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Kiki2705

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Insgesamt 143 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2022
Der eiserne Herzog
Schiewe, Ulf

Der eiserne Herzog


ausgezeichnet

„Der eiserne Herzog“ ist ein historischer Roman aus der Feder von Ulf Schiewe.
Der Autor entführt seine Leser in das 11. Jahrhundert und zeigt den Weg von Wilhelm dem Eroberer bei seinem Kampf um die Krone Englands.
Guilhem, der Herzog der Normandie, musste sich als Kind bereits seinen Widersachern stellen und wuchs unter Verfolgung und ständigem Widerstand auf. Nur durch seinen eisernen Willen und starker Hand konnte er sich in Begleitung einiger weniger getreuer Gefährten durchsetzen.
Durch eine sehr kluge Heirat und die Befriedung der Normandie könnte er sich zufriedengeben, doch als sein Onkel König Eadweard von England ihn zum Nachfolger für den Thron von England ernennt, beginnt für Guilhem das Streben nach höheren Zielen. Doch auch im fernen England warten starke Widersacher auf ihn, allen voran Harold Godwinson – einer der mächtigsten Earls, der ebenfalls einen Anspruch auf den Thron geltend machen will. Ein Kampf um die Krone scheint unausweichlich.
Der Roman ist in seiner äußeren Aufmachung sehr gelungen. So wird man bereits durch das Cover in die Thematik eingeführt. Auch der Einband mit seiner Karte mit den wichtigsten Handlungsorten sowie das sehr ausführliche Personenverzeichnis hilft beim Verständnis des Gelesenen und ich habe nicht nur einmal zurückgeblättert, um mich zu orientieren. Es ist jedoch gerade beim Personenverzeichnis Vorsicht geboten – hier wird einiges zu den Persönlichkeiten verraten. Sollte man sich in der englischen Geschichte noch nicht so gut auskennen und sich vom Verlauf der Geschichte überraschen lassen wollen, würde ich empfehlen, dieses nicht so genau zu studieren.
Der Roman ist in 3 Bücher unterteilt.
Im 1. Buch lernt man vor allem den zukünftigen Herzog der Normandie – Guilhem – besser kennen. Man erfährt einiges über seinen Werdegang und kann somit auch sein Handeln gut nachempfinden. Buch 2 widmet sich dem Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten um die Krone.
Der Leser lernt die beiden Männer sehr intensiv kennen – nicht nur vom politischen Aspekt, sondern vor allem auch von ihrer menschlichen Seite. Beide sind dabei sehr authentisch beschrieben, sodass man für beide Sympathien entwickelt und die Beweggründe des Handelns auf beiden Seiten gut nachvollziehen kann.
Im Buch 3 spitzt sich die Lage unaufhaltsam zu. Der Spannungsbogen ist dabei sehr gelungen. Am Ende kann man den Roman nicht mehr aus der Hand legen. Obwohl Kenner der englischen Geschichte den Ausgang vorhersehen, ist es sehr interessant, der Entwicklung zu folgen.
Für mich war auch die Sicht auf die Frauen sehr gelungen.
Matilda ist in meinen Augen eine der herausragendsten Persönlichkeiten in diesem Roman. Sie verkörpert eine sehr starke Frau mit klugen und weitsichtigen Ratschlägen. Aber auch generell die Rolle der Frau zur damaligen Zeit bleibt nicht außen vor und kommt immer wieder zum Tragen.
Der Schreibstil von Ulf Schiewe hat mich wie gewohnt von Anfang an in seinen Bann gezogen. Wie immer war ich zunächst irritiert von der gewählten Zeitform Präsens und auch die vielen verschiedenen Namen waren am Anfang etwas verworren. Jedoch löst sich das Ganze sehr schnell auf und man ist mittendrin.
Durch die bildhafte und sehr mitreißende Schreibweise ist es Ulf Schiewe gelungen, einen wichtigen Teil englischer Geschichte lebendig werden zu lassen.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für diesen sehr spannenden und gut recherchierten historischen Roman!

