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Mediatrice
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Ettlingen

Bewertungen

Insgesamt 40 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2025
Peter Wohllebens Schule des Waldes
Wohlleben, Peter

Peter Wohllebens Schule des Waldes


ausgezeichnet

Auf knapp 70 Seiten werden 70 unterschiedliche Themen erklärt z.B. wie Bäume fühlen, sich verabreden, duschen oder schmecken, wie alt ein Baum ist und woran man das sieht, wie Tiere sprechen, wer im Wald wohnt, unterschiedliche Tierspuren werden gezeigt, welche Farben es im Wald gibt, wie dieser klingen kann und woran man erkennt wie das Wetter wird.
Dazu gibt es Hintergrundbilder, die Peter im Wald zeigen oder Zeichnungen vom Erklärten.
Aber besonders gelungen sind natürlich die Stundenpläne von Peter. Das sind Aufgabe, die er uns stellt wie z.B. im Wald, bei Nacht oder generell mal bei Tag, dessen Geräusche erkunden, mit den Füßen den Waldboden erspüren oder Tiere unterm selbstgebastelten Mikroskop betrachten.
Echt schön, um Kindern die Natur näher zu bringen, Achtung davor zu lehren und generell die Aufmerksamkeit zu schulen.
Und aus den meisten Erklärungen kann man sicherlich auch als Erwachsener was lernen.

Bewertung vom 26.02.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


sehr gut

Herr Glattauer fährt mit dem Zug, eine lange Strecke von Wien nach München zu seinem Verlag, wo er ein überfälliges Manuskript abliefern soll, was er noch nicht hat.
Zuerst ist er allein im Abteil, was ihm ganz recht ist. Doch dann setzt sich eine Frau – Catrin Meyr – zu ihm. Und die ist nicht zimperlich. Stellt intimste Fragen über sein Ehe-, und (die) Liebe(sleben) und gibt von sich aber kaum was preis.
Der Autor fühlt sich zwar unwohl kann sich aber dem Ganzen nicht entziehen und antwortet mehr oder weniger gelassen und diplomatisch. Am Ende der Zugfahrt – Frau Meyr ist ja leider doch auch bis nach München gefahren – ändert sich plötzlich die ganze Geschichte und man weiß nicht, ob man darüber jetzt sauer sein soll oder nicht.
Der Schreibstil ist kein Roman, sondern eher eine Comedy. Amüsant bis süffisant und manchmal auch darüber, wenn sich Herr Glattauer in seiner Wortspielerei so verliert, dass es dann schon nervig, spitzfindig wird.

Bewertung vom 19.02.2025
Kiss of the Nightingale
Denner, Adi

Kiss of the Nightingale


ausgezeichnet

Nur häppchenweise bekommt man alle paar Kapitel etwas mehr an Information und taucht damit in eine magische und trotzdem realistisch erscheinende Welt ein. Denn in Lutèce hat man entweder ein Talent oder keines. Dieses Talent kann vererbt werden und mit jedem weiteren Erben wird es mächtiger. Damit sind mal wieder die Reichen auch die mit der Macht und dem besseren Leben.

