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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Waterlilly
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 107 Bewertungen
Bewertung vom 22.03.2025
Die Villa
Ryder, Jess

Die Villa


sehr gut

Der pinke Sonnenuntergang auf dem Cover von „Die Villa“ hat mich angesprochen. Die Autorin Jess Ryder entführt uns nach Marbella. Im Urlaubsziel der Schönen und Reichen möchte Aoife ihren Jungesellinnenabschied feiern.
Die fröhliche Stimmung ist von Anfang an nur oberflächlich, denn die Mädels sind aufeinander eifersüchtig und auch die Freundschaft zu Aoife ist nicht so dick, wie es auf den ersten Blick scheint.
Ich bin froh, dass ich bei diesem Wochenende nicht dabei sein musste, denn ich hätte mich äußerst unwohl gefühlt in dieser nach außen freundlichen und hinterrücks gelästerten Atmosphäre. Die Einzige, die ich ganz gut leiden konnte, war Dani. Dani wird von Beth, Tiff und Celine gerne als Unruhestifterin und Partysüchtig dargestellt. Tatsächlich ist sie aber die Einzige, die wirklich an Aoifes Wohlergehen interessiert ist und eine ehrliche Freundin ist.
Beth ist prinzipiell auch ganz okay, aber Tiff und Celine sind dermaßen von Neid zerfressen, dass man zu ihnen definitiv keinen Kontakt haben möchte.
Die Braut in spe ist auch ein ziemlich schwieriger Charakter. Einerseits ist sie eine selbstbewußte Frau, andererseits ist sie mit dem Controllfreak Nathan verlobt. Mir war nicht ganz klar, wie sie in so eine Situation kommen konnte.
Aoife meint es generell gut, aber sie ist sehr Ich-bezogen und merkt dabei nicht, wenn sie die Gefühle von anderen verletzt.
Das Partywochenende endet mit einem Todesfall.
3 Jahre später lockt Dani Beth, Tiff und Celine unter Vorwand nach Marbella. Sie hofft, ihre Gedächtnislücken füllen zu können, um endlich mit der Tragödie abzuschließen.
Ich fand es unrealistisch, dass dieser Trip zu Stande kam. Dani hatte mit den anderen Dreien jahrelang keinen Kontakt und wird von ihnen abgelehnt. Warum hätten sie sich darauf einlassen sollen?
Zu Beginn stehen Dani nur 24 Stunden zur Verfügung, bis die Mädels wieder abreisen. Trotzdem unternimmt sie erstmal wenig bis gar keine Versuche, über alles zu reden.
In Rückblenden wird erzählt, was damals geschah.
Jess Ryder schreibt kurzweilig und überrascht gegen Ende mit einigen Enthüllungen, auf die ich nicht gekommen war. Ich war mir nämlich relativ von Anfang an sicher, ich wüsste, was passiert ist. Tatsächlich war es dann doch komplett anders
Eine Storyline, die als heiße Spur gehandelt wurde und viel Raum eingenommen hat, hat sich nachträglich im Todesfall Aoife als irrelevant herausgestellt, was mich unzufrieden zurück lässt.

„Die Villa“ ist ein leichter Thriller für zwischendurch. Den Plot fand ich rückblickend nicht so gut durchdacht.
Kann man lesen, es ist keine Zeitverschwendung, aber man verpasst auch nichts, wenn man das Buch auslässt.

