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leserattebremen
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Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 04.10.2018
Neujahr
Zeh, Juli

Neujahr


ausgezeichnet

Henning und Theresa verbringen die Weihnachtsfeiertage und Silvester mit den Kindern Jonas und Bibi auf Lanzarote. Einfach ausspannen, sich nicht zwischen Job und Familie zerreißen müssen, zwischen „Work-Life-Balance“, modernen Familienkonzepten mit arbeitenden Eltern und dennoch rundum versorgten glücklichen Kindern. Ein Leben, das Henning zunehmend einengt und bedrückt. Während er sich an Neujahr mit dem Fahrrad einen Berg hochkämpft, geht ihm all das durch den Kopf, er arbeitet sich durch sein Leben, bis er in der eigenen Kindheit ankommt und erkennt, dass seine Ängste vielleicht gar nicht aus der Gegenwart kommen. Denn er war schon einmal auf Lanzarote und was damals passierte, hat er bis zum heutigen Tag verdrängt. Bis ihn jetzt alles wieder einholt.
Juli Zeh versteht es meisterhaft, kleinste Situationen zu analysieren und dem Leser quasi auf dem Silbertablett zu präsentieren, in diesem Fall den Mikrokosmos Familie, der zu zerbersten droht an den eigenen Ansprüchen und den gesellschaftlichen Erwartungen. Aber auch am Kindheitstrauma des Familienvaters, das lange verdrängt und unterdrückt immer irgendwo in ihm und seinem Verhalten schlummerte. Man muss Henning nicht mögen, um ihn verstehen zu können, um seinen Gedanken folgen zu können. Er ist nicht wirklich sympathisch, wie Juli Zeh ihn beschreibt, aber er trägt die Geschichte, reißt einen mit und seine Gedanken faszinieren einen von Anfang bis Ende. Das Tempo der Geschichte nimmt zu, je langsamer Henning den Berg herauffährt, die Steigung wird fast unmöglich zu bewältigen und sein Familienleben erscheint ihm genauso beängstigend wie der Berg. Erst oben löst sich für ihn alles auf, die körperliche Belastung ebenso wie die psychische, indem sich seine Erinnerung Stück für Stück in den Vordergrund drängt. Jetzt bekommt er die Chance, das eigene Familienglück neu zu leben und doch noch das glückliche Familienleben zu führen, das eine dunkle Stimme in seinem Inneren ihm zu verwehren schien.
Es ist ein schmales Buch, das Juli Zeh mit „Neujahr“ geschaffen hat, verglichen mit ihrem großartigen Roman „Unterleuten“ wirkt es wie ein dünnes Wochenblatt. Doch auf diese wenigen Seiten packt die Autorin genauso viel Emotion, Handlung und psychologische Beobachtung, wie auf all die Seiten in „Unterleuten“. Ihr neuester Roman „Neujahr“ ist ein äußerst gelungenes Stück Gegenwartsliteratur, ein Buch, das einen packt und nicht loslässt. Wieder einmal ist Juli Zeh ein wirklich großartiger Roman gelungen.

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Bewertung vom 01.10.2018
Drei Sekunden / Piet Hoffmann Bd.1
Roslund, Anders;Hellström, Börge

Drei Sekunden / Piet Hoffmann Bd.1


sehr gut

Piet Hoffmann ist Kontaktmann für die schwedische Polizei und infiltriert die polnische Drogenmafia. Die Aushebung des Drogenhandels in einer bekannten Haftanstalt soll sein Paradestück werden, danach kann er mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen neu anfangen. Doch als er in der Haftanstalt ist, läuft nichts wie geplant und 3 Sekunden werden über sein Leben entscheiden.
Piet Hoffmann ist ein sehr schwieriger Charakter, ob ich ihn mag oder nicht, konnte ich bis zur letzten Seite des Romans nicht sagen. Er ist einerseits eiskalt und kalkulierend, andererseits ist er ein liebender Familienvater. Doch was er seiner Familie mit seinem letzten Einsatz antut, ist vielleicht auch für sie etwas zu viel. „3 Sekunden“ von Anders Roslund und Börge Hellström braucht etwas Zeit, um richtig in Fahrt zu kommen, aber dann ist dem Autorenduo ein äußerst spannender Krimi mit charaktervollen Figuren gelungen. Egal ob die ermittelnden Kommissare, der Staatsanwalt oder Piet Hoffmann selbst, alle sind sehr detailliert beschrieben. Die Autoren lassen sich nicht auf eine vereinfachte Gut-gegen-Böse-Geschichte ein, sondern schreiben sehr differenziert. Die Welt lässt sich nicht einteilen in schwarz und weiß und das Buch dieses Buch so spannend.
Anders Roslund und Börge Hellström haben einen spannenden und stellenweise etwas kantigen Krimi geschrieben, der bis zur letzten Seite überraschend bleibt und den Leser so mitnimmt. Jetzt bleibt man gespannt zurück, wie es mit Piet Hoffman weitergeht im nächsten Band, der ihm immerhin „3 Minuten“ zugesteht.

