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murphy12

Bewertungen

Insgesamt 112 Bewertungen
Bewertung vom 11.11.2021
Waldeskälte
Krüger, Martin

Waldeskälte


gut

Traumatisierte Ermittlerin und bemühtes Grauen

Schade, dieser Thriller hat sein Potential nicht ausgeschöpft.
In dem kleinen Ort Eigerstal in den Schweizer Alpen wird ein junges Mädchen vermisst. Der Fall weist Parallelen zu einem 21 Jahre alten Fall auf, der bislang ungeklärt ist. Damals wurden 3 Mädchen entführt. 2 wurden ermordet aufgefunden- eines konnte entkommen. Dieses Mädchen ist nun eine Polizisten bei Interpol: Valeria Ravelli. Sie wird von ihrem Jugendfreund kontaktiert. Er ist der Onkel des entführten Mädchens und bittet sie, nach Hause zu kommen und zu ermitteln. Die Behörden vor Ort scheinen im Dunklen zu tappen. Ravelli will nicht in ihre Heimat zurückkehren- zumal sie sich nicht an die Entführung und ihre genaue Flucht erinnern kann, aber sie nimmt Urlaub und die Ermittlungen auf.
Der Thriller versucht das Setting im Herbst/Winter in den Bergen mit abgeschiedenen Dörfern, schlechtem Handyempfang und dunklen alten Wäldern für eine gruselige und mysteriöse Grundstimmung zu nutzen. Das gelingt ihm bei mir nicht wirklich, da ich mit der Hauptfigur nicht mitgefiebert habe. Als störend habe ich empfunden, dass Ravelli (und andere Personen) sich selber in Gedanken anspornen bzw. mit sich selbst gedanklich reden und dieses ausnahmslos in der 2. Person tun. “Du hast nicht damit gerechnet, dass er noch am Leben sein könnte.“ Dieses Stilmittel hat mich immer wieder irritiert und aus der Situation gerissen- gegen Ende des Buches hat es mich schon regelrecht genervt. Auch wurde von Ravelli kein klares Bild gezeichnet. Teilweise war sie schwer traumatisiert und dadurch bei den Ermittlungen gehemmt, teilweise völlig überheblich und allen anderen (Ermittlern) weit voraus, teilweise lässt sie sich komplett übertölpeln und macht regelrechte Anfängerfehler. Auch ihr Drang zum Retten, Schützen und Helfen war mir zu gering ausgeprägt, um sie sympathisch zu finden.
Insgesamt ist es aus meiner Sicht ein solide geschriebener Thriller, der einige Schwächen aufweist und somit insgesamt leider eher mittelmäßig ausfällt.

Bewertung vom 07.11.2021
Wir sind schließlich wer
Gesthuysen, Anne

Wir sind schließlich wer


ausgezeichnet

Zusammen

Ich habe dieses bewegende und mitreißende Buch „in einem Rutsch“ (in 2 Nächten) durchgelesen. Ich konnte es nur schwer aus der Hand legen und habe gelesen, bis mir die Augen zugefallen sind.

Hauptperson ist die geschiedene Pfarrerin Anna von Betteray, die eine neue Stelle auf dem Land antritt und von der Gemeinde eher misstrauisch beäugt bzw. belauert wird und durch diesen Widerstand nur schwer in die Gemeinde findet. Daneben hat sie auch familiär einiges zu beschicken. Sie ist mit 4 Brüdern und ihre Schwester Maria auf dem elterlichen Hof aufgewachsen. Die adelige Herkunft ist für ihre Mutter und ihre Schwester von großer Bedeutung. Maria hat auch entsprechend geheiratet und einen Sohn, der seine wilde Tante vergöttert. Die Schwestern und auch Anna und ihre Mutter finden oft keinen Zugang zueinander, obwohl sie sich -neben dem ganzen Frust und Unverständnis- ein enges Verhältnis zueinander wünschen. In kleinen Rückblenden werden die Kindheit und auch andere einschneidende Erlebnisse vor Allem der Schwestern eingestreut. Die eigentliche Belastungsprobe beginnt, als der Ehemann von Maria wegen Steuerhinterziehung in U-Haft genommen wird und Marias 11 jähriger Sohn verschwindet. Nun setzt Anna alle Hebel in Bewegung, um das Kind finden, während Maria aus Angst vor dem möglichen Verlust die Kraft zu verlieren scheint.

