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gletscherwoelfchen

Bewertungen

Insgesamt 138 Bewertungen
Bewertung vom 12.11.2020
When we were lost
Wignall, Kevin

When we were lost


sehr gut

Anstatt einige interessante Tage in der Natur Costa Ricas zu verbringen, strandet eine kleine Gruppe Schüler mitten im Dschungel. Nach dem Absturz ihres Flugzeuges überleben von den ursprünglichen 200 Insassen lediglich 19 Personen - zumindest vorerst, denn neben zahlreichen gefährlichen Tieren und einer unerbittlichen Hitze wird auch der Proviant zunehmends knapper...

Nach dem überaus vielversprechendem Klappentext und dem tollen Cover war ich wirklich neugierig auf die Geschichte. Ich habe auf eine packende Lektüre gehofft und wurde definitiv nicht enttäuscht.

"When we were lost" beginnt mit einer kurzen Schilderung des sogenannten "Schmetterlingseffekts", sodass erstmals düstere Vorahnungen auftauchen und das Interesse des Lesers geschürt wird. Und bereits nach einigen wenigen weiteren Seiten ist der Leser mitten im Geschehen gefangen. Alles passiert Schlag auf Schlag, und ehe man sich versieht, ist das Unglück bereits geschehen. Auch die weiteren Ereignisse lassen kaum eine kurze Atempause zu und es geht stets zackig weiter.
Ich finde, dass dieses Erzähltempo optimal zum Buch gepasst hat. Es schuf eine besondere Atmosphäre und erschien teilweise schon fast wie ein aufwendiger Kinofilm. Gepaart mit dem simplen und präzisen Schreibstil fiel es mir sehr leicht, sich die einzelnen Szenen optimal vorzustellen. Und so habe ich die Lektüre binnen weniger Stunden förmlich verschlungen.

Positiv anmerken möchte ich an dieser Stelle auch die schöne Ausarbeitung der Nebencharaktere. Nach dem Flugzeugabsturz lernt man Stück für Stück die gesamte Gruppe kennen, wird dabei allerdings nicht mit irrelevanten Details überflutet, sondern erhält einen angenehmen Einblick in die einzelnen Persönlichkeiten. Ich konnte ihre Gedanken, Gefühle und Reaktionen gut nachvollziehen und fand sie durchaus authentisch.
Problematischer war dies jedoch bei dem Protagonisten Tom. Am Anfang wurde er wie der typische Außenseiter geschildert, isolierte sich bewusst von den anderen, wandelte sich dann urplötzlich aber zur Anführergestalt. Er war mir bis zum Schluss ein Rätsel und ich hatte einige Schwierigkeiten mit ihm.

Nichtsdestotrotz würde ich diese Lektüre für einige mitreißende Lesestunden weiterempfehlen, wenn sie auch nichts Tiefgründiges ist - gute Unterhaltung für Zwischendurch eben. Ich kann mir diesen Roman von Kevin Wignall gerade deswegen auch toll als Kinofilm vorstellen und bin gespannt, was uns in dieser Hinsicht noch erwartet!
4/5 Sterne

Bewertung vom 14.10.2020
Schattengeister
Hardinge, Frances

Schattengeister


ausgezeichnet

Makepeace hat eine besondere Gabe: Sie gehört zu einigen wenigen Menschen, welche Geistern ein neues Leben schenken können. Ihr Körper dient als Gefäß für die Toten - und diese spüren dies. Doch nicht nur von ihnen droht Gefahr, denn Makepeace muss darauf Acht geben, sich inmitten der vielen Seelen nicht selbst zu verlieren. Auch die mächtigste Familie Englands hat es auf sie abgesehen. Und so muss das junge Mädchen schon bald in den Wirren des Krieges und der Armut um ihr Überleben kämpfen...

Bereits vor dem eigentlichen Lesen ist mir die enorm hochwertige Verarbeitung dieses Buches ins Auge gesprungen. Die Seiten fühlen sich toll an, auch vom Schutzumschlag, der geprägt mit zahlreichen glänzenden Ornamenten ist, bis hin zum eigentlichen Cover ist alles überaus stimmig.

