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warmerSommerregen
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Essen

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Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 30.10.2015
Vom Kiez zum Kap
Amtenbrink, Kay;Volkens, Bernd

Vom Kiez zum Kap


sehr gut

Wie eine Schnapsidee zu einer abenteuerlichen Reise werden kann…

Eigentlich ist es eine einfache Schnapsidee, an einem Donnerstagabend im FC Sankt Pauli-Clubheim, nach dem Fußballtraining, geäußert: Nach dem ein oder anderen Bier wird die Idee weitergesponnen: Einmal nach Afrika zu reisen, genauer gesagt nach Kapstadt, um dort 2010 beim Fußballspiel dabei sein zu können. Doch wäre die Reise mit einem Flugzeug viel zu unspektakulär..
Da wäre so eine Reise mit einem Bulli viel abenteuerlicher..
Und so ist das Ganze ins Rollen gekommen.. Über das Auto waren sich die Freunde schnell einig, das passende Gefährt nach einiger Suche auch zu einem annehmbaren Preis gefunden: Ein 1992 gebauter T3 Syncro soll zu ihrem Begleiter werden.
In vielen mühsamen Nachtschichten wird die Route geplant, Visabestimmungen geprüft, der Impfschutz kontrolliert und aufgebessert. Auch der Bus muss aufgerüstet werden, da er auf der langen Reise einiges durchzumachen haben wird.
Schon hier wird immer klarer, mit wie viel Aufwand eine solche Unternehmung verbunden ist, aber Bernd Volkens und Kay Amtenbrink lassen sich in keinster Weise entmutigen.
Nachdem der eigentliche Starttermin etwas verschoben werden musste, geht es am 15. Februar 2010 endlich los. Kurzfristig musste aufgrund von Unruhen und Terrorgefahr in einigen Gebieten noch die Route verändert werden.
Nun soll es also von Hamburg aus über Österreich, Kroatien, Serbien, Bulgarien und der Türkei über Syrien, Jordanien, Ägypten, den Sudan und Äthiopien nach Kenya nach Tansania. Von dort aus dann weiter über Malawi, Sambia und Botswana bis nach Südafrika zum Kap.
Auf dieser langen Reise durchleben die Freunde Höhen und Tiefen: Sie erzählen von der Gastfreundlichkeit und Offenheit, aber auch von anstrengenden Grenzbeamten, von beeindruckenden Landschaften und Pannen, die einen zum Verzweifeln bringen.. Außerdem lernen sie bei ihrem Abenteuer immer wieder neue Menschen kennen, von denen sie zeitweise begleitet werden.

Das Buch ist sehr hochwertig gestaltet: Eine die rund 200.000 Kilometer veranschaulichende farbige Karte leitet das Buch ein. Darüber hinaus gewähren zahlreiche Fotos Einblicke in verschiedene Städte und Landschaften, sodass man sich beim Lesen dem Abenteuer und den Reisenden ein gutes Stück näher fühlt. Zumalen eine solche Reise heute gänzlich unmöglich wäre..
Manchmal hatte ich wirklich das Gefühl, dass es sich hierbei wirklich am ehesten um eine Schnapsidee handelt und sie nicht viel weiter ausgearbeitet ist.. Kay und Bernd wirkten manchmal ein wenig blauäugig. Und dann, ein paar Seiten weiter, versteht man wieder, was die beiden so fasziniert: Andere Kulturen und Landschaften kennenzulernen.
Auch wenn ich mich so gar nicht für Fußball begeistern kann, ist es schön zu sehen, wie sich die Freunde einen Traum erfüllen, dabei einige Strapazen über sich ergehen lassen und dabei nie den Mut verlieren. Sie halten zusammen und werden mit jedem zurückgelgten Meter ein besseres und eingespielteres Team.
Die Kapitel sind so geordnet, dass sie immer eine Etappe beschreiben. Sie lassen sich locker lesen, was auch an der Sprache, die Tagebuch-Charme hat, liegt. Jedoch ist diese einfach gehaltene Sprache auch manchmal etwas ermüdend… Und Rechtschreib- und Grammatikfehler sind auch keine Seltenheit… Auch wenn der Bulli wiedereinmal eine Panne hat, Ersatzteile besorgt werden müssen und dann am Auto herumgewerkelt wird, lässt die Spannung etwas nach..
Nichtsdestotrotz hat mir dieses Buch gefallen, da es den Leser an dem Erfüllen von Wünschen teilhaben lässt, die zeitweise unglaublich weit in die Ferne rücken, sodass man beinahe aufgeben möchte. Außerdem ist “Vom Kiez zum Kap” ein Buch darüber, wie man zusammen mit seinen Freunden über seine Grenzen gehen kann.



