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Bookflower173

Bewertungen

Insgesamt 107 Bewertungen
Bewertung vom 19.12.2020
Annette, ein Heldinnenepos
Weber, Anne

Annette, ein Heldinnenepos


ausgezeichnet

Ein modernes Epos

Anne Beaumanoir, auch Annette genannt, ist vielen unbekannt, obwohl sie von Klein auf einen Sinn für Ungerechtigkeit und den Drang zu widerstehen hatte. Aufgewachsen in einer liebevollen Familie entwickelt sie sich zu einer jungen Frau, in deren Leben die Resistance schon sehr früh im Zentrum stand, ja sogar ihre Lebensaufgabe zu sein schien. Sie setzt sich für Gerechtigkeit und Gleichheit für alle Menschen ein. Doch als sie sich auf der Seite der algerischen Unabhängigkeitsbewegung engagiert und zu 10 Jahren Haft verurteil wird, fragt sie sich allmählich, ob das alles, was sie bisher getan hat, richtig war. Was musste sie alles dafür aufgeben, welche Konsequenzen hat ihr Handeln nach sich gezogen?

Meinung:

Der Roman ist in Form eines Epos und somit auch im Versmaß und in Reimform geschrieben. Christina Puciata ist es wunderbar gelungen, dieses Versmaß beim Lesen zu berücksichtigen, sodass das Hörbuch ein wunderbares Hörerlebnis ist. Sie hat mit ihrer sanften Stimme der Geschichte eine schöne Melodie und einen Rhythmik verliehen, die einem Epos würdig ist. Dabei liest sie in einer angenehmen Geschwindigkeit, was bei dem hier vorliegenden anspruchsvollen Schreibstil und den vielen französischen Begriffen sehr hilfreich ist.

Anne Weber hat in ihren Roman viele Gemeinsamkeiten zu Homers Epos Odyssee eingeflochten, indem sie unter anderem Annette mit dem Helden Odysseus vergleicht. Auch waren hier Annettes Familienmitglieder, wie beispielsweise ihre liebvolle Großmutter, die unterstützenden Götter.

Die Eposform ist außerdem sehr treffend gewählt, da wir hier einen modernen Helden haben, genauer gesagt eine junge Heldin, die schon immer aktiv werden wollte, widerstehen und für Gutes kämpfen wollte. Auch vielen Nebenfiguren, die heldenhaft gehandelt haben, werden in diesem Roman ein Denkmal gesetzt.

Man lernt viel über die Geschichte Frankreichs, vor allem über Politisches und Konflikte. Wie sah die Lage in Frankreich während des zweiten Weltkrieges aus? Was passierte dort mit den Juden? Wie ist mit den Algeriern umgegangen worden? Welche Parteien und Widerstandsgruppen waren im Einsatz?

Doch auch die Beschreibung der Gefühls- und Gedankenwelt von Annette kommt nicht zu kurz. Einfühlsam und wunderschön beschrieben werden uns ihre Zweifel, Überlegungen und Intentionen nähergebracht, die auch durch Überlegungen verschiedener Philosophen wie Camus oder Sartre gestützt oder von anderen Perspektiven betrachtet werden. Dadurch entsteht oft eine nachdenkliche und ruhige Atmosphäre, die auch mich sehr nachdenklich gestimmt hat. Die Sprache ist sehr poetisch und bildhaft, sodass mit schönen Metaphern ausdrucksstarke Bilder erzeugt werden.

Anne Weber wirft zudem viele Fragen in den Raum, die auch auf die heutige Zeit übertragbar sind. Was ist, wenn man sich selbst verliert, wenn man nicht weiß, ob man gerade das Richtige tut? Was muss man bereit sein, für sein Ziel aufzugeben? Welcher Traum überwiegt? Der Traum vom guten Leben oder vom guten Land? Der Erzähler wendet sich nicht nur direkt an das Publikum, um Fragen zu stellen, sondern auch, um die Geschichte humorvoll zu kommentieren, was gut zur Gattung Epos passt. Sprünge in die heutige Zeit sind auch geschickt eingebaut worden.