Im Folgenden war ich zunächst ein wenig enttäuscht und habe schon befürchtet, dass die Geschichte meinen nun hohen Anforderungen nicht standhalten kann. Denn es prasselt direkt zu Beginn einiges auf den Leser ein, zahlreiche verwirrende Details werden offenbart und ich zumindest konnte sie erst nicht recht mit einander in Verbindung bringen.
Je weiter ich allerdings in der Geschichte kam, desto mehr konnte sie mich überzeugen. Nach und nach wurden einzelne Elemente miteinander verknüpft, sodass sich ein schlüssiges Gesamtbild ergab. Der Spannungsbogen stieg konstant an, Frances Hardinges einzigartiger und detailreicher Schreibstil lies den Leser vollends in das Buch eintauchen und das gewisse Extra gaben einige wirklich abgedrehte und skurrile Passagen. Durch diesem einzigartigen Touch wurde das Interesse nur umso mehr geschürt, ich habe bisher noch nie ein solches Buch gelesen. Und das liegt sicherlich nicht nur an dem spannenden Mix aus Fantasy und Historischem!

Ein großes Lob verdienen auf jeden Fall auch die toll ausgearbeiteten Charaktere. Allesamt waren sie bis ins Detail überlegt, im Laufe des Buches konnte man als Leser wunderbar ihre Entwicklung mitverfolgen.
Ganz besonders viel Freude bereitet haben mir dabei die Fortschritte der Protagonistin Makepeace. Vom grauen Mäuschen bis hin zu einer starken Persönlichkeit wächst sie dabei immer weiter über sich hinaus und überzeugt mit ihrer authentischen Art.

Ich bin begeistert von "Schattengeister". Wer Interesse an einer einzigartigen, fantastischen und zugleich historischen Lektüre hat, dem kann ich dieses Buch auf jeden Fall ans Herz legen.
5/5 Sterne

Bewertung vom 11.10.2020
Raum der Angst
Meller, Marc

Raum der Angst


ausgezeichnet

Was mir bei "Raum der Angst" sofort in das Auge gesprungen ist, war die tolle Aufmachung des Buches. Das Cover fühlt sich sehr hochwertig an, es liegt sehr gut in der Hand und als kleines Highlight ist die Klappbroschur so gestaltet, dass sie sich - passend zur Thematik - wie ein Schloss um die einzelnen Seiten wickelt.

Des Weiteren direkt herausgestochen sind die kreativen Settings, in denen sich die Handlung abspielt. Jeder einzelne Raum des Escape-Rooms ist überaus komplex aufgebaut, einzigartig, für sich allein stehend aber sich dennoch wunderbar in das große Ganze einfügend. Der detaillierte Schreibstil des Autors unterstützt die innovative Ausarbeitung des Settings optimal, als Leser fühlt man sich teils, als würde man selbst in Janus' Spiel verwickelt sein.
So entsteht eine unglaublich packende Atmosphäre, man fiebert förmlich mit den Charakteren mit und versucht gemeinsam mit ihnen, aus dem Kreislauf auszubrechen. Immer wieder wird mit neuen und unerwarteten Wendungen überrascht, was den Spannungsbogen nur umso mehr in die Höhe treibt. Ich war vollkommen gefesselt von diesem Thriller - und das, obwohl ich normalerweise kein Thrillerliebhaber bin. Dennoch hat Mark Meller es geschafft, mich dieses Buch binnen weniger Tage verschlingen zu lassen.

Dazu haben auch die interessanten Charaktere beigetragen. Allesamt waren sie vollkommen unterschiedlich gestrickt, und genau das hat sie vermutlich so interessant gemacht. Negativ aufgefallen ist mir in diesem Zusammenhang jedoch, dass die einzelnen Figuren doch sehr stereotypisch gezeichnet sind. Ich hätte mir mehr Abwechslung und Überraschung diesbezüglich gewünscht.

