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Benutzername: 
Claudia
Wohnort: 
Bonn

Bewertungen

Insgesamt 117 Bewertungen
Bewertung vom 04.05.2022
Verheizte Herzen
Crossan, Sarah

Verheizte Herzen


weniger gut

Der Roman „Verheizte Herzen“ von Sarah Crossan erzählt von Nachlassverwalterin Ana Kelly und ihrer Affäre, die plötzlich verstirbt.

Ana kommt als emanzipierte Karrierefrau rüber. Sie hat Mittagessen mit Geschäftspartnern, eine eigene Sekretärin, ist viel unterwegs und distanziert zu ihren Mitmenschen. Ihre Emotionen zeigt sie auch ihrer Affäre Connor wenig. Der Leser lernt Anas Gedanken und Gefühle nur dir Gedankenstrom als Erzählstil kennen.
Dieser Stil ist sehr speziell. Er fokussiert sich eher auf Gedanken als auf Handlung. Wenig passiert, doch viel drum herum. Nicht jeder kommt mit diesem hochliterarischen Stil zurecht.
Ich fand den Roman manchmal sehr anstrengend, da sich Anas Gedanken immer wieder im Kreis drehen. Im Zentrum ist Connor angesiedelt. Mein Studium der englischen Literatur hat mir letztendlich geholfen, mit dem Stil und den Fehlen der Handlung umzugehen. Wenn ich diese Szenen einsortiert habe, kann ich mich um das wenige an Handlung kümmern, das bleibt. Leider nicht wirklich eine Kaufempfehlung und sehr anspruchsvoll.

Bewertung vom 24.04.2022
Düsterhof (Thriller)
Schwermer, Melisa

Düsterhof (Thriller)


sehr gut

Spannend bis zum Schluss
In dem Krimi „Düsterhof“ von Melisa Schwermer geht es um einen Pferdemörder und eine Ermordung sowie Entführungen.
Die Story ist leicht begreiflich: ein Pferderipper ist aktiv und Detektiv Felix geht Spuren nach, die unter anderem eine Ermordete aufgezeigt hatte. Doch der Verdächtige scheint in seinen Augen nicht der Täter zu sein. Zusammen mit der Verteidigerin Annabelle begibt er sich auf die Suche nach der Wahrheit, die anders ist, als es scheint…
Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Vor allem die Sprache war interessant- immer wieder Anekdoten und privates vermischt mit dem Fall und dessen Hintergründen. Das wird super gemacht. Auch die Charaktere sind super. Felix ist sehr vielseitig, auf der einen Seite tougher Detektiv, aber auch fürsorglicher Bruder mit Sorge um seine Schwester Nathalie. Annabelle hingegen weiß genau, was sie will- und das ist die Wahrheit und ihre Vergangenheit hinter sich lassen. Nur geraten die beiden schnell auf eine falsche Fährte, was sie zusätzlich sympathisch macht. Insgesamt sehr gut gemacht mit viel Spannung.

Bewertung vom 19.04.2022
Der Tod macht Urlaub in Schweden
Motte, Anders de la;Nilsson, Måns

Der Tod macht Urlaub in Schweden


ausgezeichnet

Willkommen in Österlen

Der Krimi „Der Tod macht Urlaub in Schweden“ handelt von einer Reihe von Mordfällen in einer ländlichen Gegend in Schweden.
Eigentlich will Peter Vinston Urlaub in Österlen Urlaub machen und den Geburtstag seiner Tochter feiern. Doch statt Idylle erwartet den bekannten Polizisten aus Stockholm eine Reihe Morde, bei deren Aufklärung er mithilft.
Peter ist ein Mordermittler mit vielen Facetten. Er hat wenig Kontrolle über sein Privatleben- so ging die Ehe vor Jahren kaputt und er schafft es nicht immer, seine Mutter im Altenheim zu besuchen. Im Beruf reißt er hingegen alle Kontrolle an sich und mischt sich sogar im Urlaub in Ermittlungen ein. Das alles wird anschaulich und detailliert erzählt, sodass ich als Leserin Peters Gedanken folgen kann und verstehe, was sich abspielt. Durch eine Vielzahl an neuen Erkenntnissen, weitere Morde und ständig wechselnde Verdächtige bleibt es stets spannend. Unterstützt wird es durch eine klare, fokussierte Sprache, welche mir die Situationen zu verstehen. Einziger Kritikpunkt ist die Tatsache, dass viele Verdächtigungen erst hinterher Sinn ergeben.

