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Benutzername: 
Anna
Wohnort: 
Franken

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 29.01.2025
Die Farben der Revolution. Éléonore und Robespierre (eBook, ePUB)
Limbeck, Jeanette

Die Farben der Revolution. Éléonore und Robespierre (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Sehr eindrucksvoll beschreibt dieser Roman die Wirren und Intrigen der Französischen Revolution. Im Mittelpunkt stehen die junge Malerin Éléonore Duplay und der Freiheitskämpfer Maximilien Robespierre. Beide lernen sich im Jakobinerclub kennen, wo Eleonore nach einem Blutbad auf dem Marsfeld in Paris hin flüchtet. Damit nimmt eine ungewöhnliche Liebesgeschichte ihren Lauf.

Das Buch hat mich von Anfang an gepackt. Und das lag nicht nur an der ohne Kitsch beschriebenen Liaison zwischen Éléonore und Robespierre, sondern auch an der Fachkenntnis, mit der Jeanette Limbeck die historischen Geschehnisse beschreibt. So wünsche ich mir, dass Geschichte vermittelt wird. Spannend, faszinierend und unterhaltsam.

Eleonore Duplay wird als starke Persönlichkeit geschildert. Furchtlos setzt sich für die Rechte der Frauen ein und deren Anerkennung als Künstlerinnen. Der Roman ist aus ihrer Sicht geschrieben. Und so begleiten wir sie durch diese turbulenten Jahre und erleben ihre wachsende Liebe zu Robespierre hautnah mit.

Ein horizonterweiternder Roman, der keine Langeweile aufkommen lässt. Einer, der aufwühlt und Geschichte lebendig werden lässt. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 25.01.2025
In der Kälte Alaskas
Stabenow, Dana

In der Kälte Alaskas


ausgezeichnet

In einem Nationalpark in Alaska wird seit sechs Wochen ein Ranger vermisst. Das FBI hat einen Ermittler beauftragt, nach ihm zu suchen. Doch der verschwindet ebenfalls. Was ist passiert? Die Staatsanwaltschaft von Anchorage wendet sich an die die Aleutin Kate Shugak. Sie ist mit der Gegend verwurzelt, kennt alle und jeden, will aber nach einem traumatischen Erlebnis bei ihrem letzten Fall, ihre Ruhe haben. Als sie sich schließlich doch breitschlagen lässt, muss sie feststellen, dass es so viele „Verdächtige wie Sand am Meer gibt“.

Ein Krimi, in dem es hoch hergeht. Das liegt vor allem am Personal, das es mit der Gesetzestreue nicht so genau nimmt, gerne einen über den Durst trinkt und, wenn nötig, seinen Standpunkt mit Fäusten verteidigt. Da bleibt die eine oder andere Kneipenschlägerei nicht aus.

Beim Lesen bekommt man einen Einblick in die Probleme der Menschen da oben in Alaska. Es gibt ein „Wir“ und die Welt da draußen, der die meisten misstrauisch gegenüberstehen. Die Autorin ist dort aufgewachsen und weiß, wovon sie schreibt. „Inside Alaska“ kam mir beim Lesen oft in den Sinn, denn das Buch zeigt wie die Bewohner leben und denken.

Köstlich sind die oft derben Dialoge, welche die Persönlichkeiten der Menschen widerspiegeln, aber gleichzeitig auch deren tiefe innere Bindung zueinander ausdrücken. Kate als Protagonistin hätte mit etwas mehr Tiefe ausgestattet werden dürfen, das ändert aber nichts an ihren Sympathiewerten.

Insgesamt ist „In der Kälte Alaskas“ ein flüssig zu lesender, bereichernder und bestens unterhaltender Winterkrimi, der einem auch das eine oder andere Schmunzeln entlockt.
Die ideale Lektüre für kalte Tage.

Bewertung vom 25.01.2025
Das Glaskind
Gregg, Stefanie

Das Glaskind


sehr gut

„Zwischen ihm und ihr floss ein steter ozeanblauer Fluss, der all seine Gefühle zu Maya übertrug.“ So beschreibt Stefanie Gregg das Verhältnis zwischen Maya und ihrem am Autismus-Spektrum leidenden Bruder. In dieser von Empathie geprägten Beziehung liegt aber auch das Problem. Denn niemand in der Familie findet so gut Zugang zu Tobi wie seine Schwester.

Die Eltern sind hoffnungslos überfordert mit einem Kind, das den Kopf gegen die Wand schlägt, wenn es nicht auf die Minute pünktlich um 7.00 Uhr sein Frühstück bekommt oder schreit, wenn es berührt wird. Klar, dass in dieser Familie die Nerven blank liegen.
Insbesondere die Mutter ist komplett überfordert. So ist es Maya, die immer wieder aufgefordert wird, sich um Tobi zu kümmern. Ihre eigenen Bedürfnisse werden von den Eltern nicht wahrgenommen und von ihr mit der Zeit verdrängt. So wird sie zum Glaskind. Sie wird nicht gesehen. Das geht so weit, dass Maya das Wort „Ich“ nicht mehr aussprechen kann. Nach dem Abitur geht zum Studieren nach Hamburg und wird Ärztin. Als die Mutter wegen eines Unfalls wochenlang ausfällt, kehrt sie zurück, um sich um Tobi zu kümmern. Alte Erinnerungen werden wach ...