Denn Annette stellt sich genau diese Fragen, die sich doch so vielen Gefahren ausgeliefert hat und trotzdem nicht als Kämpferin gesehen wird. Man darf sich auch selbst fragen, wann man heutzutage als HeldIn gesehen werden kann? Was zeichnet eine Heldin, einen Helden aus?

Fazit:

Anne Webers Roman als Hörbuch zu hören, ist ein wunderbares Hörvergnügen, da die Melodie des Epos dadurch deutlich wahrzunehmen ist. Man lernt eine mutige junge Heldin kennen, die ihr Lebensziel im Auge behält, aber auch an ihren Taten zweifelt und sich Vorwürfe macht. Die Geschichte Frankreichs wird einem nähergebracht und verständlich erklärt. Ein sehr gelungenes und modernes Heldinnenepos!

Bewertung vom 14.12.2020
Wo du nicht bist
Gebert, Anke

Wo du nicht bist


ausgezeichnet

Eine einzigartige Liebe

Berlin 1929. Irma Weckmüller arbeitet im KaDeWe als Verkäuferin, als sie eines Tages zufällig ihre große Liebe trifft, den Arzt Erich Bragenheim, den sie eigentlich für ihre Schwester Irma brauchte. Die verantwortungsvolle Irma kann dem höflichen und charmanten Arzt nicht widerstehen. Zwischen ihnen entwickelt sich eine tiefe und starke Liebe, die von niemandem hätte zerstört werden können. Doch Erich ist ein Jude. Und die Nazis lassen es nicht zu, dass die beiden heiraten. Erich wird deportiert und erleidet Schlimmes. Er überlebt es nicht. Irma will ihn aber nach seinem Tod noch heiraten und tut alles dafür, weil er ihre große Liebe war.

Meinung:
Diese tiefe und innige Liebe hat mich von Anfang an gefesselt. Denn schon zu Beginn wissen wir, dass Erich stirbt und Irma allein vor dem Altar stehen wird.
Die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet worden. Ich kann verstehen, warum Irma sich in Erich verliebt hat. Er ist höflich und charmant. Auch Irma ist mir ans Herz gewachsen. Sie ist verantwortungsvoll und kümmert sich rührend um ihre Schwester Irma. Es ist einfach bemerkenswert, welch eisernen Willen sie hat und wie sie alles für ihren letzten Wunsch tut.

Die Figuren in diesem Roman erleben sehr viele schlimme Dinge, die mich wirklich schockiert haben. Nicht nur einmal sind mir die Tränen gekommen.
Doch der Roman macht auch stark und zuversichtlich, dass es die eine wahre Liebe gibt und dass Liebe wichtig ist. Liebe gibt auch in schwierigen Zeiten Hoffnung.

Was mich besonders berührt, ist auch, dass die Geschichte auf einer wahren Begebenheit ruht. Dieses Liebespaar und ihre tragische Geschichte hat es tatsächlich gegeben. Zumindest ist es wahr, dass Irma alles dafür getan hat, dass sie Erich auch nach seinem Tod noch heiraten kann.

Sehr schön finde ich auch, dass im Anhang auch ihre echten Briefe, Bilder und Zeugnisse zu finden sind, was den Roman auf eine ganz besondere emotionale Ebene hebt.

Das einzige, worin ich mir unsicher bin, ist, ob es so gut ist, dass wir den Ausgang der Geschichte schon am Anfang wissen. Das nimmt die Spannung im Verlauf ein wenig weg, was ich etwas schade finde. Aber darüber kann man auch hinwegsehen, weil der Roman emotional schon sehr fesselnd ist.

Fazit:
Der Roman ist einzigartig und außergewöhnlich. Ich habe nie zuvor so einen besonderen Liebesroman gelesen, der auch noch auf wahren Begebenheiten beruht. Die Geschichte hat mich emotional völlig gefesselt und sie zeigt, wie wichtig die Liebe gerade in hoffnungslosen Zeiten ist.

Bewertung vom 18.11.2020
Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück
Bernstein, Lilly

Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück


ausgezeichnet

Unter die Haut gehend!