Bewertung vom 01.11.2022
Drachenbanner / Waringham Saga Bd.7
Gablé, Rebecca

Drachenbanner / Waringham Saga Bd.7


sehr gut

Mit „Drachenbanner“ erscheint der langersehnte 7. Band der berühmten Waringham-Saga von Rebecca Gablé. Dieser knüpft von der historischen Handlung unmittelbar an seinen Vorgängerroman „Teufelskrone“ an. Trotzdem kann man alle Teile der Waringham-Reihe unabhängig voneinander lesen.
Das Cover ist sehr edel mit seiner nachtblauen Farbe und dem goldenen Drachenbanner in der Mitte. Sowohl der sehr passend gewählte Titel als auch das Banner selber werden im Laufe des Romans erklärt – für all jene, die wie ich bisher nicht wussten, was es mit diesem Begriff auf sich hat.
Die historische Handlung führt den Leser dieses Mal in die Zeit von Simon de Montfort, der mit seinen Zielen für eine parlamentarische Regierung seiner Zeit weit voraus und dem König sowie einer Großzahl der Barons und Lords im Land ein Dorn im Auge war. Durch das Bestreben der Montfortianer wurden nicht nur die „Provisions of Oxford“ eingeführt, sondern auch weitreichende Reformen angeregt, die als Grundstein für den späteren Parlamentarismus gelten.
Neben den politisch belegten Entwicklungen im damaligen Großbritannien wird dem Leser natürlich auch wieder eine spannende und facettenreiche fiktive Geschichte geboten.
Adela of Waringham und Bedric Archer, Sohn eines Leibeigenen, wachsen als Milchgeschwister zusammen auf. Die beiden verbindet nicht nur eine enge Freundschaft, sondern eine tiefe emotionale Verbundenheit.
Eines Tages wird Adela als Hofdame zur Schwester des Königs geschickt, während Bedric immer öfter mit dem Sohn des Earl of Waringham, Raymond, aneinandergerät. Die Situation wird für ihn in Waringham irgendwann so unerträglich, dass eine Flucht förmlich unausweichlich wird.
Die Wege von Adela und Bedric kreuzen sich jedoch in den kommenden Jahren im Gefolge von Simon de Montfort.
Wie in den bisherigen Waringham-Romanen wurde ich durch den bildgewaltigen Schreibstil sehr schnell in die Geschichte hineingesogen. Für mich war es förmlich wie Nach-Hause-Kommen und das Wiedersehen mit bereits bekannten Charakteren aus dem Vorgängerroman fand ich dabei besonders schön.
Die Hauptcharaktere sind sehr authentisch beschrieben. Dabei werden sie jedoch nicht nur schwarz-weiß gezeichnet, sondern zeigen auch Ecken und Kanten. Bei manchen Handlungen musste ich sogar kurz schlucken und meine Meinung über den ein oder anderen Charakter kurz überdenken. Dies ist der Autorin wirklich gut gelungen.
Die Gegenspieler wie hier u.a. Raymond of Waringham sind dabei so gut beschrieben, dass man ihnen zwar alles Mögliche an den Hals wünscht, jedoch auch bei ihnen den ein oder anderen guten Charakterzug erkennen kann.
Leider ist das Buch in der ersten Hälfte etwas schleppend in Gang gekommen. Die politischen Entwicklungen kamen hier kaum zum Tragen oder wurden durch doch sehr große Zeitsprünge teilweise übersprungen und nur kurz erwähnt. Ganz anders dann in der zweiten Hälfte des Romans. Hier nimmt die Handlung richtig Fahrt auf und ich konnte das Buch vor lauter Spannung kaum noch aus den Händen legen. Dabei wurden die politisch doch teilweise recht wirren Zeiten sehr gut erzählt.
Im Rahmen der fiktiven Geschichte waren es mir an vielen Stellen etwas zu viel der Zufälle, sodass ich mir teilweise sogar ein Augenrollen verkneifen musste.
Auch die Liebesszenen zwischen Adela und Bedric waren für meinen Geschmack wahllos eingebaut und überflüssig. Sie haben der Handlung keinen Fortschritt gebracht und mich eher aus dem Lesefluss gebracht, als dem Ganzen etwas Sinnvolles beizusteuern.
Alles in allem muss ich jedoch sagen, dass Rebecca Gable wieder ein sehr emotionaler bildgewaltiger historischer Roman gelungen ist, der mir die englische Geschichte der damaligen Zeit näher gebracht hat.
Das Nachwort ist hier noch einmal besonders zu erwähnen. Dieses sollte man unbedingt lesen, um das vorab Gelesene richtig einzuordnen.
Im Zuge der Waringham-Reihe ist dieses für mich der bisher schwächste Teil, jedoch im Blick auf andere Romane in diesem Genre ein wieder sehr gelungenes Werk, dass sich auf jeden Fall lohnt zu lesen!
Da am Ende des Buches einige Handlungsstränge der Fantasie des Lesers überlassen werden, könnte ich mir gut eine Fortsetzung vorstellen, die ich natürlich mit Freuden lesen würde! Ich bin jetzt schon gespannt auf den nächsten Teil dieser tollen Saga!

