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Worldofbooksanddreams

Bewertungen

Insgesamt 46 Bewertungen
Bewertung vom 17.02.2025
We between Worlds / Ferham Creek Bd.1
Peluso, Francesca

We between Worlds / Ferham Creek Bd.1


sehr gut

In Ferham Creek sind arm und reich streng voneinander getrennt, während der ärmere Teil der Bevölkerung im Westend lebt, sind es die Reichen und Schönen, die in ihren Luxusvillen auf der Eastside leben. Einer von ihnen ist Charles McCoy, Sohn der Bürgermeisterin und Sonnenschein, der glaubt, mit allem was er macht, durchzukommen. Doch als er eines Nachts gemeinsam mit seinen Freunden in die Sporthalle der Schule an der Westside eindringt, werden sie ertappt. Zwar hilft Charles seinen Freunden zu entkommen, doch er selbst muss gerade stehen für den Vandalismus. Zum Glück gibt es an seiner Schule die Stipendiatin Peyton Torres, die mit ihrer Familie in der Westside lebt und davon träumt, eine große Fotografin zu werden. Charles bittet sie um Hilfe, um seine Weste wieder einzuwaschen und den Menschen in der Westside zu beweisen, dass er der nette Bürgermeisterinnensohn ist, bittet er Peyton, seine Fakefreundin zu werden. Aus anderen Gründen willigt Peyton schließlich ein, doch während ihrer gefakten Dates stellen beide fest, dass der jeweils andere doch gar nicht so schlimm ist, wie gedacht.
Das Cover ist wunderschön gestaltet und die Geschichte klingt wirklich toll für gemütliche Lesestunden. Tatsächlich hat sie mich auch absolut an die Teeniefilme von früher erinnert, wie z. B. zehn Dinge, die ich an dir hasse. Mit Gefühl, aber auch Humor erzählt die Autorin von ihren Protagonisten, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Ein bisschen schwierig empfand ich zunächst die Perspektive, die zwar zwischen Peyton und Charles wechselte, aber auch in der dritten Person erzählt wird. Für mich bringt das immer ein wenig Distanz in die Geschichte und ich bleibe eher der Beobachter als jemand, der sich in die Charaktere versetzen kann.
Die Darstellung des Ortes Ferham Creek war sehr gut gelungen und man konnte sich hier die Distanz zwischen den dort lebenden Menschen absolut vorstellen, da sie hier ja auch regelrecht räumlich voneinander getrennt sind. Doch je mehr Charles und Peyton voneinander erfahren, desto mehr verstehen sie, dass es halt auch mit viel Geld nicht immer leicht ist und was wirklich wichtig ist im Leben.
Die Handlung ist natürlich sehr vorhersehbar, was mich aber nicht gestört hat, da ich die beiden unheimlich gerne begleitet habe.
Der Trope Fake Dating ist hier natürlich wirklich gut umgesetzt, immerhin geht es ja auch beim Treffen der Beiden ja genau darum. Zunächst mochte ich Peyton wesentlich lieber. Sie ist bodenständig, verantwortungsbewusst und zielstrebig. Für ihre Träume würde sie fast alles tun, auch jemanden wie den Schnösel Charles daten. Charles hingegen ist gar nicht so oberflächlich, wie man zunächst annehmen würde. Zwar handelt er im ersten Moment recht eigennützig, als er Peyton diesen Vorschlag des Fake Datings unterbreitet, aber das macht sie ja auch.
Nebencharaktere sind recht zahlreich vorhanden. Sie spiegeln die Gesellschaft, in der die beiden Protagonisten leben, hervorragend wider und machen die Geschichte lebendig.
Mein Fazit: Eine schöne Story, die für gemütliche Lesestunden und gute Unterhaltung sorgt. Zwar konnte man hier den Verlauf der Handlung vorhersehen, aber das brachte der Unterhaltung keinen Abbruch. Peyton und Charles sind zwei tolle Charaktere, die man gerne begleitet und deren Entwicklung authentisch und glaubwürdig bleibt. Wer eine schöne Story zum Abschalten und genie0en sucht, wird hier fündig.

Bewertung vom 16.02.2025
The North Wind - Reich aus Eis und Schatten (The Four Winds 1)
Warwick, Alexandria

The North Wind - Reich aus Eis und Schatten (The Four Winds 1)