Bewertung vom 17.04.2022
Real Easy
Rutkoski, Marie

Real Easy


ausgezeichnet

Hoch spannend

Der Thriller „Real Easy“ beschreibt eine Mordserie in einen Stripclub im Jahr 1999.

Das Cover hat meine Aufmerksamkeit erregt. Es enthält rot/lila Schrift vor grünen Blättern. Das kann für die möglichen Fundorte der Leichen, aber auch für die in Stripclubs Club teils gehandelten Drogen stehen. Es hat mich motiviert, dass Buch zu lesen.
Der Thriller ist sehr spannend. Ein gelungener Plot mit vielen Twists und Nebenerzählungen, Zeugen, die zu Undercoverermittlern werden, ein Polizist als Gast im Casino und im Stripclub sowie viele Vorurteile halten die Spannung bis zum Ende hoch. Ich habe mich immer wieder abgeholt gefühlt, wenn es neue Ansätze gab, und konnte die Ermittlungen direkt verfolgen. Das lag auch an der Sprache- teils sehr an das Milieu Stripclub angepasst, sonst sehr alltagsnah. Nur wenn der Vorgesetzte den Kommissar für seine Sprache tadelt, würde ich mir das englische Original (bei Bedarf mit Übersetzung in den Fußnoten) wünschen, um die Situation besser nachvollziehen zu können. Sonst war die Sprache super.
Die Charaktere haben Ecken und Kanten. Sie ergänzen sich, arbeiten an sich und müssen mit ihren Dämonen umgehen. Das ist total okay, da es menschlich ist. Ich finde gerade das schön. Insgesamt: super.

Bewertung vom 02.04.2022
Tiefes, dunkles Blau
Kobler, Seraina

Tiefes, dunkles Blau


ausgezeichnet

Gelungener Auftakt

Der Passaukrimi „Dunkles, tiefes Blau“ beschreibt den Mord an einen Fruchtbarkeitsarzt.
Der Aufmacher ist das Cover: eine Stadt im Hintergrund eines Sees mit Booten. Hier kann ich den Schauplatz erkennen, geht es doch um Mord auf dem Wasser. Das Bild macht Lust auf mehr, da es Entspannung und Ruhe ausstrahlt- das Gegenteil von Mord. Gerade das macht es spannend.
Der Krimi als solcher beginnt auch recht lebendig: ich erfahre mehr über Rosa Zambrano, die als Kommissarin bei der Seewache arbeitet. Sie hat einen unerfüllten Kinderwunsch und lebt im turbulenten Passau. Sie ist sowohl als Ermittlerin als auch als Privatperson präsent, was mir hilft, ihr Handeln nachzuvollziehen und ihren Handlungen zu folgen. Da Passau sehr detailliert beschrieben wird, habe ich zudem den Eindruck, vor Ort zu sein.
Der Fall hat viele Nebenstränge. Aktien, Betrug, Eheprobleme und falsche Alibis erstellen ein Konstrukt mit diversen Verdächtigten. Es ist spannend, Rosa und ihren Partner während der Ermittlungen zu begleiten und neue Erkenntnisse zu erlangen. Ich finde es sehr wichtig, das der Täter und das Motiv möglichst lange unklar bleiben- das war hier der Fall. Insgesamt eine echt super Neuentdeckung und eine Reihe, die ich verfolgen werde.

