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hundeliebhaber

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Insgesamt 391 Bewertungen
Bewertung vom 23.10.2023
Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1
Skybäck, Frida

Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1


sehr gut

"Schwarzvogel" ist das Krimidebüt von Frida Skybäck, in dem Frederika Storm und Henry Calment gemeinsam ermitteln.
Nach einem traumatischen Erlebnis während ihrer Polizeiarbeit in Stockholm wird Frederika Storm nach Lund versetzt und muss direkt für den ersten Fall in ihrem Heimatort Harlösa ermitteln:
Eine junge Frau rennt wie getrieben auf die zu dünne Eisschicht eines Sees, bricht ein und ertrinkt. Die Obduktion ergibt, dass sie Verletzungen hatte, die ihr vor dem Sturz zugefügt wurden und stuft Nomis Tod als Mord ein. Frederikas Großmutter hat Nomis Tod gesehen und ist daher als Zeugin direkt mit dem Fall verbunden. Damit nicht genug: Die Tote wohnte erst wenige Monate in Harlösa und war in der Firma von Frederikas Cousin als Reinigungskraft eingestellt.

Tatsächlich hat mich gewundert, dass Frederika Storm in dem Fall überhaupt ermitteln darf, wenn Mitglieder ihrer Familie so eng mit der Toten in Verbindung standen. Ihre Alleingänge wären unter anderen Chefs sicherlich nicht geduldet worden, doch sie und der etwas stille, sehr belesene Henry bilden über die Zeit der Ermittlungen ein gutes Team.
Frida Skybäck schreibt flüssig, beschreibt die schwedische Landschaft sehr eindrücklich und gibt Einblicke in Frederikas Vergangenheit. Recht schnell wird klar, dass in ihrer Familie nicht alles ist, wie es scheint und Aspekte wie das plötzliche Verschwinden ihrer Mutter eine Rolle für den Fall spielen werden.

Gerade den Beginn fand ich sehr spannend, im Mittelteil empfand ich einige Längen, Frederikas Alleingänge fand ich anhand ihrer Vergangenheit nicht allzu glaubhaft und es gab einige falsch gelegte Fährten, was mir an Krimis sehr gut gefällt.
Für Schweden-Krimi-Liebhaber*innen auf jeden Fall eine Autorin und ein Buch, das sich kennenzulernen lohnt.

Bewertung vom 17.10.2023
Sommertage im Quartier Latin / Paris und die Liebe Bd.1
Martin, Lily

Sommertage im Quartier Latin / Paris und die Liebe Bd.1


gut

Lola Mercier ist in Paris, im Quartier Latin, aufgewachsen und verbindet die Zeit stark mit ihrer Kindheit und Jugend. In ihren Jahren als (frühe) Erwachsene ist sie durch die Welt gereist und hat jede Menge neue Eindrücke und Erfahrungen gesammelt. Als sie erfährt, dass ihre Großmutter Rose plötzlich verschwunden ist, kehrt Lola ins Quartier Latin zurück und macht sich auf die Suche nach dem Verbleib ihrer Großmutter. Dabei werden alte Erinnerungen wach, sie begegnet den Menschen, die sie schon früher kannte und entdeckt das Quartier noch einmal auf eine neue Art. In diesem Sommer knüpft sie unter anderem Kontakt zu Jacobine, einer älteren Opernsängerin, dem Lebkuchenverkäufer Pierre und den Cafébesitzer Fabien, dem sie früher einmal näher gekommen ist.

Lily Martin lässt Lola in das Pariser Stadtleben eintauchen, den Sommer genießen und sich selbst sowie ihrem Sinn im Leben ein Stück näher kommen. Ich mochte die Begegnungen im Viertel, die Liebesgeschichte, die sich entwickelt und auch Lolas Gedanken und Gefühle, auf der Suche zu sein, zu überlegen, wieder nach Paris zu ziehen und sich dort niederzulassen. Allerdings hatte ich erwartet, dass im Fokus des Romans das Verschwinden der Großmutter steht, das tatsächlich arg in den Hintergrund rückt. Zwischendurch gibt es eine Spur, jedoch steht Lolas fröhlich-leichter Sommer im Quartier eher im Mittelpunkt.
Die Autorin schreibt flüssig, sehr leicht und die eingebetteten fränzösischen Phrasen haben das Paris-Gefühl beim Lesen verstärkt.

