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Lillith
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 57 Bewertungen
Bewertung vom 22.07.2024
Der Betrachter: Thriller
Shepherd, Catherine

Der Betrachter: Thriller


ausgezeichnet

Spannende Fortsetzung der Reihe um Laura Kern – ein Fall, der sie persönlich sehr berührt

Ist es notwendig, eine Rezension für einen Thriller von Catherine Shepherd zu verfassen? Schließlich bürgt allein der Name der Autorin bereits für ein Buch, das sich flüssig lesen lässt, spannende Stunden verspricht und zum Mitfiebern anregt.

Dieses Buch, der neunte Teil einer Serie, kann auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände gelesen werden. Wichtige Hintergrundinformationen über die Ermittler, die für das Verständnis erforderlich sind, werden geschickt in die Handlung integriert.

Bereits der Epilog lässt uns erahnen, welche Qualen die junge Frau erleiden musste, die kurz darauf in eine Holzkiste gepfercht tot aufgefunden wird.

Laura und ihr Team stehen vor einem Rätsel, alles Spuren führen ins Nichts.

Da erhalten sie einen Anruf aus einer psychiatrischen Klinik. Eine Krankenschwester hat eine beunruhigende Entdeckung gemacht: Lilly, eine traumatisierte junge Patientin, die seit Jahren stumm ist und nur Blumen zeichnet, hat genau die Szene mit der Frau in der Kiste dargestellt. Bedauerlicherweise ist es nicht bei dieser einen Zeichnung geblieben... und die nächste weibliche Leiche wird bald gefunden.

Durch Lilly kommen ganz neue Verdächtige auf den Plan. Aber vor allem bleibt die drängende Frage: Woher hat sie Kenntnis von den Morden, die sie immer im voraus malt?

In diesem Krimi hat mich nicht so sehr die Frage nach dem Täter beschäftigt – diesen hatte ich tatsächlich relativ bald „identifiziert“ - als vielmehr die Frage nach dem Motiv der Morde und vor allem nach Lillys Rolle im Geschehen. Konnte ihr jemand die Morde so detailliert beschrieben haben?? Wer? Und vor allem - bei welcher Gelegenheit? Da hatte ich sehr wilde Theorien, wäre aber nicht auf die Lösung gekommen! Das Motiv des Täters sowie der Ursprung von Lillys Zeichnungen werden logisch und nachvollziehbar erklärt – obwohl ich einen Aspekt etwas unglaubwürdig finde, möchte ich nicht zu viel verraten. Dies hat jedoch die Spannung in keiner Weise gemindert.

Ich wundere mich, wie man immer wieder auf solch originelle Plots kommt. Ich habe das Buch mit Vergnügen gelesen und vergebe, wie üblich bei CS, gerne fünf Sterne und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 14.07.2024
Vergebens / Ermittlungen im Spreewald Bd.4
Dieckerhoff, Christiane

Vergebens / Ermittlungen im Spreewald Bd.4


sehr gut

Regionalkrimi aus dem Spreewald, sehr bildhaft erzählt

Zum zweiten Mal durfte ich mit der sympathischen Klaudia Wagner bei ihren Ermittlungen im Spreewald unterwegs sein. Wenn mich auch der vorhergehende Band („Verlassen“) emotional mehr „abgeholt“ hat, was am Thema lag, so hat mir auch dieses Buch wieder sehr gut gefallen.

Der Autorin gelingt es wunderbar, die besondere Atmosphäre des Spreewalds einzufangen; man riecht förmlich das Wasser, sieht die grünen Kanäle...kurz: es entstehen Bilder beim Lesen und das mag ich sehr! Eigentlich sollte der Fremdenverkehrsverband vom Spreewald diese Romanreihe bewerben, wenn er das nicht schon tut...

Gleich zu Anfang erleben wir eine panische Person, die im Traum in großer Angst zu einer Axt greift...wenig später findet eine ältere Frau mit ihrem Hund eine brutal zugerichtete Leiche.