Die Autorin hat einen leichten und mitreißenden Schreibstil. Sie schafft es, die Personen des Buches lebendig werden zu lassen. Hier werden die Figuren nicht schlicht in Gut und Böse aufgeteilt, sondern deutlich feinere Fassetten der Persönlichkeit erschaffen, die sich im Laufe der Geschichte erst nach und nach offenbaren. Es ist ein reiner Lesegenuss, der durch den Wechsel von humorigen Einschüben und Spannung verstärkt wird.

Dieses Buch hat mein Herz angesprochen und gibt die Hoffnung, dass alles gut werden kann, auch wenn das Leben nicht in den Bahnen verläuft, die man sich gewünscht hätte. Es ist lebendig, realistisch und wortgewandt geschrieben. Eine wunderbar spannende Familiengeschichte mit sympathisch schrulligen Figuren.
Eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 05.11.2021
Meeressarg / Fabian Risk Bd.6
Ahnhem, Stefan

Meeressarg / Fabian Risk Bd.6


gut

Verschwörungen in allen Ecken

Dieses Buch ist der aktuelle Band der Reihe um Fabian Risk. Diese Reihe und insgesamt diesen Autor kannte ich bislang nicht. Das war mir vorab bewusst. Mein Lesevergnügen hält sich leider trotz der schönen Wortwahl und dem gekonnten Einsatz der Sprache in Grenzen. Wie das Buch auf jemanden wirkt, der die Reihe kennt und schätzt, kann ich leider nicht sagen. Für einen Neuling erscheint mir der Einstieg mit diesem Buch eher ungeeignet.
Erzählt wird der Krimi in 3 Handlungssträngen. Zum Einen wird die Jagd von Dunja Hougaard auf den hochrangigen Polizisten Kim Sleizner beschrieben. Sie will seine üblen Machenschaften aufdecken- kennt sie aber bislang nicht im Detail. Daneben versucht der frisch beförderte, aber alt-gediente Polizist Jan Hesk den Tod eines Mannes und einer Frau aufzuklären. Er ist Kim Sleizner unterstellt und wurde bislang von ihm gefördert. Nun stellt er sich aber immer mehr gegen ihn. Schließlich ist der 3. Strang Fabian Risk gewidmet. Sein 17 jähriger Sohn ist in Untersuchungshaft und hat sich dort das Leben genommen. Die Familie droht hieran zu zerbrechen. Risk wittert eine Verschwörung und ermittelt inoffiziell.
Die Handlungsstränge werden immer abwechselnd jeweils ein Kapitel aus jedem Strang erzählt. Jede Hauptperson vermutet eine Verschwörung und ein Fehlverhalten von Sleizner, der sich auch wirklich deutlich unprofessionell und unsympathisch verhält. Dennoch scheint er unantastbar zu sein. Die Erzählweise und die Wortwahl sprechen mich an. Das Buch lässt sich flüssig lesen. Leider springt der Funke dennoch nicht über. Vielleicht fehlt wirklich die Vorkenntnis aus den vorangegangenen Büchern, aber bis ca. zur Hälfte des Buches war mir nicht einmal klar, weshalb so verbissen gegen Sleizner vorgegangen werden soll. Verschwörungen, Geheimbünde und diverse Menschen mit unendlichen Ressourcen sind ohnehin nicht so ganz mein Ding. Zudem wurde Risk auch kein größerer Anteil an dem Krimi zugestanden, als den übrigen Protagonisten und das, obwohl die Reihe ja nun von ihm handelt.
Diese Reihe werde ich nicht weiterlesen.

