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Dark Rose
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NRW
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Ich bin Viel-, Schnell- und Stressleserin :-)

Bewertungen

Insgesamt 678 Bewertungen
Bewertung vom 17.04.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


ausgezeichnet

Ich fand das Buch wirklich richtig, richtig gut!


June will nur eins: endlich erfolgreich sein! Sie träumt von einem Leben als gefeierte – oder wenigstens erfolgreiche – Autorin, doch ihr Debüt floppt. Athena dagegen, die sie schon seit der Uni kennt und die eine Art Freundin von ihr ist, macht ihr Debüt zum Star. Sie hat alles, was June sich so sehr wünscht und nie bekommen wird. Und warum? Weil Athena immer alles in den Schoß fällt, bloß, weil sie chinesische Amerikanerin ist und June lediglich Amerikanerin. Sie ist nicht divers genug, um erfolgreich zu sein – so zumindest erklärt es sich June.
Als Athena bei einem Unfall stirbt, bei dem June anwesend ist, ergreift diese ihre Chance und stiehlt den Entwurf von Athenas neuestem Roman. Sie beendet ihn und veröffentlicht ihn, als ihr Werk – unter dem Künstlernamen Juniper Song.
Doch für June bedeutet der Erfolg vor allem eins: sie hat verdammt viel zu verlieren.


Wir alle kennen Neid. Wir alle wissen, dass wir eigentlich nicht neidisch sein sollten und eigentlich jeder irgendwelche Probleme hat und nicht DAS scheinbar perfekte Leben lebt, das er oder sie zu leben scheint. Aber trotzdem kann man es manchmal einfach nicht verhindern, neidisch zu sein.
Aber es gibt mehrere Arten von Neid. Es gibt den Neid, bei dem man sich einfach wünscht, für einen Moment die Plätze mit der anderen Person zu tauschen, aber das alles genauso schnell auch wieder abhakt. Es gibt den Neid, der einem das Gefühl vermittelt, mit einem selbst stimme etwas nicht, weil man es nicht schafft, ebenfalls diese Erfolge zu erzielen und der sich negativ gegen sich selbst richtet. Und es gibt den Neid, der einen zerfrisst und sich gegen die Person richtet, die man beneidet.
Man möchte sich für seine Freunde freuen, ihre Erfolge bejubeln, als wären es die eigenen. Aber je unzufriedener man mit dem eigenen Leben ist, desto schwieriger ist das. Es tut einfach weh, zuzusehen, wie andere das erreichen, was man selbst erreichen will. Entweder man bricht also irgendwann den Kontakt ab, weil man es nicht mehr aushält neidisch zu sein und den anderen beim Verwirklichen ihrer Träume zuzusehen, oder man tut es nicht und lässt sich von Neid zerfressen.

Anfangs tat mir June extrem leid. Ich weiß noch wie das war, als ich so unsicher und unzufrieden mit meinem Leben war. Wie scheinbar jeder andere alles erreichen konnte, es ihnen regelrecht zuflog und ich steckte fest – wie June. Doch June lässt sich vom Neid zerfressen und ihn ihre Entscheidungen lenken.
June hatte nicht vor, den Roman zu vollenden oder als komplett ihren auszugeben – zumindest redet sie sich das ein. Doch June trifft nicht nur eine falsche Entscheidung aus der Situation heraus, June beschließt ein Lügenkonstrukt aufzubauen, das immer komplizierter wird und in dem sie sich immer mehr verfängt. Sie hofft dadurch alles zu bekommen, was sie immer wollte, sorgt aber selbst dafür, dass sie es nicht genießen kann. Das schlechte Gewissen, Verdächtigungen, Menschen, die glauben, die Wahrheit zu kennen, es nimmt einfach kein Ende und June muss immer mehr darum kämpfen, ihr Konstrukt intakt zu halten.

Es ist faszinierend, wie nie etwas ihre Schuld war – ihrer Meinung nach – und sie immer wieder Erklärungen und Ausreden fand, warum es wirklich nicht so schlimm war, was sie tat.
Ähnlich ist es mit dem Thema Rassismus, der toll eingearbeitet ist. Er beginnt als Teil des Neides. Als Ausrede und Erklärung dafür, warum Athena so mega erfolgreich ist und June nicht. Wir alle suchen immer nach solchen Ausreden. Es muss äußere Gründe dafür geben, es darf nicht an uns selbst liegen. Wir wissen (!) ja alle, dass andere bevorzugt werden. Doch dabei sieht June nur die eine Seite, die sie sehen will.
Ich fand das offene Ende etwas schade, ich hätte gern gewusst, ob Junes Idee aufgeht oder nicht.


Fazit: In diesem Buch steckt verdammt viel. Es geht um viele wichtige Themen und vor allem auch Themen, über die man sich als weißer Mensch bislang eher seltener Gedanken gemacht hat. Durch June wird einem da einiges um die Ohren geschlagen, aber auf eine tolle Art und Weise und nicht bloß mit erhobenem Zeigefinger.

Ich fand es toll, dass man am Anfang durchaus Mitleid mit June haben konnte. Sie war so verloren und entmutigt, zerfressen von negativem Neid auf Athena und dem Gefühl von der Welt verkannt und ungerecht behandelt worden zu sein.

Durch Junes Entscheidung, den Manuskriptentwurf zu stehlen, begibt sie sich endgültig auf die „dunkle Seite“, wenn man so will. Es geht fortan nur noch darum, ihr Geheimnis zu wahren. Gleichzeitig erhält man aber auch einen tollen Einblick in das amerikanische Verlagswesen.

