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Benutzername: 
lalunara
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Heidesee
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lese fast alles

Bewertungen

Insgesamt 120 Bewertungen
Bewertung vom 22.04.2025
Kummersee
Schwarz, Iver Niklas

Kummersee


ausgezeichnet

Unwahrscheinlich spannend
Kummersee hat mich bereits als Leseprobe so gefesselt, dass ich unbedingt den gesamten Thriller lesen wollte und ich habe es nicht bereut.
Erzählt wird die Geschichte von Lena, die als 9-jährige ihren Bruder Tom beim Schwimmen verloren hat und seit damals wusste, dass dieser nicht einfach ertrunken ist.
Nun, viele Jahre später kommt sie erneut nach Kummersee, um ein Vermessungsteam zu schützen, dass herausfinden will, ob Kummersee bzw. der Ort Horlow sich als Endlager eignen.
Und dann passieren schreckliche Morde und Lena beginnt mit ihrem alten Freund Andreas im See zu suchen, nach Antworten.
Und es öffnet sich eine Geschichte, die so unglaublich, aber trotzdem vorstellbar ist.
Mehr möchte ich nicht verraten. Dieser Thriller ist definitiv die Lesezeit wert. Ich brauchte 4 Tage, weil ich leider nicht pausenlos lesen konnte. Dieses Buch empfehle ich allen, die gern Gänsehaut beim Lesen haben.

Bewertung vom 17.04.2025
Das Licht in den Wellen
Mommsen, Janne

Das Licht in den Wellen


ausgezeichnet

Schöner Sommer-Familienroman
Das Licht in den Wellen hat mir gut gefallen. Ich hatte vorher Bücher mit mehr Dramatik gelesen und da kam Janne Mommsens Buch gerade recht, um entspannter in den Tag zu starten, denn ich lese meist früh bei einer Tasse Kaffee.
Hier schien die Sonne, in New York schien auch fast immer die Sonne. Was will man mehr?
Für den Grund, weshalb Inge 1947 von Föhr nach New York gegangen ist, müssen wir uns mehr als 240 Seiten gedulden und auch dann wird das Thema erst angerissen. Für die Auflösung muss man tatsächlich bis ans Ende des Buches gelangen.
Am Ende für mich nicht so spektakulär, wie wahrscheinlich gedacht. Für mich war es toll zu lesen, wie Inge mit ihrem besonderen Kartoffelsalat den amerikanischen Traum lebt und aufsteigt in eine Liga, die auf Föhr vermutlich noch gar nicht gefunden wurde. Das Buch liest sich gut und Inge kann man mögen. Sie bleibt im Herzen immer ein Mensch aus Norddeutschland und keineswegs abgehoben.
2022, fast 100-Jährig, nimmt sie mit ihrer Urenkelin Swantje ein Schiff nach New York, um noch einmal ihr Leben Revue passieren zu lassen und auch, um Swantje zu einer Zukunft zu verhelfen.
Das Licht in den Wellen ist kein Thriller und trotzdem mag ich das Buch sehr gern. Sowohl Föhr, als auch New York werden super beschrieben. Ich denke, zumindest Föhr wird demnächst auf meiner Reiseliste stehen, New York ist mir einfach zu weit. Aber etwas Fernweh meldet sich da schon.

