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SimoneF

Bewertungen

Insgesamt 414 Bewertungen
Bewertung vom 19.01.2025
Der Keinbock will doch!
Pohl, Romy

Der Keinbock will doch!


sehr gut

Vor kurzem habe ich „Widder Willi will aber“ entdeckt, in dem der kleine Keinbock bereits eine Rolle spielt, und habe die beiden kleinen Dickköpfe sofort ins Herz geschlossen. Nun bekommt der Keinbock sein eigenes Buch – klar, dass ich mir das als Mutter und Tante nicht entgehen lassen wollte.

Der keine Steinbock Hörnchen lebt im Gebirge und möchte einfach nur seine Freiheit genießen. Doch überall gibt es Regeln, Verbotsschilder und Vorschriften, die ihm im Weg stehen. Du sollst, du musst, du darfst nicht – darauf hat er überhaupt keinen Bock. Als er sich mal wieder über eine Regel hinwegsetzt, trifft er das ängstliche Mammut Allmut, den Esel Neele und den Frechdachs Freddi und freundet sich mit ihnen an. Als sie auf eine Gruppe sich zankender Schafe treffen, die sich wie richtige Streithammel benehmen, merkt auch Hörnchen, dass Regeln durchaus sinnvoll sein können. Aber wie sollten diese Regeln aussehen, die für alle gut sind? Gemeinsam malen sie neue Regeltafeln, die positiv formuliert sind und mit denen alle zufrieden sind.

Das Buch regt dazu an, sich zu Hause oder im Kindergarten gemeinsam über Regeln auszutauschen. Warum sind bestimmte Regeln sinnvoll, wie sollten diese formuliert sein, um verstanden und akzeptiert zu werden? Und warum sind gewisse Regeln für ein gutes Miteinander notwendig? Das Buch zeigt, dass die Kinder verstehen müssen, warum bestimmte Regeln gelten, um diese besser akzeptieren zu können. Ich stimme den Buch hier grundsätzlich zu, allerdings fehlt mir der Gedanke, dass manche Regeln unbedingt befolgt werden müssen, etwa das Schild „Nicht zu nah am Abgrund springen“. Hörnchen setzt sich darüber hinweg, stürzt und lernt hierdurch Allmut, Neele und Freddi kennen. Das halte ich für problematisch, da es suggeriert, dass der Regelverstoß für Hörnchen letzten Endes positive Folgen hat. Dabei kann im echten Leben ein Verstoß gegen diese Regel mit schweren oder tödlichen Verletzungen enden, und es ist eben nicht sinnvoll, sich über jede Regel einfach hinwegzusetzen, auch wenn einem diese nicht sofort einleuchtet oder zupass kommt. Die Sensibilisierung für Regeln, die vor Lebensgefahr schützen, fehlt mir im Buch. Auch bin ich mir nicht sicher, ob Kinder mit drei Jahren bereits die teils komplizierten Sätze verstehen, etwa „Wenn ich nur darf, wenn ich soll, aber nie kann, wenn ich will, dann mag ich auch nicht, wenn ich muss. Wenn ich aber darf, wenn ich will, dann mag ich auch, wenn ich soll. Und dann kann ich auch, wenn ich muss.“ Als Erwachsene finde ich diese ganz toll, aber mein Sohn wäre damit mit drei Jahren noch überfordert gewesen.

Wie bereits „Widder Willi will aber“, ist auch dieses Buch sehr liebevoll gestaltet, mit einem hübschen Vorsatzpapier voller kleiner Keinböcke und tollen Illustrationen in kräftigen, aber nicht knalligen Farben. Die Zeichnungen passen ganz wunderbar zur Geschichte, sind lebendig und humorvoll und machen allein schon gute Laune.

