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Daggi102

Bewertungen

Insgesamt 10 Bewertungen
Bewertung vom 12.02.2024
Der Wortschatz
Gugger, Rebecca

Der Wortschatz


ausgezeichnet

Schon auf dem Cover erkennt man die Macht der Worte, sie fliegen kraftvoll aus der Kiste, die Oscar geöffnet hat. Bevor die Erzählung beginnt, gibt es eine Doppelseite voll bekannter und neuer Adjektive.
Das Schweizer Paar, Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger schreibt und zeichnt ein Loblied auf die Lebendigkeit unserer Sprache. Sind auf manchen Seiten unglaublich viele Details versteckt, gibt es auch großformatige Bilder, die eindringlich wirken.
Gerne begleite ich Oscar, der im Wald eine Truhe findet und davon träumt, was für tolle Dinge alles darin verborgen sein können. Aber was soll ein abenteuerlustiger Junge nur mit den langweiligen Wörtern abfangen? Als er eines gelangweilt wegwirft, beginnt es sein Eigenleben und verwandelt den getroffenen Igel. Daraufhin experimentiert Oscar neugierig mit den nächsten Buchstaben. Erstaunliche Dinge passieren und schnell ist die Kiste leer. Im wahrsten Sinne "wortlos" geworden, geht er auf die Suche nach Nachschub. Die meisten Gefragten halten das für Zeitverschwendung, aber Luise schenkt Oscar nicht nur welche, sondern zeigt ihm, wie jeder selbst mit Wörtern ganze Bilder malen kann.

Fazit:
25 Seiten, die auch für Erwachsene zauberhaft sind. Ich freue mich darauf, demnächst mit meiner Enkelin in Oscars Wortschatz einzudringen und dann hoffentlich gemeinsam auf Wortsuche zu gehen und neue Kreationen zu hören, tasten, riechen, beobachten, schmecken oder zu fühlen.

Bewertung vom 12.02.2024
Was nicht vergessen wurde
Jewell, Lisa

Was nicht vergessen wurde


gut

Leichenteile in der Themse führen zu einer Tragödie vor 30 Jahren. Damals fand man erwachsene Leichen und ein Baby, das danach zur Adoption freigegeben wurde. Mehrere Jugendliche wurden vermisst.
Detective Samuel Owusu will Licht in den Fall bringen und lässt nicht locker.

Der Einstieg ist mir nicht leichtgefallen, die einzelnen Kapitel werden jeweils aus der Sicht unterschiedlicher Charaktere erzählt und handeln in verschiedenen Zeitebenen. Konzentriertes Zuhören ist angesagt, mit einer Printausgabe hätte ich das Konstrukt sicher schneller verstanden. Ab der Mitte hat mich das Buchs aber doch gefangen und ich wollte die Auflösung erfahren. Sandrine Mittelstädt liest klar und gekonnt.

Erst im Nachhinein habe ich festgestellt, dass es auch einen Vorgängerband (Was damals geschah) gibt, Eventuell wäre ich mit Vorwissen Libby, Henri und Lucy näher gekommen. Wirkliche Sympathie habe ich nur für Rachel und ihren Vater empfunden, ihre Entwicklung habe ich mit Spannung verfolgt.. Lange Zeit bleibt allerdings unklar, welche Verbindung dieser Strang zum Rest der Geschichte hat.

Für mich war es eher ein Familiendrama als ein Thriller. Nach holprigem Einstieg hat mich der Plot aber mitgenommen. Für die Story vergebe ich 2,5 Sterne, der Rest kommt vom Hörgenuss.

Bewertung vom 07.01.2024
Schönwald (eBook, ePUB)
Oehmke, Philipp

Schönwald (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Buchtitel ist der Name der Familie, deren Leben hier dargestellt wird.

Hans-Harald und Ruth haben drei Kinder. Alle treffen aufeinander, als die Tochter einem queren Buchladen eröffnet und dabei mit Behauptungen über die Herkunft des Familienvermögens konfrontiert wird.

Die Kapitel widmen sich den einzelnen Personen, alle haben ein Geheimnis, welches sie bisher der Familie nicht offenbart haben.

