Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
hamburger.lesemaus
Wohnort: 
Bargfeld-Stegen

Bewertungen

Insgesamt 386 Bewertungen
Bewertung vom 19.04.2024
Was das Meer verspricht
Blöchl, Alexandra

Was das Meer verspricht


ausgezeichnet

WAS DAS MEER VERSPRICHT
Alexandra Blöchl

Vida lebt mit ihren Eltern auf der kleinen Insel N. Ihr Bruder Zander kehrte der Insel vor Jahren den Rücken, ihm war die kleine Insel zu eng geworden; jeder kannte jeden. Geheimnisse wurden mit der ganzen Insel geteilt.
„Es war schwer, ein Geheimnis zu bewahren. Man musste es sehr tief vergraben, damit es kein anderer fand.“ (S. 39)
Aber Vida war anders als ihr Bruder. Die Enge der Insel störte sie nicht und sie hatte auch keine Geheimnisse. Vida war angepasst, lief immer nur auf den ausgetretenen Wegen der anderen und war seit der Schulzeit mit ihrem Jugendfreund Jannis zusammen. Im kommenden Sommer wollen sie heiraten.

Doch Vidas strukturiertes Leben ändert sich abrupt, als Marie in das Nachbarhaus einzieht. Zum ersten Mal in ihrem Leben steht dieses Kopf - ihr Körper und Geist verselbstständigen sich und ihre Gedanken wandern immer wieder zu dieser interessanten Frau, die im Meer mit einem Meerjungfrau Kostüm schwimmt und so ganz frei und unabhängig wirkt. Vida stellt ihr ganzes Leben infrage und tut Dinge, die sie sich nie hätte vorstellen können. Sie erlebt die schönsten Tage ihres Lebens.
Doch dann kehrt Zander auf die Insel zurück und bringt Vidas Leben erneut völlig aus dem Gleichgewicht …
„Wie viel Macht der Schmerz über uns hat. Er bringt uns dazu, uns nur noch auf diesen einen Punkt zu konzentrieren, nichts anderes mehr fühlen, und wenn doch, dann ist es eingehüllt von seinem Schwarz. Er dezimiert uns. Er macht uns zu dem, was wir nie sein wollten." (S. 197)

Was für ein schönes Buch!
Während der Beginn des Buches seicht und langsam plätscherte und mich noch der Geruch des Salzwassers beschäftigte, zog mich Alexandra Blöchl in eine fesselnde Geschichte hinein, von der ich zwei Tage nicht mehr auftauchen wollte.
Das Setting, die Stimmung, das klare Meer, die salzgeschwängerte Luft - all das konnte ich erleben und genießen.
Der Schreibstil ist klar und flüssig, das Ende heftig, denn "Liebe und Hass liegen nah beieinander. So nah, sie könnten Liebende sein.“ (S. 210)

Dieser Roman ist meine Leseempfehlung für euren Urlaub!
5/ 5

Bewertung vom 17.04.2024
Treibgut
Brodeur, Adrienne

Treibgut


sehr gut

TREIBGUT
Adrienne Brodeur

Die Familie Gardner besitzt ein kleines Haus am in Cape Cod. Abby und Ken sind dort aufgewachsen und waren einer der wenigen, die nicht nur für die Sommermonate kamen.
Jetzt lebt Familienoberhaupt und Meeresbiologe Adam dort alleine. Seine Liebe des Lebens, die Künstlerin und Mutter seiner zwei Kinder starb bereits vor 40 Jahren. Er selbst wird bald seinen 70. Geburtstag feiern und da er auch an diesem Tag seine Pension antreten wird, ist es sein größter Wunsch seiner Nachwelt noch eine weitere Entdeckung zu hinterlassen. Zu diesem Zweck setzt er seine Medikamente ab, die seine bipolare Störung normalerweise eindämmen.

Sohn Ken ist ein Paradebeispiel für Amerikas glückliche Familie: Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der eine politische Karriere anstrebt. Seine Frau ist ein Organisationstalent und übertrifft ihre Dinnerparties von Mal zu Mal. Ihre Eltern sind reich und unterstützen den Schwiegersohn gerne. Doch auch in dieser heilen Familie gibt es so einige Geheimnisse.

