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ikatzhorse2005

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Insgesamt 206 Bewertungen
Bewertung vom 14.05.2020
Wie uns die Liebe fand
Stihlé, Claire

Wie uns die Liebe fand


ausgezeichnet

Wie uns die Liebe fand ein Debüt-Roman von Claire Stihle (Droemer Verlag)
... "Chloe!"
"Schon gut."
"Danke."
"Für was?"
"Dass du so ein großes Herz hast."
Sie lächelte. "Hab ich von dir."
Ich lächelte zurück. ... (S.95)

Wenn man sich auf diese Lektüre einlässt, liest man eine wundervolle Hommage an die Region im Elsass und eine Großmutter namens Marie-Anne Nanon, genannt Madame Nan. Sie blickt zurück auf ihr Leben in Bois-de-Val. Madame Nan erzählt unaufgeregt mit einer hinreißenden Herzlichkeit und einem gewissen Hang zur Selbstironie. Die Erzählung fühlt sich an, wie eine gesellige Plauderrunde bei der 92-jährigen Dame. Zwischen manche Zeilen schleicht sich eine nachdenkliche Stimmungen.
Dank der Leichtigkeit des Romans und Claire Stihles Erzählweise sowie Nans wachem Humor werden diese ernsten Themen und die Schwere der Vergangenheit ertragbar.
Neben den Rückblicken in vergangene Tage und erlebte deutsch-französische Geschichte verfasst die Autorin eine lebhafte Familien- und Freundschaftsgeschichte mit viel Fantasie und Originalität, Hoffnung und Lebensmut. Die Charaktere der Familie und Figuren des Dorfes sowie das Dorfleben selbst sind wunderbar beschrieben. Einzelne Protagonisten und Episoden zaubern dabei ein Lächeln ins Gesicht.
Als sich im Ort eine Chance bietet, bei der man zupacken muss, vollbringen Madame Nan, ihre Töchter und Schwiegersöhne mit Feuereifer und guten Ideen etwas ganz Besonderes. Dabei spielt Monsieur Boberschram, Nans Nachbar eine besondere Rolle. ...
Fazit: Ein sensibles Buch, welches man mit einem Augenzwinkern lesen sollte. Ein anregender Roman, der stellenweise nachdenklich stimmt und der nicht nur inhaltlich sondern auch optisch überzeugt. Das I-Tüpfelchen: die zahlreichen Beschreibungen des Elsass als Handlungsort und eine leckere Verführung, die elsässische Rezeptesammlung!
Mir hat der Ausflug ins Elsass sehr gut gefallen und ich empfehle diesen Debüt-Roman von Claire Stihle sehr gern weiter.

Bewertung vom 19.04.2020
Der Weg des Glücks / Die Winzerinnen Bd.1
Guggisberg, Brigitte

Der Weg des Glücks / Die Winzerinnen Bd.1


ausgezeichnet

Die Weinbergfrauen ein Roman von Brigitte Guggisberg erschienen Diana Verlag
...Nachdenklich hob sie ihr Glas zum Mund. Der Wein war frisch und leicht und prickelte sanft auf der Zunge. Grasig im Geschmack, mit einem Spritzer Limette und im Abgang ein Hauch von Quitte. ...S. 117
Die Winzerinnen Teil 1 machen Lust auf ein Glas guten Wein! Marlene, Sandrine und Valentina, drei ganz unterschiedliche Frauen führt das Schicksal auf das abgewirtschaftete Weingut Bruckner in Südbaden zusammen.
Das Weingut zu retten steht an oberster Stelle, doch nicht jeder zieht mit an einem Strang. Denn neben den Frauen agieren die beiden Brüder Hermann und Roland Bruckner in ganz unterschiedliche Richtungen. Konfliktpotential dank unterschiedlichster Lebensauffassungen sind vorprogrammiert.
Zwischen Weinreben und menschlichem Auf und Ab stellt sich die Frage nach Selbstverwirklichung. Hierbei macht jede Figur ihre individuellen Schritte auf dem Weg zum Glück. ...
Brigitte Guggisberg erzählt in bildhafter Sprache mit leichtem Humor die erfrischende Geschichte dieser Frauen in ganz unterschiedlichen Lebensabschnitten. Deren Leben ist ins Wanken geraten. Ihr Scheitern wird zur größten Chance. Die charakterliche Vielfalt der Figuren und der ganz unterschiedliche Umgang mit schwierigen Lebenslagen bringen reichlich Abwechslung in die Erzählung. Die Protagonisten sind greifbar, charmant, berührend und unterhaltsam.
Dank der sehr guten Recherche zum Thema Weinbau, liest sich die Geschichte realitätsnah. Die Autorin zeigt die vielfältige und arbeitsintensive Tätigkeiten der Winzer, sowie deren Abhängigkeit von den Naturgewalten. Dabei gestaltet sie die 352 Seiten abwechslungsreich und spannend.
Fazit: Ich bin durch den ereignisreichen Text geflogen.
Alle Romane von Brigitte Guggisberg machen einfach Spaß. Voller Humor und Leichtigkeit mit einer Prise Nachdenklichkeit schreibt sie von Freundschaft und Selbstverwirklichung. Viel Herz und Erfahrung legt sie in ihre Geschichten und in die Charaktere, die es im Leben nicht immer leicht haben. Ein mitreißendes Leseerlebnis und eine wärmende Ode an wunderbare Orte und das Leben!

