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kindder80er

Bewertungen

Insgesamt 131 Bewertungen
Bewertung vom 24.05.2018
Der Kreidemann
Tudor, C. J.

Der Kreidemann


ausgezeichnet

Zwei Zeitebenen und spannender Plot - Wenn renommierte Schriftsteller, wie hier Stephen King, ein Buch über den Klee loben, bin ich oft etwas skeptisch, denn so manches Mal haben mich diese "Empfehlungen" in die Irre geführt. Nach der Lektüre bin ich aber überzeugt, dass der gute King diesmal ein glückliches Händchen hatte...

Das Besondere an diesem Thriller ist zunächst mal, dass er auf zwei Zeitebenen spielt und eine Clique auf dem Weg ins Erwachsenenleben mit allen Widrigkeiten begleitet. Die Kreidestrichmännchen führen die Clique im Verlauf des Buches zu einer Leiche und damit traumatischen Erinnerungen. Auch vorher haben die Kreidemännchen vor allem Eddi kein Glück gebracht, der nach einem Vorfall auf der Kirmes und vor allem erschreckenden Klarträumen einen "Knacks" weg hat.
30 Jahre später kreuzen die Strichmännchen wieder den Weg und damit verbundene Gefahren werden wieder allgegenwärtig. Dieses grobe Gerüst erinnert mich ein wenig an "ES", aber die Stories sind natürlich grundverschieden, denn abgesehen von einigen gruseligen Klarträumen, scheint nichts Übernatürliches die Verantwortung zu tragen...

Der Schreibstil liest sich flüssig und spannend, die beiden Zeitebenen, die sich in den Kapiteln abwechseln, sind 1986 in der Vergangenheit und 2016 im Präsens jeweils aus der Sicht von Eddie geschrieben. Mir hat dieser Stil sehr gut gefallen und der Thriller hat mich gepackt!

Bewertung vom 24.05.2018
Wahrheit gegen Wahrheit
Cleveland, Karen

Wahrheit gegen Wahrheit


gut

Falsche Erwartungen werden geweckt - Wenn sogar Grisham sagt, der Thriller sei ein Pageturner, dann wird das ja wohl stimmen, oder? Wenn einen so richtig die Lust packt auf einen spannenden Thriller, man es sich wunderbar auf seiner Lesecouch gemütlich macht und dann dieses Buch aufschlägt, wird man allerdings auf kurz oder lang etwas enttäuscht.

Es ist in meinen Augen nämlich kein Thriller, sondern eine Familiengeschichte. Die Protagonistin zweifelt, ob ihr Mann wirklich der ist, der er vorgibt zu sein. Der Rückblick auf die langjährige Ehe erstreckt sich über weite Teile des Buches und am Schluss bleibt man ratlos zurück, was man da eigentlich gerade gelesen hat. Vor allem weil die Protagonistin so gar nicht wirklich tough ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie Agentin ist, sie kommt schlichtweg nicht authentisch rüber. Natürlich sind auch Agenten Menschen mit Herz und Gefühlen, aber etwas mehr Professionalität, auch wenn es um ihren Mann geht, dem sie vertraut hat, hätte ich mir nach dem ersten "Schock" gewünscht.

Wenn man das Buch aber als eine Art Beziehungsdrama sieht, ist es ganz gut geschrieben. Wer wirklich einen Thriller möchte, der wird höchstwahrscheinlich enttäuscht.

Bewertung vom 24.05.2018
MUTIG
McGowan, Rose

MUTIG


sehr gut

Nicht besonders "charming", aber ehrlich - Die "Metoo-Debatte" wurde im letzten Jahr durch die Schauspielerin Alyssa Milano populär und Rose McGowan war eine der ersten, die Weinstein der Vergewaltigung beschuldigte und gilt seitdem als eine der lautesten Kämpferinnen gegen Sexismus im Filmgeschäft. Beide haben in der sehr erfolgreichen Serie "Charmed" mitgespielt, die ich früher gerne gesehen habe.