Abby ist Künstlerin und hat das Talent ihrer verstorbenen Mutter geerbt - leider jedoch nicht ihr Atelier. Das ganze Erbe ging an Sohn Ken, und so ist sie noch immer auf die Gnade ihres Bruders angewiesen. Ihre Beziehung zu Bruder Ken war einst sehr intensiv, bis der große Bruch kam. Ihr neuestes Bild stellt ein Trauma der Kindheit dar.

Und dann ist da noch eine Frau auf der Suche nach ihrem biologischen Vater, die andauernd im Dunstkreis der Familie Gardner auftaucht.

Adrienne Brodeur lässt all diese Familienmitglieder und andere Freunde nacheinander zu Worte kommen. Ganz langsam heizt sich die Stimmung auf, bis es am Geburtstag von Adam zu einem großen Eklat kommt.

Ein wirklich gutes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe. Die gute Struktur des Buches hat mich über ein paar Klischees hinweggetragen.
4½/ 5

Bewertung vom 17.04.2024
Der Tunnelbauer (MP3-Download)
Nielsen, Maja

Der Tunnelbauer (MP3-Download)


ausgezeichnet

DER TUNNELBAUER
Maja Nielsen,
wundervoll gelesen von Mio Lechenmayr und Diana Ganter

… ist die Geschichte zweier Massenfluchten aus der DDR im Jahre 1962 und 1964. Sie wurden als „Tunnel 29" und "Tunnel 57“ bekannt. Die Zahlen bezeichnen die Anzahl der Menschen, die durch diese Tunnel von Ost- nach Westberlin flohen.

1961:
Für Achim Neumann läuft es in Ostberlin richtig gut: Gerade hat er sein Abitur in der Tasche und dann lernt er auch noch Chris kennen und verliebt sich in sie. Demnächst kann er seinen Studienplatz antreten und alles wäre perfekt, wenn das DDR-Regime nicht über Nacht die Mauer baute. Als dann auch noch sein Freund Hartmut fälschlicherweise als Anführer einiger Aufständischer festgenommen und zu 6½ Jahren Zuchthaus verurteilt wird, ändert sich schlagartig sein Leben und er beginnt seine Flucht in den Westen zu planen.
Doch in Westdeutschland angekommen, merkt er schnell, dass er seine Freunde und Familie vermisst, allen voran Chris.
Er schließt sich einer Gruppe Fluchthelfern an, die einen Tunnel von West nach Ost graben wollen.
Das Unterfangen ist schwierig, da die Stasi ihre Informanden überall hat.
Ob Achim es schafft, seine Familie und Chris in den Westen zu holen, hört ihr euch am besten selber an.

Was für eine spannende Geschichte. Selten habe ich so mitgefiebert wie mit Achim.
Kaum vorstellbar ist es, wie Achim und seine Mithelfer viele Jahre in wechselnden Schichten an diesen Tunneln arbeiteten; immer mit der Angst im Nacken entdeckt oder verraten zu werden. Auch wenn sie gerade "Schichtfrei“ hatten, durften sie das Gebäude, wo der Tunneleingang sich befand, nicht verlassen. Kontinuierlich wurde das Gebiet im Westen nahe der Mauer von den Grenzsoldaten im Osten beobachtet.

Fazit:
Ein wichtiges Hörbuch, das bereits im Alter ab 13 Jahre gehört werden sollte. Ein wichtiges Stück Geschichte, das nicht in Vergessenheit geraten darf.
Große Hörempfehlung von mir
5/ 5

Bewertung vom 08.04.2024
Kaiserwald Bd.1
Jonuleit, Anja

Kaiserwald Bd.1


ausgezeichnet

KAISERWALD
Anja Jonuleit

Allgäu 1998: Penelope ist 8 Jahre alt, als ihre Mutter spurlos verschwindet. Ihr Jeep wurde auf einer Autobahnraststätte gefunden. Ob sie Opfer eines Gewaltverbrechens wurde, ist nicht bekannt. Seit dem mysteriösen Verschwinden wächst Penelope bei ihren Großeltern auf, dabei gibt das junge Mädchen nie die Hoffnung auf, dass ihre Mutter eines Tages zurückkehren wird.