Bewertung vom 16.04.2020
Meine Inselbuchhandlung / Sehnsuchtsorte Bd.10
Dittrich, Petra;Moritz, Rainer

Meine Inselbuchhandlung / Sehnsuchtsorte Bd.10


ausgezeichnet

Meine Inselbuchhandlung Zwischen Bodden und Brandenburg eine Geschichte von Petra Dittrich mit Rainer Moritz (Eden Books)
"Ich selbst liebe Lesungen und organisiere sie,...
Wenn mich Romane oder Erzählungen begeistern, will ich die "Verursacher" dieses Glücks kennenlernen und lade sie kurzerhand nach Gingst ein." (S.145)
Diese Einblicke aus dem Leben und Wirken von Petra Dittrich haben mir sehr schöne Lesestunden bereitet und mich tief beeindruckt. Das Geschriebene lebt von ihrer quirligen Art und ihrem Durchhaltevermögen. Dabei zeigt sie ihre menschliche und herzliche Seite, wenn es ihre Besucher zulassen.

"Mein Glück liegt im Vergrößern des Glücks anderer. Ich brauche das Glück aller, um selber glücklich zu sein."
André Gide

Petra Dittrich erzählt aus ihrem Leben. Der Wiedererkennungswert, auch meiner Kindheit und Jugend, war hier durchaus gegeben. Des Weiteren spricht sie von den schönen Dingen, gibt Literaturtipps, und musikalische Inspirationen. Ganze Abschnitte habe ich mit einer Untermalung tangobeschwingter Klänge gelesen. Die Anekdoten von Kunden und Freunden sowie geladenen Schriftstellern sind interessant und amüsant. Ihr lockerer Schreibstil und das strukturierte Erzählen, frei weg von der Leber, lässt die Seiten nur so dahinfliegen. Die Einteilungen und Abschnitte sind durchdacht. Die Fotos im Mittelteil ergänzen ganz wunderbar den Text. Die liebevolle Aufmachungen und kleinen Details haben mir sehr gut gefallen.
Sie liebt nicht nur gute Literatur, sondern auch die felligen Vierbeiner, ihre Katzen. Mich erfreute ihre entdeckte Hingabe zu den Blumen und Pflanzen. Auch diese Dinge finden einen bereichernden Platz im Buch.

"Es ist wahr: Die Blumen können uns nicht ernähren aber sie machen die Freude des Lebens aus."
André Gide

Unbedingt möchte ich bei meinem längst überfälligen Inselbesuch und der Erkundung des Boddens diesen zauberhaften Buchladen in Gingst besuchen und bei einer Lesung in der Kunstscheine Vaschvitz dabei sein.

Fazit: Petra Dittrich bleibt sich treu und vertritt ihre Ansichten und Standpunkte. Mit ihrem Buchladen auf Rügen hat sie einen ganz besonderen Ort Leben eingehaucht. Jeder ist willkommen, von Klein bis Groß. Ein Glück für die Bücher und die Literaturwelt, dass es solche herzblütigen Menschen gibt! Es ist ein wahres Gesamtkonzept, welches eine gezielte Planung erlaubt, aber nur mit dem Herzen umsetzbar ist.
Ein Geschenk für jeden Rügen-Liebhaber und Bücherwurm.