Das hier vorliegende Buch ist eine Mischung aus Autobiographie und Abrechnung von Rose McGowan. Wer die Schauspielerin und ihr Schaffen ein bisschen mitverfolgt hat, weiß, dass sie in keine Schublade zu stecken ist. Sie hat sich früh von ihrer Familie abgenabelt, lebte zeitweise auf der Straße, hat öfter in Trash-Produktionen mitgewirkt und machte durch Beziehungen zu Marilyn Manson und Robert Rodriguez Schlagzeilen. Besonders letzterer kommt in ihrem Buch in nicht gut weg. Aber auch mit andere Weggefährten wird gnadenlos abgerechnet. Dabei ist sie schon reflektiert und gesteht sich ein ums andere Mal eigene Fehler ein, aber insgesamt ist sie sich sehr sicher, dass eben immer falsch mit ihr umgesprungen wurde und ihr - teilweise auch gesetzeswidrige - Handeln nur eine Konsequenz daraus war.

Eins ist sicher: Rose McGowan polarisiert und schreibt nicht besonders "charming", aber dafür ehrlich und ungeschönt. Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen, da er fesselnd war. Ob man all ihre Ansichten nun teilt, wie z.B. dass man Teil einer Sekte ist, wenn man eine Fernsehserie liebt und sich darüber austauscht, ist egal, denn wenn man ihr "zuhört", kann und sollte man sein eigenes (Konsum)verhalten durchaus hinterfragen.

Bewertung vom 29.03.2018
Mindful@work
Braun, Ralf

Mindful@work


sehr gut

Achtsamer im Arbeitsalltag - Man hat ja immer mehr das Gefühl, dass in der heutigen Arbeitswelt oft die eierlegende Wollmilchsau gesucht wird, die alles auf einmal und das Meiste perfekt innerhalb kürzester Zeit erledigen kann. Dass das nicht gut für die Psyche und Raubbau am eigenen Körper ist, zeigt dieses Buch u.a. auf.

Allerdings steht Prophylaxe im Vordergrund, damit es gar nicht erst zu psychischen Erkrankungen, wie z.B. Burn-out kommt. Kleine Übungen helfen im Alltag, sich auf eine Sache voll und ganz zu konzentrieren, sich nicht ablenken zu lassen und seine Arbeit gut zu machen.

Dabei ist es wichtig, komplett im Hier und Jetzt zu sein, wobei auch die beiliegende Hör-CD mit ihren Übungen hilft. Sie läuft bei mir in einem ganz normalen CD-Player (KEIN MP3) ohne Aussetzer und hat eine Laufzeit von knapp einer Stunde. Es gibt darauf so eine Art autogenes Training in Kurz- und Langfassung und progressive Muskelentspannungsübungen. Auch die für mich sehr effektive Fingerklopfübung wird nochmal angeleitet. Irgendwann braucht man die CD dann nicht mehr, wenn man die Übungen verinnerlicht hat.
Ein bisschen gestört hat mich die Überbetonung der Aussprache, die mich die ersten Male wirklich fast von den Übungen abgelenkt hat, aber wie sagt der Autor so schön: "Wahrnehmen. Nicht bewerten."

Das Buch nimmt einem den vollgepackten Alltag nicht ab, vermittelt aber, dass man sich nicht übernehmen sollte und sich eben Zeit für kleine Pausen nehmen muss, sonst funktioniert irgendwann gar nichts mehr. Einiges konnte ich für mich rausziehen und werde versuchen, es langfristig umzusetzen. Frei nach dem Motto: "Wenn du es eilig hast, gehe langsam"

Bewertung vom 29.03.2018
Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln)
Lehnberg, Stefan

Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln)


sehr gut

Krimi mit altertümlichen Satzbauten - Stefan Lehnberg kannte ich bisher nur als Autor und Sprecher der Radiokolumne "Küss mich Kanzler", die ich mit Begeisterung verfolge. Dass er nun schon den zweiten Fall von Goethe und Schiller schrieb, ist bisher völlig an mir vorbeigegangen.

So habe ich den ersten Teil noch nicht gelesen, aber das ist meines Erachtens auch nicht nötig, um gut in den zweiten zu starten.

Das geprägte Cover, bei dem die scherenschnittartigen Darstellungen von Goethe und Schiller und die Schrift gülden ausgefüllt sind, macht schon was her.

Als eine besondere Leistung des Autors ist hervorzuheben, dass er sich altertümlichen Satzbauten bedient und auch in der Rechtschreibung alte Schreibweisen übernimmt. Besonders das "ey" und das "c" finden verstärkte Anwendung. Mir fiel es anfangs etwas schwer, da ich jedes Mal beim Lesen wieder darüber "stolperte", aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und das Lesen wird flüssiger.

