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Benutzername: 
Lilofee
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 266 Bewertungen
Bewertung vom 04.03.2022
Kaiserstuhl
Glaser, Brigitte

Kaiserstuhl


sehr gut

Der historische Roman spielt in der Zeit von 1962 - Januar 1963.
Der deutsch-französische Freundschaftsvertrag, als Élysée-Vertrag bezeichnet, sollte Frankreich und Deutschland Konsultationen in allen wichtigen Fragen der Außen-, Sicherheits-, Jugend- und Kulturpolitik sicherstellen.
Er wurde am 22. Januar 1963 von Bundeskanzler Konrad Adenauer und vom französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle im Pariser Élysée-Palast unterzeichnet und trat am 2. Juli 1963 in Kraft.
Mit diesem Hintergrund taucht man in diesen Nachkriegs-Roman ein.
Es geht um die schwierigen Anfänge der deutsch-französischen Partnerschaft.
Das bekommen auch die Hauptcharaktere zu spüren.
Die Deutsche Henny Köpfer und der Elsässer Paul Duringer.
Ihre Wege kreuzten sich kurz nach Kriegsende und erst 1962 stehen sie sich wieder gegenüber.
Der Erzählstil ist sehr anschaulich und lebendig. Er beschreibt das Leben in dem Grenzgebiet. Die wieder Annäherung nach dem Krieg. Alte Wunden brechen auf.
Dank der richtig guten Recherche taucht man sehr tief in diese Geschichte ein.
Auch das Kulinarische kommt nicht zu kurz. Der elsässische Flair und die Kaiserstühler Weine ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte.
Hauptperson aber ist ein 37er Vossinger Champagner.
Die Suche nach ihm gestaltet sich teilweise sehr spannend.
Die Charaktere und Ihre Entwicklungen sind wunderbar beschrieben
und man kann sich sehr gut mit ihnen identifizieren.
Auch die Landschaftsbeschreibungen sind sehr gelungen.
Der Autorin gelingt es mühelos, den Leser in die Geschichten einzubinden.
Einzig die häufigen und sehr ausführlich beschriebenen Rückblenden
in die verschiedenen Orte der Vergangenheit stören den Lesefluss etwas.

Ein sehr spannender Roman über die Zeit des Umbruches, der heilenden Erfahrung, sich der Vergangenheit zu stellen.
Brigitte Glaser beschreibt in ruhigen Worten Menschen, die mit ihrem Schicksal hadern und die sich schwer in diese Zeit einleben können.
Andere wiederum haben ihre Vorteile schon erkannt und nutzen Sie rücksichtslos aus.
Ein tolles Buch über die politische Lage Deutschlands und auch über die Rolle der Frau in den 60er Jahren. Eine sehr gelungene Verknüpfung von historischen Fakten und Fiktion.

Bewertung vom 26.02.2022
Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar / Mord ist Potts' Hobby Bd.1
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar / Mord ist Potts' Hobby Bd.1


sehr gut

Judith Potts ist eine etwas unkonventionelle, leicht spleenige ältere Frau. Sie lebt alleine
in einem alten Herrenhaus und arbeitet als Kreuzworträtsel-Autorin.
Abends geht sie sehr gerne mal nackt schwimmen in der Themse und beendet den Abend bevorzugt mit
einem Whisky. Ihr betuliches Leben ändert sich, als sie Zeugin eines Mordes auf dem
Nachbargrundstück wird. Dummerweise gibt es keine Leiche. Es gibt auch keine Spuren und die
hiesige Polizei macht keine richtigen Anstalten, in dem Fall zu ermitteln.
Also beginnt Judith selbst nachzuforschen.

Das Cover ist ein bisschen blass geraten. Es gibt einen Einblick in ein typisches englisches Dorf.