Alles in einem allerdings kann ich festhalten, dass mich "Raum der Angst" wirklich überzeugen und fesseln konnte. Selbst für Leser, die normalerweise nicht an Thrillern interessiert sind, könnte dieser dennoch interessant sein. Unbedingte Leseempfehlung meinerseits!
5/5 Sterne

Bewertung vom 08.10.2020
Der freie Vogel fliegt 01
Jidi

Der freie Vogel fliegt 01


ausgezeichnet

Die junge Lin Xiaolu hat es alles andere als leicht: Ihre Eltern sind geschieden, ihre Lehrerin und ihr Vater stempeln sie als Taugenichts ab und auch Unterstützung durch Freunde erfährt sie keine. Einzig und allein das Zeichnen bereitet ihr eine willkommene Abwechslung vom ständigen Leistungsdruck - bis sie sich eines Tages in Han Che verliebt...

Bei "Der freie Vogel fliegt" handelt es sich um die zweisprachige Ausgabe eines chinesischen Manhuas. Das Buch ist in zwei Hälften - eine auf deutsch, eine auf chinesisch - gegliedert, welche sich vollkommen unabhängig von einander lesen lassen. Komplettiert wird das Ganze durch eine kleine Vokabelübersicht am Schluss, sodass Sprachinteressierte hier voll und ganz auf ihre Kosten kommen.

Dieser Manhua ist farbig gedruckt, was ich überaus lobenswert finde. So kommt der Zeichenstil der zwei Autorinnen deutlich besser heraus. Als Betrachter hat man Spaß daran, das detailreiche Spiel zwischen Licht und Schatten zu verfolgen. Ich bin begeistert von den wundervollen Zeichnungen, die sehr lebendig wirken und den Text optimal umschmeicheln.

Ebenso gut hat mir auch die Geschichte an sich gefallen. Als Leser begleitet man Lin Xiaolu quer durch ihre Pubertät in China und lernt zahlreiche Facetten des Landes kennen - seien es gute oder aber schlechte. Ich persönlich konnte mich gut in sie hineinversetzen und habe ihre verschiedensten Erlebnisse sehr gerne mitverfolgt. Wer Kulturinteressiert ist, wird hier sicherlich einiges dazulernen.

Ich finde diesen Auftakt des sechsbändigen Manhuas wirklich gelungen. Jedi besticht nicht nur durch tolle Zeichnungen, sondern auch durch eine interessante Storyline. Ich bin gespannt auf Lins weitere Entwicklung.
5/5 Sterne

Bewertung vom 08.10.2020
Winterhaus 01
Guterson, Ben

Winterhaus 01


ausgezeichnet

Seitdem Elizabeths Eltern bei einem rätselhaften Unfall gestorben sind, lebt sie bei ihrer Tante sowie ihrem Onkel, die ihrer Nichte eher reserviert begegnen. Als diese eines Tages eine lange Reise unternehmen, verbleibt Elizabeth alleine im Hotel Winterhaus. Dort begegnet sie nicht nur einem unheimlichen Pärchen, einem lange verborgenen Familiengeheimnis und neuen Freunden, sondern auch zahlreichen ungelösten Rätseln...

Aufmerksam geworden auf dieses Buch sind wir vor allem durch das wundervolle Cover. Es ist mit unglaublich viel Liebe zum Detail gestaltet und lädt den Betrachter geradezu ein, das rätselhafte Hotel gemeinsam mit Elizabeth zu entdecken. Besonders angesprochen haben uns die Art und Weise, wie der Schutzumschlag mit dem eigentlichen Cover in Verbindung gebracht wurde: Durch viele kleine Ausstanzungen erhält man den Eindruck, als würde man mitten in die einzelnen Zimmer des Hotels blicken können.