Verdächtige Personen gibt es im Leben des Ermordeten so einige, aber zu keiner scheint die ungeheure Wut zu passen, mit der das Opfer ermordet wurde.

Klaudias Ermittlungen werden teilweise durch Personaldiskussionen und -entscheidungen überschattet. Wird Klaudia die Nachfolge ihres in den Ruhestand gehenden Chefs antreten? Hat sie überhaupt Chancen? Und will sie diesen Schreibtischjob? Diese Fragen sind im Buch sehr präsent, werden aber glaubhaft und nachvollziehbar geschildert.

Während trotz einer zweiten Leiche die Spannung im Mittelteil etwas nachlässt kommt es gegen Ende zu einem wahrhaft packenden Showdown und nicht nur Klaudia gerät in Lebensgefahr...

Am Ende werden die Todesfälle recht unerwartet, aber schlüssig und glaubhaft aufgeklärt – und Klaudia wird hoffentlich für weitere Bände dieser atmosphärischen Regionalkrimireihe zur Verfügung stehen!

Anmerkung: Auch wenn es sich um Band 8 einer Reihe handelt kann man diesen ohne Vorkenntnisse problemlos lesen. Um die zahlreichen Kollegen im Polizeirevier auseinander halten zu können (mir sind das ein paar zuviel) gibt es zum Glück ein Personenregister.

Fazit: Sehr schön geschriebener Krimi mit sympathischer Protagonistin und szenischem Setting. Ich werde der Reihe auf jeden Fall treu bleiben und es gibt von mir gute 4* und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 20.04.2024
Gärten, Gift und große Liebe
Blasl, Klaudia

Gärten, Gift und große Liebe


ausgezeichnet

Der zweite Fall für die Golden Girls aus Oberdistelbrunn!
Vorab:

Es handelt sich um den zweiten Band einer Serie, den man auch ohne Vorkenntnisse genießen kann, doch verpasst man viel Vergnügen, wenn man den ersten Band nicht gelesen hat.

Worum geht's?

Es hätte wunderbar sein können – Pauline und ihre vier enger oder weniger eng verbundenen Freundinnen, planten, eine Woche im Wellnessresort Unterdistelbrunn zu verbringen, um sich gemeinsam dem Basenfasten zu widmen, getreu dem Motto: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Pauline hatte sicherlich nur das Beste im Sinn, als sie dieses gesunde Programm für ihre teils etwas fülligeren Freundinnen ins Leben rief – doch der Hunger macht die Damen reiz- und unberechenbar, und plötzlich gibt es auch schon die erste Leiche.

Ein epileptischer Anfall im Speisesaal? Wer kann das schon sagen... Kurz darauf stolpert Pauline im Garten über eine weitere Leiche. Ihr feines Näschen und ihre Intuition sagen ihr – hier wurde Gift verwendet. Aber eine obskure Ärztin fährt ihr heftig in die Parade...

Dennoch wird nach zwei Todesfällen nun ermittelt. Doch der über-ehrgeizige und gleichzeitig unter-belichtete Kommissar Hartmann kann trotz schwerem Geschütz wie einem SEK-Einsatz weitere Giftgaben nicht verhindern. Und so bricht dann nicht nur das Chaos (aus), sondern auch so mancher der Kurgäste, denn das eh bereits gewöhnungsbedürftige Essen wird mit dieser Zulage nun vollends zum K...

Die Kur wird abgebrochen, die Neugier der Damen jedoch bleibt ungebrochen.

Die Ermittlungen gehen weiter, Verdächtige gibt es zuhauf, aber der Kommissar verbeißt sich (wieder einmal) neben seinen Bleistiften in einen einzigen Hauptverdächtigen – Vincent, Paulines Neffen. Dass dieser schwul und vegan lebt hat Pauline ja längst akzeptiert, doch sein neuestes Projekt bringt sie an ihre Toleranzgrenzen. Doch wenn Vincent in Verdacht gerät wird Tante Pauline zum Tier.