Rebecca F. Kuang hat es geschafft, mich von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Nur das Ende war nicht so ganz meins, ich hätte es mir weniger offen gewünscht.
Trotzdem bekommt das Buch von mir volle 5 Sterne.

Bewertung vom 16.04.2024
Because of You I Want to Stay / Because of You Bd.1
Kerger, Nadine

Because of You I Want to Stay / Because of You Bd.1


gut

Tolles Setting, aber bei mir kam die Liebesgeschichte leider nicht an


Achtung: Band 1 einer Reihe, aber in sich abgeschlossen!

Als ihr Freund plötzlich mit ihr Schluss macht und ihr noch dazu nahegelegt wird, einen neuen Job zu finden (er ist ihr Chef), ist Josie am Boden zerstört. Sie gibt sich der Trauer um das Leben hin, das sie hatte und das sie sich erträumt hatte. Doch nicht mit ihrer besten Freundin! Liz schleppt Josie mit nach Martha’s Vineyard, wo diese einen Sommerjob antreten wird, während sie sich in Ruhe darüber klar wird, was sie jetzt tun will. An ihrem ersten Abend begegnet sie in der örtlichen Bar Blake und es funkt gewaltig. Doch am nächsten Tag muss sie feststellen, dass er ihr neuer Boss ist. Sie kann nicht wieder mit ihrem Boss zusammen sein und auch Blake will professionell bleiben. Aber ist das überhaupt möglich, wenn so die Funken fliegen?


Was mir direkt beim Aufschlagen des Buches positiv aufgefallen ist, ist die Schriftgröße und allgemein das Schriftbild. Ich fand es extrem angenehm fürs Auge und das Lesen ging dadurch nur noch schneller.

Josie tat mir natürlich leid, weil sie so unter der Trennung litt, aber andererseits steigerte sie sich da auch echt rein. Das konnte ich nicht wirklich nachvollziehen. Ich wäre eher wütend darüber, dass ich aus dem Job gedrängt werden sollte und nicht einmal bei der neuesten Veröffentlichung der Forschungsergebnisse mit benannt werden würde.

Was sich toll überträgt, ist, Josies sofortiges Gefühl der Ruhe und des Angekommen-seins, kaum dass sie die Insel betreten. Einfach alles dort gefällt ihr und lässt den Ort magisch wirken. Auch die Bewohner, die man kennenlernt, sind unglaublich sympathisch. Die Kleinstadt-Vibes sorgen dafür, dass man auch als Leser schnell eine Bindung zu den Nebencharakteren eingeht.

Leider hatte ich mehr Probleme mit der Liebesgeschichte. Ich konnte sie leider nicht fühlen. Mir ging da erst einiges etwas zu schnell, vor allem, wenn man bedenkt wie sehr sich Josie zuerst noch ihrem Liebeskummer hingibt. Dann tritt Blake auf die Bremse, als herauskommt, wer Josie ist und verhält sich auch im Jachtclub mehrmals wie ein A… - das alles ließ mich irgendwie auf Distanz bleiben.


Fazit: Ich fand das Setting mega, auch die Nebencharaktere total sympathisch. Das Buch macht Lust auf Urlaub auf Martha’s Vineyard und die Stimmung und welche Wirkung der Ort auf Josie ausübt, kommen toll rüber. Allerdings hatte ich mit Josie selbst und der Liebesgeschichte leider meine Probleme. Ich konnte ihr Verhalten nicht immer nachvollziehen, obwohl es im Verlauf der Handlung besser wurde. Die Liebesgeschichte kam allerdings nicht bei mir an. Ich konnte sie nicht fühlen.

Insgesamt bekommt das Buch von mir aber ganz knappe 3 Sterne.

Bewertung vom 15.04.2024
Not Worth Saving / Brooke & Noah Bd.1
Niebler, Marie

Not Worth Saving / Brooke & Noah Bd.1


weniger gut

Mir hat sehr viel gefehlt


Achtung: Band 1 einer Reihe mit Cliffhanger!

Nachdem Brookes Vater ins Krankenhaus gekommen ist, kehrt sie nach Hause zurück, doch ein wirkliches Zuhause war dieser Ort schon länger nicht mehr für sie. Zu viel ist vorgefallen, zu viel böses Blut herrscht zwischen ihr und ihrem Bruder und zu sehr ist Brooke eigentlich unerwünscht, an diesem Ort, der eigentlich ihr Zufluchtsort sein sollte. Ihr einziger Lichtblick ist Noah, der beste Freund ihres Bruders und deswegen tabu. Doch er ist der Einzige, der ihr nicht mit Vorurteilen und Vorverurteilung begegnet, der Einzige, der sie nicht spüren lässt, dass sie unerwünscht ist. Allerdings kann zwischen ihnen nichts passieren, richtig?


Es dauert sehr, sehr, sehr lange bis man erfährt, warum Brookes Bruder Greysen sie so mies behandelt, denn das tut er. So wie er über sie und mit ihr redet, könnte man meinen, Brooke sei eine hoffnungslose Drogensüchtige, die mindestens jeden in der Familie schon einmal fast umgebracht hat. Er lässt sie andauernd spüren, dass er ihr weder vertraut, noch sie respektiert oder sie auch nur irgendetwas in der Art verdient hätte. Und da ist er nicht der Einzige. In Rückblenden erfährt man, dass Brooke diese Behandlung von ihrer gesamten Familie erfahren musste. Ihr Vater sieht in ihr auch nur eine Last und ihre Mutter erstrecht. Aber warum? Tja, das Warum erfährt man erst auf den letzten vier Seiten.

