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Worldofbooksanddreams

Bewertungen

Insgesamt 31 Bewertungen
Bewertung vom 16.01.2025
Der gefrorene Fluss
Lawhon, Ariel

Der gefrorene Fluss


ausgezeichnet

Winter 1789 in Maine, als nach einem Dorffest in einer Scheune eine männliche Leiche unter dem Eis des Kennebec Rivers gefunden wird, wird Hebamme und Heilerin des Ortes Hallowell, Martha Ballard, hinzugezogen. Der Tote ist ihr alles andere als Unbekannt, denn als Heilerin des Ortes weiß sie auch über manch ein Geheimnis ihrer Patienten Bescheid. Dieser Mann wurde nämlich erst kurze Zeit zuvor der Vergewaltigung an einer jungen Pfarrersfrau beschuldigt und nun ist er tot. Für Martha ist schnell klar, der Mann wurde ermordet. Während ein junger Arzt, der kurz zuvor nach Hallowell zog, anderer Meinung ist, beschließt Martha, den Fall auf eigene Faust aufzuklären und Tritt dabei so manch einem auf die Füße, unter anderem auch dem Richter des Ortes North. Doch Martha lässt sich nicht einschüchtern.
Als erstes fiel mir die absolut traumhaft schöne Gestaltung des Buches auf und irgendwie machte der Klappentext mich neugierig. Denn Autorin Ariel Lawhon hat für ihren historischen Roman eine reale Protagonistin gewählt, die damals wirklich als Hebamme tätig war. Allein diese Tatsache fand ich unglaublich spannend und auch wenn sich die Autorin hier einige schriftstellerische Freiheiten nimmt, fand ich die Geschichte hoch spannend und fesselnd.
Der Schreibstil ist absolut einnehmend, super leicht und trotz eines historischen Romans modern und flüssig. Ariel Lawhon hat die Bilder ihres Romans lebendig werden lassen und man konnte regelrecht den strengen Winter Maines spüren. Dazu kommt eine ganz besondere Art Emotionen zu transportieren und ich war hier regelrecht auf einer emotionalen Achterbahn.
Der kleine Ort Hallowell am Kennebec River wurde vorstellbar und lebendig, doch auch die unterschiedlichsten Charaktere waren glaubhaft gezeichnet.
Die Handlung konnte von der ersten Seite an fesseln, zum großen Teil spielt sie im Winter 1789 - 1790, aber hin und wieder erzählt Martha von ihrer eigenen Jugend, wie sie ihren Mann Ephraim kennenlernte, aber auch von ihren Kindern, ihren Werdegang und den persönlichen Verlusten. All das führt dem Leser noch einmal die gewaltigen Unterschiede zu unserer Zeit vors Auge.
Doch was mich am Allermeisten in diesem Buch beeindruckt hat, ist Protagonistin und Ich-Erzählerin Martha. Diese Frau ist absolut stark, stur und setzt sich mit allem was sie hat für die Menschen ein. Meistens sind es Frauen, die sie durch ihre Tätigkeit als Hebamme betreut und für die sie energisch eintritt. Egal was es ist, Martha lässt sich weder einschüchtern, noch schreckt sie zurück. Ein kleines bisschen erinnerte sie mich an Claire Fraser aus Outlander, wobei Martha auch in dieser Zeit geboren wurde.
Martha ist hier der absolute Mittelpunkt der Handlung, doch auch die Nebencharaktere werden lebendig und facettenreich gezeichnet. Ob es Marthas Ehemann Ephraim ist, ihre Familie oder die Bewohner des Dorfes, jeder gibt Impulse für die Fortsetzung der Handlung und weckt die unterschiedlichsten Gefühle im Leser.
Mein Fazit: Ein von der ersten bis zur letzten Seite spannender und fesselnder Roman, der mit seiner toughen Protagonistin zu überzeugen weiß. Bildlich und emotional ohne auszuschweifen oder langweilig zu wirken und eindringlich erzählt, macht dieser Roman Lust auf mehr. Ich persönlich lese nur ganz ganz selten mal einen historischen Roman, doch dieser hier hat mich durchweg begeistert. Ein Highlight, das ich sehr gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 05.01.2025
The Killer Profile
Fields, Helen

The Killer Profile


sehr gut

Midnight Jones arbeitet als Profilerin bei Necto, einer großen Firma, die sich darauf spezialisiert hat anhand von KI, Personen und deren Charaktereigenschaften zu bewerten und ihnen damit den idealen Studien- oder Arbeitsplatz zu beschaffen. Als sie aber bei einem Probanden das Profil K bei ihrer Auswertung erhält, ist sie fassungslos, denn Profil K zeichnet einen Killer aus, einen Psychopathen sondergleichen. Doch weder ihr Chef noch die Leiterin der Firma schenken Midnight Gehör, denn dieses Profil soll angeblich nur ein Scherz sein. Midnight hingegen kann es kaum glauben, denn kurze Zeit später werden in ihrer unmittelbaren Nähe bestialisch ermordet. Ist das der Bewerber mit Profil K oder geht ihre Fantasie mit ihr durch?

