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Insgesamt 155 Bewertungen
Bewertung vom 28.08.2022
Dian Fossey - Die Forscherin / Mutige Frauen, die Geschichte schrieben Bd.1
Leonard, Susanna

Dian Fossey - Die Forscherin / Mutige Frauen, die Geschichte schrieben Bd.1


ausgezeichnet

Eine berührende Romanbiographie, die ein authentisch wirkendes Bild von Dian Fossey zeichnet
Susanna Leonard hat ihr Buch über Dian Fossey mithilfe von Zeitsprüngen und eines häufig stattfindenden Perspektivwechsels enorm spannend gestaltet, so dass ich die Lebensgeschichte der Forscherin gebannt und fasziniert verfolgt habe. Die Rückblicke in die traurige Kindheit von Frau Dr. Fossey ließen mich auch annähernd nachvollziehen, warum aus dem sich nach Liebe sehnenden Mädchen eine Frau wurde, die sich immer wieder von Neuem für die Einsamkeit und Abgeschiedenheit entschied. Ihren inneren Halt fand sie vermutlich erst in ihrem tiefen Verbundeinheitsgefühl zu den Berggorillas. Wer selbst in jungen Jahren so viel Ungerechtigkeit und Missbrauch erlebt, fühlt sich vielleicht dazu berufen, andere hilflose Geschöpfe zu schützen, die ebenfalls keine Stimme haben oder nicht gehört werden? Mir gefällt an dem flüssig erzählten Buch insbesondere, dass Dian Fossey’s vielschichtige Persönlichkeit detailliert beschrieben und auch ihre schwierigen Charakterzüge dargestellt werden. Außerdem habe ich sehr viel Neues über das Leben der Tierschützerin erfahren - waren mir zuvor doch lediglich wenige Fakten über den Werdegang von Frau Dr. Fossey bekannt. Und obwohl ich bereits schon vor dem Lesen wusste, dass das Leben der Forscherin auf eine brutale Weise sein Ende fand, verfiel ich am Ende des Buches in eine Art kurzweiligen Trauerzustand. Mein Mann musste schmunzeln, denn ich habe meine Tränen nicht zurückhalten können, so sehr habe ich mit der Forscherin während des Lesens mitgefiebert und an ihren Herausforderungen, Glückserlebnissen und Schicksalsschlägen teilgenommen.

Die Autorin schreibt zum Schluss sehr treffend, warum wir uns den Verlust solch’ engagierter Tierschützer nicht leisten können. Und doch hat beispielsweise Jane Goodall einen Weg gewählt, der den Schimpansen half, in dem zuvor den vor Ort lebenden Menschen der Weg aus ihrer Armut aufgezeigt wurde. Doch Jane Goodall’s Lebensgeschichte ist auch eine andere und wenn man verstehen möchte, wie Dian Fossey zu dem Menschen wurde, der Hass und Liebe in seinem Herzen zu annähernd gleichgroßen Teilen beherbergte, dem sei diese grandios erzählte Romanbiographie wärmstens empfohlen.

Bewertung vom 10.08.2022
Good Karma
Raihmann, Simone;Raihmann, Adi

Good Karma


ausgezeichnet

Ein Karma-Planer als abwechslungsreicher und nützlicher Wegweiser
Schon seit längerer Zeit suche ich nach leicht umsetzbaren Strategien, durch die ich in das eigene alltäglichen Handeln mehr Freundlichkeit und Entgegenkommen integrieren kann. Oftmals lebt man in einem Autopilot-Modus und bemerkt erst im Nachhinein, wie man sich anderen Menschen gegenüber sozialer und hilfreicher hätte verhalten können. Dazu zählen bereits kleine Gesten, die wenig Mühe bereiten und dennoch eine große Wirkung entfalten können. Zudem ist ein nachhaltig ausgerichteter Lebensstil ohnehin das Gebot der Stunde – für diesen findet man hier auch viele wertvolle Tipps. Mittlerweile habe ich mir das gut durchdachte und hübsch aufbereitete Buch „Good Karma“ ein paar Tage lang angeschaut bzw. immer wieder darin geblättert und kann für mich sagen: Diese abwechslungsreiche Zusammenfassung von kleinen Ritualen, positiven Handlungsmöglichkeiten und Rezepten motiviert dazu, die Ratschläge und Tipps auszuprobieren. Die Auswahl an Möglichkeiten ist so groß, dass man mindestens einige Monate für deren Umsetzung brauchen wird. Während dieser Zeit wird die eigene Wahrnehmung hoffentlich darin geschult, den Autopilot-Modus regelmäßig abzuschalten. Der Karma-Planer ist ein nützlicher Wegweiser für Menschen, die den kleinen Unterschied und die Welt zu einem freundlicheren, lebenswerten Ort (aus)machen möchten.

