Sylt oder Sahne

sehr gut

Eine Fastenkur auf Sylt als lebensverändernde Maßnahme für Nele... das klang für mich erstmal so gar nicht nach "Wohlfühlbuch", sondern eher nach einem Midlife-Crisis-Buch für Frauen.

Ganz falsch lag ich damit nicht, denn Nele ist schon in einer kleinen Krise, trotzdem liegt der Fokus nicht auf der Krise, sondern auf Selbstakzeptanz, Freundschaft und gegenseitige Unterstützung von völlig verschiedenen, aber starken Frauen. Das Ganze wird von der Autorin sehr kurzweilig, unterhaltsam und mit so einigen lol-Momenten beschrieben, wie z.B. der Toiletten-Rally oder der etwas bizarren Ankunftsszene.

Nele ist wunderbar normal und typisch norddeutsch geschrieben, so dass ich mich von ihren Selbstzweifeln über den Fastenversuch bis hin zur mutigen Entscheidung, nochmal etwas Neues zu versuchen, voll mit ihr identifizieren konnte und mich schnell mit ihr solidarisch gefühlt habe. Tja, das ging dann soweit, dass mein Magen synchron mit ihrem geknurrt hat.

Ein Buch für den Strand... oder in der jetzigen Situation eher fürs Träumen vom nächsten Strandbesuch. Es hat mir einige Stunden Ablenkung bescherrt und mich mit einem durchweg positiven Gefühl zurückgelassen; genau das können wir doch gerade alle gut gebrauchen, oder?!

Der Empfänger

sehr gut

Aufgesplittet in verschiedene Zeit- und Ortsebenen (New York um 1939, Neuss 1949, Südamerika) wird die Geschichte von Josef Klein erzählt. Josef ist ein deutscher Auswanderer in New York, der im 2. Weltkrieg als Funker für politische Akteure interessant wird.

Als Hauptfigur des Romans bleibt Josef, ähnlich wie bei seiner Funkertätigkeit, eher diffus und unscheinbar skizziert. Er ist ruhig und bleibt auch bei den neugierigen Fragen seines Bruders eher passiv und einsilbig, was echte aussagekräftige Informationen betrifft. Bei mir wollte sich kein klares Bild über ihn einstellen, was ja auch schon wunderbar auf dem Buchumschlag angedeutet wird und für einen "Empfänger" natürlich perfekt passt. "Sie wissen, wer er ist, wissen, dass sie es nicht wirklich wissen." Naiver introvertierter Technik-Freak? Mitläufer? Chamäleon? Man hat das Gefühl, Josef weiß es selber nicht. Er macht sich zeitweise Selbstvorwürfe, relativiert dann aber auch wieder. "Statt sich zu stellen, war er nun dabei, seine Flucht vorzubereiten."

Erschreckend fand ich, wie aktuell so manche Themen in diesem Roman sind, z.B. Antisemitismus, "America First", die Verteufelung der Medien bzw. der Aufschrei so mancher, dass man seine Meinung nicht mehr laut sagen dürfte. History repeating.

Ich war von der Geschichte voll eingenommen, von den geschichtlichen Hintergründen, von der Schreibweise der Autorin; nur die Hauptfigur Josef blieb für mich ungreifbar. Letztendlich bleibt offen, wie man Josef denn jetzt bewerten soll und das war für mich beim Lesen einfach schwierig (wenn auch verständlich). Trotzdem habe ich mich immer gut unterhalten gefühlt, also insgesamt eine Leseempfehlung für historisch Interressierte.

3,5 Sterne, wie immer aufgerundet

Sammy

ausgezeichnet

Wenn die Kinder mal ein wenig Auszeit vom Homeschooling, Spielen oder Fernsehschauen brauchen, dann wäre dieses supersüße Buch vielleicht etwas... super fürs Vorlesen bei Kindern ab 5 Jahren geeignet.

"Sammy. Die unglaublichen Abenteuer einer kleinen Maus" von Henry Cole in der Übersetzung von Diana Steinbrede.

Sammy ist die kleine Maus von Hank, die unfreiwillig als Testpilot für das selbstgebastelte Flugzeug von Hanks Bruder herhalten muss

Das kann uns keiner nehmen

sehr gut

Also, so ein Buch habe ich auch noch nie gelesen... Ich gebe zu, der wunderschöne Buchumschlag hat mich auf eine völlig falsche Fährte geleitet, denn zuerst dachte ich, es wäre ein Buch über Fernweh des Ich-Erzählers Hans aus Hamburg... ...bis der Tscharlie auftauchte.