Bewertung vom 15.03.2025
Schmerz
Jónasson, Jón Atli

Schmerz


sehr gut

Durch den beschrifteten Farbschnitt sticht Jon Atli Jonassons „Schmerz“ direkt ins Auge. Die ansonsten minimalistische Covergestaltung verleiht dem Buch eine edle Optik.
Ich mag es, wenn Charaktere Ecken und Kanten haben und die beiden Hauptfiguren Dora und Rado sind alles andere als 08-15. Dora wurde bei einem Einsatz schwer verletzt. Seit dem arbeitet ihr Hirn in seiner eigenen Logik. Ihre Emotionen sind ständig over the top, sie schwankt zwischen Gleichgültigkeit und überlaufenden Emotionen. Gerade weil sie so speziell ist, habe ich Dora schnell ins Herz geschlossen. Ich mochte, wie ehrgeizig sie an Fällen arbeitet und wie sie hinterfragt, ob ihre Kollegen vielleicht Recht haben, in dem sie ihr Ermittlungen außerhalb des Schreibtisches nicht mehr zutrauen. Was Dora in der Vergangenheit widerfahren ist, ist schlimm, aber was ihr in „Schmerz“ passiert, war noch heftiger und ich war schockiert, welche Wendung der Autor sich hat einfallen lassen. Dadurch wurde Dora definitiv zu einem Charakter, den man so schnell nicht vergisst.

Am Anfang konnte ich mir nicht vorstellen, wie aus Dora und Rado ein Team werde soll. Denn obwohl Rado Dora nur vom sehen kannte, begegnet er ihr zunächst mit Vorurteilen und etwas abfällig. Dies ändert sich allerdings schnell, als etwas Einschneidendes passiert. Ich fand es schön, wie aus Schuldgefühlen echte Zuneigung wurde und wie Rado Dora unterstützt und ihr hilft, sich im Leben zu integrieren.

Was die beiden Hauptcharaktere anbelangt, fand ich diese neue Serie sehr gelungen und ungewöhnlich.
Hinsichtlich des Kriminalfalls hat mir der rote Faden gefehlt. Um was genau soll es gehen?
Um ein verschwundenes Kind oder um eine Drogenbande?
Die Sache mit dem Kind ist zwar das ganze Buch über präsent aber es geht bis kurz vor Schluss nie etwas vorwärts und die Handlung um Morgan nimmt generell sehr wenig Raum ein.
Außer Dora scheint sich sich niemand für das Verschwinden zu interessieren und aus gesundheitlichen Gründen kommt sie auch nicht groß dazu, an dem Fall zu arbeiten.

„Schmerz“ legt den Fokus zu 90 % darauf, dass wir die Charaktere dieser neuen Serie und deren Background kennenlernen. Dass es außerdem noch einen aktuellen Kriminalfall gab, habe ich teilweise sogar vergessen.
Macht aber eigentlich nichts. Ich fand es sogar gut, dass der Aufbau und die Protagonisten ganz eigenen Regeln folgen. An diesen Krimi kann ich mich sicherlich länger erinnern und ich freue mich, dass auf der Innenseite des Umschlags bereits eine Werbung für Band 2 „Gift“ abgebildet ist.

Bewertung vom 12.03.2025
Vor hundert Sommern
Fuchs, Katharina

Vor hundert Sommern


gut

In „Vor hundert Sommern“, der neue Roman von Katharina Fuchs, bin ich sehr leicht reingekommen. Die Autorin schreibt sehr flüssig und angenehm, außerdem hatte ich große Lust auf einen historischen Roman. Katharina Fuchs bedient sich dem Konzept von zwei verschiedenen Zeitebenen, welches für mich immer wieder gut funktioniert.
Allerdings stelle ich nach einer Weile fest, dass mir die Anzahl der Perspektiven hier zu viele sind.
Mir hätte es gereicht, wenn die Geschichte abwechselnd aus Sicht von Lena und Clara erzählt worden wäre.
Außerdem war ich überrascht, dass es doch weniger historischer Roman ist, als gedacht. Mehr als die Hälfte der Handlung spielt in der Gegenwart. Hier ist es dafür wirklich sehr aktuell, denn die Geschichte spielt 2024 und behandelt politische Themen, die gerade sehr aktuell sind. Dadurch war „Vor hundert Sommern“ schon etwas besonderes für mich, denn ich lese selten Bücher, die so sehr im hier und jetzt sind, wie dieses.
Die Autorin arbeitet die erschreckenden Parallelen von damals und heute heraus und schafft somit ein Werk, was den Leser nachdenklich stimmt.