Auch sonst ist der Schreibstil eher unkonventionell - es handelt sich zwar um einen Kriminalfall, dennoch kommt der Humor nicht zu kurz. Sehr kurzweilig wird der Fall in und um Franckfurt, das sich vor einem Krieg mit Frankreich sieht, behandelt. Goethe und Schiller schlittern eher hinein, als dass sie sich aktiv um Auflösung bemühen und eigentlich wollten sie nur Goethes Mutter besuchen. Durch vielerlei Umstände bleiben die beiden natürlich bis der Fall aufgeklärt ist, der dann auch noch mit einem Tusch endet...

Insgesamt hat mich das Büchlein wunderbar unterhalten und den ersten Teil besorg ich mir jetzt auch noch...

Bewertung vom 29.03.2018
Nackt über Berlin
Ranisch, Axel

Nackt über Berlin


ausgezeichnet

Nicht ist, wie es scheint - Ich bin wirklich ein bisschen geflasht von dem Hörbuch, muss ich sagen. Was wie eine Coming-of-Age-Komödie anfängt, inklusive liebevoll schlüpfriger Details, erwächst sich zu einem Drama besonderen Ausmaßes!

Jannik ist sechzehn und in Tai, seinen zweitbesten Freund, verliebt und steht ungewöhnlicherweise auch noch auf klassische Musik! Tschaikowski ist daher sein bester Freund, obwohl der ja schon seit über 150 Jahren tot ist.

Am Anfang stehen "normale" Probleme einer Pubertät: Die Mutter geht ihm auf den Sack, er hat nicht viele Freunde und ist übergewichtig. Die Hormone fahren mit ihm Achterbahn und er will einfach seine Ruhe.

Dem Autor, der Jannik in der Ich-Perspektive spricht, nimmt man den Sechzehnjährigen ganz gut ab. Es ist schön betont gelesen und klar verständlich. Sympathisch ist mir Jannik auch. Der zweite Sprecher, Thorsten Merten, spricht mit seiner älteren, sonoren Stimme, die Ereignisse, die Rektor Lamprecht betreffen aus einer erzählerisch beobachtenden Perspektive.

Hat man am Anfang noch einiges zu Schmunzeln, wird einem von Minute zu Minute die Tragweite der Geschichte immer klarer. Ähnlich wie Lamprecht, der sich in seinem Smarthome gefangen nehmen lassen muss, sieht man alles erst mal locker - wird schon nicht sooo schlimm werden...

Jeder, der in diesem Roman vor kommt hat mir irgendetwas zu kämpfen - selbst der Vater von Jannik! Jede Geschichte, die preisgegeben wurde, und sei es von einer noch so kleinen Nebenrolle, hat mich berührt. Aber keine Angst, schmunzeln musste ich trotzdem ab und zu noch. Vor allem als Jannik auf seinen Cousin trifft und er sich endlich anfängt zu outen. Herrlich! :-)

Fazit: Das Hörbuch gefällt mir ausgezeichnet - beide geben eine sehr gute Sprecherleistung ab. In dem Buch steckt sehr viel mehr als eine fluffige Jugendgeschichte - es ist eher ein Drama über Schuld, Sühne und falsch gegangene Lebenswege.

Bewertung vom 29.03.2018
Der Reisende
Boschwitz, Ulrich Alexander

Der Reisende


ausgezeichnet

Schonungslos und plastisch, als wäre man dabei - Dieser Roman wurde kurz nach den Pogromen 1938 verfasst als der Autor schon geflüchtet war. Der Autor war damals gerade einmal 23 Jahre alt, aber die Leseprobe zeugt schon von einer immensen Beobachtungsgabe und einem besonderen, feinfühligen Stil, den nur Menschen haben, die schon einiges durchmachen mussten.

Der Roman handelt von dem jüdischen Kaufmann Otto Silbermann, der sich gleich zu Beginn des Buches mit einem judenhassenden Deutschland konfrontiert sieht. Der Judenstern wurde noch nicht eingeführt, dennoch wissen seine Bekannten, Nachbarn und auch Freunde, dass er Jude ist. Dabei wird auch die Bigotterie thematisiert, denn in aller Öffentlichkeit wird Silbermann teilweise nicht mehr gegrüßt, aber gute Geschäfte will man hinter verschlossener Tür natürlich anfangs weiterhin mit ihm machen... Zumindest Silbermanns Haus will man ihm abkaufen, denn Silbermann plant, mit seiner Frau nach Paris auszureisen, wo der Sohn schon verweilt und seine Zelte in Deutschland notgedrungen abzureißen.