Die Charaktere sind etwas überzeichnet und recht skurril.
Nach und nach werden mehr Informationen bekannt und die Personen werden vertrauter.
Judith ist wie ein kleiner Terrier. Nachdem sie festgestellt hat, dass die Polizei
es nicht so ernst mit den Ermittlungen sieht, übernimmt sie das.
Einmal festgebissen, lässt sie nicht mehr los. Als sie dann noch auf die etwas ältere
Hundesitterin Suzie und die etwas neurotische Pfarrersfrau Becks trifft, ist das Ermittlungstrio
perfekt.
Am Ende dürfen sie sogar ganz offiziell der Polizei bei der Aufklärung helfen.
Denn die ist total überfordert und tritt auf der Stelle.

Der Schreibstil ist für mich typisch englisch und hat den von mir so geliebten schwarzen Humor.
Es gibt viel Situationskomik und was so schön anders ist, es wird sehr viel nach Bauchgefühl
und Spürnase ermittelt. Kommen die Frauen mal in eine brenzlige Situation, ist ihre Lebenserfahrung von großem Nutzen.
Dieser Krimi kommt auch ohne großes Blutvergießen aus.
Fließend geschrieben und mit einem leichten Spannungsbogen versehen, der bis zum Ende erhalten bleibt.
Es macht Spaß mitzurätseln, aber es kommt immer wieder etwas anders als gedacht.
Denn peu à peu werden mehr Details bekannt gegeben.
Da aber die Landschaftsbeschreibungen wunderbar gelungen und die Figuren so herrlich
überzeichnet sind, liest sich dieser Krimi sehr gut.
Ein unaufgeregter Krimi, mit gut aufgelegten Charakteren, der große Lust auf mehr macht.

Bewertung vom 09.02.2022
Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2
Osman, Richard

Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2


ausgezeichnet

Die vier vom Donnerstagsmordclub bekommen es dieses Mal mit der New Yorker
Mafia zu tun. Elizabeth muss ihren ehemaligen Geheimdienst-Kollegen Douglas
Middlemis aus der Bredouille helfen. Das ist nicht einfach, geht es doch um
Diamanten im Wert von 20 Millionen Pfund! Aber auch Profis machen Fehler,
in dem sie zum Beispiel ihr Handwerk in der Seniorenresidenz Cooper Chase nachgehen.
Denn wer hier mordet, der wird vom Donnerstagsmordclub gejagt und ganz schnell
werden aus den Jägern die Gejagten.

Ein Wiedersehen mit den vier Hobbydetektiven aus der Seniorenresidenz.
Es ist von Vorteil den ersten Band zu lesen, denn so kommt man in den ganzen Genuss
der Ermittlungen. Lernt die vier so herrlich schrulligen wie pfiffigen Senioren besser
kennen.
Vier starke und sehr fitte Senioren, die vor ihrer Rente viel mehr zu bieten hatten.
In ihrer aktiven Zeit waren sie Geheimdienstlerin, Krankenschwester, Gewerkschaftsführer und Psychiater. Es ist so wunderbar zu lesen, was für Tricks und Ideen die vier anwenden, um zur Lösung des Falls beizutragen. Dabei geht es nicht immer ganz legal zu.
Aber die Gerechtigkeit muss doch siegen. Das wird mit viel Wortwitz und englischem Humor
erzählt. Es macht großen Spaß, gemeinsam mit den Senioren zu ermitteln.
Die Charaktere sind großartig beschrieben, wie aus dem Leben gegriffen.
Die Ermittlungen sind so herrlich unprofessionell.
Der Spannungsbogen ist gekonnt gesetzt und bleibt bis zum überraschenden Ende
bestehen.
Dazu kommt die flüssige Schreibweise des Autors, die einen richtig in die Geschichte
zieht. Die Kapitel sind wieder kurz gehalten und werden durch Joyce unnachahmliche
Art der Tagebucheinträge ergänzt.
Ein richtiges Lesevergnügen mit viel Humor und Herz.

Bewertung vom 08.02.2022
Gemeinsam gegen Osteoporose
Riepenhof, Helge;Stromberg, Holger

Gemeinsam gegen Osteoporose


sehr gut

Dieses sehr interessante und hilfreiche Buch setzt sich aus mehreren Teilen zusammen.

