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Benutzername: 
anonymus
Wohnort: 
Norddeutschland
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 18 Bewertungen
12
Bewertung vom 30.07.2024
Genau so, wie es immer war
Lombardo, Claire

Genau so, wie es immer war


gut

Schwerfällig zu lesende Familiengeschichte

Nach der Inhaltsbeschreibung im Bucheinband und den positiven, auf dem Buchrücken wiedergegebenen Bewertungen im Observer und von Frau Christine Westermann auf dem rückseitigen Umschlag habe ich mir eine interessante Geschichte über eine ganz normale amerikanische Familie erwartet. Je weiter ich dann in der Lektüre des immerhin 713 Seiten umfassenden Buchs vorankam, desto enttäuschter wurde ich. Alles drehte sich um die Befindlichkeiten der Endfünfzigerin Julia, die anlässlich der anstehenden Hochzeit ihres Sohnes und dem Auszug der Tochter aufs College ihr nach ihrer Ansicht von Kindheit an völlig verkorkstes Leben Revue passieren lässt. Sie schiebt alles auf ihre allein erziehende Mutter, die ihr nach ihrer Ansicht nie mütterliche Gefühle entgegengebracht hat, so dass sie selbst Partnerschaft und Mutterschaft erst mühsam erlernen musste. Zu wenig dargestellt wird m.E. aber, dass Julia ein gehöriges Quäntchen Eigenverantwortung an der Entwicklung der Dinge trägt. Eine sympathische Figur ist sie nicht gerade. Mir erscheint die ganze Auseinandersetzung um Kindheit, Ehe, Mutterschaft und Tochtersein zu oberflächlich. Noch dazu ist alles ein wenig typisch amerikanisch – so nimmt etwa das Thema College wie in so vielen Romanen amerikanischer Schriftsteller einen sehr großen Raum ein. Als etwas realitätsfern finde ich es, dass Julia kurze Zeit mit einer älteren Frau befreundet war, sie mit dieser dann zwanzig Jahre nichts mehr zu tun hatte und diese nie die Bedeutung in ihrem Leben verlor. Nicht einmal leicht lesen lässt sich die Geschichte; alle Romanfiguren reihen unvollendete und wieder neu begonnene Sätze in ihren wörtlichen Reden aneinander, was den Lesefluss unterbricht.
Fans von Familiengeschichten sollten sich aber ein eigenes Bild von dem Buch machen.

Bewertung vom 11.06.2024
Das Ende ist nah
Gudarzi, Amir

Das Ende ist nah


sehr gut

Ein Iraner im Exil

Dieses Buch zu lesen, lohnt sich wirklich, gerade weil es so deutlich die aktuelle prekäre Situation der Geflüchteten aus Ländern wie dem Iran, Afghanistan oder der Türkei abbildet. Offenbar ist die Geschichte autobiografisch, wenngleich vom Protagonisten immer nur in Form von A. gesprochen wird. Doch die Situation A. ist identisch mit der Vita des Autors Amir Gudarzi, der genau wie A. 1986 in Teheran geboren wurde, dort szenisches Schreiben studierte und seit 2009 nach seiner Flucht über die Türkei im Zuge der studentischen Proteste gegen das Mullahregime im Exil in Wien lebt. A. erzählt seine Fluchtgeschichte stellvertretend für die Geschichte aller aus der Heimat Geflüchteter. Und diese Geschichte macht richtig betroffen. Das fängt bereits mit A.‘s Leben in Kindheit und Jugend im Iran an, von dem er immer wieder rückblickend erzählt, wo Gewalt Dritten gegenüber und extreme Frauenfeindlichkeit an der Tagesordnung sind. A. geht immer wieder auf Vergewaltigungen, Steinigungen und Hinrichtungen ein. In dem vermeintlich sichereren Österreich geht es kaum besser für ihn zu. Er wird angefeindet, gedemütigt, ausgebeutet, und das nicht nur von den Österreichern, sondern auch von seinen eigenen Landsleuten und Geflohenen anderer Nationalität wie Afghanen und Kurden. Einsamkeit und das stete Warten auf einen positiven Bescheid im Asylverfahren zermürben ihn und lassen ihn verzweifeln. Kein Wunder, dass A. psychisch krank wird. So ist es nur stimmig, wenn am Ende kein Happy End folgt. Leicht lesen lässt sich die Geschichte nicht immer. Vor allem die vielen Personen mit ihren fremdländisch klingenden Vornamen, denen A. im Laufe der Zeit begegnet, lassen sich nicht leicht einordnen. Und auch die Beziehung zu Sarah, die sich in A. verliebt, aber psychisch auch sehr instabil ist, nimmt einen verwirrenden Verlauf. Auch sollte man gefestigt genug sein, sich mit dieser inhaltlich schwierigen Kost auseinanderzusetzen.

