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Karolina

Bewertungen

Insgesamt 134 Bewertungen
Bewertung vom 14.12.2021
Die unhöfliche Tote / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.2
Bennett, S J

Die unhöfliche Tote / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.2


sehr gut

Very British Cozy Crime

Es steht ein neuer Fall für die Queen an. Am Pool des Buckingham Palace findet man eine Tote und außerdem fehlt ein wertvolles Bild aus dem Besitz ihrer Majestät. Als dann noch herauskommt, dass mehrere Angestellte des königlichen Haushaltes Drohbriefe bekommen haben, fängt die Queen an, im Hintergrund der offiziellen Ermittlungen selbst Nachforschungen anzustellen.
Im zweiten Teil der Reihe bringt die britische Autorin S.J. Bennett die Queen in einem interessanten Fall zurück. Während mir der erste Teil der Reihe nicht besonders zugesagt hat, gefällt mir der zweite Teil deutlich besser. Die Queen ist sympathisch in ihren Ermittlungen und auch die Fakten, die die Autorin in das Werk eingebracht hat, sind besonders gelungen und zeigen, dass S.J. Bennett gut recherchiert hat. So spielt das Werk zur Zeit des Brexit-Referendums und dieses wurde ebenso in den Roman eingebracht, wie auch die Biografien von Personen aus dem Umfeld der Queen.

Alles in allem gefällt mir dieser Teil deutlich besser als der erste Teil der Reihe. Viele Punkte, die im ersten Teil nicht gelungen sind, wurden hier verbessert. Die Charakterentwicklung ist sehr gut gelungen, die verschiedenen Charaktere sind rund ausgearbeitet und man kann sich gut in ihre Geschichten hineinversetzen. Man erhält in diesem Band auch einen viel besseren Einblick in die Gedanken der Queen und kann die Handlung viel besser nachvollziehen. Während ich den ersten Band nicht weiterempfohlen habe, würde ich den zweiten Teil auf jeden Fall weiterempfehlen.

Bewertung vom 22.10.2021
Wie schön wir waren
Mbue, Imbolo

Wie schön wir waren


gut

In ihrem zweiten Roman bringt uns Imbolu Mbue in ein kleines afrikanisches Dorf namens Kosawa. Die BewohnerInnen dieses Dorfes leben in ständiger Angst, da das dort ansässige amerikanische Ölunternehmen das Dorf nach und nach zerstört. Das Land ist mittlerweile unfruchtbar, da Öllecks den Boden degradiert haben. Hierdurch fehlt vielen BewohnerInnen die Grundlage, um ihre Familien zu ernähren und Geld zu verdienen. Da auch das Trinkwasser vergiftet ist, werden viele Menschen krank und Kinder sterben an den Folgen der Vergiftung. Der Konzern verspricht Aufräumarbeiten und finanzielle Reparationen, diese kommen allerdings nicht bei den BewohnerInnen Kosawas an, sondern werden von der korrupten Regierung abgefangen. Nachdem das Unternehmen dann noch mit Gewalt in das Dorf kommt, die Menschen unterdrückt und einige BewohnerInnen des Dorfs umgebracht werden, wird der Widerstand im Dorf stärker. Der Kampf im Dorf dauert Jahrzehnte und auch jüngere Generationen werden zu RevolutionärInnen herangezogen, allen voran die junge Thula.

Imbolu Mbues ersten Roman habe ich für ein Uniseminar zu Contemporary Transnational Fiction gelesen und geliebt. Dementsprechend bin ich mit einer hohen Erwartung an „Wie schön wir waren“ gegangen und wurde leider ziemlich enttäuscht. Der Einstieg bis zur Mitte war meiner Meinung nach gelungen und ich habe ihn sehr gerne und schnell gelesen, ab der Mitte kamen mir allerdings viele Dinge als unnötige Wiederholungen vor, weshalb das Lesen der letzten Hälfte doch sehr langwierig war. Die letzte Hälfte hat sich leider sehr gezogen, weshalb ich beim Lesen öfter mal darüber nachgedacht habe, den Roman abzubrechen. Ich habe „Wie schön wir waren“ schlussendlich fertiggelesen, muss aber sagen, dass der schöne Schreibstil leider nicht über die Wiederholungen und die oft zähe Handlung hinwegtröstet. „Wie schön wir waren“ kommt meiner Meinung nach nicht mal in die Nähe von „Das geteilte Land“, weshalb ich Mbues Debütroman allen ans Herz legen möchte, „Wie schön wir waren“ muss man aber meiner Meinung nach nicht unbedingt gelesen haben.

