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Brombeere

Bewertungen

Insgesamt 205 Bewertungen
Bewertung vom 24.10.2023
Die Superkräfte der Vögel
Hartmann, Silke

Die Superkräfte der Vögel


sehr gut

informativ und regional

Worum geht es?
Vögel scheinen wahre Wundertiere zu sein und ein faszinierendes Werk der Schöpfung. Man erfährt, was Vogelkörper leisten können und wie sie optimiert an die Welt angepasst sind.

Worum geht es wirklich?
Klima, faszinierende Naturereignisse und die Schönheit der Artenvielfalt

Lesenswert?
Ja, informativ und verzaubernd, teilweise einfach sehr mindblowing. In kurzen Kapiteln erklärt die Autorin (wohl bekannt aus Social Media?) welche wundervollen Eigenschaften Vögel als solches, aber auch die regionalen Vögel in unseren Gärten besitzen. Und so muss man gar nicht auf andere Kontinente schauen um wundersame Lebewesen zu entdecken. Der regionale Bezug hat mir sehr gut gefallen, da es durch die Nähe zu diesen Arten greifbarer ist und man nun die Tiere mit anderen Augen sieht.
Es werden nicht Art für Art behandelt, sondern die Erzählung hangelt sich an verschiedenen Stärken entlang, die Vögel besitzen. Hierzu erfährt man dann immer, welche Art besonders erwähnenswert oder faszinierend ist.
Bisher habe ich nicht viel über diese Tiere gewusst, aber es ist einfach unglaublich faszinierend und überraschend und viele kleine Wunder greifen ineinander, damit die Welt so funktioniert, wie sie es jetzt gerade tut.
Zeitgleich öffnet das Buch aber auch nebenbei die Augen, wie fragil unsere Welt ist und was wir im Begriff sind zu verlieren. Macht an einigen Stellen schwermütig.
Mir hat die Aufmachung (alleine die Haptik schon) gut gefallen, da das Buch eine Mischung aus Fotos und Zeichnungen enthält.
Hierbei waren aber nicht alle nach meinem Geschmack und sprachlich ist das Buch zwar leicht zu lesen, aber schon auch sehr umgangssprachlich. Das war mir stellenweise zu viel.
Zusammenfassend würde ich das Buch empfehlen, wenn man sich noch kaum mit den Vögeln in der Nachbarschaft beschäftigt hat und einfach mal mehr über diese Lebewesen wissen möchte, ohne konkret einzelne Vögel bestimmen zu wollen.

Bewertung vom 08.10.2023
Das Chaos eines Augenblicks
Hunter, Becky

Das Chaos eines Augenblicks


weniger gut

Erzählung aus Sicht einer Toten.

Worum geht es?
Evie und Scarlett sind beste Freundinnen und wohnen zusammen. Ausgerechnet nach einem Streit ohne Versöhnung kommt Scarlett ums Leben und Evie ist auf sich allein gestellt.

Worum geht es wirklich?
Überwindung, Mut und Lebensfragen.