Von Juli 1941 bis Januar 1948 begleiten wir Anna und ihre Tante Marie, die im Krieg von Kälte und Hunger bedroht sind und versuchen, irgendwie zu überleben. Eben waren sie noch einigermaßen glücklich. Anna lebte bei ihrer Tante Marie und Onkel Matthias zusammen, welche eine Bäckerei führten.
Doch "die Zeit der Liebe, des Glücks und der Hoffnung, das spürte sie tief in ihrem Innern, war vorbei." (S.65), als Onkel Matthias eingezogen und die Bäckerei bei Luftangriffen zerstört wird.

Meinung:
Abwechselnd erfahren wir die Geschichte aus der Perspektive von Anna und Marie. Ich hatte das Gefühl, selbst in dieser Zeit zu sein und die beiden zu begleiten. Es ist unglaublich, wie Lilly Bernstein die Emotionen und Gedanken der Protagonisten einfängt. So ist mir ihr Schicksal sehr nahe gegangen und hat mich ziemlich bedrückt und berührt. Die Beschreibungen sind sehr detailliert, sei es der Duft der frisch gebackenen Brote oder die Ängste und Sorgen der Menschen. Der Schreibstil ist sehr flüssig, sodass sich das Buch schnell lesen lässt.
Man bekommt einen genauen Eindruck davon, welche Ängste die Menschen damals hatten und welch tragische Schicksäler die Menschen erfahren hatten. Außerdem erfährt man als Leser, wie es gewesen ist, als kleines Kind den Krieg mitzuerleben und in dieser Zeit aufzuwachsen.

Fazit:
Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt und mich unglaublich berührt. Das Schicksal der Protagonisten ist bedrückend und traurig. Durch den flüssigen Schreibstil und den detaillierten Beschreibungen kommen die Emotionen und Gedanken sehr gut rüber!

Bewertung vom 28.10.2020
Ada
Berkel, Christian

Ada


gut

Heranwachsen in der Nachkriegszeit
Es geht um das junge Mädchen Ada, welches 1945 in Leipzig geboren wurde und dann mit ihrer Mutter Sala nach Argentinien flüchtet. 1954 kehren beide dann nach Berlin zurück. Sala macht sich auf die Suche nach Otto, dem angeblichen Vater von Ada. Ada trifft Otto, aber auch Hannes, der auch eine Verbindung zu ihrer Mutter zu haben scheint. Diese wird ihr zunächst aber verschwiegen. Sala, Otto und Ada sind nun eine Familie, doch das Familienleben hat sich Ada ganz anders vorgestellt. Sie fühlt sich von ihren Eltern ungeliebt. Ihre Fragen bezüglich ihrer eigenen Identität und der Vergangenheit ihrer Eltern werden ihr nicht beantwortet. Ada löst sich immer mehr von ihrer Familie, macht ihre eigenen Erfahrungen und versucht mehr über ihre Identität zu erfahren.

Meinung:
Von diesem Roman habe ich etwas anderes erwartet. Im Vordergrund geht es darum, wie es ist, in der Nachkriegszeit heranzuwachsen. Adas Heranwachsen wird in historische Ereignisse eingebettet. Ein zentraler Punkt ist die scheiternde Kommunikation zwischen Ada und ihren Eltern, die über ihre Vergangenheit schweigen und somit Adas Identität verschleiern.
Trotz dieser schweren Thematik konnte ich keine Nähe zu der Protagonistin aufbauen. Zudem fand ich viele Themen nur kurz und oberflächlich angerissen. Besonders die erste Hälfte des Romans war sehr langatmig. Die zweite Hälfte war interessanter und behandelte viele Themen gefühlt im Schnelldurchlauf.

Der Schreibstil hat mir gefallen, da er sehr poetisch und flüssig ist. Die Gedanken und Gefühle von Ada werden sehr genau beschrieben. Man merkt, wie sehr sie unter der Einsamkeit und dem Schweigen der Eltern leidet.