Bewertung vom 04.10.2021
Wut und Böse
Hoeder, Ciani-Sophia

Wut und Böse


ausgezeichnet

Augenöffnend

Öffnet man das Paket, hält man ein munteres, farbenfrohes Buch in der Hand, das auf den ersten Blick einen sehr verspielten Eindruck erweckt. Man erwarten einen sanften, munteren Inhalt, fängt man allerdings mit der Lektüre an, wird einem sehr schnell deutlich, dass dieser erste Eindruck täuscht. „Wut und Böse“ ist hochexplosiv und bewegend - eine Abhandlung über die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft.

Die Autorin Ciani-Sophia Hoeder beschreibt, wie Frauen in unserer Gesellschaft wahrgenommen werden und wieso ihre Gefühle oft ignoriert werden, um stattdessen den Stempel der wütenden Frau aufgedrückt zu bekommen. Sie zeigt die Überschneidungen zwischen Sexismus, Rassismus und vielen anderen Aspekten auf und verbindet die Entstehung dieses Frauenbildes mit aktuellen Entwicklungen und Erfahrungen aus ihrem Leben
Wut und Böse öffnet einem die Augen. Man denkt über das Frauenbild unserer Gesellschaft nach, reflektiert die eigenen Erfahrungen und merkt schnell, dass man selbst nicht nur Opfer des Problems, sondern auch Täterin ist. Ich würde Wut und Böse jedem empfehlen, der sich über das Frauenbild unserer Gesellschaft informieren und das eigene Handeln reflektieren und ändern will.

Bewertung vom 16.09.2021
DAFUQ
Jarmysch, Kira

DAFUQ


sehr gut

Kira Jarmysch stellt uns in Dafuq die achtundzwanzigjährige Anja Romanowa vor, die sich plötzlich im Gefängnis wiederfindet. Eigentlich wollte sie nur ein paar Tage Auszeit, um ihr Leben zu ordnen und ein paar Dinge zu klären, darunter auch ihr komplett gescheiterter Start in den neuen Beruf im russischen Außenministerium. Als sie dann allerdings auf einer Demonstration festgenommen wird und wegen Aufruf zur Demonstration gegen Regierungskorruption verhaftet wird, muss sie zehn Tage im Gefängnis verbringen, um hier die Strafe für ihre Ordnungswidrigkeit abzusitzen. Im Gefängnis trifft sie auf fünf weitere Frauen. Alle sitzen im Moskauer Gefängnis, weil sie wegen einer Ordnungswidrigkeit verhaftet wurden. Ihre Leben prallen aufeinander, oftmals sehr laut und explosiv.
Kira Jarmysch erlaubt uns mit Dafuq einen Einblick in das aktuelle Russland. Sie thematisiert die Biografien von sechs verschiedenen Frauen und nutzt eben diese Biografien, um durch sie eine Gesellschaftskritik am aktuellen Russland zu veröffentlichen. Im Roman spiegeln sich die aktuellen Themen Russlands wider, etwa der stärker werdende Spalt zwischen Armut und Reichtum, dem Freiheitsgeist und der Putin-Treue aber auch das Wechselspiel zwischen traditioneller Identität und der Suche nach neuen Identitäten.
Kira Jarmysch hat mit Dafuq eine gelungene Abhandlung über das aktuelle Russland und seine Probleme und Krisen geschrieben. Sehr real und verständlich bekommen wir als Leser Innen einen Einblick in das Leben in Russland. Dass dieser Einblick so überzeugend ist, liegt auch an der Biografie der Autorin, die als Sprecherin von Alexej Nawalny genau weiß, wie ungerecht und willkürlich die politische Führung in Russland sein kann.

Bewertung vom 11.09.2021
Pacific Crest Trail Killer
Piskulla, Christian

Pacific Crest Trail Killer


sehr gut

Gefährliche Wanderung

Wie der Titel schon verrät, versetzt uns das Buch auf den Pacific Crest Trail, einen 4.300 Kilometer langen Wanderweg, der sich von der Grenze Mexikos bis zur Grenze Kanadas erstreckt und dabei durch drei US-Bundesstaaten geht. Will man die vollen 4.300 Kilometer wandern, braucht man rund sechs Monate und ist zum größten Teil auf sich gestellt, man wandert durch unbewohnte Wildnis, in der keine Hilfe zur Verfügung steht.

