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wuestenblume023
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Erkrath

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 29.12.2024
Dieulefit
Delpal, Bernard

Dieulefit


ausgezeichnet

Dieses Buch ist wie ein Stolperstein. Sie kennen das vielleicht: Sie schauen in einer Stadt auf den Boden und kleine Steine mit Namen und einigen Hinweisen deuten auf eine Person und ihre Geschichte hin.

Der Autor Bernard Delpal, Professor für Geschichte, Historiker und Herausgeber mehrerer Bücher zur Geschichte der Resistance im Zweiten Weltkrieg, stellt mit diesem Buch eine Studie zu dem Ort „Dieulefit“ vor. Die dritte Auflage berücksichtigt dabei die Forschungsergebnisse einiger jüngerer Arbeiten aus den Jahren 2015 - 2018 zum zivilgesellschaftlichen Widerstand in Frankreich während der deutschen Besatzung.

Dieses Buch erzählt Geschichten, die von Mut, Entschlossenheit, Tatkraft, Solidarität handeln und von Menschen, die sich aufgrund eigener Überzeugungen nicht korrumpieren lassen. 

Die Geschichte, die durch diese Publikation wieder lebendig wird, ist schön, bewegend und rätselhaft: ein ganzes Dorf bot mehr als 1000 Verfolgten Schutz und retteten so deren Leben. In der Mehrheit handelte sich es um Juden, Elsässer, Widerstandskämpfer, oppositionelle Intellektuelle.

Der Autor der Studie lässt sich von der Frage leiten: Wie konnte eine Gemeinde, in der es sicherlich auch Spannungen und Feindseligkeiten gab, eine derartige Widerstandsfront entwickeln? Wie wurden Entscheidungen getroffen? Der Autor entwickelt in seiner Studie mehrere Grundannahmen (Hypothesen), die von Zeitzeugen bestätigt wurden: der hugenottische Nährboden, die ländliche Gastfreundschaft und Solidarität, das Festhalten an republikanischen Werten (S. 11). Wie welche konkreten Formen nahm der zivile Widerstand an? Wie konnte er gelingen? Die Studie und die Berichte der Zeitzeugen weisen dies auf. 

Das Besondere dieses Buches: es zeigt auf, wie ein ganzes Dorf eine Grundhaltung des zivilen Ungehorsams und Widerstands entwickelt und beibehält und damit der Zerstörung der Zivilgesellschaft etwas entgegensetzt. Die Bewohner von Dieulifit sind bereit, Risiken einzugehen für höhere Werte wie Freiheit, menschliche Würde, Solidarität, die Nähe zum Anderen, Fürsorge für die Verfolgten (S. 179).

Als zentrales Merkmal wird in der Studie mehrmals die Bereitschaft hervorgehoben, Verfolgte ohne Wenn und Aber in die Gemeinschaft einzugliedern. Pierre Emmanuel, einer der Verfolgten, die in Dieulefit überleben konnten, beschrieb die soziale Grundhaltung so: „In Dieulefit ist niemand ein Fremder. Wer gerade ankommt und völlig erschöpft ist, .. ausgehungert, vielleicht verfolgt, verängstigt .., darf hier aufatmen, jetzt erwartet ihn der Frieden. Er wird zuhause sein, bei den Seinen, denn er ist der nächste, für den der Tisch immer gedeckt ist.“ (S.12). 

Der im Buchtitel angesprochene Rettungswiderstand in Dieulefit entwickelte sich aus einer anfänglichen Haltung der Dissident und der Empörung; in einem nächsten Schritt trafen viele Einwohner die Entscheidung, behördliche Anweisungen nicht mehr zu befolgen; dann gingen sie den Schritt in die Illegalität und den Widerstand, ohne dass dabei Einmütigkeit herrschte. Bemerkenswert ist, dass die Menschen, die diese Entwicklung nicht mitvollzogen …., sich nicht zu Denunziationen verleiten liessen und nicht zuließen, dass die Grundlage der Zivilgesellschaft zerstört wurde“ (S.95). 

