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Benutzername: 
eulenmatz
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 178 Bewertungen
Bewertung vom 22.05.2018
Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1
Banghart, Tracy

Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1


gut

Jugendbücher und haben schon länger eine schwierige Beziehung zueinander. Trotzdem habe ich sie noch nicht ganz aufgegeben und mich nun an Iron Flowers gewagt. Das Buch startet gleich zu Anfang ziemlich überraschend, was aus dem Klappentext zunächst nicht ersichtlich ist, denn beide Schwestern müssen gezwungenermaßen einen Weg einschlagen, der das genau Gegenteil von dem ist, was sie eigentlich wollten. Außerdem trennen sich ihre Wege auch relativ schnell.
Die Geschichte wird immer abwechselnd aus der Sicht von Nomi und Serina erzählt. Serinas Sicht mochte ich immer lieber, denn ich mochte die Entwicklung, die Serina macht. Geboren in eine Rolle, in der es für sie eigentlich nur um Schönheit, Aussehen und Regeln geht, entwickelt sie sich zu einer Frau mit eigenem Willen und innerer sowie äußerer Stärke. Dabei habe ich sie gerne verfolgt. Die Autorin gestaltet es auch in einem angemessenen Tempo, sodass es glaubwürdig wirkt. Auch wenn es nicht so wirkt, aber die Geschichte geht über mehrere Wochen.
Mit Nomi hatte ich so meine Probleme. Sie wird einem anfangs als die rebellische und mutige Schwester, die alles in Frage stellt, präsentiert. Davon merkt man aber ganz schnell gar nichts merkt und diese Sicht auf Nomi lebt eigentlich nur noch durch Serina, die sie ja weiterhin so in Erinnerung hat, nichtsahnend, dass ihre Schwester völlig verunsichert, naiv und gutgläubig ist. Nomi stürzt durch die Verkettung der Umstände am Anfang des Buches in eine nachvollziehbare Ohnmacht, aber so richtig erwacht sie aus dieser nicht wieder. Dann plant sie mit den falschen Personen Fluchtpläne, die ich völlig absurd fand und bei denen klar war, dass das schief läuft.
Das Buch ließ sich sehr flüssig lesen, blieb aber vorhersehbar. Ich war überrascht, wie brutal es an vielen Stellen auch ist. Trotz vermeintlicher Prinzessinen-Story, die der Klappentext vermuten lässt, sind hier viele Szenen, die auch durch Gewalt geprägt sind. Die Leben von Nomi und Serina könnten gegensätzlicher auch nicht sein.


FAZIT:
Die Autorin präsentiert uns hier neues und altbewährtes neu zusammen gemischt. Klug hat sie gleich zu Anfang einen wirklich gut gemacht Twist gesetzt, der für mich nicht vorhersehbar war und sich in der Flut der Romane in diesem Genre hervorhebt. Die Entwicklung der Schwestern war für mich nur zum Teil nachvollziehbar. Die Vorhersehbarkeit der Geschichte im weiteren Verlauf verhindert, dass das Buch für mich zu einem Highlight geworden ist.
Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.04.2018
Bis zum Himmel und zurück
Junk, Catharina

Bis zum Himmel und zurück


ausgezeichnet

MEINUNG:
Es gibt so Bücher, die schlägt man nichtsahnend auf und man merkt sehr schnell, dass man hier ein absolutes Juwel in den Händen hält. Ich bin auf das Buch aufmerksam geworden, weil ich lustigerweise auch eine Freundin habe, die Katja heißt und die einen Joost hat, mit dem es schon seit Jahren schwierig ist. Bei der Parallele der Namen ist dann aber auch schon Schluss mit den Gemeinsamkeiten.