Auf diesem Wanderweg treffen wir Mark Stetson. Mark ist Polizist und war acht lange Jahre auf einem Auslandseinsatz der Militärpolizei. Bevor er nun in den regulären Polizeidienst zurückkehrt, will er den PCT wandern. Doch bereits nach 750 Kilometern, also direkt am Anfang des Wanderwegs, wird seine Wanderung durch ein schreckliches Ereignis unterbrochen. Er entdeckt eine verbrannte Frauenleiche und stellt bei weiteren Untersuchungen fest, dass es sich wohl um ein Teil einer Mordserie handelt. Da der verlassene PCT ein idealer Ort für eine Mordserie ist, der Täter sich schnell verstecken kann und keine Zeugen im Umkreis zu finden sind, kann der Täter direkt nach der Tat abhauen, ohne Hinweise zu hinterlassen. Anstatt seine Wanderung fortzusetzen, dringt Mark immer weiter in die Ermittlungen ein.

Der „Pacific Crest Trail Killer“ ist eine unglaublich finstere aber gleichzeitig so großartig geschriebener Thriller, der einen an das Buch fesselt und zwingt, es erst aus der Hand zu legen, wenn die letzte Seite gelesen wurde. Viele kurze Kapitel und regelmäßige Perspektivwechsel tragen dazu bei, dass die Spannung erhalten wird und man bekommt das Gefühl, dass man als Leser ein Teil der Geschichte ist und sich selbst auf dem PCT befindet.

Bewertung vom 05.09.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


sehr gut

Einen Tag vor Heiligabend macht sich Esther auf den Weg zu ihrer Schwester Sue. Im Gepäck eine Flasche Wein, das Geschenk für die Schwester, die in einem abgeschiedenen Waldhaus lebt und keinen Kontakt zur Außenwelt hat.
Eigentlich hat Esther weder Zeit noch Lust. Seit dem letzten Heiligabend hat sie ihre Schwester nicht gesehen und eigentlich sollte sie jetzt zu Hause sein und gemeinsam mit ihrem Mann und ihren Kindern die letzten Vorbereitungen für das Weihnachtsfest treffen. Doch irgendwie geht ihr ihre Schwester nicht aus dem Kopf und so macht sich Esther auf den Weg zum Waldhaus. Nur schnell das Geschenk abgeben und kontrollieren, dass Sue ihre Tabletten nimmt. Nicht, dass die Lage so eskaliert wie beim letzten Heiligabend. Doch ein Schneesturm verhindert, dass Esther schnell wieder nach Hause kann und plötzlich eskaliert die Situation.

Schweig! ist ein besonderer Thriller. Die Kapitel springen zwischen der Sicht Esthers und Sues hin und her, ab und an wird mal eine andere Perspektive oder ein anderer Zeitstrang eingeschoben. Zu keinem Punkt wird die Handlung dabei unübersichtlich und verwirrend, das Gegenteil ist der Fall. Die verschiedenen Wechsel tragen zur Tiefe der Handlung bei. Mit einem lockeren und doch fesselnden Schreibstil hat die Autorin Schweig! verfasst und sorgt dafür, dass man als Leser von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt am Buch klebt.

Bewertung vom 23.08.2021
Shuggie Bain
Stuart, Douglas

Shuggie Bain


sehr gut

Glasgower Tristesse

Shuggie Bain” versetzt uns ins Glasgow der 80er Jahre. Die Wirtschaftskrise hat die schottische Stadt schwer getroffen und Armut, Tristesse und Sorgen liegen über der Stadt. In diesen Umständen lernen wir unseren Titelcharakter Shuggie Bain kennen. Shuggie ist der Sohn von Agnes und Shug Bain. Der Vater ist narzisstisch und gewalttätig. Er zeigt keine Liebe für seine Familie und betrügt Agnes ganz in aller Öffentlichkeit. Agnes versucht sich in den Alkohol zu flüchten - schließlich hängt sie in einem Leben fest, dass sie so nie erleben wollte.
Shuggie muss schnell feststellen, dass er so ganz anders ist als sein Umfeld und keine Unterstützung durch die Menschen um ihn finden wird. Er ist zart und fantasievoll; tanzt lieber als Fußball zu spielen oder sich auf der Straße zu raufen. Er passt zwar nicht in sein Umfeld aber er findet seine Lebensbestimmung in der Sorge um seine Mutter. Tagelang bleibt er mit ihr in der Wohnung und lässt sie nicht aus den Augen - aus Angst, dass sie sich im Rausch etwas antut. Diese toxische Beziehung zwischen Mutter und Sohn belastet Shuggie und prägt ihn in Formen, die so nicht sein sollten.