Apropos Tier – auch diese spielen eine wichtige Rolle, sei es Dino, die Bulldogge oder ein tapferer Goldfisch und nicht zu vergessen das Pferd auf Freds Tarotkarte!

Pauline begibt sich jedenfalls trotz Warnungen ihres Couchpotato-Ehemanns Fred wieder einmal in große Gefahr. Erschwerend kommt für sie hinzu, dass ihre Vertraute und Busenfreundin Berta gerade den dritten Frühling erlebt und selbst die sonst so fromme Elsbeth wundersam von Hormonen geplagt scheint.

Wenn Euch das alles etwas verwirrend klingt, so habt Ihr ganz recht.

Da hilft nur eines – lest das Buch selbst!

Von der ersten Seite an zieht uns Klaudia Blasl erneut in den Zauber ihres turbulenten Mikrokosmos von Oberdistelbrunn. Mit ihrem unnachahmlichen Schreibstil und ihrem ausgezeichneten Sinn für Sprachwitz lässt sie uns kichernd und bisweilen lauthals lachend durch die Handlung taumeln. Sympathische wie unsympathische Figuren entstehen plastisch vor unseren Augen, detailliert beschrieben durch Pauline, aus deren Perspektive alles in der ICH-Form geschildert wird. Die ehemalige Lehrerin bringt ihre Beobachtungen und Meinungen nicht immer höflich, sondern oft unverblümt, drastisch und mit treffender Schärfe zum Ausdruck.

Gegen Ende wird es richtig spannend, es gibt einige Überraschungen, vieles scheint zunächst vorhersehbar - und dann doch wieder nicht...
Man rätselt mit bis zuletzt und gelangt dennoch zu keinem Ergebnis, bis sich zum Schluss alles logisch und nachvollziehbar aufklärt!

In diesem Gartenkrimi erfahren wir zudem noch ganz beiläufig vieles über Gartenpflanzen und ihre tödlichen Gifte – man weiß ja nie, wozu man solche Kenntnisse gebrauchen kann...

Ich habe das Buch atemlos und ständig lachend verschlungen, gebe absolut überzeugt 5 * für diesen Krimi der besonderen Art, wohlwissend, dass diese Art von Humor vielleicht nicht jedem gefällt. Man muss schon ein Faible für schwarzhumorige und leicht groteske Geschichten haben, aber dann gilt:
absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.03.2024
Enna Andersen und das weite Land
Johannsen, Anna

Enna Andersen und das weite Land


sehr gut

Ruhig erzählter Krimi um einen Cold Case Fall, und einen aktuellen Mord. Kein Thrill aber akribische Ermittlungsarbeit und nettes Team

Dies ist mein zweiter Krimi dieser Autorin und wie ich mit Erstaunen gesehen habe bereits der 6. dieser Reihe. Ich hatte bisher nur ein Buch einer anderen Reihe von Anna Johannsen gelesen, welches mir zusagte.
Vorkenntnisse waren hier auch nicht unbedingt nötig, vielleicht für das Verständnis der Protagonistin, aber diese erzählt am Ende des Buches in einem Gespräch ihre ganz persönliche Lebensgeschichte, so bleibt keine offene Frage.

Enna Andersen, eine Expertin für ungelöste Kriminalfälle mit einer hohen Erfolgsquote, ermittelt auf Bitten ihres "Mentors" in der Nähe von Butjadingen. Vor zwanzig Jahren verschwanden Tjark und Eefke Feddersen spurlos von ihrem Bauernhof und ließen ihren verstörten 14-jährigen Sohn zurück, der mittlerweile den Hof leitet.

