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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
raschke64
Wohnort: 
Dresden

Bewertungen

Insgesamt 889 Bewertungen
Bewertung vom 04.12.2023
Ich, Sperling
Hynes, James

Ich, Sperling


sehr gut

Carthago Nova im Römischen Reich im 4. Jahrhundert nach Christus. Das Reich zerfällt langsam und das Christentum wird als führende Religion gehandelt. Daher werden alle Bordelle geschlossen. Nur eines existiert noch, denn der Besitzer ist der Bruder des Bischofs. Mit einigen Auflagen und offiziell im Verborgenen müssen vorwiegend Sklavinnen als sogenannte Wölfinnen arbeiten. Ein kleiner Waisenjunge wird aufgenommen und auch er wird später eine Wölfin werden …

Das Buch ist eigenartig und schwer zu beschreiben. Ein sehr spezielles Thema wird aus der Sicht von „unten“ – also von betroffenen Sklaven und Sklavinnen erzählt. Das Thema ist schwierig, aber der Autor schafft es, es verständlich, gut und ohne Skandale, aber mit viel Empathie und Verständnis zu beschreiben. Mir persönlich war es an manchen Stellen ein wenig zu episch. Doch man kann sich dem Sog der Zeilen schwer entziehen, auch wenn es sehr heftig wird. Es ist eine Sicht auf das Römische Reich aus sehr persönlicher, aber ganz anderer Perspektive. Das ist eine große Leistung. Allerdings war mir das Ende dann ein wenig zu schnell und nicht ganz glaubwürdig. Und mir fehlte der großen Zwischenteil, auch wenn man weiß, dass es Sperling geschafft hat. Aber was ist dazwischen passiert und was hat er gemacht? Und wie konnte er mit seinem Trauma weiterleben. Hier würde ich mir eine Art Fortsetzung wünschen.

Bewertung vom 24.11.2023
Kajzer
Kaiser, Menachem

Kajzer


gut

Menachem Kaiser (Kajzer) versucht, das Haus seines Großvaters nach der Wende in Polen zurückzubekommen. Das gestaltet sich als sehr schwierig. Erst mal ist es das falsche Haus, dann fehlen wichtige Papiere und dann ändert Polen die Gesetze und vor Gericht geht es auch nicht gut aus…

Das Buch war für mich schwierig zu lesen und ist genauso schwierig zu bewerten. Da ist zum einen grundsätzlich die Forderung nach Rückgabe des Hauses. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass die Familie das Haus (oder beim Verkauf das Geld) benötigt. Und noch weniger hatte ich das Gefühl, dass sie es unbedingt wollen. Das alles war für mich sehr ambivalent. Unabhängig davon steht natürlich das Recht auf ihrer Seite, dass ihnen das Haus durch die Nazis weggenommen wurde und es ihnen zusteht.
So habe ich anfangs das Buch mehr als Roman oder Familiengeschichte gelesen und da war es auch interessant. Auch wenn man eher wenig über die Familie erfährt und auch der Autor sehr wenig über seinen Großvater weiß und auch nicht sehr viel mehr über ihn bzw. diese Generation herausbekommt.
Danach wechselt das Thema abrupt und das Buch wird zu einer Art Sachbuch. Der Autor bezeichnet es selbst als Sachbuch, aber das ist es für mich auch nicht. Es geht um die derzeitigen Schatzsucher speziell in Schlesien, die vom Bernsteinzimmer bis zu Nazidevotionalien alles wollen und es teilweise groteske Züge annimmt. Dieser Teil der Geschichte passt nicht zur Familie und ist eher langweilig. Mich hat beim Lesen „gerettet“, dass ich die Gegend kenne und so bei der Nennung von Orten zumindest ein Bild vor Augen hatte.
Danach wechselt es wieder zum Zurückbekommen des Hauses und hier verstehe ich nicht wirklich, warum der Autor weiterhin an der polnischen Rechtsanwältin festhält, obwohl sie grobe Fehler vor Gericht gemacht hat – womit ich wieder beim 1. Abschnitt der Bewertung lande.
Zu guter Letzt geht es nur noch um das Buch und die teilweise Geschichte eines eher weit entfernten Verwandten namens Abraham Kajzer, dessen Aufzeichnungen zumindest in Polen ziemlich bekannt sind. Das allerdings passt wieder nicht wirklich zur Familiengeschichte.
Alles in allem und kurz zusammengefasst: Dem Buch fehlt die Entscheidung, ob es eher Roman oder Sachbuch sein soll und es fehlt definitiv eine Art roter Faden. So ist es für mich mit viel gutem Willen maximal Mindestmaß.