Bewertung vom 30.03.2022
Das Leben, ein wilder Tanz / Die Polizeiärztin Bd.3
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein wilder Tanz / Die Polizeiärztin Bd.3


ausgezeichnet

Der Kriminalroman „Polizeiärztin Magda Fuchs: Das Leben, ein wilder Tanz“ von Helene Sommerfeld handelt vom Arbeitsalltag von Magda Fuchs und den Menschen um sie herum.
Magda hat inzwischen Kriminalhauptkommissar Kuno Mehrring geheiratet und ihren Mädchennamen abgelegt. Geblieben ist ihre Praxis und die Arbeit für die Polizei, welche sie nebenher macht. Viele spannende Patienten sind dabei. Sei es ein lang vermisstes Kind, eine Medizinstudentin mit Baby, die sich gerade trennt oder eine Prostituierte, die eigentlich ein Mann ist- all dies schildert der auktoriale Erzähler sehr fließend und authentisch. Durch die zeitgerechte Sprache (Anfang/ Mitte 20. Jahrhundert) , der verlorenen erste Weltkrieg, eine neue Macht sowie die damit verbundene Thematik (Hitler, Gründung einer neuen Partei, Reichstag…) wirkt alles sehr real und nah. Ich kann mir die Situation gut vor Augen vorstellen und finde die Geschichte sehr interessant. Speziell der Fakt, dass es um Frauen und ihre Umwelt geht und die Emanzipation noch nicht beendet ist, macht es spannend. Dadurch habe ich mich sehr gut in die Welt einfügen können und Magda gerne begleitet. Allerdings braucht man als Leser ein Gefühl für den historischen Hintergrund und die Sprache.

Bewertung vom 30.03.2022
Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
Mattera, Julia

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach


ausgezeichnet

Unterhaltsam
In dem Roman „Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach“ geht es um den menschenscheuen Koch Robert, welcher eine besondere Beziehung zu Obst und Gemüse hat.

Mit Menschen kann Robert eher wenig anfangen. Für ihn zählen seine Schwester Elsa und deren Kinder . Das Ausflugsrestaurant soll den Touristen nur Essen und Übernachtung bieten- sonst möchte Robert seine Ruhe, um mit Möhren, Tomaten oder Salat zu sprechen- mit seinen Gemüse geht Robert sehr liebevoll um und lässt niemanden daran. Erst nach und nach lässt er Hilfe durch Aushilfe Fadime und deren Sohn Hassan zu, wobei auffällt, dass Hassan ganz anders ist als erwartet. Diesen Kompromiss bereits eingegangen, stößt Robert an neue Grenzen, als die Engländerin Maggie zu Besuch kommt und ihn vor ganz neue Herausforderungen stellt…
Ich habe mich durchweg gut unterhalten gefühlt. Roberts stoische Art war für mich ein Zeichen der Verletzlichkeit und der Freudlosigkeit. Robert musste nach dem Tod seiner Eltern viele Pläne aufgeben und anstatt zu Reisen das Restaurant übernehmen. De Facto kann ich als Leserin Roberts Verhalten sehr gut nachvollziehen . Um niemanden im Stich zu lassen und nicht enttäuscht zu werden, lässt Robert sich nicht reinreden- ehe erst Hassan und dann Maggie kommen. Sie geben Robert ein Stück Leben zurück- sei es durch Ausflüge , Hilfe oder neue Anregungen. Daher finde ich die Charaktere und ihre Arten hoch interessant. Unterstrichen wird das von einer flüssigen, typgerechten Sprache, welche es mir ermöglicht, das Buch zu verschlingen. Super Buch für zwischendurch und klare Kaufempfehlung.

Bewertung vom 19.03.2022
Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn
Matthiessen, Susanne