Bereits im letzten Jahr konnte mich Autorin Helen Field mit ihrem Thriller The Institution überzeugen und dementsprechend gespannt war ich nun auf ihre neuestes Buch. Der Einstieg beginnt mit einem wirklich erschreckenden Prolog, der den Leser in seinen Bann zieht. Helen Fields schreibt klar und direkt und keineswegs zimperlich und ich denke, dass der Inhalt nicht unbedingt für zartbesaitete Leser geeignet ist.

Aus wechselnden Perspektiven zwischen Protagonistin Midnight, dem Bewerber mit dem Profil K und mehreren Nebencharakteren beobachten wir das Geschehen. Dabei gibt es immer wieder Momente, die den Leser auf eine falsche Fährte führen und gleich mehrere Personen, die einem verdächtig erscheinen. Auch einige Rückblicke im Leben des Bewerbers lassen uns immer neue Aspekte über seinen Charakter erfahren.

Doch der Fall beinhaltet noch einiges mehr, als nur den Mörder und seine Opfer, denn die Verstrickungen sind wesentlich weiter reichend, als man auf den ersten Blick ahnt. Insgesamt hält Autorin Helen Fields hier ihre Spannungskurve aufrecht und lässt immer wieder kleinere Wendungen zu, so dass man bis zum Schluss nicht richtig weiß, wer nun wirklich dahinterstecken kann. Ganz geschickt verknüpft die Autorin hier ihre losen Fäden miteinander und lassen diesen Thriller erschreckend glaubwürdig erscheinen.

Protagonistin Midnight ist eine sehr starke Persönlichkeit, die so schnell nicht vor Schwierigkeiten zurückschreckt und notfalls alles selbst in die Hand nimmt. Das bringt sie allerdings auch immer wieder in Gefahr. Sie ist verantwortungsbewusst, denn sie kümmert sich, seitdem ihre Eltern sie einfach verlassen haben, liebevoll um ihre Zwillingsschwester, die eine geistige Behinderung hat. Ich konnte mich gut mit ihr identifizieren und habe mit ihr mitgefiebert.

Aber auch die Perspektive aus der Sicht des Täters, hier der Bewerber genannt, lassen den Leser spekulieren und einige Rückschlüsse ziehen. Das war auf jeden Fall gut durchdacht und äußerst spannend.

Neben diesen gibt es noch einige Nebencharaktere, die für einen reibungslosen Ablauf der Handlung sorgen und den Leser auch hin und wieder in die Irre führen.

Mein Fazit: Auch mit The Killer Profile konnte Helen Fields mir wieder spannende Lesestunden bescheren und ich habe so einige Male mitgerätselt, was hier dahintersteckt und wer der Mann mit Profil K ist. Gerade auch die psychologischen Aspekte, die die Autorin mit einbindet, bieten eine spannende Abwechslung. Für Leser, die es nicht so grausam mögen, ist es allerdings nichts, da es hier und da doch wirklich übel wird. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für diesen spannenden Pageturner.

Bewertung vom 05.01.2025
Ruf des Chaos / Seven Faceless Saints Bd.2
Lobb, M. K.

Ruf des Chaos / Seven Faceless Saints Bd.2


gut

Eigentlich dachten Roz und Damian, dass sie es geschafft haben mit ihrer Rebellion die Stadt Ombrazia von den Ungerechtigkeiten der Herrschenden zu befreien. Doch es gibt immer noch einige Bewohner, die an ihren alten Gewohnheiten festhalten. Als Freunde der beiden an die Front verschleppt werden, versuchen sie alles, um ihre Freunde zu befreien. Doch dabei stoßen sie auf neue Probleme, denn Chaos scheint seine Fänge immer mehr nach ihnen auszustrecken und selbst der eher ruhige Damian versinkt immer mehr in seiner Düsternis.
Ich hatte mich schon beim ersten Band in das wundervolle Cover verliebt und mit diesem neuen Cover greift man schon ein wenig voraus, was sich im ersten Teil zugetragen hat. Optisch sind die Bücher auf jeden Fall ein Highlight.
Schon Band eins war zwar gut, aber hatte für mich noch sehr viel Potential nach oben, was ich hoffte, hier zu finden. Die Ereignisse knüpfen an den Geschehnissen aus Band eins an und ich rate, die Bücher definitiv in passender Reihenfolge zu lesen, da man sonst Verständnisprobleme erhält.
Der Schreibstil der Autorin M. K. Lobb ist sehr leicht und flüssig, auch bildlich genug, um sich die Ereignisse vorstellen zu können. Was mir allerdings gefehlt hat, ist das intensive Erlebnis der eigentlich fremden Welt. es gab zwar ein paar Grundlagen, aber den richtigen Aufbau gab es einfach nicht. Somit gab es eine gute Grundlage, die allerdings nicht weiter ausgeführt wurde.
Was mich zu einem weiteren Punkt bringt, der zwar eigentlich gut hätte werden können, aber auch leider eher im Sande verlief: nämlich die Spannung der Geschichte. Gerade dieses Düstere, was durch Chaos entsteht hätte ganz viel Spannung bringen können, aber gerade auch der Einstieg war sehr langatmig und wurde dadurch zäh. Zwar steigerte sich das Ganze noch ein wenig, aber auch hier blieb das Potential nicht ganz ausgeschöpft. Die Liebesgeschichte blieb in diesem zweiten Band soweit greifbar, aber stand auch nicht im Vordergrund.
Aus wechselnder Perspektive zwischen den Protagonisten Roz und Damian erleben wir die Ereignisse.
Sowohl bei Roz als auch bei Dmian gab es eine spannende Entwicklung vom ersten Band bis zum Ende. Gerade Damians Veränderungen fand ich intensiv und gelungen und sorgte auch für mehr Spannung. Auch Roz fand ich in dieser Hinsicht gut gelungen und dadurch, dass man die Charaktere bereits kannte, wusste man auch mehr über ihre Beweggründe.
Genau so sieht es auch bei den Nebencharakteren aus, die man bereits zum Teil kannte.
Mein Fazit: Insgesamt war es ein solider Abschluss, aber mir fehlte einfach mehr über die Welt, über die Beweggründe über die Liebesgeschichte. Leider blieb alles eher noch zu oberflächlich, während gerade zu Beginn des Buches vieles zu ausschweifend erzählt wurde. Sehr schade, denn hinter der Idee steck wirklich so einiges an Potential, was wirklich ein erstklassiges Fantasybuch hätte werden können. Solide, aber mit Schwächen.