Ebenso begeistert wie vom Cover waren wir von der Geschichte selbst. "Winterhaus" ist ein wirklich innovatives Buch, bei dem von vorne bis hinten alles überaus stimmig erscheint. Von der ersten Seite an haben wir uns wohl und angekommen gefühlt und können uns so wunderbar vorstellen, dass dieses Buch die optimale Lektüre für warme Lesestunden vor dem Kamin gemeinsam mit einer leckeren Tasse Tee ist.
Ben Gutersons Schreibstil führt den Leser angenehm in die Geschichte ein. Flüssig, spannend und sehr bildhaft konnte er uns sofort überzeugen.
Zusätzlich dazu ist uns sehr positiv der stetig ansteigende Spannungsbogen aufgefallen. Wir haben das Buch binnen weniger Tage verschlungen und haben bei dieser Art von Geschichte zunächst gar nicht erwartet, dass sie uns dermaßen mitreißen werden kann.
Unser persönliches Highlight waren jedoch die Rätsel, Codes und Chiffren, die wir gemeinsam mit der - wohlgemerkt sehr sympathischen, intelligenten und authentischen - Protagonistin lösen durften. Diese Interaktion hat uns enorm viel Freude bereitet, wenn die ein oder andere Aufgabe zeitweise doch schon recht knifflig war.

Umrahmt wird all das von hübschen Illustrationen, die einen ganz eigenen Stil innehaben und den Betrachter (ähnlich wie das Cover) sofort in ihren Bann ziehen, sowie die Karte direkt zu Beginn des Buches. Diese hat uns sehr bei der Orientierung geholfen und es war total interessant, die Umgebung des Winterhauses so erkunden zu können.

Alles in einem finden wir, dass dieses zauberhafte Kinderbuch definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Wir sind absolut begeistert von der liebevoll aufgemachten Geschichte und empfehlen sie unbedingt weiter!
5/5 Sterne

Bewertung vom 04.10.2020
Bittermonds Bucht
Harel, Maike

Bittermonds Bucht


ausgezeichnet

Seit Jahren leben Jukka und Käpt'n Bittermond gemeinsam in einer verlassenen Bucht. Die Tage vergehen ohne dass viel passiert, bis eines Tages zwei Fremde die Bucht betreten: Kandidel und ihre Tochter Lila. Zunächst verstehen sie sich alle gut, doch nach einem Streit stiehlt Kandidel Bittermonds wichtigsten Schatz - das gläserne Herz. Jukka und Lila beschließen ihr zu folgen. Aber während der langen Reise warten zahlreiche Geheimnisse und Gefahren auf die beiden...

Nach dem wunderschön und detailreich gestaltetem Cover waren unsere Erwartungen an die Geschichte groß. Bereits auf den ersten Seiten haben wir gemerkt, dass wir definitiv nicht enttäuscht werden.
Angefangen beim Schreibstil, der sehr flüssig zu lesen ist und es hervorragend schafft, ferne Orte zum Leben zu erwecken und beim Leser selbst echtes Fernweh hervorzurufen, bis hin zur eigentlichen Geschichte war alles wirklich stimmig. "Bittermonds Bucht" lebt von einer stetig ansteigenden Spannungskurve, die sich zum Ende hin phänomenal entlädt, von zahlreichen bewundernswerten Facetten sowie von sanften, bewusst gesetzten Fantasyelementen. Im Zusammenspiel haben all diese Einflüsse es geschafft, uns binnen kürzester Zeit vollkommen in dem Buch versinken zu lassen und sich in fremde Welten zu träumen.

Dabei haben uns auch die einzelnen Charaktere hervorragend gefallen. Beide hatten ihre Ecken und Kanten, waren jeder für sich wirklich einzigartig. Besonders loben möchten wir jedoch das grandiose Zusammenspiel der beiden. Sie haben Leben in die Geschichte gebracht und es hat uns unheimlich viel Spaß bereitet, die beiden auf der Suche nach Bittermonds Schatz zu begleiten.

Alles wunderbar abgerundet haben unserer Meinung nach zum einen die schön ausgearbeitete Karte im Innenteil des Buches und zum anderen dezente Illustrationen, die die Geschichte schön aufgelockert haben.