Bewertung vom 12.04.2025
Die Frau und der Fjord
Strohmeyer, Anette

Die Frau und der Fjord


ausgezeichnet

Eine Geschichte über Heilung

Ich hatte die Leseprobe verschlungen und war mir sicher, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Ich hatte mich nicht geirrt. Die Frau und der Fjord ist ein Buch, dass ich nicht mehr missen möchte.
Erzählt wird die Geschichte von Gro, die ihren Mann auf tragische Weise verloren hat und mit der Trauer leben lernen muss. Jeder, der einen lieben oder sogar den liebsten Menschen verloren hat, wird dies nachvollziehen können.
Gro sucht sich dafür eine kleine Hütte an einem sehr einsamen Ort auf den Lofoten in einer traumhaft schönen Landschaft. Hier entwickelt sie auch einen ganz neuen Blick auf Flora und Fauna und beginnt darüber nachzudenken, wie viel Schaden das Bohren nach Erdöl und damit ihre bisherige Arbeit an der Natur angerichtet hat. Und so beschließt sie, mitzuhelfen, dieses landschaftliche Paradies zu schützen und kommt auf diesem Wege auch Stück für Stück heraus aus der Einsamkeit und der lähmenden Trauer um ihren verstorbenen Mann.
Mir hat dieses Buch phantastisch gefallen, leider hatte ich es innerhalb von 2 Tagen ausgelesen. Es las sich sehr schnell, war spannend und kleine Kapitel machen das Buch sehr übersichtlich. Allerdings verführen diese Kapitel auch dazu, zu sagen, ach das eine Kapitel schaffe ich noch. Naja und dann noch eins und noch eins. Buchliebhaber und Romanleser werden mich verstehen.
Ich empfehle dieses Buch allen Lesern, die gern einen guten Roman lesen und Skandinavien mögen. Ganz ehrlich, diese Geschichte in Griechenland oder Italien hätte ich mir nicht vorstellen können. Meine Sehnsucht Skandinavien konnte ich mit diesem Buch gut weiterträumen.

Bewertung vom 11.04.2025
Von hier aus weiter
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


ausgezeichnet

Das Buch ist zu kurz
Einen Tag habe ich benötigt, um mich durch dieses tolle Buch zu lesen und das ist auch mein einziger Kritikpunkt. Das Buch hätte gern doppelt so lang geschrieben sein können.
Die Geschichte um Marlene, die plötzlich nach dem Freitod ihres Mannes Witwe geworden ist, ohne eigene Kinder, ist wunderbar geschrieben, mit feinem Humor und doch auch tiefer Traurigkeit und Wut. So wird Marlene beschrieben.
Wie überlebt sie den Tod ihres Mannes, ohne den sie sich ein Leben nicht mehr vorstellen kann? Hilfe bekommt sie vom Klempner Jack und der Ärztin Ida. Beide sind auch irgendwie anders, wie auch Marlene.
Alle drei stehen nicht im Rampenlicht und haben auch keine Ambitionen ihr Leid und oder ihre Freude ständig in die weite Welt zu posten. Das macht sie sehr sympathisch in meinen Augen.
Als Jack zu Marlene zieht beginnt diese wieder zu leben. Mir ist das alles ein wenig zu kurz beschrieben. Hier hätte die Autorin gern noch ausführlicher erzählen können. Auf der anderen Seite kann der Leser hier natürlich dann auch die Phantasie die Lücken füllen lassen.
Von hier aus weiter war jedenfalls nach einem Buch mit vielen klugen und schönen Sätzen, eine Erholung für das Gehirn.
Ich empfehle dieses Buch allen Romanlesern, die keine 500 Seiten benötigen.