Brooke schlägt ständig nur Ablehnung entgegen, außer von Noah. Er fühlt sich zu ihr hingezogen, obwohl er weiß, dass er so nicht fühlen sollte, weil sie die Schwester seines besten Freundes ist. Noah hat selbst keine Familie mehr, er ist im Pflegesystem groß geworden und kann einfach nicht verstehen, warum sich die Geschwister so wenig ausstehen können. Er wäre froh, wenn er noch Familie hätte und außerdem, so schlimm wie Greysen tut, ist Brooke doch wirklich nicht.


Fazit: Ich muss sagen, dass ich ziemliche Probleme mit dem Buch hatte. Mich hat Greysens Verhalten echt fertig gemacht. Mir ist immer wieder für Brooke das Herz gebrochen, weil ich es kenne. Ich weiß, wie sich das anfühlt, wenn einem ein Familienmitglied das Gefühl gibt, unerwünscht und eine Last zu sein. Ich weiß, wie weh das tut und deswegen hat mich das ziemlich getroffen.

Aber – und das ist ein sehr großes Aber – abgesehen davon hat mich das Buch ziemlich enttäuscht. Es war extrem vorhersehbar und man wusste genau, wie es endet. Auch die Andeutungen waren ziemlich deutlich hinsichtlich Brookes Vergangenheit, nur warum ihr Greysen das so persönlich übelnimmt, das erfährt man erst auf den letzten vier Seiten des Buches. Das fand ich extrem schade. Sein Verhalten war mir nämlich das ganze Buch über viel zu krass. Er hat Brooke behandelt, als wäre sie Dreck. Auch wenn man erfährt, warum er so handelt, ist das keine Entschuldigung. Ebenso ergibt es für mich nur begrenzt Sinn. Warum hat das nie jemand hinterfragt oder sie nach den Hintergründen gefragt? Es ist, als habe jeder von Anfang an, schon in der Vergangenheit, ein vorgefertigtes, negatives Bild von Brooke gehabt und nur das zählte. Mir war es zu einseitig. Brooke tat mir dabei furchtbar leid und Greysen hat mich damit extrem getriggert. Wobei aber auch ganz viel von ihrer Seite für mich gefehlt hat. Ich vermute, dass das erst in Band 2, wieder in Rückblenden kommt, aber ich werde Band 2 nicht lesen.

Von mir bekommt das Buch ganz knappe 2 Sterne. Mir hat sehr viel gefehlt, zu viel wurde zu lange krampfhaft geheim gehalten. Aber ich konnte mit Brooke bei einem Thema extrem mitfühlen. Hinsichtlich der Liebesgeschichte war mir auch zu viel zu Klischee und vorhersehbar.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2024
Die Nacht der Königinnen
Handel, Christian

Die Nacht der Königinnen


sehr gut

Mir gefiel es sehr - eine gelungene Mischung!


Ginge es nach Alix, dann soll sich niemals etwas ändern. Sie würde für immer Zuhause, bei ihrem Vater, ihrer Tante und ihren Brüdern leben und niemals heiraten und fortgehen müssen. Doch es geht nun mal nicht nach ihr. Der König, den alle nur den „Schlangenkönig“ nennen, hat andere Pläne. Er zitiert 13 junge adlige Frauen an den Hof unter denen er seine Braut wählen will, darunter auch Alix. Doch diese hat keinerlei Interesse daran Königin zu werden, aber gerade sie zieht die Aufmerksamkeit des Königs immer wieder auf sich. Bald geschehen im Schloss merkwürdige Dinge und auch der König wird nicht müde, Alix und die anderen jungen Frauen daran zu erinnern, welch grausames Verbrechen einst an seiner Mutter und seinen Schwestern verübt worden ist, und das er nicht vergessen hat. Was, wenn die Gerüchte über den König wahr sind? Und wenn ja, was bedeutet das für Alix und die anderen jungen Frauen?


Ich mochte Alix auf Anhieb. Sie ist eher ein Wildfang, weiß aber auch die Pflichten einer Burgherrin zu übernehmen, wenn nötig. Zudem gelingt ihr der Spagat zwischen Schwester und Mutterfigur für ihre jüngeren Brüder. Ginge es nach ihr, würde sich nie etwas daran ändern, doch als Grafentochter, geht es nun mal nicht nach ihr. Das zeigt sich schneller als gedacht, als der König einen Brief schickt, in dem er Alix dazu auffordert, an seiner Brautschau teilzunehmen. Nein sagen ist unmöglich. Also bleibt Alix nichts anderes, als an den Hof zu reisen und zu hoffen, dem König nicht aufzufallen – was leider so absolut gar nicht klappt.

Alix ist kein verwöhntes Prinzesschen, sie ist es gewohnt mit anzupacken. Ja, sie lebt ein durchaus privilegiertes Leben als Tochter eines Grafen, aber doch auch in gewisser Weise ein sehr bodenständiges. Sie jagt, schießt mit dem Bogen und reitet für ihr Leben gern. Mit Bällen hat sie es nicht so und mit all den anderen Dingen, die bei Hofe von ihr erwartet werden auch nicht.

Die adligen Damen, die der König zu seiner Brautschau geladen hat, teilen sich recht bald in zwei Lager, die, die keinerlei Interesse daran haben, Königin zu werden und denen, die dafür über Leichen gehen würden.