Die skelettierten Überreste der Familie Feddersen wurden nun zufällig entdeckt, was zur Wiederaufnahme der Ermittlungen führte. Sowohl damals als auch heute gilt Hinnerk, der Bruder von Tjark, als verdächtig. Aber auch Jan, der Sohn, rückt ins Zentrum der Verdächtigungen. Enna erkennt Parallelen zu ihrer eigenen Vergangenheit, da sie in ihrer frühen Jugend ebenfalls ihre Eltern durch ein Gewaltverbrechen verlor, und findet sich schwer mit diesem Gedanken ab.

Als plötzlich Hinnerk ermordet wird scheinen die Schatten der Vergangenheit bis in die Gegenwart zu reichen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Ennas Team und dem Team, das den aktuellen Mord aufklären soll, wäre erforderlich und sinnvoll, doch der ehrgeizige Leiter der anderen SoKo stellt sich des öfteren quer und erschwert die Ermittlungen.

Tjark Feddersen war jemand, der sich einige Feinde gemacht zu haben schien. Inwieweit könnten Motive bei seinen Tätigkeiten in Politik und Wirtschaft gelegen haben? Oder gab es doch einen persönlichen Grund und Täter und Motiv sind in der Familie zu suchen?

Verdächtige gibt es genug und Enna und ihr Team arbeiten sich mühsam voran...Der Leser weiß nie mehr als die Ermittler und die Spannung wird somit durch das Mitermitteln erzeugt. Mir persönlich war diese Art des Erzählens sehr angenehm.

Das Zusammenspiel zwischen Enna und ihren Kollegen wird sehr kollegial und sympathisch beschrieben. Gelegentlich erhält man auch Einblicke in das Privatleben der Ermittlerinnen Enna und Pia. Bei Enna fand ich die Szenen mit ihrem Kind und Lebensgefährten oft etwas zu kitschig und aufgesetzt. Bei Pia war es nun auch – wie es in letzter Zeit in vielen Büchern der Fall ist – eine gleichgeschlechtliche Beziehung mit Kinderwunsch. Solche Nebenhandlungen sind für mich in einem Krimi nicht zwingend notwendig.

Der Tod des Ehepaars Feddersen findet letztlich eine teilweise vorhersehbare Aufklärung. Ebenso wird der aktuelle Mordfall gelöst. Obwohl alles logisch erklärt wird, erschien mir der Abschluss des Buches etwas überstürzt, als ob schnell auf den letzten Seiten alle Erklärungen geliefert und zahlreiche Handlungsstränge zu einem harmonischen Ende gebracht werden müssten. Es war mir etwas zu sehr Friede, Freude, Eierkuchen.

Da ich das Buch jedoch gern gelesen habe und auch eine gewisse Spannung aufrecht erhalten wurde vergebe ich 3,5 – aufgerundet auf 4 - Sterne und eine Lese-Empfehlung für Freunde eines ruhigen, unblutigen Krimis mit viel Augenmerk auf den Ermittlungen.

Bewertung vom 27.03.2024
Prost, auf die Künstler
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Künstler


sehr gut

Leichter Provinzkrimi, der weniger durch Spannung als mit detailreichen Charakteren und viel Wortwitz punktet.

Schon oft wurde mir diese Reihe empfohlen, so dass ich sehr gespannt war. Ich freute mich sehr darauf, endlich in den Kosmos von Brunngries einzutauchen und mit Kommissar Tischler, seinem Kollegen Felix Fink und der resoluten Dackeldame Resi einen Fall aufzuklären.

Vorweg - es ist der 9.Band einer Reihe und obwohl man ihn schon für sich stehend lesen kann, bringt man sich vermutlich um viele schöne Aha-Effekte, wenn man die Reihe nicht von Anfang an verfolgt hat. Etliche Anspielungen waren für mich so nur schwer zu verstehen.

Worum geht es? Bauer und Stammtischler Hinterleitner wird tot neben seinem sehr wertvollen „Oldtimer-Traktor“ aufgefunden, dessen Motor lief. Selbstmord? Doch wer hat dann den Türspalt von außen verdichtet? Nein, es stellt sich heraus, das war Mord!