Schon nach den ersten Seiten wird klar, dass es sich nicht um eine locker leichte Geschichte handelt, die man einfach mal so nebenbei liest. Protagonistin Katja hat ihr Päckchen zu tragen, dass gar nicht mal so klein ist. Zunächst wird Katja damit konfrontiert, dass ihr Vater in Koma gefallen ist, zu dem sie aber seit Jahren keinen Kontakt hatte, weil er sie nach dem Tod der Schwester mit der alkoholkranken Mutter allein gelassen hat. Man kann sich also vorstellen, dass familiäre Situation alles andere als stabil ist und Katja tief geprägt hat.

Das Erscheinen von Katjas Halbschwester macht die Situation noch komplizierter, denn von dieser wusste sie bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Außerdem zwingt es sie auch sich mit der Beziehung zu ihrem Vater wieder auseinanderzusetzen. Dazwischen schwebt immer wieder der Tod ihrer kleineren Schwester vor gut 20 Jahren, an dem sie sich die Schuld gibt. Der Tod der Schwester ist das Ereignis, was über allen schwebt und was letzten Endes auch den Bruch der Familie herbeigeführt hat.

Obwohl Katja Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist, gibt es auch viele interessante Nebenfiguren, die der Geschichte ihren ganz eigenen Charme verleihen. Natürlich ist da Joost, dessen familiäre Situation auch etwas ist, was er mit sich trägt. Der Umgang zwischen Katja und Joost ist sehr liebevoll. Die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen den beiden, erfolgt leise und man wünscht es sich als Leser dann auch einfach. Katjas Halbschwester Jella bringt sehr viel Leben in die Geschichte und stellt vieles in ihrer kindlichen Art in Frage, auf das die Erwachsenen schon lange keine Antwort mehr haben.

Trotz der vielen schweren Themen, die auch in mir sehr viel aufgewühlt haben, ist die Geschichte auch leicht und an vielen Stellen humorvoll, wozu vor allem Katjas Job als Drehbuchautorin beiträgt. Die Einblicke, die uns Catharina in diesen Job gibt, der auch ihrer ist, ist interessant, aufschlussreich und oft auch richtig amüsant.
Mir gefiel, dass es nicht so das klassisches Happy End gibt á la Liebe heilt alles oder ähnliches, sondern es wird klar, dass man sich ändern kann, aber alles braucht seine Zeit. Das Ende würde auch zu einem zweiten Teil einladen.

FAZIT:
Eine ganz tolle, gefühlvolle Geschichte, die viele schwere Themen aufgreift und ihnen dennoch Leichtigkeit verleiht. Ich konnte es kaum aus der Hand legen und innerhalb von zwei Tagen damit durch. Absolute Leseempfehlung!
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 12.04.2018
Der Zorn der Gerechten / Scythe Bd.2
Shusterman, Neal

Der Zorn der Gerechten / Scythe Bd.2


sehr gut

MEINUNG:

Den ersten Teil habe ich als Hörbuch gehört und er hat mir ausgesprochen gut gefallen, sodass ich wahnsinnig gespannt war auf diesen zweiten Teil. Der war ganz anders, aber nicht wirklich schlechter.

Nachdem Citra zu Scythe Anastasia geworden ist, trennen sich Rowans und Citras Wege, was schon am Ende von Band 1 klar war. Es war auch klar, welchen Weg Rowan einschlagen würde. Ich konnte das nicht immer ganz nachvollziehen, dennoch verfolgen sowohl Citra als auch Rowan das gleich Ziel, nämlich ein Umschwung im Scythetum. Nur tun sie es auf unterschiedliche Art und Weise. Es wird auch schnell deutlich, dass sich eben dieses nun in zwei Lager gespalten hat. Im Gegensatz zu Rowan, der sich schon im ersten Teil stark verändert hat, spürt man Citras Veränderung erst in diesem Band richtig. Sie wächst nach und nach in ihre Rolle als Scythe rein und bleibt ein Stück immer noch die Alte.