Merkwürdige Dinge ereignen sich im Schloss und bald muss sich Alix fragen, ob an den Gerüchten über den König vielleicht doch mehr dran ist, als ihr lieb ist.


Fazit: Die Geschichte erinnert mich an eine Mischung aus „Selection“ und „Panem“. Die erste Hälfte des Buches beginnt langsam, man orientiert sich und muss sich erst einmal zurechtfinden. Diese Hälfte des Buches erinnerte mich sehr an „Selection“. Dann noch die schönen Kleider, die Mahlzeiten mit dem König, der wann immer er kann, seine Spielchen spielt.
In der zweiten Hälfte wird es richtig spannend, da kommen dann Erinnerungen an „Panem“ auf. Beide Teile sind aber in meinen Augen sehr gut verbunden, es gibt keinen krassen Bruch, es passt einfach.

Das Buch hat echt was, es ist schön mysteriös und ab der Hälfte auch spannend. Aber es war hart, wann immer der König vom grausamen Tod seiner Mutter und Schwestern erzählte. Man will sich das nicht vorstellen, wird aber immer wieder dazu gezwungen. Das sind Bilder, die man nicht im Kopf haben will.

Mir persönlich war die Liebesgeschichte etwas zu wenig präsent. Für mich hatten Ty und Alix etwas zu wenig Zeit zusammen, dafür, dass sie sich verlieben sollen.

Das Buch ist teilweise echt heftig, aber ich fand es richtig gut. Ein paar Kleinigkeiten haben mich etwas gestört, aber insgesamt, mochte ich es sehr. Das Buch bekommt von mir 4,5 Sterne.

Bewertung vom 26.03.2024
Was die Wahrheit verbirgt / Honesty Bd.1
Kopka, Franzi

Was die Wahrheit verbirgt / Honesty Bd.1


ausgezeichnet

Ein absolutes Highlight - so eine tolle Dystopie!


Achtung: Band 1 einer Reihe mit Cliffhanger!

Nach der großen Pandemie und einem erbitterten Krieg herrscht in Sestiby (ehemals Deutschland) vollkommener Frieden. Eine allgegenwärtige KI sorgt für und überwacht die Bevölkerung. Lügen gehören, dank eines Wundermittels, der Vergangenheit an, genauso wie jene Emotionen, die Menschen unbedacht handeln lassen: Misstrauen, Eifersucht oder Wut. Nur Mae spürt diese verbotenen Gefühle und das bringt sie regelmäßig in Gefahr. Denn wer „emotionale Überreaktionen“ zeigt, steht sofort unter Verdacht ein „Liar“ zu sein, einer jener verachtenswerten Menschen, die das System ins Chaos stürzen wollen, indem sie die Einnahme von VeriTab verweigern und dadurch unweigerlich verrückt werden.
Doch nicht nur ihre verbotenen Gefühle stellen eine andauernde drohende Gefahr für Mae dar, auch ihr Status als „Unverheiratete“ tut dies. Wer nicht bis 25 verheiratet ist, landet in Sektor 7, ein gesellschaftlicher Abstieg und das Ende für all ihre Träume. Außer ihr Freund entscheidet sich für Mae und gegen Ann, die ihm ebenfalls gefällt.
Als dann die Regierung auch noch ein neues Partnerschaftsprogramm verkündet, droht Maes Welt endgültig ins Chaos zu stürzen.


Wow. Einfach nur wow! Ich liebe Dystopien und vor allem liebe ich sie, wenn sie mich vollkommen von sich überzeugen und das ist Franzi Kopka wirklich gelungen.

Mae ist ein Sonderfall. Obwohl sie immer brav ihre VeriTab einnimmt und auch sonst nie negativ auffällt, ist sie in Gefahr, denn Mae schafft es nicht, ihre „emotionalen Überreaktionen“ zu vermeiden. Sie zeigt Gefühle, die sie nicht zeigen dürfte, neigt zu Panikattacken und ist überhaupt viel zu emotional. Das bringt nicht nur sie, sondern ihre ganze Familie in Gefahr. Sie alle decken sie und versuchen ihr so gut sie können zu helfen. Auch ihr Bruder Nick, der sogar ein hochrangiger Aufsehender ist und eigentlich jemanden wie Mae sofort melden müsste.
Als ihr langjähriger Freund und bester Freund Aiden schließlich eine andere Mae vorzieht und das obwohl auch ihr 25. Geburtstag immer näher rückt und damit die Gefahr in Sektor 7 abzurutschen und all ihre Träume begraben zu müssen, katapultiert dies Mae in den schlimmsten Zusammenbruch ihres Lebens. Ihre einzige Chance ist jetzt das neue Partnerschaftsprogramm der Regierung. Gleichzeitig ist dieses Programm aber auch die größte Gefahr für jemanden wie Mae. Jederzeit könnte jemand entdecken, dass etwas mit ihr nicht stimmt.

Grayson ist ebenfalls ein Aufsehender und ein A… - jedenfalls aus Maes Sicht und außerdem sieht und bemerkt er zu viel. Mae weiß nicht, was er vorhat, will er sie verraten? Die Karriere ihres Bruders zerstören? Oder ist er einfach nur ein A…, der es liebt, Spielchen zu spielen? Oder ist er vielleicht gar kein A… sondern spielt einfach nur eine Rolle, wie auch Mae es tut?