Bewertung vom 23.10.2021
Keine Panik, Probepapa !
Weber, Ben

Keine Panik, Probepapa !


ausgezeichnet

Facetten der Elternschaft

Diese autobiografisch inspirierte Geschichte erzählt, wie Benno zu einem Pflegevater wurde. Dieses geschah eher unverhofft und zumindest anfangs auch ungewollt. Mit viel Augenzwinkern, Witz und Einflüssen aus dem Ruhrgebiet (hier spielt die Geschichte) berichtet Benno, wie Leo in das Leben von ihm und seiner Ehefrau trat.
Benno und Susanne sind verheiratet und ungewollt kinderlos. Sie haben sich jedoch mit den Jahren damit arrangiert und ihr Leben gemütlich und angenehm eingerichtet. Susanne ist Lehrerin. Benno ist Fitnesstrainer und Hausmann. Eines Tages bringt Susanne einen ihrer Schüler (Leo) mit nach Hause. Benno findet ihn unverhofft weinend am Küchentisch vor. Leo ist neun Jahre alt und ein Pflegekind. Die Familie, bei der er jahrelang gelebt hat, will ihn „zurückgeben“. Er muss deshalb aus seinem gewohnten Umfeld heraus, seine Freunde und die Schule verlassen und in ein Kinderheim ziehen. Susanne tröstet den Jungen, so gut sie kann. Sie besteht zudem darauf, ihn am nächsten Wochenende zu besuchen und etwas Schönes zu unternehmen. Benno muss natürlich mit und wird bei der Kinderbetreuung voll eingespannt. Nach einigen Hürden und Mühen erkennt er mit der Zeit, dass er Spaß an diesen Wochenenden hat und den Jungen nicht mehr missen möchte.
Dieses Buch ist in klaren, schönen Worten geschrieben. Seine größte Stärke ist der eingesetzte Humor, ohne zum Klamauk abzurutschen, und die vielen Szenen und Gedanken, die wohl jeder Elternteil nachempfinden kann und ggf. sogar selbst schon durchlebt hat. Es ist herzergreifend, rührt zu Tränen und bringt zum Lachen.

Diese wunderbare humorige Erzählung gibt Hoffnung. Mich hat es berührt. Ich hätte ewig weiterlesen können.

Klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 23.10.2021
Freddy und Flo gruseln sich vor gar nix! / Freddy und Flo Bd.1
Kling, Maria

Freddy und Flo gruseln sich vor gar nix! / Freddy und Flo Bd.1


ausgezeichnet

Gruselspaß!
Bereits durch den Titel ist es klar: dieses Buch passt gut in die aktuelle Zeit (kurz vor Halloween). Es ist ein gelungenes Werk in kindgerechter Sprache, etwas Spannung, etwas gruseligem Spaß und schönen Bildern. Die Absätze sind recht kurz und die Schrift ist angenehm groß, so dass auch Leseanfänger bereits Spaß am Selbstlesen dieses Buches haben dürften.
Freddy und seine Schwester Flo ziehen nach der Trennung ihrer Eltern in eine neue Wohnung zusammen mit ihrem Vater und dessen neuer Freundin. Besonders Flo leidet unter dem Umzug und der neuen Partnerschaft des Vaters. Freddy hingegen findet den Umzug spannend und beginnt das neue Haus, welches direkt an einen Friedhof grenzt, direkt zu erkunden und die neuen Nachbarn auszukundschaften. Schnell merkt er, dass mit den Nachbarn etwas nicht stimmen kann und auch der Hausverwalter benimmt sich eher komisch. Freddy geht der Sache- unterstützt durch seine große Schwester- auf dem Grund. Wenn die Nachbarn Hexen, Elfen, Werwölfe, Vampire und allerlei Schreckgestalten sein sollten, will er das wissen: denn er findet Mumien & Co total spannend und gar nicht gruselig- solange er nicht gejagt wird.
Auf der ersten Doppelseite befindet sich ein Bild des Hauses und seiner Bewohner, so dass man sich gut auf den verschiedenen Etagen zurechtfinden kann.
Das Buch ist insgesamt liebevoll gestaltet. Die Bilder dominieren jedoch nicht, so dass auch viele Seiten ohne Bilder auskommen. Die Absätze sind durch kleine niedliche Geister voneinander getrennt und zu Beginn eines Kapitels findet sich ein Bild von der Hauptperson dieses Abschnitts.
Wir wurden durch dieses Buch gut unterhalten, haben mitgefiebert und uns gegruselt, aber auch viel gelacht. Die Geschichte wurde für Kinder ab 8 Jahren geschrieben, die sie auch gut alleine lesen könnten. Ich habe sie mit einem Erstklässler gelesen und habe sie deshalb größtenteils vorgelesen. Das hat den Spaß nicht gemindert. Der Gruselfaktor war aus unserer Sicht nicht besonders groß- jedoch bei einigen Szenen schon vorhanden- hier kommt es aber sicherlich auf das jeweilige Kind an.