Der Einstieg in das Buch gelingt nach dem ersten Teil mühelos. Neu in diesem Teil ist, dass der Thunderhead uns diesmal am Ende von jedem Kapitel an seinen Gedanken und Beweggründen teilhaben lässt. Im ersten Teil wurde es zwar immer erwähnt, aber so richtig hatte ich von ihm keine richtige Vorstellung. Die Konzeption des Thunderheads ist für mich eine großartige schriftstellerische Leistung von Neal Shusterman. Hier wirkt alles bis ins kleinste Teil durchdacht. Ich finde es niedlich, dass der Thunderhead eigentlich unparteiisch wirken sollte, aber es insgeheim gar nicht ist. Sein Dilemma ist nur, dass sehr wenig Möglichkeiten hat in die Geschehnisse einzugreifen, denn die laufen in der zweiten Hälfte des Buches im wahrsten Sinne des Wortes völlig aus dem Ruder. Zum Teil verrät der Klappentext hier schon das Ende dieses Bandes.

Neal Shusterman macht zu Anfang für mein Empfinden relativ viel Nebenschauplätze auf und führt noch ein paar Figuren ein, deren Rolle erst nach und nach klar wird. Das Buch ist bis zu Hälfte also gewohnt flüssig zu lesen, aber Spannung kommt erst im letzten Drittel auf. Das Ende lies mich wirklich sprach- und atemlos, ja fast hilflos zurück und man möchte dringend wissen, wie es jetzt weiter geht, hat aber kein gutes Gefühl dabei. Wir werden sehen...

FAZIT:

Ich hatte so ein bisschen Anlaufschwierigkeiten mit dem Buch, aber das Ende gibt der ganzen Geschichte nochmals eine völlige andere Richtung, die ich so niemals erahnt hätte. Dadurch kann man hier auch nicht von einem klassischen Zwischenband sprechen, da hier entscheidende Dinge passieren. Ich bin sehr gespannt auf Band 3!

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 27.03.2018
Der Letzte von uns
Clermont-Tonnerre, Adélaïde de

Der Letzte von uns


sehr gut

MEINUNG:
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. In der Vergangenheit beginnt in Dresden 1945 und in der Gegenwart verfolgen wir Ich-Erzähler Werner in den 1970er Jahren in Manhattan. Werner mochte ich sofort. Werner ist jung, ungestüm und sehr verliebt in Rebecca. Werner ist aber auch launisch, impulsiv und ich-bezogen. Rebecca verlangt ihm einiges ab und bringt in meinen Augen auch diese schlechten Eigenschaften zu Tage, bei denen ich öfters den Kopf geschüttelt habe und gebetet habe, dass es doch endlich mal erwachsen werde würde und Grenzen und Entscheidungen von anderen Leuten akzeptiert möge.

Im ersten Drittel passiert erstmal nicht ganz so viel bzw. der Leser erfährt nicht wirklich Dinge, die er nicht sowieso schon weiß. Interessant wird es ab dem Zeitpunkt als Wern zum ersten Mal die Eltern von Rebecca kennenlernt. Zwischen ihrer Mutter und ihm gibt es ein Schlüsselereignis, welches Rebecca dazu veranlasst ihn von heute auf morgen zu verlassen. Man ahnt wie beide Stränge der Geschichte miteinander zusammenhängen könnten, aber es kommt erst nach und nach raus, was wirklich passiert ist.

Wirklich gut hat mir auch gefallen, dass die Autorin viele Personen (z.B. Wernher von Braun) verwendet hat, die es tatsächlich gegeben hat. Ich habe parallel nach einigen gegoogelt und war sehr erstaunt, weil mir die Namen bisher nichts gesagt haben. Man bekommt hier also auch noch eine Geschichtslektion oben drauf.
Einen zusätzlichen Unterhaltungsfaktor bringt auch Werners bester Freund und Geschäftspartner Marcus, der gut situiert aufgewachsen ist und ganz anders als Werner ist. Er holt ihn auch oft auf den Boden der Tatsachen zurück. Später kommt auch noch Werners Schwester, die sich der 1968er Bewegung angeschlossen hat, mit ins Spiel, die auch nochmal für frischen Wind mit ihren komplett anderen Ansichten sorgt.

