Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
utaechl
Wohnort: 
Bremen
Über mich: 
http://taechl.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 264 Bewertungen
Bewertung vom 29.08.2023
Harrowmore Diary (Band 1): Tibby und der Fluch der Trommel
Rademacher, Miriam

Harrowmore Diary (Band 1): Tibby und der Fluch der Trommel


ausgezeichnet

Flüche, Gespenster, eine Portion Glück und komische Gestalten

Tibby Harrowmore ist, wie die anderen Mitglieder seiner Familie, etwas anders, als der durchschnittliche Brite. Er kann Geister sehen und hat das Glück immer auf seiner Seite, wenn er es besonders benötigt. 1958 beginnt für ihn ein neues Abenteuer, das ihn nach Afrika führt, reichlich Überraschungen bereithält und in dem der Humor nicht zu kurz kommt. Ein kurzweiliger Lesespaß, nach dessen Ende ich mich schon auf den nächsten Eintrag in sein Tagebuch freue.

Tibby wird von seinen neuen, eigenartigen Freunden Cayden und Abe darum gebeten, sich einer Afrikaexpedition anzuschließen. Er kommt der Bitte nach und rutscht in ein Abenteuer, das ihn nicht nur in den tiefsten Dschungel, zu merkwürdigen Ureinwohnern, Flüchen und seltsamen Vorgängen führt, sondern seine berüchtigte Glückssträhne aufs äußerste strapaziert.

Die Charaktere sind rundum gelungen. Angefangen mit Tibby, dem man sofort rundum ins Herz schließen muss. Mit Wanda bekommt er eine interessante Reisebegleitung, die einiges zu verbergen hat. Cayden und Abe sind ein Paar, dessen Pläne und Herkunft doch zu denken geben und Maxwell als Leiter der Expedition, sowie der immer frierende Alan runden die kleine Gruppe ab.

Bei diesem Buch ist es schwierig, nicht zu viel zu verraten. Deshalb rate ich lieber jedem, selbst zu der Geschichte rund um den Fluch der Trommel zu greifen. Die perfekte Mischung aus Abenteuer, besonderen Charakteren, irrwitzigen Situationen, perfekter Planung und ein bisschen Pflanzenkunde sorgen für ein Buch, das man hervorragend leicht lesen und genießen kann. Ein bisschen Übersinnliches darf bei der Familie Harrowmore nicht fehlen, die Handlung vollzieht einen hervorragenden Kreisschluss und Tibby als Held ist einfach ein Erlebnis.

Wie zu vermuten hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es passt perfekt in das „Banshee Livie“- Universum. Ich bin gespannt darauf, welche Abenteuer noch auf Tibby warten. Abenteuerfans, die eine gehörige Portion Fantasy mögen, werden begeistert sein.

Bewertung vom 06.07.2023
Zwei Fremde
Griffin, Martin

Zwei Fremde


gut

Ein Thrillersetting, das es schwer macht, Spannung aufzubauen

Ein Thriller, bei dem der Untertitel „Einer will dir helfen. Der andere dich töten. Aber du weißt nicht, wer“ lautet, kann ja kaum mehr über den Handlungsverlauf verraten und jeder Fan des Genres sollte sich vorstellen können, wie es ungefähr ablaufen wird. Eine ganz schwierige Ausgangssituation, die durch Hintergrundgeschichten der Charaktere zum Glück einigermaßen belebt wird.

Remie Yorke hat ihren letzten Arbeitstag in einem Hotel in den Highlands in der Nähe eines Gefängnisses. Ein Schneesturm sorgt dafür, dass der Tag anders verläuft, als gehofft. Unerwarteter Besuch taucht auf und weist sich als Polizist aus, der bei einem Verkehrsunfall verletzt wurde. Er sollte einen Mörder überführen, der nun in der Gegend untergetaucht ist. Remie und die letzten Hotelgäste schlittern in ein Abenteuer, bei der nicht nur der wenig später auftauchende Mann, der ebenfalls behauptet derselbe Polizist zu sein, dafür sorgt, dass es keine ruhige Minute bis zum nächsten Morgen geben wird.

Remie Yorke ist jemand, mit dem man sich sehr gut identifizieren kann. Ihr Verhalten passt, ihre Reaktionen stimmen und ihr Grund, warum sie sich in den Highlands aufhält, geheimnisvoll. Warum sie allerdings erst den einen und dann den anderen Polizisten ins Hotel lässt, ihnen alles zeigt und auch die restlichen Gäste in Gefahr bringt, bzw. miteinbezieht, ist schon etwas überraschend. Selbst wenn der Sturm tobt, es keinen Kontakt nach außen gibt und derjenige vor der Tür verletzt ist, sollte man sich doch versichern, dass er wirklich derjenige ist, der er vorgibt zu sein. Ein Verhalten, dass natürlich bestraft wird und für spannende Handlung sorgt.