Bewertung vom 19.01.2025
Terrassen-Traum
Linthe, Katharina

Terrassen-Traum


gut

Da unsere Terrasse noch im Entstehen ist und ich auf der Suche nach Inspiration bin, wurde ich auf „Terrassen-Traum“ von Katharina Linthe aufmerksam. Vom idealen Standort über verschiedene Terrassenbeläge, Beschattungsmöglichkeiten, Sichtschutz, Sitzgelegenheiten, Deko, Beleuchtung und Begrünung behandelt dieses schön bebilderte Buch alle möglichen Themen rund um die Gestaltung der Terrasse. Ästhetisch orientiert sich das Buch hierbei klar an den modernen Terrassen, wie sie bei typischen kleinstädtischen und ländlichen Neubauten mit großzügigem Platzangebot zu finden sind: Klar, clean und reduziert – und damit leider auch austauschbar und etwas steril.

Wer eine naturnahe Terrasse anlegen möchte oder auf der Suche nach ausgefallenen kreativen Ideen ist abseits des Hochglanz-Geschmacks, wird hier eher nicht fündig. Auch Do-It-Yourself-Ideen suchte ich hier vergebens - bis auf selbst gebaute Pflanzkübel und eine Anleitung für die Verkleidung einer Aufbewahrungsbox findet sich hier nichts. Zudem vermisste ich preiswerte, aber pfiffige Ideen sowie Lösungen für schwierige Platzverhältnisse, etwa im innerstädtischen Bereich. Im Wesentlichen beschränkt sich die Autorin darauf, die Terrassen ihres eigenen Hauses vorzustellen. Das Buch richtet sich zudem an eine Klientel, für die der Preis eher Nebensache ist.

Fazit: Wer ausreichend Platz und Budget zur Verfügung hat und eine typische moderne Terrasse anlegen möchte, findet in diesem Buch sehr ansprechende Bilder zur Inspiration und grundlegende Tipps. DIY-Fans und Freunde ausgefallener Gestaltung werden eher nicht fündig.

Bewertung vom 19.01.2025
Blumen, Kohl & Rock'n'Roll
Klein, Anja

Blumen, Kohl & Rock'n'Roll


ausgezeichnet

Ich kenne von Anja Klein bereits „Kleiner Garten – so viel drin“, und habe mich daher schon auf das neue Buch gefreut. Die Autorin wirkt sehr sympathisch und authentisch, und es macht einfach Spaß, in ihren Büchern zu schmökern und sich Inspirationen zu holen, auch wenn ich meinen Garten etwas weniger „wild“ anlege als Anja Klein und nicht jede ihrer Umsetzungen meinen Geschmack trifft (etwa das Gewächshaus aus alten Fenstern). Abgerundet wird das Buch durch tolle Fotos.

Anja Klein und ihr Mann haben zwei nebeneinander liegende Parzellen einer Schrebergartenanlage gepachtet und sich dort ihr kleines Gartenparadies mit viel Gemüse und Blumen geschaffen. Als Hobbyimkerin hat sie zudem auch Bienenvölker in ihrem Garten und gibt einen kleinen Einblick in die Honiggewinnung und Verarbeitung von Bienenwachs zu Kerzen. Natürlich dürfen auch Tipps zur bienenfreundlichen Gestaltung eines Gartens nicht fehlen.

Sehr gut gefällt mir die naturnahe, unkomplizierte Philosophie von Anja Kling, bei der auch mal etwas schiefgehen kann. Ganz am Ende des Buches widmet sie sogar gescheiterten Versuchen ein eigenes Kapitel, das zeigt, dass auch bei leidenschaftlichen und erfahrenen Gärtnern und Gärtnerinnen mal etwas misslingt und somit Mut macht, nicht aufzugeben.

Man spürt in jeder Zeile Anja Kleins Begeisterung für ihren Garten, und hierbei geht manchmal ein bisschen unter, wie viel Arbeit mit einem Garten verbunden ist. Eine realistische Einschätzung, wie hoch der Aufwand für ihre einzelnen Projekte und Anregungen ist, fehlt mir im Buch ein bisschen.