Bewertung vom 05.01.2025
Christmas undercover
Walker, Carlie

Christmas undercover


sehr gut

Sidney Swift ist erfolgreicher CIA Agentin und steht mit beiden Beinen fest im Leben. In erster Linie führt sie geheime Missionen aus, doch als sie von einer ihrer Vorgesetzen plötzlich unvermutet in ihrem Hotelzimmer auftaucht, ist auch Sidney überrascht. Noch überraschter ist sie allerdings, als sie erfährt, dass ihre kleine Schwester Calla zu Weihnachten heiraten möchte, aber nicht irgendeinen, sondern ausgerechnet Johnny, dessen Familie eine der größten Verbrecherbanden Amerikas ist. Sidney kehrt also ausgerechnet zu Weihnachten nach Hause zurück und überrascht damit nicht nur ihre Schwester, sondern auch ihre Oma Ruby. Calla scheint hin und weg von Johnny zu sein, was Sidneys Mission, den Gangster zu stellen, mehr als erschwert. Außerdem ist da auch noch Nick, Johnnys Bodyguard und bester Freund und auch noch unheimlich attraktiv und charmant.
Das Cover fand ich auf den ersten Blick absolut zauberhaft und musste deshalb gleich wissen, worum es in diesem Buch geht. Eine Mischung aus RomCom und Cozy Crime? Klingt irgendwie cool und anders und dann noch mit dem Weihnachtshintergrund – dieses Buch musste gelesen werden.
Schon der Einstieg fällt sehr leicht, die Autorin Carlie Walker schreibt leicht und locker und mit einer gelungenen Mischung aus Humor und Spannung.
Die Handlung an sich war zwar relativ vorhersehbar und doch gab es immer wieder kleinere Überraschungsmomente und vor allem äußerst witzige Szenen, bei denen man gleich schmunzeln musste. RomCom meets Cozy Crime passt hier also wie Faust aufs Auge und lassen diesen Roman schnell zu einem Pageturner werden.
Ein weiterer Pluspunkt ist das Smalltown Feeling, mit ganz viel winterlichem Charme, was dem Buch noch einen Touch mehr Behaglichkeit vermittelt. Zwar ist hier nicht alles bis ins kleinste Detail ausgeschmückt, aber trotzdem fühlte man sich ein wenig wie CSI Miami in Stars Hollow.
Dass Sidney, die gemeinsam mit ihrer Schwester Calla bei ihrer Großmutter Ruby aufgewachsen ist, Menschen grundsätzlich gegenüber misstrauisch werden lässt, sorgt zusätzlich für lustige Momente. Doch tatsächlich steckt auch genau hier Tiefgang mit drin, denn Sid hat nicht ohne Grund Probleme zu vertrauen, da ihr alleinerziehender Vater einfach verschwand. Ich mochte Sid gleich vom ersten Moment an und konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen.
Ihr männlicher Gegenpart Nick war ebenfalls sympathisch, aber auch geheimnisvoll. Bis zuletzt war ich mir nie hundert Prozent sicher, ob man ihm trauen kann. Er wirkte wie Omas Liebling im Weihnachtspullover, aber stille Wasser sind bekanntlich tief.
Neben diesen beiden Protagonisten lernen wir auch mehrere Nebencharaktere kennen, von denen mir Oma Ruby gleich ans Herz gewachsen ist, aber auch Sidneys Schwester Calla ist ein sehr intensiv gezeichneter Charakter.
Mein Fazit: Mit Christmas Undercover hat Autorin Carlie Walker einen schönen und humorvollen Roman geschrieben, der mit viel Humor, Situationskomik und Selbstironie der Protagonistin daherkommt. Liebevoll gezeichnete Nebencharaktere, aber auch undurchsichtige Charaktere machen das Buch bunt und abwechslungsreich. Auch wenn dieses Buch zur Weihnachtszeit spielt, steht Weihnachten nicht unbedingt im Vordergrund, sondern rundet das Gesamtbild ab. Ein Buch für gemütliche Lesenachmittage auf dem Sofa.