Der Tscharlie zeigt sich als Ur-Bayer, genau wie man ihn sich vorstellt: sehr laut, fast übersteigert selbstbewusst, Bier/Absacker-liebend, oft nervig, mit "volkstümlichen Humor" und leider auch oft unerträglich in seinen Ansichten.

Die beiden werden zu so einer Art "ungleiches Paar auf Abschiedstour", und die Geschichte ist so authentisch und unmittelbar geschrieben, dass man die Beiden ganz genau vor seinem inneren Auge sehen kann, wie sie ihre Abenteuer erleben. Dabei geht es um Afrika, Abenteuer, Liebe, Geheimnisse, Spaß, Tod und ein paar Überraschungen.

Man spürt selbst, dass man auch dann an einem Menschen und seiner Geschichte interessiert sein kann (und von ihm lernen kann), wenn man vieles an ihm nicht gut leiden kann... so geht es Hans und mir auch.

#klimaretten

ausgezeichnet

Wenn man als #FridaysForFuture, #ParentsForFuture, #ScientistsForFuture AktivistIn oder auch als normale KonsumentIn in der heutigen Zeit ein Sachbuch wirklich brauchen kann, dann ist es dieses.

Eigentlich weiß doch jeder, dass sich in Bezug auf Klimawandel so einiges ändern muss, sowohl in der Politik, als auch beim persönlichen Lebensstil. Das Problem scheint nur zubsein, dass jeder erst mal auf den anderen wartet... fatal. Mit #klimaretten hat man jetzt ein Handbuch, dass viele Bereiche unter einen Hut bringt: politische (oft unpopuläre) Forderungen und praktische Aktionsvorschläge, neue Verhaltensweisen, Fakten, Infoboxen, Grafiken, Hashtags, und und und.

Es werden Mythen aufgedeckt für all diejenigen, die sich für besonders klimafreundlich halten (da muss man ehrlich gegenüber seiner eigenen Unvollkommenheit sein), gleichzeitig aber eben auch Tipps, wie man im Kleinen und Großen Änderungen schaffen kann. Besonders beeindruckend fand ich, wie klar und gut verständlich die ganzen Zusammenhänge dargestellt wurden: vom eigenen alltäglichen Verhalten über die Wirtschaft bis hin zur nationalen und internationalen Politik.

Das ganze Buch steht unter dem Leitspruch: "Es ist Ernst, aber nicht hoffnungslos." Man wird als LeserIn also nicht mit erhobenem Zeigefinger getadelt, sondern der Autor gibt einem die theoretischen Werkzeuge an die Hand, damit jeder persönlich im Kreise der Familie, aber auch als Aktivisten im gesellschaftlichen Raum, Änderungen mitgestalten und forcieren können. Toll und gerade in der heutigen Zeit sehr wichtig!!

Oh Schreck, ich bin weg! / Carla Chamäleon Bd.1

sehr gut

Carla Chamäleon heißt eigentlich Carla Niemann und hat 2 große Probleme: ihre beste Freundin ist ans andere Ende der Welt gezogen, und Carla löst sich in unangenehmen Situationen in Luft auf.

Carla ist echt ein cooles Powermädchen: sie hält diese "Chamäliose" erst für eine Art allergische Reaktion, schreibt Listen als Analyse-Werkzeug von ihren Problemen und zeichnet Mitschüler als Tiere. Total cool, wie sie analysiert und selbst nach Lösungen sucht! Kein Wunder, dass sie im Laufe des Buches zur Superheldin wird...

Die Illustrationen von Julia Christians bieten jede Menge zu entdecken, wie z.B. die 1a Lampe im Flur von Familie Niemann. Apropos, diese Familie!!! Ein Vater, der Fahrradklingel in 'ner Band spielt und eine Mutter, die Zootiere mit nach Hause bringt...da wirkt die pubertierende, experimentierfreudige Schwester neben Carla noch am Normalsten.

"Oh Schreck, ich bin weg!" ist der Start in eine Carla Chamäleon-Serie und hat mir, nach dem Start mit etwas angezogener Handbremse, sehr gut gefallen. Es gibt wirklich urkomische Momente, das Duo Carla und Jole passt richtig gut und auch die anderen Figuren sind toll und sehr fantasievoll geschrieben. Es macht einfach Spaß mit Carla mitzufiebern!

Wo das Glück zu Hause ist / Happy Ever After Bd.1

gut

Ich hatte schon das Original "The Bookstop on the Corner" bzw. "The Little Shop of Happy Ever After" gelesen, und die deutschsprachige Ausgabe hat mich dann dazu gebracht, das Hörbuch noch mal zu ordern ;-). Der/die Originaltitel hatte(n) mich doch in eine komplett falsche Erwartungshaltung gebracht; der deutsche Titel passt da (für mich) besser.