Ein leichter, sommerlicher Roman, den ich für den Urlaub empfehlen würde, der mir jedoch nicht lange in Erinnerung bleiben wird.

Bewertung vom 08.10.2023
Totenlichter
Sander, Aaron

Totenlichter


gut

Die Polizeipsychologin Anna Wasmuth ist in eine neue Wohnung gezogen, hat ihre Umzugskartons jedoch noch nicht ausgepackt, als jemand bei ihr einbricht und eine mysteriöse Nachricht hinterlässt. Die lässt darauf schließen, dass ein vermeintlicher Selbstmord einer jungen Frau in einer Kirche gar kein Selbstmord, sondern Mord gewesen sein soll. Außerdem gibt es weitere Hinweise, dass auch andere Tode, die als Selbstmord behandelt wurden, ebenfalls diesem Täter zugeordnet werden können, was den LKA-Ermittler Jan Nygård auf den Plan ruft. Gemeinsam mit Anna verfolgt er die Spuren und stößt auf einen Zusammenhang zwischen den Toten: Sie alle waren Opfer eines Busunfalls im Elbtunnel, den sie gerade so überlebt haben.

"Totenlichter" ist der zweite Band um Anna Wasmuth und Jan Nygård. Wer die beiden persönlich besser kennenlernen und ihre Verhaltensweisen besser verstehen möchten, sollten den Vorgänger "Schmerzwinter" lesen. Dieser Teil ist natürlich unabhängig davon lesbar.
Den Plot fand ich spannend: Ein Serienmörder, der sich auf die Beteiligten eines Busunfalls fokussiert und sie irgendwie in den Selbstmord treibt? Ich wollte unbedingt wissen, was dahintersteckt und war in der ersten Hälfte des Buches auch noch sehr gespannt, da ich einen guten Überblick bekam und viel passierte. Ab einem gewissen Punkt änderte sich dies jedoch: Mir war sofort klar, wer der Täter ist, auch wenn sein Motiv noch nicht klar war.
Das Verhalten der beiden Ermittelnden habe ich oftmals hinterfragt. Jan ist irgendwie ruppig, genervt, fast schon aggressiv und Anna geht so viele Risiken ein und handelt unbedacht, was meines Erachtens überhaupt nicht zu ihrem Job als Polizeipsychologin passt. An manchen Stellen verheddert sich Aaron Sander in seiner Erzählung, es entstehen Längen, offene Fragen und nicht alle werden zum Schluss beantwortet. Das Ende kam, dafür dass vorher so ausschweifend und teilweise wiederholend erzählt wurde, etwas plötzlich und war für mich abschließend leider auch etwas konfus.
Konnte mich zum Schluss hin leider nicht überzeugen, aber wer die Reihe um Wasmuth und Nygård sowie konsturierte Thriller mag, ist hier sicher gut bedient.

Bewertung vom 06.10.2023
Die Spur der Aale / Ein Fall für Greta Vogelsang Bd.1
Wacker, Florian

Die Spur der Aale / Ein Fall für Greta Vogelsang Bd.1


gut

In Frankfurt wird eine Leiche aus dem Main gezogen: Es ist der Zollfahnder Lars Mathissen, der am Flughafen arbeitet. Da die Staatsanwältin Greta Vogelsang Bereitschaftsdienst hat, wird sie zum Tatort bestellt und gerät ins Grübeln. Mathissen hat sie erst vor kurzem kontaktiert, da er einer Gruppe Schmuggler*innen auf die Spur gekommen sei und ihr entsprechende Informationen zukommen lassen wollte. Daher fällt es Vogelsang schwer, an einen Unfall zu denken. Auch Mathissens Tochter ist davon überzeugt, dass hier jemand nachgeholfen hat und ihr Vater nicht verunfallt ist. Daher macht sich Greta Vogelsang auf die Suche nach Lars Mathissens Mörder, der Fall wird nicht mehr nur als Kapitalverbrechen geführt und Greta gerät bald selbst in den Fokus der Schmuggler*innen.