Bewertung vom 24.10.2022
Mittsommernachtsküsse
Engel, Cornelia

Mittsommernachtsküsse


ausgezeichnet

„Mittsommernachtsküsse – Liebe auf Shetland“ ist der Auftakt der neuen Shetland-Reihe aus der Feder von Cornelia Engel.
Mara arbeitet sehr erfolgreich als Hotelmanagerin in München und plant ihren beruflichen Aufstieg, als sie überraschend ein B&B auf den schottischen Shetland-Inseln erbt.
Sie macht sich auf die Reise, um die schon etwas heruntergekommene Pension aufzusuchen und ihr Erbe anzutreten und dann schnell wieder nach Deutschland zurückzukehren.
Doch direkt nach Ankunft kann sich Mara dem Charme von Land und Leuten kaum entziehen – genau wie damals vor 14 Jahren, als sie schon einmal für 1 Jahr hier war und sich unsterblich in Gavin verliebt hat. Auch ihm begegnet sie unverhofft wieder, doch kann sie ihm noch einmal ihr Vertrauen schenken, nachdem er sie damals ohne ein Wort hat sitzen lassen? Und kann sie der kleinen Pension doch noch einen neuen Anstrich verpassen, um ein Leben auf den Shetland- Inseln überhaupt möglich zu machen?
Cornelia Engel gelingt es durch eine sehr bildhafte Beschreibung der Landschaft, der Tiere und Menschen, dass man sich wie zu Hause fühlt und förmlich in die Geschichte hineingesogen wird. Ich habe beim Lesen sofort Lust bekommen, selber einmal die Shetland-Inseln mit ihrem 4-Jahreszeiten-Wetter an einem Tag zu besuchen. Es scheint mir ein herrliches Fleckchen Erde zu sein.
Auch die Freundlichkeit der Menschen hat mich berührt.
Mara ist einem von Beginn an sympathisch. Ihre Gefühls- und Gedankenwelt kann man sehr gut nachempfinden. Ihre Zerrissenheit zwischen der Rückkehr nach Deutschland und dem Verbleib in der Seelenheimat ist spür- und greifbar.
Durch den Perspektivwechsel lernt man auch Gavin sehr gut kennen.
Beiden wünscht man nur das Beste, aber natürlich stehen eine Menge Hindernisse zwischen ihnen und so geht man als Leser durch die verschiedensten Emotionen mit den Liebenden.
Sehr romantisch und nahezu knisternd-spannend wird die Annäherung von Mara und Gavin im gesamten Roman verfolgt und man wartet förmlich auf ein HappyEnd. Wie es sich für einen richtigen Wohlfühlroman gehört, wird der Leser hier natürlich nicht enttäuscht!
Fazit:
Dieser Roman ist wahnsinnig schön geschrieben. Er hat mir von Anfang an einfach nur bezaubernde Lesestunden bereitet.
Da es sich um einen Reihen-Auftakt handelt, freue ich mich jetzt schon auf die erneute Reise zu den Shetland-Inseln und hoffentlich einem Wiedersehen mit lieb gewonnenen Charakteren.
Von mir gibt es für diesen Roman eine absolute Leseempfehlung und klare 5 Sterne!!!

