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I_love_books

Bewertungen

Insgesamt 7 Bewertungen
Bewertung vom 10.10.2012
Eifler Zorn
Pistor, Elke

Eifler Zorn


ausgezeichnet

Elke Pistor erzählt uns einen Eifel-Krimi aus zwei Perspektiven: Gemünd um 1900 und Gemünd im Hier und Jetzt.

Die Zeitspanne von über einem Jahrhundert erscheint groß, gar fast unüberbrückbar und dennoch ist es der Autorin gelungen die zwei Zeitstränge spannend und logisch miteinander zu verknüpfen. Schnell wird dem Leser bewusst, dass die Vergangenheit und die Gegenwart eines gemeinsam haben: In beiden Jahrhunderten wurde ein brutaler Mord vollübt und beiden Opfern fehlen die Hände!

Zum Inhalt

Einerseits erfährt man die Geschehnisse aus dem schicksalhaften Leben des Jungen Paul Weber. Er kommt aus sehr einfachen, armen Verhältnissen. Und er trägt eine große Bürde auf seinen Schultern – muss er doch seine Eltern und Geschwister mit dem Hungerlohn aus einer Fabrikarbeit ernähren. Paul ist clever und geschickt. Er hat Ideen, welche die Unfälle der Fabrikarbeiter minimieren könnte. Doch ein Aufwiegler und Besserwisser kommt weder beim Vorarbeiter noch beim Fabrikbesitzer gut an. Er wird kurzer Hand vor die Tür gesetzt. Doch das sollte nicht das Schlimmste sein, was Paul erleben muss. Seine Schwester stirbt an Diphtherie und er wird seiner Familie entrissen. Von nun ab wird er im Gemünder “Bildungsheim für Handwerker” untergebracht. Mit heutigen Ausbildungsstätten kann man das nicht vergleichen, es entsprach eher einer Erziehungsanstalt. Damals herrschte “Zucht und Ordnung” und wer nicht gehorsam und fleißig war, dem drohte Prügel und vieles mehr…

Andererseits spielt die Handlung in Gemünd in der heutigen Zeit. Auf der Baustelle eines Abrisshauses taucht die Leiche eines Jungen in einer Holzkiste auf, dem die Hände fehlen. Auf den ersten Blick schaut die Leiche noch recht “frisch” aus – jedoch stellt sich heraus, dass es sich um eine sogenannte Fettwachsleiche handelt. Das Opfer kann also mindestens seit acht Wochen oder sogar bis zu mehreren Jahrzehnten in der Kiste gelegen haben. Nur dem Ausschluss von Sauerstoff und stehendes Gewässer ist es zu verdanken, dass die Leiche nicht verweste.

Judith Bleuler und Kommissar Sauerbier werden auf den Mordfall angesetzt. Auch die allseits bekannte Ina Weinz ist in die Ermittlungen involviert, obwohl sie längst nicht mehr in der Mordkommision tätig ist. Das Verhältnis zwischen Sauerbier und Weinz ist mehr als unterkühlt und Sauerbier wird seinem Namen mehr als gerecht: er ist engstirnig und mürrisch, das macht die Zusammenarbeit für Judith nicht gerade einfach.

Noch tappen die Ermittler im Dunkeln, als plötzlich der Ehemann von Ina’s Kollegin Sandra Kobler ebenfalls tot aufgefunden wird. Auch ihm wurden die Hände entfernt.

Was geht in Gemünd vor sich? Hat das irgendetwas mit den okkulten Dingen im Wald zu tun, weswegen Ina schon länger ermittelt? Als auch noch Ina’s Stieftochter Henrike verschwindet, wird ihr Angst und Bange – ist Henrike in Lebensgefahr?

Mein Fazit

Der Mix aus historischen Roman und Eifel-Krimi ist erfrischend, auch wenn man anfänglich erst mal den Überblick über die Handlungszeiträume und die vielen Personen gewinnen muss. Der Schreibstil ist angenehm flüssig und ich persönlich könnte mir vorstellen, das Elke Pistor gut ein zweites Autoren-Standbein neben dem Eifel-Krimi aufbauen könnte: Der historische Roman.