Ich habe "Der Apfelbaum" von Christian Berkel nicht gelesen, obwohl es dort um die Geschichte von Sala und Otto geht. Ich finde, dass man den Vorgänger auch nicht lesen muss, um diesen Roman zu verstehen. Aber vielleicht, hätte es das Verständnis und Leseerlebnis doch irgendwie beeinflusst.

Fazit:
Es ist ein interessanter Roman über ein junges Mädchen, welches es nicht leicht hat, in der Nachkriegszeit aufzuwachsen. Wir beobachten ihre Entwicklung inmitten historischer Ereignisse und der Leere durch das Schweigen. Für mich war es aber an einigen Stellen zu langatmig und an anderen Stellen zu oberflächlich.

Bewertung vom 13.10.2020
Scheunenkinder / Fräulein Gold Bd.2 (MP3-Download)
Stern, Anne

Scheunenkinder / Fräulein Gold Bd.2 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Eine gelungene Fortsetzung von Huldas Abenteuern!

In dem zweiten Teil der Trilogie begleiten wir wieder die Hebamme Hulda Gold in den 1920er Jahren in Berlin. Dieses Mal hilft sie einer jüdischen Familie, die im Scheunenviertel lebt, wo damals in Berlin viele arme Juden gelebt haben. Doch dann verschwindet das Neugeborene und Hulda macht sich auf die Suche nach ihm, um der jüdischen Familie zu helfen. Parallel dazu ermittelt auch Kommissar Karl North in einem ähnlichen Fall.

Meinung:
Ich habe mich sehr auf die Fortsetzung der Trilogie gefreut, nachdem mich der erste Teil völlig begeistert hat. Und ich wurde nicht enttäuscht. Wir begleiten Hulda wieder bei einem neuen und spannenden Fall, bei der wir auch viele neue Figuren kennenlernen, die frischen Wind in die Geschichte bringen. Daneben sind aber auch noch Figuren aus dem ersten Teil dabei, die liebevoll ausgestaltet sind und eine wichtige Rolle in Huldas Leben spielen. Als Leser freut man sich besonders, diese Figuren wieder dabei zu haben. Dadurch werden die beiden Teile miteinander verknüpft und wir dürfen auch endlich mehr über die Beziehung zwischen Hulda und dem Kommissar Karl North erfahren. Jedoch kann man dem zweiten Teil auch sehr gut folgen, ohne den ersten Teil gehört zu haben, da die wichtigsten Dinge noch einmal wiederholt werden.

Anna Thalbach sorgt wieder für ein unvergessliches Hörerlebnis. Sie verleiht den Charakteren ihre ganz persönliche Note, in dem sie mit verschiedenen Stimmfarben die Eigenschaften und Gefühle der einzelnen Figuren sehr gut rüberbringt. Ihre Stimme ist sehr angenehm und somit auch leicht zu folgen. Auch den Berliner Dialekt hat sie perfekt drauf, sodass es riesigen Spaß macht, ihr beim Lesen zuzuhören.

Die Berliner Atmosphäre in den 20er Jahren wurde wieder sehr gut eingefangen. Es werden wichtige, unter anderem auch politische, Themen behandelt wie die Hyperinflation oder der schon damals bestehende Judenhass. Anne Stern hat die Atmosphäre sehr detailliert und wahrheitsgetreu beschrieben, sodass man sich als Hörer/Leser sehr gut in die Geschichte hineinversetzen kann. Hulda Gold erlebt nämlich auch im zweiten Teil durch ihren Beruf täglich Licht und Schatten in ihrem Leben und in dem der schwangeren Frauen.

Fazit:
Ich bin wirklich froh, auch den zweiten Teil als Hörbuch gehört zu haben. Die Mischung aus alten und neuen Charakteren ist super gelungen, sodass man in diesem Teil Vertrautes und neue Spannung erwarten kann. Anne Sterns wunderschöner Schreibstil und Anna Thalbachs Art, die Figuren und die Atmosphäre lebendig zu machen, sorgen wieder für ein unvergessliches Hörerlebnis. Deshalb freue ich mich auf den dritten Teil und kann das Hörbuch wärmstens weiterempfehlen!