1. Ernährungs-Basics bei Osteoporose

Das Gespräch zwischen den beiden Autoren gibt einen sehr guten Überblick, was Osteoporose überhaupt ist, wie sie entsteht und was man tun kann, um sie herauszuzögern.
Ganz wichtig ist das Vorbeugen und die Ernährung.
Auch die Erklärung, was den Knochen schadet, die verschiedenen Stadien der Osteoporose sind sehr hilfreich. Das Risiko erkennen und vor allem was den Knochenabbau fördert.
Die Knochenräuber, also die verschiedenen Substanzen in den Lebensmitteln zu erkennen
wird hier in klaren Abschnitten wunderbar erklärt.
Es gibt auch einen persönlichen Risikotest, um sich selbst einzuschätzen. Richtig gut!
Auch das Vier-Maßnahmenpaket für den Alltag, die Top Ten der basischen Lebensmittel und die Aufbauhilfe für die Knochen müssen noch erwähnt werden.

Alles wird wunderbar in klaren Sätzen kurzweilig beschrieben. Es liest sich richtig gut und macht Lust auf die folgenden Rezepte.

2. Rezepte

Die sind allerdings etwas enttäuschend.
Ich empfinde sie nicht unbedingt als Alltagstauglich. Vieles muss extra besorgt werden. Der größte Knackpunkt ist für mich aber, dass keine Alternativen in den Rezepten genannt werden.
Nicht alle vertragen Haselnüsse, Soja oder mögen Algen.
Die Rezepte, die ich probiert habe, sind alle sehr gut gelungen und sehr schmackhaft.

3. Bewegung-Basics bei Osteoporose

Das ist wunderbar umgesetzt. Tolle Übungen gegen den Knochenabbau. Da findet jeder seine für ihn passenden Übungen. Neben den kleinen Motivationshilfen gibt es am Ende noch Hinweise, was man für sich tun kann, um seine Lebensqualität zu erhalten.

Fazit:
Ein wunderbarer, mit leichtem Humor gewürzter Ratgeber gegen die Osteoporose.
Viele Hinweise und Tipps praktischer Art.
Die ohne den erhobenen Zeigefinger aufgezeigt werden und Lust auf Umsetzung machen.
Ein wirklich hilfreiches und sehr interessantes Buch.

Bewertung vom 23.01.2022
Ende in Sicht
Rönne, Ronja von

Ende in Sicht


gut

Hella, eine abgetakelte 69-jährige Schlagersängerin ist unterwegs in Richtung Schweiz.
Einst gefeiert und jetzt höchstens mal ein kleiner Kaufhausauftritt
will ihr Leben mit einem Giftcocktail in der Schweiz beenden.
Leider kommt sie nicht sehr weit, denn es stürzt ihr von einer viel
zu niedrigen Autobahnbrücke ein Teenager vor den Passat.
Juli, ist im wahrsten Sinne des Wortes lebensmüde. Dem depressiven 15-jährigen
Teenager konnten weder eine Therapie noch der alleinerziehende Vater weiterhelfen.
Jetzt steht sie auf einer sogenannten Grünbrücke, die gebaut wurde,
damit Rehe und Wildschweine nicht der A33 zum Opfer fielen,
nicht als "Fallwild" in den "Rädern des Feierabendverkehrs" verenden.
Im Mittelpunkt steht das brüchige Verhältnis der beiden trostlos Traurigen,
die nur gemeinsam ins Leben zurückfinden können.
Hella und Juli sind sich nicht sympathisch.
Obwohl sie auch Gemeinsamkeiten haben.
Während Hella darunter litt, dass die Schwester bevorzugt wurde,
hat Juli mit einer völlig abwesenden Mutter zu kämpfen.