Fazit: Es handelt sich hier um eine echt interessante dystopische Gesellschaft. Man merkt direkt von Anfang an die Misstöne und dass auch in einer absolut ehrlichen Welt manche Menschen A… sind.
Mae tat mir schrecklich leid und diese permanente Angst erwischt und verurteilt zu werden, weil sie von der gewünschten Norm abweicht. Dann noch die Sache mit Aiden. Ich wollte sie einfach nur in den Arm nehmen. Schrecklich, wie alle unter Druck gesetzt werden, jung zu heiraten, notfalls jemanden, mit dem sie gar nicht kompatibel sind, nur, um nicht im Elend zu enden.
Die Ungerechtigkeit und Arroganz vieler Bessergestellter machte mich echt wütend. Das erinnerte mich in Teilen sehr positiv an die Selection-Reihe oder auch die Panem-Reihe, wie einige im Wohlstand leben und auf alle, mit einer höheren Nummer hinabsehen und sie teilweise gar nicht mehr als Menschen betrachten.
Die Enthüllungen sind echt heftig und der Cliffhanger brutal. Aber für mich ist das Buch ein echtes Highlight. Ich bin so froh, es entdeckt zu haben und kann es kaum erwarten, bis Ende August endlich Band 2 erscheint!

Von mir gibt es natürlich volle 5 Sterne.

Bewertung vom 23.03.2024
Unwritten Love
Sporrer, Teresa

Unwritten Love


ausgezeichnet

Ein absolutes Highlight!


Kennt ihr das, wenn ihr ein Buch lest und einfach alles passt? Ihr liebt die Protagonisten und die Nebencharaktere und die Story und einfach alles? Wenn ihr komplett im Buch versinkt und euch wünscht, dass es niemals endet, weil es einfach so schön ist? Wenn ihr lacht und lacht und dann wieder fast dahinschmelzt und euch nicht entscheiden könnt, ob ihr weiterlesen oder das Buch knuddeln sollt? Tja, genau so ging es mir bei diesem Buch. Es ist für mich nicht nur ein Highlight, sondern ein Für immer Lieblingsbuch.


Livia zieht Katastrophen magisch an. So verliert sie zum Beispiel ihren Nebenjob in einer Bibliothek, weil sie auf ein Regalbrett steigt, um an ihr Handy zu kommen, das – warum auch immer – auf dem Regal liegt. Dummerweise bricht aber das Regalbrett und ein paar Faksimile versuchen sie zu töten. Livia überlebt, die Faksimile nicht. Jedenfalls ist Livia eigentlich Autorin und ihr bislang einziges Werk soll verfilmt werden. Leider soll aber ausgerechnet Julian Collins die männliche Hauptrolle übernehmen und er passt für Livia so gar nicht. Ihr erstes Aufeinandertreffen – und das zweite – gehen fürchterlich schief und am Ende lehnt Julian die Rolle ab. Dumm nur, dass ihre Lektorin ihr mitteilt, dass dadurch die ganze Verfilmung in Gefahr gerät. Also bleibt Livia nur eins: sie muss Julian irgendwie umstimmen.


Die Autorin hat es mal auf Instagram ganz toll in Worte gefasst: „Julian und Livia ergeben zusammen einen funktionierenden Menschen“ – das trifft es ziemlich gut. Beide haben ihre Schwächen, aber Livia ist schon ein ziemlicher Katastrophen-Magnet. Kein Wunder also, dass Julian sie immer beharrlich „Gremlin“ nennt. (Und wehe jemand sagt jetzt, dass er keine Ahnung hat, was Gremlins sind! Sollte das echt der Fall sein, müsst ihr dringend den Film von 1984 schauen!) Jedenfalls merkt man schnell, dass es immer wieder zwischen ihnen funkt, aber keiner von beiden weiß damit umzugehen.

Beide Julian und Livia haben ihr Päckchen zu tragen. Im Verlauf des Buches kommt da vieles ans Licht und man möchte beide – aber vor allem Livia – in den Arm nehmen. Livia ist ein sehr schüchterner, zurückhaltender Mensch, nur dann nicht, wenn sie mit Julian zusammen ist. Er bringt ihre wütende Seite zum Vorschein. Aber man merkt immer mehr, warum Livia ist, wie sie ist. Sie wurde einfach schon zu oft verletzt und versucht sich irgendwie, egal wie, zu schützen.
Julian ist zwar ein „Star“, aber dass in Hollywood nicht alles Gold ist, was glänzt, musste er schon vor langer Zeit lernen. Jetzt ist er an einem Punkt angelangt, an dem er gar nicht mehr weiß, ob er seine Karriere überhaupt noch retten und fortsetzen will.

Mein heimlicher Liebling des Buches war Julians Schwester. Sie ist einfach so cool und witzig und lieb und nett und manchmal auch ziemlich furchteinflößend. Ich bewundere sie zutiefst und ihre Art. Ich glaube jemanden wie sie braucht jeder in seinem Leben.


Fazit: Das Buch vibriert geradezu vor Gemütlichkeit. Das klingt komisch, ich weiß, aber wenn ihr es lest, werdet ihr wissen, was ich meine. Die Charaktere wachsen einem unheimlich schnell ans Herz, man genießt jede Seite mit ihnen und möchte nicht, dass das Buch jemals endet. Ja, Julian baut regelmäßig Mist, teilweise auch gigantischen Mist, aber nicht aus Bosheit, sondern aus Unwissenheit, oder er meint es gut, aber das Gegenteil ist das Ergebnis. Auch Livia ist nicht perfekt. Aber das Buch gibt ihnen den Raum nicht perfekt zu sein, ohne, dass sie deswegen gleich ins Klischee abdriften.