Bewertung vom 07.04.2025
Das ist Glück
Williams , Niall

Das ist Glück


ausgezeichnet

Ein leises Buch aus Irland
Das Buch von Niall Williams beschreibt eine kleine Gemeinde in Irland – Faha – aus der Sicht eines Jungen Noel, der 1958 dort bei seinen Großeltern lebte und nun heute als älterer Mann die Ereignisse von damals reflektiert.
Dieses Buch lebt durch seine wunderschöne und feine Sprache, den tiefsinnigen und leisen Humor und der Beschreibung der Menschen und der Umstände.
Niall Williams hat keinen Pageturner geschrieben. Wer einen solchen erwartet, tut gut daran, sich vorher zu informieren und die Leseprobe zu kosten.
Ich habe die langen Schachtelsätze und den hintergründigen Humor, der uns in diesem Buch in jedem Absatz begegnet, geliebt und schon auf der ersten Seite habe ich meinem Mann daraus vorgelesen.
Beschrieben wird Irland 1958, das Jahr in dem die Elektrizität nach Faha kommt. Dies geschieht nicht ohne Komplikationen und Unfälle und Noel hat das große Glück, sich ernsthaft, ohne bleibende Schäden zu verletzen. Ein Glück deshalb, weil Niall sich das erste Mal verliebt, in die jüngste Tochter des Arztes. Im Haus seiner Großaltern ist zu der Zeit, als Niall dort wohnte, ein älterer Mitarbeiter der Elektrizitätsfirma eingezogen. Die beiden teilen sich ein Zimmer und ein wenig auch ihre Geheimnisse. Christy kam vorrangig in dieses Dorf, um seine alte Liebe zu sehen. Mehr will ich dazu aber nicht verraten.
Der junge und der ältere Mann sind jedenfalls auch vereint in ihrem Liebeskummer und das schweißt zusammen.
Besonders ein Kapitel im Buch fand ich sehr aussagekräftig, als ein Anbieter von Elektrogeräten ins Dorf kam und seine Waren angepriesen hat und auf welch subtile Art er den Bewohnern sagt, dass sie jetzt eigentlich erst ein wertvolles Lebens führen werden und vorher alles schlecht war, hat mich erschüttert, aber eben auch an heutige Werbung erinnert. Dieses Kapitel habe ich gleich zweimal gelesen, es war wunderbar humorig untersetzt.
Abschließend empfehle ich dieses wunderschöne Buch allen, denen eine wunderbare Sprachgestaltung ebenso wichtig ist, wie der Inhalt eines Buches. Sie werden viel Freude mit dem Buch haben.

Bewertung vom 30.03.2025
Ein Raum zum Schreiben
Valla, Kristin

Ein Raum zum Schreiben


ausgezeichnet

Die Suche einer Frau zu sich selbst
Das macht Kristin Valla und ich bewundere sie dafür, dass sie es trotz Mann und Kindern schafft, sich aufzumachen, Meere zu überqueren, in fremde Gewässer zu tauchen, in fernen Betten zu nächtigen und kein schlechtes Gewissen zu entwickeln, weil sie an ihre Arbeit, ihre Ziele, an sich denkt. Dann findet sie ein ziemlich räudiges Häuschen in Frankreich und kauft es. Ein wenig blauäugig und naiv kommt das schon rüber, aber wenn man verliebt ist – wer fragt dann nach Herkunft und Zukunft. Und verliebt kann man sicher sein, in ein Häuschen und oder Land und Leute drumherum.

Erst einmal fällt sie dort in ein Loch, aber mit dem Reinigen des Häuschens beginnt die Bewohnung desselben und der Ärger und etwas Hoffnungslosigkeit, dieses Häuschen bewohnbar zu machen. Letztendlich benötigt sie dafür dann doch den Rückhalt ihrer Familie.

Wie gern denke ich auch einmal darüber nach, ein Häuschen ausschließlich nur für mich und ab und an einige wenige Besucher zu haben. Ich würde es zur Hälfte mit meinen Büchern füllen und die andere Hälfte würde meinem Hobby für Handarbeiten gehören. Ein schöner Traum und ungewöhnlicherweise denke ich dann auch in erster Instanz nicht an Mann und Kinder.

Mir gefallen die Exkurse in andere Frauen-Schriftstellerleben, etwa Amalie Skram, deren 4 Bücher – Die Leute von Hellemyr – mich zu einem Spontankauf motivierten und die nun auch demnächst gelesen werden wollen. Virginia Woolfs Buch – Ein Zimmer für sich allein – wartet erst einmal auf einer Leseliste. Aber auch die vielen anderen genannten Schriftstellerinnen und ihre Häuser machen so viel Lust auf das Lesen der Bücher dieser Autorinnen und ich werde die lange Liste der Quellen wohl an meinen Kühlschrank pinnen und über die Jahre als Leseinspiration nehmen.

Dies ist kein Roman, der einen voller Dramatik umhaut. Es ist ein leises Buch, das ich ganz sicher mehrmals lesen möchte, weil der Mut der Autorin und der vielen genannten anderen Schriftstellerinnen für sich selbst da zu sein auf mich abfärben und mir Mut für mein Leben geben und den Input, etwas positiv für mich zu ändern.