Bewertung vom 28.09.2018
Goldregenrausch
Schreiber, Claudia

Goldregenrausch


ausgezeichnet

Marie wird als jüngstes Kind und einziges Mädchen in eine Bauernfamilie in Südniedersachsen geboren. Liebe erfährt sie von ihrer Familie wenig, interessant wird sie für die Eltern erst, wenn sie alt genug ist, um auf dem Hof zu helfen. Und so soll sich ihre Tante Greta, mit der die Familie sich eigentlich zerstritten hat, um die Nichte kümmern. Nach einem holprigen Start finden die beiden zueinander, entdecken ihre gemeinsame Liebe zur Natur und einen gemeinsamen Gegner, nämlich Maries Vater, der wenig Verständnis für seine Mitmenschen hat. Doch Dank Greta findet Marie am Ende auch so etwas wie Familienglück, wenn auch nur ein kleines bisschen.
„Goldregenrausch“ beschreibt auf sehr klare Weise die Kälte, die dem Kind entgegenschlägt genauso wie die kleinen Annäherungen zwischen Marie und ihrer Tante. Neben einer wirklich interessanten Story ist es hauptsächlich die Sprache von Claudia Schreiber, die mich in ihrer Klarheit und Nüchternheit fasziniert hat. Die Geschichte um Marie zieht einen schnell in seinen Bann und so unverständlich das Verhalten ihrer Familie für mich als Leser auch war, so realistisch beschreibt die Autorin es doch auch. Wenn die Bewirtschaftung des Hofes immer auch das nackte Überleben bedeutet, bleibt wenig Zeit für Sentimentalität und der Bauer und seine Frau sind derart abgestumpft gegenüber jeder Emotion, dass sie überhaupt nicht mehr merken, was sie ihrem Kind antun. Gewalt bedeutet nicht nur, jemanden zu schlagen, es kann auch Gewalt sein, wenn ein Kind völlig Missachtung durch die ganze Familie erfährt. Tante Greta ist die einzige Chance für Marie, ein Vorbild für Emotionen, aber auch für Sprache zu haben und so zu lernen und sich zu entwickeln.
Claudia Schreiber hat mit „Goldregenrausch“ einen faszinierenden und berührenden Roman geschrieben über das existentielle Bedürfnis nach Liebe und Beachtung eines Menschen und was es in ihm auslösen kann, wenn dies von frühester Kindheit an versagt bleibt. Doch es ist auch eine Geschichte über die Liebe zur Natur, die Kraft des Natürlichen und der Liebe zwischen zwei Menschen, deren enge Bindung eigentlich nicht vorgesehen war. Einfach ein bewegendes und großartiges Buch!