In der Gegenwart studiert Lena im ersten Semester, doch ihre Introvertiertheit und Kontaktscheue machen es ihr schwer, Anschluss zu finden. Beim Stöbern auf dem Dachboden ihrer Oma findet sie alte Unterlagen und Gegenstände, wodurch ihre Neugierde, mehr über ihre Vorfahrin Clara zu erfahren wächst.
Vor hundert Jahren lebte Clara in ärmlichen Verhältnissen. Geld verdiente sie mit der sehr beschwerlichen Tätigkeit des Flaschenputzens. Als sie ihren Job verliert, stellt sich dies als ihr größtes Glück heraus, denn die wohlhabende Familie Gerling engagiert sie als Hundesitter, wodurch sie Zugang zu neuen Kreisen und Welten erhält.

Das Buch hat fesselnd und voller Potenzial begonnen. Leider entwickelt sich die Geschichte nur sehr gemächlich und rückblickend hatte ich das Gefühl, dass kaum etwas passiert und dass es einfach wahnsinnig lange dauert, bis es Antworten auf offene Fragen gibt. Zum Beispiel findet Lena ganz am Anfang des Buches eine Waffe auf dem Dachboden und dieses Thema vergisst man mit der Zeit fast wieder.
Einerseits passiert nicht wirklich etwas aufregendes und auf der anderen Seite passiert so viel, teilweise belangloses, dass es schwer fällt, den Überblick zu behalten. Insbesondere die Handlungsstränge um Lenas Schwester Anabel und Mutter Anja fand ich leider nicht besonders interessant. Anja schlägt sich durchaus mit realistischen Problemen herum, die aus dem Leben gegriffen sind, wie soll sie Familie und Karrierewünsche unter einen Hut bekommen, aber für mich waren weder ihre Überlegungen noch die von Influencerin Anabel fesselnd. Eine Verbindung zu Claras Leben konnte ich nicht wirklich erkennen und weiß deswegen nicht, warum wir über all diese Lebenskrisen so genau Bescheid wissen müssen.
Seltsam fand ich außerdem, dass Claras Geschichte von Lenas Oma Elisabeth erzählt wird und zwar wahnsinnig detailliert, obwohl diese zu der Zeit noch nicht mal auf der Welt war. Das Erzählttempo von Elisabeth ist extrem gemächlich was kurioser Weise von Anja und Lena ebenfalls bemängelt wird.
Mir ist es schwer gefallen, mich länger auf das Buch zu konzentrieren, weil es einfach keinen Spannungsbogen gibt und man sich so überschüttet mit Themen fühlt, die irgendwie nirgendwohin führen. Das Ende konnte es für mich dann auch nicht mehr rausreißen.

Es tut mir leid, aber diese Buch war für mich leider eine Enttäuschung.

Bewertung vom 09.02.2025
Nachtflut
Westerkamp, Stina

Nachtflut


ausgezeichnet

Es ist erst Januar und ich habe bereits ein erstes Highlight gelesen. Stina Westerkamps Thriller „Nachtflut“ hat mich ab der ersten Seite mitgerissen und ich war völlig in der Geschichte versunken.

Elsa leidet an Panikattacken und ist stark medikamentensüchtig. Ihre Gedanken kreisen permanent um die nächste Dosis oder um den tragischen Unfalltod ihrer Schwester. Als eine Sturmflut angekündigt wird, wartet sie viel zu lange mit der Evakuierung, so dass sie letztendlich gemeinsam mit ihren undurchsichtigen Nachbarn auf Rettung wartet. Der vermeintliche Retter, ihr Ex-Mann Max ist auf dem Weg. Außerdem ist ihre Ex-Affäre Paul aus dem Gefängnis entflohen.
Wer ist Freund und wer ist Feind? Eine Frage, die Elsa möglichst schnell beantworten muss, wenn sie überleben will.

