Titel könnte einen ja vielleicht abstoßen.

Ich habe es dann aber doch interessiert gelesen und jetzt, danach, finde ich es einfach großartig. Römpp schreibt auf eine ganz stille und doch humorvolle Art provokativ. Er argumentiert, dass die Idee (so nennt er das) "Glück" uns seit 2000 Jahren das Leben schwer macht und uns daran hindert, einfach zu leben, d.h. wir starren auf eine fixe Vorstellung mit Namen "Glück" und vergessen das Leben selbst.

Er sagt also gerade nicht, seid bitte nicht glücklich - sondern im Gegenteil, er schreibt, vergesst die Idee "Glück" und kümmert euch um das, was ihr heute und hier tun könnt. Das führt er dann aus mit Hilfe von verschiedenen Richtungen, die er "Perspektiven" nennt. Dabei geht es darum, dass Glück eine viel zu allgemeine Idee ist, dass wir damit das Leben aus der "Vogelperspektive" betrachten und dass wir uns zu Sklaven einer Idee machen, die uns überhaupt nicht nützlich ist.

Dieser Ausdruck "nützlich" ist m.M.n der Schlüsselbegriff in diesem Buch. Römpp argumentiert dafür, dass die "Idee Glück" überhaupt nicht nützlich ist und dass wir sie besser vergessen sollten.

Dann, und das ist das Paradox daran, haben wir viel bessere Chancen, so etwas wie "glücklich" zu werden, was Römpp dann allerdings wohl nicht mehr als "glücklich" bezeichnen will, weil dann die ganzen unnützen Schwierigkeiten, die mit der "Idee Glück" verbunden sind, wegfallen.

Wie nennt man diesen Zustand aber dann? Ist aber eigentlich auch egal, mich hat es jedenfalls überzeugt, dass man ohne die "Idee Glück" besser durchs Leben kommt und freier lebt und vor allem unbeschwerter.

Übrigens schreibt Römpp irgendwo vom "Geist der Schwere", der durch die "Idee Glück" uns im Leben belastet, das hat mir besonders gut gefallen, und das habe ich schon bei vielen Menschen gesehen.

Fazit: das nennt sich zwar nicht Glücksbuch, ist aber das beste und intelligenteste, das ich kenne, jedenfalls dann, wenn man lieber leicht als schwer lebt.

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