Bewertung vom 24.03.2025
Vor hundert Sommern (eBook, ePUB)
Fuchs, Katharina

Vor hundert Sommern (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein ereignisreiches Stück deutscher Geschichte
Die Hauptprotagonisten dieser Geschichte von Katharina Fuchs sind Elisabeth – die betagte Mutter von Anja, Lena – die Tochter von Anja und Enkelin Elisabeths.
Elisabeth musste aus ihrer Berliner Wohnung ausziehen in ein Heim bei Hamburg, wo Anja wohnt. Anja und Lena räumen die Wohnung aus und finden dabei viele Fragen an Mutter und Oma und deren Lebensgeschichte, die kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges in Berlin ihren Anfang nahm.
Elisabeths Leben wurde stark geprägt durch ihre Tante Clara. Von dieser erzählt sie dann auch immer wieder und dies ist für mich der interessante Teil der Geschichte. Zumal man mit Clara eine Brücke schlagen kann zu einer anderen Buchreihe von Katharina Fuchs – einem anderen Arm der Familie, wenn man so will.
Deutlich wird dem Leser vor Augen geführt, wie schwierig das Leben Elisabeths und Klaras war und wozu Menschen fähig waren, um ihr Leben zu retten und das ihrer Kinder. Zu diesem Erzählstrang mein absolutes Einverständnis, spannend und einfühlsam erzählt – eine Geschichte über mutige Frauen.
Anders werte ich Anjas, Lenas und Anabels (erstgeborene Tochter von Anja). Hier jagt ein mimimi das andere. Probleme, wie Arbeit, Gesundheit, Mobbing wegen angeblichen Übergewichts werden hier zu riesigen Eisbergen aufgetürmt. Die erscheinen mir im Vergleich zu den wirklichen Überlebensproblemen Elisabeths und Claras wie absolute Bagatellfälle.
Hinzu kommen die Klischees, die hier vorgelebt werden – Lena ist Veganerin und im Tierschutz aktiv, arbeitet als Hundefriseurin, was für mich ein ziemlich unnützer Beruf ist und studiert ein Fach, nunja, gäbe es das nicht, wäre die Welt auch nicht verloren. Natürlich erreicht sie zum Ende des Buches neue Stärke durch die Erzählungen der Oma. Denn das Schweigen der älteren Generation verunsichert die junge Generation? Anabel verdient ihr Geld mit Posten von unnützen Details auf diversen Internetkanälen. Auch dies für mich ein absolut unwichtiger Job, wenn er auch unverständlicher Weise jede Menge Geld einbringen kann. Anabel hat Schulterschmerzen und soll kürzer treten beim klicken und knipsen und das kann doch wohl niemand wirklich von ihr verlangen. Ganz ehrlich – für mich eine verlorene Jugend. Nun ja und Anja arbeitet in einer Bibliothek. Sie entdeckt antisemitische Schriften und macht dies öffentlich, informiert auch die Polizei und erhält auf Grund dessen nicht die Beförderung, die sie sich erarbeitet hatte. Vorangegangen war der Anschlag der Hamas auf Israel am 07.10.2023. gegen Hass und Hetze muss man sich positionieren, soweit bin ich Anjas Meinung, aber meiner Meinung nach wird hier sehr einseitig beschrieben, auf welcher Seite die Autorin steht. Immer wieder gibt es den erhobenen Zeigefinger und mir eindeutig zu eindeutig und deshalb unglaubwürdig und nicht durchdacht. Es ist gut als Autor eine Position zu haben, aber Ursache und Wirkung sollte man in Einklang bringen.
Letztendlich ist das Buch gut zu lesen, aber lieber hätte ich ausschließlich Elisabeths und Claras Geschichte gelesen.