Bewertung vom 26.09.2020
Die verschwindende Hälfte
Bennett, Brit

Die verschwindende Hälfte


ausgezeichnet

Wo gehöre ich hin?

In Mallard wachsen die Zwillinge Stella und Desiree auf. Dort scheint es das Ziel zu sein, von Generation zu Generation hellhäutiger zu werden. Da die Zwillinge in Mallard keine Zukunft für sich sehen, flüchten sie nach New Orleans, wo sich ihre Wege dann trennen. Stella tauch in die Welt der weißen Amerikaner ein und versucht, ihre Herkunft und ihre wahre Identität zu verbergen. Desiree hingegen heiratet einen dunkelhäutigen Mann und kehrt Jahre später mit ihrer dunkelhäutigen Tochter nach Mallard zurück und möchte nun ihre Schwester wiederfinden.

Meinung:
Brit Bennett hat einen sehr berührenden Roman geschrieben, welcher wichtige Themen wie Rassismus und Identität behandelt. Die Charaktere werden wunderbar ausgestaltet. Die Geschichte hat viele spannende und überraschende Wendungen. Gerade die Trennung der Zwillinge und ihre ganz unterschiedlichen Wünsche nach einem neuen Leben werden sehr emotional beschrieben und man darf als Leser an diesen Wegen und an der Suche nach der wahren eigenen Identität teilhaben.

Fazit:
Das Buch ist sehr packend und emotional. Auf eine moderne Weise behandelt Bennett in diesem Roman wichtige Themen, die schon lange Probleme in unserer Gesellschaft sind.

Bewertung vom 21.09.2020
Bis wir uns wiedersehen
Bailey, Catherine

Bis wir uns wiedersehen


ausgezeichnet

Sehr gut recherchiert und berührend!

Catherine Bailey erzählt hier die Geschichte und das tragische Schicksal von Fey von Hassell, der Tochter des Diplomaten Ulrich von Hassell. Ihr Ehemann wird hingerichtet, da er am 20. Juli 1944 am Stauffenberg-Attentat teilgenommen hat. Darauf hin werden auch noch ihre beiden Söhne von der deutschen Regierung entführt und Fey weiß nicht, wo sie sind und was mit ihnen passiert ist. Zusammen mit anderen Familienangehörigen der Attentäter des 20. Juli macht sie sich auf die Suche und wird durch verschiedene Konzentrationslager im Deutschen Reich geschleust.

Meinung:
Das Buch ist sehr emotional und eine erdrückende Lektüre. Dieses Familienschicksal lässt einen nicht kalt. Es ist bemerkenswert, wie gut Bailey recherchiert hat. Auf den Seiten wird man mit Fußnoten zu den jeweiligen Quellen der Informationen im Anhang geführt. Außerdem helfen die eingefügten Bilder und Karten für ein besseres Verständnis und bauen eine Nähe zu der Familie auf. Es handelt sich um eine unglaublich spannende Geschichte und ich bin wirklich dankbar, dass ich das Schicksal von Fey von Hassel kennenlernen durfte. Ich konnte mit dem Lesen dieses Buches nicht aufhören, was bei einem historischen Roman nicht immer der Fall ist.

Fazit:
Obwohl es sich hier um einen historischen Roman handelt, ist er unglaublich spannend und emotional, dass man ihn nicht weglegen kann. Die gute Recherche und enge Zusammenarbeit mit der Familie von Fey von Hassel ist lobenswert!
Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.09.2020
Kalmann
Schmidt, Joachim B.

Kalmann


ausgezeichnet

Kein Grund zur Sorge

Inhalt:
Kalmann, der selbsternannte Sheriff von Raufarhöfn, führt ein ganz beschauliches Leben als Haifischfänger. Bis er in den Vermisstenfall vom Quotenkönig Robert McKenzie verwickelt wird. Plötzlich wird sein ruhiger und friedlicher Alltag auf den Kopf gestellt und auch ihm wird mit der Zeit bewusst, dass sein Leben nicht mehr so sein wird, wie es einmal war.