Das kommt allerdings alles etwas zu spät und nachdem sein Schwager abgeholt worden ist, rummst es auch an seiner Tür. Er kann flüchten und dass er nicht wie ein Jude aussieht, zumindest so, wie sich die Nazis das vorstellen, kommt ihm zugute. Er versucht, in einem Hotel unterzukommen, aber dort wo man ihn kennt, wird er abgelehnt. Dann muss es eben eine Absteige sein, aber auf diese Idee sind natürlich viele andere Juden auch gekommen...

Diese ganze bedrohliche Situation wird im Buch förmlich greifbar. Man sucht mit dem Protagonisten Auswege, leidet mit, will ihm ebenfalls gut zureden und helfen. Der Schreibstil ist irgendwie mitreißend, schonungslos und plastisch - so als wäre man dabei.

Die Irrungen, Wirrungen und verschiedenen Gespräche, die Silbermann während seiner Odyssee führt, wirken teilweise banal, sind es aber nicht. Wenn er beispielsweise mit einem Parteimitglied im Zug Schach spielt und ihn Runde um Runde besiegt, überlegt er zunächst schon, ob er ihn nicht einfach gewinnen lassen soll, damit er nicht so auffällt. Das Parteimitglied ist aber eher begeistert und ehrgeizig, so dass er Silbermann seine Visitenkarte gibt, um sich noch einmal mit ihm zum Schach zu treffen.

Silbermann selbst ist in seinen Überlegungen auch nicht immer gerecht, was aber nur von einer Eigenschaft zeugt, die die Nazis ihm absprechen: Ein Mensch zu sein!

Er muss erkennen, dass Freunde zu Feinden werden - selbst langjährige booten ihn aus und hauen ihn übers Ohr, denn mit Juden kann man das in dieser Zeit hervorragend machen ohne eine Strafe befürchten zu müssen.

Es war mir ein "Vergnügen", Silbermann zu begleiten. Ich habe mitgelitten und wusste genau, dass es zwar ein Roman ist, der aber schonungsloser und authentischer nicht hätte sein können! Prädikat besonders wertvoll!

Bewertung vom 10.01.2018
Fa(t)shionista
Albrecht, Magda

Fa(t)shionista


ausgezeichnet

Wow! Eine Frau mit Ausstrahlung! - Die Frau auf dem Cover, die auch die Autorin ist, finde ich schön! Einfach schön! Sie lächelt ehrlich und ungekünstelt und strahlt Lebensfreude aus.

Dass das nicht immer so war und sie sich diese Lebensfreude hart erarbeiten musste, davon zeugt dieses Buch.

Natürlich gehen Hänseleien gerade in der Teenagerzeit nicht spurlos an einem vorbei, weshalb sich die Autorin auch früher nur mit ihrem Gewicht beschäftigt hat. Sie dachte, wenn sie schlank wäre, würde sich ihr Leben zum Besseren wenden, leichter sein und sie wäre nur schlank fähig, glücklich zu sein. Dass sich so eine Denke natürlich negativ auf die Ausstrahlung auswirkt und man automatisch nur noch geduckt durchs Leben geht, erkennt sie nach und nach.

Dabei ist dieses Buch nicht nur für dicke Menschen gedacht sondern - Zitat aus dem Buch - "Es ist ein Buch für schlanke Menschen, die sich immer "zu dick" finden und für dicke Menschen, die auf den nächsten Seiten den Respekt bekommen, der ihnen viel zu selten gezollt wird." Es ist für selbstbewusste Dicke und auch für die schüchternen. Außerdem für alle, die mal in die Realität von dicken Menschen hineinschauen möchten.

Dabei versinkt die Autorin nicht in Selbstmitleid, wirft aber einige Fragen auf, die unsere Gesellschaft betreffen. Warum gelten dicke Menschen denn als faul und ungebildet? Wer hat diese und andere Klischees erfunden? Warum sollen Dicke denn nicht schön sein können?

Das Buch erlaubt einen Perspektivwechsel und kann dabei helfen, den eigenen Körper lieben zu lernen und erhobenen Hauptes durch die Einkaufsmeile zu stolzieren.