sehr gut

Einst lag das kleine Dorf Edgewood in den Grünlanden, doch seitdem der Frostkönig den Schattenwall erhöht hat, herrscht Finsternis dort. Nun sind die Grün- die Graulande geworden und Wren kämpft täglich gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester ums Überleben. Heute jedoch ist es soweit, der Frostkönig wird nach Edgewood kehren und einen der jungen Frauen mit in sein Reich der Toten mitnehmen. Als seine Wahl auf Wrens Schwester fällt, zögert Wren nicht, sie gibt ihrer Schwester ein Schlafmittel und begleitet heimlich den Frostkönig in sein Reich. Dieser ist alles andere als begeistert, als er den Betrug bemerkt, doch schon am nächsten Tag nimmt er Wren zu seiner Frau, denn er braucht Wren, um die Kraft des Schattenwalls aufrecht zu halten.
Dieser Romantasy Roman ist in jeder Hinsicht eine absolute Schönheit und weckt natürlich sofort die Aufmerksamkeit. Da sich das Buch an Hades und Persephone aber auch an die Schöne und das Biest anlehnen sollte, war ich unglaublich neugierig.
Zugegeben, der Einstieg zog sich ein kleines bisschen und ich musste hier auch an das Reich der sieben Höfe denken, doch ab dem Moment, in dem Wren mit ihrer Schwester die Rollen tauscht und mit dem Frostkönig mitgeht, wird die Geschichte zum Pageturner.
Das Worldbuilding war genau mein Ding, kalt und sehr düster, wirkt es auf dem ersten Blick absolut hoffnungslos. Die einzige noch wirklich lebende Person ist Wren, die sich nun mitten im Reich der Toten befindet. Der Frostkönig richtet über diese nach ihrem Ableben und natürlich mussten sie vorher auch über einen Fluss. Für mich war dies soweit der einzige Aspekt, der an Hades denken ließ. Was ich aber nicht weiter schlimm fand. Auch die Schöne und das Biest bleiben hier nur am Rande erwähnenswert, denn die Autorin erzählt hier für mich eine ganz eigene Geschichte, die nur minimal an Bekanntes erinnert.
Die Handlung beinhaltet von allem etwas, Intrigen, Betrug, Kämpfe, Hass, aber auch Liebe. All das erzählt die Autorin mit ganz viel Emotionen, so dass man das Buch nur ungern auf Seite legt. Hin und wieder fehlte mir die ein oder andere Erklärung, zb warum Boreas mit seinen Brüdern im Zwist liegt und wie es möglich ist, das Wren den Schutzwall wieder herstellen kann, wer solche Details liebt, könnte es kritisch sehen.
Die Lovestory zwischen Wren und Boreas, dem Frostkönig, ist wirklich slow Burn und Enemies to Lovers at its best. Sie verlieben sich nicht schon auf den ersten 40 Seiten ineinander, sondern die Mauern, die sie aus unterschiedlichen Gründen um sich errichtet haben, reißen nur ganz langsam ein. Diese Umsetzung ist wirklich absolut gelungen und genau so auch glaubwürdig.
Erzählt wird die Handlung in der Ich-Form durch Protagonistin Wren. Diese hat mir so unglaublich gut gefallen. Sie hat eine überaus große Klappe und lässt sich durch nichts so leicht einschüchtern. Doch sie hat auch definitiv mit sich selbst zu kämpfen, ist alles andere als ein Engel, schafft es aber selbst, sich weiterzuentwickeln und auch ihre Fehler einzugestehen. Sie ist eine Protagonistin, die ich wirklich bewundert habe und mit der ich auch mitfiebern konnte.
Der Frostkönig, Herrgott, wie oft ich hier Froschkönig gelesen habe, wirkt kalt und unnahbar, doch natürlich steckt auch hinter seinem Verhalten eine Geschichte, die Verständnis für ihn im Leser weckt.
Doch nicht nur diese beiden Protagonisten haben mich überzeugen können, sondern auch die vielen Nebenfiguren, von denen zwar die meisten eine Randfigur bleiben, aber von denen mir auch vor allem die Zofe Orla schnell ans Herz gewachsen ist.
Mein Fazit: Eine lebendige Geschichte, die mich ganz schnell in ihren Bann ziehen konnte, die voller Gefühl, aber auch mit ganz viel Spannung erzählt wird und die den Leser einfach mitten ins Geschehen zieht. Gerade die Protagonistin fand ich unglaublich gelungen, aber auch der Frostkönig wurde schnell lebendig. Wer Geschichten voller Fantasie, Liebe und Action mag, wird hier auf seine Kosten kommen. Ich habe die Welt geliebt und das Buch in kürzester Zeit verschlungen.