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn


gut

Sylt

In dem Roman „Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehen“ erzählt Autorin Susanne Matthiessen von ihrer innigen Beziehung zu Sylt, wo sie aufgewachsen ist und auch heute noch Zeit verbringt.
Das Cover ist ein erster Anreiz, das Buch zu lesen. Zu sehen ist eine Gruppe junger Frauen in Badesachen an einer Strandpromenade. Vermutlich sind dies Matthiessen und ihre Freundinnen auf Sylt. Für mich ist dieses Cover, was Fröhlichkeit und Harmonie ausstrahlt, ein Türöffner zum Buch.
Im Roman berichtet Matthiessen von der aktuellen Situation auf Sylt. Viele Einheimische stehen vor Problemen, da die Touristen lange Zeit nicht kommen durften, ehe sie dann wie eine Insektenplage über die Insel herfielen. Auch Matthiessen versucht, ihre Eltern zu unterstützen und kehrt auf die Insel zurück. Aber auch über andere Dramen auf Sylt berichtet sie: als Kind hat sie einen heftigen Sturm erlebt, der zu einer Flut und der Erneuerung eines Deiches führte. Oder wie plötzlich alle weg wollten nach den Abitur. Das alles verbindet Matthiessen mit vielen bildlichen Beschreibungen und Details, sodass ich als Leserin mit gut vorstellen kann, wie es in der Situation war.
Insgesamt ist das Buch gut geschrieben und erklärt die Situation der Sylter auch während der Pandemie. Große Literatur sollte man hier allerdings nicht erwarten, eher eine entspannte Lektüre für zwischendurch.

Bewertung vom 08.03.2022
Für diesen Sommer
Klönne, Gisa

Für diesen Sommer


sehr gut

Zwei Versager?

Der Roman „Für diesen Sommer“ von Gisa Klönne berichtet von einer zerstörten Vater-Tochter-Beziehung und den Weg dorthin.
Bevor ich auf das Buch eingehe, möchte ich das Cover hervorheben. Zwei Jugendliche am See- dies ist eine sehr simple Situation, doch stellt sie eine zentrale Stelle in der Jugend von Franziska, einer der Hauptpersonen, dar, die gerne Zeit mit Freunden beim schwimmen verbrachte. Speziell im Sommer bevor sie die Schule abbrach und fortging war dies ihre Lieblingsaktivität.
Jahre später kehrt Franziska gebrochen in ihr Elternhaus zurück, um ihren Vater zu pflegen. Die Karriere und die eigene Familie blieb aus, sie kommt sich als Versagerin vor. Das wird während der Rückblenden besonders deutlich. Sie hat sich selbst verloren und muss nun anderen Gerecht werden. Doch sie ist nicht die einzige. Auch ihr Vater erinnert sich an Versagen und Niederlagen, verbunden mit tiefer Trauer. Er kommt sich als Versager vor, da er nichts kann. Auch hier helfen Rückblicke den Verständnis.
Ich finde das Buch sehr einfühlsam und detailliert geschrieben. Der Stil und die verschiedenen Blickwinkel helfen, Nähe zu den Charakteren aufzubauen und Verständnis zu empfinden. So entsteht beim Lesen Verständnis für die ältere Generation und anders herum. Klasse gemacht.

Bewertung vom 01.03.2022
Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Genialer Justizkrimi

Im Justizkrimi „Der 13. Mann“ geht es um das Experiment eines Jugendamtes, wobei männliche Heimkinder bei pädophilen untergebracht wurden, und die weitreichenden Konsequenzen daraus.
Das Cover zeigt einen Mann vor Gericht. Entweder ist er selber der 13. Mann oder weiß viel über diesen.
Die Story handelt von Rechtsanwalt Rocco Eberhardt und Gerichtsmediziner Justus Jarmer. Die beiden erhalten Besuch von Timo Krampe, einen jungen Mann, der seinen besten Freund vermisst. Die beiden wollen ein Interview mit einer Zeitung geben, um offenzulegen, wie übel ihnen mitgespielt wurde. Hinter dem jungen Mann liegt eine Odyssee voller politischer Korruption.
Ich habe den Krimi sehr genossen. Er ist sehr sorgfältig recherchiert (Einbindung von Politikern ins Experiment, wahrhaftiges Experiment), sprachlich ansprechend und dem Metier gerecht (Obduktion, Mögliche Todesursache) und zeigt viele Wendungen auf (wahre Todesursache, verschwundene Akten, wer arbeitet mit wem). Der Stil ist präzise und anschaulich, sodass ich immer wusste, was sich gerade ereignete. Sicherlich können die vielen Spekulationen über die Leiche und die Todesursache langweilig sein, ich fand es jedoch sehr spannend, den Ablauf zu rekonstruieren. Klare Leseempfehlung