Die Geschichte konzentriert sich auf eine handvoll Charaktere. Tatsächlich waren mir die beiden Männer Max und Paul am sympathischsten und dass, obwohl Paul wegen Totschlag im Gefängnis sitzt. Bei seiner Flucht geht es teilweise nicht zimperlich zu, aber die meiste Zeit wirkte er viel zu rücksichtsvoll und freundlich, so dass ich mir nicht richtig vorstellen konnte, dass er ein Krimineller ist.
Elisa hat mir leid getan. Sie hat ihre Eltern und ihre Schwester verloren. Ihre Ehe ist zerbrochen. Sie führt ein Leben hinter dicken Mauern und verbringt ihre Tage zugedröhnt. Obwohl ich ihr Schicksal ohne Frage schlimm fand, fand ich ihre Art und ihr Auftreten nervig. An ihrer Notlage war sie im Grunde selber Schuld, denn es war ja lange bekannt, dass der Deich mit hoher Wahrscheinlichkeit brechen wird. Deswegen hielt sich mein Mitleid in Grenzen, zumal sie von ihrem Ex erwartet, dass er ins Überflutungsgebiet kommt und sein Leben aufs Spiel setzt.

Die Nachbarn fand ich sehr interessante Charaktere. Es war mir schnell klar, dass diese beiden nicht sind, was sie nach außen suggerieren. Sie geben eine Menge Anlass zu Spekulationen. Am Ende war ich etwas enttäuscht, dass die Handlung mit den Nachbarn letztendlich keinen Bezug zur restlichen Geschichte hatte. In meiner Vorstellung war die Verschwörung viel größer. Das ist aber mein einziger Mini-Kritikpunkt. Ansonsten fand ich „Nachtflut“ einfach mega fesselnd. Die Autorin beschreibt sehr anschaulich das steigende Wasser. Die Vorstellung, dass das eigene Haus mit eisigem Wasser und Schlamm überflutet werden könnte ist schrecklich und beängstigend. Durch den hohen Spannungsfaktor bin ich in einen richtigen Leserausch geraten. Erst auf den letzten Seiten hat man alles durchschaut und das Ende war in dieser Form so nicht vorhersehbar.
Von mir gibt es eine große Leseempfehlung für alle, die Lust auf einen kurzweiligen Thriller haben.

Bewertung vom 09.02.2025
Dorn
Beck, Jan

Dorn


sehr gut

„Dorn – Zimmer 103“ ist der Auftakt einer neuen Thrillerreihe von Jan Beck.
Der Kriminalpsychologe Simon Dorn ist am Tiefpunkt seines Lebens angekommen. Nach mehreren Schicksalsschlägen hat er sich komplett von der Außenwelt zurückgezogen und lebt in einem baufälligen leer stehenden Hotel. Seine einzige Kontaktperson außerhalb dieser Mauern ist die Kommissarin Karla Hofer, mit der er inoffiziell an Fällen arbeitet. Als diese ermordet wird und plötzlich deren Kollegin Lea Wagner vor seiner Tür steht, wird aus Dorns sorgsam eingerichteter Ordnung ein gefährliches Chaos.

Die Kapitel sind sehr kurz, wodurch man das Gefühl hat, die Geschichte sehr schnell zu lesen. Die Perspektive wechselt zwischen ca. 5. Charakteren hin und her. Da diese streckenweise namenlos bleiben, ist der Thriller sehr mysteriös und man weiß lange nicht genau, wie diese Menschen zusammenhängen.
Tatsächlich dauerte es fast bis zum Schluss, bis sich eine wage Idee in mir formte, womit wir es hier zu tun haben. Die Auflösung fand ich originell und hat mir gut gefallen.

Dorn fand ich als Charakter sehr speziell und dadurch interessant. Er hat eine grantige Art und ist auf den ersten Blick kein Sympathieträger. Auf jeden Fall bin ich neugierig, ob es ihm gelingen wird, sich aus seinem selbst gewählten Gefängnis zu befreien. Wie er und Lea ein Team werden sollen ist mir noch nicht ganz klar. In diesem Band sind beide eher Einzelkämpfer, deren Wege sich zufällig kreuzen. Auch scheint es keine große Sympathie zwischen den beiden zu geben. Lea und ihre engagierte Art mochte ich ganz gerne.
Beide zusammen könnten auf jeden Fall ein interessantes und unkonventionelles Gespann abgeben und so bin ich schon jetzt neugierig auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 25.01.2025
Zeit des Vertrauens / Die Töchter der Ärztin Bd.3
Sommerfeld, Helene

Zeit des Vertrauens / Die Töchter der Ärztin Bd.3


sehr gut

„Die Töchter der Ärztin – Zeit des Vertrauens“ habe ich mit Vorfreude, aber auch mit Wehmut erwartet. Da ein Teil des Autorenduos letztes Jahr verstorben ist, wird es nun leider keine weiteren Bücher von Helene Sommerfeld mehr geben.
Zum Glück konnte der dritte Band fertiggestellt werden und wir erfahren, wie es der Familie Thomasius inzwischen geht.