Die Schreibweise ist sehr wortgewandt, teilweise recht ausfällig bis respektlos.
Die Handlung ist oft mehr als skurril und sehr überspitzt. Der aufblitzende Humor wirkt
aufgesetzt.
Da alles in kurzen Sätzen geschrieben ist, fliegt man durch die Seiten. Vieles erscheint unlogisch.
Die Charaktere sind so überzeichnet, dass sie keine Nähe zulassen.
Ein leicht zu lesendes Buch, auch mit Tiefe, aber am Ende behält man nichts davon zurück.
Ich kenne mich nicht mit dieser Krankheit aus.
Deshalb hat mich dieses Buch angesprochen. Das versprochene dramatische und unangemessene
komische Lesevergnügen habe ich nicht erlebt.
Leider ist die Botschaft bei mir nicht angekommen.
Ein nettes Roadmovie, stellenweise interessant, partiell recht nervig.
Trotz des ernsten Themas konnte es mich nicht überzeugen.

Es gibt einige starke Sätze und Szenen, die ich erwähnen möchte.
Wie z.b.:
"Das Beste, dachte sie so leise wie möglich,
denn der Gedanke war ihr vor ihr selbst peinlich,
das Beste war, dass sie in der Schweiz zwei Termine hatte:
einen zum Sterben und einen einige Stunden davor:
zum Schminken und Frisieren."
Oder auch:
Kurz vor dem Sprung denkt dieser Teenager aber noch:
"Konnte er nicht einfach Sachen tun,
die gewöhnlich Teenager seines Alters taten?"

Mit einer kalkigen Schale tritt Juli auch an den Brückenrand,
um in die Tiefe zu springen. Das Tiergehäuse zerbröselt, das Kind überlebt.

Bewertung vom 18.01.2022
Der letzte Sommer in der Stadt
Calligarich, Gianfranco

Der letzte Sommer in der Stadt


weniger gut

Ein junger Mann zieht von Mailand nach Rom.
Er findet recht schnell Anschluss und hat Glück, kann in die Wohnung
von Freunden ziehen.
Gut beschrieben wird die Stimmung seiner Freunde, der Clique.
Die 70er Jahre mit ihrem besonderen Charme. Alle lassen
sich treiben und Leo Gazzarra treibt mit.
Bekommt allerdings nichts richtig auf die Reihe.
Es wird gefeiert, gesoffen, gelebt.
Als Leo Arianna kennenlernt, versucht er sich zu ändern
aber auch sie kann Leo nicht halten.
Die Sprachlosigkeit, die ihm anscheinend in die Wiege gelegt wurde, kann er einfach nicht ablegen.
Obwohl die Beschreibungen Roms und der Charaktere wunderbar
sind, kann der Roman nicht überzeugen.
Trotz der schönen Schreibweise, dem starken Anfang macht sich
später Langeweile breit.
Die Hauptcharaktere drehen sich im Kreis, es fängt an zu nerven.
Melancholisch und elegant, aber von Fellini und Sorrentino
weit entfernt.
Letztendlich war ich froh als ich das Buch zuklappen konnte.

Bewertung vom 17.01.2022
Der süße Himmel der Schwestern Lindholm
Russo, Andrea

Der süße Himmel der Schwestern Lindholm


sehr gut

Schweden/Skane 1936
Am Rande des Kullabergs wohnen die Lindholmschwestern.
Seit Generationen wird in der kleinen Bäckerei Brot und
andere Leckereien gebacken. In dieser wirtschaftlich schweren
Zeit kommen die fünf Schwestern auf die Idee, das Geschäft
etwas auszubauen. Sie eröffnen ein Gartencafé.
Söta Himmlen soll es heißen.
Doch dann beginnt ein Krieg in Europa.
Die Weltgeschichte droht die engen Bande zwischen den Schwestern zu zerreißen
und mit ihnen den «Süßen Himmel».

Das Cover gibt schon mal einen guten Einblick auf den Inhalt.
Dieses Mal entführt uns die Autorin nach Schweden.