Ein rätselhafter Fall, denn wie es scheint hatte der Herr Hinterleitner neben dem wertvollen Traktor noch andere Schätze im Haus...und war selbst künstlerisch tätig, was niemand in seinem Umfeld bekannt war.

Die Spuren führen unsere Ermittler kreuz und quer durch die Kunstszene, in Museen, auf Auktionen und bis ins Darknet.

Natürlich wird der Fall am Ende auch aufgeklärt, aber das ist in meinem Augen hier fast nebensächlich, denn dieser Schmunzelkrimi punktet mehr mit seinen detaillierten Beschreibungen der Menschen, der Umgebung und vor allem mit den Dialogen, die einem beim Lesen permanent ein Lächeln, nein eher schon ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern. Dabei wird der Autor nie zu platt, wie man es beim Titel „Provinzkrimi“ (und gar noch aus Bayern...) hätte befürchten können, sondern seine Wortspiele sind oft subtil und vor allem die Situationskomik kommt sehr gut rüber. Ich hatte beim Lesen andauernd Kopfkino, sah – und vor allem hörte – die handelnden Personen allesamt vor meinen Augen, Herr Kalpenstein kann Protagonisten wirklich Fleisch und Blut einhauchen.

Zusammengefasst: Als Kriminalroman eher nur 3 Sterne, aber Charaktere, Ambiente und Wortwitz sind allemal einen Extrastern wert.
Von mir gibt es also 4* und eine Leseempfehlung für Freunde des leichten, humorigen Genres. Obwohl ich beim Lesen bestens unterhalten wurde hat mich dieses Buch nicht komplett abgeholt, so dass Brunngries für mich wohl ein einmaliges Erlebnis bleiben wird.

Bewertung vom 09.12.2023
Faule Äpfel
Helmut, Jäger

Faule Äpfel


sehr gut

Rasanter Krimi mit etwas zu vielen Handlungsfäden und Personen

Carl Sopran ahnt, dass etwas faul ist...und das sind keinesfalls die guten Äpfel der Region, die hier auf verschiedene Hofläden geliefert werden...

Aber von vorn:

Privatdetektiv Carl Sopran, der sich eigentlich von seinem letzten großen Fall in Italien noch nicht richtig erholt hat, versucht, wieder einmal mehr in Richtung seines ursprünglichen Berufs zu arbeiten, also journalistisch.

Ein Freund aus Litauen bittet ihn, sich in der Maklerszene Süddeutschlands umzuhören, weil dort evtl. Geld gewaschen wird. Da passt es gut, dass Julia, die Sopran im letzten Band kennengelernt hat, gerade eine Immobilie verkaufen will.

So harmlos es anfängt, so heftig geht es weiter:

Carls gute Freundin Francesca wird zur Polizei gebeten, weil ein an sie adressiertes Paket aufgerissen vorgefunden wurde und der Fahrer des Lieferfahrzeugs spurlos verschwunden ist. Sopran begleitet sie, und als er in dem Päckchen etwas findet, was dort nicht hineingehört, beginnt er wieder Blut zu lecken...

Es handelt sich um den dritten Band einer Reihe, man kann jedoch ohne Vorkenntnisse in die Handlung einsteigen. Für das Verständnis des Verhältnisses von Sopran zu den beiden Protagonistinnen Julia und Francesca könnte die Kenntnis des Vorgängerbandes jedoch von Vorteil sein.

Hier lässt er sich Hals über Kopf ohne Auftrag auf eine Ermittlung ein, die Recherchen in der Maklerszene werden - erst einmal - vertagt, dafür treten andere Figuren in Erscheinung...und mit der Verfolgung der Herkunft des kleinen Päckchens aus Francescas Sendung hat Sopran offenbar in ein Wespennest gestochen, und die Geschichte entwickelt sich zu etwas immer Größeren.