Bewertung vom 06.08.2022
A Psalm of Storms and Silence. Die Magie von Solstasia / Das Reich von Sonande Bd.2
Brown, Roseanne A.

A Psalm of Storms and Silence. Die Magie von Solstasia / Das Reich von Sonande Bd.2


ausgezeichnet

Bildstarke, meisterhaft verflochtene Fortsetzung!
Dem zweiten Teil der Dilogie über die Geschehnisse in Sonande habe ich mit großen Erwartungen entgegengefiebert. Bereits im ersten Band erweckte der märchenhafte, bildstarke Schreibstil von Roseanne A. Brown die Erlebnisse von Malik und Karina so lebendig vor meinem inneren Auge, dass ich das Buch nur unter Protest aus der Hand legen konnte. Und letztlich endete der erste Band an einer sehr treffend gewählten Stelle und ließ viele Fragen und auch Hoffnungen zurück. Deshalb war ich neugierig, wie Karina und Malik die bevorstehenden Herausforderungen meistern und ich wollte unbedingt erfahren, ob Zufälle (oder Götter) ihre Wege wieder zueinander führen würden.
„A Psalm of Storms ans Silence. Die Magie von Solstasia“ hat mich durch seine komplexen Erzähl- und Handlungsstrukturen - ebenso wie der Vorgängerband - von der ersten Seite an in den Lesesog hineingezogen. Nur äußerst wichtige Verpflichtungen besaßen die Macht, meine Lesereise innerhalb der grandios beschriebenen Welt von Sonande zu unterbrechen. Zudem ist es der Autorin gelungen, bei mir als Leserin für jede Figur aus der Geschichte ein gewisses Maß an Verständnis zu erzeugen – sei es für den Flussgott Idir oder für Farid. Zudem verfügen Karina sowie Malik über ein hohes Maß an Selbstreflexion und verleihen dem Gelesenen durch ihre inneren Dialoge Tiefe. Es geschieht viel Unerwartetes, scheinbar Hoffnungsloses und auch Brutales. Hier entfaltet die bildstarke Sprache noch stärker ihre Kopfkino-Wirkung. Vielleicht bin ich aber auch nur zu zart besaitet? Dennoch stärken diese dunklen Geschehnisse die Willenskraft und das Durchhaltevermögen von Karina und Malik. Ob die beiden letzten Endes tatsächlich zusammenfinden, möchte ich natürlich nicht verraten. Nur so viel: Für mich war die Verbindung zwischen Malik und Karina spürbar, echt und triftete glücklicherweise nicht in die Kitschrubrik ab.

Zusammenfassend handelt sich um eine erfrischend anders erzählte, fantastische Geschichte, die nicht auf klischeehafte, monotone oder zu erwartende Entwicklungen zurückgreift und dadurch bis zur letzten Seite ins Staunen versetzt. Insbesondere die unvergleichliche Sprachkunst der Autorin ist für mich einzigartig und hält so den Lesegenuss durchgehend auf einem hohen Niveau.