Bewertung vom 19.10.2022
Auf tapsigen Pfoten ins Glück / Der Weihnachtshund Bd.7
Schier, Petra

Auf tapsigen Pfoten ins Glück / Der Weihnachtshund Bd.7


sehr gut

Mit „Auf tapsigen Pfoten ins Glück“ erscheint der neue Weihnachtsroman von Petra Schier.
Jana ist eine etablierte und sehr erfolgreiche Glaskünstlerin. Eines Tages wird in ihren Laden eingebrochen und zahlreiche wertvolle Stücke zerstört. Kurz danach erhält Jana anonyme Drohungen. Die Polizei kann ihr nicht helfen, da keine verwertbaren Spuren vorhanden sind und Jana keinen Verdacht hat, wer dahinterstecken könnte.
Um ihre Sicherheit zu gewährleisten und herauszufinden, wer hinter den Taten stecken könnte, engagiert sie den Privatdetektiv Oliver Jones. Um die Ermittlungen so effektiv wie möglich zu gestalten, zieht dieser kurzerhand zusammen mit seiner sehr lebhaften Bordeauxdogge Scottie bei Jana ein.
Obwohl Jana und Oliver nicht unterschiedlicher sein könnten, spüren beide eine fast magische Anziehung zueinander. Doch kann daraus tatsächlich mehr werden?
Petra Schier schafft es durch ihre sehr bildliche und lebhafte Schreibweise, dass man als Leser sehr schnell in die Geschichte hineinfindet.
Der Einstieg ins Buch ist anders als erwartet – man trifft auf magische Figuren, die man so in einem Roman für Erwachsene eigentlich nicht vermutet. Immer wieder werden kleinere Kapitel dieser Art eingebaut, was mir immer auch ein Lächeln ins Gesicht gezaubert und zur weihnachtlichen Stimmung gepasst hat.
Jana lernt man schnell als sehr fröhliche, allseits beliebte Frau kennen, die mit beiden Beinen im Leben steht. Wenn es um ihre Kunst geht, kann sie recht bissig werden, trägt allerdings ihr Herz am rechten Fleck. Durch Enttäuschungen in der Vergangenheit ist sie vorsichtig geworden.
Oliver schließt man fast genauso schnell ins Herz wie seinen Hund Scottie. Beide bilden ein tolles Gespann und auch, wenn Oliver mit aller Macht versucht, die Liebe aus seinem Leben herauszuhalten, merkt man als Leser schnell, dass er ein sehr gefühlvoller Mann ist.
Die Suche nach dem Verantwortlichen für den Einbruch und die folgenden Geschehnisse sind spannend gestaltet und ich hatte ab und an sogar eine kleine Gänsehaut.
Man konnte miträtseln, wer dahinterstecken könnte – bis fast zum Schluss bin ich jedoch nicht darauf gekommen. Des Rätsels Lösung war dann schlüssig.
Neben der Spannung kam die Romantik nicht zu kurz, wobei mir hier an mancher Stelle der letzte Funken gefehlt hat. Hund Scottie kam erst zum Schluss so richtig zur Geltung. Das fand ich fast ein bisschen schade, da ich die Gedanken der Hunde in Petra Schiers Büchern immer besonders witzig und geistreich finde und Scottie in meinen Augen ein besonders drolliges Exemplar zu sein scheint.
Der Schluss des Romans war jedoch ganz nach meinem Geschmack und hat für mich dazu beigetragen, dass ich nun schon im Oktober gern die ersten Plätzchen backen und über den Weihnachtsmarkt schlendern möchte.
Fazit:
Wer romantische Lesestunden in weihnachtlicher Atmosphäre verbunden mit einer kleinen Kriminalgeschichte liebt, ist hier genau richtig. Aber Achtung: Man muss auch das Kind in sich noch bewahrt haben, um dieses Buch zu mögen!