Riga 1997: Rebecca lehrt an dem deutschen Gymnasium Riga Kunst und Deutsch. Erst kürzlich war sie mit ihrem Mann Robert, der auch an der Schule lehrt, und der gemeinsamen Tochter Penelope nach Riga gezogen. Es ist ein neuer weiterer Versuch, ihre Ehe zu retten: Gerüchte hatten sich an der alten Schule verbreitet, dass Robert ein Verhältnis mit einer Schülerin hatte.
Als Georg von Prokhoff, Vater der sehr talentierten Schülerin Xenia, Rebecca Avancen macht, verliebt sie sich Hals über Kopf in diesen. Nicht wissend, dass es in seiner Familie einige Geheimnisse und Disharmonien gibt.

Berlin 2023: Mathilda lauert Falk von Prokhoff auf und fährt ihm mit voller Absicht in die Seite seines schwarzen Mercedes. Zu lange hatte sie versucht, ihn auf normalem Wege kennenzulernen. Jetzt muss sie härtere Geschütze auffahren.

Anja Jonuleits neuester Roman hat mehrere Erzählstränge auf unterschiedlichen Zeitebenen. Erst später führt sie diese geschickt zu einem großen Ganzen zusammen.

Seit ich das Buch „Rabenfrauen“ von Anja Jonuleit gelesen habe, bin ich ein ganz großer Fan dieser Autorin.
Der Schreibstil ist unglaublich flüssig und fesselnd; jedoch sollte man wissen, dass man einige Kapitel braucht, bis man sich eingelesen hat. Wer sich die Zeit nimmt, wird mit einer spannenden Geschichte belohnt.

Mir hat Kaiserwald der Auftakt einer Dilogie, die uns von Riga über Namibia bis ins Allgäu führt, sehr gut gefallen. Ich kann es kaum erwarten, bis der zweite Teil „Sonnenwende“ im Herbst 2024 erscheint.
4½/ 5

Bewertung vom 03.04.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


ausgezeichnet

YELLOWFACE
Rebecca F. Kuang
👀
June Hayward ist zum ersten Mal in Athenas Wohnung zu Besuch, als Althena sich an einem Pfannkuchen verschluckt und vor ihren Augen stirbt.
Sie kannten sich seit Jahren, waren aber nie beste Freundinnen, sondern trafen sich gelegentlich in Bars oder Cafés.
Zwischen ihnen stand der große Erfolg Athenas als Autorin und der Neid Junes. Während Junes Debütroman floppte, gewann Athena einen Buchpreis nach dem anderen, und erst heute Morgen hatte sie einen Vertrag bei Netflix für eine Buchverfilmung unterzeichnet.
Aus einem Impuls heraus und wohl wissend, dass Athena nie über ihre unfertigen Buchprojekte sprach, nimmt June ein gerade beendetes Manuskript, das neben der toten Athena auf dem Schreibtisch liegt, an sich. June gibt sich als dessen Autorin aus und redet sich ein, dass das Buch Aufmerksamkeit verdiene, damit die Arbeit Athenas nicht umsonst war. Dabei vergisst sie die „Kleinigkeiten“, nämlich den wahren Namen der wirklichen Autorin hinzuzufügen.
Wie weit June geht, damit der ganze Schwindel nicht auffliegt, müsst ihr selber lesen.

Was für ein faszinierender Roman (in einer wunderbaren Aufmachung)!
Ganz besonders gut gefiel mir der tiefe Eindruck in die Verlagswelt. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie heutzutage Autor:innen in den sozialen Medien den unterschiedlichsten Meinungen, Hetzkommentaren, Shitstorm, Diskussionen und Plagiat-Vorwürfen ausgesetzt sind. Außerdem war es mir neu, dass es sensuell Readers gibt, die über Texte lesen, um mögliche ethnische Gruppen und Kulturen zu schützen.
Des weiteren muss der Druck, der von den Verlagen und Agenten auf einzelne Autor:innen ausgeübt wird, bis endlich eine neue Buchidee vorliegt, immens hoch sein. Ja, die Verlage kommen in diesem Roman nicht unbedingt gut weg.