Cleodora ist da leider rausgefallen. Ihre Mutter ist bereits tot und ihr Vater stirbt, bevor er ihr sein Talent übergeben kann. Und damit bricht alles zusammen. Kein Talent, keine Arbeit, kein Geld. Und zu allem Übel wird auch noch ihre Schwester schwerkrank. In dieser Notlage gerät Sie in die Fänge von Dahlia, die Sie bei einem versuchten Diebstahl erwischt. Dahlia schenkt ihr ein Gesangstalent, wenn Sie dafür einem anderen Menschen sein Talent stiehlt.
Zuerst klingt das alles ganz easy. Der Typ ist eh ein Arroganzling und trägt sein Talent auch nie bei sich. Doch Cleodora ist irgendwann hin- und hergerissen zwischen Liebe, Verlangen, Abhängigkeit, Wahrheit, Lügen und dem Rest der Familie, die Sie noch hat.
Endlich ist Sie wieder in der glänzenden beeindruckenden Welt der Reichen mit Anerkennung und überreichlichem Angebot an allem, womit Sie Ihrer Schwester einen Arzt und Heilung kaufen kann.
Doch ständig sitzt ihr die Angst im Nacken, dass jemand erkennen könnte, dass der Gesang eigentlich gar nicht ihrer ist. Denn ein Talent muss man auch nutzen können und ein Patzer während einer Oper wäre ihr Untergang.
Mich erinnert das Buch an eine Mischung aus das Parfum (der fesselnde, sehr stimmungsvolle Schreibstil, wenn auch hier im Märchenhaften und nicht in der Realität angesiedelt), Gefährliche Liebschaften (überbordender, zur Schau gestellter Reichtum, Intrigen aber auch wahre Liebe), Bridgerton (triftet mir gelegentlich zu sehr ins Kitschige, wenn ich zum x-ten Mal lesen muss dass Sie feuchte Hände bekommt, was er für tolle definierte Muskeln hat und auch sonst überirdisch schön ist und ihr Herz rast, wünschte ich mir mehr Synonyme) und Phantom der Oper (höchste Anerkennung aber auch tiefste Verachtung und Neid).

Bewertung vom 13.02.2025
The Coast Road
Murrin, Alan

The Coast Road


ausgezeichnet

In der heutigen Zeit lese ich zur mentalen Selbsthygiene eigentlich keine Bücher die superdramatisch, unendlich traurig, brutal oder blutrünstig sind. Bei dem Buch hatte ich erst Bedenken, dass es vielleicht so werden könnte, doch dem ist nicht so.
Obwohl die Themen eigentlich heftig und schwer sind, schafft es der Autor das so sensibel rüberzubringen, dass man zum Schluss doch getröstet und zuversichtlich das Buch weglegt.
Herr Murrin beobachtet. Neutral aber doch nicht so dass es emotionslos kalt wirkt, beschreibt er einige Personen aus einem kleinen irischen Dorf. Jeder auf seine Art in einem Leben gefangen, dass die Gemeinschaft, Routine oder Religion ihnen auferlegt hat. Mancher flieht, was es noch schlimmer macht, mancher erduldet, bis es unausweichlich wird, mancher erkennt, dass etwas annehmen noch lange nicht aufgeben heißt und mancher dreht durch.
Es geht um ständig schwanger werden, gewalttätige Männer in jeglicher Hinsicht, Freundschaften zwischen Mann und Frau, die sofort die Moralwächter auf den Plan rufen. Scheidung und Abtreibung sind nicht nur verboten, sondern erst gar nicht als Option im Kopf. Doch Colette, die sich von Ihrer Familie trennt und alleine lebend versucht ihr Glück zu finden und die bevorstehende Abstimmung zur Legalisierung von Scheidung lassen ganz neue Gedankengänge aufkommen.
Das Buch erinnert mich von der Stimmung her (bis auf den Schluss, der im Film keinesfalls tröstlich ist) an den Film Der Eissturm von 1997.

Bewertung vom 06.02.2025
Kummersee
Schwarz, Iver Niklas

Kummersee


sehr gut

Ein kleines Kaff an der ehemaligen DDR-Grenze und ein umzäunter See. Doch im Zaun ist irgendwann ein Riss. Für die Kinder natürlich ein willkommenes Abenteuer. Doch es endet für einen Jungen (Tom) tödlich.
Seine Schwester Lena macht sich deshalb ein Leben lang Vorwürfe. Denn Sie war zu weit hinausgeschwommen und doch nicht so fit wie gedacht und nur deshalb kam Tom hinterher und wurde von etwas unter Wasser gezogen. Doch keiner im Ort glaubt ihr. Alle gehen von einem Unfall aus und weigern sich auch darüber zu sprechen.
Jahrzehnte später. Lena ist inzwischen im Begleitschutz und soll das Vorauskommando für das Bauvorhaben einer Endlagerstätte beschützen und das liegt genau dort am Kummersee.
Doch jetzt kocht das Ganze erst richtig hoch. Menschen kommen auf unterschiedlichste Weise um. Das Dorf schweigt weiterhin und man weiß nicht ist der See verhext, wird es nun außerirdisch oder metaphysisch oder wer steckt da hinter allem oder im See?