Die Schreibweise ist wunderbar und fließend und die Charaktere
wie gewohnt ausdrucksstark. Die Familie steht im Mittelpunkt.
Zusammenhalt in jeder Lebenslage, egal wie die Umstände sind.
Nach dem ersten Kapitel geht es gleich in die Vergangenheit.
In das Jahr 1936.
Die Lebenssituationen und die Zeit wird recht gut wiedergegeben.
Da aber setzt meine kleine Kritik ein.
Ich habe natürlich hier keinen gesellschaftskritischen Roman erwartet.
Dennoch hätte mir ein bisschen mehr gesellschaftspolitischer
Hintergrund gefallen.
Dazu kommt, dass das Handeln und agieren der Personen nicht so richtig
in diese Zeit passen.
Alles in allem aber ist es ein sehr schöner Roman geworden.
Der Leser wird richtig in die Geschichte hereingezogen.
Schon nach ein paar Zeilen wird man Teil dieser Familie.
Lebt und hofft mit ihnen. Möchte gar nicht mehr aufhören zu lesen.
Dazu kommen die herrlichen Backmomente. Die werden so real beschrieben.
Der Duft dieser leckeren Teilchen zieht einen förmlich in die Nase.
Zum Glück gibt es hinten im Buch wunderbare schwedische Rezepte.
Das Besondere daran ist, dass sie von der Autorin getestet wurden.

Andrea Russos Romane haben nicht nur einen sehr großen Wohlfühlfaktor,
sondern auch immer einen großen Genießer Anteil.

Bewertung vom 11.01.2022
Abschied von der Heimat / Böhmen-Saga Bd.1
Sonnberger, Gabriele

Abschied von der Heimat / Böhmen-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Rheinland 1929:
Die kleine Erika wird als fünfjährige von ihren Eltern zur Tante
nach Böhmen geschickt. Sie soll nur eine kurze Zeit dort bleiben.
Solange bis es der Familie wieder besser geht.
Das dauert viel länger als gedacht.
Erika wächst zu einer selbstbewussten jungen Frau heran.
Sie findet Freundinnen und hat viele Verehrer.

Südböhmen 1938:
Durch die Annexion des Sudetenlandes ändert sich alles.
Erika engagiert sich im Widerstand,
der Verrat eines falschen Freundes hat dramatische Folgen.
Als ihre Tante im Oktober 1945 den amtlichen Befehl erhält,
umgehend das Land zu verlassen, ist Erikas Zukunft mehr als ungewiss.

Meine Meinung:

Eine sehr lebendige und auch spannende Geschichte, die den Leser
in eine längst vergangene Zeit entführt.
Diese Geschichte um zwei Familien und ihr Schicksal ist sehr
einfühlsam und auch sehr spannend erzählt. Das Leben in Südböhmen
und die spätere Vertreibung. Überhaupt, was es bedeutet aus seinem
Leben gerissen zu werden. Wie die Stimmung kippt, antideutsch wird.
Die Charaktere sind wunderbar gewählt.
Z.b. Erika, die vom kleinen naiven Mädchen zur Widerstandskämpferin wird.
Ihre Verwandlung zu einer starken, mutigen und selbstlosen jungen Frau
auf der nun alle Hoffnungen der Tante liegt.
Die Autorin beherrscht die Kunst, zwei Familien in die historischen
Ereignisse dieser Zeit einzubinden. Dazu tragen ihre genausten
Recherchen und auch ihr wunderbarer Schreibstil bei.
Außerdem erhält dieser Roman sehr viel Lokalkolorit.
Die Orte sind sehr anschaulich und bildhaft beschrieben.
Überhaupt wird alles sehr detailliert dargestellt.

Fazit:
Hier wird Zeitgeschichte spannend vermittelt.
Unprätentiös und lebensnah erzählt, sodass es nie rührselig oder kitschig wird.
Ein sehr gelungenes Buch, das zeigt, was eine Vertreibung aus der Heimat wirklich bedeutet.
So macht Geschichte Spaß.
Habe ich doch einiges erfahren, was ich bis heute nicht wusste.

Das Cover finde ich sehr schön und passend zum Inhalt.
In der vorderen Klappe befindet sich eine sehr schöne Zeichnung
von Böhmen um 1938.
Eine Zeittafel am Ende des Buches hätte mir sehr gefallen!