Bewertung vom 26.09.2018
Ein unvergänglicher Sommer
Allende, Isabel

Ein unvergänglicher Sommer


sehr gut

Drei Menschen werden in diesem Roman durch eine ungewöhnliche Situation zusammengeschweißt. Durch einen Auffahrunfall trifft Richard auf die junge Evelyn, eine Einwanderin aus Guatemala. Völlig überfordert mit der jungen aufgelösten Frau, holt er seine Nachbarin Lucia zur Hilfe, um Evelyn zu beruhigen und mit ihm herauszufinden, was das große Problem der Frau ist. Was daraufhin passiert, soll ihrer aller Leben unweigerlich miteinander verbinden und schickt sie gleichzeitig auf ein großes Abenteuer.
Isabel Allende hat mit „Ein unvergänglicher Sommer“ einen sehr stimmungsvollen und unterhaltsamen Roman geschrieben, der die berührende Geschichte von drei Einzelgängern erzählt, die über einen kuriosen Zufall zusammenfinden. In Rückblenden lässt die Autorin uns Leser dabei immer wieder an der Vergangenheit der Figuren teilhaben, so dass ihre aktuelle Situation und ihr Handeln immer schlüssiger werden. Die Figuren sind in all ihrer Eigenheit so liebevoll und detailliert beschrieben, dass sie einem beim Lesen unweigerlich ans Herz wachsen. Fast nebenbei vermittelt Allende dem Leser dabei noch ein Gefühl für die politischen und sozialen Probleme Südamerikas und der illegalen Einwanderer in den USA. Ein Thema, das gerade durch die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten und den Umgang der USA mit Migrantenfamilien an der Grenze zu Mexiko eine besondere Brisanz gewonnen hat und dem Buch noch eine zusätzliche Aktualität gibt.
Man muss sich auf die Geschichte in „Ein unvergänglicher Sommer“ einlassen, die trotz des Titels im eiskalten Winter spielt und ein klein wenig braucht, um richtig in Gang zu kommen. Umso schöner ist es dann, den Figuren bei ihrer Entwicklung zu folgen und sie auf ihr Abenteuer zu begleiten.

Bewertung vom 24.09.2018
Das wunderbare Wollparadies / Valerie Lane Bd.4
Inusa, Manuela

Das wunderbare Wollparadies / Valerie Lane Bd.4


sehr gut

Susan betreibt schon seit einigen Jahren ihr Wollparadies in der Valerie Lane. Doch während alle anderen ihrer Freundinnen einen Partner gefunden haben, bleibt sie lieber alleine mit ihrem Hund Terry. Den Männern hat sie ein für alle Mal abgeschworen. Doch gerade jetzt in der Weihnachtszeit wird sie sich ihrer Einsamkeit wieder bewusst und auch wenn sie in der Valerie Lane mit ihren Freundinnen ein echtes zu Hause gefunden hat, ist sie doch immer etwas allein. Als sie die lebensfrohe Charlotte als Aushilfe einstellt, bringt die jedoch frischen Wind in ihren Laden und auch ein Mann schleicht sich langsam in Susans Leben. Sollte sie der Liebe etwa doch noch eine Chance geben?
Wer die anderen Romane der Valerie-Lane-Reihe kennt, weiß genau, was einen bei diesem Buch erwartet: sympathische und schon bekannte Charaktere, ein flüssiger und gut lesbarer Schreibstil und natürlich jede Menge Romantik fürs Herz. Dieser Roman macht dabei keine Ausnahme. Von Susan haben wir bisher noch nicht viel erfahren können, dieser Band lässt uns Leser jetzt auch endlich an ihrer Geschichte teilhaben, die sehr viel trauriger ist, als die vorhergehenden Romane. Susan hat schon einiges erleben müssen und so geht dieses Buch wirklich sehr ans Herz. Doch es gibt auch viel Positives, der Weihnachtsmarkt in der Valerie Lane startet wieder, Laurie aus dem Teeladen steht kurz vor der Geburt ihres ersten Kindes mit Ehemann Barry, deren Liebe wir seit dem Beginn der Reihe verfolgen können und Keira und Ruby haben auch ihr Glück gefunden.
Manuela Inusas neuer Roman „Das wunderbare Wollparadies“ macht wieder genauso viel Freunde wie die anderen Bände rund um die Valerie Lane und bringt einen dabei sogar schon in Weihnachtsstimmung, auch wenn es dafür eigentlich noch ein wenig zu früh ist. Eine großartige Fortsetzung für alle Fans der Valerie-Lane-Reihe.

Bewertung vom 19.09.2018
Herbstkind
Pamuntjak, Laksmi

Herbstkind


weniger gut

Ich hatte mit „Herbstkind“ von Laksmi Pamuntjak bei der Lektüre große Probleme. Die Idee klang für mich so spannend und auch der Klappentext hat mich fasziniert, doch beim Lesen selbst konnte mich die Geschichte einfach nicht mitnehmen. Für mich zerfaserte die ganze Handlung immer wieder, teilweise konnte ich den Zusammenhängen gar nicht mehr folgen und die ganze Zeit war mir nicht klar, worauf die Autorin eigentlich hinauswollte. Worum sollte es bei der Geschichte gehen? Für mich war das alles einfach nicht greifbar, weder konnte ich das Handeln und Denken der Figuren nachvollziehen, noch ist mir das Thema des Romans richtig klar geworden. Fasziniert hat mich am Ende lediglich die sprachliche Umsetzung, die in diesem Fall auch der Übersetzung von Corinna Rodewald zuzuschreiben ist.
Zusammenfassend empfand ich den Roman „Herbstkind“ von Laksmi Pamuntjak als enttäuschend, ich konnte der Handlung nicht richtig folgen und auch die Figuren haben mich nicht erreicht.

