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Evoli

Bewertungen

Insgesamt 73 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2025
Das Herz kennt keine Demenz
Ayag, Jim

Das Herz kennt keine Demenz


ausgezeichnet

Plädoyer für eine Reise in „Frau Tippelkamps“ Welt

Lange konnte sich Jim, anders als der Großteil seiner deutsch-philippinischen Familie, absolut nicht vorstellen, jemals im Pflegebereich zu arbeiten. In diesem Buch schildert der engagierte junge Mann, wie er auf Umwegen dann doch genau in diesem Beruf gelandet ist und darin seine große Passion fand.

Jim erzählt locker und angenehm zu lesen, was er zuerst als Alltagsbegleiter und später in verschiedenen anderen Positionen im Pflegeheim erlebte und welche Gründe und Erlebnisse zu seiner anhaltenden Leidenschaft für die Arbeit mit den Senioren und dabei ganz besonders mit den dementen Bewohnern führten.

Immer wieder sind Anekdoten mit „Frau Tippelkamp“ eingeflochten, einem Pseudonym, das aus Datenschutzgründen für eine ganze Reihe von Bewohnerinnen verwendet wird. An den Beispielen wird deutlich, welche Herausforderungen, aber auch welche schönen Momente sich aus den ganz speziellen Gedankengängen der demenziell veränderten Menschen ergeben und wie wichtig das Eingehen auf ihre Bedürfnisse dabei ist.

Da ich selbst (als Ergotherapeutin) in der Sozialen Betreuung arbeite, habe ich mich und mein Arbeitsumfeld in den Kapiteln wiedergefunden und ich finde es schön, wie der Autor z.B. über die oftmals unterschätzte Arbeit der Alltagsbegleiter oder die Wichtigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit zum Wohl der Bewohner informiert.

Das Buch finde ich einerseits lesenswert für Personen aus dem Pflegebereich, andererseits aber gerade auch für bisher Außenstehende, da es helfen kann, Vorurteile abzubauen und das Interesse für dieses sehr vielseitige und erfüllende Berufsfeld zu wecken. Alle Frau Tippelkamps können nur davon profitieren, wenn sie weitere engagierte Unterstützer bekommen, die bereit sind, sich in ihre ganz besondere Welt zu begeben.

Bewertung vom 09.03.2025
Seven Ways to Tell a Lie
Hadler, Colin

Seven Ways to Tell a Lie


sehr gut

Die dunkelsten Geheimnisse kommen ans Licht

Ein raffiniert gefälschtes Video wirbelt das Leben einer Gruppe ungleicher Highschool-Teenager gehörig durcheinander. Es zeigt, wie die ehemals befreundeten Jugendlichen mit einem Bus in den Tod stürzen. Und es soll nicht das einzige Fake-Video bleiben. Wer will ihnen schaden und was hat die Sache mit dem Verschwinden der gemeinsamen Freundin Enya genau ein Jahr zuvor zutun?

Gemeinsam mit Ich-Erzähler Jonah, dem anscheinend „normalsten“ der Schüler, wird der Leser mit immer mehr Geheimnissen und Wendungen konfrontiert. Die Handlung bleibt stets spannend und nimmt vor allem gegen Ende noch mal richtig Fahrt auf.
Auch wenn die Protagonisten deutlich jünger sind als ich, habe ich doch ziemlich mitgefiebert und konnte mich zumindest weitgehend mit dem Erzähler identifizieren.
Durch die stückweise enthüllten Details kann man selbst miträtseln und mutmaßen, was hinter den Videos steckt.
Ich könnte mir die Geschichte auch gut als Film oder vielleicht als Mini-Serie vorstellen – wäre bestimmt cool.

Allerdings fand ich das Ende selbst dann doch arg weit hergeholt bzw. überzogen. Die Story hat da merklich an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Es ist alles spannend und überraschend, aber wirkt einfach in mancher Hinsicht übertrieben.

Bewertung vom 02.03.2025
True Crime in Nature
Graßmann, Farina

True Crime in Nature


ausgezeichnet

Informative und unterhaltsame Kriminalfälle aus der Natur

Oft kann man ja sagen, dass Tiere die besseren Menschen sind. Aber in diesem Buch zeigt sich, dass es auch in der Natur oft reichlich „verbrecherisch“ zugeht. Man trifft hier z.B. auf Serienkiller, Entführer, Sklavenhalter und Betrüger.
Auf unterhaltsame Weise werden die verschiedensten faszinierenden, skurrilen und teils auch ganz schön gruseligen Übeltäter vorgestellt, von Einzellern, Pflanzen und Pilzen über Insekten bis zu Vögeln, Fischen und Säugetieren.
Da werden Körper als lebende Vorratskammern missbraucht, Opfer durch Infiltration ihres Gehirns ins Verderben gelockt oder Artgenossen nach Strich und Faden ausgetrickst.