Bewertung vom 07.10.2012
Sinuhe der Ägypter
Waltari, Mika

Sinuhe der Ägypter


ausgezeichnet

Zum Inhalt
Sinuhe ist ein hervorragender Arzt im alten Ägypten, der fast sein ganzes Leben lang durch die fernen Länder des Orients gereist ist. Er wurde schließlich für immer aus Theben verbannt. Vor lauter Einsamkeit und Heimweh beginnt er als alter Mann seine Lebensgeschichte auf Papyri niederzuschreiben:
Die Odyssee des kleinen Sinuhe beginnt mit seiner Aussetzung im Schilf kurz nach seiner Geburt – das Leben als möglicher zukünftiger Pharao wird ihm somit verbaut. Mit viel Glück wird er von dem Armenarzt Senmut und seiner Frau Kipa gefunden und als ihr eigenes Kind aufgezogen. Keiner ahnt zu der Zeit seine wahre Herkunft.
Erst wollte Sinuhe Krieger werden, doch er wurde eines besseren belehrt. Nun sollte er in die Fußstapfen seines Vaters im Haus des Lebens treten und den Beruf des Arztes zu lernen.
Bevor man im alten Ägypten jedoch Arzt werden konnte, musste man als Priester geweiht werden. Von da ab begann eine verwirrende Zeit für Sinuhe, in der er lernte erwachsen zu werden.
Als angehender Priester / Arzt fühlte er sich missverstanden, da er sehr wissbegierig war und vieles hinterfragte – das war jedoch nicht erwünscht. Seine ersten beruflichen Erfolge machte er an der Seite des königlichen Schädelbohrers. Zu dem Zeitpunkt lernte er den späteren Pharao als Jungen kennen – dieser sollte in die Geschichte unter dem Namen Echnaton eingehen.
Als Sinuhe endlich als Arzt tätig werden konnte, kaufte er sich einen Sklaven namens Kaptah. Kaptah war ein kleines Schlitzohr, eine Quasselstrippe würde man heute sagen. Aber er war ein herzensguter Mensch, der Sinuhe treu und ergeben diente und der ihm in der Zukunft ein wahrer oder gar der einzige wahrer Freund werden sollte.
Trotz das Sinuhe so ein cleverer Arzt war, fehlte es ihm an Lebenserfahrung und Menschenkenntnis. Er fällt auf eine wunderschöne ältere Frau namens Nefernefernefer herein, die in um den Verstand und sein ganzes Hab und Gut sowie das seiner Eltern bringt. Aufgrund dessen nehmen sich seine Eltern das Leben. (Der Hörbuch-Abschnitt um Nefernefernefer war übrigens der einzige, der mich etwas genervt hat.)
Voller Schmach und völlig mittellos begibt sich Sinuhe in das Haus der Toten, um dort so lange zu arbeiten, bis er die Schulden für die Einbalsamierung seiner Eltern beglichen hat.
Mit Kaptah macht sich Sinuhe anschließend auf Reisen nach Babylon, Kreta und zu vielen anderen Ländern. Die Könige, Städtenamen und zeitlichen Geschehnisse usw. entsprechen der Realität. Alles ist gut recherchiert – Waltari schildert Sinuhe’s Reiseziele sehr lebendig und detailliert. Es fühlt sich so an, als wäre der Zuhörer mitten im 14. Jahrhundert vor Christus mit dabei.
Mehr möchte ich inhaltlich nicht verraten, außer dass viele Dialoge zwischen Kaptah und Sinuhe sehr amüsant sind und dass man eine Menge Wissenswertes über das altertümliche Ägypten und die anderen Länder im Orient erfährt.

Mein Fazit
Sinuhe der Ägypter – ein literarisches Meisterwerk: Historische Fakten treffen auf eine spannend erzählte alt-äqyptische Geschichte zu Zeiten Echnatons.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2012
Oberwasser / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.4
Maurer, Jörg

Oberwasser / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.4


sehr gut

Oberwasser ist bereits der vierte Fall von Kommissar Jennerwein und doch hatte ich bisher keine Ahnung von dessen literarischer Existenz. Ich bin also ein absoluter Alpenkrimi-Frischling.
Normaler Weise bin ich kein großer Fan von kabarettistischen Texten und deshalb war ich anfangs recht skeptisch, ob das Buch von Jörg Maurer wohl zuviel Wortwitz für meinen Geschmack beinhaltet. Aber Grundlegend ist es ja ein Krimi, also muss es ja auch etwas für mich sein.
Zum Inhalt:
Im tiefen Bayern gibt es mehr als nur Weißwurschteln, Brezen und Leberkäs’… Die Kurort-Idylle trügt, denn die Mafia treibt dort seit langem ihr Unwesen und während das BKA vor Ort ermittelt, verschwindet einer ihrer Beamten spurlos. Kommissar Jennerwein und sein Team werden mit der Suche beauftragt – jedoch müssen sie undercover agieren und ihre Anwesenheit durch ein fiktives Verbrechen begründen. Die Ermittler saugen sich eine irrwitzige Story über einen Wilderer und einen Mord aus den Fingern und los geht’s mit dem Alpenkrimi.
Mein Fazit:
“Oberwasser” ist ein witziger Krimi, der durchaus Lust macht, noch mehr bayrischen Ermittlern bei ihrer Arbeit über die Schulter zu lunzen. Die Handlung besteht aus mehreren Handlungssträngen und noch mehr Personen. Die Namenvielfalt hat mich irgendwie ein bisschen erdrückt. Gern hätte ich noch mehr Details über die tatsächlichen Geschehnisse in der Höllentalklamm (Folter & Halluzinationen) gehabt. Zum Schluss muss ich gestehen, dass mich der kleine Bayrische Exkurs – mit den vielen bayrischen Wörtern und Redewendungen, wie z. B. “I muass aufs Heisl” – sehr amüsiert hat. Während des Lesens ist mir außerdem bewusst geworden, dass der Autor einen gewissen Faible dafür hat, eigene Wörter & Redewendungen zu kreieren. Die Passage “Ein homöopathisches Nicken der Nickstärke D20″ ist mir z. B. sehr in Erinnerung geblieben.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.02.2012
Weil ich euch liebte
Barclay, Linwood