Bewertung vom 18.07.2022
Die karierten Mädchen / Heimkehr-Trilogie Bd.1
Hennig von Lange, Alexa

Die karierten Mädchen / Heimkehr-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Erschütternde Erinnerungen, die das Vergessen unmöglich machen
Eine nachdenklich und mitfühlend stimmende Lektüre bietet Alexa Hennig von Lange mit ihrem neuen Roman „Die karierten Mädchen“ an. Die Geschichte der Protagonistin Klara wurde von den erschütternden Lebenserinnerungen der Großmutter der Autorin inspiriert und verdeutlicht, wie Erlebnisse aus der Zeit des Nationalsozialismus nicht nur diejenige Person dauerhaft verändern, die sie tatsächlich erlebt hat, sondern auch zukünftige Familiengenerationen beeinflussen. Die Protagonistin Klara stellt sich mit 91 Jahren rückblickend ihren persönlichen Schuldfragen und hadert mit ihren damals getroffenen Entscheidungen, während sie ihre Erinnerungen auf Tonbandaufnahmen festhält. Alexa Hennig von Lange ist es durch ihren fesselnden Schreibstil meisterhaft gelungen, dass man als Leser tief in die ausweglos erscheinende Situation von Klara eintaucht. Insbesondere die regelmäßigen Zeitsprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zeichnen ein von Schuld geschwärztes Gefühlsportrait der Protagonistin und zeigen zugleich auf eine bedrückende Weise auf, dass für sie als einzelne Person nur wenige Handlungsalternativen bestanden haben. Im Hintergrund melden sich während des Lesens Fragen zu Wort: Wie hätte man sich selbst verhalten? Wiegen der Selbsterhaltungstrieb und die Sorge um die liebsten Menschen mehr als die erschreckende Vorstellung, zu einem weiteren Werkzeug faschistischer Mächte zu werden? Es handelt sich bei dem Roman um eine einfühlsam erzählte Geschichte, die aufrüttelt und an vielen Stellen moralische Fragen aufwirft. Zudem stärkt sie den Wunsch, dass die Vergangenheit ein Mahnmal für die Zukunft bleibt. Ich bin sehr gespannt darauf, wie sich das Leben von Klara und Gustav in dieser unsicheren, von Gewalt geprägten Zeit weiterentwickeln wird und ich erwarte deshalb mit großem Leseinteresse den zweiten Band der Reihe.

Bewertung vom 03.07.2022
Das Antiquariat der verlorenen Dinge
Mahr, Daphne

Das Antiquariat der verlorenen Dinge


ausgezeichnet

Zwischen Buchseiten wartet Magie auf ihre Entdeckung
Nach einem sehr geheimnisvoll anmutenden Anfang des Buches, der viele Fragen aufwirft, übernimmt die Erzählstimme von Clara Bernstein die Schilderung der Ereignisse. Durch ihre mitreißende Ich-Erzählperspektive bin ich in einen leichtgängigen Lesefluss eingetaucht, der Abenteuerfreude und Neugierde erweckte. Vor meinem inneren Auge entstanden detailreiche Bilder des alten Antiquariats sowie der versteckten Gänge und Passagen in Lyon (Traboules) oder auch von Yvettes Wohnhaus, das auf mich - aufgrund seiner besonderen Bauweise - durchaus unheimlich wirkte. Glücklicherweise bestätigte sich meine anfängliche Vermutung, dass auch romantisches Herzklopfen zwischen den Seiten zu hören sein würde. „Das Antiquariat der verlorenen Dinge“ bietet kurz gesagt all‘ die rätselhaften Zutaten, die ein Fantasy-Buch zu einem einnehmenden Leseabenteuer werden lassen. Und Daphne Mahr gelingt es, ihre Protagonisten durch wohlgewählte Beschreibungen und Charakterzüge zum Leben zu erwecken. Mit jedem weiteren Kapitel werden noch mehr Fragen aufgeworfen und man möchte als Leser unbedingt herausfinden, welches Geheimnis vor Clara und ihrem Begleiter verborgen werden soll. Vermutlich hätte das Buch sogar sechs Sterne von mir erhalten müssen, wenn das Ende noch ein wenig mehr hinausgezögert worden wäre. Zu schade, denn ich habe die letzte Seite einfach zu schnell erreicht…: Fünf Sterne und damit die Höchstbewertung hat „Das Antiquariat der verlorenen Dinge“ aufgrund seines hohen Unterhaltungswertes verdient!