“Es findet sich immer eine Lösung, ein Ausweg. Also los, lebt Eure Träume!” — Kay, Seite 221

4/5 Sterne

Bewertung vom 14.10.2015
Klöppeln
Löhr, Ulrike

Klöppeln


ausgezeichnet

Sehr zu empfehlen!

Dieses Buch soll dem Selbststudium dienen oder als Ergänzung zum Unterricht den Einstieg in das Klöppeln ermöglichen, bzw. erleichtern. Unterteilt in 17 Grundlagen wird in jedem Kapitel eine andere Technik gezeigt, sodass es eine solide Grundlage schafft, mit deren Hilfe man sich dann weiter orientieren kann. Die verschiedenen Lektionen bauen aufeinander auf, weswegen man keine von ihnen überspringen sollte.

Zu Beginn eines jeden Kapitels wird angegeben, welche Materialien benötigt werden. Danach wird grundlegend erklärt, wovon die folgende Lektion handelt. Im Anschluss daran wird beschrieben, wie die Spitze geklöppelt wird, veranschaulicht wird dies durch mehrere Zeichnungen oder Fotos.
Die einzelnen Klöppelbriefe werden genau erklärt und dank der Legenden am Ende des Buches, stellen auch verschiedene Farben und Formen in den Klöppelbriefen oder den Zeichnungen kein Problem dar.
Der Anfang war für mich trotz der Beschreibungen schwierig, da meine Anfänge absolut nicht so aussehen wollten, wie die Abbildungen im Buch.

Aber nach und nach funktionierte es immer besser. Noch habe ich das Buch nicht vollständig durchgearbeitet, ich freue mich aber schon sehr darauf, mich an einem Kragen zu üben, denn die Abbildungen sehen einfach wunderschön aus.

Ich kann dieses Buch sehr weiterempfehlen, da es einem hilft, in das Klöppeln einzusteigen- ein Handwerk, das bewahrt werden sollte. Außerdem ist es sehr vielseitig, was man schon in diesem Buch merkt, sodass man immer wieder neues ausprobieren kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.10.2015
Eden
Wolfe, Art

Eden


ausgezeichnet

Mit seiner Farbbrillanz und den unglaublichen Motiven schwer beeindruckend!

Der 1951 geborene Fotograf Art Wolfe war nach seinem Kunststudium schon mit Ende zwanzig für National Geographic unterwegs. Während seiner langjährigen Karriere hat er bereits 80 Bücher veröffentlicht, für deren Fotografien er die ganze Welt bereiste.

Sein neues Werk “Eden” umfasst Arbeiten aus vier Jahrzehnten. Auf seinen Reisen seit den 1970er-Jahren wurde er von zahlreichen Experten wie Biologen, Autoren, Fotografen, Forschern, Fremdenführern, Filmemachern und vielen mehr begleitet.
Ganze 450 Fotografien zeigen Vielfalt und Schönheit der Natur. Gegliedert in die Kapitel “Berge”, “Polar – Subpolar”, “Wüsten – Savannen”, “Meere – Inseln” und “Tropen – Subtropen” werden faszinierende Einblicke in die unterschiedlichsten Gebiete und Kulturen gegeben.
An Art Wolfes Seite durchreist man alle Kontinente und gewinnt völlig neue Blickwinkel und Perspektiven auf die von uns so häufig vollkommen unterschätzte Natur. Ruhige Momente werden genauso eingefangen wie auch Momente der Bewegung, Naturschauspiele oder atemberaubende Aussichten. Von Schneeziegen im Glacier-Nationalpark, Montana, USA, über ins Meer fließende Lava auf Hawaii, bis hin zu einem Holi-Fest in Mathura, Uttar Pradesh, Indien- dieser Bildband entführt einen an die unterschiedlichsten Orte.
Gerade die vielen ausklappbaren Seiten geben dem Buch noch mehr Zauber: Wenn sich Tierzüge über mehrere Seiten erstrecken, kann man sich der Kraft der Bilder nicht entziehen.
Aber nicht nur Tiere oder Landschaften werden gezeigt, denn auch bedrohte indigene Völker und ihre Kulturen werden in diesem Buch verewigtlicht. Ihre Anzahl schwindet immer mehr und man merkt beim Bewundern der Aufnahmen, wie wichtig es ist, diese Völker mit all ihren Bräuchen und die Welt in der nicht nur sie, sondern auch wir leben, zu schützen. Man sieht auf der einen Seite die Stärke und Kraft von Naturgewalten und auf der anderen Seite die Verletzbarkeit, Zerbrechlichkeit und Endlichkeit.