Eine klare Herbstempfehlung für regnerische Tage.

Bewertung vom 17.10.2021
Das Geheimnis des Bücherschranks
Skybäck, Frida

Das Geheimnis des Bücherschranks


ausgezeichnet

Was im Leben wichtig ist
Die Autorin Frida Skybäck kannte ich bislang nur dem Namen nach. Das Cover sprach mich sehr an. Die Grundidee der Geschichte, dass das Leben von zwei Frauen zu unterschiedlichen Zeiten erzählt wird und diese Frauen in Beziehung zueinander stehen, ist nun nicht zwingend neu, aber gewährt viele Möglichkeiten in der Ausgestaltung. Ich hatte Lust auf einen Feel -Good -Roman mit Liebesgeschichte.
Dieses Buch ist jedoch viel mehr als das.

Erzählt wird abwechselnd das Leben und die erste große Liebe von Anna im Jahre 1943 in Schweden und das Leben mit den aktuellen Schwierigkeiten von Rebecka in 2007. Rebecka lebt in Stockholm, kommt aber in ihre Heimat zurück, da ihre Großmutter Anna sich die Hand gebrochen hat und im Krankenhaus liegt. Sie hat ein sehr inniges Verhältnis zu ihrer Oma und fühlt sich ihr gegenüber verpflichtet. Deshalb lässt sie für ein paar Tage ihren anstrengenden Job und ihren Verlobten zurück und kommt in das Häuschen ihrer Oma.
Zudem wird die Liebesgeschichte der Oma zu Zeiten des zweiten Weltkrieges erzählt. Es handelt sich um eine verbotene Liebe, die vor ihren Eltern geheim gehalten wird. Ihr Partner Luca ist Italiener und zudem im Widerstand aktiv. Er hilft jüdischen Dänen über das Meer nach Schweden zu fliehen.

In einer sehr sprachgewandten und eindringlichen Weise gelingt es der Autorin einen Liebesroman zu verfassen, der durch diverse weitere Themen nicht überfrachtet, sondern vielmehr aufgewertet wird. Auch das Thema Nationalsozialismus wird angemessen aufgegriffen, reißt das Buch aber nicht an sich.

Ich fühle mich durch diesen herzergreifenden und auch spannenden Roman mit Liebesgeschichte, aber auch mit der Erkenntnis, dass Lebensentscheidungen getroffen werden müssen- auch wenn es schwer fällt- sehr gut unterhalten. Er setzt sich auch auf Grund der Themenbandbreite von den üblichen Liebesromanen ab. Eine klare Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 08.10.2021
Der Gesang der Berge
Que Mai, Nguyen, Phan