Ich fand das Buch unglaublich spannend und konnte gar nicht so schnell lesen, wie ich wissen wollte wie es weitergeht. Nach der Hälfte dachte ich schon, ja, jetzt geht es dem Ende zu aber falsch gedacht da kam noch eine Wendung und es wurde noch spannender.
Der Schluss? Die Auflösung? Da weiß ich nicht so recht, was ich von halten soll. Glaubwürdig? Dafür der ganze Aufriss? Hätte man was anderes machen können? Mir fällt jedoch kein besseres Ende ein. Das war mein einziger klitzekleiner Wehrmutstropfen.

Bewertung vom 23.01.2025
Tod im Piemont - Trüffel, Nougat und Barolo
Merati, Anna

Tod im Piemont - Trüffel, Nougat und Barolo


sehr gut

Hier handelt es sich um einen sogenannten Cosy-Krimi, also einen netten Krimi, der ohne Gewaltbeschreibungen auskommt.
Es gibt zwei Handlungsstränge. Einen der häppchenweise vor ein paar Jahrzenten spielt und in dem es sich um Fahrerflucht handelt, bei der ein Jugendlicher aus dem Dorf stirbt.
Der zweite Handlungsstrang ist der ausführlichere im Jetzt.
Sofia, hat eine kleine Bar von Ihrer Großmutter übernommen, kann aus dem Kaffeesatz lesen und viel und ausführlich kochen – mir ab und zu etwas zu viel und zu oft.
Eines Tages erscheint ein Gast, der sich von ihr wahrsagen lässt, doch dass was Sie sieht ist seinen Tod, der sich auch alsbald bewahrheitet.
Ein Kommissar aus der Stadt kommt zum Ermitteln und stößt auf eine Mauer des Schweigens. Auch Sofia, die sich schuldig fühlt, da Sie dem Gast nicht die Wahrheit gesagt hat, ermittelt auf eigene Faust und erhält selbst von der eigenen Familie keine Unterstützung. Beide rücken des Rätsels Lösung immer näher. Denn der Gast und der verstorbene Jugendliche hängen irgendwie miteinander. Leider ist Sofia mit Ihrer Recherche jedoch schneller als der Kommissar und gerät damit in Lebensgefahr.
Die Landschaft oberhalb des Lago Maggiore, die Leute, das Essen, der Sommer, alles wunderschön beschrieben. Man ist sofort mittendrin und riecht und schmeckt förmlich das leckere Essen. Die Personen werden oft auch immer wieder mal mit ihrer Stellung benannt, so dass man nicht den Überblich verliert – wer war das nochmals und was war der?

Bewertung vom 23.01.2025
Zwischen Reben und Rüben
Wagner, Andreas

Zwischen Reben und Rüben


weniger gut

Unter diesem Buch hatte ich mir was anderes vorgestellt. Eine spannende, interessante Biographie. Doch dem ist leider nicht so. Sehr trocken, nüchtern, faktisch geschrieben. Fast schon wie ein Bericht vom Kultusministerium oder einem staubtrockenen Historiker. Dabei gibt das Material so viel her, was man besser hätte aufbereiten können. Mehr Gefühl, ein bisschen Drama und Humor und schon hätte man den besten Roman gehabt, der nicht nur informiert, sondern auch unterhält.
Das Buch entstand nach Interviews (allein schon dieses gewählte Wort vom Autor selbst sagt alles, ich hätte da Erinnerungen, Erfahrungen und Gespräche gewählt) mit seinen Eltern und seiner Tante.

Bewertung vom 15.01.2025
Morden ohne Sorgen - Tannenmord im Weihnachtswald
Buchholz, Andreas K.