Bewertung vom 24.11.2023
Der Mentor
Diel, Svenja

Der Mentor


sehr gut

Durch ein Unwetter werden im Wald eher zufällig zwei Frauenleichen gefunden. Sie wurden grausam ermordet und tragen im Nacken eingeritzte Zahlen. Doch diese sind nicht fortlaufend und so vermutet die Polizei, dass es noch weitere Leichen gibt. Das tritt auch ein. Die Ermittler erhalten Hilfe vom LKA München. Die Ermittlungen verlaufen nicht einfach und die Spur führt zu einer Studentenvereinigung. Doch noch immer werden junge Frauen vermisst und das Morden geht weiter

Ich hatte am Anfang ein wenig Probleme mit dem Buch. Für meine für mich ging es gerade in den Zeitsprüngen ein bisschen zu sehr hin und her und das war mir zu viel. Im Laufe des Buches und der Ermittlungen besserte sich das allerdings sehr und je mehr die ganze Sache dem Ende zugeht, desto spannender wird es auch. Es werden eine Reihe Verdächtiger präsentiert und durch den Wechsel der Perspektiven und der verschiedenen Ermittler weiß man über einen sehr langen Teil nicht, was da wirklich passiert und um was es geht und wer darin verwickelt ist. Daher kann ich eine Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 17.11.2023
Lindy Girls
Stern, Anne

Lindy Girls


gut

Berlin 1928. Aus Amerika schwappt eine neue Musik herüber. Der Swing erobert die Menschen und verbreitet Freude. Die Choreografin Wally ist begeistert und gründet eine Tanzgruppe. Ihre Mädchen sind keine ausgebildeten Tänzerinnen, sondern kommen aus verschiedenen Berufen bzw. von der Straße. Doch es ist schwer, ein Engagement zu bekommen, denn in den Varietés, Tanzpalästen und Hotels haben immer noch Männer das Sagen. Es wird nicht leicht. Doch sie geben nicht auf und trainieren bis zum Umfallen.


Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Auf der einen Seite ist sehr gut eingefangen das Lebensgefühl der damaligen Zeit und das Aufkommen der neuen Tänze wie Swing oder Charleston oder Lindy Hop. Auch die Probleme der verschiedenen Menschen sind aufgeführt, seien es Drogen, Arbeitslosigkeit, Erstarken der Nazis und damit Unterdrückung der Juden, Homosexualität oder auch lesbische Liebe. Genau das aber ist das Problem. Es werden so ziemlich alle Sachen angesprochen und irgendwie in die Tanzmädchen hineininterpretiert. Dadurch wirken die Figuren aber sehr flach und man bekommt irgendwie keinen richtigen emotionalen Zugang dazu. Es ist einfach zu viel gewollt und das wird dann sehr kurz abgehandelt oder angerissen. So kommt das Buch leider über Mittelmaß nicht hinaus. Meine Empfehlung wäre, entweder man hätte an den Problemen etwas gekürzt und die restlichen vertieft oder dem Buch einige Seiten mehr gegönnt. Inhaltlich wäre es möglich gewesen.

Bewertung vom 17.11.2023
Als Cristiano Ronaldo nach Merode kam
Krieger, Günter

Als Cristiano Ronaldo nach Merode kam


sehr gut

Gerd Zucker, Vorsitzender des neu gegründeten FC Merode in der untersten Fußballkreisliga-Klasse, trifft beim Joggen im Wald auf den Superstar Cristiano Ronaldo. Während des wild tobenden Sturms rettet er ihm das Leben und sein Manager ist so dankbar, dass Ronaldo für zwei Jahre bei diesem Unterklasseverein spielen will. Doch ehe das offiziell verkündet werden kann, soll niemand über die Anwesenheit von CR7 Bescheid wissen. Das bringt einige Probleme mit sich...