Bewertung vom 18.10.2022
Ein Kind namens Hoffnung
Sand, Marie

Ein Kind namens Hoffnung


ausgezeichnet

„Ein Kind namens Hoffnung – Die Geschichte einer heimlichen Heldin“ ist ein historischer Roman von Marie Sand.
Elly Berger arbeitet schon seit vielen Jahren als Köchin bei der jüdischen Familie Sternberg und ist den Familienmitgliedern in Freundschaft verbunden.
Als die Familie 1938 an die Nazis verraten wird und diese das Haus stürmen, reagiert Elly blitzschnell und rettet den Sohn des Hauses. Mit Leon zusammen ergreift sie die Flucht und muss versuchen, fern der Heimat sich und den Jungen durch die schweren Kriegsjahre zu bringen – immer mit der Hoffnung, eines Tages zurückzukehren und Leon wieder den eigenen Eltern zu übergeben.
Der Schreibstil der Autorin ist schnell und schnörkellos. Von der ersten Seite an wird man in die Geschichte förmlich hineingesogen und kann das Buch kaum noch aus der Hand legen.
Unmittelbar wird man mit den handelnden Charakteren konfrontiert und lernt vor allem die Hauptprotagonistin Elly mit ihren Gedanken sehr intensiv kennen.
Elly war für mich eine sehr starke Protagonistin, die all ihr Handeln darauf fokussiert hat, in einer schweren Zeit zu überleben. Sie hat sich ausnahmslos von ihrem Verstand leiten lassen und ihre Gefühle beiseite geschoben. Sie hat funktioniert, um zu überleben und getan, was getan werden musste.
In all den geschilderten Situationen merkt man, was Elly für Opfer bringen musste, welche jedoch notwendig waren, damit sie und Leon die Kriegsjahre überstehen konnten.
Gleichzeitig gelingt es Marie Sand in beeindruckender Weise die damalige Zeit – den Hass auf die Juden, den allgegenwärtigen Hunger der Kriegsjahre und das nachbarschaftliche Misstrauen – darzustellen.
Aber auch kleine Lichtblicke in Gestalt von hilfsbereiten Menschen werden eingestreut.
Besonders gefallen hat mir die teils poetische und bildliche Sprache. Ich konnte mir die Welt, in der Elly gelebt hat, wunderbar vorstellen.
Beim Lesen musste ich jedoch immer mal wieder innehalten, da mich das Gelesene tief emotional berührt hat.
Fazit:
Marie Sand ist ein sehr emotionaler authentischer historischer Roman gelungen. Dass es sich hierbei um ihren Debütroman handelt, ist wirklich beeindruckend und ich freue mich darauf, mehr von ihr zu lesen.

Bewertung vom 30.09.2022
Hinter dem hellen Schein / Schloss Liebenberg Bd.1
Caspian, Hanna