Der Schreibstil ist gleichzeitig informativ sowie wissenschaftlich fundiert als auch locker und mit einigem Humor gespickt. Augenzwinkernd bringt die Autorin den Leser zum Schmunzeln, was nicht zuletzt auch den zahlreichen witzigen Illustrationen zu verdanken ist.
Ich habe das Buch sehr gern gelesen und nebenbei einiges gelernt, so dass ich manches Tierchen jetzt mit ganz anderen Augen betrachten bzw. vielleicht auch genauer auf die Lebensweise von kleinen Krabblern in heimischen Gefilden achten werde.
Das Buch macht unter anderem auch auf den ökologischen Nutzen von Parasiten aufmerksam und verdeutlicht, wie sehr vor allem die „Mitbewohner“ mit verschiedenen Wirten in ihrem Lebenszyklus von Veränderungen in ihrer Umwelt bedroht sind.

Bewertung vom 16.02.2025
Our Infinite Fates
Steven, Laura

Our Infinite Fates


ausgezeichnet

Spannende Grundidee, gut umgesetzt

Seit Jahrhunderten befinden sich Evelyn und Arden in einem unendlich scheinenden Kreislauf der Wiedergeburt, der Liebe und des gewaltsamen Todes. Mal als Mädchen, mal als Junge wiedergeboren, scheinen sie dazu verdammt, stets vor dem 18. Geburtstag durch die Hand des anderen zu sterben.
In ihrem aktuellen Leben hat Evelyn, diesmal als junge Waliserin Branwen, jedoch noch mehr zu verlieren als ihr eigenes Leben – ihre jüngere Schwester ist auf die rettende Knochenmarksspende durch sie angewiesen und der Termin dafür wird für die Zeit nach dem verhängnisvollen Geburtstag angesetzt. Branwen versucht alles, um Arden diesmal ein Schnippchen zu schlagen...

Die Grundidee mit den beiden Liebenden, die immer wieder ein schlimmes Ende finden, ist sehr interessant und hier auch spannend umgesetzt. Wie Branwen/Evelyn will man unbedingt herausfinden, wie es zu dieser schicksalhaften Verbindung kam und natürlich vor allem, warum die jungen Leben jedes Mal auf so unschöne Weise beendet werden, aller Liebe zum Trotz.

Die Geschichte wechselt kapitelweise zwischen Abschnitten im modernen Wales und Einblicken in die früheren Leben der Protagonisten in verschiedensten historischen Epochen und Ländern, von Sibirien über die Südsee bis in arabische Gefilde.
Die Rückblicke tragen viel zur gelungenen Atmosphäre bei, zumal häppchenweise Details zur Beziehung der Hauptcharaktere enthüllt werden.

Darüber hinaus fand ich die Auflösung gelungen und auch der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Lediglich ein Anachronismus, der eventuell der Übersetzung geschuldet ist, hat mich als pingelige und historisch interessierte Pflanzenfreundin gestört – im mittelalterlichen England gab es definitiv keine Rispentomaten ;-)

Bewertung vom 02.02.2025
What the River Knows / Geheimnisse des Nil Bd.1
Ibañez, Isabel

What the River Knows / Geheimnisse des Nil Bd.1


sehr gut

Historischer Roman mit leichtem Fantasy-Touch

Im Argentinien des ausgehenden 19. Jahrhunderts hat die junge Inez weite Teile ihrer Kindheit und Jugend ohne ihre Eltern verbracht, weil diese in Ägypten auf Schatzsuche waren. Als sie die Nachricht vom Tod der Eltern erreicht, beschließt Inez, sich auf eigene Faust ins Land ihrer Träume zu begeben, um der Sache auf den Grund zu gehen. Was haben ihr Onkel und dessen unausstehlicher, doch gleichzeitig so anziehender, Mitarbeiter Whit mit dem Verschwinden der Beiden zu tun?