Die beiden Schwestern Henny und Antonia hadern noch immer, wie sie ihr Leben gestalten wollen. Henny ist hin und her gerissen zwischen Berlin und Los Angeles. Wo möchte sie mit ihrer Familie dauerhaft sesshaft werden?
Toni weiß nicht, ob sie ihren Beruf auf Eis legen soll um mit Gundram eine Familie zu gründen und Mutter Ricarda wird damit konfrontiert, dass sie und ihr Mann auf das Lebensende zu gehen.

Der Wechsel zwischen den Charakteren hat mir wieder gut gefallen. Diesmal hat mich Hennys Handlungsstrang am Meisten gefesselt, was mich überrascht hat, denn in den beiden vorherigen Büchern mochte ich sie am Wenigsten.
In „Zeit des Vertrauens“ ist bei ihr einfach immer etwas los. Besonders den Teil in Amerika und ihren Einsatz für die Mexikaner fand ich interessant. Schade, dass diese Handlung aufgrund der Rückkehr nach Berlin ein abruptes Ende nahm.
Toni war mir diesmal etwas zu blass.
Sie sorgt sich um andere, ihre Cousine, ihre Freundinnen... aber bei ihr persönlich passiert nicht viel.

„Zeit des Vertrauens“ ist ein guter Mix aus Liebesgeschichte und Familienroman mit historischen Einschüben.
Die 480 eng beschriebenen Seiten unterhalten gut und ich bin froh, dass ich diese Reihe entdeckt habe.

Bewertung vom 25.01.2025
Verlassen / Mörderisches Island Bd.4
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlassen / Mörderisches Island Bd.4


ausgezeichnet

„Verlassen“ erscheint als 4. Band der Island-Reihe, chronologisch ist es allerdings Band 1 – ein Prequel zu den bisher erschienenen Krimis, denn dieses Buch spielt bevor Elma bei der Polizeistation in Akranes beginnt. Im Grunde hat „Verlassen“ überhaupt nichts mit der Reihe zu tun und ist ein Stand-Alone. Vom Aufbau und Erzählweise her ist es nämlich komplett anders. Dies ist kein Ermittlerkrimi. Die Polizei kommt hier nur in sehr kurzen Kapiteln von jeweils 2-3 Seiten Länge vor und spielt weder beim Fall, noch bei der Auflösung eine besondere Rolle.

Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von vier verschieden Personen. Petra und Lea Snaeberg, Irma einer Hotelangestellten und Tryggvi, der Lebensgefährte von Oddny aus dem Snaeberg Clan.
Die Snaebergs sind eine riesige Familie, der Stammbaum am Anfang des Buches ist auf jeden Fall sinnvoll, um die Orientierung zu behalten.
Anlässlich eines 100. Geburtstags haben sich sämtliche Geschwister, Cousins, deren Nachkommen und Partner versammelt. Nach außen tun alle so, als hätten sie mächtig Spaß. Tatsächlich sind die zwischenmenschlichen Beziehungen allerdings geprägt von einer Menge Spannungen. Es werden ordentlich Alkohol und andere Rauschmittel konsumiert und so kommen Themen auf den Tisch, über die seit Jahren geschwiegen wurde.

Ich fand den Aufbau und die Handlung ausgesprochen fesselnd. „Verlassen“ ist eine Art Kammerspiel, bei dem man lange Zeit nicht genau weiß, wohin die Reise gehen wird.
Es wird zwar von Anfang an gesagt, dass jemand von einer Klippe stürzt, aber wer genau das ist, bleibt bis kurz vor Schluss im Dunkeln.
Zwischendurch kam die ein oder andere Tendenz auf, aber erst in den letzten Kapiteln setzt sich das Puzzle logisch zusammen.
Besonders gefallen hat mir der Charakter Irma, zunächst eine pflichtbewusste Angestellt, die mit der Zeit immer zwielichtiger erschien.