Lesenswert?
Nein, ich bin von sehr vielen Aspekten enttäuscht. Positiv kann man das Cover nennen und auch den Schreibstil, den ich als angenehm empfunden habe.
Im Wechsel wird aus Evies Sicht erzählt, was nach Scarletts Tod passiert, wie es ihr geht, wie sie die Trauer verarbeitet und wie es ohne ihre Stütze Scarlett klappt, mit ihrer Erkrankung MS umzugehen. Die andere Perspektive wird von der toten Scarlett erzählt - und zwar nicht in der Vergangenheit, sondern von einer quasi geisterhaften Scarlett, die Evie begleitet und ab und zu Rückblicke liefert.
Immer wieder wird Evie von dem Geist bewertet und kommentiert. Die beiden Figuren wirken dabei nicht gleichwertig. Evie wird (wegen ihrer Krankheit?) wie ein unwissendes junges Mädchen behandelt. Ihre geisterhafte Freundin wirkt dabei erwachsen, streng und auch sehr egoistisch. Eine liebenswerte Seite konnte ich nicht entdecken. Ich konnte mit der paranormalen Perspektive nichts anfangen und finde das einfach schräg.
Ein weiterer großer Kritikpunkt ist die Darstellung der Krankheit, die ich als nicht korrekt wahrgenommen habe. Ob die Autorin hierbei aus eigener Erfahrung berichtet, weiß ich nicht. Evie wird eher wie das Klischee einer depressiven Erkrankten behandelt und dargestellt: Bei einem Schub verkriecht sie sich und Überredung und gut Zureden machen dann doch alles möglich. Ständig werden Evies Grenzen missachtet - die zu setzen für eine chronisch kranke Person wirklich wichtig sind. Allerdings wird sie dauernd ins kalte Wasser geworfen und soll über sich hinauswachsen, was dann trotz körperlicher Schwächen funktioniert. So als wäre alles nur psychisch. Und das ist einfach nicht korrekt. Des Weiteren ist das Ende in Kombination mit vorherigen Aussagen zu ihrer Erkrankung einfach ein großer Witz und so unrealistisch, dass ich nur noch den Kopf schütteln konnte.
Evies Handlungsstrang fand ich ganz interessant und die langsame Entwicklung hat mir prinzipiell gefallen. Auch die Familien am Rande der Handlung waren gut dargestellt.
Die Kombination aus merkwürdigem Geist und enttäuschender Darstellung einer erkrankten Person hat für ein schlechtes Leseerlebnis gesorgt und ich würde dieses Buch nicht empfehlen.

Bewertung vom 08.10.2023
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2


sehr gut

Skurril und unterhaltsam.

Worum geht es?
Mrs Potts wird zu einer Feier kurz vor einer Hochzeit eingeladen, denn der Bräutigam scheint sich um sein Leben zu sorgen und möchte Schutz durch die alte neugierige Dame.

Worum geht es wirklich?
Geld, Ansehen und Gerechtigkeit.

Lesenswert?
Ja, habe ich wirklich gerne gelesen. Manche Dinge empfand ich als etwas vorhersehbar, das hat jedoch mein Lesevergnügen nicht vermindert.
Die Handlung spielt wieder in dem kleinen englischen Dorf, in dem Mrs Potts lebt und auch ihre beiden Freundinnen ermitteln erneut mit ihr.
Sprachlich gefällt mir das Buch gut, ich mag die Szenen und Dialoge und wie gut man sich alles vorstellen kann, was sich der Autor ausdenkt. Auch das Cover ist ansprechend, weil es gut zu dem erwartbaren Inhalt passt.
Die Handlung wie gesagt teilweise vorhersehbar, aber wird von vielen Wendungen und kleinen Nebenhandlungen (persönlicher Natur) aufgelockert.
Mir gefällt die Interaktion zwischen Mrs Potts und den anderen Personen unglaublich gut und auch wie dieses Chaosteam aus drei Frauen wirklich relevante Entdeckungen macht. Jede mit ihren Stärken, aber auch ihren Schwächen. Dabei sind alle drei so klischeevoll und skurril, dass es wirklich Freude macht die Ermittlungen zu verfolgen. Mrs Potts ist immer einen Schritt weiter als alle anderen und die lesende Person tappt gemeinsam mit ihren beiden Freundinnen im Unklaren.
Mrs Potts trockener Humor und ihre unverblümte Penetranz finde ich super unterhaltsam und sympathisch. Von so einer Protagonistin liest man gerne!
Der Krimi kommt trotz toter Person recht unblutig aus und könnte somit auch für Leute geeignet sein, die einen Kriminalfall ohne Grusel und detaillierten Tatortbeschreibungen lesen möchten.
Nach dem ersten Band, der mir gefiel, hat mich auch der zweite nicht enttäuscht und ich freue mich auf Band 3!