Alle Fäden führen zunächst auf einen Hofladen und zu einem obskuren Serben...doch sind der Hofladenbesitzer und der Serbe tatsächlich die, die die Fäden in der Hand halten?

Helmut Jäger nimmt den Leser mit auf gefährliche Ermittlungen, er schont seinen Protagonisten nicht. Dieser folgt immer seinem Instinkt und handelt sehr impulsiv, auch wenn sein Verstand ihm manchmal etwas anderes rät... Francesca und Julia sind dies Mal eher Randfiguren, kopfschüttelnd helfen sie Carl bei den Recherchen und versuchen damit, ihn vor unvorsichtigen Alleingängen zu bewahren. Doch wer Carl kennt weiß, dass dies vergebene Liebesmüh ist...

Das Buch liest sich angenehm und flüssig, Carl bliebt der liebenswerte Chaot und der Fall ist brisant und spannend, obwohl mir das eigentliche Thema allzu phantasievoll aufbereitet ist. Das Tempo der Handlung steigert sich ständig, so dass man am Ende beinahe so atemlos wie Carl ist, wenn man die Seiten umblättert...

Leider haben sich am Ende für mich nicht alle Rätsel aufgeklärt, ich blieb bei einigen Handlungssträngen etwas ratlos zurück. So habe ich zwar viele unterhaltsame Lesestunden genossen, bin aber nicht völlig mit dem Ende zufrieden. Auch zwischendurch fand ich es mehr als anstrengend zu versuchen, den handelnden Personen und ihrem Beziehungsgeflecht untereinander zu folgen.

Dennoch liegt mir die Schreibweise des Autors und ich bin auf weitere „Eskapaden“ von Carl Sopran gespannt.

Da mir der Vorgängerband um einiges besser gefiel vergebe ich dieses Mal
leider nur 3,5 *, aufgerundet auf 4* und eine Leseempfehlung für einen gut geschriebenen Regionalkrimi.

Bewertung vom 24.11.2023
Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1
Skybäck, Frida

Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1


sehr gut

Ein angenehm zu lesendes Familiendrama, jedoch kein Krimi in meinen Augen.

Fredrika Storm ist nach einem tragisch missglückten Einsatz in Stockholm heimgekommen, in die Gegend, in der sie aufwuchs und in der ihre gesamte Familie immer noch lebt – bis auf ihre Mutter, die verschwand, als sie noch ein kleines Mädchen war.

Ihr erster Fall scheint zunächst ein reiner Unglücksfall zu sein, denn eine junge Frau rennt panisch auf einern zugefrorenen See, dessen Eisfläche noch nicht trägt. Sie bricht ein und ertrinkt vor den Augen von Fredrikas Großmutter. Diese berichtet, dass das Mädchen verfolgt wirkte – und Fredrika wittert einen Fall.

Sie beginnt, nach den Ursachen zu suchen und buddelt immer tiefer, leider kommen dabei auch immer wieder unschöne Dinge über ihre eigene Familie zum Vorschein...

Ihr Partner bei den Untersuchungen ist Henry, ein interessanter Charakter, aus sehr wohlhabendem Hause und hoch gebildet macht ihm seine Ermittlungsarbeit mehr Spaß als das von seiner Mutter angestrebte Fortkommen auf der Karriereleiter.

Soweit zum Inhalt.

Das Buch ist sehr angenehm zu lesen, die Charaktere in meinen Augen recht gut herausgearbeitet. Die kurzen Kapitel ermöglichen einen zügigen Lesefluss.

Fredrika ist eine anstrengende Protagonistin, nicht unsympathisch, aber recht dickköpfig und uneinsichtig. Sie bringt sich selbst in Gefahr – trotz ihrer Vorgeschichte, oder vielleicht ist diese auch gerade der Grund für ihre Alleingänge ?