Ein schönes Beispiel ist in dem Abschnitt „Die Verordnung, die viele Gewissen in Dieulefit aufrüttelte“ (S. 69 - 75) beschrieben: Die Verordnung, Juden zu erfassen, wurde zwar verkündet, aber die Behörden, die es umsetzen sollten, insbesondere die Ausländerbehörde, die Gendarmerie, Jeanne Barnier und das Gemeindesekretariat, sorgten dafür, dass es folgenlos blieb. 

Über den historischen Bezug hinaus zeigt die Studie, dass Menschen fähig sind, eine demokratische und ethische Haltung zu leben und sich so die eigene geistige Freiheit zu bewahren.

Noch einige Worte zur Gestaltung des Buches: Die Schrift ist angenehm in der Wahrnehmung und auch für ältere Menschen gut lesbar. Das Inhaltsverzeichnis weist eine klare Gliederung auf, die es ermöglichen, Themen schnell wieder zu finden. In der Übersetzung von Ursula Bös liest sich das Buch flüssig. Fotos von Menschen, Landschaften und Dokumenten lockern den Text auf und lassen emotional begreifen, dass hier über wirklich lebende Menschen und ihre mutigen Taten berichtet wird. Gut lesbare Fußnoten weisen auf zitierte Literatur hin. Auf weitere Veröffentlichungen des Autors wird auf Seite 174 verwiesen. Am Ende des Buches befinden sich Hinweise auf weitere Bücher zum Thema. 



Das Buch habe ich an zwei ruhigen Tagen konzentriert im Stillen gelesen. Das Lesen des Buches verlangt zu Recht Aufmerksamkeit, Wachheit, Konzentration. Es entlässt mich nachdenklich und erfüllt. 


Bewertung vom 16.10.2024
Der Geisterzug, die Nazis und die Résistance
Bökel, Gerhard

Der Geisterzug, die Nazis und die Résistance


ausgezeichnet

Der Autor beschreibt in seinem akribisch hervorragend recherchiertem Buch die Geschichte des Geisterzugs ins Konzentrationslager Dachau. Er leuchtet die Zeit der Besatzung Frankreichs durch die Nationalsozialisten aus und läßt dabei zahlreiche Zeitzeugen zu Wort kommen. 



Detailreich beschreibt er ebenfalls die Geschichte einiger Orte, die mit dem Weg des Deportationszugs verbunden sind und schildert ausführlich die Taten ihrer Bewohner unter der Besatzung Frankreichs. Er spricht dabei offen Momente der Kollaboration an und ehrend die wachsende Bedeutung vom Widerstand. Aus diesem Blickwinkel schreibt Gerhard Bökel auch eine partielle Geschichte der Résistance. Das Lager "Le Vernet d`Ariège" entwickelt sich zum Zentrum des Widerstands (ab S. 67).

Spurensuche: Der Autor schreibt: "Als ich im Sommer 2010  … mit dem Fahrrad unterwegs war, sah ich an den Überresten einer zerstörten Brücke zufällig die Gedenktafel zur Erinnerungen die Opfer dieses Transportes" (S.13). Ein weiterer Zeitungsartikel verweist auf noch lebende Zeitzeugen und der Autor beginnt seine Spurensuche. Er sucht Zeitzeugen. Persönliche Erinnerungen, Bilder und Dokumente verdichten sich langsam zu einem Gesamtbild.

Südfrankreich im Juli 1944: Eine sehr eindrückliche Erinnerung sei hier als Bespiel benannt: Ein damals 10 jähriger Junge, Charles Tessier, sieht in dem Städtchen Sorgues wie eine endlos anmutende Schar von Menschen vor seinen Augen auftauchen. Er versteht nicht die Bedeutung dessen, was er wahrnimmt. Gleichwohl läßt ihn das dieses Bild sein Leben lang nicht mehr los.


Der Zug: in einem Internierungslager werden politisch Verfolgte, Mitglieder der  Résistance und Kranke, Krüppel und Alte, in einem der letzten Transporte von Frankreich ins Konzentrationslager Dachau verschickt. Die Alliieren sind schon im Anmarsch. Die Geiseln im Zug dienen den fliehenden Nazis als Schutzschild.