Bewertung vom 08.10.2023
Nincshof
Sebauer, Johanna

Nincshof


sehr gut

Ein ungewöhnliches Dorf.

Worum geht es?
In einem Teil der Bürger:innen von Nincshof reift der Plan, ihr Dorf für die Allgemeinheit in Vergessenheit geraten zu lassen. Keine Kenntnis, keine Pflichten, einfach nur für sich sein. Doch dabei begegnen ihnen viele Hindernisse.

Worum geht es wirklich?
Gemeinschaft, Menschlichkeit und lustige Ideen.

Lesenswert?
Ja, eine unterhaltsame Sommerlektüre über ein ungewöhnliches Dorf. Man lernt Dorf und Bewohner:innen kennen und schon bald wachsen einem die skurrilen Personen samt ihrer Ideen ans Herz. Generell läuft in Nincshof (sprich: Nintschhof) alles ein bisschen anders, sodass das ganze Thema in sich stimmig erscheint.
In den drei Sommermonaten Juni, Juli und August begleitet man die Personen, die sich für ein Vergessen aussprechen und dafür einen ganzen Plan entwerfen, als auch die Personen, die davon nichts ahnen und nur verwirrt von den Folgen sind und vor unerklärlichen Vorkommnissen stehen.
Mir haben die Figuren samt ihren Eigenheiten gut gefallen, sie sind verschroben und sympathisch. Schön finde ich auch, dass es sich hierbei eher um ältere Protagonist*innen handelt und nicht nur junge Leute.
Der Humor löst beim Lesen definitiv schmunzeln aus, begleitet von dem herrlichen österreichischen Dialekt, der dem ganzen noch mehr Leben einhaucht - besonders beim Hörbuch richtig toll!
Das Cover konnte mich ebenfalls überzeugen.
Alles wirkt so real, dass man zwischendrin durchaus verlockt ist, einmal nach Nincshof und den Ziegen zu googeln - mit teilweise überraschenden Ergebnissen.
Ein Buch, das sich sehr als unterhaltsame Sommerlektüre eignet, ohne dass eine Liebesgeschichte im Mittelpunkt steht. Würde das ganze als Wohlfühlgeschichte bezeichnen, da es nicht um dramatische Ereignisse geht oder Schicksalsschläge.

Bewertung vom 08.10.2023
Ich träumte von einer Bestie
Blazon, Nina

Ich träumte von einer Bestie


sehr gut

Suche nach der Herkunft.

Worum geht es?
Als Datenforensikerin kennt sich Fleur mit Recherche aus und so wird sie von Neugierde gepackt, als ihr Vater verstirbt und sie in ihrer Ahnenlinie in Frankreich Merkwürdigkeiten entdeckt.

Worum geht es wirklich?
Familie, Suche und Verarbeitung von Ängsten.

Lesenswert?
Ja, ein interessanter Roman mit vielen Aspekten. Das Cover passt sehr schön zu der geheimnisvollen und etwas mystischen Stimmung, die ab und zu auftaucht.
Im Mittelpunkt steht im Grunde Fleurs Recherche, wobei sie auf der Suche auch viel über sich selbst und ihre eigene direkte Vergangenheit herausfinden muss und sich großen Ängsten stellen wird.
Die Figuren sind alle sehr greifbar und ausgearbeitet gestaltet und geben der Geschichte eine große Lebendigkeit und Glaubwürdigkeit. Figuren sind nicht nur schwarz-weiß, sondern voller Schattierungen dargestellt.
Gerade die Protagonistin Fleur finde ich sehr interessant, nicht durchweg sympathisch, aber ich konnte ihrer Geschichte wunderbar folgen. Prioritäten verschieben sich auch immer wieder, sodass der Roman je nach Zeitpunkt einen unterschiedlichen Schwerpunkt hat.
Manchmal geht es um die Familiengeschichte, dann wieder um Fleur selber, ihr Verhältnis zu anderen Menschen. Dann plötzlich ist alles spannend, düster und geheimnisvoll und man befindet sich auf der Recherchereise von einem alten Kriminalfall, der die Gegend in Aufruhr versetzt hatte.
Der Wechsel um was es hierbei wirklich geht, ist manchmal als Leser*in nicht leicht zu begreifen, da interessante Handlungsstränge auch wieder verworfen werden können.
Blazons Sprache ist gewohnt ganz wunderbar, ich lese ihre Texte einfach so gerne! Mir gefällt, wie sie immer wieder kleine Schauer-Momente einbaut und es immer mal wieder ein klein wenig unheimlich werden kann.
Ich kann dieses Buch empfehlen, wenn man an alten Legenden und ihren Auswirkungen interessiert ist, wenn man ein wenig von Frankreich erkunden will oder wenn man eine starke Protagonistin auf der Suche nach der eigenen Familiengeschichte begleiten möchte.