Bewertung vom 15.02.2025
One Perfect Couple
Ware, Ruth

One Perfect Couple


sehr gut

Als Wissenschaftlerin steht Lyla mit beiden Beinen fest auf dem Boden, ganz im Gegensatz zu ihrem Lebensgefährten Nico. Dieser träumt von einer Karriere als Schauspieler und hält sich mit Jobs als Barista über Wasser. Doch als Nicos Manager Ari mit einem Casting zu einer Reality TV Show kommt, setzt Nico alles daran, Lyla zu überreden, denn die Show ist nur für Paare und soll auf einer einsamen Insel stattfinden. Die beiden werden genommen und ziehen mit vier weiteren Paaren auf die Insel Ever After. Allerdings gibt es hier nur wenige Hütten und keinerlei Hotel, denn das ist noch nicht gebaut. Zum Glück hat Lyla sich geschworen, schon schnell auszuscheiden, doch bereits am ersten Abend kommt alles anders als gedacht, Lyla gewinnt die erste Runde, während Nico ausscheidet. Als dann noch ein gefährlicher Sturm aufzieht und das Boot, das sie zur Insel gebracht hat, nicht zurückkommt, wird Lyla klar, sie und die anderen befinden sich in Lebensgefahr.
Ruth Ware ist mittlerweile seit einigen Jahren ein Garant für spannende Unterhaltungsliteratur und sie schafft es immer wieder mit ihrem sehr lebendigen Schreibstil, den Leser mitten in die Geschichte zu ziehen. Auch dieses Mal hat man sofort den Eindruck, genau so könnte das alles passiert sein.
Der Einstieg ist eher ruhig, dafür bekommt man einen ersten Blick auf Lyla und Nico und spürt, wie Lyla mit der TV-Show hadert und letzten Endes nur daran teilnimmt, um Nico einen Gefallen zu tun.
Die Geschichte spielt sich zum großen Teil auf der einsamen Insel ab und die Einsamkeit und auch die sich langsam steigernde Panik wird hervorragend transportiert.
Die Handlung ist recht spannend, auch wenn es einfach Zeit benötigt, bis diese in Fahrt kommt. So manchen Moment habe ich so nicht vorausgesehen und so manches war wirklich erschreckend. Erst so nach und nach stellten sich immer mehr Aha-Momente ein und das Ende war wirklich richtig stark.
Im Vordergrund steht Lyla, durch und durch Wissenschaftlerin und aus ihrer Sicht erleben wir die gesamte Handlung. Allerdings gibt es auch hin und wieder Einschübe, z. B. Hilferufe über das Funkgerät, später auch Tagebucheinträge. Diese sorgen für zusätzliche Spannung, denn so weiß man als Leser immer kleinere Bruchteile mehr, als die Charaktere und das lässt ordentlich miträtseln.
Lyla fand ich zunächst noch recht unspektakulär, doch in ihr steckt so einiges mehr und sie wächst immer mehr im Laufe der Handlung. Auch die Nebencharaktere sind wirklich stark gezeichnet, da sie überschaubar bleiben, bekommt man doch von den meisten einen sehr guten Eindruck, doch dass einer von ihnen etwas verbirgt, kristallisiert sich erst nach und nach heraus. Wirklich eine sehr gelungene Charakterzeichnung, die ich absolut vorstellbar und authentisch fand. Ich hätte mit keinem auf der Insel tauschen wollen.
Mein Fazit: Auch wenn der Thriller eher etwas ruhiger bleibt, so ist die Spannung so geschickt konstruiert, dass man sie permanent spüren kann. Sehr subtil und wirklich gekonnt. Dabei schreibt Ware, wie immer, sehr fesselnd und glaubhaft und ich habe das Buch an nur einem Tag verschlungen. Absolute Leseempfehlung für alle, die auch gerne Reality-TV schauen, denn das hier ist Reality-TV der anderen Art.

Bewertung vom 13.02.2025
Kill Joy [Special Collectors Edition]
Jackson, Holly

Kill Joy [Special Collectors Edition]


ausgezeichnet

Eigentlich passt es Pip so gar nicht in den Kram, dass ihr bester Freund Connor sie zu einem Krimidinner eingeladen hat, denn sie würde viel lieber mit dem neuen Schulprojekt beginnen, auch wenn sie noch keinen Plan hat, was sie überhaupt machen soll. Doch kaum bei Connor und seinem großen Bruder Jamie zu Hause angekommen, ist sie bereit, den Mörder zu entlarven. Gemeinsam mit ihren Freunden begibt sie sich zurück in die 1920er Jahre und zeigt, dass ihr das Detektivspielen einfach liegt. Aber nicht nur der Fall des Krimidinners geht ihr nicht mehr aus dem Kopf, sondern auch der Mord an Andie Bell, eine Mitschülerin, die vor fünf Jahren angeblich von ihrem Freund Sal Singh getötet wurde.

Als großer Fan der AGGGTM Trilogie aus der Feder von Autorin Holly Jackson war ich sehr gespannt auf dieses Prequel. Tatsächlich hatte ich an die Kurzgeschichte gar keine so hohen Erwartungen, doch Holly Jackson hat es auch hier geschafft, ein ganz besonderes Krimidinner zu zaubern.

Mit flüssigem und äußerst angenehmen Schreibstil schickt uns die Autorin in die Zeit, bevor Pippa Fitz Amobi mit ihren Nachforschungen zu Andie Bells Mord begibt. Ich konnte mir die lockere Runde rund um das Krimidinner sehr gut vorstellen und es war sehr spannend zu verfolgen.

Was ich hier aber richtig gelungen fand, ist der Beginn von Pips Leidenschaft, zu ermitteln. Ganz langsam beginnt sie den kleinen Hinweisen, die sie zum Dinner erhalten, nachzugehen. Dabei ist es wirklich bewundernswert zu beobachten, wie clever und analytisch Pip hier an die Ermittlungen geht. Damit erwacht die Leidenschaft in Pip und wer die Trilogie bereits kennt, erkennt sie hier sofort. Pip kann anstrengend sein, möchte am liebsten immer Recht haben und kann nur schwer zugeben, wenn sie einmal falsch liegt. Sie ist kein einfacher Charakter, aber all ihre Ecken und Kanten machen sie auf ihre Art liebenswert.

Auch sonst wirken die Charaktere sehr authentisch und liebenswert. Pip hat einfach einen tollen Freundeskreis, wobei hier auch noch Ant und Lizzie dazugehören. Wir lernen also alle Charaktere noch einmal aufs Neue kennen.

Mein Fazit: Da es sich nicht nur um das Prequel sondern auch um eine Kurzgeschichte von knapp 160 Seiten handelt, ist die Story schnell gelesen. Mir hat sie Spaß gemacht und ich hatte nicht nur das Gefühl, beim Krimidinner dabei zu sein, sondern auch einen Einblick in Pips analytisches Gehirn zu erhalten. Wer die Trilogie mochte, wird hier einen gelungenen Einblick erhalten, wie Pips Leidenschaft zum Ermitteln erwacht. Die Schmuckausgabe ist übrigens wunderschön gestaltet und passt zu der Schmuckausgabe der Triloge. Kurzes, aber sehr unterhaltsames Lesevergnügen.