"Die Spur der Aale" ist der Auftakt einer neuen Krimireihe um die Staatsanwältin Greta Vogelsang. Florian Wacker schreibt einfach gehalten, flüssig und erzählt anschaulich von den verschiedenen Akteur*innen und Handlungsorten. Allerdings verfängt er sich dabei in Ausführungen, die oftmals belanglos wirkten und dessen Relevanz sich mir nicht erschloss. Den Plot finde ich interessant, da ich mich bis dahin noch nicht mit dem Schmuggeln von Aalen auseinandergesetzt habe. Allerdings fehlte es mir an einem straffen Spannungsbogen und an Tiefe in der Erzählung. Spannung kam wenig auf, die düstere Atmosphäre des Covers hingegen ließ sich an den entsprechenden Stellen gut herauslesen.
Leider blieb mir auch Greta Vogelsang zu blass. Wir erfahren noch nicht viel von ihr und ich empfand sie bis zum Schluss als eher oberflächlich und konnte keine Verbindung zu ihr herstellen, was für mich bei ermittelnden Figuren schon wünschenswert wäre.

In meinen Augen ein etwas schwacher Auftakt einer neuen Reihe, bei der das Potential auf jeden Fall da ist. Auch wenn mich "Die Spur der Aale" nicht gänzlich überzeugt hat, würde ich dem nächsten Band noch eine Chance geben.

Bewertung vom 01.10.2023
Heartbreak
Bagci, Tarkan

Heartbreak


ausgezeichnet

Ich mag Tarkan Bagci als Podcaster und Moderator sehr gern und habe bereits seine anderen beiden Bücher gelesen, die mir mit seinem humorvollen und leichtfüßigen Schreibstil sehr gefallen haben.
Daher war ich nun sehr auf "Heartbreak" gespannt.

Maries Welt ändert sich von heute auf morgen, als ihr Freund Emil sich plötzlich nicht mehr bei ihr meldet und nicht mehr auf Anrufe oder Nachrichten reagiert. Gerade hatten sie noch ihren Jahrestag und in Maries Augen waren sie ein perfektes Paar. Daher muss sie unbedingt der Frage nachgehen, was mit Emil passiert ist und nutzt dafür ihre restlichen Urlaubstage.

Tom ist gerade offenbar auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Als Musiker hat er großen Erfolg und wurde nun für einen Kinofilm angefragt. In den Augen seines Managers ist das der nächste große Schritt für seine Karriere, doch ein Zwischenfall bringt alles ins Wanken.

Tom und Marie, beide auf die eigene Art irgendwie verlassen und allein, lernen sich in der Toskana kennen und schmieden einen Plan für ihre weitere Leben, der eventuell in einer Katastrophe enden könnte.

Tarkan Bagci hat mich mit den ersten Seiten, die recht düster daherkommen, überrascht. Doch danach kehren die erwartete Leichtigkeit sowie der humorvolle Unterton zurück und die Figuren werden liebevoll, detailliert und sehr anschaulich ausgearbeitet.
Es handelt sich weder um eine Liebesgeschichte noch um eine klassische Trennungsgeschichte, sondern vielmehr um eine vielschichtige Geschichte über das Leben, in der unter anderem Liebeskummer, psychische Erkrankungen sowie Träume und Erwartungen thematisiert werden.

Ich habe "Heartbreak" im Urlaub gelesen und kann es als mein Lektüre-Sommer-Highlight bezeichnen.

Bewertung vom 01.10.2023
April & May. Der Skandal / Secrets of the Campbell Sisters Bd.1
Payne, Lyla

April & May. Der Skandal / Secrets of the Campbell Sisters Bd.1


sehr gut

Es ist Ballsaison, was bedeutet, dass auch die vier Campbell-Schwestern April, May, June und July nach der großen Liebe Ausschau halten. Doch die einzige Chance, damit die Schwestern jeweils eine Mitgift bekommen, besteht darin, dass sie in der Reihenfolge ihrer Geburt heiraten müssen. Allerdings gibt es ein Problem: Die älteste Schwester, April, hat sich in der letzten Ballsaison in Nathaniel Pembroke verliebt, ist jedoch auch seinetwegen mit einem sehr schlechten Ruf davongekommen und hat nun erschwerte Bedingungen für die anstehende Saison. Für May ist das kein Hindernis, sie möchte April unbedingt verkuppeln und bandelt dabei selbst mit Lord Richard an. Dann kehrt jedoch auch Nathaniel nach London zurück und es entstehen neue Gerüchte über April...