FAZIT:
Alles in allem ein wirklich gelungener Roman, der den Spagat zwischen Unterhaltung und historischen Fakten geschickt hinbekommt. Bis auf ein paar Längen für mich ein Roman, den ich sehr gerne gelesen habe und jedem, der gerne auf zwei Zeitebenen liest empfehlen kann.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 14.03.2018
Für immer ist die längste Zeit
Fabiaschi, Abby

Für immer ist die längste Zeit


ausgezeichnet

MEINUNG:
Ich muss ehrlich sagen, dass meine Erwartungen an das Buch jetzt nicht übermäßig groß waren. Vor allem liegt das am Cover, welches relativ nichtssagend ist und nach einem typischen, möglicherweisen flachen Frauenroman schreit. Auch der Titel lässt keinen Rückschluss auf den Inhalt zu. Der Klappentext hat aber dennoch mein Interesse geweckt, weil ich wissen wollte, was mit Maddy wirklich passiert ist.

Jedes Kapitel ist in drei Perspektiven geteilt, in die von Maddy, Eve und Brady. Maddy ist tot und schaut sozusagen vom Himmel auf Eve und Brady hinab. Das fand ich anfangs etwas komisch, aber ich habe mich dann daran gewöhnt. Sie versucht immer wieder Einfluss auf ihre Lieben zu nehmen, aber man erfährt auch einiges über sie und lernt sie besser kennen. Die Autorin bedient sich darüber hinaus noch dem beliebten Mittel des Tagebuchs, welches Eve und Brady nach ihrem Tod Stück für Stück lesen. Man wird davon aber nicht erschlagen, sondern es gibt immer mal wieder einen kleinen Einschub, oft passend zur Situation.

Eve fand ich wirklich klasse und sie war auch der Faktor, der mich das Buch sehr schnell sehr mögen lies. Keine Frage, Eve hat ihre Mutter verloren und kämpf tagtäglich mit dem Leben, welches nicht mehr so ist wie vorher. Eves komplette Gefühlswelt steht Kopf. Dennoch ist sie unheimlich schlagfertig und sarkastisch, aber auch sehr klug und reif für ihre 17 Jahre. Die Autorin zeigt an ihr wunderbar, wieviel sich in einem Menschen ändert, wenn ein anderer stirbt.

Brady ist ein typischer Workaholic, der eigentlich zum größten Teil nur für seine Arbeit lebt. Maddy war Hausfrau und hat sich um alles inkl. Eve gekümmert. Was dabei alles auf der Strecke geblieben ist, merkt Brady leider erst jetzt nach Maddys Tod. Das waren solche Momente im Buch, wo man innehalten und sich selbst vor Augen halten sollte, wie schnell ein geliebter Mensch nicht mehr da sein kann und wie wenig Zeit man ihm gewidmet hat, weil scheinbar andere Dinge wichtiger waren. Unter Bradys Arbeit hat auch die Beziehung zu Eve gelitten. Beide müssen sich völlig neu aufeinander einstellen. Brady lernt Eve erstmal richtig kennen. Diese Annäherung war wirklich schön zu lesen, ohne dass sie ins Kitschige abgerutscht ist.

Generell fand ich das Buch zu keiner Zeit nicht kitschig und übertrieben, sondern habe es ausgesprochen gerne gelesen. Die Autorin spickt das ganze Buch mit so viel Weisheiten und Wortwitz, dass ich manches zweimal lesen musste, um auch nichts zu verpassen. Dadurch ist es kein Buch, was man mal eben so weg liest, sondern man sollte ihm verdienterweise genug Zeit widmen.

FAZIT:
Ein Buch, was viel mehr verspricht als Titel und Cover erahnen lassen mögen. Ein Buch, über Abschied, Trauer und Neuanfänge. Ein Buch, welches humorvoll und traurig zugleich ist. Eine klare Leseempfehlung dafür!