Hinter dem hellen Schein / Schloss Liebenberg Bd.1


sehr gut

Mit „Schloss Liebenberg – Hinter dem hellen Schein“ erscheint der erste Band der neuen Trilogie von Hanna Caspian.
Adelheid Schaaf, die Tochter eines Tagelöhners, kann Anfang des 20. Jahrhunderts ihr Glück kaum fassen. Sie bekommt eine Anstellung als Stubenmädchen im Schloss Liebenberg, verdient regelmäßig Lohn und kann damit ihrer Familie helfen.
Doch schon bald treten die ersten Neider auf den Plan, die von Missgunst getrieben sind und Adelheid die neue Stellung nicht gönnen. Durch Intrigen wird Adelheid zum Hausmädchen degradiert und muss mit der ebenfalls bestraften und bereits sehr erfahrenen Hedda Pietsch eine Stube teilen. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich schnell eine Freundschaft, die Adelheid in dieser neuen Welt Kraft gibt.
Während Adelheid in dieser glitzernden Welt Fuß fasst, bahnt sich im Schloss ein schier unfassbarer Skandal an, der in die Geschichte als Harden-Eulenburg-Affäre eingeht und maßgebliche Auswirkungen auf die Herren, aber auch auf die Diener des Schlosses haben wird.
Der Schreibstil von Hanna Caspian ist wie gewohnt flüssig und leicht zu lesen.
Schnell lernt man die handelnden Personen kennen. Das besondere an dieser Romanreihe ist das Erfahren der Geschehnisse aus der Sicht der Dienstboten. Das Setting und die Abläufe im Schloss kann man sich bildlich sehr gut vorstellen.
Man lernt den harten arbeitsreichen Alltag, die Hierarchien innerhalb der Dienstboten, aber auch die Lebensverhältnisse außerhalb des Schlosses kennen.
Dass die Dienstboten unter der damaligen Klassengesellschaft stark leiden mussten, wird deutlich und hat mich so manches Mal beim Lesen sprachlos gemacht.
Die einzelnen Charaktere bleiben im Laufe der Geschichte noch etwas blass, jedoch lernt man schon erste Lebenswege/Schicksale und natürlich Charakterzüge kennen, die sich im Laufe der Trilogie sicher noch vertiefen werden.
Adelheid als Hauptprotagonistin ist mir sofort sympathisch geworden. Sie ist fleißig, lernt schnell, muss aber immer wieder mit Vorurteilen kämpfen. Die Sinneswandlung zum Ende des Romans war für mich nicht ganz nachvollziehbar, sodass ich im 2. Band auf weitere Erklärungen hoffe.
Der politische Skandal klingt im Laufe des Romans immer wieder an, doch es wird hier nicht so direkt Bezug auf die betreffenden Personen in den gehobenen Kreisen genommen, sondern man erfährt auch diesen Teil eher aus der Sicht der Dienstboten. Die Unruhe im Dienstbotentrakt ist förmlich spürbar und ich finde es gut, dass hier nicht nur die herrschende Klasse zu Wort kommt, sondern auch die Nöte und Sorgen der Dienstboten im Zusammenhang mit den sich anbahnenden Veränderungen.
Leider baute sich für mich der Spannungsbogen nicht so recht auf, sondern die Geschichte plätscherte eher vor sich hin. Jedoch kann ich mir gut vorstellen, dass die Story im Band 2 weiter an Fahrt aufnehmen wird.
Das Ende des Romans ist sehr offen gehalten. Viele Probleme, die im 1. Teil anklingen, werden wohl erst in den Folgebänden wieder aufgegriffen, sodass ich mich jetzt schon auf Band 2 freue, um die Geschichte von Adelheid und ihren Mitstreitern, aber auch die Entwicklung des Skandals rund um Fürst von Eulenburg zu erfahren.
Fazit:
Es war ein lesenswerter historischer Roman, der die damalige Zeit aus Sicht der unteren Klasse beleuchtet und einen sehr guten Einblick in diese Welt gibt. Mich hat die Geschichte gut unterhalten, auch wenn es noch Potential für Verbesserungen gibt. Band 2 werde ich auf jeden Fall lesen!

Bewertung vom 20.09.2022
Dian Fossey - Die Forscherin / Mutige Frauen, die Geschichte schrieben Bd.1
Leonard, Susanna

Dian Fossey - Die Forscherin / Mutige Frauen, die Geschichte schrieben Bd.1


sehr gut

Mit „Dian Fossey – Die Forscherin“ ist ein Roman über das Leben einer außergewöhnlichen Frau erschienen, die ihr Leben der Erforschung und Rettung der Berggorillas in Afrika gewidmet hat.
Susanna Leonard gelingt es durch ihre sehr flüssige und bildliche Sprache von Anfang an ein lebendiges Bild dieser sehr starken Frau zu zeichnen.
Der Roman ist dabei nicht chronologisch gegliedert, sondern blickt abwechselnd auf die prägende Kindheit von Dian, die Entwicklungen in den 60er Jahren sowie das gewaltsame Ende der Forscherin, sodass der Leser Stück für Stück mehr aus dem Leben von Dian Fossey erfährt.
Dem Roman gelingt es, sowohl die sehr erfolgreiche Arbeit von Dian Fossey im Bezug auf die Erforschung und Rettung der Berggorillas zu beschreiben, als auch die etwas schwierige Persönlichkeit dieser Frau herauszustellen.
Die sehr wichtige Arbeit, die Dian Fossey geleistet hat, war teilweise mit recht fragwürdigen Methoden im Bezug auf die Einheimischen verbunden. Ich finde es gelungen, dass auch diese Seite hier eindeutig zur Sprache kommt und Dian Fossey und ihre Lebensleistung nicht nur verklärt dargestellt wird.
Nach dem Lesen dieses Romans war ich teilweise erschüttert, welch starrsinnige und gewaltbereite Persönlichkeit Dian Fossey wohl in Wirklichkeit gewesen sein muss und mit welcher Kompromisslosigkeit sie gegen die Einheimischen vorgegangen ist. Dass sie sich durch ihr Verhalten zahlreiche Feinde geschaffen hat, ist nicht verwunderlich.
Da es sich um eine Romanbiografie handelt, gehe ich davon aus, dass Dian Fossey auch tatsächlich so war.
Das Thema Naturschutz und Artenerhalt ist damals wie heute unglaublich wichtig, sodass mich besonders auch das Nachwort berührt hat, in dem erwähnt wird, dass sich die Population der Berggorillas seit Fosseys Tod wesentlich verbessert hat und ihre Arbeit somit nicht vergebens war.
Alles in allem wurde das Leben, die Persönlichkeit und die Entwicklung dieser wohl nicht unumstrittenen Frau sehr gut umschrieben.
Mir kam jedoch die Arbeit mit den Gorillas etwas zu kurz, sodass ich hier einen Punkt abziehen würde.
Es ist ein absolut lesenswerter Roman über das Leben und Wirken einer sehr starken Frau, welches mich nachhaltig beeindruckt hat!