Bewertung vom 19.04.2024
Malnata
Salvioni, Beatrice

Malnata


ausgezeichnet

Zwei Mädchen beschreiten ihren Weg

Die Geschichte ist angesiedelt in Monza/Italien im Jahr 1935. Mussolini und der Faschismus sind im täglichen Leben der Italiener allgegenwärtig. Da kommt es nicht gut an, wenn die eine Protagonistin – die 14jährige Francesca aus gutbürgerlichem Hause – sich gegen das propagierte Frauenbild wehrt, wonach die eigentliche Rolle der Frau es ist, sich dem Mann unterzuordnen. Hierzu wird sie allein durch die Freundschaft mit der gleichaltrigen Maddalena befähigt, die ärmlichen Verhältnissen entstammt und in der Stadt als Unglücksbringerin verschrien ist, weil ihre schlechten Prophezeiungen mehrfach wahr wurden.
Für mich persönlich war der Roman sehr interessant. Er übt viel Gesellschaftskritik, insbesondere die Rolle von Mann und Frau, die unterschiedlichen sozialen Milieus und die politischen Verhältnisse betreffend. Die beiden Freundinnen sind bewundernswert, wie sie nach Selbstbestimmung streben und sich auflehnen. Allerdings ist nicht all ihr Verhalten gutzuheißen. Immerhin sind manche ihrer Aktionen kriminell.
Mich haben die wenigen Monate, die uns aus dem Leben der beiden jungen Menschen geschildert werden, in den Bann gezogen. Ihre Entwicklung zu selbstbestimmten Menschen in einem autoritären Umfeld ist faszinierend dargestellt.

Das Buch ist zu empfehlen.

Bewertung vom 17.03.2024
Der Wald
Catton, Eleanor

Der Wald


sehr gut

Am ehesten ist das Buch als Ökothriller einzuordnen. Seine Handlung ist in Neuseeland angesiedelt. Es stellt hohe Anforderungen an den Leser, zum einen aufgrund seines Umfangs mit gut 500 Seiten und zum anderen aufgrund des Schreibstils mit den vielen eingeflossenen Schachtelsätzen. Aktuelle Themen ökologischer Art und die Beziehungen zwischen den Romanfiguren stehen im Vordergrund, wobei m.E. zu viel Raum der Einführung der Personen gegeben wird. Auf diese Weise kommt erst spät Spannung auf. Als sehr positiv erachte ich, dass viel berechtigte Gesellschaftskritik geübt wird und Umweltbewusstsein eingefordert wird. Das Buch appelliert an die Verantwortung des Menschen gegenüber der Umwelt.
Mich persönlich spricht das Buch weniger an, ist aber auf jeden Fall für ökologisch interessierte Leser zu empfehlen.