Für mich fühlte sich das Buch irgendwie wie die Buchbubble an – warm, gemütlich und ich fühlte mich verstanden als Büchersüchtige. Die Liebe zu Büchern findet sich hier überall.

Ich habe das Buch echt geliebt. Es hat mich zum Lachen gebracht, ich wollte die Charaktere in den Arm nehmen, habe die Seiten verschlungen und wollte gleichzeitig, dass es nie aufhört. Von mir gibt es natürlich volle 5 Sterne, denn für mich war das Buch ein Highlight und ein neues Lieblingsbuch.

Bewertung vom 13.03.2024
What We Fear / Lakestone Campus of Seattle Bd.1
Flint, Alexandra

What We Fear / Lakestone Campus of Seattle Bd.1


gut

Mir war es zu vorhersehbar, aber schlecht war es nicht


Harlow hat für ihren Bruder alles riskiert. Sie hat ihre Hackerfähigkeiten eingesetzt, um das für seine OP benötigte Geld zu stehlen. Doch leider ist sie dabei erwischt worden – allerdings nicht, bevor die OP nicht durchgeführt wurde. Jetzt droht ihr eine Haftstrafe zusätzlich zu einem riesigen Schuldenberg. Allerdings bekommt Harlow eine zweite Chance, denn der Leiter des Lakestone Campuses bietet ihr ein Stipendium an. Sie muss Sozialstunden ableisten, aber hätte wieder eine Zukunft, wenn sie sich nicht wieder etwas zuschulden kommen lässt – was einfacher wäre, wenn ihre Vergangenheit nicht so verdammt hartnäckig wäre …


Am Beispiel von Harlow merkt man, wie kaputt das amerikanische Gesundheitssystem ist. Menschen müssen Schulden über Schulden auf sich nehmen, um zu überleben, oder damit ihre Kinder behandelt werden können, das ist doch irre. Dass ein kleiner Junge einfach sterben würde, nur weil die Eltern nicht das Geld für eine OP haben.

Ich fand es sehr mutig von Harlow ihre eigene Zukunft für ihren Bruder zu riskieren. Wobei ich da eine Sache etwas unlogisch fand, aber egal. Gerade weil Harlow das ja für ihren Bruder getan hat, fand ich es toll, dass sie eine zweite Chance bekam. Noch dazu an einer der renommiertesten Unis überhaupt. Allerdings war es auch irgendwie utopisch von ihr zu erwarten, im Grundstudium zurecht zu kommen, wenn sie schon an der Highschool massiv Probleme hatte. Die Erwartungen sind deutlich höher und Harlow eben fokussiert auf ihre Begabung am Computer. Wie soll sie da mithalten können?

Während Harlow nicht wirklich in diese Welt zu gehören scheint, ist das bei Zack anders. Zwar spricht er seit einem Trauma nicht mehr, aber er kommt gut zurecht. Der Lakestone Campus ist sein Zuhause geworden und die Umgebung tut ihm gut. Er uns Harlow sind ein ungleiches Paar, aber es ist süß, wie sie sofort anfängt für ihn Gebärdensprache zu lernen.

Leider ist das Buch an sich aber extrem vorhersehbar. Schon nach wenigen Seiten weiß man, was kommen wird und das fand ich echt schade.
Und das nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen. Was ich damit meine? Es wiederholt sich ganz viel. So haben zum Beispiel alle Studenten mit dem Grundstudium Probleme, dabei heißt es doch vorher die ganze Zeit, es würden nur die Besten der Besten aufgenommen. Wenn es aber die ganze Zeit nur um Studenten mit Inselbegabungen geht – warum dann ein Grundstudium in komplett anderen Fächern dazupacken, anstatt sie in ihrem Bereich gezielt noch mehr zu fördern? Warum das Risiko eingehen, dass sie am Grundstudium scheitern?
Auch Kennenlerngespräche verlaufen alle gleich. Es geht immer darum, in welchem Fach die Begabung liegt, nur um dann dem Gesprächspartner zu versichern, wie „wow“ das ist und dass man das selbst nicht könnte. Das fand ich schade.


Fazit: Ich fand die Idee sehr interessant und Harlow war mir auch sympathisch, aber in großen Teilen war mir nicht nur die Handlung, sondern vor allem auch Harlows Handeln zu vorhersehbar. Nach wenigen Seiten war schon klar, worauf es hinauslaufen würde. Das fand ich sehr schade. Ich hätte es besser gefunden, wenn dieser Samen erst später gelegt worden wäre, um einen mehr zu überraschen.
Zack war mir auch sympathisch, aber manchmal tat ich mich auch etwas schwer mit ihm. Die Liebesgeschichte fand ich stellenweise echt süß, aber auch wieder sehr vorhersehbar.

Insgesamt fand ich das Buch gut, aber ich hätte mir mehr Überraschungen gewünscht. Mir blieb vieles zu vorhersehbar und das schon sehr früh im Buch. Von mir bekommt das Buch 3 Sterne.

Bewertung vom 13.03.2024
Schneesturm
Walsh, Tríona

Schneesturm


weniger gut

Es hätte so schön sein können, aber leider habe ich einiges an Kritik


Zehn Jahre nach dem Tod von Caras Mann trifft sich ihre alte Freundesgruppe wieder auf der Insel, auf der alles begann: Inishmore. Gemeinsam wollen sie den Jahrestag begehen und ihre Freundschaft, wenn möglich, wieder aufleben lassen, nachdem sie das Leben in so viele verschiedene Richtungen verschlagen hat.
Doch ein heftiger Schneesturm schneidet die Insel von der Außenwelt ab, eine Leiche wird gefunden und Cara, die einzige Polizistin des Ortes muss den Fall schnell lösen, denn eines ist klar: Niemand hat die Insel mehr verlassen können, das bedeutet, der Mörder ist noch unter ihnen und ist vielleicht noch nicht fertig.