Die Irrfahrt des Geisterzugs: Gleich auf den ersten Seiten des Buches befindet sich eine Karte der Route des Geisterzugs (S.9).Eine zweiseitige tabellarische Übersicht gibt schnelle Auskunft über die seine Odyssee vom Zeitpunkt  der Räumung des Lagers "Le Vernet d`Ariège" am 20.Juni 1944 und dem 28.August 1944, der Ankunft im KZ Dachau.


Das Buch beschreibt im sechsten Kapitel (S, 79 - 102) ausführlich den Fahrt- und Irrweg des Geisterzugs, die politische Situation in den angefahrenen Orten, die Reaktionen der Menschen vor Ort, die von dem "Train Fantome" erfahren. 

Es sei an dieser Stelle bereits angemerkt, dass die Beschreibungen so detailliert sind, dass es sich empfiehlt, das Buch und insbesondere dieses Kapitel langsam, bedacht und sorgfältig zu lesen. 

Verschleppte Menschen: Wer waren diese verschleppten Menschen? Wie gestalteten sie ihr Leben während der Zeit der Besetzung Frankreichs und des Vichy-Regimes? Wie entwickelten sich ihre politischen Überzeugungen? Welche aktive Rolle spielten sie in der französischen Résistance? 

Die ausführlich beschriebenen Lebensgeschichten von z.B. Ange Alvarez, den Brüdern Lévy, Renée Lacoude, Francesco F. Nitti, Robert Audion zeigen wie Menschen in existentiellen Notzeiten zueinander stehen. Sie berichten von Verfolgung, Verhaftungen, Folter, Flucht und dem Wunsch danach in Freiheit selbstbestimmt leben zu wollen. Die Schilderungen zeugen von festen politischen Überzeugungen, die durch nichts zu korrumpieren oder zu brechen waren und dem Zusammenhalt der verschleppten Menschen. 


Die Orte: der Stadt Sorgues widmet der Autor zwei Kapitel. In dem zweiten Kapitel geht es um die Aufarbeitung einer Tragödie und die seit 1991 bestehende jährliche Ehrung am 18.August. Etwas verstreut befindet sich auf den Seiten des sechsten Kapitels auf Seite 94 ein Datailbild des Mahnmals in Sorgues. Im dritten Kapitel schreibt der Autor die Zeit der Besetzung und Kollaboration in Sorgues zwischen 1939 und 1945, die Ausgrenzung und Verfolgung von Juden und Kommunisten aufgrund eines Erlasses des Vichy-Regimes (31 - 33), die Reaktion der Kirche sowie die Widerstand und Befreiung von Sorgues. 

Versöhnung: Den Abschluss des Buches bildet ein Kapitel über konkrete Schritte der Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland: offene Gespräche, die Eröffnung des Mahnmals in Sorgues, ein Baum der Freundschaft (S. 248) und eine kritische wissenschaftlich Aufarbeitung (Epilog).

Auf den Seiten des Buches befinden sich viel Bilder von den beschriebenen Menschen und den Zeitzeugen, Bilder von Dokumenten. Ein ausführliches Verzeichnis der Quellen, Literatur, Dokumenten und Bilder runden dieses wertvolle Buch ab und laden ein zur Vertiefung.

Ein etwas anderer Reiseführer: Das Buch regt auch an, die im Buch genannten Orte in Frankreich aufzusuchen und mit einem anderen Blick wahrzunehmen und zu erleben.

Bewertung vom 20.06.2024
Jean Moulin, Begründer der Résistance
Schaaf, Dierk Ludwig

Jean Moulin, Begründer der Résistance


ausgezeichnet

Das Buch schildert den Werdegang von Jean Moulin, der in Frankreich als Begründer der Résistance, dem französischen Widerstand gegen Gestapo und Naziherrschaft, verehrt wird.

Ziel des Buches ist es, Jean Moulin auch in Deutschland bekannter zu machen und nachzuvollziehen, was Jean Moulin in Frankreich zu einem Mythos werden ließ. "Hier ist eine Lücke im Gedächtnis der deutsch-französischen Vergangenheit zu schließen" (Klappentext). 
Jean Moulin ist eine der zentralen Figuren, die den Weg ebneten, dass Frankreich kein von den Nazis besetztes Land blieb, sondern zu den Siegermächten über Nazideutschland gehörte. Damit ist der "Mythos Jean Moulin" identitätsstiftend.