Folgende Diskussionen haben mich beschäftigt: Darf eine weiße Frau überhaupt ein Buch über eine andere ethnischen Gruppe, der sie selbst nicht angehört, verfassen?
Ist es diskriminierend oder sogar rassistisch, einer anderen Frau mit einer anderen Hautfarbe ein ehrlich gemeintes Kompliment über ihre Frisur zu machen?

Auch wenn mir unsere Protagonistin nicht sonderlich sympathisch war, haben mich zwei Drittel des Buches fasziniert.
Leider riss dann für mein Empfinden der Spannungsbogen im letzten Drittel ein wenig ab.
Dennoch: Ein sehr gutes Buch, das ich gerne gelesen habe und den wenigen letzten Lesern, die es noch nicht kennen, empfehle. 👀
4½/ 5

Bewertung vom 01.04.2024
Wir sehen uns im August
García Márquez, Gabriel

Wir sehen uns im August


sehr gut

WIR SEHEN UNS IM AUGUST
Gabriel García Márquez

1975:
Jedes Jahr im August, an dem Todestag ihrer Mutter, fährt Ana Magdalena auf die karibische Insel, um an ihrem Grab einen Strauß Blumen niederzulegen.
Erst waren die Überfahrten zu der Insel beschwerlich, doch mittlerweile ist die Insel zunehmend touristischer geworden und mit dieser Veränderung kamen die neuen modernen Fähren.
Sie übernachtet jedes Jahr in demselben Hotel.
Dieses Jahr besucht sie ihre Mutter zum achten Mal. Nachdem sie ihren Strauß Blumen am Grab abgelegt hat, macht sie sich zum Abendessen fertig. Nach dem Essen geht sie in eine Bar; nicht wissend, das dieser Besuch ihr Leben verändern wird, denn dort wird sie von einem Mann angesprochen und noch viel später werden sie gemeinsam diese Hotelbar verlassen …

Es ist die Geschichte einer Frau, die einmal im Jahr versucht, aus der für sie festgelegten Konvention der Ehe auszubrechen. Es geht um Eifersucht, Treue und Enttäuschung.

Vor 10 Jahren ist der kolumbianische Nobelpreisträger Gabriel García Márquez verstorben. Diese Geschichte stammt aus seiner Hinterlassenschaft.

Der Schreibstil, der mich in die 50er-Jahre katapultierte, ist für mich brillant und deshalb dominiert und kaschiert er einige ungeschliffene, holprige Passagen des Buches, die der Autor sicherlich vor der Veröffentlichung bearbeitet hätte.

Das kleine Büchlein mit dem eleganten und realistischen Schreibstil hat mich auf weitere Bücher des Autors neugierig gemacht.
Könnt ihr mir eins empfehlen?

Bewertung vom 30.03.2024
Stumme Zeit
Bremen, Silke von

Stumme Zeit


ausgezeichnet

Dieses Buch konnte mich als Nordlicht mit seinem allerersten Satz begeistern:
„Der Himmel hatte seit Tagen das undefinierbare Grau eines alten Feudels. Aber am Morgen frischte der Wind auf, zerriss den himmlischen Putzlappen und jagte bald darauf große, kompakte Wolken über die Insel.“ (S. 7)

STUMME ZEIT
Silke von Bremen

1975:

"Sönnich Petersen war ein schweres Gewitter auf zwei Beinen, das sich in einer gewaltigen Explosion entlud.“ (S. 16) Er war ein Nazi; brutal und ungerecht, doch jetzt war er tot. Seine Tochter Helma trauert ihm nicht nach: zu oft hat er sie vor versammelter Mannschaft bloßgestellt.
Jetzt kann Helma ihr Leben leben, doch was ist ihr Leben schon?