Die Ausgangslage fand ich sehr interessant. Zuerst lernt man den Ort aus Caras Perspektive kennen. Sie ist die einzige Polizistin im Ort, Mutter zweier Kinder, hat hier Freunde und Familie, gehört aber nicht wirklich dazu. Denn Cara ist nicht „richtig“ auf der Insel aufgewachsen, spricht kein Irish und wird deswegen immer eine Außenseiterin sein, was sie die Einheimischen ständig spüren lassen.
Trotzdem merkt man Caras Liebe zur Insel und allein die Tatsache, dass sie immer noch dort lebt, selbst als Witwe bedeutet einiges.

Kurz darauf lernt man einen Teil der Freundesgruppe kennen und spürt erste disharmonische Töne. Denn egal, wie sehr Cara und manch andere sich auch bemühen, sie sind einander fremd geworden und manche scheinen sich auch keine Mühe geben zu wollen. Man fragt sich, wie sie wohl früher waren.

Der Leichenfund verändert dann aber alles, denn die Tote gehört zu dieser Freundesgruppe. Da sie aber alle als Kinder und Jugendliche viel Zeit auf der Insel verbracht und die anderen schon lange nicht mehr dort gewesen sind, kommt als Mörder praktisch jeder in Frage, vor allem aber die anderen Mitglieder der Gruppe. Doch warum? Was steckt dahinter? Warum jetzt und warum hier?


Fazit: Ich fand die Grundidee und den Anfang wirklich super, ebenso wie die Auflösung am Ende, obwohl ich da eine Sache extrem unlogisch fand. Leider zog sich dieses Problem der Logik durch das ganze Buch. Es gab immer wieder Dinge, die unlogisch waren oder aus nicht nachvollziehbaren Gründen ignoriert oder nicht beachtet wurden. Das fand ich echt schade, denn eigentlich hatte das Buch alles, um ein toller Thriller zu werden. Gerade eben die Auflösung zeigt das auch. Nur leider kommt Cara dabei stellenweise ein wenig wie die Moderatorin einer Gameshow rüber.

Eigentlich hätte das Buch mega sein können, es hatte auch definitiv was, aber leider gab es für mich zu viele Logikbrüche. Vieles war für mich nicht nachvollziehbar an Caras Verhalten, gerade was auch die Ermittlungen anging. So vieles wurde ignoriert, was für mich dann wieder zu konstruiert wirkte. Leider kann ich dem Buch trotz super Grundlage nur 2 Sterne geben – es tut mir echt von Herzen leid.

Bewertung vom 12.03.2024
The way I am now
Smith, Amber

The way I am now


sehr gut

Wieder sehr heftig, aber (leider) auch sehr realistisch


Achtung: Band 2 einer Reihe, nicht unabhängig lesbar!

Eden hat sich ihrer Vergangenheit, ihrem Trauma und ihrem Vergewaltiger gestellt. Sie hat ihn angezeigt, zusammen mit anderen seiner Opfer und wartet nun auf den Beginn des Prozesses. Ihr Umfeld, alle, wissen mittlerweile über sie Bescheid und das, was ihr passiert ist. Eden schweigt nicht länger, hat aber trotzdem noch mit der Vergangenheit zu kämpfen. Auch wenn es jeder weiß, ist es trotzdem noch nicht leicht.
Josh hat ebenfalls zu kämpfen. Mit seiner Vergangenheit, seinem Vater, seiner Depression und seinen Gefühlen für Eden. Als die beiden wieder aufeinandertreffen merken sie, dass das mit ihnen noch nicht ganz vorbei ist. War das damals einfach nur mieses Timing oder soll das zwischen ihnen einfach nicht sein?


Mir gefiel, dass Edens Leben nicht einfach wieder okay ist, nur weil sie es endlich geschafft hat, das Schweigen zu beenden, denn so ist es auch im wahren Leben. Darüber zu sprechen ist der erste Schritt. Er scheint für Außenstehende winzig zu sein, ist es für Betroffene aber definitiv nicht. In Band 1 hat man ja gesehen, wie sie in das Schweigen hineingerutscht ist. Ebenso wie Eden verzweifelt versucht hat, irgendwie ihre Vergangenheit zu bewältigen, was aber einfach nicht so recht klappen wollte.
Jetzt, in Band 2 ist ein erster Schritt getan, aber nur, weil andere jetzt Bescheid wissen, bedeutet das nicht, dass Eden vergessen kann. Darüber zu reden hat ihr geholfen, in anderen Bereichen aber auch neue Probleme geschaffen.

In diesem Band geht es unter anderem um den Prozess, wobei der nicht die Hauptrolle einnimmt. Es geht aber auch darum, mit der Öffentlichkeit klar zu kommen, mit den Leuten, die sie für eine Lügnerin halten, mit den Leuten, die meinen, ihre Meinung äußern zu müssen, Edens Trauma kleinreden zu müssen, weil es nicht ihren Vorstellungen davon entspricht, also soll sie sich halt „nicht so anstellen“. Gerade das fand ich besonders heftig im Buch. Wie andere Menschen sich herausnahmen über ihr Trauma zu Urteilen. Obwohl das nichts Neues ist und auch nicht die Meinungen, die manche Menschen da vertreten, hat es einen in diesem Buch anders getroffen und macht trotzdem sprachlos.