Das Buch ist eine ziemlich schräge Parodie auf alle möglichen Sachen. Zum einen die Fußballgötterverehrung, sei es Cristiano Ronaldo oder Messi oder andere Größen, aber auch der Kult, der um diese Spieler und durch diese Spieler veranstaltet wird. Aber es gibt auch noch einige andere Seitenhiebe auf diverse Sachen. Das Ganze ist völlig schräg und überdreht und beim Lesen hatte ich ziemlich viele Bilder im Kopf und auch eine Art Film laufen. Schade fand ich nur, dass sich die ganze Sache schon im zweiten Kapitel aufklärt. Hier hätte eine spätere Erklärung für noch mehr Spaß gesorgt. Generell hätte ich die ganzen Sachen auch ein wenig ausführlicher gehabt. So steuert man schnell auf den Höhepunkt und damit das Ende zu. Schade, ich hätte gerne mehr gelesen. Für mich war es ein großer Spaß. Ob allerdings Fußballfans und CR7-Verehrer darüber lachen können, bezweifle ich ein wenig. Dafür war es dann doch „to much“.

Bewertung vom 17.11.2023
Mord im Christmas Express
Benedict, Alexandra

Mord im Christmas Express


weniger gut

Roz ist aus dem Polizeidienst ausgeschieden und auf dem Weg nach Fort Williams. Dort erwartet ihre Tochter ihr erstes Kind. Es ist der Tag vor Weihnachten und durch einen Schneesturm fährt so gut wie kein Zug mehr. Doch Roz hat Glück und bekommt den einzigen Zug, der in Richtung Schottland unterwegs ist. Leider entgleist der Zug auf der Strecke im Nirgendwo und dann gibt es auch noch einen Mord....

Zuallererst muss ich das wirklich wunderbar passende Cover zu dem Buch loben. Danach gibt es für mich leider nicht mehr viel positive Sachen. Das Buch wird mit Agatha Christie verglichen und als moderne Version ausgegeben. Doch leider ist jedes Buch der bekannten Autorin um Längen besser als dieser Mord im Christmas Express. Denn das Buch ist wirklich sehr langweilig. Es hat 330 Seiten und dafür habe ich vier komplette Abende gebraucht, um mich wirklich durchzuquälen. Zwei Drittel lang passiert so gut wie gar nichts und alles und jedes wird ausführlich beschrieben (und nervt teilweise wirklich). Spannung ist nicht vorhanden. Die moderne Version enthält auch alle politisch korrekten Themen. Der Mordgrund ist zwar verständlich und auch wichtig, was das Thema angeht, trotzdem erwarte ich von einem Krimi in erster Linie auch Unterhaltung und viel Spannung. Die fehlt hier zum großen Teil. Deswegen kann ich das Buch nicht empfehlen.

Bewertung vom 06.11.2023
Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3


sehr gut

Wien 1895. In der Krypta des Stephansdoms führt ein Wächter illegal Touristen herum. Diese finden eine Leiche. Kriminalinspektor Leopold von Herzfeldt wird mit den Untersuchungen beauftragt, denn der Tote war Jude und der Chef von Leo möchte, dass die Angelegenheit aufgeklärt wird. Es stellt sich heraus dass der Tote vergiftet wurde. Und er hat mehr als nur einige Feinde...

Dieses Mal bewegt sich die Geschichte um Geistersichtungen, Seancen und Übersinnliches. Zur damaligen Zeit war das gerade sehr groß in Mode und sogar seriöse Wissenschaftler haben sich damit beschäftigt. Das ist ganz interessant zu lesen. Auch der Einbau des Schriftstellers Arthur Canon Doyle ist passend. Allerdings hatte ich gerade in der ersten Hälfte des Buches ein bisschen damit zu kämpfen, dass die Geschichte für meinen Geschmack etwas zu langsam vorwärts ging und nicht immer sehr spannend war. Erst ab der Mitte des Buches ändert sich das. Und dann überschlagen sich teilweise die Ereignisse. Trotzdem wie immer in dieser Reihe gut lesbar.