Der Gesang der Berge


ausgezeichnet

Gemeinsam überleben, wenn die Welt zerbricht

Dieses Buch ist sehr intensiv; hat mich gefangen genommen und in eine andere Zeit versetzt. Ich war in Vietnam.
Erzählt wird die Geschichte der Familie Tran durch die Urenkelin Huong. Das Buch beginnt in 2012- aber nur das erste Kapitel. Erzählt wird das Leben der Großmutter Dieu Lan. Dieses erfolgt in 2 Erzählsträngen: Einer beginnt in 1972 während des Vietnamkrieges in Ha Noi. Hier kümmert sich die Großmutter Dieu Lan um ihre 12 jährige Enkelin Huong (genannt: Guave), da das Land im Krieg versinkt und die Eltern von Huong in den Krieg gezogen sind. Der zweite beginnt in 1930 auf dem Land in der Provinz Nghe An. Hier lebt Dieu Lan als Kind auf dem elterlichen Hof.
Die Autorin vermag es in deutlichen, aber nicht unnötig brutalen Bildern die verschiedenen örtlichen Begebenheiten und die dort herrschenden Umstände plastisch darzustellen. Das Land wird zeitweise durch Frankreich und Japan unterdrückt, der Vietnamkrieg, die große Hungersnot, der eingeführte Kommunismus mit den Umerziehungslagern und dem Denunziantentum. Unrecht und Gewalt sind zu allen Zeiten allgegenwärtig. Inmitten dieser unruhigen Zeit ist Dieu Lan trotz vieler Schicksalsschläge bemüht, ihre Kinder und Kindeskinder zu ernähren und durch das Leben zu bringen. Sie ist unermüdlich und stark, aber nicht unfehlbar. Sie erfährt in ihrem Leben so viel Schlechtes, dass eine Aufzählung diese Rezension sprengen würde, aber auch in vielen Situationen unerwartete Hilfe von Fremden. Sie erlaubt sich kaum eine Schwäche- trägt Verantwortung und hilft wo sie kann.
Gerade weil dieses Buch so realistisch und emphatisch geschrieben wurde, fiel mir das Lesen mehrfach sehr schwer. Es war eine Anstrengung, die liebgewordenen Charaktere und die Menschen im Allgemeinen derart leiden zu sehen. Es ist kein Buch, um es mal kurz zu lesen. Obwohl ich es nicht aus der Hand legen wollte, musste ich oftmals eine Lesepause einlegen, um wieder zu Atem zu kommen. Es ist mir direkt ans Herz gegangen und hat mir auch die Tränen in die Augen getrieben.
Der Schreibstil und die Wortwahl sind wunderbar- nicht zuletzt auch wegen der vietnamesischen Sprichworte und Lieder, die in Originalsprache benannt und dann übersetzt werden. Es ist ein außergewöhnliches Buch, das mich vieles überdenken lässt.
Für mich ist es die Überraschung dieses Jahres und deshalb eine klare Leseempfehlung. Absolut lesenswert

Bewertung vom 20.09.2021
Bleistiftherz
Hansson, Elin

Bleistiftherz


ausgezeichnet

Vom Fallen und wieder auf das Board steigen
Das Cover ist außergewöhnlich und wunderschön gestaltet. Es ist ein echter Eyecatcher und ich betrachte es immer wieder gerne sehr genau. Damit hatte das Buch es schon mal in meine Hand geschafft.
Es geht um Liv, die fast 13 Jahre alt ist und sehr darunter leidet, dass ihre beiden größten Bezugspersonen nicht mehr da sind. Ihre Oma ist vor kurzem verstorben und ihre beste Freundin Ida musste mit ihren Eltern wegziehen. Zudem leben ihre Eltern getrennt und sie lebt nun allein mit ihrer Mutter. Sie ist eher schüchtern und spielt gerne Kniffel und verbrachte ihre Zeit und insbesondere ihre Ferien gerne mit ihrer Oma. Nun fühlt sie sich allein und verlassen. Zudem wird sie von einigen Schülern der Parallelklasse geärgert und kann sich nicht so richtig zur Wehr setzen. Halt geben ihr neben ihrer Mutter (die sie jedoch nicht so gut versteht), die 3 Freundinnen der Oma und der Bibliothekar Hallgrim. Ihre Mutter hat eine neue Kollegin. Sie treffen sich zum Essen und bringen ihre Kinder mit. Liv kann es kaum glauben, wie toll Frans- der Sohn der Kollegin- ist. Er ist ein Skateboarder und total süß. Nun will Liv es auch mal versuchen, zu skaten. Damit fangen ihre Probleme erst richtig an.
Es ist ein wunderschön geschriebenes Buch über Verlust und Identität. Die erste Liebe mit all ihren Schrecken und zarten Gefühlen, sowie über den Mut zur Veränderung. Die Erzählweise ist kindgerecht, ohne überheblich zu wirken. Die Charaktere sind stimmig und glaubhaft gezeichnet. Liv habe ich sofort ins Herz geschlossen. Sie macht eine große Veränderung nachvollziehbar durch und begibt sich dabei auch auf Irrpfade bis sie merkt, dass sie sie selbst bleiben muss.
Dieses Buch wird viele Mädchen im Teenageralter ins Herz treffen. Von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 20.09.2021
Die andere Tochter
Golch, Dinah Marte