Bewertung vom 01.07.2022
Yadriel und Julian. Cemetery Boys
Thomas, Aiden

Yadriel und Julian. Cemetery Boys


ausgezeichnet

Fantastischer Debütroman, der Herzen zu beschwören vermag
Aiden Thomas hat mit „Yadriel und Julian. Cemetery Boys“ einen feinfühligen Debütroman geschrieben, der einerseits Einblicke in die Gefühlsfehlt eines jungen (Trans)Mannes namens Yadriel gewährt und zugleich eine hochspannende Fantasyebene beinhaltet, die in die traditionellen Feierlichkeiten des "Tag der Toten - Día de Muertos" eingebettet ist. Yadriel wurde in einem weiblichen Körper geboren, fühlt sich jedoch dem männlichen Geschlecht zugehörig. Er sehnt sich danach, dass sein Vater und seine Verwandtschaft seine selbstidentifizierte Geschlechtszugehörigkeit anerkennen und ihn die vererbte Fähigkeit zur Geisterbeschwörung ausüben lassen. Doch Yadriel wird das offizielle Anerkennungsritual nicht gewährt und so muss er seine erste Geisterbeschwörung im Geheimen umsetzen. Dabei beschwört er leider den falschen Geist: Julian, einen homosexuellen Mann, dessen extrovertierte Persönlichkeit eine starke Anziehungskraft auf den ruhigen Yadriel ausübt. Das fällt auch Yadriel’s Cousine Maritza auf, die mit ihrem ganz besonderen Humor viele Dialoge aufpeppt und dadurch zusätzlichen Schwung in das spannungsreiche Leseerlebnis bringt. Die drei Hauptcharaktere stellen sich anspruchsvollen Herausforderungen, sind als Ermittler in zwei „Todesfällen“ tätig und halten zusammen, als es am Tag der Toten darauf ankommt, Menschenleben zu retten. Bis zum Schluss habe ich nicht erahnen können, ob eine Zukunft für Yadriel und Julian vorgesehen ist. Am liebsten hätte ich einen kurzen Leseabstecher in eines der hinteren Kapitel unternommen, um endlich von dieser Neugier erlöst zu werden. Zum Glück habe ich durchgehalten und konnte mich so von der ungeahnten Handlungsentwicklung überraschen lassen. Da das Buch die soziale Transition und ihre gesellschaftlichen Hindernisse thematisiert, konnte ich durch die berührende Schreibweise des Autors bestmöglich nachvollziehen, welche emotionalen und gesellschaftlichen Herausforderungen transgender/transidente Personen in ihrem Alltag bewältigen müssen. Und alleine für diese niedrigschwellige Aufklärungsarbeit hat das Buch fünf Sterne verdient. Doch es handelt sich zugleich um ein toll umgesetztes Fantasyabenteuer, das atemlose und zugleich zartromantische Lesestunden garantiert: 5 Sterne für ein überzeugendes Erstlingswerk!!!!!