Gaines I und Gaines II spielen perfekt den Polizisten, wissen ihre Rolle zu nutzen und vor allem Gaines I lässt es gar nicht zu, dass man an seinen Taten zweifelt. Dies ändert sich erst mit dem Auftauchen des zweiten Verunglückten. Nicht nur die beiden, sondern auch alle anderen Charaktere in diesem Buch haben eine eigene Agenda, die sich nach und nach erst aufdeckt und für die Spannung sorgt.

Den Thriller kann ich nur denjenigen empfehlen, die sich durch das durchsichtige Setting nicht abschrecken lassen. Zwar gibt es ein paar spannende Hintergrundinfos, es passiert einiges und die Situation an sich ist gut nachvollziehbar, aber man könnte ja stattdessen auch einen weit weniger vorhersehbaren Thriller lesen. Das Buch ist gut geschrieben und die Charaktere stimmig. Trotzdem würde ich nicht noch einmal nach einem Buch mit so einer Ausgangssituation greifen. Aber macht euch gerne selbst ein Bild von „Zwei Fremde“, vielleicht ist die Handlung ja für euch etwas.

Bewertung vom 04.07.2023
Federgold
Meißner, Regina

Federgold


ausgezeichnet

Von der Prinzessin zur Gänsemagd, ein Märchen mit starken Hauptcharakteren

„Federgold“ ist ein Spin-Off zu der Reihe „Der Fluch der sechs Prinzessinnen“. Die Geschichte orientiert sich am Märchen „Die Gänsemagd“ der Gebrüder Grimm, konnte mich jedoch mit der spannenden Handlung, den tollen Charakteren und den Finsteren, die bedrohlich im Hintergrund agieren, überzeugen. Ein tolles, modernes Märchen, bei dem man durch die vielen überraschenden Wendungen kaum zum Durchschnaufen kommt.

Prinzessin Idalia ist Prinz Elric aus dem benachbarten Königreich Syllitist versprochen und macht sich nach dem Tod ihrer Mutter auf, ihn endlich zu treffen. Begleitet wird sie von ihrer Magd Scarlett, die die Reise für ihre eigenen dunklen Zwecke nutzen will. Sie lässt die Prinzessin im Wald betäubt zurück und will selbst ihre Rolle übernehmen. Der Plan scheint aufzugehen, doch bekommt Idalia dank ihrem Retter Norik die Chance, vielleicht doch noch ihren angestammten Platz einnehmen zu können.

Die Kurzbeschreibung auf dem Buchrücken verrät schon sehr viel und ich bin froh, das Buch ohne die Hintergrundinformationen gelesen zu haben. So war es dann doch viel spannender. Umso ungespoilert man in die Handlung eintauchen kann, desto mehr kann man mit den Hauptcharakteren mitfühlen.

Die Handlung wechselt zwischen Idalia und Scarlett hin und her und man erlebt abwechselt deren Blick auf die Geschichte. Es fällt gar nicht so leicht, einen favorisierten Charakter für sich zu wählen. Idalia ist als gut behütete Prinzessin eher nicht auf ein normales Leben vorbereitet, und Scarlett ist dank des dunklen Einflusses eine Anti-Heldin, an die man sich erst gewöhnen muss. Hinzu kommen Norik, der eine gelungen mysteriöse Rolle spielt, und der Prinz, der eher durch Abwesenheit glänzt.

Die Hauptcharaktere zeigen für ein Märchen schon sehr viele unterschiedliche Facetten, während König, Königin und Hofstaat eher märchenhaft einfach gestaltet sind. So bleibt ersteren mehr Platz sich zu entfalten.

Bewertung vom 08.03.2023
Bookboy
Leimann, Silke;Schiller-Rall, Martina;Acker, Andreas

Bookboy


ausgezeichnet

Bücherausliefern kann so abwechslungsreich sein

Lange ist es her, da war ich selbst so eine Art „Bookboy“ und habe Bücher in der Stadt verteilt. Da es aber eine normale Buchhandlung war, blieben mir zum Glück all die Abenteuer erspart, die Fabius Flieder an einem Tag erleben muss. Jede Stunde des Tages wartet eine neue Lieferung und ein neues Abenteuer auf den Bookboy. Abwechslungsreich, überraschend, gefährlich, bewegend und so viel mehr sind die Geschichten, die auf die Lesenden warten.