Die andere Tochter


sehr gut

Bedrängnis und Lügen
Das Buch ist als Roman kategorisiert worden. Das ist meiner Meinung nach irreführend. Ich würde es in den Bereich Thriller einordnen- ggf. sogar als Mystery- Thriller.
Erzählt werden die Erlebnisse von Antonia Petzold (Toni). Dieses erfolgt auf 2 Zeitachsen. Einmal Oktober 2019 (jetzt) und einmal die Zeit ab Mai 2019. Diese zweite Zeitachse läuft auf den Oktober zu und schließlich wird das Ende des Buches einheitlich erzählt. Der Schreibstil lässt sich angenehm lesen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Toni verliert durch einen beruflichen Unfall ihr Augenlicht und erhält es durch eine Gewebespende einer Toten zurück. Die Gewebespende erfolgt- wie in Deutschland vorgeschrieben- anonym. Sie schreibt einen Dankesbrief an die Familie der Spenderin über die Gewebebank und erhält von deren Mutter überraschend Antwort. Sie möchte die Familie kennenlernen und mehr über die Spenderin erfahren. Deren Familienangehörigen verhalten sich seltsam, teilweise sogar feindselig ihr gegenüber. Sie gerät in einen Strudel von Anziehung, Ablehnung und Halbwahrheiten. Der Tod der Spenderin scheint auch eher ungeklärt zu sein. Gleichzeitig steht Toni auch im Oktober 2019 vor massiven Problemen, da ihre Mutter nach einem Angriff im Krankenhaus ist, ihr Vater ist nicht ansprechbar, sie wohnt bei einer Freundin und die Wohnung ihrer Eltern ist ein Tatort und darf dementsprechend nicht betreten werden. Die Verletzungen der Mutter sind so schwer, dass Toni eine Patientenverfügung suche muss. Zudem scheint auch in Tonis Kindheit ein großes Problem zu schlummern. Seit ihrer Zeit bei der Familie der Spenderin hat sie immer öfter das Gefühl fremdgesteuert zu werden und außerkörperliche Erfahrungen. Sie fragt sich, ob der Geist der Spenderin auf sie übergeht.
Ich habe nach der Leseprobe andere Erwartungen an das Buch gehabt und war von den tatsächlichen Themengebieten (und deren beträchtlichen Umfang) überrascht. Ich habe mich dann auf den Roman völlig eingelassen und mit großer Anspannung immer weitergelesen. Wer jedoch die Vorstellung Tote zu spüren und das Thema der Seelenwanderung völlig abtut, wird vermutlich eher keine Freude an dem Buch haben.
Das Buch wirkt auf mich wegen der Fülle an Thematiken: Beutekunst, Organspende, Mord, Kindesvernachlässigung, Alkoholismus, Untreue, Bindungsängste, spirituelle Exkursionen usw. etwas überfrachtet. Auch das Ende ist teilweise offen und teilweise ohne Erklärung überraschend positiv. In der Summe ist die Geschichte für mich somit nicht ganz rund, aber lesenswert.