Bewertung vom 26.06.2022
Löffelweise Hoffnung
Smith, Caleb

Löffelweise Hoffnung


ausgezeichnet

Über die Theorie der offenen Herzen
Dieses von Caleb Smith warmherzig erzählte Buch lädt dazu ein, sein inspirierendes Konzept der "Theorie der offenen Herzen" lesend mitzuerleben. Durch den Kontakt zu seinem ersten Haustier, einem älteren Kaninchen namens Snickers, wird dem damals Achtjährigen bewusst, dass Kaninchen mitfühlende und trostspendende Freunde sein können. Wenig später entwickelt sich der Wunsch, unerwünschten Kaninchen eine neue Chance zu geben. Eine Chance, die ihnen zugleich die Möglichkeit eröffnet, das Leiden von Menschen mit "hugs, hope and hoppiness" zu lindern. "Wir verbinden die Liebe zu Tieren, die grundsätzlich viele Menschen teilen, mit dem ebenso natürlich angelegten Wunsch, anderen zu helfen. (...) Unsere Kaninchen holen jeden ein Stück weit aus der Dunkelheit und bewahren die Menschen davor, tiefer im Leid zu versinken." Mit diesen Worten beschreibt der junge Unternehmensgründer auf Seite 221 seine besondere Mission, bei der er von Familie, Freunden und auch von vielen weiteren hilfsbereiten Menschen unterstützt wird. Denn Caleb Smith hat bereits früh erkannt, welche Werte ihm in seinem Leben wichtig sind und wie er diesen bei der Umsetzung seines Traumes treubleibt - auch dann, wenn sich Hindernisse und Zweifel in den Weg stellen. Und bis er letztendlich Besitzer von Peacebunny Island und eines Hausbootes ist, muss er einige Herausforderungen meistern und auch in schwierigen Situationen selbstreflektierte Entscheidungen treffen.
Auf mich hat das Buch während des Lesens eine heilsame, beruhigende Wirkung gehabt. Insbesondere in der jetzigen Zeit tröstet der Gedanke, dass es Menschen wie Caleb Smith und seine Helfer gibt. Eine ungewöhnliche Lektüre über die beeindruckende Entwicklung eines jungen Mannes, der mit Verantwortungsgefühl, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft Kaninchen eine wichtige Aufgabe gibt und verzweifelten Menschen dadurch Ablenkung von ihrem Leiden ermöglicht. Ich empfehle das Buch - mitunter auch als Geschenk für Tierfreunde - uneingeschränkt weiter und wünsche ihm von Herzen ein großes Lesepublikum!

Bewertung vom 22.06.2022
Fräulein Stinnes und die Reise um die Welt
Jansen, Lina

Fräulein Stinnes und die Reise um die Welt


ausgezeichnet

Ein spannungsreiches Buch über eine mutige Weltreisende, die ihrer Zeit voraus war
Am liebsten lese ich Bücher über wahre, herausfordernde Begebenheiten oder über besondere Persönlichkeiten, die sich ihnen stellten. Lina Jansen, auch bekannt als Beate Maly, verbindet in ihrem Buch "Fräulein Stinnes und die Reise um die Welt", beide Interessenpunkte gekonnt. Von der ersten bis zur letzten Seite habe ich mich als Reisebegleitung auf sicherem Beobachtungsposten und zugleich mittendrin in den äußerst spannend geschilderten Erlebnissen von Frau Stinnes gefühlt. Von 1927 bis 1929 umrundete Clärenore Stinnes mit ihren Begleitern, auf überwiegend unwegsamen Reiserouten durch 23 Länder, als erster Mensch in einem Personenwagen die Welt. Eine Abenteuerreise unter extremen (Wetter)Bedingungen, die ohne den Mut und das Durchhaltevermögen von Frau Stinnes sicher schon früh beendet gewesen oder sogar niemals begonnen worden wäre. Denn so manche Hürden mussten bereits vor dem Reiseantritt überwunden werden, beispielsweise gesellschaftliche Rollenschemata und familiäre Erwartungen. Nur wenige Frauen hatten in der damaligen Zeit die Kraft und das Selbstvertrauen, ihren eigenen Weg zu gehen. Aus diesem Grund war die Weltumfahrende ihrer Zeit weit voraus und eine beeindruckende Persönlichkeit. Ich bin dankbar, dass ich durch das Buch Frau Stinnes und auch den mitreißenden Schreibstil der Autorin kennenlernen durfte, denn die lesenswerte Romanbiographie hat mir spannungsreiche Lesestunden geschenkt.