Bewertung vom 15.09.2022
Sturm über dem Inselsalon / Norderney-Saga Bd.2
Lott, Sylvia

Sturm über dem Inselsalon / Norderney-Saga Bd.2


sehr gut

Mit „Sturm über dem Inselsalon“ ist Band 2 der Norderney-Saga erschiehen, der sich rund um einen Friseursalon und starke Frauen dreht, die sich in schwierigen Zeiten behaupten müssen.
Der 1. Weltkrieg ist ausgebrochen und der Insel und ihren Bewohnern stehen harte Zeiten bevor. Die Gäste bleiben fern, die Männer sind an der Front und das Gesicht der Insel wandelt sich von einer idyllischen Kulisse zu einer Festungsanlage.
Frieda Fisser leitet den Friseursalon fast allein und trotzt allen Widerständen. Sie versucht, ihre Familie durch Klugheit und harte Arbeit durch die schweren Zeiten zu bringen.
Grete arbeitet anfangs als Gemeindeschwester, doch schon bald wird sie als Krankenschwester im Insellazarett eingesetzt. Hier hilft sie jeden Tag verletzten und sterbenskranken Soldaten.
Das Warten auf ihre Ehemänner ist eine Zerreißprobe, doch am Ende kommt nur einer aus dem Krieg zurück.
Band 2 knüpft unmittelbar an den Vorgängerband an. Durch kurze Rückblenden ist es möglich, diesen Band unabhängig von Band 1 zu lesen. Um jedoch die Charaktere und deren Beziehung zueinander vollends zu verstehen, ist es ratsam, unbedingt vorher Band 1 zu lesen.
Wieder gelingt es Sylvia Lott mit einem sehr angenehmen flüssigen Schreibstil die damalige Zeit zum Leben zu erwecken.
Viele historische Ereignisse werden dabei geschickt mit den fiktiven Personen verknüpft und man bekommt ein sehr authentisches Gesamtbild.
An manchen Stellen war mir die Abfolge der Ereignisse etwas zu flott, sodass mir die nötige Tiefe gefehlt hat.
Gen Ende des Buches wird dies jedoch durch sehr einfühlsame Szenen wieder gut gemacht und auch der Abschluss des Romans ist sehr gelungen – er hinterlässt mich einerseits wehmütig, da ich die lieb gewonnenen Charaktere schon wieder verlassen muss, aber auch mit ganz viel Hoffnung für deren Schicksal in Band 3.
Da einige Fragen noch offen sind und die Zukunft der Hauptprotagonisten noch keineswegs gewiss, bleibt die Spannung auf Band 3 sehr gut erhalten.
Sylvia Lott greift nicht nur das Thema des 1. Weltkrieges auf, der zweifellos eines der bedeutendsten und einschneidendsten Ereignisse im Leben der Insulaner darstellte, sondern auch den Drang nach Veränderung. Vor allem die Frauen, allen voran Frieda Fisser, gehen mit Mut voran und fordern ihre Rechte. Der Wandel in der Gesellschaft ist kaum noch aufzuhalten.
Für mich war es eine Freude, das Leben von Frieda, Grete, allen Verwandten und Bekannten auf der Insel weiter zu verfolgen, sie durch Höhen und Tiefen gehen zu sehen und dabei gleichzeitig wieder einiges an verschüttetem Geschichtswissen aufzufrischen.
Ich freue mich jetzt schon auf Band 3 und kann das Lesen dieser Reihe jedem empfehlen, der gefühlvolle Geschichten mit einer Prise Historik gern mag.