Bewertung vom 19.09.2018
Dark Lake / Gemma Woodstock Bd.1
Bailey, Sarah

Dark Lake / Gemma Woodstock Bd.1


sehr gut

Als eine junge und engagiert Lehrerin tot im See aufgefunden wird, ermittelt die Polizistin Gemma gemeinsam mit ihrem Partner Felix in alle Richtungen. Doch es fällt ihr schwer, neutral zu bleiben, kannte sie die Tote Rose doch noch aus Schulzeiten. Immer wieder holt Gemma ihre Vergangenheit ein und sie bekommt Schwierigkeiten, vor anderen zu verbergen, wie sehr sie dieser Fall persönlich betrifft. Wer hat diese junge Frau nur umgebracht, die so beliebt war und alle zu faszinieren schien?
„Dark Lake“ ist ein äußerst spannender Thriller, der ganz klar von der Hauptfigur lebt. Die ermittelnde Polizistin Gemma ist geprägt von zwei Todesfällen in jungen Jahren, einmal dem Tod ihrer Mutter und dann dem Selbstmord ihres ersten Freundes. Sie ist innerlich zerrissen und kann sich auch nur schwer auf ihre Beziehung und die Gefühle für ihren kleinen Sohn Ben einlassen. All das trennt sie eigentlich strikt von ihrer Arbeit, doch mit dem Tod einer Bekannten kann sie die Trennung nicht mehr aufrechterhalten, alles beginnt sich zu vermischen. Für den Leser entsteht die Spannung aus genau diesem Konflikt, denn die Mordermittlung an sich ist gar nicht so unglaublich spannend. Die psychologische Ebene ist jedoch so gut beschrieben, dass man als Leser schnell in die Geschichte hineingezogen wird. Man weiß nicht, ob einem Gemma wirklich sympathisch ist oder nicht, aber man leidet mit ihr, denn sie steht sich selbst häufig im Weg. Sarah Bailey schafft es, aus all den Elementen einen sehr runden Roman zu machen, der spannend ist und einen bewegt.
Mir hat „Dark Lake“ gut gefallen, was besonders an den spannenden Figuren lag, die sehr detailliert beschrieben sind und viele Probleme mit sich herumtragen, die nur langsam ans Licht kommen. Den Kriminalfall an sich fand ich nicht so unglaublich spannend, was durch die sehr gute und logische Konstruktion der Figurenkonstellation jedoch weniger ins Gewicht fällt.

Bewertung vom 11.09.2018
Die Wahrheit über das Lügen
Wells, Benedict

Die Wahrheit über das Lügen


ausgezeichnet

In zehn Geschichten erzählt Benedict Wells von den kleinen und großen Abgründen des Lebens, von Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen, von Lüge und Wahrheit. Die Geschichten sind unterschiedlich lang, die Titelgeschichte ist mit Abstand die längste und setzt sich mit einer alternativen Realität auseinander, in der Zeitreisen möglich sind und ein junger Mann so das Leben von George Lucas, dem berühmten Erfinder der Star Wars Reihe, durcheinanderbringt. Eine witzige Idee, die wunderbar funktioniert, so wie Wells sie umsetzt.
Insgesamt sind alle Geschichten nicht nur sprachlich einfach großartig geschrieben, sie fließen dahin und ziehen einen als Leser schon von der ersten Zeile an mit. Auch die Situationen und Handlungsstränge, die der Autor beschreibt, sind mit so viel Kreativität und Witz umgesetzt, dass man als Leser einfach begeistert ist. Doch auch für die kleinen alltäglichen Situationen hat Wells einen ganz besonders Blick. Er schafft es, kleinen Momenten eine ganz große Bühne zu geben und auf den ersten Blick unscheinbaren Personen in den Fokus zu rücken, wie beispielsweise der immer zurücksteckenden Hausfrau in der Erzählung „Die Fliege“.
Ich bin von Benedict Wells Erzählband „Die Wahrheit über das Lügen“ einfach nur begeistert, selten haben mich in einem Sammelband wirklich alle Geschichten so direkt berührt wie in diesem Fall. Der Autor ist ist nicht nur ein großartiger Schriftsteller, er ist auch ein Beobachter und Menschenkenner, wenn er so viele verschiedene Figuren so auf den Punkt gebracht darstellen kann. Ein geniales Buch, das man immer wieder lesen muss, weil die Geschichten auf ihre Art so inspirierend sind.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.09.2018
Expeditionen eines englischen Gentleman
Waugh, Evelyn