Bewertung vom 16.04.2020
Mordseeluft / Caro Falk Bd.1
Johannsen, Emmi

Mordseeluft / Caro Falk Bd.1


gut

Mordseeluft ein Borkum-Krimi von Emmi Johannsen Bastei Lübbe Verlag

Caro Falk, gebeutelte und gehörnte Ehefrau, nimmt sich zusammen mit ihrem Sohn, Nils und de Hündin, Aila bei einer Mutter-Kind-Kur eine Auszeit auf Borkum. Dort lebt ihr Schwiegervater, Hinnerk, ein Nordlicht mit Charme. Bei einem ihrer Spaziergänge am Borkumer Strand entdeckt Caro eine Leiche. Durch das scheinbar mangelnde Engagemant der hiesigen Polizei nimmt die Kölnerin die Ermittlungen selbst in die Hand. Dabei beteiligt sich der Türsteher, Jan Akkermann. ...
Der Plot ist gut und vielversprechend. Der Kriminalfall und die Auflösung überraschend und durchdacht. Trotzdem bin ich mit den Figuren nicht warm geworden. Die Charaktere sind flach und an manchen stellen wenig überzeugend. Einzig Hinnerk konnte durch seine nordische Art punkten. Caros Kur rückt sehr weit in den Hintergrund, auch das fand ich schade.
Der Schreibstil scheint witzig, doch driftet das Gesagte des Öfteren in eine eindeutige Richtung ab und es geht um ein Thema. Das nervte mich und ich war versucht, das Buch nach 200 Seiten beiseite zu legen. Der letzte Abschnitt las sich überraschend gut und so beendete ich die Lektüre mit gemischten Gefühlen. Vielleicht ist Cosy Crime einfach nicht mein Ding und Bücher immerhin Geschmackssache. Vollends überzeugen konnte mich dieser Ausflug nach Borkum, trotz toller Landschaftsbeschreibungen und Wiedererkennen touristischer Lokalitäten, leider nicht. Manche Ungereimtheiten bezüglich Jan Akkermanns Vergangenheit hängen noch in der Luft. Schade, dass dies nicht aufgedeckt wurde. Vermutlich setzt hier Teil 2 von Mordseeluft an.
Fazit: Dank der gelungenen Aufmachung und des tollen Covers sowie des stimmigen Titels vergebe ich drei Punkte.

Bewertung vom 10.04.2020
Goldsturm / Gut Greifenau Bd.4
Caspian, Hanna

Goldsturm / Gut Greifenau Bd.4


ausgezeichnet

Gut Greifenau: Goldsturm von Hanna Caspian Knaur Taschenbuchverlag
Gut Greifenau, Pommern, Deutschland 1919: Das Pommersche Gut und deren Bewohner haben schwer zu tragen an den Folgen des Krieges, der Misswirtschaft und nahenden Hyperinflation. Man hofft jetzt auf bessere Zeiten. Konstantin und Rebecca geben ihr Bestes und bewirtschaften weiterhin das Gut. Katharina, Konstantins Schwester gibt sich ganz als Komtess vergangener Zeiten. Sie straft andere Figuren mit ihrer Boshaftigkeit. ...
Trotz des fehlenden Rückblicks zu den Vorgängerbänden fand ich erstaunlich schnell in die Geschichte, die Intrigen und das Alltagsleben auf dem pommerschen Gut zurück! Man reiht sich zwischen die Dienstboten ein oder mischt sich unter die Gutsherren und beobachtet den Fortlauf der Geschichte. Es fühlte sich an, wie ein Nachhausekommen.
Der Schreibstil der Autorin bebildert den lebhaften Text. Vergangene Zeiten werde durch ihre gekonnte Wortwahl, eine authentische Handlungen und Erzählungen aus verschiedenen Perspektiven zum Leben erweckt. Sie erzählt die teils dramatische Familiengeschichte von Gut Greifenau weiter und schickt ihre liebevoll erschaffenen Figuren durch Höhen und Tiefen. Dadurch besticht der Roman von Hanna Caspian durch lebendige Charaktere, die sich gekonnt weiterentwickeln. Durch geschickte Dramaturgie fehlt es keineswegs an emotionsgeladenen Szenen. Die große Empathie zu ihren Figuren und deren Schicksalen sowie eine exzellente Recherche der historischen Gegebenheiten machen diesen Roman so sympathisch.
Fazit: Mich hat der 4. Teil - "Goldsturm" rund um diese Adelsfamilie sehr gut unterhalten und bis zur letzten Minute in seinen Bann gezogen. Ein Schmökerstoff mit Detailreichtum, eine vielversprechende Fortsetzung! Meine noch offenen Fragen beantwortet hoffentlich Teil 5 - "Silberstreif", den ich schon mit Ungeduld erwarte.