Das Buch selber ist leicht, fluffig und gut für etwas Escapism...nicht mehr, nicht weniger. Am Anfang ist es noch ein Buch über Bücher und diejenigen, die Bücher lieben, was mir besonders gut gefallen hat. Nina macht noch mal einen beruflichen Neuanfang, kauft einen Lieferwagen und fährt damit durch die schottische Einöde, um die passenden Bücher für etwas spezielle Charaktere/Leser zu finden. Super, wie Jenny Colgan diese urigen Typen beschreibt (auch wenn die alten Schotten in der Audioversion zuerst eher wie Ostfriesen klingen, lol)! Ich wollte am liebsten sofort eine Reise nach Schottland (und zu Parsley) buchen! Aye.

Was mich persönlich immer noch stört ist das Liebeschaos, was vor allem in der 2. Hälfte des Buches beschrieben wird. Das war mir dann doch etwas zu vorhersehbar, auch wenn Colgan dabei natürlich schon das nächste Buch in der Reihe vorbereitet hat.

Insgesamt ein unterhaltsames Buch für ein paar schöne Lesestunden bei heißer Schokolade mit Marshmallows, das mir aber nicht allzu lange in Erinnerung bleiben wird.

Zu wahr, um schön zu sein

weniger gut

"Du hast in etwa so viel Glamour wie ein Milchbrötchen."

Moin; ein Romcom-Roman, in dem die Heldin/Hauptfigur 45 ist, gibt es ja eher selten; umso gespannter war ich auf dieses Buch.

Caro hat mein vollstes Mitgefühl: Ehe am Silberhochzeitstag kaputt, Job weg, Mutter nervt, Freundin mit Liebeskummer, Teenie Sohn (mit den dazugehörigen Problemen),... oh je oh je. Trotzdem ist das Buch ein Gute-Laune-Buch, und das liegt vor allem an der Solidarität der Frauen, die sich bei allem so gut wie eben möglich (und mit "unserer" norddeutschen Art) helfen. Starke Frauen, die sich gegenseitig beim durchs-Leben-schippern unterstützen ... JAAAAAAAAAA!

Na, und dann ist das Buch auch noch eine Liebeserklärung an Hamburg und seine Einwohner... egal ob Elphi, die Kräne am Hafen, das Portugiesenviertel oder Övelgönne, man spürt die Liebe zur "Perle" und den Hamburgern (wie der Lotsenwitwe Hedwig).

Ein Seelenschmeichler-Buch mit ein paar ernsten Themen, etwas Schwärmerei, Figuren aus dem echten Leben und viel Situationskomik (besonders haben mir die Zwiegespräche mit der Espressokanne gefallen), das man sehr gut an einem Schietwetter-Wochenende (oder auch bei Sonne) durchlesen kann.

"Alles nicht so einfach, in unserer Altersklasse."
Stimmt und Humor, Freunde und Bücher machen es leichter

Cursed Kiss / Gods of Ivy Hall Bd.1

gut

College-Romantasy mit einer Prise griechischer Mythologie ... klang sehr gut und eine spannende Idee, so dass ich gleich nach Erscheinung mit dem Hörbuch gestartet bin.

14 3/4 Stunden (!) später, bin ich sehr zwiegespalten in meiner Bewertung. Teilweise mochte ich das Buch echt gerne, besonders wenn es um den mythologischen Hintergrund (z.B. in der Bibliothek) geht, den Erin und Arden gemeinsam näher erforschen.

Andererseits ist es teilweise auch wirklich langatmig, und die Handlung kommt meiner Meinung nach zu oft ins Stocken, mit etlichen sich wiederholenden inneren Monologen a la: "Ich darf ihn nicht küssen. Was ist mit mir los?" bzw. "Beinahe hätte ich sie geküsst". Drama schön und gut, aber diese Selbstgeißelung war mir dann doch zu viel und auch unnötig, denn der Konflikt/das Dilemma kommt auch ohne die ganzen Wiederholungen sehr deutlich raus.

Zeitweise ist das Buch richtig spannend, z.B. als es um den misglückten Kuss ging...oder die Szene am/im See... oder der Rabe am Ende (sehr, sehr cooler twist); natürlich gibt es auch eine Portion Herzschmerz; nur leider war mir das Buch den größeren Teil über einfach zu langatmig: sometimes, less is more (for this booknerd)!