Sehr praktisch finde ich die Tipps für unkomplizierte Rezepte, die auch unter behelfsmäßigen Bedingungen im Garten direkt aus erntefrischen Zutaten zubereitet werden können. Angeregt durch Anja Kleins Begeisterung, werde ich es dieses Jahr bei mir im Garten mal mit Zuckererbsen versuchen, und ich bin schon sehr gespannt.

Empfehlen würde ich dieses Buch allen Gartenfreunden, die schon ein bisschen Erfahrung gesammelt haben, da manche Tipps (etwa zum Pflanzenrückschnitt) etwas kurz geraten sind.

Bewertung vom 19.01.2025
Die 28-Tage-Power-Nährstoffkur
Riedl, Matthias

Die 28-Tage-Power-Nährstoffkur


ausgezeichnet

Ernährungsratgeber gibt es viele, und ich war zunächst skeptisch, ob mir „Die 28-Tage-Power-Nährstoffkur“ wirklich etwas Neues bieten würde. Der Ansatz von Matthias Riedl klingt jedoch vielversprechend und kommt meiner Vorstellung von gesunder Ernährung nahe, da er kein extremes Ernährungskonzept vertritt, sondern auf ausgewogene, pflanzenbasierte und frisch zubereitete Mahlzeiten setzt, ohne tierische Produkte komplett vom Speiseplan zu streichen.

Das Buch ist zudem sehr übersichtlich und gut strukturiert aufgebaut. Der Autor erklärt schlüssig und gut verständlich, welche Nährstoffe für den Körper essentiell sind, und worauf man besser verzichten sollte. Auch steht er der Zufuhr von Nahrungsergänzungsmitteln sehr kritisch gegenüber und setzt auf eine natürliche Nährstoffversorgung durch sorgfältig zusammengesetzte Mahlzeiten.

Eine 28-Tage-Nährstoffkur anhand der im Buch vorgestellten jeweils drei Mahlzeiten pro Tag lässt sich in meinem Alltag nicht umsetzen, und es sind auch nicht alle Gerichte nach meinem Geschmack (ich mag zB generell kein Tofu). Ich habe jedoch in den letzten Wochen einige sehr vielversprechende Rezepte ausprobiert, die auch bei meiner Familie sehr gut angekommen sind, und die sowohl geschmacklich als auch hinsichtlich der Nährstoffe unseren Speiseplan bereichern. Sehr positiv ist, dass die meisten Gerichte unkompliziert nachzukochen sind und die Zutaten in jedem Supermarkt problemlos erhältlich.

Ich werde sicherlich noch weitere Gerichte ausprobieren bzw. unsere bestehenden Familiengerichte nach den Erkenntnissen aus Matthias Riedls Buch um die ein oder andere gesundheitsfördernde Zutat oder Beilage ergänzen.

Bewertung vom 19.01.2025
Eine abenteuerliche Reise / Mats und Mathilde Bd.2
Wunderlich, Christian

Eine abenteuerliche Reise / Mats und Mathilde Bd.2


ausgezeichnet

Endlich geht das herzerwärmende, phantasievolle Abenteuer von Mats, dem kleinen, vorwitzigen Schwatz (halbe Schwalbe, halb Spatz) und der Vogelscheuche Mathilde weiter!

Nachdem die beiden von Hyggingen Abschied genommen haben, begeben sie sich wieder auf die Reise, auf der Suche nach dem Ort, wo die Sonne untergeht, und wo Mathilde ihre Mama verortet und Mats seine Vogelfamilie.
Hierbei geraten sie von einem Abenteuer ins nächste, begegnen den wundersamsten Orten und Wesen, und durchleben hierbei auch gefährliche Momente. Doch eines ist den beiden gewiss: Sie halten ganz fest zusammen und passen stets fest aufeinander auf – so kann ihnen nie etwas passieren.