“Eden” zeigt die Natur, in all ihren Facetten, sodass der Wunsch, diese zu schützen und zu bewahren, von Seite zu Seite wächst.
Ein Bildband der immer wieder sprachlos macht und einen mit jedem Foto neu beeindruckt und fasziniert.
Auch die Texte zu Beginn eines jeden Kapitels verstärken die Bewunderung, die man der Natur und dem Fotografen entgegenbringt.
Darüber hinaus soll ein neuartiges Druckverfahren zu der Farbbrillanz geführt haben.

Hierbei handelt es sich um ein Werk, in das sehr viel Zeit, Mühe und Begeisterung geflossen ist, was man auf Anhieb merkt. Als Leser taucht man in die unterschiedlichsten Gebiete dieser Welt ein und lässt sich von der Natur und ihren Wundern verzaubern.

Ich kann diesen Bildband definitiv jedem weiterempfehlen, der gerne zum Staunen gebracht wird und die Natur in all ihrem Zauber erleben möchte. Für Freunde fantastischer Fotografie und Bewunderer einzigartiger Natur.

Bewertung vom 08.10.2015
Zuhause selbst gemacht

Zuhause selbst gemacht


ausgezeichnet

Ein wunderschönes Buch!

In diesem zauberhaften Buch von der Bloggerin Epipa warten zahlreiche Rezepte und Anleitungen darauf, ausprobiert zu werden. Durch Sticken, Häkeln, Nähen, Backen, Basteln und Einmachen soll das eigene Zuhause heimatlicher gemacht und mit Erinnerungen und Träumen gefüllt werden. Das gesamte Buch verstömt dabei einen Landlebencharm, der einen vollkommen in seinen Bann zieht.
Ob selbstgemachte Zitronenlimonade, Muffins oder Quilts für das gemeinsame Picknick oder die richtigen Ideen für Naschkatzen am Tisch, Köstliches aus der Speisekammer wie zum Beispiel selbstgemachten Frischkäse oder süße Anregungen für kleine Abenteurer oder aber doch Selbstgemachtes, um einfach mal zur Ruhe zu kommen- hier gibt es für fast jede Gelegenheit etwas zum Ausprobieren!
Das Buch ist mit sehr viel Liebe gestaltet worden, weswegen es auch so viel Freude bereitet, sich die einzelnen Seiten anzuschauen, durchzulesen und einfach mal zu schmökern.

Da die Anleitungen sehr gut und verständlich beschrieben sind, fällt es nicht schwer, Dinge auszuprobieren und nachzumachen.
Ganz besonders haben mir die Sachen mit Granny Squares gefallen, da sie nicht nur leicht zu machen sind, sondern weil sie auch so schön Ruhe und ein heimatliches Gefühl verströmen. Aber auch die gehäkelte Spitze ist wunderschön.

Ich kann dieses Buch sehr empfehlen, da es Freude bereitet, die Kreativprojekte aus Küche, Wollkorb und Nähkästchen auszuprobieren und sich dadurch ein bisschen Ruhe und Wärme nach Hause zu holen.

Bewertung vom 30.09.2015
Gerichtsmediziner im Kampf gegen das Verbrechen / Todesart: Nicht natürlich Bd.3 (eBook, ePUB)
Rhein, Herbert

Gerichtsmediziner im Kampf gegen das Verbrechen / Todesart: Nicht natürlich Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Sehr faszinierende Einblicke in die Arbeit der Pathologen!