Bewertung vom 24.03.2025
Schwebende Lasten
Gröschner, Annett

Schwebende Lasten


ausgezeichnet

Buch über eine Heldin
Hanna ist Blumenbinderin. Ohne Eltern wächst sie ungeliebt bei ihren Halbschwestern auf.
Sie kann wunderschöne Blumenarrangements binden. Diese werden dann im Namen der einen Schwester verkauft.
Sie kann durch die Heirat mit Karl diesen Umständen entfliehen und hat einen eigenen kleinen sehr erfolgreichen Blumenladen, den sie allerdings in der Zeit des 2. Weltkrieges wieder aufgeben muss. Ihr Mann verliert durch einen Arbeitsunfall ein Bein und so hat sie sich neben der Kinder auch noch um Karl zu kümmern.
Im 2. Weltkrieg hat sie 3 Kinder, 2 Mädchen, die bei ihr leben und den Erstgeborenen, der bei den Großeltern väterlicherseits seine Heimstatt gefunden hat, was ihr durchaus zu schaffen macht.
Sie kommt permanent an ihre Kümmergrenzen, gibt aber nie auf. Karl war nie eine Hilfe, nun, nur mit einem Bein ist er eine zusätzliche Last. Für eine unheilige Allianz mit dem Teufel Alkohol, ob dafür Geld zur Verfügung steht oder nicht, reicht es trotzdem allemal. Allerdings versucht auch er, im Rahmen seiner verbliebenen Möglichkeiten sich nützlich zu machen und zu arbeiten.
1943 kommt noch Selma zur Welt. Nun hat Hanna 4 lebende Kinder. Mehrere hatte sie abgetrieben, eines war eine Fehlgeburt. Karl ließ sie nicht in Ruhe. Zum Kriegsende kündigt sich dann noch das 8. Kind an, inklusive der nicht lebenden Kinder.
Hier wird ziemlich sachlich über ein sehr anstrengendes und übererfülltes Leben berichtet. Das macht die Beschreibung zum Beispiel des Bombenangriffs auf die Kirche als Hanna mit ihren Kindern verschüttet wird, umso grausamer und tragischer. Nach dem Bombenangriff verliert sie ihren Sohn an das Feuer und wird nie wirklich damit fertig.
Um ihren Kindern etwas bieten zu können, wird Hanna Kranführerin. In der DDR war das möglich. Hier konnten Frauen Männerberufe lernen und verdienten dann auch dementsprechend gleiches Geld für gleiche Arbeit.
Zeit ihres Lebens bleibt Hanna die Liebe zu Blumen. Mit Blumen ist sie nie einsam, auch nicht, als die Kinder groß und Karl verstorben ist. Mit Blumen ist alles gut. Und auch das Ende dieser großartigen Frau wird durch die Blumensaat zu etwas Ewigem. Sie hat so viele tragische und dramatische Schicksalsschläge überlebt, nie einen Psychologen besucht, sondern sich immer wieder gerappelt und nach vorn geblickt.
Hanna steht für eine Frauengeneration, denen nichts geschenkt wurde, nicht einmal das eigene Leben und denen wir heute alles verdanken. Das sind und waren unsere Mütter und Großmütter, allerdings eine aussterbende Generation.
Alles in allem ein trauriges, aber zutiefst lebensbejahendes Buch in jeder schrecklichen Etappe ihres Lebens. Es zeigt, wozu der menschliche Wille fähig ist – dieses Buch über eine Heldin.