Bewertung vom 06.03.2018
Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1
Raabe, Marc

Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1


ausgezeichnet

MEINUNG:
Thriller, die in meiner Heimat Berlin spielen sind für mich grundsätzlich interessant. Ich habe mich zugegebenermaßen aber auch von den vielen guten Meinungen zu dem Buch leiten lassen und habe es nicht bereut.
In die Handlung wird ohne große Zögern eingestiegen. Zum größten Teil spielt sie in der Gegenwart, aber es gibt auch einige Rückblenden, die darüber Aufschluss geben, was in der Vergangenheit passiert bis Toms Schwester Viola verschwand. Diese Teile waren schon notwendig und ein geschicktes Mittel, um den Leser über die Vergangenheit nicht im Dunkeln zu lassen, aber ich fand sie nicht ganz so spannend und war froh, dass es davon nur ein paar gab.
Tom ist ein vielschichtiger, komplexer Mensch, der von seiner Schwester quasi besessen ist bzw. dem Gedanken daran, dass sie noch lebt und dass er sie eines Tages findet. Das erneute Auftauchen des Schlüssel 17, daher auch der Name des Romans, versetzt Tom in einen neuen Hoffnungszustand, welcher ihn auch Grenzen überschreiten lässt, welche er seiner Rolle als Polizist nicht überschreiten dürfte. In der Regel hat so etwas Konsequenzen. Sein Glück ist, dass auch sein Vorgesetzter, Mortimer, in dem Fall seine eigenen Interessen verfolgt.
Tom und Sita werden gezwungenermaßen zu einem Team, weil sie sich quasi gegenseitig erpressen mit Dingen, die besser nicht ans Tageslicht kommen sollten. Auch Sita hat ihr Päckchen zu tragen und ist froh über einen Neuanfang bei der Polizei. Sie bewahrt an manchen Stellen die nötigen kühlen Kopf, wo sich Tom von seinen Gefühlen leiten lässt. Beide kommen aber letztendlich gut miteinander aus und lassen auch ein gewisses Vertrauen zu.
Der Thriller ist sehr komplex aufgebaut und man hat anfangs noch überhaupt keine Ahnung in welche Richtung es gehen könnte und vor allem, wer da alles involviert ist bzw. sein könnte. Die Spuren führen auf jeden Fall in die Vergangenheit und geben ein wohl relativ grausiges Kapitel Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre preis, auch mit Spuren in die DDR, welche vom Autor aber völlig wertfrei in den Roman integriert werden. Am Ende werden so einige Fragen geklärt, aber nicht alle. Ich hoffe, dass es hier im zweiten Band weitergehen wird. Die Spannung war in zum Teil schwankend. An manchen Stellen gab es ein paar Längen, die aber nicht weiter in Gewicht gefallen sind.

FAZIT:
Für mich ein grandios, konstruierter Thriller, der Lust auf mehr macht. Es gab einige ungeklärte Fragen am Ende, die mich aber brennend interessiert hätten. Ich hoffe, dass die Antworten vielleicht in Band 2 kommen.
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 21.02.2018
Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente
Bognanni, Peter

Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente


ausgezeichnet

MEINUNG:
Das Buch war mir zwar schon aufgefallen und ich bin grundsätzlich großer Fan von den Büchern aus dem Hanser Verlag, aber so richtige Erwartungen hatte ich an die Geschichte nicht, denn ich konnte mir nicht so richtig vorstellen, wohin die Geschichte geht. Letzten Endes war ich sehr begeistert von dem Buch.
Gleich zu Anfang des Romans flieht Tess aus ihrem Internat in New York zu ihrem Vater, zu dem sie seit zwei Jahren keinen richtigen Kontakt mehr hatte nach Minnesota. Auch Jonahs Tod ist klar. Für Tess ein furchtbarer Zustand, der sie schnell auf dumme Gedanken kommen lässt. Dass Tess plötzlich bei ihrem Vater auftaucht, ist für diesen erstmal ein Schock, dennoch ist es absolut liebenswert, wie sich die beiden wieder annähern. Tess ist ein sehr ehrlicher, sensibler und kluger Mensch. Trotz der Trauer, die sie um Jonah verspürt, ist sie in der Lage einige Situation und Zustände mit wenigen Worten sofort zu durchschauen. Ich mochte ihre schlagfertige Art sehr, die trotz der immer unterschwelligen Traurigkeit, nicht verloren gegangen ist. Oft musste ich darüber schmunzeln.
Das Thema Abschied nehmen hat der Autor sehr klug eingebettet, denn Tess‘ Vater baut sich gerade ein neues Standbein als Bestatter auf. Tess‘ wird zu seiner Partnerin und erkennt schnell, dass auch der Abschied von Jonah etwas Notwendiges ist, um weitermachen zu können, was sich als gar nicht so leicht erweist, denn Tess merkt schnell, dass sie Jonah gar nicht richtig gekannt hat. Der Tod und dass was danach kommt ist ein Thema mit dem sich die meisten Leute sicher lieber nicht beschäftigen wollen, aber Peter Bognanni gelingt es dieses ernste Thema humorvoll und dennoch ohne Verlust der Sensibilität dem Leser zu vermitteln, gibt ihm die Chance selbst darüber nachzudenken. So ging es mir zumindest damit. Er nimmt der Thematik ein bisschen die Schwere.
Der Titel des Buches ist sicherlich von einer Aussage von Tess abgeleitet: „Unser ganzes Leben ist ein Haufen unvollkommener Momente. Und genauso unvollkommen ist die Liebe, die wir für andere empfinden. Und ehe wir uns versehen, ist alles vorbei. Und vielleicht sollten wir dieses kurze, unvollständige Glück feiern. Denn wenn irgendwann alles zu Ende geht, sind die Erinnerungen daran vielleicht alles, was uns bleibt.“ Das ist so schön gesagt und dem kann ich auch wenig hinzufügen.

FAZIT:
Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente ist eine wundervolle Geschichte über Abschied nehmen, aber auch über Zueinander finden und neue Wege beschreiten. Es ist ein Buch über Freundschaft und Liebe. Vom Stil her hat es mich sehr an John Green erinnert, nur dass ich es besser fand als seine letzten Romane (Das Schicksal ist ein mieser Verräter mal ausgenommen).
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 01.02.2018
Die Vergessenen
Sandberg, Ellen