Da ihre Familie von Beginn an involviert scheint wäre es normalerweise eigentlich nicht möglich, dass sie weiter ermittelt. Jedoch schreckt sie nicht vor peinlichen Untersuchungen innerhalb ihrer Familie zurück, stößt diese oft vor den Kopf – und erntet doch immer wieder Schweigen auf ihre drängendsten Fragen. Denn der Kernpunkt des Buches und der Story liegt eigentlich darin, dass Fredrika einen Zusammenhang zwischen dem toten Mädchen und dem Verschwinden ihrer Mutter wittert und darum so hartnäckig ist...

Wie gesagt, das Buch liest sich gut, für einen rasanten Krimi ist es jedoch zu auschweifend erzählt. Die vielschichtige Verwandtschaft von Fredrika stellt die Leser ebenfalls auf eine harte Probe – wer ist jetzt wie mit wem verwandt fragt man sich fast bis zuletzt und muss sich arg konzentrieren.

Und auch wenn der Fall schließlich aufgeklärt wird, so gibt es für das Verhalten einiger Protagonisten nicht wirklich einen Grund – es ist eher so was wie „und der Berg gebar eine Maus“. Will sagen, der Schluss war dann nach all den ausschweifenden Vorentwicklungen für mich zu hastig und ohne großes Aha-Erlebnis.

Ich gebe dem Buch 3,5 Sterne, aufgerundet auf 4, weil es einfach ein nettes Buch ist. Empfehlenswert eher für Freunde von Familiendramen, nicht unbedingt für Fans von Skandinavien-Krimis. Da es der erste Band einer Serie sein soll werden ja weitere Geschichten folgen. Ich bin mir noch unschlüssig, ob ich der Reihe weiter folgen werde.

Bewertung vom 14.11.2023
Der sonderbare Fall der Rosi Brucker
Seel, Tina

Der sonderbare Fall der Rosi Brucker


ausgezeichnet

„Alles hängt mit allem zusammen“

Bereits mit ihrem Debütroman „Der Tod der dreckigen Anna“ hat mich die Autorin Tina Seel total geflasht, darum war ich sehr gespannt auf ihr neuestes Werk.

Worum geht es dieses Mal? Harald Hasenbach, genannt Hasel, ein 15jähriger Lehrling, der wegen seiner Hasenscharte einen Sprachfehler hat und im Dorf ziemlich gemobbt wird, findet durch Zufall die Leiche der geistig zurückgebliebenen Rosi. Daraufhin hat er die geniale Idee, eine Entführung vorzutäuschen, um das Geld für sein ersehntes Mofa zu erpressen. Gesagt – getan. Es funktioniert! Was er damit ins Rollen bringt, das muss man einfach selbst lesen.

Tina Seel gelingt es wieder in unnachahmlicher Weise die Gestalten und Typen in diesem kleinen Ort lebendig werden zu lassen. Man hat beim Lesen fortwährend Kopfkino, sieht jeden einzelnen ihrer skurrilen Charaktere deutlich vor sich. Dazu benutzt sie eine authentische, teilweise recht derbe Sprache, so dass ich mir das ganze Szenario tatsächlich auch sehr gut verfilmt vorstellen könnte – als rabenschwarze Krimikomödie. Ja, Komödie, obwohl es auch etliche tragische Verwicklungen gibt, so überwiegt für mich der lakonische Humor, der das Buch durchzieht.

Die Verwicklungen sind wahnsinnig gut miteinander verwoben, manche Handlungen ergeben förmlich einen Dominoeffekt – und das Ende, die Auflösung des Todesfalls, verblüfft dann trotz alledem.

Da das Buch in den 70er Jahren spielt – was durch eingestreute Liedererwähnungen oder andere Hinweise auch als Hintergrund stimmig ist – musste sich die Autorin zum Glück auch nicht an political correctness halten. Dann würde das Buch auch so nicht funktionieren, denn einige der Protagonisten weisen mehr oder weniger große Handicaps auf und auch das Rollenverständnis von Mann und Frau erscheint uns aus heutiger Sicht recht „machohaft“.