Bewertung vom 05.01.2025
We hunt the Flame / Die Reiche von Arawiya Bd.1
Faizal, Hafsah

We hunt the Flame / Die Reiche von Arawiya Bd.1


gut

Seitdem die Magie aus ihrem Land verschwunden ist, leben die Menschen im Schatten des Arz, dessen bedrohliche Dunkelheit immer weiter vordringt und der kein Mensch entkommen kann. Lediglich Zafira, die als verkleideter Mann als Jäger für ihr Dorf sorgt, ist in der Lage dem Arz immer wieder zu entkommen. Doch niemals darf man ihr Geheimnis enttarnen, denn sonst droht ihr die Verbannung. In einem der benachbarten Kalifate lebt Nasir, der Sohn des Kalifen. Seine Aufgabe ist es, alle zu töten, die sich dem Willen seines Vaters entziehen. Unter welchem Druck er selbst steht, weiß niemand. Als eines Tages eine Hexe in Zafiras Dorf auftaucht, gibt sie ihr Hoffnung auf ein anderes Leben, allerdings muss sie dafür ein Artefakt finden. Aber auch Nasir erhält diesen Auftrag und nicht nur das, er soll auch den Jäger finden und töten.
Bei diesem Buch fiel mir das märchenhafte Cover auf, das mich gleich an eine Geschichte aus tausendundeiner Nacht denken ließ.
Allerdings fiel es mir hier sehr schwer, in die Geschichte zu finden, denn Autorin Hafzah Faizal wirft den Leser gleich mitten ins Geschehen einer völlig fremden Welt. Begriffe, Personen und die gesamten Umständen muss man hier sich selbst erstmal erarbeiten, was sich zu Beginn als etwas zäh und mühsam gestaltet. Wer hier Durchhaltevermögen hat, wird nachher mit einer tollen Story belohnt. Zwar gibt all das dem Buch eine gewisse fremde und geheimnisvolle Atmosphäre, aber man braucht wirklich Zeit, um das Worldbuilding hier greifen zu können.
Der Schreibstil ist äußerst bildlich, manchmal sehr schnörkelig, was das Gefühl eines Märchens hervorhebt. Insgesamt hat mir der Stil der Autorin sehr gut gefallen, auch wenn es ein paar Seiten benötigte, um in einen Lesefluss zu geraten.
Zu Beginn ist die Geschichte wirklich schwierig zu durchschauen, das Glossar zum Schluss habe ich erst spät entdeckt, aber dieses ist durchaus hilfreich. Es geschieht zunächst nicht allzu viel. Der Leser lernt erst einmal die beiden Hauptcharaktere der Geschichte kennen und erlebt aus wechselnder Perspektive mehr über ihr Leben und die Welt.
Wer eine spannende und temporeiche Handlung bevorzugt, könnte hier enttäuscht werden. Zwar begeben sich die Charaktere in Gefahr und auch die Welt ist nicht ohne, aber letzten Endes ist es eine Geschichte, die mehr über die Charaktere erzählt. Die Handlung bleibt insgesamt recht ruhig, was sich auch in der Sprache der Autorin spiegelt.
Zafira als Protagonistin hat mir sehr gut gefallen, denn sie ist eine starke Frau, die alles für die Menschen gibt, die ihr am Herzen liegen. Sie begibt sich täglich in Gefahr und zögert nicht, als man sie auf ihre Mission schickt. Nasir scheint das genaue Gegenteil zu sein, denn er hat einen ganz anderen Hintergrund als Zafira. Diese Gegensätzlichkeit der Beiden wird hier von Beginn an sehr gut gezeichnet. Die Slow burn Liebesgeschichte ist genau das, was es sagt, sehr langsam, aber in diesem Falle gibt es nichts, was hätte passender sein können.
Neben den beiden Protagonisten führen einige weitere Charaktere durch die Handlung, bzw. begleiten die Handlung. Jeder einzelne bekommt ein nötiges Bild und werden dadurch lebendig.
Mein Fazit: Mit We hunt the Flame hat die Autorin eine Geschichte erzählt, die durch und von ihren Charakteren und deren Entwicklung lebt. Wer hier eine Geschichte á la tausenduneiner Nacht oder viel Tempo erwartet, könnte enttäuscht werden. Dafür punktet die Autorin mit sehr intensiv gezeichneten Charakteren und einer fremden Welt, die nach und nach immer besser vorstellbar wird. Insgesamt bin ich neugierig genug, um auch den zweiten Band lesen zu wollen, auch wenn ich mir hier mehr Tempo gewünscht hätte.