Chris, der älteste Sohn lebt seit Jahren in den Staaten und ist erst gar nicht begeistert, dass seine Freundin ihm nachreist. Seine Professorenstelle musste er aufgeben und arbeitet nun im Team von Donald Trump. Die Fürsorge für seinen kleinen Bruder ist das einzig Sympathische, das ich seiner Figur anrechnen kann.

Karolin kommt mit dem Leben nicht zurecht, schuld daran sind immer die anderen. Ihre Kindheit ist eng mit dem Freiheitsdrang ihrer Mutter verbunden.

Benni ist der ungeplante Nachzügler, hochintelligenter Familienvater ohne Job, auf der Jagd nach der Lösung eines mathematischen Rätsels. Seine Probleme sind nachvollziehbar, sein Verhalten gegenüber seiner Frau nicht. Die ganze Familie inklusive millionenschwerem Schwiegervater und Stiefschwiegermutter ist erfrischend.

Die Mutter Ruth konnte sich leider nie so verwirklichen wie sie es sich vorgestellt hat. Darunter leidet sie und lässt auch die anderen leiden.

Gegen seine Frau wird Staatsanwalt Hans-Harald eher blass dargestellt. Allerdings berührt mich seine Aufarbeitung der Beziehung zu Ruth. Witzig und klar zieht er seine Schlüsse und bleibt mir sehr positiv in Erinnerung.

Einige Situationen werden aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Manches wird dadurch klarer, manchmal ist es aber zu viel des Guten und hat Längen. Die Themenvielfalt von Missbrauch über familiäre Gewalt, Coming-Out bis zu Internethetze und Vertuschung von Straftaten ist fast zu viel des Guten oder eher Bösen.

Viele Klischees sind in den Lebensläufen untergebracht, aber so hat man schnell ein Bild der Personen vor Augen. Manchmal möchte man sie schütteln, weil sie wieder eine gute Chance verpassen.

Die Behauptung über das Familienvermögen und deren Entkräftungsbemühungen hätte einen größeren Anteil verdient.

Fazit: Die Schönwalds muss man nicht mögen, um ihr Schicksal zu verfolgen.

Bewertung vom 07.01.2024
Mit den Augen eines Kindes
Hammesfahr, Petra

Mit den Augen eines Kindes


gut

Die verhängnisvolle Affäre zwischen Konrad und Maren beginnt schon zu Schulzeiten und kann ihn immer noch ins Verderben stürzen.

Inzwischen ist Konrad bei der Polizei und Vater eines sehr phantasievollen Sohnes. Als Oliver ihm eine seiner Geschichten erzählt, glaubt er ihm natürlich nicht.

In Rückblenden erfährt man aus Konnys Sicht alles über seine toxische Beziehung zu der Jugendfreundin. Und da wird es für mich schwierig - als Jugendlicher und junger Erwachsener kann ich seine Beweggründe noch nachvollziehen. Die ausschweifenden Beschreibungen der Sexszenen sollen das wohl unterstreichen. Aber nach mehreren Enttäuschungen springt er weiterhin und vergisst alles, was ihm wichtig ist?
Die Krimihandlung wird mir zu stiefmütterlich behandelt, wirkliche Spannung kommt nicht auf. Der kleine Oliver lockert das Geschehen immer wieder auf, tut mir aber leid, mit so einem idiotischem Vater gestraft zu sein.

Da mir der Hörbuchsprecher Frank Stiere macht seine Sache gut und rettet den dritten Stern.

Fazit: Eine vorhersehbare Story, die zu viele Längen aufweist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.01.2024
Eric Holler: Gelsenkugeln
Just, Roman

Eric Holler: Gelsenkugeln


sehr gut

Es ist meine erste Begegnung mit dem Privatdetektiv Eric Holler, der in Gelsenkirchen ermittelt. Ein paar Kapitel brauche ich, um mit ihm warm zu werden, seine Handlungen machen ihn nicht richtig greifbar, aber dann fiebere ich doch mit ihm. Dazu trägt sicherlich bei, dass ich die Stadt gut kenne und dadurch viele Orte und Straßen lebendig werden.