Bewertung vom 23.02.2024
Vom Himmel die Sterne
Walls, Jeannette

Vom Himmel die Sterne


sehr gut

Diese Familiensaga hat mich gut unterhalten. Das lag vor allem an dem erfrischenden Erzählstil der Ich-Erzählerin und Protagonistin. Sich alles von der Leber weg zu erzählen, passt so gut zu ihrem gesamten Wesen. Sie ist eines von einer immer größer werdenden Zahl von Halbgeschwistern, die als gemeinsamen Vater den allmächtigen, aber durchaus mit gerechter Hand eine ländliche Gemeinde in Virginia zur Zeit der Prohibitionsgesetze regierenden Duke haben. Nach seinem Tod und auf Umwegen in der Erbfolge nimmt die noch nicht einmal 20jährige Sallie seine Rolle ein und führt unverdrossen neue Regeln in einer von Männern beherrschten Welt ein, letztlich erfolgreich. Typisch amerikanisch kommt die Geschichte schon daher. Der amerikanische Wohlstand wird ebenso wenig hinten vor gelassen wie der Mythos vom Selfmademan. Ein informatives Bild erhalten wir von der Rolle der Frau zur damaligen Zeit. Woran ich mich allerdings gestoßen habe und was sich in meiner Bewertung mit dem Abzug eines Sterns bemerkbar macht, sind die vielen tragischen Todesfälle und die vielen raschen Trennungen von der großen Liebe binnen kürzester Zeit innerhalb der Familie, die unrealistisch wirken.

Bewertung vom 03.02.2024
Jetzt ist Sense
Rath, Hans

Jetzt ist Sense


ausgezeichnet

Über Gott hat der Autor schon Bücher geschrieben (die „Und Gott sprach“-Bände), und nun nimmt er sich in gekonnt humorvoller Weise des Todes an. Dieser kontaktiert in Gestalt des attraktiven griechischen Gottes Thanatos die Psychologin Olivia, die in ihm kein höheres Wesen sehen will. Allmählich muss sie sich jedoch eines Besseren belehren lassen und leider auch erfahren, dass Thanatos ihr nicht zufällig begegnet ist, sondern in Ausübung seiner Funktion.
Ein ernstes Thema wird sehr unterhaltsam aufbereitet, so dass es richtig Spaß macht, das Buch zu lesen. Der Tod erscheint somit nicht mehr als Tabu. Den Tod als Person darzustellen, nimmt die Angst vor ihm. Das geschieht alles mit viel Wortwitz und Situationskomik. Dennoch ist der Humor so fein gewoben, dass der gebotene Respekt vor dem Tod gewahrt bleibt. Gut gelungen ist, wie die Geschichte zu ernsten Fragen zum Nachdenken anregt, z.B. über die Bereitschaft zum Gehen oder die Erfüllung des eigenen Lebens. Als sehr lehrreich habe ich die eingeflossenen Informationen zur grieschischen Mythologie empfunden.
Das Buch bereitet unterhaltsame Lesestunden und ist zu empfehlen.

Bewertung vom 14.12.2023
Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
Ford, Olivia

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn


sehr gut

Die Endsiebzigerin Jenny Quinn ist eine passionierte Bäckerin und backt nach alten Familienrezepten. Mit ihnen verbindet sie besondere Erinnerungen aus ihrem Leben, darunter auch sehr schmerzliche. Drei der Rezepte hat sie vor sechzig Jahren in einem Notizheft notiert, das in dieser Geschichte eine wichtige Rolle spielt. Seither hütet sie ein Geheimnis, selbst vor ihrem geliebten Mann Bernie. Im Alter will sie endlich etwas Neues wagen und sie bewirbt sich für eine TV-Backshow, in deren Folge ihr Geheimnis aufgedeckt wird.
Der Roman rund um Jenny, ihre Familie und die Teilnahme an der Backshow liest sich schnell und er ist unterhaltsam. Die Figuren haben etwas typisch Britisches an sich. Jenny und Bernie werden sehr liebevoll dargestellt und sind es auch nach 60jähriger Ehe zueinander. Allerdings ist Bernie vielleicht etwas zu zurückhaltend und verständnisvoll gegenüber seiner Frau, die ja Einiges vor ihm verbirgt. Zwar werden keinerlei Kuchenrezepte eingeführt. Doch sind sie so detailliert und liebevoll beschrieben genau wie die fertigen Kuchen, dass man sich eine gute Vorstellung von dem Gebackenen machen kann und einem das Wasser im Munde zusammenläuft. Allerdings frage ich mich, wer die Unmengen von Kuchen, die Jenny schon immer gebacken hat, in ihrem Zweipersonenhaushalt wohl gegessen haben mag. Gut gefallen haben mir die Rückblicke in die Vergangenheit, zu denen jeweils etwas Gebackenes Anlass gibt. Das Ende der Geschichte ist recht bald voraussehbar.
Alles in allem eine zu empfehlende Lektüre.