Bewertung vom 10.02.2025
Dance of Thieves
Pearson, Mary E.

Dance of Thieves


ausgezeichnet

Kazimyrah von Hellnebel, genannt Kazi, war gerade einmal sechs Jahre alt, als ihre Mutter von einem Menschenhändler verschleppt wurde. Seitdem hat das Mädchen durch überaus geschickte Taschendiebstähle überlebt und gilt als eine der geschicktesten Diebinnen Vendas. Doch als Königin Lia auf das Mädchen aufmerksam wird und sie in ihre Dienste stellt, scheint sich für Kazi das Blatt zu wenden. Nun ist sie eine der Rahtan der Königin und gehört somit zur königlichen Leibgarde. Im Namen Lias soll sie gemeinsam mit weiteren Rahtan die Verräter ausfinding machen, die den großen Krieg zu verantworten haben. Dafür soll sie in das Reich der Rebellen Ballenger reisen, das sich so gerade noch in den Grenzen Eislandias befindet. Doch dann kommt alles anders, denn der Patrei der Rebellen, Jase Ballenger, scheint so ganz anders, als Kazi es erwartet hätte.

Schon das Cover ist wieder ein richtiger Hingucker geworden und passt sich der Reihe Die Chronik der Verbliebenen, optisch sehr gut an. Denn mit Die Chroniken der Hoffnung bezieht sich Autorin Mary E. Pearson auf die gleiche Welt, wie in ihrer ersten Reihe.

Der Einstieg fiel mir zunächst nicht ganz so leicht, denn hier nimmt sich die Autorin Zeit, ihre Protagonistin und deren Leben vorzustellen. Doch ganz schnell war ich mitten in die Geschichte gezogen und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Mary E. Pearson schreibt fesselnd, gut verständlich und mit einer ganz besonderen Art, Bilder und Personen lebendig werden zu lassen. Ihre Welt ist in allen Details durchdacht und konnte mich richtig begeistern.
Dieses Mal findet das Geschehen auf dem Land der Ballengers statt, Höllenrachen und die Torsfeste stehen dabei im Mittelpunkt des Geschehens und nicht nur die beiden gelungenen Karten im Inneren des Buches lassen die Landschaft lebendig werden. Mary E. Pearson beschreibt intensiv, aber ohne sich in unnötigen Details zu verlieren, womit sie dem Leser einen großen Raum eigener Fantasie zugesteht.
Auch die Handlung an sich hat einiges zu bieten und neben actionreichen Kämpfen und unerwarteten Ereignissen gibt es auch noch etwas fürs Herz. Dabei ist die Liebesge-schichte zwischen Kazi und Jase gar nicht so sehr im Mittelpunkt, auch wenn diese den roten Faden der Geschichte bildet. Man fühlt und spürt mit beiden mit und so manches Mal begleiten einen die Zweifel der Protagonisten. Kann man dem Menschen gegenüber vertrauen? Gerade im letzten Teil des Buches steigt die Spannung noch einmal ordentlich an und die Autorin lässt noch einige Fragen offen, um neugierig auf den nächsten Band zu machen. Vor allem der Cliffhanger zum Schluss lässt mich neugierig zurück.
Die Geschichte wird aus kapitelweise wechselnden Perspektiven zwischen den Protagonisten Kazi und Jase in der Ich-Form erzählt. Dadurch bekommt der Leser ganz nah die Gefühle der Charaktere präsentiert und ich konnte mich immer wieder in beide hineinversetzen.
Diese beiden Charaktere haben auch ganz schnell mein Herz eingenommen. Die siebzehnjährige Kazi war mir schon auf den ersten Blick sehr sympathisch, denn sie ist mutig und clever und lässt sich nicht so leicht beeindrucken oder unterkriegen. Jase Ballenger hat aber ebenfalls etwas ganz besonderes, denn nach dem plötzlichen Tod seines Vaters nimmt der gerade einmal neunzehnjährige die Rolle des Familienober-haupts, des Patreis, ein. Damit trägt er allerdings nicht nur die Verantwortung für seine sehr große Familie, sondern auch für die Einwohner von Höllenrachen. Jase muss oftmals Entscheidungen fällen, die ihm nicht leicht fallen und doch spürt man, dass auch er das Herz am rechten Fleck trägt.
Doch nicht nur die beiden Protagonisten waren mir hier sympathisch, sondern auch Jases gesamte Familie und auch Kazis Begleiterinnen bekommen hier die nötige Portion Leben eingehaucht und konnten mich überzeugen.

Mein Fazit: Nach einem kurzen Moment des Zweifels zu Beginn der Geschichte, konnte mich Autorin Mary E. Pearson mit Der Klang der Täuschung absolut abholen und fesseln. Worldbuilding, Schreibstil und Charakterdarstellungen haben mir genauso gut gefallen, wie die spannende und abwechslungsreiche Handlung. Der Cliffhanger und einige offene Fragen lassen mich gespannt auf den nächsten Band warten. Eine tolle Geschichte, die mir absoluten Lesespaß bereitet hat.