Kommissar Werthofen mag ich sofort, er passt gut in die Umgebung.

Die 142 Seiten lesen sich flott weg und ich werde sicher wieder mit Eric "auf Tour gehen".

Bewertung vom 18.10.2023
Zechenhölle
Sabrowski, Sylvia

Zechenhölle


ausgezeichnet

Warum stürzt eine junge Mutter auf einem verlassenen Zechengelände in den Tod? Im Gegensatz zur Polizei glaubt Liesa Kwatkowiak nicht an Selbstmord und geht der Sache auf den Grund.

Ohne die beiden ersten Bände der Reihe zu kennen, finde ich gut in die Geschichte. Das Ermittlerpaar ergänzt sich, auch auf privater Ebene. Liesas Familie ist genauso gezeichnet, wie man sich eine Bergmannnsippe vorstellt - inklusive der Sprache. Klischeehaft, aber authentisch zu meinen Kindheitserlebnissen.

In den Fall eingewoben sind immer wieder Informationen zum Thema Bergbau und Urbexer-Szene (auf Ommas Ruhrdeutsch "Öabecksa"), die gut recherchiert sind. Die Darstellung des Zechen-Lost-Places ist sehr anschaulich.

Die Spannung des Krimis baut sich kontinuierlich bis zum Showdown auf und die Auflösung gelingt in allen Punkten.

Sylvia Sabrowski ist es gelungen, unglaublich viel Lokalkolorit in den 362 Seiten unterzubringen.

Fazit: Ich habe es in einem Rutsch gelesen und mich bestens unterhalten. Für echte Ruhris mit Bergbauvergangenheit und alle, die sich auf ein humorvolles Ermittlerduo einlassen wollen, gebe ich eine klare Empfehlung.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.10.2023
Das verliebte Ich
Petz, Matthias

Das verliebte Ich


ausgezeichnet

Ein junger Mann reist nach dem Studium nach Rom und verliebt sich.
Eine bezaubernde Geschichte, voll romantischer Momente, Gedanken und Plätzen entwickelt sich zwischen dem Ich-Erzähler und der geheimnisvollen Frau im roten Kleid.

Zu Beginn bin ich gefangen von den kurzen, klaren Sätzen, welche das Leben in Italiens Hauptstadt so gut vermitteln.
Immer wieder zeigen Einschübe, dass sich die Ereignisse auch anders einordnen lassen. Das Ende ist dann doch überraschend, aber schlüssig.

Die 72 Seiten lassen sich flott lesen und das schlichte Cover in diffusem Schwarz-Weiß ist ansprechend.

Wer sich auf eine Geschichte einlassen möchte, die eine Krankheit anspricht, welche mir bisher nur in Thrillern begegnet ist, sollte auf jeden Fall in diese Reise zum Ich eintauchen!

Bewertung vom 20.02.2023
Der Riffgeist
Hahn, R. P.

Der Riffgeist


gut

Als Schauplatz für den ersten Teil dient die beschauliche Insel Rügen. Gleich zwei Ereignisse trüben die Stimmung, haben aber erstmal nichts miteinander zu tun.
Die Zusammenhänge ergeben sich aus den interessanten Hintergründen der handelnden Personen sowie deren Beziehungen zueinander.

Die Mordermittlungen sind gut nachvollziehbar, die Lösung des Falles ist nicht ganz einfach, kurz vorher wird dann auch noch der Kommissar Jens Lackner suspendiert. Von da an wandelt sich der Krimi immer mehr zum Selbstjustiz-Action-Thriller, was vom Spannungsaufbau gut gelingt. Der Vergleich mit einem Frühwerk von Jules Verne (S. 366) ist nicht abwegig, realitätsnah ist die Entwicklung nicht.
Nach dem Showdown kehrt die Story wieder in ruhiges Fahrwasser zurück.

Wichtig ist die Triggerwarnung ganz am Anfang des Buches, über thematisierte Gewalt gegen Kinder. Es gibt definitiv verstörende Szenen.