Ihre Mutter starb im Wochenbett. Sie blieb alleine mit ihrem lieblosen Vater, der sie nie beachtete, auf einer Insel in der Bauernkate mit Reetdach zurück. Wenn es die Flüchtlingsfrau Alwine, die bei ihnen damals zwangseinquartiert wurde und die Nachbarin Lena nicht gegeben hätte, wäre ihr Leben trostlos verlaufen. Doch auch Lena verschwand ganz plötzlich. Nun hatte sie nur noch Alwine und diese blieb auf dem Hof nur für Helma. Sönnich und sie konnten sich nicht ausstehen; sie gingen einander aus dem Weg. Bei Alwine konnte sich die kleine Helma anschmiegen. Sie war es, die ihr Lieder sang und Geschichten aus der Heimat erzählte. „Alwine musste sich nun doch räuspern. Ihr Gehirn schickte Bilder von roten Sprenkeln im Schnee, zerrissenen Körpern und brennenden Menschen, deren Schreie mit ihr geflohen waren. Alles, was ihr Leben erfüllt hatte, war zurückgeblieben in Wiesenthal, aber das, worauf sie gerne verzichtet hätte, klebte an ihr wie das Harz von frisch geschlagenen Tannen.“ (S. 70)

Und heute? Kein Mann und keine Kinder - das ist die traurige Bilanz. Doch sie musste ja immer ihrem Vater helfen. Wie hätte sie da ein eigenes Leben aufbauen sollen? Und den einen, den sie mochte, hatte ihr Vater vom Hof gejagt.
Helma beschließt es den anderen Insulanern gleichzutun: Sie wird ihre Zimmer an die Touristen, die seit neuesten die Insel im Sommer belagern, vermieten.
Während des Umbaus findet sie im Schrank ihres Vaters ein Poesiealbum, das ihrer Mutter gehörte. Darin liest sie ganz fürchterliche Dinge …

Was für ein tolles Buch!
Silke von Bremen hat mich mit ihrem feinen Schreibstil verzaubert. Diese kühle Distanziertheit, das seichte Eintröpfeln des Plattdeutschen, verwoben mit wunderschönen Beschreibungen der Insel. Einfach gelungen!
Für mich war das Buch ein wahrer Pageturner und ein Highlight und deshalb möchte ich allen, die Waterkant und Familienromane lieben, dieses Buch ans Herz legen.
5/ 5

Bewertung vom 27.03.2024
Reichlich spät
Keegan, Claire

Reichlich spät


ausgezeichnet

REICHLICH SPÄT
Claire Keegan

Cathal sieht in seinem Büro aus seinem Fenster. Es ist ein sonniger Tag - heute, am 29. Juli in Dublin. Er versucht sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, aber seine Gedanken schweifen immer wieder ab. Er möchte auch mit keinem reden, versucht sich unsichtbar zu machen, doch es will ihm nicht gelingen.
Schließlich nimmt er den Bus nach Hause, doch auch hier spricht ihn die Sitznachbarin an. Als diese endlich ihr Buch zur Hand nimmt, denkt er an Sabine. Wie er sie kennenlernte und wie sie zu viel Platz in seinem Leben einnahm. Außerdem war sie verschwenderisch.
Cathal resümiert über eine 2-jährige Beziehung, die nicht nur aus Liebe bestand.

Es geht um Misogynie und ihre Auswirkungen.

Ein schmales, feines Buch mit gerade einmal 48 Seiten und wie wir es von Claire Keegan gewohnt sind, war es viel zu schnell zu Ende. Ich hätte noch so gerne weiter gelesen und noch mehr erfahren.
Die wunderbare Sprache, diese Kunst des Weglassens, hat mich wieder tief beeindruckt. Ich werde über dieses Buch noch ein wenig nachdenken und bestimmt ein weiteres Mal lesen.

Fazit:
Wunderbar! Und dieses wunderschöne Cover!
#coverliebe #coverschockverliebt #🍒
5/ 5

Bewertung vom 27.03.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


sehr gut

UND GROßVATER ATMETE MIT DEN WELLEN
Trudy Teige

Auch in diesem zweiten Buch von Trudy Teige hat die Autorin wieder eine fiktionale Geschichte mit historischen Fakten und Personen verknüpft.
Während wir im letzten Buch „Als Großmutter im Regen tanzte“ von dem Schicksal ihrer Großmutter erfuhren, so handelt ihr neuestes Buch über das Leben ihres norwegischen Großvaters Konrad während des 2. Weltkrieges.