Bewertung vom 02.02.2025
Die Frau des Serienkillers
Hunter, Alice

Die Frau des Serienkillers


sehr gut

Seit sieben Jahren sind Beth und Tom Hardcastle ein Traumpaar und gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Poppy leben sie in einem idyllischen Vorort Londons. Beth hat sich ihren Traum eines Cafés erfüllt und Tom arbeitet tagsüber als Banker in London. Es könnte eigentlich nicht besser sein, bis eines Abends die Polizei vor der Tür steht und Tom bittet, ihnen auf das Präsidium zu folgen. Denn Tom steht in Verdacht, seine Exfreundin Katie getötet zu haben, allerdings fehlt den Ermittlern noch Katies Leiche. Doch nicht nur Tom gerät in Schwierigkeiten, sondern auch Beth, denn diese steht nun vor einem regelrechten Spießrutenlauf in dem kleinen Ort. Kaum jemand glaubt, dass Beth nichts von der Vergangenheit ihres Mannes wusste. Aber nicht nur Tom hat Geheimnisse.

Das klang mal nach einem richtig spannenden Thriller und nach einer mehr als interessanten Idee, mal das Geschehen aus der Sicht der Ehefrau eines Killers zu erleben. Ich war hier auf jeden Fall sehr neugierig auf die Umsetzung, da man ja eigentlich von Beginn an wusste, wer der Täter ist.
Der Einstieg fällt leicht und auch sonst ist es nicht schwer, den Ereignissen im Buch zu folgen, denn Autorin Alice Hunter hat einen wirklich sehr flüssigen und leichten Schreibstil.
Die Spannung ist für mich hier eher subtil und die Handlung ist weder blutig noch brutal. Die Überraschungen kommen vielmehr durch die ungewöhnliche Perspektive und als Leser fragt man sich ständig, was Beth denn nun wirklich weiß. Die Kapitel sind kurz und sorgen dafür, dass man immer noch ein Kapitel lesen möchte. Im Mittelteil kommt es zu kleineren Längen, denen man aber relativ gut wieder entkommt.
Erzählt wird das Geschehen dann nicht nur aus Beths Perspektive, sondern auch durch Tom und die Rückblicke erleben wir aus Katies Perspektive und hin und wieder kommt es zu kleinen Kapiteln aus der Sicht einer uns noch unbekannten Person. All das sorgt dafür, dass man mehr wissen möchte, trotzdem würde ich das Buch eher als spannenden Roman oder Familiendrama denn als Thriller bezeichnen.
Die Handlung findet in erster Linie im kleinen Londoner Vorort Lower Tew statt, zwar gibt es hier Getuschel und misstrauische Blicke, aber ich hätte mir hier auch durchaus eine intensivere Hexenjagd vorstellen können. Wobei darauf auch keinerlei Fokus gelegt wurde. Vielmehr werden wir immer wieder Zeuge von Beths Zerrissenheit und die Sorge um ihre kleine Tochter.
Beth ist Protagonistin und Ich-Erzählerin und wir dürfen hier einige ihrer Gedanken miterleben. Genau das gibt einem auch das Gefühl, dass hier noch das ein oder andere Geheimnis auf den Leser wartet, dass zu überraschen weiß. Das gibt dem Buch ebenfalls mehr Spannung.
Nebencharaktere bleiben relativ überschaubar und selbst Tom lernt man nicht allzu intensiv kennen, auch wenn man hin und wieder Kapitel aus seiner Sicht erhält. Das sorgt ein wenig dafür, dass man die einzelnen Charaktere mit leichtem Misstrauen begegnet.
Mein Fazit: Insgesamt bot mir das Buch sehr gute Unterhaltung und ich habe es an einem freien Nachmittag weggelesen. Zwar ist es kein temporeicher und blutiger Thriller, doch auf jeden Fall ein spannendes Familiendrama, dass vor allem am Ende einen großen Überraschungsmoment bietet. Geheimnisse, undurchschaubare Momente und eine Protagonistin, die man mit leichtem Misstrauen begegnet, sorgen für ein rasches Vorankommen. Gute Unterhaltung.

Bewertung vom 02.02.2025
Royal Gambit / Thieves' Gambit Bd.2
Lewis, Kayvion

Royal Gambit / Thieves' Gambit Bd.2


ausgezeichnet

Achtung, Band 2 – inhaltliche Spoiler zu Band 1 vorhanden.