Eine Stärke des Buches ist seine Atmosphäre. Die Schauplätze zwischen prächtigen Hotels, ägyptischen Märkten, Nil-Krokodilen und geheimnisvollen Grabkammern werden durch die Schilderungen greifbar und man fühlt sich an gute Historien-Filme erinnert.
Die Autorin hat reale geschichtliche Hintergründe wie die politischen Verhältnisse in Ägypten zu dieser Zeit mit eigenen Ideen und (eher kleinen) Fantasy- oder Mystery-Anleihen kombiniert. Als übersinnliche Elemente kommen vor allem diverse Artefakte mit magischen Kräften und Visionen aus der Vergangenheit ins Spiel.

Die Geschichte wird überwiegend aus Sicht der Ich-Erzählerin Inez erzählt, die mir recht sympathisch war. Sie hat von ihrem Vater während dessen rarer Anwesenheiten allerlei nützliche Fähigkeiten erworben, die ihr rund um die Ausgrabungsstätten gute Dienste leisten.
Zwischendurch sind gelegentlich auch kurze Abschnitte aus Whits Perspektive eingestreut. Die Beziehung der beiden Protagonisten entwickelt sich recht glaubwürdig und ist natürlich von Bedeutung, wird aber (glücklicherweise) nicht zu sehr in den Vordergrund gestellt.

Die Story hat diverse interessante Wendungen und besonders zum Ende hin wird es spannend, inklusive fiesem Cliffhanger in Vorbereitung auf den abschließenden zweiten Teil.
Trotzdem hätte ich mir phasenweise etwas mehr Action bzw. einen weniger gemächlichen Verlauf der Handlung gewünscht. An der Fortsetzung bin ich jedoch auf jeden Fall interessiert.

Bewertung vom 04.01.2025
Der Sternenstaubdieb
Abdullah, Chelsea

Der Sternenstaubdieb


ausgezeichnet

Atmosphärische Wüstenwelt mit interessanten Charakteren

Die junge Loulie hat es als Verkäuferin magischer Relikte zu einem gewissen Ruhm gebracht. Die so genannte „Mitternachtshändlerin“ bereist zusammen mit ihrem Vertrauten, dem Dschinn Qadir, die Wüste und stöbert die mysteriösen Gegenstände auf, um sie dann gewinnbringend auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Ihr Leben gerät aus der Bahn, als der Sultan des Landes auf sie aufmerksam wird und sie mit der Suche nach einem ganz besonderen Relikt beauftragt. Ausgerechnet der Sohn des Herrschers und eine der gefürchteten 40 Räuber sollen sie dabei begleiten...

Im Zentrum der Geschichte steht der Konflikt zwischen den menschlichen Wüstenbewohnern und den magischen Dschinn, die oft unerkannt unter ihnen leben. Das Blut der Dschinn hat heilende Kräfte und sorgt für blühende Landschaften in der kargen Region. Unter anderem deswegen werden sie gnadenlos gejagt.
Die Gefahr für Qadir und andere Wesen seiner Art sorgt für Spannung in der Geschichte, genauso wie allerlei Geheimnisse, die nicht zuletzt dieser Vertraute der Heldin selbst vor ihr verbirgt.
Auch manche filmreife Actionszene mit Verfolgungsjagden oder einstürzenden Gemäuern sowie diverse Wendungen machen das Lesen unterhaltsam.

Die Charaktere waren mir sympathisch, neben der Mitternachtshändlerin besonders auch der jüngere Sohn des Sultans, der mit seiner freundlichen und friedlichen Einstellung nicht zum überwiegenden Rest seiner Familie zu passen scheint.

Mir gefällt die Atmosphäre der Geschichte, die deutlich von den Märchen aus 1001 Nacht inspiriert ist. So liest man hier nicht nur von 40 Räubern, sondern z.B. auch von einer klugen Frau, die durch ihr Erzählen den mörderischen Sultan auszutricksen vermag.
Gleichzeitig hat die Story aber auch viele eigene Ideen zu bieten und weiß durch einen angenehmen Schreibstil zu gefallen. Gewöhnungsbedürftig fand ich lediglich die Gender-neutrale Schreibweise bezogen auf wichtige Figuren, das ganze „sier“ und „dien“ liest sich für mich noch nicht so recht flüssig.