Morden ohne Sorgen - Tannenmord im Weihnachtswald


schlecht

Mir zu viele Personen, ohne Charakter, die nicht vorgestellt werden, weder als Geschlecht noch als Rolle. Polizisten, Reporter, Mann, Frau, Familie, Weihnachtsbaumverkäufer, Wirt,…?
Erinnert mich an Bücher wie Leberkäsjunkie, nur gibt es hier keinen Humor und alles spielt in einem tief verschneiten Brandenburg.
Das, was der Autor hier witzig findet, finde ich nicht lustig. Stromschlag, Gebäck und Weihnachtsbäume klauen, quengelnde Verwandtschaft.
Der Dackel wäre eine nette Auflockerung, aber der wird nur Gassi geführt oder gefüttert und bekommt auch nichts an Handlung oder Persönlichkeit.

Bewertung vom 15.01.2025
Unmöglicher Abschied
Kang, Han

Unmöglicher Abschied


gut

Ich habe schon so viele unterschiedliche japanische Romane gelesen, aber es war noch keiner darunter der mal wenigsten ein bisschen humorvoll oder leicht gewesen wäre. Auch dieser hier ist einer von der ganz schweren Sorte. Der Schreibstil ist sehr schön und man fühlt sich sofort mittendrin im Geschehen, aber leider ist es eine Handlung, in der ich nicht sein möchte.
Auch ist es nicht so der typische, sofort erkennbare japanische Stil, der für uns oft etwas abgehackt, verworren klingt.
Doch, vor allem, auch in der heutigen Zeit, wo ich mich eher nach Abwechslung, Unterhaltung oder Flucht sehne und auch Selbstpflege betreiben muss war mir der Inhalt einfach zu viel des Guten: Krankheiten, schwerste Depression, Todesangst, OPs und Krankenhausaufenthalte, die detailliert beschrieben werden, Selbstzweifel und Kriegswirren in jeglicher Couleur: Folter, Entführung, Tod, Erschießungen.
Eine Freundin hat sich in Ihrer Werkstatt schwer verletzt und liegt nun im Krankenhaus. Da ihr Vogel gefüttert werden muss, bittet Sie eine Freundin nach diesem zu schauen. Das Haus liegt 30 Minuten abseits vom Dorf und der letzten Bushaltestelle. Ein heftiger Schneesturm zieht auf, der letzte Bus bringt sie gerade noch zum Ziel. Es wird dunkel. Sie kämpft sich zum Haus. Und dann wird es mal wieder mystisch. Lebt der Vogel noch, taucht ihre Freundin plötzlich auf, obwohl Sie eigentlich noch im Krankenhaus sein müsste, Fieberwahn? Dazwischen Erinnerungsfetzen aus ihren Berufen und Kindheiten.
Irgendwann habe ich nur noch überflogen, um wenigstens den Schluss zu erfahren, doch auch der lässt mich leicht verstört zurück.

Bewertung vom 10.01.2025
Das Vermächtnis der Apfelblüte
Rose, Livia

Das Vermächtnis der Apfelblüte


gut

Das Buch hat zwei Handlungsstränge.

Gegenwart: Eliza und Harrold werden von Großmutter und Tante in deren Apfelplantage zitiert. Sie bekommen Rätsel auf, die das Geheimnis um eine Vorfahrin lösen sollen. Doch die beiden alten Damen haben auch noch etwas anderes mit den beiden vor, denn Sie glauben, dass Eliza und Harrold füreinander bestimmt sind.
Die Story fängt nett und humoristisch an, bekommt dann aber immer wieder ziemlich derbe oder sexistische Ausfälle. Das ist wohl der typisch englische, derbe Humor, den ich hier unpassend finde. Ohne wäre es einfach eine hübsche Story.

Vergangenheit: 1920, Josephine muss als Gouvernante auf die Apfelplantage. Für die damalige Zeit ist Sie sehr emanzipiert, trägt am liebsten Hosen, klettert gerne auf Bäume und nimmt kein Blatt vor den Mund. Nicht nur die Kinder, sondern auch der kriegstraumatisierte Besitzer sind von ihr angetan, doch die Stiefmutter schmiedet böse Intrigen.
Dieser Handlungsstrang gefiel mir sehr gut, da er ähnlich wie ein Jane Austen Roman geschrieben wurde und keine sprachlichen Aussetzer hatte.

Interessant war auch, dass Gedanken der Personen in kursiver Schrift mit eingewoben wurden.