Wie schon Band 1 zeichnet sich auch der zweite und abschließende Teil wieder durch Christian Wunderlichs kreative und lautmalerische Wortschöpfungen aus, so dass es auch für mich als Mutter eine große Freude ist, daraus vorzulesen. Mir gefällt Band 2 sogar noch besser als der erste, da im zweiten Band nahezu alle Wortspielereien auch für die Zielgruppe ab fünf Jahren verständlich sind. In ersten Band gab es einige Referenzen, deren Witz nur für Erwachsene nachvollziehbar war.

Ganz besonders ist mir der kleine Mats ans Herz gewachsen, der in der Geschichte über sich hinaus wächst und Schritt für Schritt seine Ängste überwindet. Er ist damit eine wichtige Identifikationsfigur für die Kinder und kann sie ermutigen, sich selbst etwas zuzutrauen.
Ganz besonders berührt hat mich das warmherzige und lebenskluge Ende, das einen rundherum glücklich zurücklässt und eine echte Liebeserklärung an die Freundschaft ist.

Anne Hofmann hat das Buch wieder ganz wunderbar und mit leuchtenden Farben illustriert. Die fröhlichen und lebendigen Bilder ergänzen die Geschichte wundervoll, und die außergewöhnlich schöne Ausstattung macht dieses Buch zu einem echten Highlight und auch einem wunderbaren Geschenk.

Bewertung vom 15.01.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


gut

Nach dem ernsten Roman „Die spürst Du nicht“ legt Glattauer nun mit „In einem Zug“ eine eher heitere, leichte Geschichte vor. Eduard Brünhofer, Autor von Liebesromanen, der seine erfolgreichsten Zeiten hinter sich hat, fährt mit dem Zug von Wien zu einem Geschäftstermin nach München. Im Abteil sitzt eine Frau mittleren Alters, Catrin Meyr, mit der sich im Laufe der Fahrt ein Gespräch über die Liebe und das Leben entwickelt.

Der Roman beginnt vielversprechend, Brünhofers Beobachtungen sind amüsant, und die Ironie seiner Gedanken brachte mich oft zum Schmunzeln. Leider nutzt sich dieses Stilelement im Laufe des Romans ab, wird vorhersehbar, und die Dialoge zwischen Brünhofer und Meyr haben zwar durchaus spritzige Momente, sind inhaltlich aber doch zu oft belanglos und oberflächlich. Hinzu kommt, dass Catrin Meyr mit unerträglicher Penetranz immer intimere Fragen zu Brünhofers Liebesleben stellt, und damit nicht nur Brünhofer, sondern mit fortschreitender Geschichte auch zunehmend mir als Leserin auf die Nerven geht. Es ist schwer zu glauben, dass Brünhofer in der Realität hier nicht eine klare Grenze setzen und das Gespräch mit dieser doch wildfremden Zugbekanntschaft beenden würde.

Meyr steht Langzeitbeziehungen ablehnend gegenüber und zieht Affären mit verheirateten Männern vor, während Brünhofer darauf verweist, seit vielen Jahren glücklich verheiratet zu sein. Das wiederum kann oder will Meyr nicht recht glauben. Die hier ausgetauschten Argumente zu dauerhafter Partnerschaft versus Freiheit lockerer Beziehungen ohne feste Absichten sind die Üblichen und bieten keine neuen Erkenntnisse.

Fahrt nimmt das Buch erst gegen Ende auf und hat hier einige Überraschungen zu bieten, die ich natürlich nicht vorwegnehmen werde, die aber – trotz ihrer Konstruiertheit – für mich den Roman wieder etwas aufwerten.

Insgesamt ist die Grundidee des Buches sehr vielversprechend, konnte mich aber in der Umsetzung nicht ganz überzeugen. Und so ist es für mich wie eine flüchtige Zugbekanntschaft – für ein paar Stunden ganz unterhaltsam, bleibt aber nicht länger im Gedächtnis.