Wenn eine Leiche gefunden wird ist nicht sofort eindeutig, ob es sich um einen Unfall, Selbstmord oder um einen Mord handelt. Oder auch wer von zwei möglichen Tätern, die sich gegenseitig beschuldigen, die Schuld trägt, ist zumeist unklar. War Gift im Spiel und wenn ja: Wer hat es verabreicht?
Hier ist die Arbeit der Pathologen gefragt, die sich auf eine sehr genaue Spurensuche begeben, um die Umstände des Todes zu klären. Dabei werden auch winzige Hinweise am Tatort sichergestellt und ausgewertet. Zusammen mit den Beweisen, die die Leiche bereithält, kann so ein sehr genaues Bild von dem Tathergang gezeichnet werden.
Hierbei gibt es viel mehr Wege, um die Geheimnisse des Toten zu lüften als normalerweise in Kriminalromanen oder Filmen gezeigt wird. In diesem Buch werden eben jene Wege genau beschrieben und erklärt, sodass man mehr von den Arbeiten in der Gerichtsmedizin weiß.
Es ist faszinierend, welche Möglichkeiten die Forensik bietet und wie Hinweis um Hinweis gesammelt wird, sodass selbst bei scheinbar nicht zusammenhängenden Gegebenheiten ein klarer Handlungsablauf sichtbar wird.
Gezeigt werden die Arbeiten der Pathologen an ganzen 15 Beispielen. Diese in Wirklichkeit geschehenen Fälle sind beeindruckend, da ein vollkommen anderer Blick auf die Verbrechen gegeben wird. Die Motive und Tathergänge sind erschreckend, besonders wenn man sich vor Augen führt, dass sie wirklich genauso passiert sind.

Nach „Todesart: Nicht natürlich. Mit Mikroskop und Skalpell auf
Verbrecherjagd“ ist “Todesart: Nicht natürlich. Gerichtsmediziner im
Kampf gegen das Verbrechen” das zweite Buch der Reihe von Herbert Rhein.

Ich kann dieses Buch absolut weiterempfehlen, da es zum einen viele interessante Einblicke in die Arbeit von Pathologen gibt und zum anderen, da es noch spannender ist, als ein gewöhnlicher Krimi. Es macht sehr viel Spaß dieses Buch zu lesen, da die beschriebenen Methoden sehr faszinierend sind und man sonst von ihnen kaum etwas erfährt.

Ich bin von diesem Buch sehr begeistert und ganz gespannt auf den anderen Teil der Reihe. Spannend, informativ und sehr faszinierend!

Bewertung vom 15.09.2015
Lisa Lemkes Sommerküche
Lemke, Lisa

Lisa Lemkes Sommerküche


ausgezeichnet

Tolle Rezepte und Tipps!

Der Sommer ist nicht nur die Zeit des Picknicks! Egal ob Brunch, Gartenfest oder Grillabend: Mit Freunden leckeres Essen zu genießen macht noch mal so viel Spaß!
Doch benötigt es einer guten Planung und vieler Ideen, um eine gelungene Mahlzeit zusammenzustellen.
Lisa Lemke zeigt in ihrem Buch “Sommerküche”, wie man ein rundum überzeugendes, von den Schweden geliebtes, Büfett zubereitet. Ihre Idee liegt darin, Essen zuzubereiten, das man mit anderen teilen möchte; sozusagen ein “Mahl in fröhlicher Runde” (S.5).
Wie man stressfrei viele Gäste oder einige gute Bekannte mit leckerem Essen verwöhnt, soll dieses Buch zeigen.

Zu Beginn des Buches werden grundlegende Tipps gegeben, die sich damit befassen, welche Dinge in jeder Küche unabdingbar sind, was die richtige Ordnung in der Küche bewirkt, wie man aus bestimmten Kräutern und Gewürzen den meisten Geschmack gewinnt oder auch wie man das richtige Maß findet, sodass es weder zu leeren Tellern noch zu wochenlangem Resteessen kommt.
Im Anschluss daran wird ein erster zeitlicher Ablauf als Beispiel gegeben, sodass man ein Gefühl dafür bekommt, wie die richtige Planung eines Gartenfestes aussehen kann.
Und dann geht es auch schon mit den Rezepten los. Diese sind in die Kapitel “Hallo Sommer”, “Süße Stunden”, “Ein großes Fest”, “Den Picknickkorb packen”, “Grillspaß”, “Let’s Brunch”, “Sommerfrische”, “Cocktailzeit” und “Erntedankfest” unterteilt. In jedem dieser Kapitel finden sich außerdem noch Tipps und Tricks, damit das Essen und die gesamte Feier bei den Gästen möglichst gut ankommen.
Klassische Rezepte, Abwandlungen und neue Kreationen wechseln sich ausgeglichen ab. Wegen der Vielzahl der Rezepte lässt sich für jeden das richtige Gericht finden; egal ob süß oder herzhaft.
Besonders gut haben mir der “Nudelsalat mit Sesam” (S. 73) und die Kartoffelmuffins von Seite 19 gefallen!