Bewertung vom 22.03.2020
Das Heinrich-Problem
Holenstein, Alexandra

Das Heinrich-Problem


sehr gut

Das Heinrich-Problem ein Roman von Alexandra Holenstein (Fischer Taschenbuch Verlag)
Alberta (Berti) Fischer führt ein geregeltes Leben. Als Coach für Lebensfragen im Allgemeinen und Beziehungsfragen im Besonderen hat sie immer ein offenes Ohr für ihre Klientinnen und steht ihnen mit guten Ratschlägen zur Seite. Sie kocht für ihren Mann, Heinrich und bewegt sich gestanden durchs tägliche Leben. Diese scheinbar heile Welt gerät ins Wanken, als Heinrich ihr während des Essens eröffnet, auszuziehen und sie zu verlassen. Eine skurrile Alltagsroutine stellt sich ein. Berti scheinbar naiv, duldet Heinrichs Dreistigkeiten im täglichen Miteinander und ihre eigenen Lebensweisheiten helfen kaum weiter. Als sie herausfindet, dass es Heinrich bisher mit dem Ehegelübde nicht ganz so streng gesehen hat, entwickelt Berti Rachegelüste und wächst bei der Beseitigung des Heinrich-Problems über sich hinaus.
Alexandra Holenstein schreibt in einer angenehmen Art. Ihr Erstlingswerk hat mir gut gefallen. Berti erscheint anfangs arglos und viel zu gutmütig. Doch im Laufe der Geschichte wendet sich das Blatt und mit Hilfe von Heinrichs geplagten und schikanierten Tross weiblicher Anhängsel bekommt ihr Mann jetzt Schwierigkeiten.
Der Text zeigt Ironie, der dem Leser das ein oder andere Mal ein Schmunzeln entlockt. Die Beschreibungen der Lokalitäten und Orte von Bertis Aktionen lesen sich interessant und machen Lust, diese selbst zu entdecken.
Fazit: Die Schweizer Art und Weise, mit verwegenen, dreisten Männern umzugehen, hat mir gut gefallen und ich hoffe auf weitere lustige Romane der Autorin.

Bewertung vom 22.03.2020
Die Schule am Meer
Lüpkes, Sandra

Die Schule am Meer


ausgezeichnet

Die Schule am Meer ein Roman von Sandra Lüpkes (Kindler-Rowohlt Verlag)
... Wenn es regnet und der Wind so weht wie heute, ist es besonders schlimm. Die meisten machen einfach einen Satz ins Wasser und tauchen unter, um es hinter sich zu haben. Jeden Morgen einmal mit dem Kopf in der Nordsee, von April bis Oktober, das ist der Alltag in der Schule am Meer, ... Die Lehrer nennen es "Mystisches Tauchbad", angeblich härtet es Körper und Geist ab. Hier zeigt sich, sagen die alle, wer mutig ist und wer nicht. ...
Die ostfriesische Insel Juist, 1925:
Eine Gruppe von Lehrern und Vorreiter ihrer Zeit gründet auf der Nordseeinsel eine Schule mit Internat. Ihr Ziel, geschlechterübergreifendes Lernen ohne Angst in einer respektvollen Gemeinschaft und freundschaftlichen Miteinander.
Ihre wegweisenden Ideale kollidieren unter dem geschichtlichen Aspekt mit den Ansichten der heimischen Insulaner. Die bestehende Gemeinschaft stemmt sich gegen die Spannungen und der Leser bekommt tiefe Einblicke in die Routine der Inselbewohner und den Schulalltag sowie das Miteinander von Lehrern und Schülern. Das Heranwachsen und die Entwicklung der jungen Protagonisten sind gespickt mit Abenteuern, Freundschaft und Zusammenhalt, aber auch mit Konflikten, Hindernissen und ganz rührenden Momenten. Fern der Heimat wächst eine neue Familie zusammen und die Schule am Meer gibt den jungen Protagonisten ein neues Zuhause.
Sandra Lüpkes schreibt wunderbar mitreißend, authentisch, in einer guten Mischung aus Dialogen und erzähltem Text. Sie baut historische Fakten und Personen sowie fiktive Erzählungen gekonnt in eine spannenden Geschichte ein. Hinter dem Aspekt der wahrer Begebenheiten und basierend auf Tatsachenberichten wirkt diese faszinierende Geschichte doppelt berührend. Die kleinen Anekdoten lockern das Geschehen trotz der Schwere und teils traurigen Stellen auf. Die hervorragende Recherche der Autorin macht das Gelesene mit jeder Zeile glaubwürdig. Die Fotos im Einband und die Skizze der Gebäude der Schule am Meer ergänzen das Gelesene und unterstreichen die Stimmung des Buches. Die 569 Seiten sind wahrlich keine leichte Kost, doch lohnt sich dieser Gesellschaftsroman und bereichert den Leser mit bewegten Stunden.