Bewertung vom 15.12.2024
We hunt the Flame / Die Reiche von Arawiya Bd.1
Faizal, Hafsah

We hunt the Flame / Die Reiche von Arawiya Bd.1


sehr gut

Die Jägerin und der Mörderprinz

Zafiras erst schon karge Heimat wird von einem düsteren Wald immer mehr in die Enge getrieben. Außer ihr verirrt sich jeder, der ihn betritt, hoffnungslos darin. Ihr besonderer Orientierungssinn ermöglicht Zafira die Jagd im Wald, wodurch sie das ganze Dorf am Leben erhält. Nur ein paar engste Vertraute wissen, dass sich unter der Verkleidung des „Jägers“ eine junge Frau verbirgt. Eines Tages erhält die Protagonistin von einer mysteriösen Fremden den Auftrag, ein Buch auf einer legendären Insel zu bergen, um die Magie in der Heimat wiederherzustellen und den Wald zu vernichten. Doch auch der Prinz des Landes, der seinem niederträchtigen Vater als Meuchelmörder dient, macht sich auf den Weg – sein nächster Auftrag ist der Tod des Jägers...

We Hunt the Flame entführt den Leser in eine fremde Welt, die klare arabische Wurzeln hat. Zu spüren ist dies z.B. durch entsprechende Begriffe, Kleidungsstile und Kreaturen. Die Autorin hat allem aber ihren eigenen Stempel aufgedrückt und die verschiedenen Regionen, historischen Begebenheiten oder Charaktere gut ausgestaltet.
Die Geschichte folgt abwechselnd Zafira und dem mörderischen Prinzen Nasir, die beide mit den Dämonen ihrer Vergangenheit zu kämpfen haben. Dazu kommen einige interessante Nebenfiguren.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, wirkt teilweise poetisch, etwa durch bildhafte Vergleiche. Zudem ist die Handlung, nicht zuletzt dank diverser Wendungen, insgesamt interessant, auch wenn es zwischendurch für mich leider auch einige Längen gibt. Ich werde voraussichtlich den abschließenden zweiten Band lesen.

Bewertung vom 08.11.2024
Das Rätsel um das verschwundene Haus / Sherlock & You Bd.1
Lane, Andrew

Das Rätsel um das verschwundene Haus / Sherlock & You Bd.1


sehr gut

Detektivgeschichte für schlaue Köpfe

Der junge Londoner Sherlock Holmes eifert seinem berühmten Urahn gleichen Namens nach. Als er zufällig auf eine Nachfahrin von dessen Kollegen Dr. Watson trifft, beschließen die beiden Jugendlichen die Gründung eines eigenen Detektivbüros. Und der erste Fall lässt nicht lange auf sich warten. Werden die Beiden das Geheimnis lösen, das selbst die Polizei vor ein Rätsel stellt?

Die Geschichte wird in Tagebuchform aus der Sicht von Sherlock erzählt. Wie sein Vorfahre verfügt der Junge über eine außergewöhnliche Beobachtungs- und Kombinationsgabe, bildet sich darauf auch einiges ein. Er weiß, dass er den meisten anderen Menschen geistig überlegen ist, und deutet das auch immer wieder an. Trotzdem wirkt er nicht unsympathisch, unter anderem, weil er auch Schwächen in anderen Bereichen zugibt, in denen ihn seine neue „Kollegin“ sehr gut ergänzt. Sherlock zeigt deutliche autistische Züge, nimmt z.B. alles ziemlich wörtlich und hat Probleme, die Gefühle seiner Mitmenschen zu deuten.

Ein paar Nebencharaktere verstärken das Duo. Interessante Möglichkeiten ergeben sich besonders durch die Beteiligung einer minderjährigen Hacker-Truppe. Solch moderne Technik hätte der ursprüngliche Sherlock Holmes sicherlich auch gut zu nutzen gewusst.
Die Story ist unterhaltsam und hat auch actionreiche Szenen zu bieten. Nachwuchs-Detektive werden ihre Freude daran haben, auch wenn mir als erwachsener Leserin die Auflösung doch etwas zu konstruiert erscheint.

Eine Besonderheit und ein Highlight ist der Ablauf der Handlung im Buch. Statt die Kapitel linear abzudrucken, wurden sie durcheinander über die verschiedenen Abschnitte verteilt. Tagebuch-Schreiber Sherlock versucht dadurch, das Buch nur für schlaue Köpfe lesbar zu machen.
Am Ende jedes Kapitels muss ein Rätsel gelöst werden, welches die Seitenzahl verrät, auf der es weitergeht. Darunter sind unter anderem ein Labyrinth, Rechenaufgaben oder ein Suchbild. Teilweise muss man zum Lösen nicht nur die Seite des Rätsels betrachten, sondern auch auf Details im Kapitel oder sogar im Rest des Buches achten. Die Rätsel sind teils raffiniert und haben mir gut gefallen. Es hätten gern noch ein paar mehr sein dürfen. Im hinteren Teil gibt es Hinweise oder notfalls die Lösungen.