Dieses Buch beinhaltet sehr viele Rezepte und Tipps um seine Gäste zu bekochen. Auch für die Planung werden Hilfestellungen gegeben, sodass man eigentlich nichts mehr falsch machen kann. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 09.09.2015
Die Verbrannten
Ortuño, Antonio

Die Verbrannten


ausgezeichnet

Ungeschönt und wortgewaltig zeigt dieses Buch den Umgang mit Flüchtlingen im Süden Mexikos auf!

In einer Notunterkunft für zentralamerikanische Flüchtlinge in Santa Rita, einer unbedeutsamen Stadt im Süden Mexikos, wird ein Feuer gelegt. Frauen, Männer und Kinder fallen den Flammen zum Opfer.
“Die Nationalkommission für Migration (NkM) äußert mit Nachdruck ihre Empörung anlässlich des Anschlags auf die aus verschiedenen zentralamerikanischen Ländern stammenden (…) Migranten” (S.86)
Die Sozialarbeiterin Irma, auch La Negra genannt, soll Untersuchungen anstellen. Doch sind ihre Ermittlungen keineswegs erwünscht, denn in einem Land, in dem zentralamerikanische Flüchtlinge reihenweise illegal eingeschleust, ausgenommen, vergewaltigt, ermordet und anschließend in Massengräbern verscharrt und verleugnet werden, ist niemand bereit auszusagen. Die Schlepper stellen noch immer eine viel zu große Bedrohung dar. Doch sind sie nicht die einzige Gefahr. Denn wenn Schlepper und Behörden gemeinsam ein kriminelles Geschäft betreiben, ist niemand der Fragen stellt mehr sicher.
Besonders keine Sozialarbeiterinnen, die sich den Überlebenden annehmen und versuchen diese zu schützen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

La Negras einzige Hoffnung ist die 20jährige Yein. Sie wurde Zeugin des Anschlags, doch ist es schwierig in einer Umgebung, in der jedes zu viel gesprochene Wort eine Bedrohung darstellt, an Informationen zu gelangen.
Yein hat, wie jeder einzelne der Flüchtlinge, Schreckliches erlebt. Unvorstellbares, dass einem Schauer über den Rücken laufen lässt. Für die wenigen Überlebenden, die sich bei einem Anschlag retten konnten, ist dies jedoch erst der Beginn..
Als sich die Anschläge häufen reagiert die Nationalkommission für Migration mit sich immer ähnelnden Pressemitteilungen. Das Geschehene wird zutiefst bedauert, Versprechungen werden gemacht, die niemals eingehalten werden sollen.
“Die Nationalkommission für Migration (NkM) äußert mit Nachdruck ihre Empörung angesichts des Anschlags auf die aus diversen zentralamerikanischen Ländern stammenden Migranten” (S.108)
Doch für La Negra beginnt die Suche nach den Tätern.
“NkM erklärt Pflicht, Migranten zu schützen, und Absicht, Ermittlungen zu unterstützen” (S. 108)

“Die Verbrannten” von Antonio Ortuño beschreibt eindringlich, wie in einem Land voller Korruption und krimineller Banden mit Flüchtlingen umgegangen wird.
Schätzungsweise durchqueren 12.500 Minderjährige jährlich den Süden Mexikos; jeder sechste von ihnen reist ohne Begleitung auf den Güterzügen. Dabei werden tausende Migranten auf ihrem ohnehin schon harten Weg in die USA überfallen, ausgeraubt, vergewaltigt, ermordet oder fallen dem Menschenhandel zum Opfer.
Der auf den lediglich 208 Seiten vermittelte Inhalt ist überwältigend. Beim Lesen musste ich immer wieder Pausen einlegen, da es kaum vorstellbar ist, wie grausam Menschen sein können und wie abgekartet manche Spiele sind.
Hierbei handelt es sich auch um ein Buch, das wütend macht. Erschreckend realistisch werden die Anschläge und Reaktionen in Bevölkerung und in den Behörden beschrieben.
Darüber hinaus ist “Die Verbrannten” extrem spannend, öffnet es einem doch die Augen. Man wird mit so viel Leid, Korruption, Angst und Rassismus konfrontiert, dass man sich zu fragen beginnt, wie so etwas nur möglich sein kann.
Dadurch regt dieses Buch dazu an, sich zu informieren, die Augen offen zu halten, nach Möglichkeiten zu handeln zu suchen.
Allerdings ist dieses Buch auch brutal, sodass es wohl nicht für jeden ein Lesegenuss wäre; doch wer dies aushält, sollte sich dringend an dieses Buch wagen!
Auch die Sprache ist etwas Besonderes, da alles mit einem solchen Zorn beschrieben wird, dass einem das Gelesene noch näher geht.