Meinung:
Kalmann hat einen sehr außergewöhnlichen Charakter und eine interessante sowie leichte Denkweise, die sehr erfrischend ist und den Leser oft zum schmunzeln bringt. Zwischen kindlicher Naivität und Weisheit ist bei Kalmann alles dabei. Er geht mit einer erstaunlichen Leichtigkeit und Ruhe durchs Leben, wie auch sein Motto "Kein Grund zur Sorge" bestätigt.
Diese Ruhe spiegelt sich auch in der Natur Islands wider. Gerade die Tier- und Naturbeschreibungen in dem Roman haben mich sehr fasziniert und sie haben es geschafft, diese Ruhe auch auf mich während des Lesens zu übertragen.
Auf dem Meer fühlt Kalmann sich zu Hause, da er dort auch sehr viel Zeit mit seinem Großvater verbracht hatte, der ihn immer unterstützt und ihm vieles beigebracht hat. Der Großvater und viele andere Charaktere sind sehr liebevoll, kümmern sich rührend um Kalmann und akzeptieren ihn so, wie er ist.
Nebenbei erfährt man auch sehr viel über die Lage der Fischfangdörfer in Island, sodass ich auch sehr viel Neues und Interessantes erfahren durfte.
Zum Ende hin wurde es dann richtig spannend und der Autor hat es wirklich geschafft, den Leser miträtseln zu lassen und manchmal auch auf eine falsche Fährte zu locken.

Fazit:
Trotz der ruhigen Atmosphäre Islands gab es sehr viele spannende Wendungen und Momente in dem Roman. Man rätselt ständig mit und wird auch manchmal getäuscht. Vor allem das Ende war sehr überraschend und voller Spannung. Außerdem ist der Protagonist so herzlich und erfrischend anders, dass das Buch super unterhaltsam und daher auch sehr lesenswert ist!

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.09.2020
Die Wahnsinnige
Hennig von Lange, Alexa

Die Wahnsinnige


gut

Wahnsinnig wegen menschlicher Wünsche und Sehnsüchte?

Es geht um Johanna von Kastilien, die wir zwischen 1503 und 1506 in ihrem Leben und ihrer Entwicklung begleiten dürfen. Nach dem Tod ihrer Mutter Isabella soll sie ihr Reich übernehmen und Königin von Kastilien, Leon, Aragon und der "westindischen Inseln und des Festlandes am Ozean" werden. Johanna verweilt mit ihrem Ehemann Philipp dem Schönen, Erzherzog von Burgund, in Flandern, bis sie ihr rechtmäßiges Erbe antreten können. Doch ihre dynastische Heirat hatte nur zum Ziel, dass Philipp sich nicht mit Frankreich verbündete.
Dennoch hatten beide Gefühle füreinander und liebten sich zu Beginn sehr. Philipp ist aber sehr untreu und betrügt Johanna immer wieder, wobei er gar nicht versteht, dass er Johanna damit verletzt.
Johanna wünscht sich einfach nur von den Menschen, besonders von Philipp und ihrer Mutter, verstanden und nicht als wahnsinnig abgestempelt zu werden. Doch sie merkt mit der Zeit, dass sie die Welt nicht verändern kann, sondern nur sich selbst.