Mir hat Shuggie Bain gut gefallen, allerdings fand ich es nicht so berührend, wie einige andere LeserInnen. So verschiedenen Momenten kam es vor, dass ich es aus der Hand gelegt habe und es eingekochte gar nicht nochmal weiterlesen wollte. Douglas Stuart hat mit Shuggie Bain einen gelungenen Einblick in das Leben einer Arbeiterfamilie im Glasgow der 80er Jahre geschrieben und aufgezeigt, wie Alkoholismus und weitere Probleme das Leben einer Familie zerstören können. Eine emotionale Bindung zu Shuggie konnte ich allerdings nicht aufbauen, auch wenn sehen Lebensgeschichte unglaublich schwer war. Da mir diese emotionale Bindung fehlt und somit das Buch keinen besonderen Wiedererkennungswert hat, vergebe ich 3,5 Sterne.

Bewertung vom 18.08.2021
Crave / Die Katmere Academy Chroniken Bd.1
Wolff, Tracy

Crave / Die Katmere Academy Chroniken Bd.1


gut

Neu und doch altbekannt

Nachdem Grace ihre Eltern durch einen Unfall verloren hat, muss sie zu ihrem Onkel ziehen. Dieser betreibt in der Wildnis Alaskas ein Internet namens Katmere Academy. Schnell merkt Grace jedoch, dass etwas nicht stimmt und das Internat einige Geheimnisse versteckt und sonderbare Ereignisse in sich beherbergt. So scheinen auch die Schüler des Internats Geheimnisse vor Grace zu verstecken, allen voran Jaxon Vega. Auch wenn Grace vor Jaxon gewarnt wurde, fühlt sie sich doch auf unerklärliche Weise zu ihm hingezogen und kann nicht gegen die Anziehung ankämpfen. Sie nähert sich Jaxon an und muss schnell feststellen, dass ihr Leben immer gefährdeter wird, je näher sie und Jaxon sich kommen. Es scheint, dass ihr jemand nach dem Leben trachtet.
Das Buchcover erinnert doch sehr an Twilight. Als ich das erste Foto sah, musste ich doch tatsächlich erstmal in meinem Bücherregal nachschauen, ob es sich hier nicht um eine große Verwechslung handelt. Doch es ist tatsächlich so, das Crave-Cover ist stark an die Twilight-Cover angelehnt.

Und nicht nur das Cover wirkt wie ein Twilight-Abklatsch, sondern auch inhaltlich wirkt Crave wie eine Mischung aus jedem Vampir-Roman der schonmal herausgebracht wurde, allen voran natürlich Twilight und Vampire Diaries. Es gibt einfach eine große Menge Gemeinsamkeiten, seien es der Unfalltod der Eltern (TVD), das Schulsetting (TVD und Twilight) oder die Gefahr, die plötzlich in das Leben der Hauptperson eintritt. Positiv herauszustellen ist nur, dass Grace im Gegensatz zu Bella Swan wenigstens eine Persönlichkeit hat und anständig herausgearbeitet wurde.

Auch wenn meine Vampir-Phase schon länger vorbei ist, lese ich doch ab und an ganz gerne noch etwas aus diesem Bereich. Bei Crave wird allerdings schnell deutlich, dass ich nicht die gewünschte Zielgruppe bin. Es scheint mir, als würde die Autorin eher die jüngere Generation ansprechen, die die Twilight-Bücher und vermutlich auch TVD nicht mehr kennt. Hätte ich Crave ohne diese Vergleichsmöglichkeiten gelesen hätte ich mich vermutlich gut unterhalten gefühlt, so überwiegt aber die Enttäuschung darüber, dass die Gemeinsamkeiten zu Twilight einfach zu groß sind.
Der Schreibstil ist flüssig und gut, die Handlung ist ansprechend herausgearbeitet und jemand, der keine Vergleichsmöglichkeiten zu Twilight und anderen Vampirwerken hat, wird Crave vermutlich mögen. Mir waren die Ähnlichkeiten dann doch zu groß und haben mich beim Lesen eher enttäuscht.