Bewertung vom 21.03.2020
Die Glasschwestern
Hauser, Franziska

Die Glasschwestern


gut

Die Glasschwestern ein Roman von Franziska Hauser (Eichborn Verlag-Bastei Lübbe)
..."Vielleicht ist es eine ihrere wenigen Gemeinsamkeiten, dass beide Schwestern nicht so leben, wie sie es sich einmal vorgenommen haben."...
Zwei Schwestern und ein gemeinsames Schicksal. Beide Männer dieser Frauen werden zeitgleich aus deren Leben gerissen. Dadurch nähern sich Dunja und Saphie wieder Stück für Stück an und tauschen, auf dem Weg in ihre Vergangenheit, unbewusst ihre Rollen. Die Aufarbeitung von Beziehungen, Fehlern und vergangener Zeit steht dem Wandel und der Reflexion des eigenen Selbst gegenüber.
Mir fällt es äußerst schwer, dieses Buch zu beschreiben. Sprachlich ist es grandios. Inhaltlich bekommt man eine wage Erzählung, die auf die Fantasie des Lesers angewiesen ist. Teils unfertig erzählte Abläufe setzen eine gewisse Konzentration und Durchhaltevermögen für diesen Roman voraus.
Die Charaktere mit den individuellen Namen sind besonders. Nicht jede Handlung oder Aktionen der Protagonisten ist für mich nachvollziehbar. Besonders Dunja und auch Saphie erreichen mit ihrer Art eine gewisse Tiefe. Die Beziehungen der einzelnen Figuren versteht man recht gut und doch fand ich manche Situationen verwirrend.
Fazit:
Man hält ein ruhiges Buch in den Händen, was ein wenig mehr Spannung vertragen könnte. Der Plot ist vielversprechend, doch verlaufen aufgegriffene Rollen und spannende Ansätze im Sand. Hintergründe werden nicht beleuchtet, die Wortwahl und Poesie stehen hier eindeutig im Vordergrund.
Dieses Leseerlebnis war ein spezieller Genuss. Was die Geschichte aussagen möchte, sollte jeder für sich selbst entdecken. Dank des teils poetischen Schreibstils sind die Glasschwestern lesenswert.

Bewertung vom 15.03.2020
Zu wahr, um schön zu sein
Engelmann, Gabriella

Zu wahr, um schön zu sein


ausgezeichnet

Zu wahr, um schön zu sein ein Wohlfühl-Roman von Gabriella Engelmann, erschienen Knaur Verlag
Die tolle Aufmachung des neuem Romans von Gabrella Engelmann hat mich positiv angesprochen und so wollte ich die Geschichte aus Hamburg unbedingt lesen.
Caro steht mitten im Leben. Doch eine Abfolge von überraschenden Ereignissen katapultiert sie in herausfordernde Situationen, die es zu meistern gilt. Dabei stehen ihr ihre beste Freundin Sylvia, die Witwe Hedwig und ihre Mutter Flora mit einer Vielzahl an Ratschlägen zur Seite.
Die unterschiedlichen Charaktere bilden eine bunte Mischung von schrullig über spießig bis hin zu provokativ oder welterfahren.
Caro umschifft mit ihrer Gutmütigkeit und ihrer positiven Art so manche schwierige Situation. Sie fällt und steht wieder auf, ist stark für ihren Sohn, sucht nach Liebe und einem Neuanfang. Dabei ist sie aufgeweckt, quirlig mit seltenem Blick zurück. Das Leben geht weiter und irgendwas ist ja immer! ...
Dank des frischen Schreibstils wirkt die Geschichte modern. Die Gespräche und das Erzählte lebt von der Situationskomik. Zusammen mit dem spritzigen Humor und den guten Ratschlägen hilft die Autorin ihren Figuren durch jeglichen Wellengang. Ganz nebenbei beschreibt sie Hamburgs Sonnenseiten und begibt sich mit Caro und Co. an kulturelle Hotspots.
Fazit: Gabriella Engelmann schreibt hier lustiger als sonst, doch das ist ihr wunderbar gelungen! "Zu wahr um schön zu sein" ist ein Unterhaltungsroman, der ein angenehmes Gefühl zurücklässt. Mir hat die Lektüre wunderbare, beschwinge Lesestunden und ein paar herzhafte Lacher beschert. Herrlich! Gern empfehle ich diese leichte Wohlfühl-Geschichte weiter!