Bewertung vom 24.09.2023
Meister der Dschinn (Gewinner des Nebula Award 2021 für Bester Roman & des Hugo Award 2022 für Bester Roman)
P. Djèlí, Clark

Meister der Dschinn (Gewinner des Nebula Award 2021 für Bester Roman & des Hugo Award 2022 für Bester Roman)


sehr gut

Worum geht es?
Eine ganze Gruppe an Menschen wird ermordet, alles Mitglieder einer Bruderschaft. Agentin Fatma wird mit dem Fall beauftragt, denn Magie könnte im Spiel gewesen sein. Eigentlich Einzelgängerin, bekommt sie dann auch noch jemand neues an ihre Seite gestellt.

Worum geht es wirklich?
Macht, Geheimnisse und Unterdrückung.

Lesenswert?
Ja, ein wunderbares Setting mit vielen positiven Aspekten. Gleich zu Beginn das negative und somit auch eine CN: In Kapitel 1 und 24 werden das N-Wort und andere rassistische Begriffe verwendet - meiner Meinung nach war das in beiden Szenen nicht nötig und hätte auch ohne diese Bezeichnungen funktioniert.
Und damit gleich weiter zu der Welt, in der die Geschichte spielt: Ägypten, ca. 1920, Magie existiert und Steampunk bringt den Menschen Fortschritt. Das Land ist ebenso mächtig wie europäische Länder und wurde nicht kolonialisiert. Frauenrechte sind im Aufschwung und die Bevölkerung glaubt überwiegend entweder an den Islam oder huldigt den alten ägyptischen Gottheiten. Einfach ein mega tolles und spannendes Setting. Neben Frauenrechten spielt auch Rassismus eine große Rolle, gerade Colorism - also dass Menschen mit eher hellbrauner Haut eher akzeptiert werden als Menschen mit dunkelbraunen Hauttönen. Diese ganze Stimmung findet sich in dem Buch wieder. Dies wäre auch ohne die oben genannten Stellen verständlich gewesen.
Man begleitet zwei Ermittlerinnen auf der Suche nach dem Mordgrund, wobei man über Fatma deutlich mehr privates erfährt, als über Habia. Mich haben die Figuren überzeugt und ich habe gerne über ihre Arbeit und ihr Leben gelesen.
Generell ist die ganze fantastische Welt super interessant und vielseitig, es gibt immer neues zu entdecken und ständig werden Andeutungen gemacht. Hierbei finden keine Erklärungen statt, man erschließt sich die Zusammenhänge aus dem Kontext. Dies gelingt überwiegend sehr gut und erzeugt noch mehr das Gefühl, hier völlig in ein anderes Universum einzutauchen. In diesem Setting könnten noch so viel mehr Geschichten spielen!
Gestalten wie Dschinns, Ghule und Ifrits spielen eine große Rolle und vervollständigen dieses fantastische Bild.
Die Sprache hat mir abseits von den rassistischen Begriffen sehr gut gefallen, der Text ist toll lesbar und fesselnd. Das Ende war mir persönlich ein bisschen zu wild und zu groß, aber grundsätzlich stimmig und Fragen wurden geklärt. Cover ist natürlich ein toller Hingucker.
Ich würde das Buch grundsätzlich empfehlen und hoffe dass Verlag und Übersetzer ihre Wortwahl in kommenden Werken diskriminierungsfrei gestalten.