Da ich die ersten beiden Bücher der Reihe nicht kenne, fehlten mir wohl ein paar Hintergründe zu den einzelnen Personen. Jens, Mike, Richard und Paula waren mir sympathisch, die anderen nicht wirklich greifbar.
Der titelgebende Riffgeist hat in mir andere Erwartungen geweckt, dem vierten Teil werde ich aber noch eine Chance geben.

Bewertung vom 27.01.2023
Du bist mein Lieblingsgefühl
Groh, Kyra

Du bist mein Lieblingsgefühl


sehr gut

Eine Geschichte, wie gemacht für eine romantische Komödie im TV.
Der Computer-Nerd Max verliebt sich auf den ersten Blick in die flippige Nela. Nicht nur ihre Lebensmodelle sind komplett unterschiedlich, lange glauben sie, dass der andere bald heiraten wird.

Es macht Spaß, beide zu begleiten, wie sie sich zwischen Herzklopfen und Selbstzweifeln annähern. Gerne würde man den Protagonisten einen Schubs geben, um die Missverständnisse schneller zu klären.
Aber es wird ja alles gut - oder doch nicht?

Der Schreibstil ist sehr lebendig und lässt ganz schnell Bilder im Kopf entstehen. Auch die jeweiligen Freunde sind gut ausgearbeitet, besonders Nelas beste Freundin, die schwangere Laura, sorgt für einiges Schmunzeln, wenn sie sich selbst auf die Schippe nimmt. Auch Steph, die große Schwester von Max, überzeugt mit ihrer bodenständigen Art.

Die Kapiteleinteilung in Anlehnung an eine LP mit fiktiven Titeln auf A- und B-Seite, passt super zum Thema, schließlich ist ein Hauptschauplatz der Plattenladen Train Wreckords. Immer abwechselnd kommen Nela und Max als Ich-Erzähler zu Wort, ohne dass zu viele Szenen doppelt kommentiert werden.

Wer eine meist witzige Liebesgeschichte lesen möchte, ist hier richtig, auch wenn im letzten Drittel ein paar Längen das Tempo nehmen.

Bewertung vom 10.01.2023
Das glückliche Geheimnis
Geiger, Arno

Das glückliche Geheimnis


ausgezeichnet

Zwischen gut und schlecht gibt es eine schwer fassliche Grauzone, die mir schon mein ganzes Leben zu schaffen macht. (S. 57)
Arno Geiger beschreibt auf 237 Seiten einen Großteil seines Lebens, die guten und schlechten Zeiten, aber auch immer wieder die Grauzonen dazwischen. Mit 24 flüchtet er sich ins Sammeln und Verkaufen von weggeworfenen Büchern und bleibt 25 Jahre dabei, auch als er den Durchbruch als Schriftsteller geschafft hat.
Ihn auf diesem Weg zu begleiten, macht Spaß. Manchmal möchte man ihn aber wegen seiner Handlungsweise schütteln, besonders im Umgang mit seinen Partnerinnen. Wie im Werk "Der alte König in seinem Exil" hat auch hier die Beziehung zu Geigers Vater und seiner Heimat einen Platz. Allerdings bleiben die Lebensbegleitungen etwas blass beschrieben, die Gedanken des Autors stehen definitiv im Vordergrund.

Die aus dem Müll geretteten Briefe und Tagebücher bringen dem jungen Schriftsteller Alltag und unterschiedliche Lebensmodelle vieler Menschen nah und helfen ihm beim "Abwerfen vom sprachlichen Auftrumpfen". Der Schreibstil des Buchs ist eine gelungene Mischung aus beidem. Stellenweise liest es sich flüssig in klaren Sätzen, aber immer wieder bleibe ich hängen an bildhaften Sprachperlen, die zum Nach-und Weiterdenken anregen.

Das orange-grüne Cover war mir auf den ersten Blick zu grell, aber die strahlenden Farben passen zu einem glücklichen Geheimnis.

Das Geschriebene spricht, solange jemand zuhört. (S. 97). Ich habe bis zum Schluss gerne zugehört!