Leider ist dieses Buch erschreckend aktuell! Ungeschönt und wortgewaltig zeigt es den Umgang mit Flüchtlingen im Süden Mexikos auf, weswegen ich es absolut weiter empfehlen kann!

Bewertung vom 28.08.2015
Norwegen der Länge nach
Michalowicz, Simon

Norwegen der Länge nach


ausgezeichnet

Ein tolles Buch, das Mut macht und zum Träumeleben aufruft!

Endlich mal nicht mehr auf Chancen warten und darauf hoffen, dass irgendetwas geschieht- das ist Simon Michalowicz Traum. Der Dortmunder möchte statt zu träumen etwas erleben und sich an ein Abenteuer wagen. Denn nachdem er einige Wochen durch Norwegen gewandert ist, vermisst er das Gefühl, auf sich alleine gestellt zu sein. Deswegen hat er ein neues, größeres Ziel: Norwegen der Länge nach zu wandern, ganze 3000 Kilometer zu Fuß bis zum Nordkap.
“Norge på lang”, so heißt diese Strecke. Eine große Herausforderung, die nicht viele Wanderer gemeistert haben. Aber Simon Michalowicz, der keineswegs ein durchtrainierter Wanderprofi ist, möchte dennoch diese herausfordernde Tour wagen. Mit Karte und Kompass bewaffnet zieht er am 27. Mai 2013 los und startet eine Reise vom Kap Lindesnes bis zum Nordkap, die 140 Tage dauern wird.
Bei seiner Reise hat er nicht nur mit harten Wetterbedingungen, langen Strecken und einem schmerzenden Körper zu kämpfen, sondern auch manche Zweifel machen sich breit: Ist er dieser Wanderung gewachsen?

Sehr offen und ehrlich berichtet der Autor von seinen Ängsten und Sorgen, besonders beschreibt er aber die Momente, die ihn antreiben und ihm Kraft geben. Atemberaubende Aussichten, die große Gastfreundschaft der ihm immer wieder helfenden Norweger, das Glück, das er hat, Polarlichter und die einzigartige Natur werden dem Leser so lebendig beschrieben, dass man das Gefühl bekommt, bei der Reise mit dabei zu sein. Man durchlebt beim Lesen Höhen und Tiefen und ist immer ganz nah dabei.
Sehr gut haben mir auch die vielen tollen Farbfotos gefallen.

Ich bin bisher noch nie in Norwegen gewesen, weswegen mir die genauen Beschreibungen der Landschaft, aber auch die Begegnungen mit den freundlichen Norwegern sehr gut gefallen haben. Man begleitet Michalowicz auf seiner abenteuerlichen Reise und lernt so Land und Leute ganz anders kennen, als mithilfe eines gewöhnlichen Reiseführers.

Bei “Norwegen der Länge nach” handelt es sich nicht nur um ein Buch, dass die Schönheiten Norwegens zeigen soll, sondern vielmehr versucht den Leser dazu zu animieren sich etwas zu trauen; die Träume zu leben und einfach mal das zu tun, was man sich wünscht. Etwas zu wagen um gewinnen zu können; ein Buch, das Mut macht.

Ich kann dieses Buch sehr weiterempfehlen, da es spannend ist und man so nah wie selten am Autor ist und ihn bei seinem Abenteuer begleiten kann und somit die gleichen Höhen und Tiefen durchlebt, wie er. Ein ganz tolles Buch!