Lyla Payne erzählt um die Campbell-Schwestern vom Dating und dem Zusammenfinden in der Regency-Zeit, wobei London Dreh- und Angelpunkt ist. Der Schreibstil ist flüssig und konnte das Gefühl der anstehenden Bälle, der Begegnungen mit den Männern, Flirts, Aufregung und gewissermaßen (Zukunfts)Ängste gut thematisieren und transportieren. Auch wenn May und April vom Charakter her unterschiedlich sind, brauchte ich eine ganze Weile, um ein Gespür für sie zu bekommen und mit ihnen mitzufiebern.
Ich bin gespannt, was June und July im zweiten Teil alles erleben.

Bewertung vom 27.09.2023
Let's be bold / Be Wild Bd.2
Böhm, Nicole;Stehl, Anabelle

Let's be bold / Be Wild Bd.2


sehr gut

"Let's be bold" knüpft inhaltlich direkt an "Let's be wild" an und führt die Leser*innen wieder zurück nach New York, wo sich Shae, Tyler, Ariana und Evie nicht nur ihren Träumen und Wünschen widmen, sondern sich auch mit ihren Sorgen und Ängsten auseinandersetzen. Dabei stehen ihre Freund*innenschaften und Partner*innen im Fokus und thematisieren viele Aspekte, die ungeschönt angesprochen werden, ohne dabei zu bewerten. Dabei wird deutlich, dass die Freund*innenschaft die vier Freund*innen sehr stark zusammenhält und ermutigt, weiter an sich zu arbeiten und (miteinander) zu wachsen.

Der Schreibstil von Nicole Böhm und Anabelle Stehl ist wieder flüssig und sehr kurzweilig. Daher habe ich es genossen, wieder von Shae, Tyler, Ariana und Evie zu lesen, ihre Arbeit zu verfolgen, mit ihnen zu schmunzeln, zu lachen, die Augen zu verdrehen und Großstadtfeeling zu erleben.

Bewertung vom 13.09.2023
Das Beste kommt zum Kuss
James, Molly

Das Beste kommt zum Kuss


ausgezeichnet

Während der erste Kuss für die meisten Menschen vermutlich der Anfang von etwas sind, sieht Amy Daniels gleichzeitig schon das Ende. Denn sie hat die Fähigkeit, immer, wenn sie jemanden zum ersten Mal küsst, sehen zu können, wie die Beziehung zwischen ihr und besagtem Mann ausgehen wird. Ob nach kurzer Zeit oder nach mehreren Monaten oder Jahren - bis jetzt hatte sie ausschließlich negative Visionen, die sich immer bewahrheitet haben. Daher möchte sie sich Männern und der Liebe eigentlich abwenden und sich gar nicht erst wieder auf lovestories einlassen. Doch auf der Hochzeit ihrer Freundin Charlotte lässt sich Amy von ihrer besten Freundin dazu überreden, einfach draufloszuküssen. Und tatsächlich hat Amy bei einem Mann eine positive Vision und sieht beim Kuss ihr Happy End. Einziges Problem: Sie war so betrunken, dass sie sich gar nicht mehr genau an ihre
Kusspartner erinnern kann. Daher macht sie sich mithilfe ihrer Freund*innen auf die Suche nach besagtem Mann und gerät dabei nicht selten in skurrile Situationen.

Molly James schreibt leicht, flüssig und sehr humorvoll, wobei die Figuren sehr liebevoll und tiefgehend ausgearbeitet sind. So konnte ich mich schnell in Amys Gedanken sowie in ihrem Freund*innenkreis wiederfinden und den Hinweisen und Spuren nach dem perfekten Beziehungspartner für sie folgen. Besonders gefallen hat mir die innige Beziehung zwischen Amy und ihrer Mutter, das hat dem ganzen eher seichteren Plot Tiefe und noch stäreke Emotionen sowie Ernsthaftigkeit verliehen.