Torsten Low liefert die Rahmenhandlung für die Abenteuer, die die anderen zweiundzwanzig Autor:innen zur Anthologie beigetragen haben. Die Geschichten sind meist minimal aufeinander aufbauend, so dass man meint, all diese Erlebnisse könnte Fabius an einem Tag erlebt haben.

Die 24 Geschichten bieten ein breites Spektrum an unterschiedlichen Genres, deren Bücher man nicht nur in Berthold Flieders Buchhandlung „Leseratte“ finden kann. Es war für mich spannend, herauszufinden, wie die einzelnen Autor:innen an die Grundidee herangegangen sind. Dabei war ich erfreut, dass mir die Geschichten rundum gefallen haben.

Ich kann die Anthologie jedem empfehlen, der sich schon einmal gefragt hat, wie so ein Tag eines Buchlieferanten ablaufen könnte. Es sind reichlich bekannte Namen unter den Schreibenden. Die Idee, der Anthologie eine Rahmenhandlung zu geben, hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Ein Buch für Fans von Fantasy, Humor, Horror, Märchen, Action, Mysterie, Science-Fiction und weiterer Genres, die gespannt darauf sind, was einem fahrradfahrenden Bookboy so alles zustoßen kann.

Bewertung vom 08.03.2023
Die drei ??? und die flüsternde Mumie
Tauber, Christopher

Die drei ??? und die flüsternde Mumie


ausgezeichnet

Ra-Orkons Fluch funktioniert auch als Comic

„Die drei ??? und die flüsternde Mumie“ ist die zweite Graphic Novel nach „Die drei ??? und das Gespensterschloss“. Der zweite Band der Buchreihe ist 1969 in Deutschland erschienen und als zehnte Hörspielfolge 1980 veröffentlicht worden. Alle ???-Fans sollten also schon mehrmals mit dem Fluch in Kontakt gekommen sein und die Handlung gut in Erinnerung haben. Christopher Tauber und Ines Korth ist es meiner Meinung nach auch perfekt gelungen, die Geschichte in Bildern zu erzählen, es gibt viele Fanmomente und es bringt sehr viel Spaß, den drei Ermittlern beim Falllösen über die Schulter zu schauen.

Der Stil ist identisch zum ersten Teil, wobei die in der Nacht spielende Handlung und das vorherrschende Lila bei der Farbgebung noch mehr geworden zu sein scheint. Wie schon im ersten Teil haben mir die Charaktere und die Handlungsorte sehr gut gefallen. Die Mumie ist schön gruselig, der Fall mysteriös und eine niedliche Katze darf auch nicht fehlen.

Wer also schon den ersten Teil gelesen hat, kann problemlos zum zweiten greifen. Die hohe Qualität ist erhalten geblieben und Fans sollten definitiv mit den Graphic Novels ihr Buchregal erweitern. Die Reihe kann auch gut als Einstieg für die jungen Leser dienen, die eher an Manga und Comics gewöhnt sind. Und zum Glück wird die Reihe mit den rätselhaften Bildern fortgesetzt.

Bewertung vom 04.03.2023
Ein Dämon auf Abwegen / Dämonen-Reihe Bd.3
Asprin, Robert

Ein Dämon auf Abwegen / Dämonen-Reihe Bd.3


ausgezeichnet

Die Jagd nach dem ungewöhnlichen Geschenk

Einen Teil der Dämonen-Reihe habe ich damals Anfang der 1980er als Jugendlicher gelesen. Die Neuauflagen im Blanvalet Taschenbuch Verlag sind also für mich eine ideale Chance noch einmal zu Zauberlehrling Skeeve und sein Lehrmeister Aahz zurückzukehren. Die humorvollen Fantasygeschichten rund um dimensionsreisende Dämonen sind neben den Scheibenweltromanen von Pratchett die Bücher des Genres, die mir in bester Erinnerung geblieben sind.

Zauberlehrling Skeeve träumt immer noch davon, selbst Dimensionsreisen durchführen zu können, doch seine Ausbildung ist noch lange nicht so weit vorangeschritten. Bis dahin nutzt er die Chance sich mit Dämonin Tanda auf die Suche nach einem Geburtstagsgeschenk für Aahz zu machen. Die Suche führt sie an die entlegensten Orte und als Tanda endlich ein ultrahässliches Geschenk entdeckt hat, geht bei der Beschaffung so gut wie alles schief. Skeeve bleibt nur die Wahl sich an Aahz zu wenden, um Tanda zu befreien und die hässliche Trophäe für seinen Lehrmeister zu sichern.