Nachdem der Thieves Gambit für Ross Quest nicht so endete, wie sie erhofft hat, steht sie nun in Counts Diensten. Das ist noch nicht mal das schlimmste, denn Ross muss ausgerechnet mit dem Verräter Devroe zusammenarbeiten. Dieser wiederum versucht mit allen Mitteln, Ross` Vertrauen zurückzubekommen, was diese alles andere als gut findet, denn letztendlich hat Devroe sie in seiner Hand. Als plötzlich ein neuer Mann versucht, Counts Platz als Kopf der Organisation einzunehmen, glaubt Ross, dass ihre Chance gekommen sei. Gemeinsam mit ihren Freunden und gegen Devroe und Counts Herausforderer starten sie ein neues Gambit. Wer wird Sieger? Wer ist der beste Dieb? Wird es Ross gelingen?
Wie wunderschön kann eine Buchgestaltung eigentlich sein? Schon Band eins war einfach wunderschön, doch dieser Band ist ebenfalls traumhaft.
Nachdem mir der erste Band der Dilogie rund um die junge Diebin Ross unheimlich gut gefallen hat, war ich absolut neugierig auf die Fortsetzung, zumal Band eins mit einem dicken, fiesen Cliffhanger endete. Wer übrigens dieses Buch hier lesen möchte, sollte unbedingt zuerst Thieves Gambit lesen, da die Bücher völlig aufeinander aufbauen.
Das Buch beginnt wieder mitten im Geschehen und knüpft kurz nach den Ereignissen aus dem ersten Band an. Der Einstieg fiel mir sehr leicht, denn auch hier schreibt Autorin Kayvion Lewis wieder locker und flüssig und mit einer Mischung aus Spannung á la Oceans Eleven und ein wenig Humor.
Das Gambit ist spannend und ich habe Ross und ihre Freunde wieder unheimlich gerne begleitet. Das Geschick der Jugendlichen und auch die Tricks sind einfach bewundernswert. Ob das so realistisch ist? Wahrscheinlich eher nicht, aber das hat mich nicht gestört, weil ich es einfach mitreißend und spannend fand. Wer Filme über sympathische Gangster mag, kommt hier auf jeden Fall auf seinen Geschmack.
Was mir richtig gut gefallen hat, sind die Schauplätze, wie z. B. das Spielcasino in Monte Carlo. Die Tricks mit denen die Freunde hier arbeiten, fand ich absolut faszinierend und trotzdem konnte ich nie erahnen, wie das Ganze nun wirklich ausgehen könnte und ob Ross es schafft, da sie hier wieder einmal richtig in Gefahr gerät.
Ross ist mir bereits im ersten Band ans Herz gewachsen. Dachte sie damals noch, dass sie als angehende Profidiebin niemals einem anderen Vertrauen kann, hat sie festgestellt, dass es doch Menschen in ihrem Leben gibt, die ihre Freunde sind. Doch auch dieses Mal muss sie immer wieder abwägen, ob und wem sie vertrauen kann. Auch der Konflikt mit ihrer Mutter wurde wieder aufgegriffen und sehr glaubhaft gezeigt.
Zwar gibt es auch hier eine kleine Romanze, die aber absolut im Hintergrund bleibt und nur ganz wenig Raum einnimmt. Hier stehen eher Freundschaft und das Abenteuer im Vordergrund.
Die Nebencharaktere sind auch hier wieder recht zahlreich und dementsprechend mal mehr, mal weniger intensiv gezeichnet. Ich habe mich auf jeden Fall sehr gefreut, einigen Bekannten aus dem ersten Band wieder zu begegnen.
Mein Fazit: Mit Royal Gambit ist es Autorin Kayvion Lewis eine spannende Fortsetzung zu erzählen. Humor, Abenteuer, Diebeszüge, Tricks und mehr machen dieses Buch zu einem gelungenen Pageturner. Offene Fragen aus Band eins werden hier aufgelöst und auch sonst bleiben keine Fragen offen. Ross ist mir sehr ans Herz gewachsen, denn sie ist eine wirklich tolle und sympathische Protagonistin, die im Laufe der Geschichte eine tolle Entwicklung gemacht hat. Actionreiches Kopfkino, das einfach Spaß macht.

Bewertung vom 02.02.2025
Wintersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.2
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Wintersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Schweden, Silvester 1994/1995 Tomas Wolf ist verzweifelt, denn nach seiner Rückkehr vom Krieg leidet er unter posttraumatischen Belastungsstörungen und seine Frau hat ihn, gemeinsam mit den beiden Kindern, verlassen. Gerade wollte er sein Leben beenden, als er einen Anruf erhält: in Schwedens Rotlichtmilieu wurde ein Freier erschossen und die junge Frau, bei der er war, gelang die Flucht. Auch Journalistin Vera Berg wird auf den Fall aufmerksam, denn wie immer ist sie auf der Suche nach einem wirklich spektakulärem Artikel für ihre Zeitung. Gleichzeitig arbeitet sie an einem Vermisstenfall und der Vermisste ist ausgerechnet Wolfs Bruder. Bei den Recherchen treffen die beiden wieder aufeinander und ob es ihnen passt oder nicht, sie sind wieder auf Zusammenarbeit angewiesen.
Schon der erste Band der Wolf & Berg Reihe - Sommersonnenwende, hatte mich damals absolut fesseln können und ich war so neugierig auf diese Fortsetzung. Der Einstieg fällt sehr leicht, aber auch wenn der Fall in sich abgeschlossen ist, ist es von Vorteil, wenn man Band eins bereits gelesen hat, denn es gibt den ein oder anderen Bezug dazu und der private Bereich der Hauptcharaktere wird fortgeführt.
Der Erzählstil der beide Autoren ist absolut fesselnd und mitreißend und dabei so bildlich, dass man sich mittendrin fühlt.
Die Handlung ist vom ersten Moment an spannend, der Fall absolut knifflig und ich habe bis zum Ende hin keine Ahnung, worum es wirklich geht. Die Ereignisse im Rotlichtmilieu werden schonungslos dargestellt. Allerdings macht genau das auch diesen Krimi, den man wirklich auch in den Thrillerbereich setzen kann, sehr glaubhaft. Wer eher zart besaitet ist, könnte an diesen Szenen zu knabbern haben.
Spannend ist die Zeit, in der dieses Buch spielt, denn auch wenn es schon die ersten Handys gibt, ist vieles noch analog, vieles technische Mittel, die heute einiges erleichtern, gab es einfach noch nicht. Auch die Atmosphäre des eisigen Winters war hier passend und man konnte in so mancher Szene regelrecht die Kälte spüren.
Die beiden Protagonisten, Ermittler Wolf und Reporterin Berg sind beide gut gezeichnet, auch wenn man als Leser noch lange nicht alles über die beiden weiß. Ich hoffe, dass wir in weiteren Büchern noch mehr über diese spannenden Charaktere erfahren werden.
Tomas Wolf ist durch und durch traumatisiert und eigentlich einfach am Ende. Doch nach außen hin versucht er all das herunterzuspielen und in seinen Einsätzen gibt er sich so, als hätte er nichts mehr zu verlieren, was er auch auf den ersten Blick nicht zu haben scheint.
Vera Berg ist eine Reporterin, die für einen guten Artikel über Leichen geht, Aber sie ist auch äußerst loyal, zumindest was ihre Beziehung zu Sigge, dem Sohn ihres Ex betrifft.
Auch die Nebenfiguren sind richtig gut charakterisiert, allen voran Wolfs Kollege Zingo und Veras Mitbewohnerin Birgitta. Bei beiden ist klar, dass auch sie Geheimnisse mit sich herumtragen, doch auch wenn auf diese angespielt wird, erfahren wir hier noch lange nicht, worum es geht.
Mein Fazit: Mit Wintersonnenwende ist es dem Autorenduo wieder gelungen, einen extrem spannenden und verzwickten Fall zu erzählen. Irgendwie sind hier alle auf gewisse Art verdächtig und jeder hat etwas zu verbergen. Die Lösung ist alles andere als vorhersehbar und alle losen Fäden werden nach und nach miteinander verbunden. Viel Tempo und Action, ein paar persönliche Momente und eine spannend konstruierte Handlung lassen diesen Krimi spannender als manch einen Thriller werden. Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.02.2025
Der verschwundene Buchladen
Woods, Evie