Weil ich euch liebte


ausgezeichnet

„Welche Umstände bringen Menschen - wie du und ich - an den Rand der Legalität?“

Zum Inhalt:
Anfangs fehlte mir der richtige Zusammenhang zwischen dem Prolog und dem ersten Kapitel: Was haben zwei Freundinnen - die in New York in die dunkle Shopping-Welt von Handtaschen-Imitaten abtauchen und eiskalt ermordet werden - mit Sheila Garber zu tun? Sheila ist die äußerst fürsorgliche Mutter ihrer Tochter Kelly und die geliebte Ehefrau von Glen - diese Frau hat doch kein Dreck am Stecken, niemals! Oder etwa doch?! ... eines Abends kommt sie nicht nach Hause und Glen macht sich zusammen mit Kelly auf die Suche nach ihr. Er findet seine Frau - tot in einem Autowrack. Als wäre das nicht schon Grund genug, seine und Kelly's Welt ins Wanken zu bringen, muss Glen auch noch erfahren, dass Sheila nicht das Opfer des Autounfall ist! Nein, SIE ist an Allem schuld! Sie ist der Unfallverursacher und hat wegen Trunkenheit am Steuer nicht nur ihr Leben und das ihrer Familie zerstört - sie hat zwei unschuldige Unfallbeteiligte mit sich in den Tod gerissen!!! Vor allem Kelly hat sehr darunter zu leiden. Ihre Mitschüler mobben sie für das, was ihre Mutter getan hat. Kelly soll bei ihrer besten Freundin Emily übernachten, um wenigstens mal einen schönen und sorgenfreien Tag genießen zu können... Aber alles kommt anders als gedacht. Kelly will die Zelte abbrechen und sofort wieder nach Hause. Irgendwas ist zwischen Kelly und Emily's Mutter passiert und als diese am selben Abend plötzlich tot aufgefunden wurde, gerät die Nachbarschaft aus den Fugen. Kelly soll Rede und Antwort stehen, was am Vorabend passiert ist und erzählen was sie weiß - jedoch will ihr Vater sie davor schützen, ist sie doch eh schon verängstigt und verstört über all die schrecklichen Ereignisse. Dann erwähnen Nachbarn einen ominösen Umschlag, den Glens Frau unterschlagen haben soll und den Glen besser wieder rausrücken sollte. Als dann auch noch ein Detektiv auftaucht der behauptet, dass Sheila und ihre Freundinnen in den Verkauf von Handtaschen- und Tabletten-Fälschungen involviert sind, wird Glen hellhörig... Er hätte nie gedacht, dass seine Frau zu so etwas fähig wäre - je mehr er über Sheila nachdenkt und in Erfahrung bringt, desto mehr fragt er sich: Wie gut kenne ich meine Frau überhaupt? Und noch schlimmer: Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Tod seiner Frau und Emily's Mutter? Sind Kelly und er in Gefahr?!?

Fazit:
Ich finde den Hindergrund der Geschichte recht schlüssig und nachvollziehbar: Die Schuldenkrise kann selbst ehrenwerte Bürger an den Rand der Legalität bringen. Sie bangen um ihre Zukunft, leben nur noch auf Pump und wahren nur noch den Schein - bis diese Seifenblase platzt.
Linwood Barclay hat eine spannende Story daraus geknüpft und zeigt, wie schnell man in so einen Abwärtsstrudel gelangen kann. Ich war nicht enttäuscht über "Weil ich euch liebte" und finde, dass Buch ist echt spannend!

Covergestaltung:
Anfänglich hat mir das Cover echt sehr gefallen. Jedoch ist mir aufgefallen, dass dasselbe Coverfoto von "Weil ich euch liebte" für den Thriller "Entführt" von Hans Koppel verwendet wird. Klar wurde hier und da Blut hinzugefügt oder Risse auf dem Cover angedeutet etc., aber am Ende ist es ein und dasselbe Motiv. Ich weiß, dass für etliche Buchcovergestaltungen Bilder bei sogenannten Bildagenturen eingekauft werden. Daran ist nichts verkehrt, aber mal ehrlich... Linwood Barclay ist kein unbekannter 0815-Autor und ich bin der Meinung, dass so ein Autor es eigentlich wert sein sollte, Exklusivrechte an Bildern und Coverdesign zu erhalten....

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.