Bewertung vom 24.09.2023
Männer töten
Reisinger, Eva

Männer töten


sehr gut

Worum geht es?
Anna Maria flüchtet nach einer Beziehung ist österreichische Engelhartskirchen. Idyllisch, bäuerlich und ab und zu rätselhafte Todesfälle. Die Protagonistin lernt nach und nach die Wahrheit kennen.

Worum geht es wirklich?
Wehrhaftigkeit, Grenzüberschreitung und Freundschaft.

Lesenswert?
Ja, ein spannendes Buch mit dystopischen Stellen. Man begleitet die Protagonistin Anna Maria bei ihrem neuen Leben in einem kleinen Dorf. Man erfährt, wie sie nach und nach ihre Nachbarinnen kennenlernt und sich irgendwann ein Herz nimmt und die entscheidenden Fragen stellt.
Der Titel ist doppeldeutig und ich finde es sehr interessant, wie hiermit gespielt wird.
Gewalt ist in diesem Buch definitiv ein Thema, auch wenn dies nicht ausgeschlachtet oder provokativ ausführlich geschildert wird. Es ist mehr das Grauen nebenbei, das durch die Sätze dringt und bei dem man sich als Leser*in den Rest zusammen reimen kann.
Die Protagonistin finde ich sympathisch, ebenso die meisten ihrer Freundinnen. Gerade auch Anna Marias Kampf gegen die Ansichten der eigenen Mutter finde ich sehr bewegend und die Szenen schwer zu ertragen. Mir gefällt, wie viele starke und zusammenarbeitende Frauen in diesem Buch vorkommen, auch wenn ich ihre Lösungswege ablehne. Trotzdem ist es schön zu sehen, dass es eine Gemeinschaft aus Frauen gibt.
Der Roman spricht mehrere feministische Themen an, geht jedoch einen ganz eigenen und anderen Weg, mit dem Leben im Patriarchat umzugehen. Auf jeden Fall spannend, aber eher dystopisch als utopisch. Wobei natürlich schon die Frage aufkommt, warum man beim Lesen diese Szenen so fremd empfindet, sich aber auf erschreckende Art an Femizide im Alltag gewöhnt hat.
Sprachlich angenehm und auch wenn es nur vier große Kapitel gibt (deren Benennung im Zusammenhang auch eher speziell ist), so gibt es dennoch viele kleine Abschnitte, die das Lesen gut möglich machen.
Ich glaube, dass es ein Buch ist, das man erneut lesen muss um wirklich alles zu durchdringen. Mir hat es auf jeden Fall gefallen und mich zum Nachdenken und Hinterfragen angeregt.
Ich empfehle dieses Buch, wenn man feministische Grundkenntnisse hat und sich dafür interessiert. Sonst könnte es eher schwer zu lesen sein.

Bewertung vom 24.09.2023
Die liegende Frau
Vogt, Laura

Die liegende Frau


gut

Worum geht es?
Drei Freundinnen, eine liegt im Bett und spricht nicht und die beiden anderen versuchen den Grund herauszufinden. Eine ist Mutter und hat mehrere Partner, die andere ist gegen Kinderbekommen und sieht die Zukunft der Welt recht hoffnungslos.

Worum geht es wirklich?
Lebensentscheidungen, Schweigen und Familie.