Bewertung vom 05.01.2025
Sweet Nightmare
Wolff, Tracy

Sweet Nightmare


sehr gut

Auf einer kleinen Insel vor Texas liegt die Calder Academy, hier gehen paranormale Kinder und Jugendliche, die auffällig geworden sind oder aus Mafiafamilien stammen zur Schule. Clementine Calder, Tochter der Schulleiterin und eine Mantikore ist Zeit ihres Lebens auf der Insel. Doch nun besucht sie die Abschlussklasse und sie sehnt sich danach, die Insel eines Tages verlassen zu dürfen und das gegen den Willen ihrer Mutter. Aber auch Jude Abernathy, der einst ihr bester Freund war, weckt Sehnsucht in ihr, denn seit ihrem ersten und einzigen Kuss ghostet er sie. Jude hatte dafür gute Gründe und als sich ein schwerer Hurrikan zusammenbraut, müssen Jude und Clementine zusammenarbeiten, denn sonst wäre nicht nur die Calder Academy verloren, sondern die ganze Welt.
Ich kenne die Katmere Reihe aus der Feder der Autorin Tracy Wolff, zumindest teilweise und war sehr gespannt auf dieses Spin Off einer anderen paranormalen Akademie.
Der Einstieg fällt leicht, denn Tracy Wolff überzeugt auch in ihrem neuen Buch mit einem sehr flüssigen und bildhaften Schreibstil, der den Leser direkt auf die Insel der Akademie reisen lässt.
Die Welt, in der unsere Protagonistin Clementine lebt, ist beschränkt auf die kleine Insel vor der Küste Texas`. Aber wer die Katmere Reihe kennt, dürfte schon einen kleinen Einblick haben, welche paranormalen Wesen sich auf dieser Insel so tummeln, wobei es hier noch so einige mehr Kreaturen gibt, die noch ganz andere Fähigkeiten besitzen. Der Unterschied ist die Gefährlichkeit der Wesen an der Calder Academy, denn hier sind viele der Schüler bereits auffällig geworden. Die Abgeschiedenheit und Einsamkeit, vor allem die der Protagonistin Clementine, ist hier absolut spürbar und nachvollziehbar.
Die Handlung ist überwiegend spannend und das von Beginn an. Hin und wieder gibt es kleinere Längen, die aber nicht allzu auffällig werden. Vor allem dem männlichen Protagonisten Jude umgeben so einige Geheimnisse, bei denen man bis zu einem gewissen Punkt rätselt, was mit ihm denn nun nicht stimmt. Somit punktet Tracy Wolff hier mit einer düsteren, manchmal sehr überraschenden Geschichte und einer Liebesgeschichte, die zum Glück nicht den gesamten Raum einnimmt.
Die meiste Zeit begleiten wir Clementine, die hier auch die Ich-Erzählerin der Geschichte ist. Als Protagonistin kann sie durchaus überzeugen, denn sie ist absolut tough und kann sich auch gegenüber den eher zwielichtigen Bewohnern der Insel behaupten. Ihren Wunsch nach Freiheit kann man absolut nachvollziehen, denn man kann sich gut vorstellen, wie ein Leben auf dieser Insel aussieht. Clementine ist nicht nur eine Mantikore, sondern hat auch noch eine weitere übernatürliche Fähigkeit, die sie Geister sehen lässt. Ihre Entwicklung in diesem Buch war wirklich hervorragend gezeichnet und machte sie umso greifbarer. Jude hingegen blieb zunächst, auch weil er Abstand zu Clementine halten will, eher blass. Doch auch er erhält nach und nach eine gelungene Zeichnung und man versteht sehr gut, was in ihm vorgeht.
Neben den beiden treffen wir hier auf viele weitere Charaktere und wir lernen vor allem auch noch übernatürliche Wesen kennen, die bisher nicht zur Sprache kamen, von Phönix über Mantikore und Oneirois, den ich sogar erst googlen musste, lernen wir hier mal eine ganz andere Seite der paranormalen Wesen kennen. Oftmals bleibt es undurchschaubar, wem man nun wirklich trauen kann und wem nicht, was ebenfalls die Spannung hoch hält.
Mein Fazit: Man muss nicht unbedingt die Katmere Academy kennen, wenn man diesen Spin Off liest, denn auch wenn wir an beiden Schulen auf Paranormale treffen, gibt es hier genügend Unterschiede und eine ganz andere Handlung. Die Geschichte ist spannend und abwechslungsreich und die Charaktere sehr gut gezeichnet. Der Cliffhanger am Ende ließ sich vorausahnen und lässt den Leser gespannt auf Band 2 wartend zurück.