Das Buch ist in mehrere Kapitel aufgeteilt: 1. Der Patriot, 2. Der Gründer der Résistance, 3. Calurie - die Katastrophe, gefolgt von einem Nachwort mit dem Titel "Jean Moulin - Mythos der Résistance.

Das erste Kapitel umreißt seinen Weg von einem fähigen Präfekten von Chartres, seine Haltung als Präfekt unter der Vichy-Regierung, seinen Entschluss in den Untergrund zu gehen bis Hin zum Auftrag de Gaulles."Mehrere spätere Anhänger von Moulin vermuten, er sei bereits jetzt, im November 1940, entschlossen gewesen, nach London zu reisen und sich General de Gaulle anzuschliessen" (S. 47). "In London war General de Gaulle dabei, eine französische Armee aufzubauen, .. und sich mit Hilfe Churchills als allein legitimer Sprecher Frankreichs zu legitimieren …" (S. 48). Moulin wurde de Gaulles Vertreter in Frankreich.

Das zweite Kapitel beschreibt Jean Moulin als gewieften Agenten. Spannend war dabei zu lesen, wie Jean Moulin verschiedene Identitäten mit unterschiedlichen Biographien annahm und wie er diese sorgfältig durchdacht schützte. Dieser Abschnitt aus dem Leben von Jean Moulin ist wiederum eingebettet in präzise Schilderungen der politischen Geschehnisse in Frankreich und England und die spannungsgeladenen Beziehungen zwischen de Gaulle, Rosevelt und Churchill (Casablanca). Insbesondere dieses Kapitel enthielt sehr viele detaillierte Informationen. Ich zog es daher vor, dieses Kapitel abschnittsweise zu lesen, manche sogar mehrfach.

Das dritte Kapitel war für mich das spannendste und dramatischste. Es behandelt des Verrat an Jean Moulin, seine Gefangennahme, die Verhöre durch Barbie, den Schlächter von Lyon, den Tod von Jean Moulin, sowie die zahlreichen Vertuschungen seiner Todesumstände ("Der Leichnam wurde ohne Autopsie, ohne Polizeiprotokoll nach Metz zurückgeschickt, das damals unter deutscher Verwaltung war. Eine deutsche Behörde in Metz schrieb nunmehr eine Todesanzeige, an der außer dem Namen nichts stimmte" (S.185).

Geschildert werden die Reaktionen auf seine Verhaftung: de Gaulle ordnete an, alles zu unternehmen, um Jean Moulin wieder zu befreien. Hier seine eine Anmerkung erlaubt: der Autor zitiert Quellen dankenswerterweise in der Originalsprache, die Übersetzungen vom Französischen ins Deutsche sind sehr gut). Den Abschluss des dritten Kapitels bildet der Barbie-Prozess, soweit er Jean Moulin betrifft. 

Die Sprache des Nachworts möchte ich als "heroisch" bezeichnen. Laure Moulin, die Schwester Jean Moulins, schrieb eine erste Biographie, zu der de Gaulle das Vorwort schrieb: "Jean Moulin, ihr heldenhafter Bruder, war mein engster Kampfgenosse und mein Freund" (S. 213). Malraux sprach nicht nur, sondern sang mit bebender, fast zitternder Stimme, die die Anwesenden das Grauen des Nazi-Terrors nachfühlen ließ. "Wie organisiert man Brüderlichkeit, die sich zum Kampf eignet?" Es war Jean Moulin, der die verschiedenen Regimenter zu einer Armee geformt und die Résistance einte (S.215). Sehr bewegend ist auch die Schilderung der Ehrung durch Mitterand (S.217): "Er löst sich aus der Reihe der Staatsmänner. Während er - eine Rose in der Hand - die Stufen des mächtigen republikanischen Tempels hinaufsteigt, speit das Orchestre de Paris mit großem Chor die Ode an die Freude von Beethoven

Die Sprache des Autors ist reichhaltig. Er schildert immer wieder sehr lebendig Begegnungen zwischen zentralen Personen der Résistance, deckt Beweggründe ihres Handelns auf und schildert offen die Konflikte, die zwischen ihnen entstanden. Deutlich wird, dass die Résistance kein einheitlicher Block war, sondern getragen wurde von Menschen mit unterschiedlichen politischen Positionen, ihnen eigenen persönlichen Beweggründen. Jean Moulin zeichnete es aus, diese verschiedenen Strömungen zu bündeln und in organisiertes Handeln umzusetzen. 