Lesenswert?
Nein, war für mich nicht so gut wie erhofft. Der Inhalt klingt durchaus ansprechend und hat neugierig gemacht.
Obwohl das Buch nicht sehr umfangreich ist, verläuft das Lesen dennoch recht schleppend. Dieses Buch nebenbei zu lesen (oder im Wechsel mit anderen) ist nahezu unmöglich, da der Satzbau eher ungewöhnlich ist und man jedes Mal eine Weile braucht um sich einzufinden.
Die drei Frauen sind nicht untereinander befreundet, sondern über die liegende Frau miteinander verbunden. So kommt es, dass zwei Menschen, die sehr gegensätzlich sind und sich nicht wirklich verstehen, miteinander auskommen müssen, um der dritten Person zu helfen.
Mich hat keine der Figuren wirklich überzeugt, weil sie gefühlt sehr einseitig waren. Die eine liegt eh nur, die andere versinkt in Familienkonstrukten und den Themen Affäre, mehrere Partner und Kinder. Wobei ich hierbei hinterfrage, ob das wirklich das Konzept von Polyamorie darstellt und nicht viel eher einfach nur Betrug. Fehlender Konsens ist hier irgendwie immer wieder präsent. Die dritte Frau ist radikal gegen Kinder, kann ihren eigenen Körper und ihre Menstruation nur schwer ertragen und wirkt so voller Hass auf ihre Organe. So als könnte es nicht durchaus gute Gründe geben, sich gegen Kinder zu entscheiden. Stattdessen tritt sie radikal und hart auf.
Ein richtiger Plot ist leider auch nicht vorhanden und die Handlung findet verdichtet an einigen wenigen Tagen statt, allerdings immer von Rückblicken geprägt. Eine richtige Auflösung gibt es meiner Meinung nach aber nicht und am Ende ist man als Leser*in genau so ratlos wie zu Beginn.
Positiv an dem Buch war ein bisschen das Spiel mit Satzbau und eingefügten Notizen.
Ebenso finde ich viele Themen, die zwischen den Frauen angesprochen werden, höchst spannend und auch wichtig. Gerade zum Ende hin entstehen hier wertvolle Gespräche.
Die Umsetzung hat mich aber dennoch nicht überzeugt und das Buch geht in meinen Erinnerungen an gelesene Bücher komplett unter. Schade!

Bewertung vom 18.09.2023
Talking to the Moon
Nagib, Sherin

Talking to the Moon


sehr gut

Worum geht es?
Judy, beinahe fertig mit ihrem Master der Musikwissenschaften, trifft auf Jaad, Mitglied einer ehemals bekannten Band und nun Barista. Die beiden beginnen zusammen zu arbeiten.

Worum geht es wirklich?
Musik, Kultur und Verlangen.

Lesenswert?
Ja, eine sehr süße Geschichte mit zwei sympathischen und authentischen Protagonist*innen. Obwohl teilweise auch ernste Themen zur Sprache kommen, gibt es dutzende Wohlfühlmomente und schöne Situationen.
Meine Bewertung erfolgt aus der Sicht einer christlich-sozialisierten weißen Frau.
Mir gefällt das Setting super gut, die Mischung aus Uni, Strand und Kaffeebar und auch der Musikaspekt, der eine große Rolle in dem Leben der beiden Personen spielt.
Judy und Jaad, aus deren Sicht abwechselnd erzählt wird, sind sympathisch und es ist auf jeden Fall sehr schön, ihre Geschichte zu lesen. Judy finde ich ein bisschen greifbarer dargestellt, bzw. sie wirkt realer als Jaad.
Man begleitet ihr Leben an der Uni, ihre Zeit mit ihrer (super sympathischen) Zimmernachbarin Roxy und Besuche daheim bei den Eltern. Oftmals finden hier ganz zauberhafte Szenen voller Wohlwollen und Freude statt, aber leider gibt es eben auch verletzende Begegnungen mit Menschen, die sich rassistisch äußern oder verhalten. Mir gefällt diese Kombination sehr gut und ich bin ganz fasziniert, wie die Autorin durch diese Mischung zeigt, warum kleine Verletzungen so hart treffen können.
Nebenbei konnte ich auch einfach noch ein paar neue Informationen erhalten, wie junge Muslimas mit ihrem Glauben umgehen können. Sehr bereichernd, weil erscheint in anderen Büchern viel zu wenig. Zeigt auch, warum es so wichtig ist, dass solche Geschichten von Own-Voice-Autor*innen verfasst werden!
Mir gefällt der Umgang mit spicy Szenen sehr, weil Nagib quasi zeigt, wie ein Struggle zwischen Glauben und Verlangen entstehen kann und wie dies dennoch in Einklang zu bringen ist. Ist auf jeden Fall eine wertvoller Input und ich kann mir vorstellen, dass diese Art der Repräsentation für Jugendliche/jungen Erwachsene mit konservativem Glauben hilfreich und bereichernd sein kann.
Kritikpunkte: Zu Beginn hatte ich Probleme in das Buch reinzufinden und gerade in den ersten Kapiteln tauchten unnötige Wortwiederholungen auf, die ich störend fand. Später gibt es das dann nicht mehr - oder ich habe es nicht mehr wahrgenommen.
Weil Konsens und Grenzen oft eine Rolle spielen, war ich überrascht, als Judy diese im Verlauf der Handlung nicht akzeptiert. Das war für mich nicht stimmig zu ihrer sonstigen Persönlichkeit.
Die Spannungskurve folgt einem recht klassischen Verlauf (Drama in Akt 4), was ich irgendwie zu oft gelesen habe.
Zusammenfassend aber gilt, dass ich das Buch echt verschlungen habe und mir mehr solche Bücher wünsche. Für die Repräsentation von unterrepräsentierten Gruppen, aber auch für Menschen der Mehrheitsgesellschaft um den Horizont zu öffnen! Ich würde auf jeden Fall weitere Bücher der Autorin lesen.