Meinung:
Der Schreibstil ist sehr schön. Es wird eine mittelalterliche Atmosphäre geschaffen und man lernt eine unbekannte, aber interessante historische Persönlichkeit kennen.
Johannas Wahnsinn macht sich mehrmals bemerkbar, wobei ich ihre Tobsuchtsanfälle manchmal verstehen konnte und manchmal zu heftig fand. Es ist kein Wunder, dass sie wahnsinnig geworden ist, wenn sie sich nicht verstanden gefühlt hatte, obwohl es um ganz menschliche Gefühle und Wünsche ging.
Daher will sie zukünftig als Königin die Welt verändern, für Freiheit und Gleichberechtigung sorgen, die Machtverhältnisse zwischen Frau und Mann ändern.
Die Handlung bleibt dadurch dann aber leider stehen. Immer wieder merkt Johanna, dass sie weiterhin von Menschen enttäuscht wird und sie die Welt nicht verändern kann. Daher versucht sie sich selbst zu ändern, die Zustände so zu akzeptieren, wie sie sind, und ihren Wahnsinn Ruhe zu verwandeln.
Dieser Wechsel zwischen Ruhe und Wahnsinn, zwischen Vertrauen und erneuten Enttäuschungen stand im Mittelpunkt des Romans, sodass meiner Meinung nach zu wenige und immer die selben Aspekte von Johannas Wesen behandelt wurden.
Außerdem sind nur die Eckdaten historisch, sodass der Roman mit der Entwicklung von Johanna eher modern und philosophisch ist.
Des weiteren sollte man auch selbst ein wenig über Johanna recherchieren, um sich ein besseres Bild von ihr zu verschaffen und alle Ereignisse und Folgen im Roman zu verstehen.

Fazit:
Ich fand den Roman sehr angenehm, da ich eine neue Persönlichkeit kennenlernen durfte. Es zeigt, wie schwer es ist, sich selbst zu entfalten, wenn die Welt dies nicht zulässt und einen in der eigenen Persönlichkeitsentwicklung einschränkt. Daher ist der Roman eher zum Nachdenken anregend als eine historische völlig wahrheitsgetreue Biographie von Johanna von Kastilien. Die Handlung schafft es leider nicht, eine Spannung aufzubauen und greift oft sich wiederholende Aspekte auf.

Bewertung vom 30.08.2020
Was uns verbindet
Gowda, Shilpi Somaya

Was uns verbindet


gut

Ein tragisches Familienschicksal und ein Thema, aus dem man mehr hätte machen können

Inhalt:
Keith und Jaya haben sich mit ihren Kindern Karina und Prem ein tolles gemeinsames Leben aufgebaut. Dieses bricht plötzlich zusammen, als der achtjährige Prem zu Hause im Pool ertrinkt. Karina gibt vor allem sich selber die Schul an dem Tod ihres kleinen Bruders, weil sie als Einzige mit ihm zu Hause gewesen war und nicht auf ihn aufgepasst hatte. Keith und Jaya verändern sich immer mehr, bis sie sich trennen, weil sie keine gemeinsam Zukunft mehr für sich sehen. Die Familienmitglieder entfernen sich immer weiter voneinander. Doch sie findet sich wieder.

Meinung:
Das Buch behandelt ein sehr emotionales und wichtiges Thema. Das Familienschicksal ist sehr tragisch. Dennoch konnte das Buch die Emotionen meiner Meinung nach nicht gut rüberbringen. Ich konnte keine Nähe zu den Protagonisten aufbauen und ihre Entwicklung wurde zu oberflächlich beschrieben. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die innere Gefühlslage der einzelnen Figuren häufiger und tiefgründiger geschildert wird. Außerdem fand ich es ein wenig überraschend und nicht so ganz verständlich, wie die Familienmitglieder nur wenige Monate nach dem Verlust von Prem so schnell in ihren normalen Alltag zurückkehren konnten.
Nach dem Tod von Prem erfahren wir aus den Perspektiven der Familienmitglieder, wie ihr Leben danach verläuft. Alle drei entfernen sich immer weiter voneinander und der Mittelteil zieht sich ganz schön, weil man die Figuren wie bereits genannt hauptsächlich oberflächlich begleitet. Zwischendurch wird die Geschichte auch aus der Perspektive von Prem erzählt, der über der Familie wacht und ihr Verhalten reflektiert. Diese Abschnitte haben mich sehr berührt. Auch Karinas Perspektive ging häufiger in die Tiefe und ich konnte relativ gut mit ihr mitfühlen. Keith und Jaya blieben mir aber relativ fremd.
Das Ende war sehr überraschend und das sich Wiederfinden der Familie lief am Ende sehr schnell ab, was ich schade fand.

Fazit:
Ich finde die Thematik sehr gut, aber das Buch war mir nicht tiefgründig genug. Dennoch fand ich das Buch nicht schlecht und es hat mich trotzdem berührt.