Bewertung vom 15.09.2022
Die Frauen vom Inselsalon / Norderney-Saga Bd.1
Lott, Sylvia

Die Frauen vom Inselsalon / Norderney-Saga Bd.1


sehr gut

„Die Frauen vom Inselsalon“ ist der Auftakt der Familiensaga rund um einen Friseursalon auf Norderney Anfang des 20. Jahrhunderts aus der Feder von Sylvia Lott.
Frieda, eine Fischertochter der Insel, hat den großen Traum, im Friseursalon der Familie Fisser zu arbeiten und bekommt tatsächlich eine Chance, in diese für sie neue Welt einzutauchen. Frieda ist eine sehr kluge junge Frau mit viel Talent und einer Aura, die anderen ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Sie lernt als junges Mädchen die wohlhabende Grete aus Berlin kennen, die zwar auf den ersten Blick alles hat, was man sich wünschen kann, jedoch an einer Hauterkrankung und starken Hustenanfällen leidet und ihre Krankheit als Kurgast auf der Insel auskurieren soll.
Zwischen den beiden Mädchen entwickelt sich trotz der Standesunterschiede eine tiefe Freundschaft, die die Zeit überdauert.
Der Leser begleitet die Mädchen beim Erwachsenwerden. Sie lernen die erste Liebe kennen und vor allem Grete versucht sich den vorgeschriebenen Konventionen der damaligen Zeit immer mehr zu entziehen und eine Ausbildung zur Schwester im Seehospiz auf Norderney zu beginnen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen. Durch den Wechsel der Perspektiven bekommt man immer wieder einen tiefen Einblick in die Sichtweisen von Frieda, Grete und auch dem Leben und Schaffen im Friseursalon.
Die beiden Hauptcharaktere sind sehr authentisch beschrieben. Ihre Freundschaft hat mich tief berührt und zeigt, dass man trotz großer Unterschiede im Herzen eins sein und die Freundschaft auch große Entfernungen überdauern kann. Die beiden Frauen stehen einander bei und haben immer ein offenes Ohr füreinander.
Sehr interessant waren die Beschreibungen der damaligen Badeanstalten, der Kureinrichtungen sowie die angebotenen Behandlungen, aber auch und vor allem die Entwicklungen im Friseurwesen. Da habe ich manches mal gestaunt, welch Fortschritte im letzten Jahrhundert erreicht wurden.
Der Friseursalon als Mittelpunkt von Weltpolitik und alltäglichem Dorftratsch ist sehr gelungen und man kann sich das lebendige Treiben vor Ort richtig gut vorstellen.
An manchen Stellen waren mir die politischen Gespräche etwas zu langatmig. Allerdings konnte man im Laufe des Romans einiges dazu lernen, was mir bislang aus dieser Zeit noch nicht bekannt war.
Der Spannungsbogen ist eher gemütlich, jedoch steigert sich die Dramatik zum Ende des Romans ganz automatisch. Der 1. Weltkrieg bricht aus und die Männer der Insel werden zum Dienst an der Waffe gerufen. Die Frauen bleiben zurück.
Ich habe den Roman mit einem wehmütigen Gefühl beendet und bin sehr gespannt, wie die Frauen der Insel die schwere Zeit des Krieges meistern werden.
Fazit:
Sylvia Lott ist mit „Die Frauen vom Inselsalon“ ein schöner Reihenauftakt gelungen, in dem das politische Weltgeschehen zur Kaiserzeit in Deutschland vor idyllischer Nordseekulisse gezeichnet und dem Leser Leben und Schicksal dieser wunderbaren starken Frauen aufgezeigt wird.
Ich habe sehr angenehme Lesestunden mit diesem Roman verbracht und freue mich nun, gleich Band 2 lesen zu können.