In diesem zweiten Band bekommt aber auch Josh mehr Raum. Es geht auch um ihn und seinen "Ballast". Wie er mit den Ereignissen aus Band 1 umgeht, wie sein Leben sich entwickelt hat und wie es sich verändert, als Eden wieder ein Teil davon wird. Wie er mit der Wahrheit über ihre Vergangenheit ebenso lernen muss umzugehen, wie es Eden tun muss.
Und über allem steht die Frage, ob es für die beiden eine zweite Chance geben kann.


Fazit: Ich fand auch diesen zweiten Band sehr eindringlich. Was Eden erleben und durchmachen musste und muss geht einem einfach nahe. Man kann nichts dagegen tun. Gleichzeitig sind die Reaktionen darauf vielfältig und teilweise wirklich schlimm. An manchen Stellen muss ich sagen, schämte ich mich dafür zur selben Spezies zu gehören, wie Menschen, die solche Aussagen tätigen, denn es ist nicht nur ein Buch, es sind nicht nur fiktive Charaktere. Für so viele Menschen ist es traurige, erschreckende Realität und das kommt in diesem Buch, wie auch in Band 1 sehr gut rüber.

In diesem Band kamen auch deutlich mehr „klassische“ Young Adult Elemente hinzu. Was mich aber persönlich gestört hat, war, dass man am Ende kein Ergebnis bekommt, man erfährt nicht, wie der Prozess ausgeht, aber wahrscheinlich hätte mir das Ergebnis nicht gefallen, weil selbst, wenn er verurteilt worden wäre, das nicht wieder gut machen kann, was er Eden angetan hat.

Von mir bekommt das Buch 4 Sterne.

Bewertung vom 12.03.2024
Die Influencerin
Russ, Rebecca

Die Influencerin


gut

Spannend und interessant, aber auch verworren


Sarah ist Influencerin, aber das bedeutet nicht, dass sie den ganzen Tag auf der faulen Haut liegt. Der Job ist harte Arbeit – wenn auch ganz andere Arbeit, als in manch anderen Berufen anfällt. Doch jetzt ist alles, wofür sie so lange und so hart gearbeitet hat einfach weg. Die Online-Community gibt ihr die Schuld am Tod einer Followerin und plötzlich wird alles, wofür man sie feierte, negativ ausgelegt. In absolut jeden Post und jede Äußerung werden Gründe für den Tod der jungen Frau hineininterpretiert und warum Sarah eindeutig schuldig ist. Niemand hält mehr zu ihr. Ihre Tochter wird ihretwegen gemobbt, ihr Mann und Manager sieht nur den Knick in der Karriere und sucht nach Wegen, ihre „Marke“ zu retten, während irgendjemand Sarah merkwürdige Pakete schickt. Wird sie wirklich verfolgt, beobachtet, gejagt, oder spielt ihr ihre Fantasie Streiche?


Ich fand es allein schon mal interessant, dass das Buch in Wien spielt. Oft spielen ja Bücher über Influencer in den USA, wo das alles gefühlt noch 100 Mal größer ist. Doch auch bei uns wissen wir alle, wie schnell es zu einem Shitstorm kommen kann und wie unerbittlich die Onlinewelt einen auch im realen Leben verfolgen kann.

Mir gefiel besonders, wie dieser Online-Skandal immer mehr Sarahs reale Welt übernimmt. Sie geht nicht mehr joggen, traut sich sowieso kaum noch raus, weil sie andauernd erkannt, über sie geflüstert oder sie offen angefeindet wird. Sie wird gefilmt, fotografiert und scheint für niemanden mehr ein menschliches Wesen zu sein.
Ihre Tochter wird ihretwegen in der Schule gemobbt, ihre Ehe krieselt und das Geld immer weniger.

Da kann man echt gut verstehen, dass Sarah ins Schleudern gerät. Und dann fangen die Pakete an, es gibt einen Fake-Account in ihrem Namen und plötzlich fühlt sich Sarah verfolgt, was ihr aber niemand glauben will.

Reagiert Sarah über? Oder wird sie wirklich verfolgt? Als Leser weiß man etwas mehr darüber, aber erst ganz am Ende wird alles gelüftet. Manch eine dieser Enthüllungen macht sprachlos und wirft die Frage auf, ob wir uns selbst und unsere Leben vielleicht mit zu viel Social Media vergiften.


Fazit: Ich fand das Buch durchaus interessant, aber schon stellenweise etwas verworren. Teilweise musste ich sehr aufpassen, um mitzukommen.

Die Wendung am Ende fand ich allerdings toll. Mit der letzten Wendung hatte ich echt nicht gerechnet, obwohl mir schon was aufgefallen war, aber ich hatte das anders eingeordnet.

Es wird schön gerade an Kleinigkeiten gezeigt, wie schnell jemand seine Seele an die Sozialen Medien verkauft, indem man behauptet etwas zu mögen, das man nicht mag, nur weil es ‚In‘ ist. Letztlich summiert sich das und man muss sich fragen, wie viel von einem selbst noch übrig ist und wie viel gelogen für die steigende Followerschaft.

Insgesamt fand ich das Buch echt interessant, doch mir war es manchmal zu verworren und Sarah war mir auch nicht sympathisch. Aber die Auflösung gefiel mir und deswegen bekommt es von mir 3,5 Sterne.