Ich würde sagen, dies war bisher mein Lieblingsband aus der Reihe. Eher ein Thriller als ein Krimi. Das war richtig gute Unterhaltung. 5 Sterne!

Bewertung vom 10.01.2025
Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


sehr gut

„Blutbuße“ ist der mittlerweile 3. Fall mit der sympathischen Ermittlerin Hanna Ahlander. Noch immer ist sie in ihren Kollegen Daniel verliebt, doch der ist vergeben. Da ich Hanna so gerne mag und Daniels Lebensgefährtin teilweise etwas empathielos / egoistisch wirkt, habe ich angefangen, Hanna die Daumen zu drücken, dass es ein Liebes-Happy-End für sie gibt, auch deswegen, da die Handlung hier seit Band 1 auf der Stelle tritt.

Im neuen Mordfall geht es um eine Geschäftsfrau, die brutal erstochen in ihrem Bett aufgefunden wird. Die Dame war nicht sonderlich beliebt und mit ihren Plänen für ein neues Luxushotel ist sie mehr als einer Person auf die Füße getreten.
In Band 2 der Reihe hatte ich bemängelt, dass der Täter zu schnell bekannt war. Auch diesmal hatte ich mich sehr schnell auf einen Mörder festgelegt. Tatsächlich war es dann jemand anders, so dass Auflösung und Motiv für mich überraschend waren.
Rückblickend hätte man allerdings darauf kommen können und ich denke, dass es einigen Lesern, die nicht so auf ihre eigenen Theorien fixiert sind wie ich, etwas vorhersehbar sein könnte.

Die Kapitel in diesem Krimi sind sehr kurz und aus verschiedenen Perspektiven, so dass man immer noch ein paar Seiten zwischendurch lesen kann.
Ich mochte die sympathischen Ermittler und das winterliche Setting. Neben Hanna und Daniel kann ich auch ihren Kollegen Anton gut leiden und bin gespannt, wie es privat für ihn weitergeht.
Zudem gab es einen weitere Erzählstrang aus Sicht von Tiina, die befürchtet, dass ihr Mann sie betrügt und einen Handlungsstrang, der das Schicksal einer jungen Hotelangestellten in der Vergangenheit beschreibt. Eine durchaus tragische Geschichte, allerdings ziemlich stereotyp und vorhersehbar für die damalige Zeit.
Insgesamt fand ich den Spannungsbogen solide. „Blutbuße“ lässt sich gut lesen, wird mir aber vermutlich nicht sonderlich lange im Gedächtnis bleiben.

Bewertung vom 10.01.2025
One Perfect Couple
Ware, Ruth

One Perfect Couple


ausgezeichnet

Mit „One true couple“ habe ich seit langem mal wieder ein 5 Sterne Buch gelesen. Von Ruth Ware kenne ich bereits ein paar Thriller und dieser hier ist bis jetzt der Beste für mich!

Die Wissenschaftlerin Lyla steht mit beiden Beinen im Leben. Von Reality-TV hält sie nichts, aber ihrem Freund Nico zu liebe erklärt sie sich bereit, an dem neuen Format „One true couple“ teilzunehmen, bei dem mehrere Paare auf einer einsamen Insel um ein Preisgeld kämpfen.
Doch schon in der ersten Nacht richtet ein Sturm verheerende Schäden an, von der Film-Crew, die sich zu der Zeit auf dem Meer befand, fehlt jede Spur und der Kampf ums Überleben beginnt.