Ein reichhaltiges Literaturverzeichnis mit französischen und deutschen Quellen, Zeitungsartikeln, Film-Transkripten und Vorträgen rundet das Buch ab.

Bewertung vom 19.11.2023
Wo der Teufel ruht
Russell, Craig

Wo der Teufel ruht


ausgezeichnet

Spannende Geschichte. Vorgelesen von David Nathan. Augen zu und Eintauchen in eine Hörwelt. Ich höre das Buch mit Kopfhörer. Das Lauschten und Erleben ist dann intensiver. Vergleichbar vielleicht mit dem Lesen eines Buches in nächtlicher Stille.

Bewertung vom 04.10.2023
Die Legende von König Arthur und den Rittern der Tafelrunde
Matthews, John

Die Legende von König Arthur und den Rittern der Tafelrunde


ausgezeichnet

Heute möchte ich auf ein ausserordentlich schön gestaltetes Buch aufmerksam machen.

John Matthews: Die Legende von König Artus und den Rittern der Tafelrunde

Unbekannte Geschichten zu König Artus und seiner Tafelrunde hat der Autor akribisch zusammengesucht und den geneigten Leserinnen zugänglich gemacht. Die Geschichten lassen sich am besten Stück für Stück lesen.

Für ein durchgängiges Lesen am Stück scheint mir das Buch eher ungeeignet zu sein. Vorstellbar: Vorlesen der Geschichten in vertrauter Runde.

Bestechend schön ist die Aufmachung des gedruckten Buches. Die Geschichten sind im zwei Spaltendruck gesetzt, in gut lesbarer Schrift.

Das Buch wurde reichlich mit Bildern des Illustrators John Howe, den bestimmt einige als Illustrator von Sammlerausgaben des Herrn der Ringe oder des Kleinen Hobbits kennen, illustriert, und die deutsche Ausgabe von Klett-Cotta liegt gut und stabil in der Hand.

Ein umfangreicher Kommentar John Matthews über den Ursprung wurde ebenfalls hinzugefügt, genau wie alle zitierten Werke aufgelistet werden. Wer also seine eigenen Forschungen um den nicht sterben wollenden König beginnen möchte, hat hier einen guten Start gefunden.

Mir gefällt das Buch alleine schon deswegen, weil es einen alternativen Schluss zur Sage bietet und auch dem Hofzauberer Merlin die eine oder andere Geschichte serviert.

Bewertung vom 15.05.2023
Wo die Fremde beginnt
Wellershaus, Elisabeth

Wo die Fremde beginnt


gut

Reflexionen zur eigenen und zugeschrieben Identität

Das Thema ist spannend: verbunden mit unterschiedlichen Kulturen und Sprachen lädt die Autorin ein an einer biographischen Reflexion über Identität und Fremdheit, die Suche nach eigener Identität im Gegensatz zu von aussen zugeschriebener Identität.

Die Aufteilung in Kapitel lässt eine gute Struktur vermuten. Innerhalb der Kapitel springt die Autorin zwischen persönlichen Schilderungen und Zitaten aus gelesenen Büchern. Der Wechsel ist für mein Empfinden oft zu abrupt und reisst aus dem Lesefluss.

Die Autorin nähert sich dabei einer sehr virulenten Dynamik: in einem Europa mit offenen Binnengrenzen und Freizügigkeit verlieren nationale Identitäten an Bedeutung. Familien, in denen mehrere Nationalitäten versammelt sind, unterschiedliche Sprachen gesprochen werden und der Einfluss verschiedener Kulturen zum Tragen kommt, fordern dazu heraus, Identität neu zu denken und zu leben.