Tina Seel ist wieder ein kleines Juwel gelungen, was aus der Masse der Krimis heraussticht. Ich weiß gar nicht, ob ich es der Gattung Kriminalroman zuordnen oder eher eine eigene Rubrik finden sollte.

Jedenfalls gibt es von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung für eine spannende, schwarzhumorige und unterhaltsame Geschichte.

Bewertung vom 07.11.2023
Unfollow Stella
Dunne, Ellen

Unfollow Stella


ausgezeichnet

Die dunklen Seiten von Social Media

Dieses Buch ist Band 4 einer Reihe um die Deutsch-Irin Patsy Logan. Ich bin bei Band 3 eingestiegen. Die Bücher sind problemlos auch einzeln zu lesen, der Charakter von Patsy erschließt sich jedoch besser, wenn man der Reihe folgt.

Patsy, die ja eigentlich unter anderem in Dublin ihre Wunden lecken wollte, nach einer gescheiterten Ehe und einem verpatzten Karrieresprung bei der Kripo in München, lässt sich immer wieder in komplizierte Fälle hineinziehen, die ihre Ermittler-Instinkte wecken.

Dieses Mal bittet sie ihr Bekannter und seit dem letzten Fall guter Freund Sam Feurstein, Angestellter der österreichischen Botschaft, inoffiziell bei der Suche nach Stella Schatz, einer verschwundenen jungen Österreicherin, zu helfen. Der Bruder macht sich Sorgen, da er sie nicht erreicht. Liegt ein Verbrechen vor oder ist sie freiwillig untergetaucht? „Unfollow Stella?“ Nicht mit Patsy, sie versucht, sich an deren Fersen zu heften, so gut es geht...online und offline.

Wider besseres Wissen erklärt sich Patsy bereit, Sam zu helfen. Stella arbeitete als Content-Moderatorin bei einer IT-Firma, so dass man davon ausgehen kann, dass sie Schlimmes gesehen hat. Dazu kommt, dass sich Patsy bei ihren Nachforschungen bald selbst verfolgt fühlt. Und tatsächlich bringt sie sich ob ihrer wie immer impulsiven und unorthodoxen „Ermittlungsweise“ in große Gefahr...

Ellen Dunne begeistert wieder einmal mit ihrem einzigartigen, flapsig-schnoddrigen Erzählstil. Wir erleben das Buch aus Patsys Sicht und somit auch mit deren Worten. Selbstironisch, witzig, frisch - amüsant, selbst bei dunkleren Abschnitten.

Die Story wird aufgepeppt durch etliche Chatprotokolle, die zum einen dem Leser Aufschluss über einige Verbindungen geben, zum anderen super mit der behandelten Materie verflochten sind. Auch einige von Stella notierte Anmerkungen zum Konsum und zur Verbreitung von Social Media sind durchaus überdenkenswert. Zudem betätigt sich Patsys Cousine Sinéad derzeit recht erfolgreich als „Gute-Laune-Influencerin“ - das Buch ist also quasi ein gelungener Rundumschlag!

Die Figuren sind gut gezeichnet, man sieht sie vor sich. Ich habe dieses Mal auch Patsy etwas besser kennengelernt, da es einige Rückblicke in ihre Vergangenheit gibt. Ich verstehe jetzt die sie umgebende Düsternis und ihre oft sehr selbstironischen Gedanken besser. Denn zu allem Überfluss möchte sie ja eigentlich in Dublin herausfinden, ob ihr Vater sich tatsächlich in der irischen See vor vielen Jahren das Leben genommen hat...

Doch bis sie und wir Leser*innen das erfahren wird es hoffentlich noch viele weitere Bände dieser Reihe geben!
Ich möchte mehr von Patsy lesen und vergebe sehr gern 5* für das tolle, runde Buch und kann nur empfehlen, es zu lesen!