Bewertung vom 12.01.2025
21 Dinge über deine Finanzen, die du wissen solltest
Kowalski, Matthias

21 Dinge über deine Finanzen, die du wissen solltest


sehr gut

„21 Dinge über deine Finanzen, die du wissen solltest“ behandelt die Basics persönlicher Finanzplanung und richtet sich vor allem an Leserinnen und Leser, die noch über kein Vorwissen verfügen. Der Schwerpunkt liegt auf Geldanlage und Vermögensaufbau, wobei klassischerweise zu einem Tagesgeldkonto in Kombination mit MSCI-World-ETFs geraten wird. Auch die Vor- und Nachteile von Einmalanlage und Sparplan werden gegenübergestellt. Der Autor gibt zudem Tipps, worauf bei der Wahl des Konto- und Depotanbieters zu achten ist, wo im Alltag versteckte Kosten lauern und welche Versicherungen wirklich notwendig oder eher verzichtbar sind. Viele Kapitel verweisen in Links auf das Online-Angebot der Stiftung Warentest, sind jedoch leider kostenpflichtig. Der Schreibstil des Buches ist sehr angenehm, locker und verständlich.

Das Buch richtet sich tendenziell eher an Leute, die sich in einer finanziell entspannten Lage befinden (auch wenn es ein Kapitel zum Schuldenabbau gibt), wie Kapitelüberschriften wie „100.000 EUR sind machbar“ nahelegen. Für einen alleinerziehenden Elternteil in Teilzeit mit zwei oder drei Kindern dürfte diese Aussage eher nicht gelten. Ich würde dieses Buch vor allem Jugendlichen und jungen Erwachsenen empfehlen, für die es eine sehr gute erste Orientierung in Finanzbereich bietet und kompakt und verständlich die wichtigsten Grundlagen vermittelt.

Bewertung vom 10.01.2025
Mein Sachen suchen Lieblingsbuch
Gernhäuser, Susanne

Mein Sachen suchen Lieblingsbuch


ausgezeichnet

Irgendwie sind die „Sachen suchen“-Bücher leider bisher komplett an mir vorbeigegangen, und erst jetzt habe ich durch meinen kleinen Neffen diese wundervolle Reihe entdeckt. „Mein Sachen suchen Lieblingsbuch“ bietet durch die vielfältigen Themen auf den einzelnen Doppelseiten viel Abwechslung – vom Bahnhof über einen Waldspielplatz bis zur Brückenmontage im Hafenbecken ist alles dabei. Die Zeichnungen sind dabei sehr schön gestaltet und in angenehm kräftigen, aber nicht knalligen Farben gehalten. Die detailreichen Wimmelbilder laden dazu ein, die daneben abgebildeten Gegenstände oder Tiere zu suchen und auch selbstständig weitere Details zu entdecken und zu benennen, sich sogar kleine Geschichten auszudenken, so dass auch die Sprachkompetenz gefördert wird. Durch den kurzen Text zu jedem Buch und die Bezeichnungen unter den Suchgegenständen vermittelt das Buch zusätzlich Wissen und erweitert den Wortschatz. Ein ganz hervorragendes, abwechslungsreiches Wimmelbuch ab ca. 2 Jahren!

Bewertung vom 10.01.2025
Mein artgerecht-Geschwisterbuch: Ich zuerst! Nein, ich! - Vorlesegeschichte von Nicola Schmidt für Kinder ab 2 Jahren
Schmidt, Nicola

Mein artgerecht-Geschwisterbuch: Ich zuerst! Nein, ich! - Vorlesegeschichte von Nicola Schmidt für Kinder ab 2 Jahren


gut

Streit und Konkurrenz unter Geschwisterkindern kennen die meisten Eltern aus ihrem Alltag, und dieses Buch regt dazu an, Wege aus Konflikten zu finden und ein harmonisches Miteinander unter Geschwistern zu fördern. Das Buch ist wunderschön illustriert und die kleinen Eichhörnchen schließt man sofort ins Herz.