Eine schöne RomCom, die ich in einem Rutsch gelesen habe und so für einige Stunden dem Alltag entfliehen und mich ganz von Molly James Geschichte über Amy einnehmen lassen konnte.

Bewertung vom 01.09.2023
Die Lügnerin
Karig, Friedemann

Die Lügnerin


ausgezeichnet

Friedemann Karig lässt Clara Konrad - ihr Name stimmt nicht, aber sie nutzt ihn, weil sie ihn so melodisch findet - in "Die Lügnerin" Geschichten aus ihrem Leben erzählen. Adressatin dieser Geschichten ist eine Betreuerin in einer abgeschieden gelegenen Privatklinik, dem Institut. Clara Konrad erzählt, wie sie anderen Menschen erzählt hat, woran diese gern glauben wollten und was sich dann bewahrheitet hätte. Die Betreuerin ist gebannt von ihren Erzählungen und merkt erst spät, dass sie selbst Teil der Geschichten geworden ist.

Friedemann Karigs Stil ist sehr außergewöhnlich, er hat Clara Konrad einen ganz eigenen, sehr zum Inhalt passenden, Ton verliehen. Ausgehend von Sternzeichen, Horoskopen und Sternkonstellationen lernt sie Siri Morgentau kennen und begibt sich mit ihr auf einen Weg hin zum Reichtum. Weshalb genau sie in dem Institut landet, wurde mir aus ihren Geschichten nicht klar. Was mir sehr an "Die Lügnerin" gefallen hat, ist die fast ausschließliche Erzählperspektive aus Clara Konrads Sicht. So haben wir Einblicke in ihre Gedanken, Wahrnehmungen und Erinnerungen, deuten - so wie sie - die Gesprächssituation mit der Beraterin und sind manchmal verwirrt, weil irgendetwas an Ausführungen fehlt. Das Ende und die Deutung all des Geschriebenen bleibt recht offen und lädt so zu eigener Deutung ein, was mir sehr gefällt.

Fantastisch und sehr fesselnd erzählt - ich habe das Buch in einem Stück gelesen und konnte es gar nicht zur Seite legen.

Bewertung vom 31.08.2023
Der Vorweiner
Bjerg, Bov

Der Vorweiner


gut

Bov Bjerg hat mich mit "Auerhaus" begeistert, weshalb ich mich sehr über und vor allem auf sein neuestes Werk "Der Vorweiner" gefreut habe. In dieser dystopischen Welt herrschen massive klimatische Veränderungen - den Großteil der Landflächen gibt es nicht mehr. Bürgerkriege und Naturkatastrophen hinterließen ihre Spuren, denn es gibt noch ein Resteuropa, weitestgehend Betonschichten und die Bevölkerung ist entweder von Dürre oder Regen betroffen. Die Emotionalität und Empfindungen sind den Menschen abhandengekommen. Lediglich die Geflüchteten aus nicht europäischen Ländern können noch empfinden, weshalb deren Tränen besonders wertvoll sind. Aus Angst, dass nach dem eigenen Ableben keine Tränen mehr fließen können, legen sich viele Menschen einen Vorweiner zu. So auch A wie Anna, deren Geschichte von ihrer Tochter B wie Berta erzählt wird.

Bov Bjerg erzählt konfus, durcheinander und nicht chronologisch. So steht beispielsweise das zweite Kapitel vor dem ersten Kapitel und die Sichtweisen von B wie Berta werden doch immer mal wieder subjektiv und rutschen in die Ich-Perspektive, weg von A wie Anna. Es wird erzählt von der Kälte, vom Werteverfall, der Bedeutung von Herkunft, Tränen als Prestige und in allem fehlt es an Mitgefühl und Mitleid, was den Ton einer Dystopie sehr gut trifft.
Ich empfinde "Der Vorweiner" als recht konfus, verwirrend, an einigen Stellen habe ich den Anschluss verloren. Dennoch ist der Plot clever überlegt und die Umsetzung und die Rezeption erfordern eine hohe Aufmerksamkeitsspanne und Intellekt, um die Bedeutung der Schilderungen zu entschlüsseln.
Bov Bjergs Stil ist sehr eigenwillig und ungewöhnlich, weshalb ich speziell bei diesem Buch empfehlen würde, zunächst die Leseprobe zu lesen.