Bewertung vom 06.11.2023
Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
Strobel, Arno

Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.


gut

Auf einigen Campingplätzen werden immer wieder Männer umgebracht. Endlich gibt es allerdings nun ein Phantombild. Als Psychologin Evelyn dies sieht, erschrickt sie und freut sich gleichzeitig. Denn das Bild ähnelt ihrem Bruder. Dieser ist vor zwei Jahren zusammen mit seiner Frau im Urlaub spurlos verschwunden. Das Bild scheint nun ein erstes Lebenszeichen zu sein. Doch Evelyn weiß nicht, was besser ist: ihren Bruder und damit eventuell einen Mörder zu finden oder nichts zu tun.

Ich bin ein großer Fan des Autors. Doch bei diesem Buch muss ich eindeutig sagen: eigentlich kann er es besser: Die Geschichte war etwas zu sehr vorhersehbar. Und die Figuren waren auch irgendwie nicht sympathisch. Evelyn konnte mich nicht überzeugen und auch die Motive von Gerhard waren in meinen Augen nicht wirklich nachvollziehbar. Obwohl das Buch gut geschrieben ist und sich leicht lesen lässt, bleibt es für mich leider Mittelmaß. Ein Lob allerdings für das schöne Cover.

Bewertung vom 06.11.2023
Mit kalter Präzision / Die Sabine Yao-Reihe Bd.1
Tsokos, Michael

Mit kalter Präzision / Die Sabine Yao-Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Nach dem Fortgang von Rechtsmediziner Abel ist Dr Sabine Yao stellvertretende Abteilungsleiterin. Sie wird explizit zu einem Selbstmord gerufen. Die Frau des bekannten Schönheitschirurgen Roderich Kracht scheint sich erhängt zu haben. Doch bei der Obduktion treten gravierende Fragen auf und Dr. Yao gräbt tiefer...

Das Buch ist der Beginn einer neuen Reihe um die Rechtsmedizinerin. Wie immer ist es nicht durchgehend hochspannend, aber auf jeden Fall sehr interessant, die Bücher von Prof. Tsokos zu lesen.
Er schafft es, die neuesten Erkenntnisse der Rechtsmedizin in verschiedene Fälle einzuarbeiten. So kann ich als Laie vieles nachvollziehen und verstehen. Manchmal hoffe ich, dass die Täter seine Bücher nicht lesen, um Fehler zu vermeiden. Andererseits merken sie vielleicht, wie schwierig es ist, ohne Spuren davonzukommen. Alles in allem kann ich eine Leseempfehlung aussprechen und freue mich auf die Fortsetzung der Reihe.

Bewertung vom 01.11.2023
Die Formel der Hoffnung
Cullen, Lynn

Die Formel der Hoffnung


ausgezeichnet

Der zweite Weltkrieg läuft und in den USA erhält Dr. Horstmann eine Assistentenstelle im Krankenhaus. Dr Horstmann ist allerdings eine Frau namens Dorothy und ihre Einstellung ist eigentlich ein Fehler. Doch sie ist gut genug, um die Arbeit zu behalten. Sie forscht an einem Mittel, dass die furchtbare Kinderlähmung eindämmen oder behandeln kann. Die Forschungen werden viele Jahre dauern...

Ich habe vor dem Buch noch nie von dieser Ärztin gehört und mir war auch nicht klar, wie gefährlich die Kinderlähmung zu dieser Zeit war. Als ich geboren wurde, gab es das Mittel schon und die Krankheit war kein Thema mehr. Umso erstaunter war ich, jetzt darüber zu erfahren. Das Buch ist wunderbar geschrieben und lässt sich gut lesen. Ebenso wunderbar herausgearbeitet wurde der Kampf gegen diese Krankheit, den verschiedene Wissenschaftler geführt haben. Ebenso gut herausgearbeitet wurde aber auch die Rolle, die Frauen dabei gespielt haben. Und wie sie dafür so gut wie nie eine öffentliche Anerkennung erhalten konnten. Das geschieht jetzt mit dem Buch und das finde ich richtig und wichtig. Von mir gibt es absolut eine Leseempfehlung.