Die Vergessenen


sehr gut

Auch wenn Ellen Sandberg draufsteht, ist Inge Löhnig drin. Ich bin seit Jahren bekennender Fan ihrer Kommissar-Dühnfort-Reihe und bin auf das Buch nur durch Zufall gestoßen. Ich kann die Gründe der Autorin, warum sie ein Pseudonym gewählt hat durchaus passieren, aber mir wäre der Roman fast sprichwörtlich durch die Lappen gegangen, wenn ich nicht durch Zufall gelesen hätte, dass es sich um Inge Löhnig handelt.
Ellen Sandberg hat hier einen Roman über ein Kapitel zur Zeit des Nationalsozialismus geschrieben, welches mir in der Literatur bisher noch nicht so häufig begegnet ist und von dem ich glaube, dass es auch sonst nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient hätte. Der Roman beschäftigt sich mit Euthanasie. Euthanasie steht für Sterbehilfe, steht aber im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus für die systematische Ermordung von Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen.
Die Vergessenen ist ein Roman auf zwei Zeitebenen und aus drei Perspektiven. Die Gegenwart wird abwechselt aus der Sicht von Vera Mändler und Manolis Lefteris erzählt und in der Vergangenheit lässt und Kathrin Mändler, die Tante von Vera, an den Ereignissen der Vergangenheit teilhaben. Vera kommt den Spuren der Vergangenheit ihrer Tante auf die Spur als die einen Schlaganfall erleidet. Vera ist Journalistin und erhofft sich hier eine brisante Enthüllungsstory. Manolis hat den Auftrag in diesem Zusammenhang unbekannte Akten aufzutreiben, bevor sie Vera in Hände fallen, denn sie enthalten brisantes Material, welches Manolis‘ Auftraggeber tunlichst vernichten will.
Wirklich spannend war vor allem, wer der geheimnisvolle Auftraggeber ist, denn es schien so, dass alle Täter gestorben wären. Auch die Rolle von Kathrin ist ein zentrales Thema. Ellen Sandberg zeigt hier, dass eine Person immer mehrere Seiten hat und manche Gefühle nur schwer miteinander vereinbar sind. Ich mochte ihre Darstellung von Kathrins Zerrissenheit. Auch Manolis war ein interessanter Charakter. Auch er war geprägt von einem Trauma, welches eigentlich gar nicht seines eigenes war, sondern das von seinem Vater. Die Autorin hat hier einen kleinen Nebenschauplatz aufgemacht, der interessant war, aber für mich auch manchmal etwas zu viel war. Vera empfand ich als relativ farblos. Sie war für mich vor allem die Mittelsperson, die die Geschehnisse aufdeckt.
Was mir auch noch sehr gut gefallen hat, war die sehr gute Recherche und den Informationsgehalt, den der Roman zum Thema Euthanasie und den geschichtlichen Hintergründen bietet. Ohne sich hier zusätzlich noch einiges durchlesen zu müssen, wurde man hier gut in das Thema eingeführt.

FAZIT:
Für mich ein wirklich sehr gut ausgearbeiteter Roman zu einem Thema, welches wirklich wichtig ist und nicht in Vergessenheit geraten sollte. Bis auf ein paar kleine Schwächen ein außerordentlich tolles Leseerlebnis, welches ich gerne weiterempfehle.
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 10.01.2018
Woman in Cabin 10
Ware, Ruth

Woman in Cabin 10


weniger gut

MEINUNG:
Die Kreuzfahrt-Thematik ist momentan, so zumindest mein Eindruck, ein relativ beliebtes Thema. So greift es auch Ruth Ware auf und verarbeitet auch genau das Thema, welches auch rechtlich gesehen ein spannendes Feld bietet, nämlich Mord/ Tod / Verschwinden von Personen während Kreuzfahrten.

Unsere Protagonistin, Lo Blacklock, landet durch einen glücklichen Zufall als Reisejournalistin auf einem Luxuskreuzfahrtschifft eines reichen Engländers. Lo ist eine relativ instabile Person mit diversen (psychischen) Problemen. Nun muss nicht jede Protagonistin in einem Thriller stark und tough sein, aber mit Lo konnte ich mich nur schwer anfreunden. Lo ist Anfang 30 und verhält sich aber wie eine Anfang 20jährige. Sie ist unsicher, naiv, kopflos und versucht das Ganze dann irgendwie auch noch mit Alkohol zu lösen. Ich bin generell kein Fan von übermäßigen Alkoholkonsum in Büchern. Man muss der Autorin zu Gute halten, dass sie Lo dann aber auch nach einer durchzechten Nacht leiden lässt. Besonders schwierig und nicht nachvollziehbar wird Los Verhalten als der vermeintliche Mord passiert, denn auch hier reagiert sie wenig besonnen und bringt sich selbst in Gefahr.
Neben Lo gibt es noch weitere Gäste auf dem Schiff sowie Angestellte als auch den Inhaber, Lord Bullmer und seine Frau. Bis zum Schluss des Romans blieben viele für mich leider ausschließlich Namen auf dem Papier. Ich konnte fast zu niemanden eine Verbindung aufbauen, da sie in meinen Augen einfach viel zu blass geblieben sind, obwohl alle verdächtigt sein könnten und dass genau den Reiz der Geschichte ausmachen könnte. Leider führt die Autorin aber viel zu viele Personen ein und prägt deren Charaktere wenig bis gar nicht aus. Mir fiel es schwer die ganzen Namen auseinander zu halten.