Richtig toll ist auch das Zahnputzlied zur Melodie von „Brüderlein, komm tanz mit mir“ (wie passend!) – damit macht das allabendliche Zahnputzritual gleich mehr Spaß!

Ein bisschen schade finde ich, dass im Buch neben den Kindern nur die Mama vorkommt, ein Papa fehlt. Das suggeriert, dass die Erziehung nach wie vor reine Aufgabe der Mutter ist. Sehr zwiespältig stehe ich auch den an und für sich sinnvollen Erziehungstipps am Ende des Buches gegenüber. Diese haben meiner Meinung nach in einem Bilder- bzw. Vorlesebuch, das sich an Kinder richtet und auch von diesen gelesen wird (etwa älteren Geschwistern, die ihren jüngeren Geschwistern vorlesen) nichts verloren und gehören in einen Elternratgeber. Auch werden sich die Tipps in der Praxis nicht immer 1:1 umsetzen lassen und ich kann auch nicht alle Ratschläge mittragen. So ist es in vielen Familien schon aus finanziellen Gründen gar nicht anders möglich, als Kleidung und Spielzeug an jüngere Geschwister weiterzuvererben. Die Formulierung in der Wir-Form ist zudem sehr gewöhnungsbedürftig. Ich könnte mir auch vorstellen, dass durch diese Tipps das Buch, sollte es von Großeltern, Tante, Freundin etc. geschenkt werden, von sehr sensiblen Eltern als versteckte Kritik an ihrer Erziehung verstanden werden kann.

Bewertung vom 10.01.2025
Wackelkontakt
Haas, Wolf

Wackelkontakt


ausgezeichnet

Eigentlich liebe ich realistische Geschichten, die so tatsächlich passieren könnten. Eigentlich. Denn für Wolf Haas mache ich mit großer Freude immer wieder eine Ausnahme. Wie schon in „Das Wetter vor 15 Jahren“ bedient sich Haas bei „Wackelkontakt“ der Metafiktion. Escher, dessen Steckdose einen Wackelkontakt hat, liest, während er auf den Elektriker wartet, ein Buch über einen Kronzeugen der Mafia, der seinerseits ein Buch liest über Escher, der auf den Elektriker wartet. Ähnlich wie bei einem elektrischen Wackelkontakt schaltet das Buch flirrend zwischen den Erzählebenen um, wechselt zwischen Escher und dem Mafioso, treibt beide Handlungen voran, aufeinander zu und verwebt sie kunstvoll miteinander. Gepaart mit Haas‘ messerscharfer Sprache und seinem unverwechselbaren Wortwitz ist hierdurch ein Roman entstanden, der beim Lesen auf mich einen regelrechten Sog ausgeübt hat, so dass ich ihn nicht mehr aus der Hand legen wollte. Auch nachdem ich das Buch beendet hatte, ging es mir lange nicht aus dem Kopf, und ich sinnierte über Dinge nach, die im Vagen geblieben waren, und meine Gedanken zu Perspektiven, Zeitschleifen, Kausalität begleiteten mich sogar in den Schlaf.

Da im Buch Themen wie Selbstreferenzialität und Zeitschleifen eine Rolle spielen, erinnerte ich mich wieder an "Gödel, Escher, Bach - ein endloses geflochtenes Band" von Douglas R. Hofstadter, das ich vor über 20 Jahren während meines Mathematikstudiums gelesen habe. Ich habe das Gefühl, dass auch Wolf Haas dieses Buch und seine philosophischen Theorien kennt.

Fazit: Sprachlich und erzählerisch ein echter Haas, der mich wieder begeistert hat. Für mich ein echtes Highlight und eine unbedingte Leseempfehlung!