Der verschwundene Buchladen


sehr gut

Wir schreiben das Jahr 1921, die junge Opaline soll von ihrer Familie mit einem gut situierten Mann verheiratet werden, doch Opaline möchte dies nicht. Sie läuft von zu Hause weg und findet einen Buchladen, in dem sie zunächst angestellt wird. Gute hundert Jahre später macht sich Henry auf den Weg, in Dublin einen Buchladen zu finden. Doch das Grundstück, auf dem er sich befinden soll, ist unbebaut und lt. Amt stand dort auch nie ein Haus. Bei dieser Suche trifft Henry auf Martha, auch diese floh vor ihrem gewalttätigen Ehemann und findet bei einer älteren Dame, deren Haus gleich neben dem leeren Grundstück liegt, eine Anstellung als Haushälterin. Gemeinsam mit Henry macht sie sich auf die Suche nach dem verschwundenen Buchladen.
Die Gestaltung des Buches ist einfach wunderschön und macht schon von weitem neugierig auf den Inhalt. Der Klappentext klingt richtig spannend, doch beim Lesen stutzte ich sehr schnell, denn irgendwie hatte ich nach dem Klappentext völlig andere Erwartungen an dieses Buch.
Die Geschichte wird ruhig und unaufgeregt erzählt, der Schreibstil ist malerisch und ein wenig schnörkelig, was den Inhalt des Buches manchmal etwas zu langatmig werden ließ.
Trotzdem ist es eine schöne Geschichte, die durchaus Spaß macht beim Lesen. Man sollte nur über weitere Teile keine actionreiche Handlung oder hohes Tempo erwarten. Zunächst hatte ich auch Zweifel, dass es wirklich ein Fantasybuch war, doch so nach und nach kamen immer mehr Elemente in die Handlung, die einfach ins Fantasygenre gehören.
Die Geschichte berührt auf eine ganz besondere Weise, denn unsere drei Protagonisten, die hier absolut in den Mittelpunkt der Geschichte rücken, haben alle drei ein besonderes Schicksal. Erzählt wird das Ganze auf zwei Erzählebenen, 1920er Jahre und Gegenwart, und von den drei Protagonisten Henry, Martha und Opaline, jeweils als Ich-Erzähler. Am Anfang hatte ich leichte Probleme in die Geschichte zu finden, doch so nach und nach konnte mich das Geschehen doch noch fesseln.
Unsere drei Protagonisten haben alle drei ein besonderes Schicksal. Opaline, mit der das Buch beginnt, ist eine sehr moderne junge Frau, die ein eigenes Leben führen möchte. Allerdings war auch das in den zwanziger Jahren noch keine Selbstverständlichkeit und so muss auch Opaline von zu Hause fort. Ich mochte ihre klare und sehr direkte Art sehr gerne und sie wuchs mir schnell ans Herz.
In der Gegenwart treffen wir Martha und Henry, auch Martha hat Hals über Kopf die Flucht von zu Hause und somit von ihrem gewalttätigen Ehemann getätigt. Sie ist zunächst noch ruhig und misstrauisch, doch sie wächst im Laufe der Geschichte. Anhand ihrer Erlebnisse wird auch sehr gut verdeutlicht, wie schnell man in diese Situation gerät und wie schwer es ist, dort jemals ohne Hilfe herauszukommen. Zu guter Letzt ist da Henry, der seinem Vater beweisen möchte, dass mehr in ihm steckt, als dieser je sah. Er lernt Martha bei der Suche nach dem Buchladen kennen und zwischen den beiden entsteht eine tiefe Freundschaft.
Diese drei sind hier absoluter Mittelpunkt der Handlung, wobei es natürlich noch Nebencharaktere gibt, die wichtig sind, wie z. B. Marthas verschrobene Chefin. Gerade diese fand ich unheimlich interessant und man spürte von Beginn an, dass sie mehr weiß als sie sagt und anders ist, als sie scheint.
Mein Fazit: Eine eher ruhigere Geschichte, die aber auf eine ganz eigene Weise berührt und einfach anders ist. Wer es gerne actiongeladen mag, könnte hier enttäuscht werden, denn die Geschichte handelt in erster Linie vom Mut zu sich selbst zu finden und wissen wer man ist. Ich mochte das Buch sehr, auch wenn ich zunächst doch ganz andere Erwartungen hatte. Trotzdem gibt es von mir eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.02.2025
Minus 22 Grad
Peck, Quentin