Bewertung vom 25.07.2023
Gratisessen für Millionäre
Lee, Min Jin

Gratisessen für Millionäre


gut

Das zentrale Thema dieses Romans sind die Schwierigkeiten des sozialen Aufstiegs. Dargestellt wird es anhand der Protagonistin Casey aus New York, die Tochter koreanischer Einwanderer. Ihr Leben verfolgen wir über fünf Jahre hinweg. Casey, die unbedingt ihren Platz unter den Reichen und Erfolgreichen der amerikanischen Gesellschaft haben will, hat neben einigen Fortschritten viele Misserfolge einzustecken. Wirklich sympathisch ist sie mir nicht, was nicht nur daran liegt, dass sie sich den traditionellen Vorstellungen ihrer Eltern widersetzt. Sehr viel Interessantes ist über die koreanische Kultur zu erfahren. Doch ein Buch mit einem Umfang von fast 850 Seiten zu lesen ist irgendwann etwas mühselig, zumal die Handlung nicht wirklich voranschreitet. Wer sich von einem solchen Schmöker nicht abschrecken lässt und Familiengeschichten mit kulturellem und gesellschaftlichen Hintergrund gerne liest, wird dieses Buch mögen.

Bewertung vom 01.06.2023
Und morgen ein neuer Tag
Alexander, Claire

Und morgen ein neuer Tag


gut

Das Buch liest sich schnell. Ich ordne es in die Kategorie einer unterhaltenden Lektüre für zwischendurch ein. Die Figuren und die Handlung haben mich nicht wirklich angesprochen. Zu wenig realitätsgetreu erscheint mir, dass die Protagonistin ihr Haus für 1000 Tage nicht verlässt. Es fehlt mir an Handlung. Die sprunghaften Zeitwechsel haben mir das Lesen etwas erschwert. Zu hoch gegriffen erscheint mir die Bewertung auf dem Buchrücken, dass das Buch als der berührendste Roman des Jahres anzusehen ist.
Alles in allem ein durchschnittliches Buch, das bei mir wohl keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Bewertung vom 03.05.2023
Storchenherzen / Die Hebammen vom Storchennest Bd.1
Teichert, Fritzi

Storchenherzen / Die Hebammen vom Storchennest Bd.1


gut

Dieses Buch gehört in die Gruppe von Romanen, mit deren Lesen ich mich schwer tue und einfach nicht so recht vorankomme, obwohl sie eigentlich leicht und wenig fordernd geschrieben sind. Ich führe das auf die etwas zu flapsige Schreibweise und den manchmal sehr geballt eingearbeiteten Humor zurück. Die eine Protagonistin entspricht dem Bild der quirligen und flapsigen Romanfigur, während die andere in ihrer ruppigen Art so ganz das Gegenteil ist. Beides keine Frauen, mit denen ich warm werde. Abgesehen von meiner Kritik an den Romanfiguren liefert die Geschichte mit ihren Anekdoten aus dem Hebammenalltag sehr viel Kenntnisse über den Beruf der Hebamme und ihre anspruchsvolle, kräftezehrende Tätigkeit vor, während und nach der Geburt. LeserInnen sollten unbedingt wissen, dass auch unschöne Situationen thematisiert werden, so dass das Buch vielleicht keine geeignete Lektüre für Personen ist, die im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft Traumata erlebt haben. Gefallen hat mir, dass auch die Probleme des Berufsstandes zur Sprache kommen wie etwa die Hebammenhaftpflichtversicherung. Abgerundet wird das Ganze durch die Schilderung des Privatlebens der beiden Protagonistinnen, zu dem auch Liebesgeschichten gehören.

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