Bewertung vom 14.03.2025
Was ich von ihr weiß
Andrea, Jean-Baptiste

Was ich von ihr weiß


ausgezeichnet

Fesselnde Lebensgeschichte
Mimo, Michelangelo Vitaliani ist dabei, sein Leben in einem Kloster zu beenden, in dem er bereits 40 Jahre lebt. Er ist über 80 Jahre alt und blickt auf ein sehr außergewöhnliches, spannendes und arbeitsreiches Leben zurück. Und an dieser Rekapitulation lässt uns Mimo teilhaben.
Er hat sich zum überaus erfolgreichen Bildhauer hochgearbeitet, das Talent hatte sich wahrscheinlich von seinem Vater vererbt, der leider früh verstarb. Seine Mutter schickte ihn zu einem Bekannten, auch Bildhauer, der der Familie noch etwas schuldig war.
Leicht hatte es Mimo nie. Er war erst 12 Jahre alt und der Bildhauer mochte ihn nicht, war eifersüchtig auf sein Talent.
Mimo lernte die reiche Tochter der Orsinis Viola kennen. Diese eröffnete ihm eine ganz neue Welt der Bildung, aber auch der Täuschung. Viola war in seinem Alter. Ihr Traum vom Fliegen brachte ihr böse Verletzungen ein. Gemeinsam mit Mimo und einem anderen Jungen aus dem Dorf bastelten sie an einem Fluggerät.
Wichtig zu erwähnen ist, dass Mimo kleinwüchsig war und deshalb sehr zu kämpfen hatte, um sich zu behaupten, in jeder Beziehung.
Mimo und Viola wurden später getrennt. Mimo arbeitete in vielen großen Städten. Er wurde immer besser. Kirche und gut betuchte Familien gaben ihm Aufträge der Bildhauerei.
Nicht so gut gefallen hat mir die Bedienung des Klischees, dass kleinwüchsige Menschen immer unbedingt beim Zirkus landen müssen. So erging es auch Mimo eine Zeit und natürlich trotz der Klugheit war er der Feierei und dem Alkohol und später auch Drogen nicht abgeneigt. Er fing sich aber immer wieder.
Dieses Buch hat mich zunehmend begeistert. Besonders die wechselvolle Freundschafts- und Liebesgeschichte zwischen Mimo und Viola ist interessant, aber auch die Entwicklung Mimos ist wirklich super dargestellt, Rückschläge kann man gut nachvollziehen und man wünscht ihm ständig Erfolg und freut sich oder leidet mit ihm.
Die gut 500 Seiten haben sich unbedingt gelohnt und der Prix Goncourt für dieses Buch ist wohl verdient.

Bewertung vom 10.03.2025
Mein wunderbarer Cottage-Garten
Groeningen, Isabelle van

Mein wunderbarer Cottage-Garten


ausgezeichnet

Vorfreude auf Frühling, Sommer, Herbst und Winter
Mein Wunsch, im Garten etwas Vernünftiges zu Wege zu bringen, ist leider seit ewigen Zeiten schon größer, als mein Wille. Aber das macht nichts.
Ich liebe Gartenbücher anzuschauen und zu lesen und dieses von Isabelle van Groeningen hat mir außerordentlich gut gefallen. Der einzige Kritikpunkt, es hätte gern doppelt so dick sein können, um noch mehr Platz für die schönen geschmackvollen Fotos aus dem Cottagegarten in Coleshill zu schaffen.
Diesen Garten hätte ich mir so gern einmal selbst angesehen. Die einzelnen Fotos zeigen einen Garten mit vielen Facetten. Besonders gut finde ich dabei, dass hier offensichtlich viel Wert auf Wohlfühlen von Bewohnern und Pflanzen gelegt wurde.
Schade, dass das Brahma Huhn Experiment abgebrochen werden musste, weil einfach zu viele Reisen anstanden und auch Hühner nun einmal Pflege und etwas Betreuung benötigen. Ich liebe Hühner und irgendwann habe ich ganz sicher auch mal welche.
Die Kapitel über die vielen Nutzgartenpflanzen fand ich besonders interessant. Ein wenig hat mich die Menge der verschiedenen Pflanzen und Blumen erschlagen, die in diesem Garten in Coleshill angepflanzt, gesät wurden oder sich selbst dort angesät haben. Wie man hier den Überblick behält, fordert meine absolute Hochachtung.
Die Abfolge der einzelnen Blüh- und Fruchtphasen ist eine Wissenschaft für sich und erscheint mir als Laie zum Teil sehr kompliziert. Aber ohne Wissen und Fleiß hier eben auch kein Preis.
Das Buch hat mich begeistert und ich habe mir vorgenommen, in diesem Jahr die Gartenakademie in Berlin zu besuchen. So weit wohne ich nicht weg und die Bilder dazu im Internet sehen toll aus. Ich bin gespannt, wie die Autorin hier ihre Träume von Gartengestaltung umgesetzt hat.