Der Thriller hat mich sehr schnell abgeholt und konnte meine Aufmerksamkeit über 400 Seiten halten.
Die Grundidee ist ja nicht neu, der Klappentext erinnert stark an „Die Insel“ von Sarah Goodwin. Aber mir hat Ruth Wares Umsetzung sehr gefallen. Insbesondere die weiblichen Charaktere Lyla, Angel, Santana und Zana sind sehr facettenreiche und interessante Protagonistinnen. Mir waren alle Frauen sympathisch und ich fand es spannend, mit welchem Einfallsreichtum und Überlebenswillen sie sich den Herausforderungen stellen. Die männlichen Charaktere wirken im Vergleich ziemlich blass und vermischen sich rückblickend zu Einheitsbrei. Connor ist der Bösewicht der Geschichte aber die anderen Männer dienen nur dazu, die Handlung und die dramatische Situation immer wieder aufs Neue zu befeuern.
Wie in so einer Situation zu erwarten, lässt der Kampf um die Nahrungsvorräte nicht lange auf sich warten.
Ich konnte so gut in die Geschichte eintauchen, dass ich richtig mitgefiebert habe. Zana konnte ich bis zum Schluss nicht genau einschätzen und habe immer wieder gezweifelt, ob sie zu den Guten oder zu den Bösen gehört.
Das Ende fand ich rund und es bietet nachvollziehbare Erklärungen. Persönlich hatte ich noch mit irgendeinem Twist gerechnet und war war überrascht, wie plötzlich und ruhig alles zu Ende ging.

Alles in Allem hat mir dieser Thriller ausgesprochen gut gefallen und ich empfehle ihn gerne Lesern weiter, die Lust auf eine Survival Geschichte haben.

Bewertung vom 08.12.2024
Neun Tage Wunder
Moninger, Kristina

Neun Tage Wunder


sehr gut

„Neun Tage Wunder“ empfand ich als rundum schöne, teilweise tiefgründige Geschichte, über die Macht der Vergangenheit, Vertrauen und Geheimnisse. Erzählt wird sie auf drei verschiedenen Ebenen. Aus Sicht von Anni damals und heute und aus Sicht von Ben.

Anni und Ben sind ein Paar. Ich mochte die Dynamik zwischen beiden sehr, den liebevollen Umgang und die Eigenart, schwierigen Situationen mit Witzen zu begegnen. Insbesondere dieses „Was würde Angela Merkel tun“ hat mich zum Lachen gebracht. Die Beziehung wirkte auf mich perfekt, deswegen fand ich es besonders schade, dass Anni mehr oder weniger unabsichtlich beginnt, einen Keil zwischen sich und Ben zu trieb, da sie ihren Exfreund Lukas, mit dem sie nur wenige Tage zusammen war, nicht vergessen kann und immer wieder über die gemeinsame Zeit nachgrübelt.

Kristina Moninger hat Romanfiguren erschaffen, die man gerne begleitet. Ben fand ich super sympathisch und witzig. Anni ebenso, auch wenn sie sich mit ihrer Geheimniskrämerei selbst Probleme macht. Vergangenheits-Lukas fand ich interessant. Als Leser wusste man zwar nichts Genaues, aber man hatte doch eine recht gute Vorstellung, wo er so plötzlich hergekommen ist. Somit war er für mich weniger geheimnisvoll als für Anni.

Lukas Auftauchen in der Gegenwart und sein Kontakt zu Ben machten zwar einen guten Plot, besonders realistisch fand ich es aber nicht. Wie wahrscheinlich ist es, dass sich ausgerechnet diese beiden Personen begegnen und nicht merken, dass sie von der selben Frau sprechen.
Ich hatte ein mögliches Szenario im Kopf, warum Anni den Kontakt zu Lukas abgebrochen hat. Dieses hat sich nicht bewahrheitet und der tatsächliche Grund lies Anni in einem schlechteren Licht für mich leuchten, als zunächst angenommen. Auch wenn ich nachvollziehen kann, warum die Beziehung mit Lukas gescheitert ist, finde es ich es mehr als fragwürdig und unfair, jemand ohne Erklärung zu ghosten.
In Bezug auf die beiden Männer in ihrem Leben würde Anni mehr Transparenz und Ehrlichkeit gut tun.

Nachdem ich das Buch überwiegend kurzweilig fand, hat sicher der Schluss, als klar war, um was es geht, ein wenig in die Länge gezogen.
Deswegen vergebe ich 4 Sterne.