Bewertung vom 05.01.2025
Die dunkle Hochzeit / Ever & After Bd.2
Tack, Stella

Die dunkle Hochzeit / Ever & After Bd.2


ausgezeichnet

Rain White, Nachfahrin von Schneewittchen hat es geschafft und den Prinzen mit ihrem Kuss geweckt, doch damit ist das ganze Land in einem tiefen Chaos versunken. Nun soll sie den dunklen Prinzen heiraten, damit dieser seine gesamte Magie entfesseln kann und damit alle Macht erhält. Es gibt nur einen einzigen Ausweg, Rain muss es schaffen, alle sieben Insignien der Vasallen des Prinzen einzusammeln und damit den Prinzen wieder zu bannen. Doch diese Aufgabe ist viel schwerer, als sie jemals gedacht hat und Rain und ihre Freunde stehen vor einem gewaltigen Problem.
Schon Band eins der Ever & After Trilogie hat mir unglaublich gut gefallen und Band zwei wurde sehnsüchtig erwartet. Bei dieser Reihe gilt auf jeden Fall unbedingt die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da sonst keine Voraussetzungen für diesen zweiten Band gegeben sind.
Der Einstieg hier fällt sehr leicht, zum einen knüpfen wir zeitnah an den Ereignissen aus Band eins an, zum anderen macht es Stella Tack einfach leicht, mit ihrem Schreibstil wieder zu fesseln. Sie schreibt unheimlich bildhaft, dabei aber auch immer mit einer gehörigen Portion Humor, der zwischendurch reichlich Sarkasmus beinhaltet. Wer das mag, ist hier definitiv richtig.
Aber Achtung, zimperlich sollte man nicht sein, denn hier gibt es, wie auch im ersten Band, das ein oder andere abgefallene oder abgetrennte Körperteil und es ist auch blutig.
Die gesamte Atmosphäre ist sehr düster, noch ein wenig mehr als im ersten Teil. Die Beschreibungen der Welt lässt den Leser fast schon traurig werden, denn es scheint alles auf verlorenem Posten zu stehen. Wir befinden uns zwar im ländlichen England, später auch ein wenig in London, doch die Welt ist ein einziges düsteres, teilweise verlassenes Chaos und man erhält einen Vorgeschmack darauf, wie es sein könnte, wenn Black, der dunkle Prinz, seine Macht erhält.
Neben alldem ist die Geschichte auch unheimlich spannend, man fiebert beinahe jede Sekunde mit den Charakteren mit und man leidet auch auch gemeinsam mit ihnen. Immer wieder gibt es Plottwists, die den Atem rauben und die Handlung insgesamt unvorhersehbar machen. Als Krönung trifft man hier natürlich auch auf einige Märchenfiguren, bzw. deren Nachfahren und erfährt mehr über die wirklichen Märchen, die noch düsterer sind, als wir sie kennen. Die Fantasie der Autorin ist hier einfach genial und hat mich zwischen schmunzeln, ekeln und mitbangen hin- und hergerissen.
Die Charaktere kennen wir bereits aus dem ersten Band, wirklich neue Figuren kommen nicht hinzu. Rain ist hier die Ich-Erzählerin und Protagonistin, die immer wieder für neue Überraschungen sorgt. Sie ist weder auf den Mund gefallen, noch scheut sie sich vor gefährlichen Begegnungen. Black ist bitterböse und hassenswert und doch hat er was, dem sich der Leser nicht entziehen kann. Protagonistin und Antagonist sind unglaublich vielfältig gezeichnet und man begleitet sie gerne.
Doch auch die Nebencharaktere sind so gut gezeichnet, dass man auch bei diesen absolut mitfühlen kann. Sei es Cousin Avery oder beste Freundin Holly, Nachfahre Edward oder Hollys Begleiter Adrien, ich habe bei allen mitgezittert. Aber auch die Bösewichte sind herrlich undurchschaubar und einfach bitterböse.
Mein Fazit: Wahnsinn, dieses Buch hat mich wieder von der ersten bis zur letzten Seite fesseln können, dabei hat es davon stolze 700. Einen Spannungsbogen über so viele Seiten zu erzeugen ist wahre Kunst, dabei noch Märchen, Humor, Spannung und tolle Charaktere zeichnen, mit einzubinden ist wahre Kunst und hier einfach nur gelungen. Für mich fing das Jahr gleich mit einem Highlight an und natürlich ließ mich das Buch mit einem fiesen Cliffhanger und einem nooooo zurück. Starke Fortsetzung und alles andere als ein langweiliger Mittelteil!

Bewertung vom 05.01.2025
Carmilla
Le Fanu, Sheridan

Carmilla


sehr gut

Die junge Laura lebt mit ihrem Vater auf dem ländlichen, aber einsamen Schloss Karnstein mitten in der Steiermark. Oft fühlt sie sich einsam und umso mehr freut sie sich auf den Besuch eines mit ihrem Vater befreundeten Generals und dessen Tochter. Doch kurz vor dem Besuch verstirbt die junge Frau und Laura ist schockiert. Als eines Nachts eine Kutsche vorfährt und eine der Reisenden bei Laura zurückbleibt, glaubt sie, nun endlich eine Freundin gefunden zu haben. Die bezaubernde junge Frau namens Carmilla verzaubert Laura regelrecht und doch wird sie immer geheimnisvoller. Zwischen merkwürdigen, nächtlichen Ausflügen und Schlaf bis in die Abendstunden ist bei Carmilla alles zu finden. Währenddessen plagen Laura Alpträume und sie wird immer Schwächer, hat sie eine Krankheit?
Ich muss gestehen, dass ich das Cover absolut spannend fand und nach überfliegen des Klappentextes wollte ich dieses Buch unbedingt lesen. Dass es sich hierbei tatsächlich um einen Klassiker handelt, der bereits vor ca. 150 Jahren geschrieben wurde, habe ich dann erst beim Lesen bemerkt, denn der Schreibstil war einfach anders.
Joseph Sheridan Le Fanu schreibt in endlosen Schachtelsätzen, bei denen man sich unverzüglich in Zeit und Raum versetzt fühlte. Was zu Beginn noch sehr gewöhnungsbedürftig war, machte dann so richtig die Atmosphäre dieses Buches aus.
Denn genau diese macht das sehr kurze, aber auch sehr intensive Buch zu etwas besonderen. Es ist einfach düster und genau dieses Bild fängt der Autor zwischen den Zeilen hervorragend ein. Er gibt dem Leser keine allzu intensiven, blutigen Details und doch schafft er es, dass eine schaurige Stimmung eingefangen wird.
Die Geschichte selber ist kurzweilig, aber auch sehr spannend. Es passiert auf den wenigen Seiten doch so einiges und ich bin erstaunt, dass dieses Buch nie wirklich bekannt wurde, oder ich habe einfach noch nie etwas zuvor über den wahren, ersten, weiblichen Vampir gehört.
Als Leser weiß man zwar sofort, wer Carmilla wirklich ist, aber dem Autor gelingt es hier eine sehr charismatische und dramatische Protagonistin zu zeichnen, die man schon fast bewundert. Ich fand ihre Rolle und wie sie, vor allem auf andere junge Frauen, wirkt, äußerst bemerkenswert und ich habe mich auch gefragt, ob das mit ein Grund sein könnte, warum Dracula so viel bekannter wurde als Carmilla. Erzählt wird die Geschichte durch Laura, die ich zunächst gar nicht unbedingt als junge Frau wahrgenommen habe. Erst im weiteren Verlauf wurde mir das klar und ja, auch das hat mich irgendwie überrascht.
Weitere Charaktere, wie z. B. Lauras Vater oder Männer im allgemeinen, bleiben hier recht weit im Hintergrund und bekommen erst später in der Handlung eine wichtigere Rolle. Das machte das Buch für mich überraschend modern und anders.
Mein Fazit: Auch wenn ich ein paar Seiten brauchte, um mich an die Sprache des Autors zu gewöhnen, hat mich das Buch noch überzeugen können. Mit einer extrem modernen Ansicht, denn das die Frauen sich zueinander hingezogen fühlen, wird mehr als deutlich, und sehr viel Atmosphäre kann das Buch fesseln. Ich konnte sowohl die Zeit als auch die Umgebung beim Lesen vor mir sehen und habe den kurzen Roman in kürzester Zeit verschlungen. Für mich muss sich Carmilla keineswegs hinter Dracula verstecken. Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.01.2025
Das zweite Kind
De Franchi, Marco