Expeditionen eines englischen Gentleman


gut

Evelyn Waugh reiste 1930 für die Times als Sonderkorrespondent nach Addis Abeba, um den Krönungsfeierlichkeiten von Haile Selassie beizuwohnen. In diesem Buch beschreibt er nicht nur die ausführlichen Feiern, sondern auch seine Reiseerfahrungen, die Menschen, auf die er traf und die Abenteuer, die er erlebte.
Der Autor hat einen etwas bissigen und noch sehr imperialistischen Blick auf die Welt. Auch wenn er sich aufgeschlossen gibt, wirkten die Geschichten auf mich beim Lesen doch sehr vom Gedanken der Kolonisierung geprägt, was aber schlicht der Entstehungszeit geschuldet ist und keine Kritik sein soll. Sein Blick auf die Menschen, die er trifft, ist kritisch und teilweise bitterböse, andere Male merkt man ihm die Zuneigung wieder an. Alles in allem sind seine Reisebeschreibungen unterhaltsam, an manchen Stellen hätte meiner Meinung nach eine Kürzung jedoch eindeutig gut getan. Er verliert sich teilweise in uninteressanten Details, während ich mir noch mehr Beschreibung von Land und Leuten gewünscht hätte als von dem nächsten langweiligen Treffen mit einem Zigarren rauchenden Briten.
Evelyn Waughs Reisebericht „Expeditionen eines englischen Gentleman“ ist zwar unterhaltsam und stellenweise recht amüsant geschrieben, mir war es aber etwas zu langatmig und ohne Tempo. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass diese Reise ihn häufig gelangweilt hat und dass er das auch mit seinen Beschreibungen transportiert. Mir hat der ihm zugeschriebene satirische Biss doch etwas gefehlt.

Bewertung vom 05.09.2018
Summer
Sabolo, Monica

Summer


gut

Monica Sabolo beschreibt diese Geschichte in einer sehr poetischen und bildhaften Sprache, Motive wie der See und das Wasser kommen immer wieder vor, wenn Benjamin sich an ihr Leben erinnert. In Rückblenden wird die Kindheit von Summer und Benjamin beschrieben, jedoch nicht immer chronologisch, alles springt und ist immer etwas schemenhaft und undeutlich. Was zunächst nach einer spannenden Suche nach der Wahrheit und den Erinnerungen von Benjamin beginnt, zerfasert leider im Verlauf der Geschichte. Die Autorin schafft es nicht, den Spannungsbogen beizubehalten und durch Wiederholungen und unscharfe Beschreibungen habe ich irgendwann das Interesse an der Geschichte verloren. Obwohl Benjamin wirklich schwere Dinge durchmachen musste, habe ich es nicht geschafft, als Leser irgendeine emotionale Bindung zu ihm aufzubauen. Die Geschichte konnte mich so nicht mitreißen, zudem habe ich die Auflösung als flach und zu simpel empfunden. Es wird zwar deutlich, auf was Sabolo abzielte, die oberflächliche Familie, ohne wirkliche Liebe, ohne Zusammenhalt, die den Schein nach dem Verlust der Tochter weiter versucht aufrecht zu erhalten. Doch all das hat mich als Leser nicht bewegen können.
Ich war leider etwas enttäuscht von Monica Sabolos Roman „Summer“, ich fand die Handlung stellenweise zusammenhangslos und konnte zu den Figuren keine Beziehung aufbauen. So hat mich das Buch leider nicht wirklich berührt und mit mitgenommen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.