Minus 22 Grad


gut

Als in einer kalten Winternacht Politikerinnentochter Laura Gehlert mit ihrem Trekkingrad unterwegs ist, ahnt sie noch nicht, wie diese Nacht für sie enden wird. Denn auf einer einsamen Straße wird sie von einem Auto gerammt und entführt. Als sie wieder zu sich kommt, muss sie feststellen, dass sie sich in einem Raum aus Plexiglas befindet. Doch es kommt noch schlimmer, denn Laura muss herausfinden, warum sie gefangen genommen wurde, kommt sie nicht auf die Lösung, muss sie sterben. Als auch Lauras Mutter eine Drohung erhält, nämlich eine Barbiepuppe, die ein Sterbedatum mit sich bringt, liegt alles an Kommissar Lukas Johannsen, denn gelingt es diesem nicht, dass Rätsel zu lösen, muss Laura sterben. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.
Ich bin durch eine Sendung im Radio auf diesen Thriller aufmerksam geworden und war sehr neugierig. Der Name des Autors sagte mir zunächst nichts und ich dachte, hier ein Debüt in den Händen zu halten, doch mit Blick auf das Foto wurde mir schnell klar, dass Herr Quentin Peck bereits Erfahrungen als Autor hatte, denn seine vorherige Reihe schrieb er noch unter einem anderen Namen, Oliver Ménard, und diese fand ich damals absolut fesselnd.
Dieser Psychothriller beginnt mit einem richtigen Knaller und weiß schnell an das Buch zu fesseln. Der Schreibstil ist klar und flüssig und wie ich es von diesem Autor kannte, auch sehr bildgewaltig. Doch nach diesem wirklich starken Einstieg geht es erstmal viel ruhiger weiter.
Aus mehreren Blickwinkeln erleben wir die Handlung. Da wäre zum einen die entführte Laura, dann den Ermittler Johannsen und letzten Endes eine dritte Person namens Ariane, die ein sehr abgeschottetes Leben führt.
Was mir gut gefallen hat, sind die kurzen Kapitel, die förmlich dazu einladen, immer noch ein Kapitel mehr zu lesen. Was mir ein wenig gefehlt hat, sind Spannung und Tempo. Außerdem hatte ich so meine Probleme mit der Perspektive der entführten Laura. Gerade auch unter dem Aspekt des Psychothrillers hätte ich mir hier mehr gewünscht, mit der jungen Frau mitfühlen zu können. Ihre Ängste und den Horror in diesem Plexiglaskäfig konnte ich aber nur ansatzweise nachempfinden.
Dafür gefiel mir die Perspektive der mysteriösen Ariane, die in einem abgelegenen Haus an einem See ganz alleine lebt. Das mit dieser Frau irgendetwas nicht stimmt, spürt man und während des Lesens habe ich permanent versucht zwischen ihr und der entführten Laura eine Verbindung herzustellen. Doch all diese Perspektiven bleiben auch über längere Zeiträume lose Fäden, die erst ab einem bestimmten Zeitpunkt wirklich Sinn ergeben.
Die Charaktere dieses Buches bleiben recht überschaubar. Im Mittelpunkt stehen die Charaktere deren Perspektiven wir miterleben. Es gibt aber auch den ein oder anderen spannenden Nebencharakter, der für passende Plottwists sorgt.
Über die Protagonisten möchte tatsächlich nicht so viel hier verraten, sie sind auf jeden Fall sehr authentisch gezeichnet und wecken sehr widersprüchliche Gefühle im Leser, die aber meiner Meinung nach genau so auch gewollt sind.
Mein Fazit: Minus 22 Grad macht neugierig und ist im Ansatz absolut interessant und vor allem durch die Charaktere auch sehr authentisch. Ich blieb hier allerdings ein Beobachter, der sich vor allem nur wenig in das Entführungsopfer einfühlen konnte. Mit etwas Abstand zum Buch glaube ich allerdings, dass das vom Autor sehr wohl so gewollt wurde. Letzten Endes bleibe ich ein wenig hin- und hergerissen zurück, denn auch wenn es nicht schlecht war, so blieb es, gerade auch was die Spannung betrifft, hinter meinen Erwartungen.