Ein weiteres Problem in diesem Buch ist die Spannung, denn diese ist wenig bis gar nicht vorhanden. Das Buch zieht sich ungefähr zwei Drittel und beglückt den Leser mit den diversen Ausführungen über das Leben auf einem Kreuzfahrtschiff, Los Seelenleben und ein bisschen Klatsch, Tratsch und Small Talk mit den anderen Gästen. Ungefähr 100 Seiten vor Schluss kommt dann eine Wendung, die ich zwar nicht vorhergesehen habe, die aber in meinen Augen viel zu früh war. Ich habe mich an der Stelle gefragt, was da jetzt noch alles passieren soll. Leider wird die Handlung, wenn man davon überhaupt noch sprechen, hier relativ eintönig.

Dann kommt ganz abrupt das Ende und letzte Fragen und Ereignisse werden fast kaum richtig geklärt, sondern es wird einem lediglich das Ergebnis präsentiert. Auch hier hatte ich wieder Probleme zu folgen. Ganz nett an dem Buch waren, die Einschübe zwischen den Kapiteln. Hier waren verschiedenen E-Mails, Zeitungsartikel etc. abgedruckt, die schon die Gegenwart darstellten. Sie erzeugten für mich den einzigen Punkt, der mich zum Weiterlesen animierte.

FAZIT:
Für mich leider kein Thriller, wenn das Buch überhaupt so bezeichnen kann, der mich überzeugte. Leider für mich stellenweise wirklich absurd, wenig ausgereift und wenig spannend. Es fällt mir schwer diesen Thriller wirklich ernst zu nehmen, obwohl hier Dinge passieren, die wirklich schlimm sind.
Ich vergebe 2,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 10.01.2018
Böses Kind
Krist, Martin

Böses Kind


sehr gut

MEINUNG:
Bisher habe ich noch nichts von Martin Krist gelesen. Er stand aber schon länger auf meiner Liste potentieller deutscher Krimi-/Thrillerautoren. Besonders sympathisch ist mir hier, dass seine Romane in Berlin spielen, wo ich ja auch herkomme. Böses Kind ist der erste Fall für Henry Frei, d.h. es werden noch weitere Bände folgen, was mich sehr freut.
Henry Frei und Louisa Albers sind in dieser neuen Reihe die ermittelnden Kommissare. Henry Frei ist recht speziell und liegt viel Wert auf Ordnung und Pünktlichkeit. Man kann ihm gut und gerne schon als Pendant bezeichnen, aber mir gefallen solche eigenwilligen Charaktere und auch Henry Frei war mir sympathisch. Louisa Albers ist eine junge Mutter, die versucht Job und ihren Säugling unter einen Hut zu bekommen. Auch wenn es manchmal Unstimmigkeiten gibt, ergänzen sich beide gut als Team.
Das Buch startet ohne große Vorgeplänkel gleich im Geschehen und man verfolgt die Ermittler gleich hautnah. Die Kapitel wechseln sich immer ab zwischen der Sicht von Frei und Suse, der Mutter, deren Tochter Jacqueline verschwunden ist, wobei es sich nicht um einen Ich-Erzähler handelt. Der Spannungsbogen wird konstant aufgebaut und man hetzt förmlich durch die Kapitel. Das ich auch mein einziger, minimaler Kritikpunkt: Die Kapitel sind sehr kurz und erzeugen damit schon einen fast zu gehetzten Lesefluss. Doch das ist fast Jammern auf hohem Niveau. Gut gefallen haben mir noch so einige Anspielungen aus Freis Vergangenheit und eine parallele Mordserie, die Stoff für weitere Teile bietet.

FAZIT:
Ein wirklich vielversprechender Start in eine neue Krimireihe aus der Feder eines deutschen Autors. Spannung pur! Der 2. Band soll im Mai erscheinen, worauf ich mich schon freue.
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.