Danke Magda, dass Du Deine Erfahrungen, auch wenn sie oft schwierig und verletzend waren, mit uns teilst! Du bist eine wunderschöne Frau - bleib, wie Du bist!

Bewertung vom 10.01.2018
Oma, die Nachtcreme ist für 30-Jährige!
Fritzsche , Anja Flieda

Oma, die Nachtcreme ist für 30-Jährige!


ausgezeichnet

Oma Maria ist knorke! - Meine eigene Oma ist leider sehr früh verstorben, weswegen ich die Autorin wirklich um die ganze Zeit beneide, die sie mit ihrer verbringen darf.

Dabei ist Oma Maria noch richtig gut in Schuss, obwohl die Familie schon seit 30 Jahren mit deren Ableben "rechnet" und vorsichtshalber seit den 80er Jahren jeden Sonntag zum Kaffee vorbeischaut, denn man weiß ja nicht "wie oft" das noch geht...

Die Anekdoten von Oma Maria sind teilweise herzerwärmend, ein bisschen traurig manchmal, aber sehr oft sehr lustig! Natürlich merkt man ihr das Alter an und so einige Fortschritte in "unserer Welt" überfordern sie auch, dennoch hat sie immer einen passenden Spruch auf den Lippen und ist entwaffnend ehrlich.

Auch wenn sie mit der Technik und der Hektik der Welt nicht mehr mithalten kann, hat sie doch eine Menge zu erzählen und man sollte zuhören, so wie es ihre Enkelin und überhaupt die Familie macht.

Deshalb zeigt das Buch auch sehr schön auf, dass man Geduld mit den alten Leuten haben sollte und ihnen auch ein Ohr schenken muss, denn nicht selten kommen Weisheiten dabei heraus, die direkt aus dem Leben und sehr wertvoll sind. Natürlich - manch "junges Gemüse" von 70 Jahren kann sich eine Konstitution, wie Oma Maria sie hat, nur wünschen, aber die heutigen "Alten" sind im Kopf rüstiger und weiser, als man so denkt...

Der Schreibstil ist locker-flockig und die einzelnen Kapitel wie dafür gemacht, sie häppchenweise vor dem Schlafengehen zu lesen und dann schmunzelnd einzuschlafen. ;-)

Bewertung vom 27.12.2017
Woman in Cabin 10
Ware, Ruth

Woman in Cabin 10


sehr gut

Guter Krimithriller im Kreuzfahrtmilieu - Lo hat definitiv ein Alkoholproblem, ist depressiv, aber darf nun die Schwangerschaftsvertretung für ihre Chefin auf einem eindrucksvollen Kreuzfahrtschiff spielen, um als Journalistin über diese Reise im Reisemagazin zu berichten. So weit so gut, so weit, so einfach. Lo schaut aber wiederholt zu tief ins Glas und wankt in ihre Koje. Im Halbschlaf hört sie Schreie und etwas Schweres ins Wasser fallen. Außerdem entdeckt sie die blutverschmierte Reling. Als sie Hilfe holt, sind aber alle Spuren beseitigt und sie traut sich selbst nicht mehr. Sie weiß aber, dass die Kabine nebenan noch vor wenigen Stunden eine Frau bewohnt hat, mit der sie sogar gesprochen und Schminke ausgetauscht hat.

Alles weitere spielt sich komplett im Mikrokosmos des Schiffes ab, so dass auch die Verdächtigen zwar eingegrenzt, aber dennoch endlos erscheinen. Man wird natürlich obligatorisch mehrmals in die Irre geführt, was aber durchaus clever und nicht zu platt gelöst ist.

Natürlich weiß man als Leser, dass sich Lo nicht getäuscht hat, obwohl ihre Glaubwürdigkeit von allen angezweifelt wird. Sie dreht sich doch oft im Kreis - das ist auch das, was mich ein bisschen genervt hat. Sie ist schon egozentrisch und kommt streckenweise nicht vom Fleck, weil sie entweder an sich zweifelt oder - viel öfter - sich für so richtig clever hält.

Insgesamt aber war der Krimithriller sehr spannend und vom Schreibstil her flüssig geschrieben. Norwegen hätte für meinen Geschmack ein bisschen opulenter beschrieben sein können, denn warum sonst platziert man den Schauplatz exakt auf eine Kreuzfahrt in diese Gefilden? Ich habe mich dennoch sehr unterhalten gefühlt und über weite Strecken war das Buch sogar ein Pageturner für mich!