Bewertung vom 15.09.2021
Diese Frauen
Pochoda, Ivy

Diese Frauen


ausgezeichnet

Starker Krimi in Frauenhand
Der Kriminalroman „Diese Frauen“ hat mich vollständig überzeugt. Bereits der Schutzumschlag ist schön und passend gestaltet. Der Einband fasst sich angenehm an und ist in einem hübschen dunkelgrün gehalten. Auch das eingebundene Lesebändchen empfinde ich als „plus“.
Erzählt wird der Krimi in 5 Abschnitten, die jeweils einer anderen Frau gewidmet sind, aus deren Sicht die Geschehnisse weitererzählt werden. Zudem gibt es eine Rahmenerzählung einer weiteren Frau, die immer weitergeführt wird. Feelia oder Orphelia gibt die Rahmenhandlung vor. Die Abschnitte sind Dorian, Julianna, Essie, Marella und Anneke gewidmet. Die Bereiche der Frauen stehen nicht nebeneinander, sondern sind kunstvoll miteinander verwoben. Die Frauen treten auch in den anderen Abschnitten auf. Jede hat Probleme zu bewältigen, die neben der Kriminalgeschichte erzählt werden.
Die Geschichte spielt in L.A. Dort werden farbige Frauen ermordet, die überwiegend aus dem Milieu mit den Randbereichen stammen. Die Mordserie bricht vor 15 Jahren plötzlich ab und wird unverhofft in 2014 wiederbelebt. Die Polizei konnte damals den Mörder nicht fassen und scheint auch nicht viel Energie darauf verwendet zu haben. Eine der in der ersten Welle ermordeten Frauen war die Tochter von Dorian. Sie war keine Prostituierte, sondern Studentin und jobbte als Babysitter. Sie kam von ihrem Job nicht mehr zurück. Dieser Umstand überschattet Dorians ganzes Leben. Sie will, dass der Mörder von der Polizei gefasst und bestraft wird. Sie führt einen Imbiss und hilft den örtlichen Prostituierten, soweit es ihr möglich ist. Sie findet in letzter Zeit immer wieder tote Vögel bei ihrem Imbiss und schließlich auch bei sich zu Hause. Sie wertet dieses als Warnung und geht zur Polizei.
Julianna ist das Mädchen, auf das die Tochter von Dorian aufgepasst hatte, bevor sich ihr Weg mit dem des Mörders kreuzte. Inzwischen ist sie eine junge Frau und lebt in einer WG. Drogen und Partys, sowie ein Job in einem Hinterzimmer einer Bar als Tänzerin bestimmen ihr Leben. Doch sie will dieses hinter sich lassen und kehrt zu ihren Eltern zurück. Dorian versucht ebenfalls ihr zu helfen. Diese Hilfe will die junge Frau jedoch nicht.
Essie ist eine Detektiv bei der Sitte. Sie nimmt die Anzeigen von Dorian und Feelia auf und erkennt, dass ein Serienmörder in LA sein Unwesen treibt. Die Kollegen des Morddezernats möchten ihrer Theorie nicht folgen, sie ermittelt dennoch. Zudem hat sie ein privates Trauma erlitten, welches auch berufliche Auswirkungen auf ihre Glaubwürdigkeit hatte. Dieses Trauma wird nach und nach enthüllt.
Marella ist die Tochter der Nachbarn von Juliannas Eltern. Sie ist ein paar Jahre jünger als Julianna und sucht ihre Freundschaft. Zudem ist sie gleichermaßen angezogen und abgestoßen von Gewalt und drückt dieses in ihrer Kunst aus.
Anneke ist die Mutter von Marella. Sie wirkt sehr abweisend und kalt. Ihre Figur ist schwer zu fassen, wird jedoch im Laufe der Erzählung erklärt.
Die Wortwahl und die Satzmelodie werden den verschiedenen Personen angepasst, so dass bei mir tatsächlich der Eindruck entstand, dass die Geschichte von verschiedenen Personen erzählt wird. Diese Methode fand ich sehr interessant. Auch bin ich davon begeistert, dass dennoch der Krimi ein einem Guss erzählt wird und nicht ein und dieselbe Szene einfach aus verschiedenen Blickwinkeln immer wieder wiederholt wird. Diese Erzählweise ist mir neu- ich kann sie nur unterstützen!
Die Personen sind mir nicht alle sympathisch, aber sie entwickeln sich alle innerhalb ihres Erfahrungshorizontes und sind stimmig dargestellt.
Der Krimi war nicht unnötig blutig, aber spannend mit einigen unerwarteten Wendungen. Eine klare Leseempfehlung von mir.

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