Alles in einem finden wir, dass "Bittermonds Bucht" eine tolle Geschichte für alle abenteuerlustigen Leser ist. Wir denken, dass sowohl jüngere, als auch etwas ältere Leser von Jukka und Lila fasziniert sein werden.
5/5 Sterne

Bewertung vom 27.09.2020
Super reich
Horvath, Polly

Super reich


ausgezeichnet

Der zehnjährige Rupert hat so viele Geschwister, dass er sie noch nichteinmal alle bei Namen nennen kann - seine Familie ist bitterarm.
Doch eines Tages geschieht etwas vollkommen Unerwartetes. Durch Zufall landet er bei den Rivers, der reichsten Familie der Stadt. Zum ersten Mal erfährt er, was es heißt, ein wohlig warmes Zuhause zu besitzen und richtig satt zu sein. Und schon bald eröffnen sich ihm zahlreiche weitere Möglichkeiten. Er kann gewinnen, oder aber alles und noch mehr verlieren...

Als wir auf dieses Buch aufmerksam geworden sind, waren wir uns zunächst nicht ganz sicher, ob die dortige Stimmung nicht zu bedrückend und traurig für die gewählte Zielgruppe ist. Nichtsdestotrotz wollten wir Rupert unbedingt eine Chance geben, und haben es alles andere als bereut.

Zwar schwingt in jedem der Passagen eine gewisse Traurigkeit mit, "Super Reich" ist sicherlich keine seichte Lektüre. Im Gegenteil: Die Autorin regt konstant zum Nachdenken an, präsentiert das Gefühl von bitterster Armut und die enorme Schere zwischen Arm und Reich mittels einer berührenden und ebenso außergewöhnlichen Geschichte - typisch für den Verlag Freies Geistesleben eben. Allerdings wird so manche Stelle durch unterhaltsame Fantasyelemente oder kleine Glücksmomente aufgelockert, sodass nicht alles ausschließlich negativ erscheint. Auch dazu beigetragen hat die winterliche Atmosphäre, die durch den fast schon kuscheligen Schreibstil evoziert wird.

Ebenfalls einen ausschließlich positiven Eindruck bei uns hinterlassen haben die wundervollen Figuren. Sie sind enorm individuell gezeichnet, haben ihre Ecken und Kanten und auch ein bisschen etwas Verrücktes schwingt manchmal mit. Aber genau das macht dieses Buch vermutlich so besonders.

Dieses außergewöhnliche Kinderbuch konnte uns wirklich überzeugen. Für alle, die gerne intensivere Geschichten mögen, ist "Super Reich" sicherlich empfehlenswert!
5/5 Sterne

Bewertung vom 09.09.2020
Saphirseele
MacKay, April

Saphirseele


ausgezeichnet

Als Saphirseele hat Siri Tervo deutlich mehr Macht inne als gewöhnliche Menschen. Denn sie besitzt dank ihrer besonderen Seele die Fähigkeit, sich in einen kraftvollen und majestätischen Tiger verwandeln zu können.
Doch nicht nur das macht sie zu einer tödlichen Gefahr. Als Teil eines Geheimprojekts der Amerikanischen Regierung hütet sie ein bedrohliches Geheimnis, das nicht nur ihr Leben plötzlich zu verschlingen droht...

Bevor ich mit meiner eigentlichen Rezension beginne, möchte ich an dieser Stelle noch einmal die Triggerwarnung in der Buchbeschreibung betonen. "Saphirseele" scheut vor expliziten (Gewalt-)Szenen nicht zurück und beschäftigt sich teils recht ausführlich damit. Wer damit nicht klarkommt, dem würde ich von der Lektüre dieses Buches eher abraten.

Mich persönlich hat dies während des Lesens jedoch nicht gestört. Vielmehr habe ich es als eine Art Stilmittel wahrgenommen, welches eine gewisse Stimmung geschaffen hat und mich als Leser stets bewusst an die Ernsthaftigkeit dieser Thematik herangeführt hat.
Ich denke, dass genau das den Inhalt dieses einzigartigen Debüts optimal zusammenfasst. April MacKay schafft mit ihrem Roman ein intensives, emotionales und packendes Leseerlebnis. Die Geschichte rund um Siri ist alles andere als ein seichter New Adult-Roman und besticht durch ungeschönte Ehrlichkeit. Verschiedenste Facetten finden hier ihren Platz: tragische Familien- und Liebesgeschichten, Machtkämpfe, (innere) Zerrissenheit ebenso wie Schmerz, Mut und Stärke. All das wird vereint inmitten einer realistisch anmutenden Welt mit einigen dystopisch und fantastisch angehauchten Elementen. Ich bin auch nach dem Lesen noch beeindruckt davon, wie innovativ alles miteinander verbunden wurde und wie lebendig dies erschient.