Das zweite Kind


sehr gut

Als auf einem Feldweg in der toskanischen Provinz mitten in der Nacht ein Junge gefunden wird, stehen die Ermittler vor einem Rätsel. Der Junge war nackt, völlig verängstigt und erzählte, dass er von einem Mann in einem grünen Lieferwagen entführt wurde. Doch das Erschreckendste an der Geschichte: er war nicht allein im Lieferwagen, denn neben ihm war ein zweiter Junge. Als kurz darauf wieder ein Junge entführt wird, scheint es zunächst keine Verbindung zu geben, bis die Ermittler eine erschreckende Ähnlichkeit zwischen den Kindern feststellen. Valentina Medici aus einer römischen Spezialeinheit wird nach Bologna geschickt, um mit den Ermittlern vor Ort nachzuforschen, was hier wirklich los ist. Doch das, was sie dabei herausfindet, ist schrecklicher als alles, was sie jemals zuvor erlebt haben.
Bei Thrillern, die sich um entführte Kinder drehen, bin ich etwas vorsichtig, da ich da doch immer ein wenig getriggert werde als Mutter. Aber dieser hier klang einfach so spannend, dass ich einfach mehr wissen wollte.
Schon der Einstieg fängt sehr rasant an, als Leser wird man hier sofort in die Geschichte geworfen und steht gemeinsam mit den Ermittlern vor einem großen und erschreckenden Rätsel. Dabei schreibt Autor Marco de Franchi sehr flüssig, sehr schnörkellos und sehr bildhaft, so dass man als Leser durchaus Nerven braucht, bei den Beschreibungen der ein oder anderen Szene.
Mich konnte der Autor über weite Teile des Thrillers absolut fesseln, es gibt unvorhersehbare Wendungen und Überraschungen und da die Blickwinkel ständig wechseln auch immer wieder andere Aspekte, die mit einfließen. Bis zur Hälfte hatte das Buch auch ein rasantes Tempo, das aber nicht durchweg gehalten werden konnte. Es wurde keineswegs langweilig, aber nach einem großen Plottwist in der Mitte wurde es etwas ruhiger, bis es dann wieder erneut Fahrt aufnahm.
Durch all die vielen Perspektivenwechsel wurde es aber auch ein kleines bisschen undurchsichtig, so hatte ich bei dem ein oder anderen losen Fasen das Gefühl, dass der Autor vergessen hat, da noch eine Auflösung zu finden. Aber dabei ging es dann wirklich eher um Kleinigkeiten, die bei diesem Umfang verzeihbar sind.
Der Fall ist spektakulär und mal wirklich etwas spannendes Neues, vor allem je tiefer man in diesen Sumpf gerät. Ich fand die gesamten Hintergründe gut durchdacht und spannend.
Die Charaktere waren wirklich vielzählig, wobei Ermittlerin Valentina Medici und der Ermittler aus der Provinz, Costa, hier im Mittelpunkt stehen. Beide Charaktere haben Ecken und Kanten, wobei man vor allem mehr über Costa als über Valentina erfährt. Da wir aber noch die weiteren Ermittler, aber auch den Täter kennenlernen, bleibt die Darstellung der Charaktere insgesamt blasser. Auch die Privatleben bleiben hier deutlich im Hintergrund, weshalb ich nicht ganz einschätzen kann, ob dieser Thriller eher ein Standalone bleiben wird oder wir evtl. wieder auf den ein oder anderen treffen könnten.
Mein Fazit: Ein spannender und gut durchdachter Thriller, der über weite Teile auch flüssig erzählt wird und nur im Mittelteil ein wenig an Spannung verliert. Ein spektakulärer Fall und eine Vielzahl an unterschiedlichsten Charakteren sorgen für ein großes Maß an Abwechslung. Ich war gespannt, ob ein so umfangreicher Thriller wirklich fesseln kann, aber die Sorge war absolut grundlos. Wer starke Nerven hat und auch mit einem harten Fall klarkommt, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