Bewertung vom 30.05.2022
Selbst.Zufrieden
Reed Turrell, Emma

Selbst.Zufrieden


ausgezeichnet

Selbstzufrieden dank Selbstverantwortung
Die britische Psychologin Emma Reed Turrell schreibt in freundlichen und zugleich deutlichen Worten, die einen wie aus einem Tiefschlaf zu erwecken vermögen. Mir war vor der Lektüre dieses hilfreichen Buches nicht ausreichend bewusst gewesen, wie tiefliegend die Ursachen für das "People Pleasing" angesiedelt sind und welche erlernten Verhaltensweisen dazu beitragen. In einigen vorgestellten Fällen aus der Therapiepraxis habe ich mich wiedererkannt. Denn viele meiner täglichen Verhaltensweisen und Reaktionen sind tatsächlich darauf ausgerichtet, die eigenen Unsicherheiten zu überspielen und eine positive Bestätigung meines Gegenübers zu erhalten. Das Buch "SELBST.Zufrieden" zeigt auf, wie es uns gelingt, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und wie wichtig es ist, die Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen, um aus den erlernten Pleasing-Konzepten auszusteigen. Denn nur wenn dies gelingt, ist eine vom Umfeld unabhängige Zufriedenheit möglich. Selbstzufriedenheit. Der Aufbau des Buches ist gut durchdacht, die Übergänge zwischen den Kapitelthemen sind fließend gestaltet und es wird auf jedes "Pleasing-Einsatzfeld" ausführlich eingegangen. Zum Beispiel Familie, Freundschaften, Beziehungen, Arbeitsplatz und sogar das Internet. Ein höchst interessantes Buch, das zur Selbstreflexion einlädt und manches Mal auch schmerzhaft ehrlich ist oder eine schonungslose Ehrlichkeit sich selbst gegenüber erfordert. Vielleicht ist man gar nicht so großzügig und hilfsbereit wie gedacht, sondern man sehnt sich nur nach der Anerkennung und Dankbarkeit, die man sich selbst verwehrt? Emma Reed Turrell bietet ein nützliches Konzept mit wachrüttelnden Fragen an, um an sich selbst zu arbeiten und eine authentische Beziehung zu anderen Menschen herzustellen. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre!

Bewertung vom 12.05.2022
Aussteiger Storys
Siry, Christian

Aussteiger Storys


ausgezeichnet

Leben(squalität) abseits der Normalität

Eines ganz zu Beginn vorweg: „Aussteiger Storys. Von Menschen, die auszogen, ihren Traum zu leben“ ist ein harmonisch gestaltetes Buch. Für mich war die gewählte, schnörkellose Schriftart eine Wohltat für meine Augen. Eine solche darf ich sonst nur beim Leben von E-Books und den damit verbundenen Einstellmöglichkeiten erfahren. Die liebevoll gestalteten Zeichnungen, welche Einblicke in die beschriebenen Orte und auch in die Gesichter der vorgestellten Personen gewähren, haben mir zudem ganz besonders gefallen. Doch nicht nur die Schriftart ist schörkellos. Denn Christian Siry verherrlicht die dargestellten, alternativen Lebenskonzepte nicht, sondern hebt hervor, welche persönlichen Erfahrungen und Entwicklungen die Lebensgestaltung jeder einzelnen Aussteigerpersönlichkeit als Anstoß dienten, das Altgewohnte zu hinterfragen. Anschließend aufgetretene Schwierigkeiten, Probleme und Konflikte innerhalb der eher ungewöhnlich anmutenden Lebenskonzepte, werden zugleich glaubwürdig dargestellt. Letztlich macht das Buch dennoch Mut, dem eigenen Wunsch nach einer authentischeren Lebensweise, die Lebensqualität erlaubt, nachzugehen. Mich hat der Mut von Karla beeindruckt. Nicht nur eine gesunde, körperlich fitte Person sollte die Chance nutzen, um aus dem gewohnten Alltag auszusteigen. Es erfordert besondere Stärke, wenn man trotz einer chronischen oder schweren Erkrankung diesen Schritt wagt und die Zeit mit seinen geliebten Menschen über alles stellt.

Es liegt also eine spannende, manchmal mit einem Augenzwinkern in Worte gefasste Reise hinter mir, die ich nur zu gerne nochmal wiederholen würde. So mancher Absatz hat mich zum Nachdenken, Hinterfragen und Reflektieren angeregt. Ein eindrucksvolles Buch, das ich von Herzen weiterempfehle!