Bewertung vom 08.08.2015
Die geprügelte Generation
Müller-Münch, Ingrid

Die geprügelte Generation


ausgezeichnet

Die Verwendung von Kochlöffel und Rohrstock zum Zweck der Züchtigung war in den 1950ern und 1960ern weit verbreitet. Beinahe jedes Kind der Nachkriegsgeneration wusste entweder aufgrund eigener Erfahrungen, oder weil es davon in seinem Umfeld etwas mitbekommen hatte, um diese furchtbaren Praktiken. Diese Art der Erziehung zog sich durch alle Schichten und auch wenn viele Kinder dieses Schicksal teilten, wurde es gemeinhin totgeschwiegen.
Erst mit der Publikmachung der Misshandlungen durch Geistliche oder an Privatschulen und in Heimen ist dieses Thema ins Auge der Öffentlichkeit gerückt. Doch noch immer ist es kaum begreifbar, weswegen Eltern ihren Kindern mit Teppichklopfer und Kochlöffel begegneten. Liegt der Grund in den im Krieg erlittenen Traumata der Eltern oder an einfacher Überforderung, fragt man sich. Auch weswegen niemand eingriff, wenn die Kinder wieder “gezähmt werden mussten” und ihre Schreie in der Nachbarschaft nicht zu überhören gewesen sein mussten, lässt sich nicht einfach beantworten.
Was wurde aus den geprügelten Kindern und wie denken sie über ihre Eltern und die von diesen praktizierte Schwarze Pädagogik? Und welchen geschichtlichen Verlauf nimmt die Erziehung; in wie weit prägten zum Beispiel Erziehungsratgeber oder die hochangesehenen Eigenschaften wie Ordnung und Fleiß aus NS-Zeiten? Aber auch die Frage, wie es heute mit der Misshandlung der Kinder aussieht, stellt sich, denn dieses Kapitel ist leider noch nicht gänzlich abgeschlossen..
Auf diese und viele weitere Fragen geht die Autorin Ingrid Müller-Münch in ihrem Buch “Die geprügelte Generation- Kochlöffel, Rohrstock und die Folgen” ein. Zusammen mit anderen, die diese Erziehung erlitten haben, Traumatherapeuten, Psychologen, Bindungsforschern, Psychotherapeuten und Erziehungwissenschaftlern zeigt sie Antworten auf und zeichnet auf 284 Seiten ein unglaublich dichtes und berührendes Bild einer ganzen geprügelten Generation.
Jedes mal, wenn Interviewte über die erlittenen Strafen berichten und beschreiben, was sie dabei fühlten und versuchen eine Erklärung für das Verhalten ihrer Eltern zu finden, war das für mich schockierend. Mit welcher Selbstverständlichkeit diese doch eigentlich Liebe und Vertrauen schenken sollenden Menschen zur Züchtigung körperliche oder auch seelische Gewalt anwanden, ist haarsträubend.
Ich finde es bewundernswert, wie sachlich und fair die Autorin bei einer so aufwühlenden Thematik bleibt und wie es ihr gelingt, so viel Inhalt auf so wenig Seiten zu bringen, ohne dass das Buch erdrückend wirken würde. Auch sehr beeindruckend ist, dass das vermittelte Wissen durch so viele Statistiken, Gespräche mit Fachleuten, Bücher, Studien und so weiter untermauert wird. Die Autorin malt nicht nur schwarz, sondern gibt beiden Seiten eine Stimme, auch wenn sie selbstverständlich stets gegen die Misshandlung von Kindern ist.
Es werden die verschiedensten Seiten beleuchtet und sehr verständlich und nachvollziehbar ausgeführt. Ob die Spuren der Nazis und des Krieges oder der den Eltern zuspieldenen Justiz- ein facettenreiches und kompaktes Bild wird gezeichnet.
Ich konnte dieses Buch beim Lesen kaum aus der Hand legen, da es so spannend war- und wenn ich es doch tat, dann nur um Zeit zu haben, über das Gelesene nachzudenken und es zu verarbeiten. Aber auch nach dem Lesen beschäftigte mich das Buch noch lange- und das tut es noch immer- denn ich habe durch das Lesen dieses Buches sehr viel dazulernen und aufgezeigte Zusammenhänge verstehen können.
Ich kann wirklich jedem empfehlen, dieses Buch zu lesen, da es sehr verständlich ausgesprochen viel Wissen vermittelt. Außerdem denke ich, dass sich mit der im Buch behandelten Thematik wirklich jeder auseinandersetzen sollte! Nicht nur selber Betroffene, sondern auch junge Menschen, um zu verstehen, was die älteren Generationen -Eltern und Großeltern- prägte und um zu verinnerlichen wie wichtig eine gewaltfreie und liebevolle Erziehung ist.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.