Bewertung vom 03.11.2024
Tage einer Hexe
Dimova, Genoveva

Tage einer Hexe


sehr gut

Atmosphärische Hexen-Geschichte

Während der „Schmutzigen Tage“ zu Beginn eines Jahres haben die Monster besonders viel Macht und machen die Straßen der sowieso schon bedrohten Stadt Chernograd unsicher. Ausgerechnet zu dieser Zeit wird die Hexe Kosara ausgetrickst und verliert ihren Schatten, ohne den sie keine Zauberkräfte nutzen kann. So hat sie dem Zmey, dem König der Monster, der es auf sie abgesehen hat, scheinbar nichts mehr entgegenzusetzen. Noch dazu droht sich die Protagonistin durch eine tödliche Krankheit selbst in einen Schatten zu verwandeln und ein hartnäckiger Ermittler aus der nicht-magischen Nachbarstadt macht die Sache zusätzlich kompliziert...

In der Beschreibung des Buches wird The Witcher erwähnt und gewisse Parallelen sind durchaus zu bemerken – so ist das Szenario hier ebenfalls recht düster und deutlich von osteuropäischen Mythen und Monstern inspiriert. Die Atmosphäre hat mir gut gefallen, trotz der insgesamt eher finsteren Grundstimmung blitzt auch immer wieder eine Portion Humor auf.

Kosara ist eine sympathische Heldin mit Ecken und Kanten, die es mit Recht und Gesetz nicht immer so genau nimmt, aber doch das Herz am rechten Fleck hat und sich z.B. um das Wohlergehen ihrer Stadt sorgt. Sie trifft auf interessante menschliche und nichtmenschliche Nebencharaktere, die teilweise recht skurril wirken.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, teilweise wird Umgangssprache verwendet, die Geschichte ist über weite Strecken spannend und hat einige Wendungen zu bieten. Manche Entwicklungen erscheinen aber schon etwas abrupt oder nicht ganz schlüssig.
Am Ende dieses Bandes ist ein gewisses Etappenziel erreicht, aber es bleibt noch viel Stoff für die geplante Fortsetzung.

Bewertung vom 08.10.2024
Der Kuss der Nachtigall / Nightbirds Bd.1
Armstrong, Kate J.

Der Kuss der Nachtigall / Nightbirds Bd.1


sehr gut

Der Reiz des Verbotenen

Die Adlige Matilde und ein paar andere junge Frauen bieten im Verborgenen ihre Dienste an – durch einen Kuss können sie vorübergehende magische Fähigkeiten auf andere Menschen übertragen. Behütet von den großen Häusern des Landes führen sie ein Luxusleben, das Kritiker jedoch auch für ein Leben im goldenen Käfig halten können. Noch dazu ist der Einsatz von Magie umstritten und besonders religiöse Fanatiker werden immer mehr zur Gefahr für die so genannten Nightbirds.

Die Welt des Buches erinnert an die amerikanischen 1920er Jahre. Statt gegen Alkohol richtet sich die Prohibition hier gegen Magie, was insbesondere die feine und reiche Gesellschaft aber nicht daran hindert, im Rahmen ausgelassener Partys und exklusiver Treffen allerlei entsprechende Tricksereien einzusetzen, von spektakulären Outfits, über Getränke mit verschiedenen Effekten bis zu Modifikationen des eigenen Aussehens. Besonders kostspielig und geheimnisumwoben sind die Dienste der Nightbirds.

Die Geschichte folgt abwechselnd den verschiedenen jungen Frauen, die sich angesichts unterschiedlicher Hintergründe und Lebenseinstellungen nicht sonderlich gut verstehen.
Natürlich müssen sie sich angesichts der drohenden Gefahren letztendlich zusammenraufen und verbünden, so weit, so vorhersehbar. Auch die enthaltenen Liebesgeschichten wirken erst mal nicht sonderlich innovativ. Der Weg dahin ist trotzdem spannend zu lesen und hat ein paar Wendungen sowie Intrigen zu bieten. Mir waren außerdem die Charaktere weitgehend sympathisch und auch die Atmosphäre zwischen prunkvollen Ballsälen, heruntergekommenen Gassen und unerwarteten Verstecken hat mir gut gefallen.
Pluspunkte sammelt auch die äußerliche Gestaltung des Buches mit schönem Farbschnitt und hübschen Details wie Gedichten vor den einzelnen Kapiteln.