Sicherlich trägt auch das schnelle Erzähltempo dazu bei. Teils geschieht alles Schlag auf Schlag, ein Schock folgt auf den nächsten und die Geschichte wird durch viel Bewegung genährt.
Ich hätte mir gerne noch einige ruhigere "Gänsehautmomente" gewünscht, um den einzelnen Figuren näher zu kommen.
Zwar erhält man zu Beginn einen weitreichenden Einblick in Siris Welt, ihre Entwicklung ging für mich inmitten der vielen Ereignisse fast schon unter. Nichtsdestotrotz mag ich sie als Figur unheimlich gerne. Die Ambivalenz aus beeindruckender Stärke, irgendwo aber doch noch nahegehender Verletzlichkeit hat mich tief beeindruckt und ich fiebere bereits dem nächsten Band mit der sympathischen Saphirseele entgegen - natürlich auch auf Grund der wirklich interessanten Nebencharaktere. Ich war mir über meinen Standpunkt zu bestimmten Figuren selten so unsicher wie bei diesem Roman und bin gespannt, wohin die Reise noch führt.

Ich finde dieses Debüt der Autorin sehr gelungen und empfehle es trotz eines kleinen Kritikpunktes unbedingt weiter. Ich freue mich auf jeden Fall auf weitere Texte der Autorin!
5/5 Sterne

Bewertung vom 16.08.2020
LightDark
Tanya Bush

LightDark


ausgezeichnet

"Wenn du deine Vergangenheit nicht kennst ... wie gut kennst du dich dann selbst?

Nach dem frühen Tod ihrer Eltern ist Maira gezwungen, ihre Kindheit in zahlreichen Waisenhäusern zu verbringen. Ihr Leben ist geprägt von Einsamkeit und Ablehnung, bis sie eines Tages auf das Internat Angel´s Heart House stößt. Doch auch dort ist nicht alles so, wie es zunächst scheinen mag und schon bald wird Maira erneut auf eine harte Probe gestellt...

Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive von Maira selbst. Dadurch fällt es dem Leser sehr leicht, sich angemessen in ihre Gefühls- und Gedankenwelt hineinversetzen und eine besondere Bindung zu ihr schaffen zu können. Es fühlt sich an, als würde man alles hautnah miterleben - man leidet mit Maira mit, lernt aber auch schöne Momente gemeinsam mit ihr kennen.
Komplettiert wird dieser Eindruck durch den angenehm zu lesenden, modernen Schreibstil der Autorin.

Beides zusammen ermöglicht einen tollen Einstieg in das Buch.
Zu Beginn erhält man zunächst einige Informationen über die schwierige Vergangenheit der Protagonistin. Erzählt wird sie in Form von Rückblenden, die erste Neugier auf den weiteren Verlauf erwecken, jedoch noch nicht durch eine besondere Spannungskurve überzeugen.
Dies geschieht in den darauf folgenden Kapitel. Rasant steigt jene Kurve an und lässt den Leser einfach nicht mehr los. Dazu tragen auch zahlreiche überraschende Wendungen und Plottwists bei, die mich sehr gefesselt haben.

Besonders gut gefallen hat mir aber die Art und Weiße, wie das typische Schwarz-Weiß-Denken aufgebrochen und völlig umgekrempelt wird. Glaubt man erst noch, genau in vermeintlich Gut und Böse einteilen zu können, ist man sich am Schluss des Buches alles andere als sicher. Das verleiht dem Geschehen einen ganz eigenen Charme und als Leser lernt man mit der Zeit, einmal genauer hinzuschauen und hinter die Fassade zu blicken.

Ich bin begeistert von diesem überaus gelungenem Debüt und bin mir sicher, dass vor allem Urban-Fantasy Liebhaber dieses Buch mindestens ebenso sehr wie ich genießen werden.
5/5 Sterne