Bewertung vom 15.08.2021
Instagrammatik
Schröder, Johannes

Instagrammatik


ausgezeichnet

Herr Schröder ist Lehrer und Comedian. Nach über 12 Jahren Unterrichtserfahrung tourt er nun als Comedian über die deutschen Comedybühnen und gibt dem Zuschauer einen Einblick in den Unterrichts- und Schulalltag und die kleinen und großen Humormomente. In “Instagrammatik” zeigt Herr Schröder, dass die digitalen Medien auch vor der Schule nicht haltmachen. Die Helene-Fischer-Gesamtschule macht ein digitales Update. Plötzlich ziehen so neumodische Sachen wie Netflix, Podcasts und Videokonferenzen in die Schule ein. Und auch Herr Schröder möchte ins Internet einziehen und Klick-Millionär werden. Seine Klasse muss ihm dabei natürlich helfen und Herrn Schröder in TikTok und das Prinzip eines Shit-Storms einführen. Ich habe beim Lesen herzhaft gelacht und mich durchweg ungleich gut unterhalten gefühlt. Als Lehramtsstudentin liebe ich Einblicke in den Schulalltag, egal ob ernsthaft oder lustig. Jeder der einen lustigen Einblick in das Thema Digitalisierung in deutschen Schulen haben möchte, sollte “Instagrammatik” unbedingt lesen.

Bewertung vom 13.08.2021
Harlem Shuffle
Whitehead, Colson

Harlem Shuffle


gut

„Harlem Shuffle“ bringt uns ins Harlem der sechziger Jahre. Harlem wird von Gangstern regiert und mittendrin lernen wir unseren Protagonisten Ray Carney kennen. Ray stammt aus ärmlichen Verhältnissen und konnte sich ohne Betrügereien und Kriminalität hocharbeiten. Er ist Besitzer eines Einrichtungsladens auf der 125th Street, welcher seinen Lebensunterhalt finanziert. Dann erwartet seine Frau jedoch das zweite Kind und die Einkünfte reichen nicht mehr aus. Als sein Cousin Fred-die, der ab und zu mal eine Goldkette vorbeibringt, nun mit Raubgut aus dem Coup im Hotel Theresa vor ihm steht, weiß Ray nicht mehr, was er machen soll. Wie soll der Mann, der eigentlich ohne Kriminalität leben möchte, reagieren, wenn plötzlich Polizei und Gangster vor ihm stehen?
Den Namen Colson Whitehead sollte jeder kennen. Einer der wichtigsten Autoren der neuen amerikanischen Literatur, ausgezeichnet mit dem National Book Award und dem Pulitzer-Preis. Sein Werk „Underground Railroad“ muss man gelesen haben. Eine bedeutende Erzählung über die Sklaverei in den USA und die nicht enden wollende Kraft einer jungen Sklavin, die über die unterirdische Railroad zu fliehen versucht. Eben da der Name Colson Whitehead für bedeutende und bewegende Literatur steht, habe ich mich unglaublich gefreut, als ich „Harlem Shuffle“ auf Vorablesen entdeckt habe und habe direkt meine Punkte eingelöst. Jedoch wurden meine Erwartungen enttäuscht. Während der Einblick in das Harlem der sechziger Jahre ein unglaublich Spannender ist und die für Whitehead typische Gesellschaftskritik (Rassismus, Klassizismus, Armut, Polizeikriminalität) den Leser zum Nachdenken anregt und unverwechselbar für die Kunst Whiteheads steht, wurde diese bedeutenden Themen durch einige Mängel gestört. Die Handlung zieht sich über große Teile des Werkes, die vielen Personen führen zu Verwirrung aufseiten des Lesers, Zeitsprünge machen alles noch verwirrender und irgendwie ist Ray Carney auch kein Protagonist, mit dem man wirklich warm wird.
Auch wenn Harlem Shuffle viel Potenzial hatte, konnte es mich am Ende nicht überzeugen. An den Erfolg von „Underground Railroad“ und „The Nickel Boys“ kann Colson Whitehead mit Harlem Shuffle nicht anknüpfen.

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