Konrad, der mit seinem Bruder Sverre auf demselben Handelsschiff angeheuert hat, wird 1943 im Indischen Ozean auf dem Weg nach Australien von einem japanischen U-Boot torpediert. Während vier Offiziere, unter ihnen Sverre, an Bord des U-Boots in Gefangenschaft genommen werden, bleibt Konrad mit der übrigen Besatzung auf mehreren Rettungsbooten zurück. Doch es kommt schlimmer. Bevor das U-Boot abtaucht, feuern die Japaner Gewehrsalven auf die Mannschaft. Nur Konrad und ein Schiffsmann überleben.
Doch das Glücksgefühl überlebt zu haben, wehrt nur kurz: Weitere 19 Tage treibt das Rettungsboot auf dem offenen Meer. Die Männer haben weder Wasser noch ausreichend Nahrung, die Sonne scheint erbarmungslos und lässt die Haut verbrennen.
Als das Rettungsboot endlich gesichtet wird, hat nur Konrad überlebt. Er wird in ein Krankenhaus in Java eingeliefert, wo er von der Krankenschwester Sigrid aufopferungsvoll gesund gepflegt wird.
Doch Konrads Odyssee ist noch nicht beendet. Indonesien ist von den Japanern besetzt. Während die Norweger zu Beginn des Krieges noch als „friendly enemys“ einen Sonderstatus genossen, wurden mittlerweile auch diese Landsmänner in Gefangenschaft genommen und in überfüllten Internierungslagern deportiert. Hier herrschen Hunger, Tod und Krankheit.
Ob Sigrid und Konrad die brutalen Machenschaften der Japaner überleben, müsst ihr selber herausfinden.


Der Anfang gefiel mir sehr. Ich war sofort in der Geschichte und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Leider konnte sich der Spannungsbogen ab der Mitte des Buches nicht halten. Es wurde mir zu kitschig. Immer waren unsere Protagonisten, die Auserwählten, die Medizin erhielten oder den sehnlichst Gesuchten wiederfanden. Auch wenn in einigen Szenen die harten Bestrafungen der Japaner gut herausgearbeitet wurden, so fehlte mir irgendwas bezüglich der Glaubwürdigkeit.
Der Schreibstil ist wie auch im letzten Buch, leicht und flüssig, doch für mein Empfinden kommt dieses Buch nicht an seinen Vorgänger heran. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch.
Im Ganzen eine gute Geschichte, die man lesen kann.
4-/ 5

Bewertung vom 26.03.2024
Ganz schön schlaue Tiere
Holland, Michael

Ganz schön schlaue Tiere


ausgezeichnet

GANZ SCHÖN SCHLAUE TIERE
Tricks und Talente im Tierreich
Michael Holland

In diesem Buch geht es um Tiere und ihr Verhalten. Das Kalmare, Tauben, Hunde, Elefanten, Kraken und Schimpansen ganz schön schlau sind, hat sich ja bereits herumgesprochen, aber wusstet ihr, dass Ziegen die Körpersprache von Menschen erkennen? Das Tauben, Gemälde der Künstler Vincent van Gogh und Marc Chagall unterscheiden können? Das der Trauerdrongo über 50 Rufe beherrscht, mit denen er andere Tiere austrickst, um an deren Futter zu kommen? Oder das die Orcas ein Gehirn haben, welches durchschnittlich 6,8 kg wiegt und das sie eine eigene Sprache haben, die von Region zu Region variiert?

Auf 59 Seiten werden uns 23 schlaue Tiere vorgestellt. Alle Tiere, die hier benannt werden, haben eines gemeinsam: Sie besitzen erstaunliche und unterschiedlichste Eigenschaften - kluge Gehirne, angepasste Körper und verlässliche Sinne beziehungsweise Instinkte, die sie nutzen um Dinge zu lernen und merken, um füreinander zu sorgen, um Probleme zu lösen, zu spielen, zusammenzuarbeiten oder um zu teilen..
Ein wirklich großartiges Buch, das sich hervorragend als Vorlesebuch und anschließend für die ersten Leseversuche eignet. Schön illustriert von Daniela Olejniková.
5/ 5