Bewertung vom 07.01.2022
Du hast gesagt, es ist für immer
Doller, Trish

Du hast gesagt, es ist für immer


ausgezeichnet

Anna und Ben wollten ihren lange geplanten Segeltörn in die
Karibik antreten. Dazu kommt es aber nicht. Ben hat Selbstmord
begangen und Anna hadert mit ihrem Leben. Sie weiß, dass sich etwas
ändern muss und entscheidet spontan diese Reise allein anzutreten.
Anna merkt rasch, dass sie als Anfängerin nicht allem gewachsen ist.
Sie holt sich professionelle Hilfe. Keane, ein irischer routinierter
Segler meldet sich auf ihre Anzeige.
Auch Keane hat sein Päckchen zu tragen, kämpft mit einem großen Verlust.
Werden die beiden das schaffen?

Das wunderschöne Cover verspricht karibisches Flair.
Dieser Roman ist wie eine schöne und lange Segeltour.
Man taucht in ihn ein wie in die Wellen des Meeres.
Setzt in Gedanken die Segel und sieht den endlosen Horizont vor sich.
Der Schreibstil der Autorin ist warmherzig und mitreißend.
Die Geschichte hat Tiefgang. Es geht um den Verlust eines
geliebten Menschen, um Trost und Hoffnung.
Die Charaktere sind wunderbar beschrieben und man hat das Gefühl
direkt vor Ort zu sein.
Es macht Freude zu lesen, wie Anna langsam ins Leben zurückkehrt
und ihr wirklich verdientes Glück findet.
Ein poetischer und sehr sensibler Roman über Trauerbewältigung,
das Segeln und einen Neuanfang.
In leisen Tönen wird in Rückblenden das Leben der Anna erzählt.
Das macht die Autorin mit einem wunderbaren leichten Schreibstil.
Intensiv, aber nie kitschig.
Genau die richtige Lektüre für kalte Tage.

Bewertung vom 06.01.2022
Unser kostbares Leben
Fuchs, Katharina

Unser kostbares Leben


ausgezeichnet

Die Autorin nimmt uns mit in die 70er/80er Jahre.
Inmitten der beginnenden Ölkrise und des Vietnamkriegs wachsen drei junge Frauen auf.
Minka, die Tochter des SPD-Bürgermeisters, Caro, die Tochter des Direktors
der Schokoladenfabrik und Claire Caros vietnamesische Adoptivschwester.
Claire ist Waise und eine der ersten Boatpeople, die in Deutschland aufgenommen wurden.
Sie leben in politisch völlig verschiedenen Haushalten.

Aus ihrer Sicht wird diese Zeit noch einmal lebendig.
Katharina Fuchs zieht da alle Register. Von der Umweltverschmutzung, der hiesigen Pharmaindustrie, deren grausamen Tierversuche, die Vergiftung des Flusses, Experimente mit Psychopharmaka, die Vernichtung des Waldes für eine Autobahn.
Das alles wird mit einem wunderbar fesselnden Schreibstil erzählt.
Mit den Augen dieser drei Hauptcharaktere durchlebt der Leser diese
vergangene Zeit. Bildreich und sehr lebendig, unheimlich fesselnd und
auch wieder federleicht wird das Zeitgeschehen von damals wiedergegeben.
Die Charaktere sind einfach super gewählt.
Aus ihrem kindlichen Blickwinkel heraus entwickelt sie mit den Jahren
ein anderes Bewusstsein für die beginnende Umweltverschmutzung.
Sie merken, dass sie etwas dagegen tun können bzw. müssen, damit sich etwas ändert.
Dank der wirklich sehr lebendigen Schreibweise hat man das Gefühl ein Teil
dieser Familien zu sein. Man erlebt alle Höhen und Tiefen hautnah.
Die guten und auch die sehr schmerzlichen Erlebnisse.
Dazu kommen die historischen Ereignisse, die sich wie ein roter Faden
durch diese Geschichte ziehen.
Ein wunderbarer Roman mit sehr ernsten Hintertönen.
Eine sehr gelungene Zeitreise durch die 1970er/1980er Jahre.