Bewertung vom 25.02.2020
Raffael - Das Lächeln der Madonna
Martin, Noah

Raffael - Das Lächeln der Madonna


ausgezeichnet

Raffael - Das Lächeln der Madonna ein historischer Debütroman von Noah Martin erschienen im Droemer Verlag

Der Roman um Raffael, den berühmten Maler der Renaissance, hat mich richtig begeistert. Der hohen Anspruch, verpackt auf 640 Seiten hat mich auf jeder Seite bis zum Ende gefesselt und mir wunderbare Lesestunden beschert.
Beim Lesen entfaltet sich ein historischer Epos, der von bewegten Zeiten, Machtkämpfen, Päpsten und Heiligen sowie Künstlern seiner Zeit erzählt. Die Geschichte um Raffael Sanzio aus Urbino, der es zu Lebzeiten als Günstling, Hofmaler und Bauherr des Papstes bis in den Vatikan nach Rom schafft, fasziniert durch Fakten und Fiktion. Die Rivalitäten, die Spitzen und der Konkurrenzkampf zwischen Raffael und Michelangelo, die Freundschaft zu Leonardo da Vinci sowie das taktvolle Vorgehen zwischen den politischen und persönlichen Ränkespielen der Mächtigen und nicht zuletzt Raffaels Liebe zu Margeritha halten die Spannung äußerst hoch. Noah Martin hat einen vielschichtigen Roman kreiert, der durch seine sprachlich exzellente Ausarbeitung angenehm zu lesen ist.
Besonders gut haben mir dabei die Ausführungen zum Arbeiten mit den Farben und die künstlerischen Aspekte gefallen. Der Autor wählt seine Worte mit Bedacht, wobei man die Detailtreue in jedem Satz spürt. Auffallend angenehm zieht sich die zeitgerechte Sprache sowie nachvollziehbare Handlungen der Protagonisten wie ein roter Faden durch das Buch. Der mitreißende, bewegende und akribische Schreibstil setzt ein hohes Wissen dieser Zeit sowie eine hervorragende Recherche des Autors voraus. Die Dialoge differenzieren zwischen liebevoll, intelligent, informativ, von scharfen Engelszungen begleitend über verschlagen und intrigant.
Noah Martin hat einen innigen Roman geschrieben, der voller Lebendigkeit strotzt und den Leser an farbenprächtige Handlungsorte versetzt. Vom einfachen Mann über den getreuen Soldaten, den ehrwürdig und zutiefst menschlichen Geistlichen bis hin zum Papst wird von unterschiedlichsten Charakteren erzählt. Diese sind ausgezeichnet ausgearbeitet. Detailliert in Erinnerung bleibt mir Raffaels langjähriger Freund und Geistliche, Daniele. Für mich ist er eine der liebsten Figuren in der Geschichte. Er bereichert die Entwicklungen durch seine ehrliche, sympathische Art ungemein. Alle Haupt-und Nebenfiguren finden ihren Platz und bekommen hinreichend Raum in der Erzählung.
Die tolle Aufmachung des Covers, das Teilbild von der Madonna im Grünen, welches 1505/1506 entstand und das angedeutete Selbstporträt Raffaels runden den Gesamteindruck ab. Die Karte von Italien anno 1500, das Personenregister der jeweiligen Handlungsorte und das Nachwort fand ich sehr hilfreich. Das Lesebändchen unterstreicht die hochwertige Aufmachung.

Fazit: Noah Martin hat mein Interesse an der interessanten Zeit der Renaissance, den Künstlern und deren Gemälden entfacht. Zeitnah habe ich mich mit den angesprochenen Themen und historischen Persönlichkeiten auseinander gesetzt. Spannend finde ich die Umsetzung der Liebesgeschichte zwischen Raffael und Margeritha. Der Lösung der rätselhaften Ereignisse wurden in einen bunter Rahmen gepackt. Ich finde, eine wirklich gelungene Umsetzung, die trotz Fantasie und Fiktion sehr real erscheint.
Ich hoffe, Noah Martin wendet sich noch weiteren historischen Persönlichkeiten zu, denn ich finde es ungemein spannend und informativ, diese durch seine Augen zu entdecken!