Auch im dritten Roman wartet wieder ein ziemlich abgefahrenes Abenteuer auf Skeeve, das ihn an neue Orte, in große Gefahren und zu neuen Herausforderungen führt. Die Ereignisse sind ein bisschen zum Schmunzeln, die Welten und ihre Bewohner mehr als seltsam und das Dimensionsreisen rundum ein Erlebnis.

Besonders zu empfehlen ist diesmal auch das Hörbuch, das von Simon Jäger hervorragend eingelesen wurde. Die verteilten Rollen mit jeweils eigener Stimmlage sind ein Genuss und so kann man sich hervorragend in der Handlung verlieren.

Für mich hat sich der Ausflug in die Vergangenheit gelohnt. Ich hoffe, die weiteren Teile der Serie finden auch wieder eine neue Leserschaft. Ein lohnenswerter Ausflug in die Dämonenwelten der 80er und 90er Jahre. Geschichten von einem Autor, der mit seinen eigenen Dämonen kämpfen musste und den es sich lohnt, wiederzuentdecken. Für Fans humorvoller Fantasy, die sich gerne auf abgedrehte Handlungen einlassen.

Bewertung vom 03.03.2023
Das Gesetz der Natur
Winter, Solomonica de

Das Gesetz der Natur


ausgezeichnet

Beeindruckende Lebensgeschichte

Gaia Marinos ist die letzte Mutantin. Sie wurde von ihrem Lehrer sowohl im Kampf als auch im Lesen der wenigen Bücher, die es noch gibt, ausgebildet. Sie ist eine Ausgestoßene, deren Leben keinen Pfifferling wert ist, bis sie ihre Wichtigkeit beweisen kann. In der Zukunft ist in Neuamerika nach einem Atomkrieg viel Wissen verloren gegangen. Die Welt wurde in eine Zeit vor die Entdeckung der Schusswaffen zurückversetzt. Das Buch erzählt von Gaias Kampf in einem Umfeld, zu dem sie nicht wirklich gehört.

„Das Gesetz der Natur“ ist ein dystopischer Science-Fiction Roman, bei dem die Lesenden sehr nah am Hauptcharakter alles miterleben können und müssen. Die genauen Beschreibungen sorgen dafür, dass man fast in die Haut der Mutantin schlüpfen kann. Ein Erlebnis, das in den meisten Fällen eher unangenehm ist. Das Leben meint es einfach nicht gut mit ihr und trotzdem schafft sie es, die Geschicke der Welt zu beeinflussen und ihrer geheimen Aufgabe, die Suche nach den letzten Büchern, nachzugehen.

Sie findet tolle, interessante Freunde, eine Familie und Weggefährten, die ihr Leben für sie geben würden. Trotzdem scheint es nie genug zu sein, um für längere Zeit ein glückliches Umfeld zu erzeugen. Das macht es nicht ganz so leicht, die Geschichte zu verdauen, und sorgt dafür, dass man sich oft denkt, was denn nun noch Schlimmes kommen kann. Der Autorin gehen da einfach nicht die Ideen aus. Es geht um verlorenes Wissen, Technik, die nicht mehr in die Welt passt und alles verändern kann und eine Frau, die sich zum Spielball der Mächtigen machen lassen muss. Das Umfeld ist grausam, Kämpfe brutal, Verletzungen an der Tagesordnung und reichlich Feuer darf auch nicht fehlen.

Das sehr düstere Szenario hat mir trotzdem sehr gut gefallen. Ich mochte es, mit Gaia zu leiden und die positiven Momente zu genießen. Es ist eine Lebensgeschichte, die sich zu lesen lohnt. Trotzdem sollte man wissen, worauf man sich einlässt. Endzeitszenarien können halt manchmal so richtig fies sein. Auch weiß man zu Beginn des Buches nicht wirklich, wohin Gaias Weg führen wird. 175 Kapitel warten darauf, ihre Geschichte erzählen zu dürfen, und von geneigten Lesenden entdeckt zu werden, die sich auf die Lebensgeschichte dieser starken Frau, der Letzten ihrer Art, einlassen wollen.

Bewertung vom 16.02.2023
Wer ist der Mörder?
García, Modesto

Wer ist der Mörder?


ausgezeichnet

Einmal selbst zum Ermittler werden

Genau diese Chance bietet dieses Buch zum Mitermitteln. Zwölf Kriminalfälle warten darauf gelöst zu werden. Diese sind unabhängig voneinander lösbar und erfordern nicht nur die Informationen aus dem Buch, sondern auch Recherche im Internet. Jede Kleinigkeit kann wichtig sein, was sich vor allem dann zeigt, wenn man bei der Lösung herausfindet, was man alles übersehen hat.