Bewertung vom 18.09.2023
Die Lügnerin
Karig, Friedemann

Die Lügnerin


gut

Große Verwirrung.

Worum geht es?
Eine Frau in einer Klinik, beim Gespräch mit ihrer Ärztin erzählt sie von ihren Lügen. Ihre Lügen würden zur Wahrheit werden. Die Wahrheit ist nicht mehr erkennbar.

Worum geht es wirklich?
Prophezeiungen, Manipulation und Flucht.

Lesenswert?
Nein, weil ziemlich verwirrend und irgendwie auch nichtssagend. Cover und Klappentext sind ansprechend und ich wollte gerne etwas von dem Autoren lesen.
Man begleitet eine unstete Erzählerin durch ihre Zeit in einer teuren Klinik. Nach und nach werden in den Gesprächen weitere Dinge offenbart, da die Frau von ihrer Vergangenheit berichtet.
Bei ihr handelt es sich jedoch um eine Lügnerin, deren Lügen ab und zu zur Wahrheit werden sollen. Aber wie soll man dieser Frau glauben, die doch selten (oder nie?) die Wahrheit spricht.
Dadurch, dass man als lesende Person nie weiß, was der Realität entspricht, kann es sich hier entweder um eine unmögliche Geschichte handeln oder um eine fantasiereiche Protagonistin, die einfach gerne Dinge ausschmückt und sobald sie ertappt wird, gleich eine neue Lüge parat hat.
Dies sorgt dafür, dass man mit der Protagonistin nicht unbedingt etwas anfangen kann, sie kaum einschätzen kann und nicht weiß, was man von ihr halten soll.
Die Kapitel sind teilweise sehr lang, erst zum Ende hin werden sie kürzer.
Die Sprache ist interessant mit sehr langen, nahezu mäandernden Sätzen, die sich wie ein großes Konstrukt immer weiter auftürmen.
Die Lektüre ist nicht zwingend schlecht, man kann das Buch gut lesen.
Irgendwie fehlt mir aber das große Ganze. Ich weiß bis jetzt nicht, was mir dieses Buch denn vermitteln will, ob es unterhalten will, anregen will, ob der Autor einfach nur gerne diese Geschichte erzählen wollte.
Ein Buch, das okay war, das aber nichts außer Verwirrung hinterlässt und ich daher nicht direkt empfehlen würde.