„Das Glaskind“ geht unter die Haut. Sollte ich es mit einer Farbe beschreiben, würde ich „dunkelgrau“ wählen. Denn Lichtpunkte gibt es erst zum Schluss. Bis dahin lässt uns Stefanie Gregg keine Atempause. Zwar beschreibt sie sehr einfühlsam die Gefühlslage eines Glaskindes, aber die Schilderungen der Gegenwart und Vergangenheit greifen dabei immer wieder nahtlos ineinander über, was überfordernd wirkt und den Lesefluss erschwert. Erleichtert war ich, als sich zum Schluss erhellende Lösungen für Tobis und Mayas Zukunft fanden.
Trotz der Kritik ist es ein horizonterweiterndes Buch, das mein Mitgefühl für Glaskinder geweckt hat, die mit diesem Buch eine Stimme erhalten.

Bewertung vom 25.01.2025
Ein Schimmern am Berg / Commissario Grauner Bd.10
Koppelstätter, Lenz

Ein Schimmern am Berg / Commissario Grauner Bd.10


ausgezeichnet

Im Tunnel eines Marmorsteinbruchs wird die übel zugerichtete Leiche einer örtlichen Bildhauerin gefunden. Die Ermittlungen führen Commissario Grauner zum Besitzer der Miene. Der lebt schon lange im Streit mit seinem Widersacher Sonnwieser, dem größten Marillenbauer im Vinschgau. Haben die beiden Platzhirsche etwas zu verbergen? Und wer ist der Typ, der Gauners Mitarbeiter Saltapepe und Tappeiner während ihrer Hochzeitsreise in Las Vegas beschattet? Und wie hängt alles zusammen?

Ich habe auch diesen 10. Fall wieder ausgesprochen gerne gelesen.
Koppelstätters Sprache ist klar und kommt ohne Längen aus. Dadurch fällt es leicht, in den Fall hineinzufinden und dranzubleiben. Die Südtiroler Bauern werden genauso glaubhaft geschildert, wie der New Yorker Star Architekt. Und den Blick in Grauners Innerstes hab ich noch nie so deutlich empfunden, wie in diesem Fall, wo ihm Eheprobleme und ein altes Traumata zu schaffen machen.

Gut fand ich den Bogen, den der Fall nach Amerika schlägt. Durch die abwechselnden Perspektiven kam zusätzliche Spannung auf.

Sehr lesenswert!

Bewertung vom 23.01.2025
Im Schnee
Goerz, Tommie

Im Schnee


ausgezeichnet

Der Schorsch ist tot. Der alte Max blickt aus dem Fenster und denkt an seinen Freund seit Kindertagen. „Im Herbst hat sich der Schorsch dort noch seine Äpfel geholt, da konnte er sich schon kaum mehr bücken. Den Martini hat er geliebt, weil der so schön rund ist und saftig und sich bis Weihnachten hält.“

Max trauert. Und wir begleiten ihn dabei. Am Abend treffen sich die Alten im Dorf zur Totenwacht Der Weisels Paul und der Lehnerts Gustl, der Angermann und der alte Gobertn, alle kommen, um sich vom Max zu verabschieden. Geschichten von früher machen die Runde. Manchmal sitzen sie aber auch nur da und schweigen, weil das Schweigen für die Alten genauso dazugehört wie das Reden.
Tommie Görz hat einen unglaublich authentischen Roman geschrieben. Mit seiner einfachen Sprache trifft er genau den richtigen Ton und mich mitten ins Herz. Gut fand ich, dass auch das Schweigen über das, was nicht sein darf, thematisiert wird.

Die Geschichte ist durchgängig aus Max‘ Sicht erzählt. Der Totenwacht folgt am nächsten Tag die Beerdigung. Zum Schluss gibt es eine unerwartete Wendung, die richtig unter die Haut geht. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.

Ein ruhiger, authentischer Roman über Trauer und Freundschaft, über Verbundenheit und Schweigsamkeit. Sehr wertvoll!!!

Bewertung vom 23.01.2025
Stadt der Hunde
de Winter, Leon

Stadt der Hunde


ausgezeichnet

Jaap Hollander gilt als der beste Gehirnchirurg der Welt. Doch neben seinem Genie zeichnet er sich durch Machtmissbrauch, Herrschsucht und Übergriffigkeit aus. Ein Antiheld, der gleichzeitig abstößt und fasziniert. Vor zehn Jahren verschwand seine Tochter in der Wüste Negev. Jedes Jahr fährt Hollander dorthin, um sich an sie zu erinnern. Er hofft immer noch, sie lebend wieder zu sehen. Eines Tages trifft er dort auf einen streunenden Hund, der noch von Bedeutung sein wird.

Bei einem erneuten Aufenthalt in Israel wird er gebeten, eine schier unmögliche Operation an einer saudischen Prinzessin durchzuführen. Eine Milliarde Dollar soll er dafür erhalten. Er stimmt zu, die Operation gelingt. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Hollander muss selbst unters Messer. Und dann ist nichts mehr so, wie es war.

Hollander wird ein anderer Mensch. Er resümiert über sein Leben, stellt seinen Charakter in Frage und wird von Gefühlen überschwemmt. Diese Verwandlung fand ich sehr gelungen. Die Suche nach seiner Tochter gibt er trotzdem nicht auf, ganz im Gegenteil ... Und dann taucht der Hund wieder auf ...

Ein großartiges, spannendes Buch über das, was im Leben wichtig ist. Über Liebe, Verlust und verschwimmende Grenzen, eingebettet in die politische Situation Israels. Der Schluss ist ein echter Knaller.