Die Fälle sind sehr abwechslungsreich. Das eine oder andere kommt einem durchaus spanisch vor, kein Wunder da der Autor Spanier ist. Die Rätsel sind komplett farbig illustriert in einem Stil, dass man die Einzelheiten gut erkennen kann.

Mir hat das Miträtsel sehr viel Spaß gemacht. Es ist faszinierend, auf welche Details man doch achten muss und wie viel man übersehen kann, um trotzdem auf die richtige Lösung zu kommen. Die einzelnen Fälle bearbeitet man so, dass man zu einigen Gegenständen der Tatorte weitere Infos im Buch erhält und dann beginnt die eigenständige Ermittlung mit allen erdenklichen Mitteln. Alle Informationen stehen sofort zur Verfügung, es gibt kein schrittweises Abarbeiten des Falls. Weiß man nicht weiter, so können drei spiegelverkehrt ins Buch gedruckte Tipps weiterhelfen. Und ist man schließlich der Meinung, den Fall gelöst zu haben, kann man sich die Lösung anschauen und feststellen, ob man richtig ermittelt hat. Leider gibt es dabei kein Bewertungssystem, keine Abwägung, wie wichtig ein kleines Detail war oder nicht. Man muss also selbst für sich entscheiden, ob man gut war oder nicht und lernen, worauf man beim nächsten Fall vielleicht mehr achten muss.

Ein Buch für Krimifans, die gerne selbst einmal den Verbrechern auf die Spur kommen wollen. Mitdenken ist angesagt und gewisse Vorkenntnisse zum Täterverhalten können nicht schaden. Da es keinen zeitlichen Druck oder eine Bewertung des Ergebnisses gibt, ist es ein sehr entspanntes Ermitteln. Die Fälle sind sehr abwechslungsreich, durchaus fordernd und nicht zu lang. Ein Buch, das es zurecht zum Bestseller geschafft hat.

Bewertung vom 12.02.2023
Hinter den Spiegeln so kalt
Grimm, Liza

Hinter den Spiegeln so kalt


ausgezeichnet

Düsteres Fantasy-Märchen

Bei einem Buch von Liza Grimm kann man nichts falsch machen. Sie schafft es jedes Mal, mich mit ihren Geschichten zu fesseln, präsentiert Welten und starke Charaktere, mit denen man einfach gerne Zeit verbringt und hat einen Schreibstil, der mir sehr gut gefällt. Doch genug der Vorschusslorbeeren. Ich bin in dieses Fantasy-Märchen ohne Vorkenntnisse eingetaucht, wodurch mich die Vorkommnisse rund um Finja doppelt heftig getroffen haben. Einfach klasse.

Finjas Tochter Hannah ist verschwunden und in ihrem Badezimmer scheint der einzige Spiegel im Haus eisige Nachrichten zu senden. Die Suche führt zu Familiengeheimnissen, Beziehungsproblemen und reichlich märchenhaft magischen Ereignissen.

Als Leser erlebt man an Finjas‘ Seite eine Achterbahn der Gefühle. Man spürt, dass viele düstere Geheimnisse darauf warten, enthüllt zu werden. Die Rückblicke auf die „heile Welt“ vor Hannahs Entführung geben schon erste Hinweise auf die sich ankündigende Katastrophe. Diese Welt bricht für Finja zusammen, nur um eine neue, magische Welt hinter den Spiegeln zu offenbaren. Doch dies ist nur der Anfang eines Verwirrspiels, bei dem man irgendwann nicht mehr weiß, wer oder was Gut oder Böse ist. Eine wunderbare Bandbreite an Charakteren und Weltdesign, die man einfach lieben muss.

Das Buch ist eine Neuinterpretation der „Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen. Einige Elemente werden aufgenommen, doch der Rest sorgt für eine eigenständige hochaktuelle Märchenwelt, die aus sich heraus lebt.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich kann nur empfehlen, das Buch so ungespoilert wie möglich zu lesen. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich in dem modernen Märchen zu verlieren. Dabei erweist sich der eine oder andere Aspekt der Handlung doch als ziemlich heftig, weshalb die Triggerwarnungen hinten im Buch denjenigen zu empfehlen sind, die sensibel auf spezielle Themen reagieren. Auf alle anderen wartet eine grausige Überraschung, die ich zumindest nicht im Geringsten erwartet hätte. Ein Buch für alle, die düstere Märchen und magische Welten lieben.