Bewertung vom 02.01.2025
Happy End
Bestgen, Sarah

Happy End


ausgezeichnet

Seitdem Isa und ihr Mann in dem kleinen Reihenhaus leben, haben sie sich mit Kontakten zurückgehalten, doch nun ist seit vier Monaten ihr kleiner Sohn Ben da und sie beschließen, ihre Nachbarschaft zu einem Kennenlernen einzuladen. Während Isa den Haushalt macht und dafür in den Waschkeller muss, lässt sie Ben für ein paar Minuten aus den Augen und als sie zurückkommt, ist ihr kleines Baby weg. Acht Monate lang bleibt Ben verschwunden, keine einzige Spur führt zu ihm und so plötzlich wie er verschwunden ist, taucht er wieder auf. Isa könnte nicht glücklicher sein, doch immer mehr erwachen in ihr die Zweifel.
Schon in der Vorschau machte mich das Buch unheimlich neugierig, gerade als Mutter ist das doch ein Moment, der mehr als beängstigend wirkt und wer kennt es nicht, man dreht sich um und beim Blick zurück, ist das Kind weg, meistens zwar nur ein paar Meter an eine andere Stelle gerückt, aber es ist im ersten Moment ein Schock. Ein Alptraum für jede Mutter und dann noch ein so kleines Baby und dann zu Hause.
Autorin Sarah Bestgen ist hier ein wirklich großartiges Debüt gelungen und man spürt, dass die Autorin als gelernte Psychologin sehr tief in die menschliche Psyche blicken lässt. Der Schreibstil fühlte sich zunächst noch nüchtern an, auch wenn man fast den Eindruck hat, dass die Emotionen fehlen, spielt Bestgen genau mit diesen, denn der Leser schaut hier regelrecht zu, wie bei einem Fernsehkrimi. Je mehr ich las, desto eindringlicher wurden die Worte und vor allem mit der Protagonistin konnte ich absolut mitfühlen.
Der Fall des Verschwundenen Kindes, der zunächst nicht geklärt werden konnte und dann doch eine völlig neue Wendung gab, war unglaublich spannend, auch wenn ich zugeben muss, im Mittelteil zunächst eher dachte, einen Roman zu lesen, wurde daraus ein Psychothriller. Stück für Stück steigert sich das Unwohlsein der Protagonistin und genau das fühlt man auch als Leser. Gemeinsam mit Isa begann ich zu zweifeln, daran, was man dem eigenen Kind gegenüber fühlt, die Unsicherheit, die Ahnung, dass etwas nicht stimmt. All das beginnt im Mitteilteil ganz langsam und harmlos und steigert sich von Kapitel zu Kapitel. Diese sind dann meist so kurz, dass man immer wieder noch ein Kapitel lesen möchte, bis man dann das Buch in einem Rutsch gelesen hat.
In erster Linie begleiten wir hier Protagonistin Isa aus der Sicht eines neutralen Erzählers, der uns aber immer wieder an Gefühle und Gedanken der jungen Mutter teilhaben lässt. Zwischendurch wechselt aber dann auch die Perspektive und genau das führt wieder dazu, dass man nicht so ganz weiß, inwieweit man Isa glauben kann.
Ich fühlte mich beim Lesen mit Isa absolut verbunden, ihre eigenen Ängste, ihre Unsicherheiten, das Gefühl nicht gut genug zu sein und auch dieses Gefühl der Fremde zwischen ihr und dem kleinen Ben konnte ich absolut nachvollziehen. Auch das Misstrauen gegenüber anderen Charakteren fand ich hier einfach fantastisch umgesetzt und habe selbst die anderen, oft sehr misstrauisch, beäugt. Mark, Isas Ehemann, die Psychiaterin, die Polizisten, die neue Freundin alle zusammen geben spannende Nebencharaktere, von denen man einfach nicht genau weiß, inwieweit man ihnen trauen sollte. Meine zu Beginn angestellte Vermutung, ging dann auch am Ende in die richtige Richtung, trotzdem war es bis dahin ein geschicktes Wirrspiel.
Mein Fazit: Mit Happy End hat Autorin Sarah Bestgen ein wirklich gelungenes Debüt geschrieben und ich hoffe auf viele weitere Bücher aus ihrer Feder. Zwar würde ich dieses Buch eher in Richtung Psychothriller einordnen, was aber der Spannung und den unvorhersehbaren Momenten keinen Abbruch tut. Intensiv ausgearbeitete Charaktere und eine glaubhafte Handlung machten das Buch zu einem Pageturner, den ich in kürzester Zeit verschlungen habe. Merkt euch diese Autorin!